Bischofshut

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englisch: Mitre; französisch: Mitre; italienisch: Mitra.


Hans Wentzel (1941)

RDK II, 782–784


RDK II, 783, Abr. Leihamer, um 1768/71.

1. Wenig zutreffende deutsche Benennung der Mitra.

2. Benennung des zur Alltagskleidung des Bischofs gehörenden Hutes, s. Bischof (Sp. 774ff.).

3. Der B. (Bischofsmütze, Bischofsbowle, Mitra-Terrine; dän. bispehue; schwed. biskopsbål) ist eine speziell niederdeutsche Punschterrine aus Fayence in der Form und in den Ausmaßen einer Mitra. Seine Erklärung liegt in dem Namen „Bischof“ eines niederdeutschen Rotwein-Punschgetränkes, für eben das die B. bestimmt waren – wie denn auch ein vereinzeltes Stück, eine Kellinghusener Punschterrine in Hamburg, die Form eines sitzenden Bischofs in Ganzfigur hat ([1, S. 384]; Karl Simon, Figürliches Kunstgerät aus deutscher Vergangenheit, Königstein o. J., Abb. S. 108).

Die B. kommen ausschließlich im 18. Jh. vor und sind meines Wissens bisher nur aus folgenden Manufakturen bekannt geworden: Schleswig [1, S. 367; 2, S. 434f.; 3, S. 504; 4, S. 266; 5], Kiel [1, S. 375; 3, S. 510; 4, S. 272], Rendsburg [3, S. 513; 4, S. 287] und Kellinghusen [1, S. 384]. Durch Johann Ernst Pfau, der über Lübeck nach Kopenhagen kam, gelangte dieses Gefäß auch in die nordischen Manufakturen. Die von Pfau in der Kopenhagener Manufaktur (1727–49) geschaffenen B. gehören zu den schönsten und den prächtigst dekorierten überhaupt [2, Abb. 497, 500; 6, Nr. 174], eine Punschterrine mit einem B. als Aufsatz ist aus der Manufaktur Herrebøe in Norwegen bekannt [2, Abb. 625]. – Die Form entspricht in den Jahren vor 1750 in den deckellosen B. genau einer zeitgenössischen Mitra, nur haben die B. einen sich verbreiternden Fußstreifen und zwei Henkel; seit der M. 18. Jh. werden die B. meist zweiteilig (Terrine und Deckel) hergestellt, und entsprechend wird die ursprüngliche Form zugunsten eines mehr runden hohen Topfes verschliffen (Abb.). – Kennzeichnend für die Ausschmückung sind die B. von Pfau mit Vivat-Sprüchen auf Christian VI. und seine Familie und Abbildungen derselben [2, Abb. 500; 6, Nr. 174]. Ein Kieler B. von Abr. Leihamer trägt die Darstellung einer beim Bischofspunsch im B. am Tisch vereinigten Gesellschaft, in den Deckel sind eine Zitrone und eine Weintraube gemalt (Abb.). Daneben und besonders in den jüngeren B. kommen die auch bei anderen Fayencen der Zeit beliebten Szenen vor: flanierende Paare [2, Abb. 530], Schäferszenen [2, Abb. 531], eine Reiterschlacht [4, S. 272] oder gar nur Kartuschen, Blumen und Ornamente [2, Abb. 497, 625] usw. – Aus Porzellan oder anderem Material sind mir B. nicht bekannt geworden.

Zur Abbildung

Hamburg, Mus. f. Kunst u. Gewerbe, Bischofshut, zweiteilig, mit Darstellungen einer beim „Bischofs“-Punsch am Tisch vereinten Gesellschaft. In bunten Muffelfarben. Aus der Kieler Fayence-Manufaktur. Inschrift „Kiel. Buchwald, Directeur. Abr. Leihamer fecit.“ Um 1768/71. Höhe 40 cm. Phot. Mus.

Literatur

1. Justus Brinckmann, Führer durch das Hamburgische Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg 1894. 2. Emil Hannover, Keramisk Handbok, Stockholm 1919, S. 571. 3. August Stoehr, Deutsche Fayencen und deutsches Steingut, Berlin 1920, Abb. 236, 238, 241. 4. Otto Riesebieter, Die deutschen Fayencen des 17. und 18. Jh., Leipzig 1921. 5. Schleswig-Holstein. Jb. 18, 1928/29, Taf. 76. 6. Versteigerungskatalog der Slg. Vieweg-Braunschweig, Berlin 1930, Nr. 174, S. 90, Taf. 76 (Abb. von Vorder- und Rückseite).

Verweise