Bajonett

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englisch: Bayonet; französisch: Baïonette; italienisch: Baionetta.


Paul Post (1937)

RDK I, 1388–1389


RDK I, 1389, Abb. 1. Spundbajonett, E. 17. Jh.
RDK I, 1389, Abb. 2. Kurbrandenburgischer Grenadier mit Tüllenbajonett, 1698.
RDK I, 1389, Abb. 3. Tüllenbajonett, A. 18. Jh.

Bajonett (vermutlich benannt nach der südfranzösischen Stadt Bayonne als Ursprungsort), ist eine spießförmige, an der Mündung des Gewehrlaufs geführte Klinge zum Stoß, die E. 16. Jh. vermutlich am Jagdgewehr aufkommt, E. 17. Jh. vereinzelt und seit dem 18. Jh. allgemein in die Kriegsbewaffnung aufgenommen wird. Der Name B. ist 1575 zum ersten Mal nachweisbar. Die ältesten, wohl nur als Versuche anzusprechenden, erhaltenen B. um 1600 und kurz danach sind mit dem Gewehrschaft fest verbunden, sei es, daß sie unter dem Gewehrlauf aus einer Röhre hervorgezogen oder, hier in einem Scharnier hängend, aufgeklappt und festgestellt werden. Das älteste allgemein auf der Jagd verwandte und in den Armeen eingeführte B. aus dem letzten Drittel des 17. Jh. ist das sog. Spundbajonett, ein Dolch mit einem nach dem Ende zu sich verbreiternden Holzgriff, der wie ein Spund in die Gewehrmündung gesteckt wird (Abb. 1).Der Nachteil, daß das eingesteckte B. das Laden und Feuern mit dem Gewehr ausschließt, führt noch vor Ende des Jahrhunderts zur Einführung des Tüllenbajonetts (Abb. 3). Das Tüllenbajonett wird mittels seines röhrenförmigen Endes über die Gewehrmündung geschoben; ein in „gebrochenem Gang“ zickzackförmig verlaufender Schlitz an der Unterseite der Tülle wird über eine unten an der Gewehrmündung befindliche Warze gezogen und durch Wendung festgedreht. Der seitlich gebogene Bajonetthals gibt die Schußlinie frei. Das nicht „aufgepflanzte“ B. wird neben dem Seitengewehr in besonderer Scheide mitgeführt (Abb. 2). Form der Klinge und Befestigungsweise am Gewehr weichen bei den verschiedenen Armeen voneinander ab. Erst im 19. Jh. wird das Tüllenbajonett (in Frankreich 1840, in Deutschland 1871) durch das aufzupflanzende Seitengewehr abgelöst.

Das B. ist unter den zahlreichen Versuchen einer Verbindung von Fern- und Nahkampfwaffe um die Wende des 16. Jh., meist fruchtlosen höfischen „Inventionen“ und Kuriosa, die heute nur noch den Sammler reizen, die einzige Lösung von Erfolg und von größter, kriegsgeschichtlicher Tragweite. Noch bis zum E. 17. Jh. mußte dem Schützen, der während des umständlichen Ladens der Luntenschloßmuskete außer Gefecht gesetzt war, der Pikenier zur Seite stehn. Mit Einführung eines gebrauchsfähigen B. vereinen sich Muskete und Pike in einer Faust und bis zur Einführung des treffsicheren Schnellfeuergewehrs im preußischen Zündnadelgewehr 1830 bleibt das bajonettierte Gewehr in erster Linie als Nahkampfwaffe, als Spieß und Kolben, die entscheidende Waffe.

Zu den Abbildungen

1. Spundbajonett mit deutscher, auf die Belagerung von Wien 1683 durch die Türken bezüglicher Inschrift. Berlin, Staatl. Zeughaus. Phot. Mus.

2. Zeitgenössisches Bildnis eines kurbrandenburgischen Grenadiers vom Regiment Fürst Leopold von Anhalt-Dessau, 1698. Der Grenadier führt das Tüllenbajonett links neben dem Seitengewehr am besonderen Leibgurt. Berlin, Staatl. Zeughaus. Phot. Mus.

3. Tüllenbajonett von einem preußischen Armeegewehr, Anf. 18. Jh. Berlin, Staatl. Zeughaus. Phot. Mus.

Literatur

1. M. Tierbach, Die geschichtl. Entwickl. der Handfeuerwaffen, Dresden 1886, S. 80ff. 2. Max Jähns, Entwicklungsgeschichte der alten Trutzwaffen, Berlin 1886, S. 373, 376. 3. Wendelin Boeheim, Handbuch der Waffenkunde, Leipzig 1890, S. 497ff.