Blumenwerk

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englisch: Floral work, festoon; französisch: Ornement floral; italienisch: Ornato a motivi floreali, ornato a racemi.


Herbert Rudolph (1942)

RDK II, 946–947


I. Begriff

Das B. ist ein Ornament von Ranken, die große Blumen und akanthusartige Blätter tragen und die so miteinander verschlungen sind, daß sie sich zu teppichähnlichen Mustern fügen, als Rahmungen verwendet werden oder blumenstückartig zu Sträußen zusammengebunden sind.

II. Herkunft und Entwicklung

Das B. findet seine Voraussetzung im Rankenwerk und in den mit botanischem Anliegen gestochenen Blumenbüchern des 16. Jh. In formaler Beziehung ist das Rankenwerk die wichtigste Voraussetzung, vor allen Dingen gibt es im deutschen Ornamentstich des späten 16. Jh. (bei Andreas Lüning [1, 1, Taf. 213, 214]) Rankengebilde mit sehr stark entwickelten Blumenmotiven; gleiches trifft man im niederländischen Stich. Von hier führt die Entwicklung nach Frankreich. In den 30er Jahren des 17. Jh. findet hier – zunächst im Zusammenhang mit dem Schotenwerk – die Ausbildung des echten B. statt. Seit 1648 begegnet es im deutschen Ornamentstich, in dem es von Heinrich Raab, Johannes Hanias, Johann Heel, Johannes Thünckel (Sp. 851, Abb. 20) u. a. während des 6. und 7. Jahrzehnts ausgebildet wird. Danach Übergang in das Laubwerk des späten 17. Jh.

Das B. wurde im Vorlagestich für Gravier- und Schmelzarbeiten, Anhänger, Broschen, Uhrendeckel usw., schließlich in Modellbüchern für Stickerinnen entwickelt. Die Folgen heißen häufig „Blumenbücher“.

III. B. im 18. Jh.

Im 18. Jh. begegnet ebenfalls B., weniger im Stich als im Kunstgewerbe, vor allen Dingen auf Möbelbezügen, Porzellanen usw. Charakteristisch ist jetzt das Vorkommen in fest zusammengebundener Straußform sowie in einzelnen Blumentuffs.

Literatur

1. Berliner I–III. 2. Peter Jessen, Der Ornamentstich, Berlin 1920. 3. Ders., Die Meister des Ornamentstichs, Bd. 2 u. 4, Berlin 1922ff. 4. Felicitas Rothe, Das deutsche Akanthusornament des 17. Jh., Berlin 1938 (auch Diss. München). 5. Bossert VI.