Bandschleife
englisch: Ribbon tied in a bow; französisch: Noeud de ruban; italienisch: Fiocco, nodo.
Lotte Pulvermacher (1937)
RDK I, 1437–1438
Mit B. bezeichnet man die als Zierform verwendete Bildung eines zur Schleife gebundenen Bandes. Die B. ist kein Ornament einer bestimmten Stilperiode, sondern eine Schmuckform, die verschiedene Zeiten ihrem Stilcharakter entsprechend umgewandelt verwendet haben.
Schon die Antike kennt die B.: an Friesen oder Sarkophagen werden die dekorativen Festons durch B. zusammengehalten und geschmückt (Sarkophag aus dem Palazzo Cafarelli, Rom, um Christi Geburt, Berlin, Altes Museum Nr. 843a). Aber erst im 16. Jh. erscheint die B. in der Form, in der sie in der Dekoration des 18. Jh. ihre Hauptverbreitung in Frankreich und Deutschland fand. Zunächst im Ornamentstich als Vorlage für Goldschmiedearbeiten (z. B. Ducerceau, Mignot, s. P. Jessen, Der Ornamentstich, 1920, Abb. 48, 86) und für Maler und Sticker (z. B. Vauquer, Jessen Abb. 138) findet die B. im 18. Jh. überall als Schmuckform in der Wand- und Deckendekoration, sowie an Möbeln reichste Verwendung. Gemäß dem allgemeinen Stilwandel ordnen sich die Bewegungen der Schleifen und Bandenden dem Gesamtrhythmus der zumeist aus Blumen- und Rankenwerk bestehenden Dekoration ein. Als Beispiel für die lockere Form des Rokoko-B. sei genannt: Potsdam, Stadtschloß, Wohnung des Prinzen Heinrich 1753-55 (Abb.), für die straffe Bildung des Klassizismus ein Schreibschrank von David Roentgen um 1780-90 im Viktoria-and-Albert-Museum (Hans Huth, 1928, Nr. 32).
Zur Abbildung
Potsdam, Stadtschloß: Wohnung des Prinzen Heinrich, Plafond, 1753—55· Phot. A.E.Langbein, Rostock.
Empfohlene Zitierweise: Pulvermacher, Lotte , Bandschleife, in: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. I (1937), Sp. 1437–1438; in: RDK Labor, URL: <https://www.rdklabor.de/w/?oldid=88584> [07.11.2024]
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