Eselshuf
englisch: Arms of the guard; französisch: Pas d'âne; italienisch: Branche.
Alexander von Reitzenstein (1967)
RDK V, 1528
Die Bezeichnung E. (frz. pas d’âne) meint einen bestimmten Teil des Handschutzes (Gefäßes) der Blankwaffe, vornehmlich der leichten, eigentlichen Fechtwaffe wie *Degen, Rapier. Das tertium comparationis ist nicht der Huf des Esels, sondern das Eselshufeisen. Der gemeinte Teil des Handschutzes (s. RDK III 1219, Abb. 1) ist ein aus den Kreuzwinkeln der Parierstange abwärts geschlagener Bügel, der sich, bei reicher Ausbildung des Handschutzes, wieder aufwärts durch eine Spange mit der Parierstange verbindet. Ist der E., wie meist, gedoppelt, dann verklammert häufig ein horizontaler Parierring die beiden Bogen, deren Sehne die Klinge ist.
Der E. kann als der Ausgang des sich im späten 15. Jh. entwickelnden und vor allem dann im 16. Jh. sich immer reicher differenzierenden Handschutzes betrachtet werden. Seine erste, begründende Funktion war die Sicherung des um den Hiebarm der Parierstange gelegten Zeigefingers. Im entwickelten, differenzierten, ja überdifferenzierten System des Handschutzes kann er nur noch als ein das Gefüge der Bügel, Spangen und Ringe stabilisierendes Glied bewertet werden. – Im 15. Jh. aufkommend, im 16. und noch im 17. Jh. fast unentbehrlicher Bestandteil des Degengefäßes, verschwand er mit der nach Mitte 17. Jh. einsetzenden Vereinfachung der Gefäßformen.
Zur Abbildung
Ehem. Dresden, Hist. Mus. (nicht inv.), Degen. Deutsch, um 1550. Fot. Mus.
Literatur
Beste Begriffsbestimmung bei Max Dreger, Waffensammlung Dreger, Bln. und Lpz. 1926, S. 95. – Im übrigen s. die Lit. zu *Degen.
Empfohlene Zitierweise: Reitzenstein, Alexander von , Eselshuf, in: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. V (1967), Sp. 1528; in: RDK Labor, URL: <https://www.rdklabor.de/w/?oldid=88653> [09.10.2024]
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