Abel und Kain

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englisch: Abel and Cain; französisch: Abel et Caïn; italienisch: Abele e Caino.


Leonie Reygers (1933)

RDK I, 17–27


RDK I, 17, Abb. 1. Rom, Lateran-Museum.
RDK I, 17, Abb. 2. Hannover, Tragaltar, E. 12. Jh.
RDK I, 19, Abb. 3. Modena, Kathedrale, 1. V. 12. Jh.
RDK I, 21, Abb. 4. Modena, Kathedrale, 1. V. 12. Jh.
RDK I, 21, Abb. 5. Schulpforta, ca. 1170/80.
RDK I, 21, Abb. 6. Lübecker Bibel von 1494.
RDK I, 23, Abb. 7. Frankfurt a. M., A. 17. Jh.
RDK I, 23, Abb. 8. Kamin aus Schloß Horst, um 1560.
RDK I, 25, Abb. 9. München-Gladbach, M. 12. Jh.

I. Biblischer Bericht

Nach dem biblischen Bericht (Gen. 4, 1–16) bebaute K., der Erstgeborene der Stammeltern, den Boden, und A., sein jüngerer Bruder, hütete die Schafe. Beide brachten dem Herrn ihr Opfer dar: K., der Ackerbauer, die Früchte des Feldes, A., der Hirt, die Erstgeburt seiner Tiere. Gott verschmähte K.s Gabe, A.s Opfer aber nahm er an; da erschlug K. seinen Bruder im Zorn. Gott fluchte K. und machte ein Zeichen an ihm.

II. Ikonographie der Hauptszenen (Opfer und Brudermord)

Die bildliche Darstellung entnimmt dem biblischen Bericht vor allem 2 Szenen: K.s und A.s Opfer und den Brudermord. Das Opfer wird schon auf frühchristlichen Sarkophagen dargestellt: A. naht sich dem thronenden Gott mit einem Lamm, K. bringt Früchte oder Ähren (Abb. 1; vgl. auch Garrucci, Taf. 317, 3; 333, 2; 402, 3 usw.). – Der Brudermord begegnet erst in den ausführlichen Bildzyklen der illustrierten Bibeln, die häufig auch eine besondere Schilderung der Tätigkeit K.s als Ackerbauer und A.s als Hirt bringen. Der Ashburnham-Pentateuch (Paris, Bibl. Nat., 7. Jh.) vereinigt auf einem Blatt – ohne Einhaltung der chronologischen Ordnung – folgende Szenen: A. weidet auf einem Hügel sitzend die Schafe; K. pflügt mit einem Ochsengespann; A. opfert ein Schaf, K. ein Brot; Gott (Hand in Wolke) weist K.s Gabe zurück; K. erschlägt seinen Bruder mit der Axt, K. wird von Gott angerufen. In den Mosaiken von San Marco in Venedig folgen – nach Tikkanen im Anschluß an die Londoner Cottonbibel des 5./6. Jh. – auf das Opfer der beiden Brüder der Zorn K.s über die Ablehnung seiner Gabe, der Brudermord und die Verfluchung K.s. Außerdem sind hier wie in anderen Fällen die Zeugung und die Geburt von K. bzw. A. dargestellt; vgl. darüber den Artikel Adam und Eva. Überhaupt bildet die Geschichte von K. und A. in der Regel nur eine Fortsetzung der Adam-und-Eva-Geschichte. – In der angelsächsischen Metrical Paraphrase des Caedmon (Oxford, Bodl., 10. Jh.) hilft K. seinem Vater die Erde hacken, während A. die Schafe weidet; beide bringen dem Herrn ihr Opfer; A. wird von K. mit einem Knüppel erschlagen.

In Deutschland ist das von Ermoldus Nigellus (Schlosser, Quellenbuch, S. 127, u. Schriftquellen S. 321 u. 325) erwähnte Wandgemälde des Brudermordes in der Ingelheimer Pfalzkapelle die älteste überlieferte Darstellung aus der Geschichte K.s und A.s. Ob die Szene der Bamberger Alkuinbibel die Beerdigung A.s durch K. darstellt, ist unsicher; keinesfalls ist der Brudermord gemeint. Auf der Hildesheimer Erztür (um 1015, Abb. Sp. 132) ist – zweifellos im Anschluß an karolingische Vorbilder – in Fortsetzung der Adam-und-Eva-Erzählung das Opfer K.s und A.s und – in einem zweiten Bildfeld – der Brudermord und die Anrufung des Mörders durch Gott dargestellt. Auch in der Folgezeit stehen diese 3 Szenen im Mittelpunkt des Interesses. Wir finden sie u. a. in 3 (zerstörten) Archivoltengruppen am mittleren Westportal des Straßburger Münsters (um 1280) und auf einem Bild vereinigt in der Lübecker Bibel von 1494 (Abb. 6) und zahlreichen anderen Illustrationen des frühen Buchdrucks. Noch häufiger beschränkt man sich auf Opfer und Brudermord wie z. B. in der Millstätter Genesis des 12. Jh. (Klagenfurt, Mus. Rudolphinum; Ill. Hss. in Österreich III, S. 50ff.), in den Chorreliefs der Kirche zu Schongrabern (Österreich, 1.H. 13. Jh.), am Taufstein der katholischen Kirche in Lünen (Inv. Westf., Kr. Dortmund, Taf. 28), an den Portalen in Gmünd, Thann usw., am Genter Altar; zu einer Szene vereinigt am Hochaltar in Cismar und am Chorgestühl des Lübecker Doms (1. H. 14. Jh.). Erst das Ulmer Westportal (Sp. 143/144, um 1400) wird etwas ausführlicher; in der Opferszene wird K.s böser Geist durch einen Teufel, A.s guter durch einen Engel dargestellt; dem Brudermord folgt das Begräbnis A.s durch K.; den Schluß bildet die Anrufung K.s durch Gott.

Auch in nachmittelalterlicher Zeit werden Opfer und Brudermord immer wieder dargestellt, ohne daß ikonographisch eine Weiterentwicklung zu beobachten wäre. Namentlich der Brudermord war wegen der Möglichkeit, nackte oder fast nackte Körper in starker Aktion zu zeigen, den Künstlern der Renaissance- und Barockzeit ein willkommener Vorwurf, dessen religiöse Seite oft ganz in Vergessenheit geriet. (Relief am Georgentor des kgl. Schlosses in Dresden, 1533; Inv. Sachsen 21, S. 346.) Auch die Freiplastik hat sich des Themas bemächtigt: Marmorgrüppchen des frühen 17. Jh. im Histor. Mus. Frankfurt a. M. (Abb. 7), 2 Gruppen von Simon Troger († 1769) aus Holz und Elfenbein im Bayr. Nat.-Mus. München (Kat. Berliner, Nr. 509 u. 511; das Holzmodell zu 509 im Kunsthistor. Mus. Wien). Dagegen zeigt die spezifisch protestantische Kunst, die sonst vielfach Genesisthemen (Adam u. Eva, Abrahams Opfer) darstellt, ein auffallend geringes Interesse für die A.-und-K.-Geschichte. Über die A.-und-K.-Darstellung am Kamin von Schloß Horst s. unten.

Einzelheiten. In älteren Darstellungen tragen A. und K. die Opfergaben meist in den Händen (Abb. 1–3 u. Sp. 132), die bei A. häufig, aber keineswegs regelmäßig mit einem Tuch bedeckt sind (Abb. 2 u. 9; Hildesheim, Abb. Sp. 132; Laudes S. Crucis, Clm. 14159, Abb. Sp. 150; Ulm, Sp. 143/144); es kommt auch vor, daß umgekehrt nur K.s (Abb. 3) oder daß die Hände beider Brüder bedeckt sind (Elfenbeinpalliotto von Salerno, Unteritalien, 11. Jh.; Goldschmidt, IV, 126, 9; Portikus von St. Gilles, 12. Jh.). Seltener sind die Opfergaben zu Füßen von K. und A. niedergelegt, die dann die Hände betend zu Gott erheben. Schon früh, vielleicht bereits in der Cottonbibel, erscheint ein Altar, dem sich A. und K. mit ihren Gaben nähern (Abb. 3) oder auf dem die Opfergaben bereits niedergelegt sind. Die letztgenannte Darstellung ist in späterer Zeit die am meisten verbreitete; daneben erhält sich aber auch weiterhin die Darstellung ohne Altar (Ulm, Sp. 143/144). Das Malerbuch vom Berge Athos (ed. Schäfer, S. 109) verlangt 2 Altäre, auf denen die Opfergaben brennen sollen; die Flamme von A.s Opfer steigt gerade zum Himmel empor; K. schlagen die Flammen ins Gesicht (Abb. 6). Gott erscheint in den frühen Darstellungen (Abb. 1), aber auch später gelegentlich immer wieder (Salerno; Ulm, Sp. 143/144; Lübecker Bibel, Abb. 6) in Menschengestalt. Daneben wird er aber auch schon früh durch die aus Wolken herausreichende Hand vertreten (Abb. 2; Hildesheim, Abb. Sp. 132). – In der Darstellung des Brudermordes wechselt die Waffe: K. tötet den Bruder mit einer Keule (Abb. 3; Hildesheim, Abb. Sp. 132) oder durch Steinwürfe (griech. Darstellungen; vgl. ein Elfenbeinkästchen im Mus. Pesaro, Abb. Venturi, II, S. 611), mit der Axt (Ashburnham-Pentateuch), dem Messer (Malerbuch vom Berge Athos, St. Gilles, Nîmes), der Hacke (Ulm, Sp. 143/144) oder mit einem Eselskinnbacken (Abb. 6; ferner Biblia pauperum, Spec. hum. salv., Genter Altar); am Elfenbeinpalliotto von Salerno wird A. von K. erwürgt. – Gelegentlich sind A. und K. dadurch unterschieden, daß A. bartlos, K. bärtig dargestellt wird; doch hat sich ein ikonographischer Kanon nicht entwickelt; die Hildesheimer Tür gibt diese Unterscheidung nur im 1. Relief, während im 2. beide Brüder bartlos sind; umgekehrt sind später (z. B. in Thann) oft beide Brüder bärtig.

III. Die Lamechepisode

Die Apokryphen des A.T. haben der biblischen Überlieferung im Anschluß an Gen. 4, 23 vor allem die Tötung K.s durch den blinden Lamech zugefügt. Schon Hieronymus (Brief an Damasus; Migne, P. L. 22, 455) und Walafried Strabo (Glossa ordinaria, Lib. V, cap. 23; Migne, P. L. 113, 101) kennen die Überlieferung: Lamech, der ein großer Jäger war, ließ sich im Alter von dem Knaben Tubalkain zur Jagd begleiten. Dieser glaubte im Gebüsch ein Wild zu sehen: es war K., der sich dort verborgen hatte. Der blinde Lamech erschoß K. und dann im Zorn den Knaben Tubalkain. – Die Geschichte ist nur selten dargestellt worden, am ausführlichen in den griech. Oktateuchen der Vaticana (K.s Reue, Geburt seines Kindes, Lamech tötet K., Tubalkain in seinem Blute, Lamech erzählt seinen Frauen Ada und Zilla das Ereignis). Im Abendland begnügt man sich meist mit der Darstellung des tödlichen Schusses durch Lamech, so in der Bibel von Noailles (Paris, Bibl. Nat., lat. 6, A. 11. Jh.). Besonders großartig das Relief Meister Wilhelms an der Fassade des Doms zu Modena (1. V. 12. Jh., Abb. 4). Häufiger wird die Tötung K.s durch Lamech in Frankreich dargestellt, in knappster Form im 12. Jh. an einem Kapitell in Vézelay (Kingsley Porter, Taf. 35), ausführlicher im 13. Jh. an der Kathedrale zu Bourges. (Über weitere französische Darstellungen vgl. Mâle II, S. 205ff., und Künstle I, S. 281.) Deutschland bringt das Thema nur selten, nach Bergner S. 471 in einem Bosauer Augustinus zu Schulpforta (2. H. 12. Jh., Abb. 5) und auf einem Dorsal des 15. Jh. in Kalchreuth bei Nürnberg (Zs. f. christl. K. 9, 1896, S. 118ff.).

Eine Darstellung des 11. Jh. im Mainzer Dom kann aus den Tituli Ekkehards IV. erschlossen werden (Schlosser, Quellenbuch, S. 160).

IV. Seltenere Darstellungen

a) Hin und wieder wird dargestellt, wie „Abels Blut“ um Rache zum Himmel schreit (Gen. 4, 10): A. erhebt sich halb aus der Erde und ruft mit ausgebreiteten Händen den Schöpfer an (Caedmons Metrical Paraphrase, Bibel von Noailles usw., vielleicht auch auf einem Wandgemälde im Mainzer Dom, Schlosser, a. a. O.). b) Petrus Comestor berichtet in seiner Historia scholastica (Migne, P. L. 198, 1076), Adam und Eva hätten den erschlagenen A. 100 Jahre beweint. Die bildliche Darstellung dieses Vorwurfs ist spät und selten. (Turiner Stundenbuch; regelmäßig kommt sie in der Armenbibel und im Heilsspiegel vor; s. unten, Kap. V.) – Ein Kaminrelief von Heinrich Vernukken aus Schloß Horst in Westfalen, jetzt auf Schloß Hugenpoet bei Düsseldorf, zeigt den toten A. neben dem Opferaltar, von seiner Mutter und seinen Schwestern beklagt, dahinter Adam; rechts K., von Gott angerufen, und einen Löwen, der ein Lamm zerreißt (Abb. 8, um 1560). c) Die Erbauung der Stadt Henoch durch K. (Gen. 4, 17) ist in dem Bosauer Augustinus in Schulpforta neben der Lamechszene dargestellt (Abb. 5). d) Über die 3 Söhne K.s, die nach Gen. 4, 20–22, als Vertreter bzw. Erfinder der Landwirtschaft (Jabal), der Musik (Jubal) und der Schmiedekunst (Tubalkain) gelten, vgl. Brandt, Schaff. Arbeit u. bild. K. I, 1927, S. 307, sowie die Artikel Künste, freie und mechanische.

V. Symbolische und typologische Bedeutung

Das Opfer K.s und A.s und der Brudermord hatten im Mittelalter sowohl symbolische wie auch typologische Bedeutung. Ambrosius (De Cain et Abel, Migne, P. L. 14, 318) vergleicht K. mit den Juden und der jüdischen Synagoge, A. mit den Christen und der christlichen Kirche. Die wesentliche Bedeutung liegt in der Figur des A., die als Antitypus Christi gedeutet wird. A., der Hirt, ist das Vorbild Christi, des guten Hirten (Isidor von Sevilla, Allegoriae; Migne, P. L. 83, 99); als erster von Gott selbst als gerecht bezeichnet, wird er zum Vorbild Christi, des Gerechten. Vor allem aber präfiguriert seine blutige Opfergabe und sein blutiger Tod das Kreuzesopfer Christi, das in der Eucharistie unblutig weiterlebt. Schon Irenäus (Contra Haereses; Migne, P. G. 7, 1024ff.) bringt das Opfer A.s mit dem eucharistischen Opfer in Verbindung; vgl. auch Honorius Augustodunensis (Speculum ecclesiae, Migne, P. L. 172, 910): Abel agnum Deo in sacrificium obtulit ... ita Christus corpus suum Deo Patri in sacrificium obtulit. Der Kanon der hl. Messe (... „sicuti accepta habere dignatus es munera pueri tui iusti Abel et sacrificium patriarchae nostri Abrahae et quod tibi obtulit summus sacerdos tuus Melchesedech“ ...) nennt schon früh das Opfer A.s neben dem des Abraham und des Melchisedek. Doch hat A. als Vorbild Christi in Liturgie und Kunst nie die Bedeutung des Erzvaters Abraham erreicht (Cabrol, I, 1, Sp. 62ff.).

In dem berühmten Mosaik des 6. Jh. im Altarraum von San Vitale in Ravenna (Wulff, Hdb. d. Kw., S. 422) erscheint A. mit dem Lamm zusammen mit dem Opfer Melchisedeks als Sinnbild des Opfertodes Christi. Durch Einbeziehung des Opfers Abrahams in diese Darstellung (Ravenna, San Apollinare in Classe, 7. Jh.; Wulff, S. 440) wurde eine antitypische Trilogie zur Kreuzigung bzw. zum Meßopfer geschaffen, die auch im Norden vom Metzer Drogosakramentar des 9. Jh. an bekannt ist und bis über das Mittelalter hinaus geläufig bleibt. Vgl. etwa den sog. Eilbertus-Tragaltar in Mönchen-Gladbach (M. 12. Jh.; Abb. 9). Am Portatile aus Stablo in Brüssel (Abb. Sp. 85/86) ist als 4. Antitypus zur Kreuzigung Moses mit der ehernen Schlange zugefügt; diese Verbindung findet sich noch häufig, u. a. am Hochaltar zu Cismar (Schlesw.-Holst., Anf. 14. Jh.). Auch der Lettner in Wechselburg (2. V. 13. Jh.) zeigt eine ähnliche Kombination von Typen; A. und K. waren hier als Zwickelfiguren am Ambo dargestellt (Goldschmidt, Taf. 60 u. Abb. 37). Am Levitenstuhl zu St. Johann in Osnabrück (Inv. Hannover IV, 1, S. 111) figurieren sie als Statuetten neben Ecclesia und Synagoge (1. H. 14. Jh.), am Liebfrauenportal der Kathedrale zu Metz neben den Klugen und Törichten Jungfrauen (13. Jh.). Die Beziehung zum eucharistischen Opfer kommt besonders deutlich zum Ausdruck in der Verwendung des A.-Themas an Altargeräten: Henkelkelch in Stift Wilten (Opfer u. Brudermord), Ziborium im Victoria and Albert-Mus., Patenen in Kloster Marienstern, Slg. Basilewsky und ehemals Weingarten (A., Melchisedek und Abraham), Rauchfaß im Dom zu Trier (Inv. Rheinprov. XIII, 1, S. 342; im übrigen vgl. Braun, Altargerät) usw.

Am Klosterneuburger Altar des Nikolaus von Verdun (1181) ist der Brudermord mit dem Judaskuß und der Ermordung Abners durch Joab (2. Kön. 3, 27) zusammengestellt. Die Armenbibel (Cornell, Biblia pauperum) bringt folgende Verbindungen: 1. K. erschlägt A. (Tod der makkabäischen Brüder, Geißelung Christi). 2. Adam und Eva beweinen den Tod A.s (Naëmi beweint ihre toten Söhne, Beweinung Christi). 3. Lamech von seinen Frauen beschimpft (Verspottung Hiobs durch seine Frau, Geißelung Christi). Die Concordantia caritatis (Tietze, Jb. d. k. k. Zentralkomm., N.F. II, 2, 1904, Nr. 154 u. 67) gibt: Opfer A.s (die Syrer bringen David Tribut, Zinsgroschen); K. flieht vor dem Antlitz des Herrn (Jonas flieht vor der Strafe Gottes, viele Jünger verlassen Christus). Der Heilsspiegel (Lutz et Perdrizet, Spec. hum. salv.) bringt 1. Opfer und Brudermord (David spielt vor Saul die Harfe, Amasa wird von Joab getötet, Judaskuß); 2. A. von seinen Eltern betrauert (Naëmi beweint den Tod ihrer Söhne, Jakob empfängt den Rock Josephs, Kreuzabnahme); 3. Lamechs Mißhandlung durch seine Frauen (Hiobs Leiden, Fesselung Achiors, Geißelung Christi). Vgl. auch Molsdorf, Symbolik.

VI. A. und K. unter den Patriarchen und als Personifikationen

In der Reihe der Patriarchen werden A. und K. nur ausnahmsweise dargestellt, so mit Lamm und Ährengarbe als Attributen am Hauptportal des Freiburger Münsters, anschließend an Adam und Eva. Gelegentlich, z. B. im Hortus Deliciarum der Herrad von Landsberg erscheint A. als Vertreter der Viehzucht (Ausg. Straub-Keller, Taf. 11); das Nordportal der Kathedrale von Chartres fügt den sieben freien Künsten A. als Vertreter der Viehzucht, K. (u. Adam) als Vertreter des Ackerbaues hinzu.

Zu den Abbildungen

1. Rom, Lateran-Mus., frühchristl. Sarkophag. Phot. Alinari.

2. Hannover, Welfen-Mus., Unterseite eines Tragaltars aus Lüneburg, E. 12. Jh.: Opfer K.s u. A.s (Gravierung). Phot. Mus.

3. u. 4. Modena, Dom, Fassadenreliefs von Meister Wilhelm, 1. V. 12. Jh.: Opfer, Brudermord, Gott stellt K. zur Rede; Lamech tötet K. Nach Cam. Martin, L’art roman en Italie I.

5. Schulpforta, Hist. Bibl. d. Landesschule Pforta, Ms. A.10, Bosau, zw. 1168 und 1180: Lamech tötet K. und Tubalkain; K. gründet die Stadt Henoch. Phot. Prof. Dr. Alfred Stange, München.

6. Lübecker Bibel von 1494: Opfer, Brudermord, K. vor Gott. Nach Max I. Friedländer, Die Holzschnitte der Lübecker Bibel von 1494 zu den 5 Büchern Mose, Berlin 1918.

7. Frankfurt a. M., Hist. Mus.: Brudermord, deutsch, Anf. 17. Jh. Marmor, Höhe 25,5 cm. Phot. Mus.

8. Schloß Hugenpoet b. Düsseldorf, Kamin aus Schloß Horst (Westf.) von Heinrich Vernukken um 1560: Beweinung A.s. Phot. Denkmalarchiv d. Prov. Westfalen.

9. München-Gladbach, Abteikirche, Deckplatte eines Tragaltars (Ausschnitt), M. 12. Jh.: Melchisedek, Abraham, A. (Grubenschmelz). Phot. Bildarchiv des Rhein. Mus., Köln.

Weitere Abbildungen s. unter Adam und Eva.

Literatur

1. Künstle I, S. 280f. 2. Franz Dibelius, Die Bernwardstür zu Hildesheim (Stud. z. dt. Kg. 81), Straßburg 1907. Im übrigen s. unter Adam u. Eva.