Caperation
englisch: Caparison (horse trappings); französisch: Caparaçon, housse de cheval; italienisch: Caperazione.
Ortwin Gamber (1952)
RDK III, 324–327
Aus dem Italienischen (caperazione, frz. caparaçon) stammende Bezeichnung für ein leichtes Roßzeug der Renaissance, bestehend aus Fürbug (Bruststück) und Gelieger (Hinterzeug), zu dem noch fallweise ein Halsteil, Flankenteile, Schweifhülse und eine eiserne Roßstirn sowie deren Überzug hinzutreten können. Zur C. gehört naturgemäß noch ein dazu passender Sattel mit eisenbeschlagenem Vorder- und Hintersteg und Steigbügeln, Zaumzeug und Zügel, sowie häufig ein Lanzenschuh, Pistolenhulfter und Halteschlaufen für Streitkolben und Panzerstecher.
Nach den Quellen des 16. Jh. wird unter C. alles verstanden, was an Pferdedeckung über ein einfaches Reitzeug hinaus geht und nicht primär aus offen sichtbaren Eisenteilen besteht wie der Roßharnisch, dessen Aufbau jedoch als Vorbild für die C. diente.
Geschichte: Die C. stammt aus Italien, tritt seit dem 2. V. 16. Jh. dort, aber auch im übrigen Europa auf und erhält sich bis an den Beginn des 17. Jh. Im Barock wird sie von der Schabracke verdrängt. Die C. entstand – je nach ihrer Form – zum Teil aus der Pferdedecke des 13. und 14. Jh., die im 15. und 16. Jh. als Turnierroßdecke noch weiterlebt, sich von der C. aber dadurch unterscheidet, daß bei ihr ein einheitliches Stück Kopf, Hals und Brust des Pferdes bedeckt. Andererseits entstand sie aus den namentlich im 15. Jh. besonders reichen Reitzeugen; so leitet sich beispielsweise ihr häufiger Schmuck aus Metallplaketten vom italienischen Pferdezeug des Quattrocento her.
Die besten Quellen sind: die Inventare Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1529–1595) von 1583 und 1595 (Jb. Kaiserh. 7, 1888, Regest 5440 und 5556); seine zwei Turnierbücher von zwischen 1548 und 1557 in Böhmen und Österreich abgehaltenen Turnieren (Kh. Mus. Wien, Slg. für Plastik und Kunstgewerbe, Inv. Nr. 5134 und 6564); das Fragment eines Bildinventars der Ambraser Rüstkammer Erzherzog Ferdinands (ebd., Inv. Nr. 5250). Zu diesen Quellen haben sich Original-Gegenstücke in der Waffensammlung des Kunsthistorischen Museums in Wien und Schloß Ambras in Tirol erhalten.
Demnach lassen sich folgende Arten der C. unterscheiden:
a) C. aus gesticktem bzw. bemaltem Stoff oder Leder (Abb. 1). Beispiele: die C. Erzherzog Ferdinands zur Aschgrauen, Roten, Schwarzen, Gelben und Blauen Garnitur (Waffenslg. Inv. Nr. A 979, 1377, 1378, 1397, 1398), seine C. mit den Andreaskreuzen (A 949) und die C. Christoph Fuggers (A 833).
b) C. nach Art eines reichen Reitzeuges aus Riemenwerk oder (durchbrochenem) Leder, verziert durch Stickerei oder ornamentierte Metallplaketten. Beispiele: Mailändische Rüstung Erzherzog Ferdinands, Waffenslg. Inv. Nr. A 785 c (Abb. 2), und Dresdener Rüstkammer Inv. Nr. C 13 (E. Haenel, Kostbare Waffen, Leipzig 1923, Taf. 10).
c) armierte C.; hier sind meist auf Leder in Form eines Musters aufgeheftete Eisenplättchen mit Stoff überzogen (Abb. 3). Beispiele: C. Erzherzog Ferdinands, Waffenslg. Inv. Nr. A 354, 399, 402, 405, 469, E 34 und Ambras Nr. 182.
Eine Abart stellen C. aus Leder mit aufgenähten Eisenringen oder Panzerzeug dar. Beispiele: C. Erzherzog Ferdinands, Waffenslg. Inv. Nr. A 1130 und 1134.
Die C. Erzherzog Ferdinands wurden hier genannt, weil sich von ihm ein einzigartiger, geschlossener Bestand einer solchen fürstlichen Reitausstattung erhalten hat.
Zu den Abbildungen
1. Die „Blaue Rüstung“ Erzherzog Ferdinands von Tirol. Aus dem Fragment eines Ambraser Bildinventars in Wien, Kh.Mus., Slg. f. Plastik u. Kunstgew. Nr. 5250, Bl. 6. Papier-Hs. mit Gouachemalerei, süddt. um 1570/80. (Das Original der Caperation in der Wiener Waffenslg., A 1398, süddt. um 1560/70). Phot. Mus.
2. Die „Mailändische Rüstung“ Erzherzog Ferdinands, von Giov. Batt. Serebaglio. Aus dem gleichen Bildinventar wie Abb. 1, Bl. 4, Ausschnitt. (Das Original in der Wiener Waffenslg., A 785 c, mailändisch um 1560.) Phot. Mus.
3. Rotsamtene Caperation Erzherzog Ferdinands, mit Eisenplättchen armiert. Wien, Waffenslg., Inv. Nr. 399. Süddt. um 1560/70. Phot. Mus.
Literatur
Keine Spezialliteratur über die C. In den Handbüchern der Waffenkunde wird sie kurz erwähnt, vornehmlich bei W. Boeheim, Handbuch der Waffenkunde, Leipzig 1890, 219f.
Verweise
Empfohlene Zitierweise: Gamber, Ortwin , Caperation, in: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. III (1952), Sp. 324–327; in: RDK Labor, URL: <https://www.rdklabor.de/w/?oldid=88824> [14.09.2024]
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