Carista
englisch: Carista (bird); französisch: Carista (oiseau); italienisch: Carita, caristie, pl., (uccello).
Liselotte Stauch (1952)
RDK III, 341–343
C. (Caresta) ist ein sagenhafter Vogel, der im Feuer nicht verbrennt. Albertus Magnus berichtet unter Bezugnahme auf Solinus (3. Jh. n. C.) folgendes: „Caristae sunt aves ut dicunt Solinus et Jorach quae innocue flammis involant ita quod nec pennis nec corpore aduruntur: sed illi philosophi multa mentiuntur, et puto quod et hoc sit unum de mendaciis eorum“ (De animalibus 23, 20; 2. V. 13. Jh.). Obwohl Albertus also dieser Geschichte mißtraut, benutzt sie der Dominikaner Franz von Retz 1417 in seinem Defensorium inviolatae virginitatis b. M. als Beweis für die jungfräuliche Geburt Christi. Auf den zahlreichen, im Anschluß an dieses Werk entstandenen Darstellungen der Geburt, umgeben von marianischen Symbolen, fehlt der zwischen Flammen dargestellte Vogel nicht.
Auf einem Miniaturblatt im Kunsthist. Mus. in Wien sind 3 von Flammen umgebene C. dargestellt mit der Umschrift: „Non combusta manet in igne caresta nec ardet, sic manet intacta post partum virgo Maria“ [1 Taf. XVI]. Auf dem Votivaltar von 1426 im Zisterzienserkloster Stams in Tirol ist nur ein Vogel zwischen Flammen dargestellt [2 Taf. 10]. Ähnliche Darstellungen auf einer Tafel von ca. 1450, ehem. Gal. Schleißheim, jetzt München, St.Gem.Slg. [1 Taf. XVII]; als kolorierte Federzeichnung in der Handschrift des Bruders Antonius von Tegernsee 1459 (München, clm. 18077); im Blockbuch des Frdr. Walther von 1470 (Schreiber, Manuel IV, S. 368. – Abb.); in dem in Gotha befindlichen von Eysenhut aus dem Jahre 1471 [1 Taf. XXI] und in einem Druck von G. Reyser in Würzburg 1475–80 [1].
Zur Abbildung
Friedrich Walther, Blockbuch „Defensorium inviol. virg. b. M.“, gedruckt Nördlingen 1470, zeitgenöss. handkoloriert. Ausschnitt aus Bl. 13, Expl. der St. Graph. Slg. München. Phot. St. Graph. Slg. München.
Literatur
1. Julius v. Schlosser, Zur Kenntnis der künstlerischen Überlieferung im späten MA. Jb. Kaiserh. 23, 1902, 279–338. – 2. Karl Atz, Hochgotischer Marienaltar in Stams. Zs. f. christl. Kunst 28, 1905, Sp. 321-328.
Verweise
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