Fingerreliquiar
englisch: Finger reliquary; französisch: Doigt-reliquaire; italienisch: Reliquiario di un dito.
Rainer Rückert (1986)
RDK VIII, 1207–1224
I. Definition, Allgemeines
Das F. („digitus“, „reliquiarium ad modum digiti“) ist ein Behälter für Fingerreliquien und dient zu deren Aufbewahrung, Schaustellung, feierlichen Aussetzung oder Heiltumsweisung.
Fingerreliquien wurden nur selten in F. geborgen; so ließ Abt Fardulf († 806) von St-Denis eine Fingerreliquie in einem Handreliquiar beisetzen [2, S. 383]. Andererseits: Im Inventar des Doms in Konstanz von 1343 ist ein „Cristallum oblongum ad modum vnius digiti figuratum“ (fingerförmig oder ähnlich wie ein Finger?) genannt, das aber Zahnreliquien der Apostel Johannes und Paulus enthielt (Kdm. Baden 1 S. 216). Wahrscheinlich wurden jedoch alle Reliquiare in Form eines natürlichen menschlichen Fingers originär immer für eine Fingerreliquie (oder mehrere) gearbeitet.
F. sind nur wenige erhalten. Auch deren Erwähnung in Schatzverzeichnissen, gar bildliche Wiedergabe in Heiltumsbüchern ist selten; daraus darf man vielleicht schließen, es wär eher die Ausnahme als die Regel gewesen, daß ein Reliquiar nur für Fingerreliquien geschaffen wurde.
Im Schatzverzeichnis des Bamberger Domes von 1127 ist ein Kristallreliquiar mit einem Finger der hl. Gertrud aufgeführt (Ma. Schatzverz., hg. vom ZM in Zusammenarbeit mit Bernh. Bischoff, Bd. 1, Mchn. 1967 [Veröffn. des ZM, 4], S. 18 Nr. 6.33). Laut Inventar von 1333 verwahrte das Großmünster in Zürich in einem Kristallgefäß einen Daumen Karls d. Gr. (Archivalia et Historica. Fs. Anton Largiadèr, Zh. 1958, S. 195). 1339 besaß das Kloster Heilsbronn, Mfr., eine „monstrantia cum digito s. Elisabeth“ (Rep. für Kw. 1, 1876, S. 87). Im Inventar des Klosters Erstein von 1357 findet man „Item von dem finger Sant Justin“, „Item ein finger von Sant Laurencien in einer cristallen ciborien“ und „Item heiltuom von Sant Cristofer finger, ein glit“ (Edm. Ungerer [Hg.], Elsäss. Altertümer, Bd. 1, Strbg. 1913, S. 323 und 325). Als man 1456 in St. Ägidien in Braunschweig den Auctorschrein (des fr. 12. Jh.?) öffnete, war darin unter anderem „der ganze Finger der hl. Lucia“, für den Finger des hl. Auctor wurde im selben Jahr ein eigenes Reliquiar gefertigt; 1528 beschrieb man „ein vorguldte monstrancien mit S. Lucien vinger Abtes hinrikes von goltern“ (Die Diöz. Hildesheim in Vergangenheit und Gegenwart ... 49, 1981, S. 38f.). Im Schatz der Kathedrale von Beauvais lag 1464 „item ung autre cristal sans pié à couvercle d’argent dont le chief est doré & neslé ouquel est le doy de saint Firmin“ (Gustave Desjardins, Hist. de la Cath. de Beauvais, Beauvais 1865, S. 162 Nr. 23). Einer spätma. Chronik zufolge habe Karl d. Gr. „mit vilem heilthum, so er von Rom broht, ein finger von S. Petter“ nach Straßburg gebracht (Rodolphe Reuss [Hg.], Les Collectanées de Daniel Specklin, Strbg. 1890, S. 41 Nr. 686), der 1588 beim Fund des Münsterschatzes im Bruderhof noch genannt ist („Item ein silbere monstrantz, dorinnen Sankt Pettri fünger sein sollen“: E. Ungerer a. a. O. S. 144). Unter der Beute der Schlacht von Grandson, 1476, befand sich auch „S. Andreas daumen“ (R. Reuss a. a. O.. S. 463 Nr. 2139).
Ein Inventar des Straßburger Stephansklosters vom E. 15. Jh. nennt „Item sant Stepffans finger“; das Reliquiar ist in einem Nachtrag beschrieben als „ein grosse silbere übergült monstrancie“ (E. Ungerer a. a. O., Bd. 2, Strbg. 1917, S. 169 und 171). Das Jesuitenkolleg St. Paul in Regensburg besaß einen Finger des hl. Wolfgang (Coelestin Vogl, Ratisbona Monastica, Clösterliches Regenspurg, 1. T., Rgbg. 41752, S. 84).
Für Heiltumsbücher (vgl. Abb. 9-11 und 14) und -blätter charakteristisch ist das von vier Holzstöcken gedruckte Heiltumsblatt von 1520 für St. Ulrich und Afra in Augsburg (Schreiber, Nachdruck, Bd. 4 Nr. 1936), darauf u.a.: ein Armreliquiar für einen Finger und eine Schädelpartikel von Johannes d. T., ein Armreliquiar für ein Fingerglied des Märtyrers Numian, ein Ostensorienreliquiar für ein Fingerglied, einen Zahn und einen weiteren Knochen der hl. Margarete sowie ein architekturartiges Reliquiar auf Kelchfuß für eine Fingerreliquie des hl. Antonius und andere Reliquien (Mich. Hartig, Das Benediktiner-Reichsstift St. U. und A. in Augsburg, Augsb. 1923 [Germania sacra, Ser. B, Bd. I, A], Abb. S. 86f.). - Im Heiltum- und Ablaßbuch des Degenhart Pfeffinger ist der jeweilige Heilige abgebildet, von dem Reliquien in Pfeffingerschem Besitz waren, darunter „Ayn gelide von aynem fynger Sant Victor ein panerfürer sant Moritzen“ (Mühldorf, Stadtarchiv, zw. 1511 und 1515; Frz. Winzinger, Unbekannte Werke des Meisters von Mühldorf, ZDVK N.F. 22, 1968, S. 27 Abb. 20).
Als Material verwendete man vor allem edle Metalle, beim Wunsch nach Sichtbarmachung der Reliquien auch Bergkristall oder Glaszylinder, meist in ostensorienförmiger Fassung (vgl. Abb. 4 und 12); bei F. ist die Häufigkeit des Vorkommens kristallener Behälter besonders auffällig.
Aufkommen und Entwicklungsgeschichte des F. entsprechen der sonstigen Geschichte der christlichen Reliquiare. Antike Vorbilder für F. sind unbekannt. Analog zu anderen Reliquiaren in Form menschlicher Glieder könnten die F. bereits um das 8.–10. Jh. aufgekommen sein. Erhaltene Beispiele lassen sich erst in das Hoch-MA datieren.
Auffallend ist das mehrfache Vorkommen von Fingerreliquien Johannes d. T., der auf den Herrn hinwies (Io 1,29-36), auch der hl. Maria Magdalena.
II. Ma. F.
Ma. F. lassen sich in zwei Gruppen aufteilen: redende Reliquiare als mehr oder minder naturalistische Wiedergabe eines oder mehrerer Finger, meist aufrecht stehend, und Reliquiare anderer Form, die eine oder mehrere Fingerreliquien verhüllt oder unverhüllt enthalten.
A. Byzantinische F.
Im Bereich der byzantinischen Kirche faßte man den blanken Knochen an den Enden durch metallene Hülsenmontierungen mit aufgravierter Beischrift (R. Rückert, Zur Form der byz. Reliquiare, Münchner Jb. III. F. 8, 1957, S. 7-36; Hans R. Hahnloser [Hg.], Il tesoro di S. Marco, Bd. 2, Flor. 1971, Taf. XXX Nr. 32).
So gefaßte Fingerreliquien wiederum konnten im westlichen Europa in F. geborgen werden, wie z. B. in Genua, wo man viele byzantinische Reliquien besaß: Inventar von S. M. di Castello, 1442 („item digitum unum argenti albi in quo sunt reliquie cum literis grecis“: Raimondo Amedeo Vigna, L’antica collegiata di S. M. di C. in Genova, Genua 1859, S. 243f.). Ein mumifizierter Finger des hl. Nikolaus, 1205 von Bischof Konrad von Krosigk aus Byzanz nach Halberstadt gebracht und 1208 dem dortigen Dom geschenkt, wurde bald darauf mit einem Ring geschmückt und in einem Armreliquiar in aufrechter Stellung, sichtbar unter Kristallverschluß, geborgen (Paulus Hinz, Gegenwärtige Vergangenheit, Dom und Domschatz zu Halberstadt, Bln. 21963, S. 209f., Abb. S. 210f.). Die Monstranz mit der Fingerreliquie des hl. Johannes Bapt., um 1410, aus St. Blasius in Braunschweig, enthält eine an den Enden in Hülsen gefaßte byzantinische Reliquie, die im Glaszylinder dieses niedersächsischen Ostensoriums wiederum aufrechtstehend sichtbar ist (Kansas City, William Rockhill Nelson Gall. of Art and Mary Atkins Mus. of Fine Arts, Inv.nr. 37-71; Welfenschatz Nr. 64, Taf. 99).
In der Kirche in Altshausen Kr. Saulgau, 1410-1806 Ordenskirche der Ballei Elsaß-Schwaben-Burgund des Deutschen Ordens, befindet sich ein vielleicht in Straßburg um 1240 gefertigter Reliquienschrein aus vergoldetem Silber, dem wohl noch im 13. Jh. ein Fürspan, eine Gürtelschließe (?) und ein goldener Ring zugefügt wurden. Vielleicht um 1268, als die Deutschordenskommende aus Beienburg nach Altshausen verlegt wurde, montierte man in dieses Kästchen ein dreiteiliges silbervergoldetes Reliquiar, bestehend aus: einem oberen Deckrahmen mit Inschrift, Bild des Gekreuzigten und der hl. Katharina (Abb. 2 a); einem schlichten Kästchen mit einfachen Kugelbordüren und einer großen Bergkristallplatte im Klappdeckel (Abb. 2 b; vgl. zum Typ die später entstandenen Reliquiare für das Armbein der hl. Anna, die Ketten Petri, den Krippenspan und das Fragment vom Gewand des Evangelisten Johannes unter den Reichskleinodien in der Weltlichen Schatzkammer in Wien); einem in diesem Kästchen verwandten schmalen Steinkästchen mit silberner Randmontierung, daran oben zwei Schlaufenringe (Abb. 2 c). In diesem oben gehöhlten Steinkästchen liegt offen, gehalten von Perl- und Steinkettchen wohl des fr. 19. Jh. der mumifizierte Finger der im Deutschen Orden sehr verehrten hl. Katharina. Das kaum datierbare Steinkästchen könnte in früher Zeit im östlichen Mittelmeergebiet entstanden sein (Archiv f. chr. K. 28, 1910, S. 36-38, mit Abb.; Kdm. Württ., OA Saulgau, S. 30 und 35f., Taf. 93f.; Hans-Jörgen Heuser, Orh. Goldschmiedek. im Hochma., Bln. 1974, S. 117f.; zum Emailrahmen vgl. ebd. Abb. 278-303, 313-323 und das etwas spätere Ulrichskreuz in St. Ulrich und Afra in Augsburg, um 1320/1330: Augusta 955-1955, Augsb. 1955, Taf. 6 Abb. 4).
B. Redende Reliquiare
In dieser Form blieben F. anscheinend weitgehend auf das MA beschränkt. Einen spezifischen Formtypus gab es offenbar nicht, meist beschränkte man sich auf eine Garnierung der einfachen Fingerform, die mehr oder minder stilisiert in Metall wiederholt wurde.
Nur eine Zeichnung im 1756 fertiggestellten „Inventario dello stato degl’ori, argenti ...“ von S. Giovanni in Valetta auf Malta überliefert die Form eines einst dort aufbewahrten goldenen F. der hl. Maria Magdalena. Auf einem hohen, vielleicht paduanisch-venezianischen Fuß der Zeit um 1520 befand sich ein Kristallzylinder in einer Filigranfassung des späten 12. Jh. (?), darin stand sichtbar ein leicht gekrümmter menschlicher Finger (aus Metall?). Charles Oman vermutet in diesem frühen F. die Arbeit eines „fränkischen“ Goldschmieds des Königreiches von Jerusalem (The Connoisseur 173, 1970, S. 104, S. 102 Abb. 3).
Das älteste erhaltene Reliquiar in Form eines menschlichen Fingers, aus Gold, eingeschlossen in ein Ostensorium von 1888, stammt aus dem Eichstätter Domschatz (Abb. 1 a-c; [1] Sp. 1111; [2] S. 385; R. Rücken a. a. O. [Sp. 1209] S. 25 Anm. 67; Ausst.kat. „Ornamenta ecclesiae“, Köln 1985, Bd. 3 Nr. H 54).
Ein kleiner kubischer, 2 cm hoher und auch auf der Standfläche mit Filigran verzierter Sockel trägt den mit tordiertem Rankenfiligran umhüllten, deutlich gegliederten, leicht gekrümmten Finger; appliziert sind Edelsteine und Perlen sowie ein Medaillon aus Goldzellenschmelz mit der Halbfigur eines Heiligen mit Schriftrolle, bezeichnet mit den lateinischen Buchstaben „S̅ Ā“. Das in der Filigrananordnung vorn in der Mitte des Fingers berücksichtigte Türchen zur damit auf byzantinische Weise sichtbar und zugänglich gemachten, unverhüllten Reliquie ist mit „S.IĀC / fr̅. DN̅I“ (Sanctus Iacobus frater Domini) beschriftet (bei Erneuerung des Scharniers verkehrt herum angebracht; Abb. 1 c). Dem Reliquiar wurden im 14. Jh. am Sockel drei Saphire aufgesetzt, vielleicht auch das krönchenartige Ringband mit Lilienaufsätzen und Goldkügelchen unten am Fingeransatz; auch der Rubin (?) mit abgestumpftem Pyramidenschliff an der Stelle des Fingernagels ist nicht ursprünglich.
Das F., in der Barockzeit mit dem hl. Matthäus in Verbindung gebracht, ist wegen der lateinischen Beschriftung nicht in Byzanz entstanden, vielleicht in Nord- oder in Süditalien oder aber in Mitteleuropa (wo z. B. noch um 1300 am Prager Hof ein Goldschmied Johannes de Graecia nachgewiesen ist: Ausst.kat. „K. der Gotik aus Böhmen“, Köln 1985, S. 38). Die Entstehungszeit des hochma. Reliquiars ist nicht genauer festzulegen; Voraussetzungen für die Filigranornamentik mit Herzpalmetten sind in der spätkarolingischen und ottonischen Goldschmiedekunst gegeben und noch um 1200 in Gebrauch (vgl. Sp. 1088f.; ungarisches Krönungszepter: Jos. Deér, Die hl. Krone Ungarns, Wien 1966, Abb. 360; vgl. auch ebd. Abb. 151, ferner das doppelarmige Reliquienkreuz im Salzburger Domschatz aus Gran [?]: Ausst.kat. „Ornamenta ecclesiae“, Köln 1985, Bd. 3 S. 113 Nr. H 32).
Das F. des hl. Willibald zu St. Walburg in Eichstätt (Abb. 3) aus dem 2. V. 13. Jh. zeigt typenmäßige Verwandtschaft mit dem eben genannten F. des Domschatzes in Eichstätt: türartige Öffnung als Zugang zur Reliquie, Steinbesatz; der Knochen ist sichtbar hinter dem Türchen, oben und unten gerahmt von ornamental geflochtenen, mit Goldlahn umwickelten Fäden und Flußperlen. Hinter den Dreieckgiebeln sind Reliquien aus Stoff verborgen (Kdm. Bayern, Mfr. 1 S. 269; Kohlhaussen, Nürnberg, S. 79).
Zum Schatz des St. Theobaldmünsters in Thann, Oberelsaß, gehört ein vor 1362 geschaffenes Reliquiar für den Daumen des hl. Theobald (Abb. 4): ein kniender Engel trägt einen geschliffenen, entfernt fingerförmigen, vielleicht fatimidischen Kristallzylinder, in den die Reliquie eingeschlossen ist. Am Sockel der Figur befindet sich ein ungedeutetes Wappen. Nach dem Inventar von 1792 war das F. ehemals in einem silbernen Ostensorium in der Form des Turmes von St. Theobald aufbewahrt; der Fuß des Ostensoriums ist eine Arbeit des Thanner Goldschmieds Sebastian Jäger, 1793 (Kdm. Frankreich, Haut-Rhin, Canton Thann, S. 180; Kraus, Elsaß-Lothr., Ober-Elsaß S. 634).
Aus dem 14. Jh. stammt ein F. des hl. Johannes d.T. aus vergoldetem Kupfer (H. 38 cm) in der Kirche zu Brienne-La-Vieille, Aube. Die auf einem hexagonalen Sockel stehende Figur des Täufers trägt locker auf den Händen eine aus Basse-Fontaine stammende Reliquienkapsel für eine Daumenreliquie des Täufers in Form eines leicht gekrümmten Fingers aus vergoldetem Silber mit einem großen Sichtfenster auf dem mittleren Knochen. Die ursprüngliche Zugehörigkeit des F. zur Figur müßte noch erwiesen werden (Ausst. Paris, Trésors, Kat.nr. 168, Taf. 149; Jean Taralon, Les trèsors des églises de France, Paris 1966, S. 54 Abb.).
In den Besitz der Kirche Saint-Jean-du-Doigt, Finistère (Bretagne) gelangte vor 1420 ein Fingerglied des hl. Johannes d.T, das sich in einem kleinen, mit Vermeil montierten Kristall noch heute in der Kirche befindet (Congr. arch. 81, 1914, S. 55 und 72).
In St. Ursula in Köln verwahrt man ein F. in Form eines leicht stilisierten zylindrischen Fingers, dessen Oberseite in Höhe des mittleren Knochens in Form eines Maßwerkfensters durchbrochen ist (Abb. 6). Auf dem flachen unteren Abschluß sitzt eine Öse zum Aufhängen; die runde Deckplatte ist mit zwei Stiftnieten fest aufgebracht ([2] S. 385f.; Ausst.kat. „Herbst des MA“, Köln 1970, Nr. 253).
Im Prager Domschatz ist ein Reliquiar für drei Fingerreliquien erhalten (Abb. 7). Aus dem Satteldach des Schreins („tumba“) ragen drei Finger mit je einer Schauöffnung, unter deren Kristallverschluß die spätgotischen cedulae mit den Heiligennamen sichtbar sind, nicht jedoch die Reliquien. Die auf die vordere Dachfläche gravierten Heiligennamen nennen lediglich die Heiligen, deren Fingerreliquien in dem Schrein enthalten sind, nicht aber die der Heiligen, von denen die im Kasten geborgenen Schädelreliquien stammen (Kdm. Böhmen, Prag II, 1, S. 63f. Nr. 41; Anton Podlaha und Eduard Sittler, Chrámový poklad u sv. Víta v Praze, Prag 1903, S. LXXV und LXXXV; A. Podlaha, Ill. Kat. des Prager Domschatzes, Prag 1930, S. 78f. Nr. 111).
Mehrere F. enthielt das Heiltum des 1520 vom Mainzer Erzbischof Kardinal Albrecht von Brandenburg in Halle gegründeten Neuen Stifts. Die bildlichen Wiedergaben von 1526/1527 im Codex Man. 14 der Aschaffenburger Hof- und Stiftsbibliothek geben uns genaue Kenntnis vom Aussehen der verlorenen Goldschmiedearbeiten.
Im wohl um 1520 gearbeiteten F. des hl. Vincentius waren die Reliquien anscheinend unsichtbar geborgen (Abb. 9; Halm-Berliner S. 53 Nr. 233: „Eyn Silbernn vbergulter Finger“). - Das Reliquiar der hl. Maria Magdalena in Form einer Halbfigur zeigt die Heilige mit einem als Deckelbecher montierten Glaszylinder in der linken Hand; im Becher lagen zwei silberne F., die wohl zusammen mit der Büste 1513 von Hans Hujuf in Halle gefertigt worden waren. Die Oberseite der beiden naturalistisch geformten Finger war durch Schaugläser geöffnet, welche das Betrachten der Reliquien ermöglichten (Abb. 10; ebd. S. 64 Nr. 321). - Ein Daumen der hl. Anna war in einem monstranzähnlichen Ostensorium gefaßt, das man in Nürnberg, kurz vor 1520 gefertigt hatte (Kohlhaussen, Nürnberg, S. 381-383). Der mumifizierte und mit einem Ring geschmückte Finger war in einem verglasten Schautabernakel sichtbar (Abb. 11).
C. Reliquiare anderer Form
Die Stiftskirche Ste-Waudru in Mons verwahrt ein wahrscheinlich von Hugo d’Oignies um 1230/ 1240 gefertigtes Reliquiar des hl. Vincentius Madelgarius († um 677) aus vergoldetem Silber von ungewöhnlicher Form: Über Rundfuß und Säule in einem stilisierten Blattkranz wie eine Blüte ein zeltförmiges Schauglas, das einst aus Bergkristall bestand; unten auf dem Fuß steht „Ung Dent et une iointure (Fingerglied oder Gelenk?) de St Vincent Mark de St Wauldru“ (H. 22,5 cm; Ausst.kat. „Ornamenta ecclesiae“, Köln 1985, Bd. 3 Nr. H 55).
Die Kirche zu La Bénissons-Dieu, Loire, besitzt ein F. der hl. Margarethe aus dem 13. Jh. in Gestalt eines zylindrischen Behälters, der oben kalottenförmig gerundet und mit einem Ring geschmückt ist. Das mit Steinen und Perlen verzierte Reliquiar aus vergoldetem Silber besitzt ein kleines Türchen (Ausst. Paris, Trésors, Kat.nr. 730).
Ein silbernes, vergoldetes Reliquiar aus der M. 14. Jh. (im 15. Jh. verändert) in der Schatzkammer von S. Antonio in Padua für eine Fingerreliquie des Heiligen ist gestaltet als Miniaturostensorium in den Händen einer Antoniusfigur (Kdm. Italien, Oggetti, Bd. 7 S. 28).
Aus dem Welfenschatz stammt das kupferne, vergoldete Valerius-Reliquiar, Niedersachsen, um 1400, im Mus. of Fine Arts in Houston, Texas; die Kapsel des monstranzartigen Geräts ist durch Glasscheiben geschlossen (Welfenschatz, Nr. 62; Dieter Koetzsche, Der Welfenschatz ... [Bilderh. der StMPK Bln., 20/21], S. 13).
Im Halleschen Heiltum befand sich ein F. des 15. Jh. aus vergoldetem Silber in Form eines Lammes mit zylindrischem Leib aus Bergkristall, darin sichtbar eine Fingerreliquie Johannes d.T. Oben war der Kristallbehälter durch ein Metalltürchen verschlossen (Halm-Berliner S. 42 Nr. 150, Taf. 83 a; Münchner Jb. III. F. 28, 1977, S. 106).
Zum Halleschen Heiltum gehörte auch ein Ostensorium aus dem frühen 15. Jh. in Form eines Turmreliquiars mit einigen im frühen 16. Jh. hinzugefügten Figuren aus vergoldetem Silber. In einem runden, mit Bergkristall verschlossenen Schaugefäß in der Mitte dieses Ostensoriums war eine Fingerreliquie des Täufers sichtbar (Halm-Berliner S. 41 Nr. 141, Taf. 63; Münchner Jb. III. F. 28, 1977, S. 106 Abb. 61).
Das F. des hl. Julian im Schatz der Kathedrale von Le Mans, Sarthe, 20 cm h., 15. Jh., besteht aus einem vertikal gestellten, ovalen Bergkristall auf hohem Fuß aus vergoldetem Silber (Ausst. Paris, Trésors, Kat.nr. 236; J. Taralon a. a. O. [Sp. 1215] S. 53, Taf. 284; Ambroise Ledru, La cath. St-J. du Mans ..., Mamers 1900, Abb. S. 469, unten links).
Der Dom zu Messina, Sizilien, besitzt ein Armreliquiar des hl. Jacobus major aus dem 1. V. 16. Jh. (H. 71 cm). Die Finger des aufrecht stehenden Armes halten eine Pilgermuschel, auf die ein kleines Ostensorium mit Schauzylinder montiert ist, darin die Fingerreliquie des Heiligen (Boll. d’arte 17, 1923-1924, S. 12f.; Acta SS., Juli Bd. 4, S. 29).
Die große Hüglin-Monstranz aus den ersten Jahren des 16. Jh. im Historischen Museum Basel aus dem dortigen Münsterschatz birgt im stehenden Glaszylinder einen mit der Monstranz gleichzeitigen Einsatz in Gestalt einer Engelgruppe in einem Paradiesgärtlein, die statt der Lunula die unverhüllte Fingerreliquie des Täufers in einem achteckigen Bergkristallröhrchen mit silbernen, vergoldeten Endzwingen trägt, daran eine Aufhängöse, also eine ältere Spolie (Kdm. Schweiz 4, Basel 2 S. 283 und 287, Abb. 211 und 236).
Eine Reliquienmonstranz mit Reliquien von drei Fingern der hll. Drei Könige (ein Geschenk Rainalds von Dassel v. J. 1147) in einem gläsernen Schauzylinder befindet sich im Hildesheimer Domschatz. Sie entstand um 1500, vielleicht durch Umarbeiten eines romanischen Reliquiars (Victor Elbern und Hans Reuther, Der Hildesheimer Domschatz, Hdhm. 1969, Nr. 43).
Der Burgkapelle der Mindelburg vor Mindelheim gehört ein monstranzförmiges barockes Reliquienostensorium, in das ein spätgotisches, wohl süddeutsches Reliquiar eingeschoben ist. Die darin geborgene Fingerreliquie Johannes d. T. soll Georg von Frundsberg († 1528) aus Rom mitgebracht haben. Dieses F. aus geschliffenem, in vergoldetes Silber gefaßten sowie mit Edelsteinen und Perlen geschmückten Bergkristall hat annähernd die Form eines Reichsapfels mit hohem Kreuzaufsatz, in dessen Kugel der Knochen in einer Höhlung geborgen war (Abb. 8; Kdm. Bayern, Kurzinv. 31 S. 324f.).
Eine größere Anzahl typenmäßig miteinander verwandter F. in Form von Ostensorien mit stehendem durchsichtigen Zylinder zur Bergung der Reliquie läßt sich für Venedig und Padua nachweisen. Diese „ambrosianische“ Form eines Reliquienostensoriums war im späten MA aufgekommen. Fuß und Schaft können einen pyxis-, turm- oder baldachinförmigen Behälter tragen.
1501 gelangte aus dem Konvent der Dominikaner in Durazzo, Dalmatien, ein Reliquienostensorium für einen Finger der hl. Maria Magdalena in den Schatz von S. Marco in Venedig (H. R. Hahnloser a. a. O. [Sp. 1209] Taf. CL Nr. 156). In dem 32 cm hohen, aus vergoldetem Silber gearbeiteten Reliquiar, um die M. 14. Jh. in Venedig gearbeitet, befindet sich der ungefaßte Knochen in einem pyxisartigen Kristallzylinder. - Aus der 2. H. 15. Jh. stammt ein gleichartiges F. des hl. Johannes d.T. im Domschatz zu Padua, ursprünglich im Monastero del Venda. Es ist beschriftet „digitus est iste archiprophete baptiste“ (Kdm. Italien, Oggetti, Bd. 7 S. 81). - In S. Domenico in Bologna befindet sich das von dem Goldschmied Jacopo Roseto um 1380/1390 viel reicher gearbeitete Ostensorium mit dem Finger des hl. Thomas von Aquin (Abb. 5). – Das Ostensorium mit dem Daumen des Evangelisten Markus im Schatz von S. Marco in Venedig ([2] S. 384; H. R. Hahnloser a. a. O. Taf. CLXXIV) wurde um 1420/1430 in Venedig gefertigt. Bis 1606 enthielt dieses Ostensorium aus Edelmetall und Kristall eine Marienmilch-Reliquie, was aus der gravierten Inschrift und aus den Schatzverzeichnissen hervorgeht; die Daumenreliquie setzte man erst im 19. Jh. ein, doch muß für sie ein gleichartiges, im Inv. 1463 beschriebenes Ostensorium vorhanden gewesen sein. – Weitere vier im 15. Jh. gefertigte Reliquiare in venezianischen Kirchen sind nur durch Wiedergaben bei Jan van Grevenbroick, Varie venete curiosità sacre e profane, 1760 überliefert (Venedig, Mus. Correr): F. des hl. Gerhard in S. M. della Celestia (im Glaszylinder ein natürlicher Finger: Bd. 2 Bl. XX), mumifizierte Fingerreliquie der hl. Katharina in S. Domenico di Castello (Abb. 14); Fingerreliquie des hl. Thomas von Aquin ebendort (natürlicher Finger; Bd. 2 Bl. XXVIII); Finger des hl. Paternianus in der gleichnamigen venezianischen Kirche, aus Fano stammend (Bd. 3 Bl. 24). - Im Ostensorium von 1435 aus vergoldetem Kupfer im Schatz von S. Niccolò in Padua sind zwei Fingerreliquien des Titelheiligen unverhüllt geborgen (Kdm. Italien, Oggetti, Bd. 7 S. 144f.). - Ein F. des Märtyrers Pietro Rosini entstand um 1460/1470 wohl in der Werkstatt der Moro-Leuchter in Venedig, einst im Schatz von Ss. Giovanni e Paolo in Venedig. Die von Engeln getragene Fingerreliquie mit abgewinkeltem oberen Glied stand, ähnlich wie bei der Basler Hüglin-Monstranz, in einem Kristallzylinder (bildliche Wiedergabe bei J. van Grevenbroick, Bd. 2 Bl. XLI: Mitt. Flor. 10, 1961-1963, S. 176 Abb. 30). - Ganz ähnlich war ein F. des hl. Vinzenz Ferrer im selben Kirchenschatz und aus der selben Werkstatt. Der mit Metall umhüllte Finger war von vorn durch ein Schauglas sichtbar (J. van Grevenbroick, Bd. 2 Bl. XLVIII; Mitt. Flor. a. a. O. Abb. 31). -Erhalten ist das F. der hl. Elisabeth im Domschatz von Cividale aus dem 15. Jh.; die Reliquie ist, zusammen mit drei goldenen Anstecknadeln des 13. Jh., in einem Glaszylinder zur Schau gestellt, Fuß und Oberteil des Reliquiars (Oberteil eine barocke Erneuerung) sind aus vergoldetem Silber gefertigt (Ausst.kat. „Oreficeria sacra in Friuli“, Udine 1963, Nr. und Abb. 50).
Reliquien konnten überall an würdigen Plätzen geborgen werden, so ein „digitus Matthaei“ in einer seit 1584 im Klarissenkloster Forlì verwahrten Skulptur einer thronenden Madonna des 2. V. 13. Jh. aus Niedersachsen (Antje Middeldorf-Kosegarten, Mitt. Flor. 14, 1969/1970, S. 443 Anm. 7).
III. F. seit dem 2. Dr. 16. Jh.
Seit dem 2. Dr. 16. Jh. fertigte man kaum noch F. an, was auch darauf zurückzuführen sein dürfte, daß für einzelne Reliquien nur noch selten eigene Reliquiare in Auftrag gegeben wurden.
Ein F. der hl. Elisabeth von Thüringen befindet sich in der Klosterkirche Maria Stern in Augsburg. In die mittlere Höhlung eines großen tafelförmigen Schaureliquiars, gefertigt 1767 in Augsburg, ist das ältere, eigentliche F. aufrecht stehend eingesetzt (Abb. 12). Es hat die Form eines menschlichen Fingers, ist mit Perlen und Edelsteinen geschmückt, seine Vorderseite als Schauöffnung ausgebildet; auf der Standplatte ist in Email der hessische Löwe zu sehen. Wie so manches F. ist auch dieses durch gestiftete profane Ringe verziert (vgl. Armreliquiare: [1] Sp. 1106, 1110 Abb. 8). Die 1573 dem Kloster geschenkte Reliquie ließ man kurz danach, wohl durch Ulrich Eberl in Augsburg, fassen. Bis 1767 war das F. liegend auf einem Ebenholzpostament mit Edelmetallverzierungen montiert (R. Rücken in: Ausst.kat. „Sankt Elisabeth“, Marburg a. d. L. 1981, S. 303-313).
Zwei Beispiele von Ostensorien als F. aus der Zeit um 1600 stehen in der Geistlichen Schatzkammer der Münchener Residenz. In beiden Fällen ist die Reliquie sichtbar gemacht. Zum Schatz der Reichen Kapelle gehört das F. des hl. Dominikus (Abb. 13); der mumifizierte Finger ist in den stehenden Glaszylinder des kleinen goldenen, um 1590 in München gefertigten Ostensoriums eingelassen (Hans Thoma und Herb. Brunner, Residenzmus. Mchn., Mchn. 1966, S. 116 Nr. 42). Das F. mit Petrus-Reliquien, doppelt so groß und ebenfalls aus geschmelztem Gold gefertigt, wurde im 1. V. 17. Jh. im Auftrag Herzog Maximilians vielleicht nach einem Entwurf von Hans Krumper ebenfalls für die Reiche Kapelle geschaffen (ebd. Nr. 39; Pantheon 3, 1929, S. 227-232, Abb. 4; Gegenstück das gleichartige Annareliquiar).
Im Jahr 1762 erhielt der Abt der Benediktinerabtei Neresheim anläßlich der Öffnung des Ulrichsaltars in Augsburg ein Fingerglied des Heiligen, in Papier eingewickelt und versiegelt, für das man bald darauf ein silbervergoldetes, mit farbigen Steinen geschmücktes Reliquiar von ovaler Form und mit verglaster Vorderseite anfertigen ließ (1921 gestohlen und eingeschmolzen; Jb. des Ver. für Augsburger Bistumsgesch. e. V. 8, 1974, S. 96 bis 106).
Etliche in ma. Formen geschaffene F. des 19. und 20. Jh. sind fälschlich als echte ma. Beispiele in die Literatur eingegangen. Keines der im folgenden genannten Beispiele, die zumindest teilweise aus derselben Werkstatt stammen dürften, ist die Kopie eines der erhaltenen ma. F.
Ehem. Zürich, Slg. Rütschi (Otto von Falke, Slg. A. Rütschi, Zürich, T. 1: Email- und Goldschmiedearbeiten des MA und der Renss., Luzern 1931 [Aukt.kat. Gal. Fischer, 5. 9. 1931], Nr. 63, Taf. XXXIV; [2] S. 385; Aukt.kat. „Coll. Thomas F. Flannery Jr.“, Sotheby’s, London, 1.-2. 12. 1983, Kat.nr. 21); New York, Metrop. Mus. of Art, The Cloisters, Inv.nr. 47.101.44 (The Metrop. Mus. of Art Bull. 1947-1948, S. 249; ebd. 1948-1949, S. 15; [2] S. 385f.); Aukt.kat. Sotheby’s, London, 7. 7. 1961, Nr. 36 (1956 im Pariser Kunsthandel; mit Fingerring); Frankfurter Kunsthandel 1959 (ein gleiches Exemplar, jedoch ohne Fingerring); London, Vict. Alb. Mus., Inv.nr. 768-1891, angeblich mit Reliquien des hl. Theoderich (ehem. Slg. Zouche; London, Vict. Alb. Mus., List of Objects in the Art Division South Kensington Mus., acquired during the year 1891, Ld. 1892, S. 119); Aukt.kat. „The Ernest Brummer Coll.“, Galerie Koller - Spink & Son, Zürich, 16.-19. 10. 1979, Bd. 1, Kat.nr. 175 (mit Lederfutteral des 18. Jh.).
Im Deutschen Ledermuseum in Offenbach a. M. wird ein aus geschnittenem und gepunztem Leder ohne Holzkern gefertigtes Futteral von ungewöhnlicher Größe (32 cm) verwahrt; es gilt als in Italien (?) um 1500 gefertigtes Behältnis für ein F. (Günther Gall, Leder im europ. Khw., Braunschweig 1965 [Bibl. für K.- und Antiquitätenfreunde, 44], S. 160, Abb. 118). Die merkwürdige Inschrift „sancte vincente scapere“, die Größe, die Form der Buchstaben, der Stil der Ornamente und die Gestalt des Futterals wecken den Verdacht, daß es erst in der 2. H. 19. Jh. entstand.
Zu den Abbildungen
1 a-c. Eichstätt, Diözesanmus., F. aus dem Eichstätter Domschatz. Gold, Edelsteine, Perlen, Medaillon in Goldzellenschmelz, H. 10,5 cm. Hochma. (vgl. Sp. 1213), im 14. Jh. überarbeitet. Nach Eichstätts K. ..., geschildert von Franz Xaver Herb, Felix Mader ..., Mchn. 1901, Abb. S. 39 (a und b) und Foto Verf. (c).
2 a-c. Altshausen Krs. Saulgau, kath. Pfarrkirche, Katharinenreliquiar, Details: a: Deckrahmen mit opakem Grubenemail in Blau, Weiß und Schwarz, Inschrift „·DIGIT(US)·B(EAT)E·KAT(ER)INE· V(IR)GI(NI)S·ET·MARTIRIS·“, in den Ecken Hochmeisterwappen des Deutschen Ordens und goldener Schild mit weiß emailliertem Kreuz (Inhaber unbekannt); b: Kästchen aus Silber, 12,5 × 7,5 × 6,5 cm, Klappdeckel mit Bergkristallplatte; c: Kästchen mit der Reliquie, Stein (Achat?), 11,5 × 3,2 × 3,5 cm, Randmontierung Silber. Oberrhein, um 1268 (?; a); östliches Mittelmeergebiet (?), früh- oder hochma. (b und c). Fotos Verf.
3. Eichstätt, St. Walburg, F. Vergoldetes Silber, Inschrift „+ DI(GI)TVS S(ANCTI) · WILLIBALDI“, H. 8,8 cm. Bayern (Regensburg?), 4. V. 13. Jh. Foto unbek. Herkunft.
4. Thann, Oberelsaß, St. Theobald, F. Gold, Bergkristall, Gesamthöhe 15,5 cm, H. des Engels 7,5 cm. Vor 1362 (E. 13. Jh.?), Bergkristall vielleicht fatimidisch. Foto Comm. régionale d’Inv. d’Alsace, Straßburg.
5. Jacopo Roseto, F. in Form eines Ostensoriums. Silber, vergoldet, Email, H. ca. 70 cm. Bologna, S. Domenico. Um 1380/1390. Nach Postkarte.
6. Köln, St. Ursula, F. Silber, L. ca. 8 cm. Köln, frühes 15. Jh. (?). Foto Rhein. Bildarchiv, Köln, Plattennr. 102009.
7. Prag, Dom St. Veit, Schatz, Reliquiar für drei Finger- und für Schädelreliquien. Kupfer, vergoldet, H. 19 cm. Prag, 15. Jh. (1476 erstmals genannt). Foto Alexandr Paul, Prag.
8. Mindelheim, Kapelle der Mindelburg, Reliquienostensorium (Detail): F. Bergkristall, Fassung vergoldetes Silber, Edelsteine, Perlen, H. 18,5 cm. Süddeutsch (?), 15. Jh. Foto Verf.
9. Aschaffenburg, Hof- und Stiftsbibl., Man. 14 (Hallesches Heiltum), fol. 233, um 1520 entstandenes F. des hl. Vincentius. Zchg. mit Pinsel und Feder. 1526/ 1527. Foto Bayer. Nat.mus., Mchn.
10. Aschaffenburg, Hof- und Stiftsbibl., Man. 14 (Hallesches Heiltum), fol. 409v, Abb. des 1513 von Hans Hujuf gefertigten Reliquiars für den Finger der hl. Margarete, Detail (Gesamtabb.: Halm-Berliner Taf. 171). Zchg. mit Pinsel und Feder. 1526/1527. Foto Bayer. Nat.mus., Mchn.
11. Aschaffenburg, Hof- und Stiftsbibl., Man. 14 (Hallesches Heiltum), fol. 414v, Zchg. mit Pinsel und Feder des kurz vor 1520 in Nürnberg gefertigten Annenreliquiars (Detail; Gesamtabb.: Halm-Berliner Taf. 175). 1526/1527. Foto Bayer. Nat.mus., Mchn.
12. Ulrich Eberl (?), F. der hl. Elisabeth. Gold, Email, Edelsteine, Perlen, H. 10,2 cm. Augsburg, Kloster Maria Stern. Augsburg, kurz nach 1573. Foto Verf.
13. München, Residenz, Geistliche Schatzkammer, Ostensorium mit Fingerreliquie des hl. Dominikus aus der Reichen Kapelle. Gold, Goldschmelz, Rubine, Glaszylinder, H. ca. 14 cm. München, um 1590. Foto Bayer. Verwaltung der Staatl. Schlösser ..., Mchn.
14. Jan van Grevenbroick, Zchg. (Pinsel, Feder) des im 15. Jh. angefertigten Ostensoriums für eine Fingerreliquie der hl. Katharina in S. Domenico di Castello zu Venedig, aus: ders., Varie venete curiosità ... (Sp. 1220), 1760, Bd. 2 Bl. LV. Venedig, Mus. Correr. Foto Mus.
Literatur
1. Heinr. G. Lempertz, Art. „Armreliquiar“, RDK I 1106-1112, bes. Sp. 1110f. - 2. Braun, Reliquiare, S. 384-386.
Eine Reihe von Hinweisen ist Friedrich Kobler, Mchn., zu verdanken.
Verweise
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