Etimasie
englisch: Hetimasia, hetoimasia, the empty throne; französisch: Étimasie; italienisch: Etimasia.
Thomas von Bogyay (1969)
RDK VI, 144–154
I. Bezeichnug
Der Name E. (Hetoimasie, vom griech. ἑοτιμασία = Herrichtung, Vorbereitung) stammt aus der Inschrift, die auf zahlreichen mittel- und spätbyzantinischen *Weltgerichtsbildern die Darstellung des für den kommenden Weltenrichter hergerichteten Thrones mit den Leidenswerkzeugen und dem Buch des Lebens (s. Apok. 3, 5 und 20, 12) erklärt: ἡ ἑτοιμασία τοῦ ϑρονοῦ oder kurzgefaßt ἡ ἑτοιμασία. Die erklärende Inschrift aber geht zurück auf den griech. Septuaginta-Text der Psalmstellen 9, 8: Ήτοίμασεν ἔν ϰρίσει τὸν ϑρόνον αὐτοῦ, und 88 (89), 15: δι ϰαιοσύνη ϰαὶ ϰρῖμα ἑτοιμασία τοῦ ϑρόνου σου. Sie hat Paul Durand [1] veranlaßt, das Wort E. als Fachausdruck der christlichen Ikonographie einzuführen. Das Handbuch der Malerei vom Berg Athos verwendet die Bezeichnung nicht.
II. Begriff
Im engeren und ursprünglichen Sinne bedeutet also die E. den für den Weltenrichter vorbereiteten Thron, der seit dem 11. Jh. ein typischer Bestandteil der Weltgerichtskompositionen der Ostkirche ist. Alleinstehend kann sie auch als symbolische Kurzfassung des ganzen Jüngsten Gerichtes gelten. Im 11.–12. Jh. wurden anscheinend nur solche, aus dem Zusammenhang gelöste Darstellungen mit der Beischrift E. versehen. Noch dem 11. Jh. dürfte das Steatitrelief der ehem. Coll. Béarn angehören (vgl. Coche de la Ferté, L’antiquité chr., Paris 1958, S. 113 Nr. 60); dem 12. Jh. sind die Emailbilder von den Buchdeckeln des cod. gr. 53 und des cod. gr. I 55 der Bibl. Marciana in Venedig zuzuweisen (Fot. Böhm). Im Weltgerichtsbild, wo das Motiv ja unmißverständlich war, erscheint die Beischrift E. offenbar erst in der 2. H. 12. Jh. auf einer Ikone des Sinaiklosters (Georgios A. und Maria G. Sotirios, Eiκόνες τῆς μονῆς Σινᾶ, Bd. 2: Κείμενον, Athen 1956, S. 131, Abb. 151. – Im weiteren und heute allgemein üblichen Sinne bedeutet die E. sowohl jede Darstellung des Ehrensitzes, der im Himmel auf die Heimkehr des siegreichen Gottessohnes wartet, wie auch den leeren oder mit bestimmten sinnbeladenen Attributen belegten Thron als christliches Gottessymbol schlechthin. Diese wesentliche Sinngehaltserweiterung war eine Folge der Erkenntnis, daß der Thron des Weltenrichters nur eine sekundäre und spezielle Bedeutung des E.-Motivs ist. Im folgenden wird die Benennung E. in diesem weiteren Sinne gebraucht, während die E. im engeren und ursprünglichen Sinne als Weltgerichts-E. bezeichnet wird.
III. Herkunft und Entwicklung im frühen Ma
Die E. erscheint in der frühchristlichen Kunst des späten 4. und des 5. Jh. mit einer so mannigfaltigen und vielschichtigen Bedeutung, daß die oft versuchte Zurückführung auf eine einzige Wurzel nicht möglich ist. Die E. entstand jedenfalls aus dem zeremoniellen Gebrauch auszeichnender Sitze als Herrschaftszeichen himmlischer und irdischer Gewalt und im Totenkult (s. [19], Anm. 8). Das erlebte Bild der Zeremonie liegt auch den Bibelstellen zugrunde, welche die Entwicklung der E. im Sinne der Eschatologie so stark beeinflußten, daß man in ihnen oft die entscheidende Anregung zur Entstehung des Motivs und zugleich den Schlüssel zur Deutung sämtlicher Darstellungen gefunden zu haben glaubte.
Apok. 4, 2–8 und 5, 6 spiegeln hellenistische Königspracht wider (Joh. Kollwitz in: RAC II, 1258), Dan. 7, 9 und Ps. 9, 8 aber weisen auf ein orientalisches Hofritual hin, in dem die Aufstellung der auszeichnenden Sitze schon zur zeremoniellen Einleitung der Feierlichkeiten gehörte. Solches Zeremoniell scheint noch im 1. Jh. in die Liturgie des syro-palästinischen Christentums eingedrungen zu sein, wo es bis in die byzantinische Zeit hinein fortlebte (Eduard Stommel, Die bischöfl. Kathedra im christl. Altertum, Münchener Theolog. Zs. 3, 1952, 21f.). In diesem Sinne erscheint der vorbereitete Richterthron bereits bei Ephräm dem Syrer († 373), dessen Schilderung der letzten Dinge bald zur Grundlage der östlichen Weltgerichtskompositionen wurde [19, Anm. 5]. Nur der für den Weitenrichter bereitstehende „furchtbare Thron“ fand vor dem 11. Jh. keine bildliche Darstellung. Der Grund dafür liegt wohl darin, daß sowohl im Osten wie auch im Westen der leere oder nur symbolisch besetzte Ehrensitz unter dem Einfluß lebendiger zeremonieller Praxis hauptsächlich als Zeichen der unsichtbaren, geistigen Anwesenheit galt (vgl. André Grabar, Le trône des martyrs, Cah. arch. 6, 1952, 31–41).
Im Osten ist der Kultraum schon in vorkonstantinischer Zeit als himmlischer Thronsaal und die Kathedra des Bischofs als der Thron Gottes aufgefaßt worden. Die Gleichung „Thron Gottes – Kathedra des Bischofs“ hat heute noch Geltung im byzantinischen Ritus (Stommel a.a.O. S. 24), und diese Bedeutung fand Ausdruck in der Gepflogenheit, die Heilige Schrift auf der Kathedra auszustellen bzw. aufzubewahren [4]. Eine genaue Verbildlichung dieser Sitte bietet die E. in der Apsis von Castelseprio, wo an der Stelle des realen Bischofstuhls das Bild der Kathedra mit dem Evangelium erscheint (G. P. Bognetti, G. Chierici und A. De Capitani D’Arzago, S. Maria di Castelseprio, Mailand 1948, Taf. 71f.).
In Rom und Konstantinopel, im Bannkreis der spätantiken römischen Kaiseridee, nahm die E. die Formen des Gottkaiserkultes an. Die heidnische Thronsymbolik wurde von der theodosianischen Zeit an auf den Gottessohn Christus bezogen und gab Anlaß zur Entstehung der zahlreichen Thronhuldigungskompositionen, in denen die E. als sekundäre Variante des thronenden Christus erschien [11; 20]. Auch in der zeremoniellen Praxis überließ der Kaiser seinen Thron öfters dem Erlöser. Auf den Konzilien verband man seit Ephesus (431) das kirchliche und das höfische Zeremoniell und legte das Evangelium, auf dem IV. Konzil von Konstantinopel (869–70) auch schon die Kreuzreliquie, auf den Kaiserthron, um Gegenwart und Vorsitz Christi anzudeuten. Ähnlich ließ Justinian I. das Evangelium in den Gerichtssälen ausstellen [14]. Für Synoden ist diese Sitte durch das Konzilbild im Gregorkodex Paris, Bibl.Nat., ms. gr. 510, fol. 355 v, um 880–86 ([19] Taf. 4 und Anm. 10) das letzte Mal belegt. Am Kaiserhof von Byzanz kannte man, wie Konstantin VII. berichtet, um Mitte 10. Jh. noch den dem Erlöser überlassenen Kaiserthron und auch die kultische Verehrung des Evangeliums oder der Kreuzreliquie auf dem Thron (Otto Treitinger, Die oströmische Kaiser- und Reichsidee nach ihrer Gestaltung im höfischen Zeremoniell, Darmstadt 19562, S. 32–34). Das sind zugleich die letzten Nachrichten von derartigen Thronzeremonien [19].
Entsprechend dem vielseitigen Gebrauch des „leeren“ bzw. symbolisch besetzten Thrones im höfischen und kirchlichen Ritual fand die E. in der altchristlichen und frühbyzantinischen Zeit sehr mannigfaltige Verwendung. Der Grundbedeutung nach handelt es sich immer um Himmelsvisionen, wobei die Allgegenwart der dreieinigen Gottheit oder einer der göttlichen Personen auf dem Thron durch Krone, Evangelium, Schriftrolle oder Buch der Apokalypse, Monogramm Christi, Gemmenkreuz, Sudarium, Taube und ähnliche Symbole, oft auch durch mehrere zusammen angedeutet werden kann ([12]; s. a. Dreifaltigkeit, RDK IV 422). Der genaue Sinn der Darstellungen, wenn überhaupt erschließbar, ergibt sich meist nur aus dem kompositionellen Zusammenhang.
IV. Endgültige Ausgestaltung der Typen im Osten
Einer allgemeinen Entwicklung vom historischen Ereignisbild zum dogmatischen Symbol entsprechend, erfolgte die formale und inhaltliche Ausgestaltung und Festigung der Haupttypen der E. erst in der mittelbyzantinischen Kunst. So erhielt sie einen ständigen Platz auch innerhalb des neugestalteten Dekorationssystems der Kirchen im Gewölbe des Altarraumes. An dieser Stelle, wo das Motiv bereits kurz vor dem Bildersturm erschien (Nicäa, Koimesiskirche; zur Datierung s. Ernst Kitzinger, Byzantine Art in the Period between Justinian and Iconoclasm, Berichte z. XI. Internat. Byzantinisten-Kongreß IV, 1, München 1958, 12–16), ist die E. „das Symbol der Gottheit in ihrer jenseitigen Herrlichkeit, zu der Christus durch die Himmelfahrt erhöht worden ist und in der er sich am jüngsten Tage offenbaren wird“ [5, S. 235f.]. Die Darstellung hat hier unmittelbaren Bezug auf den Altar und bedeutet den Sitz und die Quelle der göttlichen Inspiration der Kirche, deren Priester unten den Gottesdienst abhalten (Otto Demus, Byzantine Mosaic Decoration, London 1947, S. 19f.). Eine Neuschöpfung der nachikonoklastischen Zeit ist die E. im Pfingstbild, als Thron des heiligen Geistes. Der Pariser Gregorkodex, siehe oben, bietet das älteste Beispiel (fol. 301 v; Henri Omont, Facsimilés des miniatures des plus anciens mss. de la Bibl.Nat., Paris 1929, Taf. 45). Erst im 11. Jh. erscheint die Weltgerichts-E., nachdem der Reliquienkult des Kaiserhofs die Symbolik des Thrones mit dem unsichtbar anwesenden Christus verdrängt hatte und der Ehrensitz des Kaisers eigentlich leer geworden war (Abb. 1; [14] und [19]; anders [21]).
Die Leidenswerkzeuge, vor allem die Lanze, der Hysopstab und die Dornenkrone auf dem Kreuz, erschienen bald auch in der E., die mit dem Weltgericht nichts zu tun hatte, und leiteten eine allgemeine Umdeutung des Motivs im Sinne der Passions- und Erlösungssymbolik ein (vgl. die Inschrift der E. im Presbyterium der Cappella Palatina zu Palermo: Demus, Mos. Sicily, S. 37). Als Ergebnis einer weiteren Abwandlung in dieser Richtung wurden die Leidenswerkzeuge auf einem Altar und nicht auf dem Thron dargestellt, ein Motiv, das Ende 12. Jh. gleichzeitig in der byzantinischen Kunst (Kreuz von Cosenza: David Talbot Rice, The Art of Byzantium, London 1959, Taf. 24; Liselotte Wehrhahn-Stauch, Zs. f. Kg. 31,1968, 59–63) und in der deutschen Buchmalerei (Wolfenbüttel, Cod. Heimst. 65, fol. 13 v, dat. 1194) aufkommt, jedoch nicht mehr als E. bezeichnet werden kann [13]. In der byzantinischen Buchmalerei des 12. Jh. aber diente die E. weiterhin als beliebte Bildformel, die man in den verschiedensten Zusammenhängen verwenden konnte [19].
V. Die E. im abendländischen MA
Im Westen fand die altchristlich-frühbyzantinische E. nur in der Monumentalmalerei Roms eine bis zum Hoch-MA reichende Nachfolge [7; 13]. Von der stadtrömischen Kunst ist vielleicht das Apsisbild der Cappella di S. Apollinare der Kathedrale S. Giusto in Triest, 12. bis 13. Jh., abhängig (Foto Soprintendenza ai Monumenti, Triest, Nr. 2005). Die übrigen monumentalen, bodenständigen Denkmäler des Westens (Castelseprio; Venedig, S. Marco; Torcello; Grottaferrata; Palermo, Cappella Palatina; Monreale, Dom) sind entweder von Griechen bzw. von byzantinisch geschulten Meistern oder nach byzantinischen Vorbildern geschaffen worden. Das gleiche gilt für Werke der Kleinkunst (z. B. RDK IV 419, Abb. 4).
Die Carmina Sangallensia (Schlosser, Schriftquellen Nr. 931, S. 328–32) beschreiben keine E., als Thron wurde vielmehr der Westchor bezeichnet (ebd. S. 332; Grabar, Le trône des martyrs etc. S. 39). Ebensowenig können mit der E. die früh-ma. Illustrationen der apokalyptischen Thronvisionen zusammengebracht werden (Paris, Bibl.Nat., ms. lat. nouv. acq. 1132, fol. 7 v, und Valenciennes, Bibl. mun., ms. 99, fol. 12: ed. H. Omont, Bull. Soc. Fr. Mss. 6, 1922, Taf. 17, S. 67 u. 77f.; Cambridge, Trinity College, Ms. R. 16.2, fol. 16 a: ed. M. Rh. James, Roxburghe Club Publications Nr. 40, London 1909). Die Weltgerichts-E. des zwischen 1175 und 1205 entstandenen Hortus deliciarum der Herrad von Landsberg (Abb. 2) entspricht ziemlich genau, wie das ganze Gerichtsbild überhaupt, dem mittelbyzantinischen Schema, dessen bekanntestes Beispiel das Mosaik in Torcello ist. Abweichungen gibt es nur in Einzelheiten: die beiden Engel stehen nicht als festliche Ehrenwache in byzantinischer Hoftracht da, sondern halten das Kreuz bzw. die Lanze. Die Beischriften aber schöpfen aus westlichem Gedankengut (Honorius Augustod.; [10]; Walter S. 99). Nur aus einem Inhaltsverzeichnis kann man auf eine ähnliche E. einer ebenfalls aus dem Kreis der Herrad von Landsberg stammenden verlorenen Handschrift schließen. Möglicherweise war ein Teil der herkömmlichen mittelbyzantinischen Weltgerichtskomposition, die von zwei Engeln flankierte E., davor Adam und Eva auf Knien, sodann der kreuztragende gute Schacher neben dem Cherub und Petrus in Begleitung des Engels, als Paradiesbild verwendet worden (Herm. Flamm, Eine Miniatur aus dem Kreise der Herrad von Landsberg, Rep. f. Kw. 37, 1915, 129; [10] S. 16f.).
VI. Die E. in der Barockkunst
Der allegorie- und symbolfreudige abendländische Barock mit seiner Vorliebe für höfische Repräsentation hat das Motiv des „leeren“ Thrones nicht nur wieder aufgegriffen, sondern aus eigener Kraft auch neu gestaltet und ist dabei byzantinischen Vorstellungen ohne direkte Anlehnung sehr nahe gekommen. Die niederländische protestantische Buchillustration nahm in der zweiten Hälfte des 17. Jh. die Thronsymbolik des A.T. und der Offenbarung des Johannes gern auf, wobei der Platz Gottes entweder leer gelassen oder durch abstrakte Symbole, wie das strahlende Dreieck (Auge Gottes), den Lichtkreis u. ä. besetzt wurde (z. B. Jacob Böhme, Morgenröte im Aufgang, das ist die Wurzel oder Mutter der Philosophiae, Astrologiae und Theologiae, Amsterdam 1656, Titelblatt; weitere Beispiele: Adolf Krücke, Der Protestantismus und die bildliche Darstellung Gottes, Zs. f. Kw. 13, 1959, 84). Eine eigenartige Lösung fand Bernini für die Cathedra Petri in der Peterskirche, womit er „die Überlieferung des ‚leeren‘ Thrones früher Apsisbilder, auch in Alt-St.-Peter, aufs neue belebte“ (Hans Kauffmann, Berninis Tabernakel, Kunstchronik 8, 1955, 96), Die Cathedra Petri erhielt in der Westtribuna einerseits den traditionellen Standort des realen Bischofstuhls, andererseits wurde sie aber als Thron Christi und Thron Gottes in den Himmel erhöht [17]. Im eschatologischen Sinne erscheint der Richterstuhl mit dem darüber schwebenden Schwert der Strafe und Ölzweig der Versöhnung auf J. B. Zimmermanns Deckenbild in der Wieskirche (Abb. 3), die, dem gegeißelten Heiland geweiht, einen klaren Passionsbezug aufweist. Das Programm der 1753/54 entstandenen Fresken ist wohl von den Prämonstratensern von Steingaden, vielleicht vom Abt Marian II Mayr ausgearbeitet worden (Carl Lamb, Die Wies, Mchn. 1948, S. 34; Gg. Lill und Max Hirmer, Die Wies, Mchn. 1950, S. 10f.). In der Pfarrkirche zu Sümeg (Ungarn), die F. A. Maulbertsch 1757/58 vollständig ausmalte, wartet in der Flachkuppel des Presbyteriums (Abb. 4) Gottvater mit dem leeren Thron auf den Sohn, dessen Himmelfahrt an der Ostwand über dem Hochaltar im Patroziniumbild der Kirche dargestellt ist. Trotz der Übereinstimmung mit dem mittelbyzantinischen Dekorationssystem ergibt sich hier der Platz des leeren Thrones ausschließlich aus der strengen Logik des Programms, das wohl vom Stifter, dem Veszprimer Bischof Martin Biro von Padány entworfen wurde (Frdr. Gerke, Die Fresken des Franz Anton Maulbertsch in der Pfarrkirche zu Sümeg [= Abh. d. Akad. d. Wiss. u. Lit. Mainz, Geistes- u. sozialwiss. Kl., 1950 Nr. 21], Wiesbaden 1950, Taf. 18, S. 7 u. 72).
Wie vertraut gerade dem 18. Jh. die Idee des im Himmel bereitgestellten leeren Thrones war (vgl. z. B. RDK IV 427/28, Abb. 10), zeigt ihre Übertragung auf Maria. An der Ostwand des Südschiffes im Münster zu Freiburg i. Br., oberhalb eines früheren Marienaltars, entstand um Mitte 18. Jh. das nur fragmentarisch erhaltene Wandgemälde mit dem großen leeren Thron, der zwischen Gottvater und Christus die Gottesmutter erwartet (Das Münster 8, 1955, 334; Mitt. Prof. Dr. Hermann Ginter). Ein Ölbild in der Nikolauskirche zu Irig (Jugoslawien), um 1770, zeigt die stehende Madonna mit Kind, hinter der ein Engel einen leeren Prunksessel bereitstellt (Mitt. Prof. Dejan Medaković, Belgrad). Das letztere entstand zwar im Dienste der Ostkirche, jedoch im ehem. Königreich Ungarn der Habsburger und unter dem unmittelbaren Einfluß abendländischer Marienverehrung und Rokokokunst.
Zu den Abbildungen
1. London, Vict.Alb.Mus., Inv.Nr. A 24–1926, Weltgericht. Elfenbein, 8 cm h. Byzanz, 11.–12. Jh. Fot. Mus.
2. Ehem. Straßburg, Stadtbibl., Hortus deliciarum der Herrad von Landsberg (1870 verbrannt), fol. 253, Weltgericht, Ausschnitt (Gesamtabb.: Straub-Keller Taf. 70). Zw. 1175 und 1205. Nach ebd.
3. Joh. Bapt. Zimmermann, Gewölbemal. in der Hauptkuppel der Wieskirche, Ausschnitt (Gesamtabb.: Carl Lamb, Die Wies, Mchn. 1964, Abb. 25). 1753–54. Fot. Dr. Joh. Steiner, Mchn.
4. Franz Anton Maulbertsch, Gewölbemal. im Chor der Pfarrkirche in Sümeg. 1757–58. Fot. Orzágos Müemléki Felügyelöség, Budapest.
Literatur
1. Paul Durand, Étude sur l’Étimacia, symbole du jugement dernier dans l’iconographie grecque chrétienne, Chartres 1867. – 2. Giov. Batt. de Rossi, Il Tuscolo, le ville tusculane e le loro antiche memorie cristiane, Bull. di Archeol. Cristiana II. Ser. 3, 1872, 126–29, 136. – 3. Kraus I, S. 432f. – 4. Kraus-Sauer I, S. 17–20, 203. – 5. Osk. Wulff, Die Koimesiskirche in Nicäa und ihre Mosaiken nebst den verwandten kirchl. Baudkm. (= Zur Kg. des Auslandes 13), Straßburg 1903, S. 211 bis 244. – 6. Cabrol-Leclerq Bd. 3, 1, Sp. 22; Bd. 5, 1, Sp. 671–73. – 7. Wilpert, Mos. u. Mal. Bd. 1, S. 58–61 u.ö.– 8. Molsdorf Nr. 785. – 9. Künstle I, S. 537, 559f. – 10. Otto Gillen, Ikonographische Studien zum Hortus Deliciarum der Herrad von Landsberg, Bln. 1931, 15–17, 73. – 11. Frdr. Gerke, Das Verhältnis von Malerei und Plastik in der theodosianisch-honorianischen Zeit, Rivista di Archeol. Cristiana 12, 1935, 152–59. – 12. André Grabar, L’empereur dans l’art byzantin (= Publ. de la Faculté des Lettres de l’Univ. de Strasbourg 75), Paris 1936, S. 199f., 214f., 255. – 13. Wilh. Paeseler, Die römische Weltgerichtstafel im Vatikan, Kg. Jb. der Bibl. Hertziana 2, 1938, 320–25, 334, 351–56. – 14. Frederik van der Meer, Maiestas Domini. Théophanies de l’Apocalypse dans l’art chrétien, Rom u. Paris 1938, S. 231–44. – 15. Timmers Nr. 311–14. – 16. Carl-Otto Nordström, Ravennastudien. Ideengesch. und Ikonograph. Unters. über die Mosaiken von Ravenna (= Figura 4), Stockholm 1953, S. 46 bis 54. – 17. Herb. von Einem, Bemerkungen zur Cathedra Petri des Lorenzo Bernini, Nachr. d. Akad. d. Wiss. in Göttingen I, Philol.-hist. Kl., 1955 Nr. 4, S. 111 bis 114. – 18. Buchberger Bd. 33, Sp. 1137 (E. Lucchesi-Palli). – 19. Th. von Bogyay, Zur Gesch. der Hetoimasie, Akten des XI. Internat. Byzantinisten-Kongresses 1958, München 1960, S. 58–61 (m. weiterer Lit.). – 20. Tilmann Buddensieg, Le coffret en ivoire de Pola, Saint-Pierre et le Latran, Cah. arch. 10, 1959, 157–95. – 21. Beat Brenk, Tradition und Neuerung in der chr. K. des ersten Jt. Stud. zur Gesch. des Weltgerichtsbildes (= Wiener Byz. Stud., 3), Wien (Graz und Köln) 1966.
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