Flügelretabel
englisch: Winged altarpiece, polyptych; französisch: Polyptyque, retable aux volets; italienisch: Polittico, altare a portelli.
Karl Werner Bachmann (IV); Géza Jászai (VI. A.); Friedrich Kobler (I; III; V; VI. C.-D.); Catheline Pénrier-D’Ieteren (VI. B. 3); Barbara Rommé (VI. B. 1-2); Norbert Wolf (II) (2003)
RDK IX, 1450–1536
F.= Flügelretabel; Ret. = Retabel.
I. Allgemeines
A. Definition
Das F. ist ein *Altarretabel, das mit beweglichen Flügeln versehen ist und dessen Mittelteil (Tafel, Schrein) geschlossen und geöffnet werden kann, um die Schauseite zu verändern.
Gewöhnlich ist das F. aus Holz gefertigt; zu steinernen Ret. mit Flügeln aus Holz s. [10] S. 309 und 345. Nur ausnahmsweise sind in den Schrein und die Flügel aus Holz Bildwerke aus Stein, Ton, Metall oder Bein eingefügt.
Alabaster: RDK I 293f. Abb. 1; [10] S. 312 und Taf. 222; Ausst.kat. „D’Angleterre en Normandie. Sculpture d’albâtre du MA“, Rouen und Evreux 1998, S. 76-98; Sandstein: Ret. aus der Katharinenkirche in Lübeck, um 1405; die Mal. der Flügel um 1430: [28] S. 19-24; Ton: Hubert Wilm, Got. Tonplastik in Dtld., Augsb. 1929, mit Abb. nur der Plastiken; Ausst.kat. „Retables en Terre Cuite des Pays-Bas, XVe-XVIe s.“, Brüssel 1992; zu Metall: s. Sp. 1524 und Abb. 31.
Seit dem 16. Jh. gibt es zunächst vereinzelt, nach 1600 mehrfach Ret. mit Flügeln, die nur eingeschränkt oder gar nicht beweglich sind und auf der Rückseite keinen Bilderschmuck tragen. Ein frühes Beispiel dafür ist das Heiligblut-Ret., von Erhart Harschner und Tilman Riemenschneider, 1499-1505 der Jakobskirche in Rothenburg o.d.T. (Hanswernfried Muth und Toni Schneiders, T. R. und seine Werke, Würzburg 1978, S. 87; ferner: Barbara Welzel, Tilman Riemenschneider und das Bildprogramm des Heiligblut-Altares in Rothenburg o.d.T., in: [37] S. 199-209, bes. S. 201 mit Abb. 3).
Moderne Bezeichnungen sind auch Flügelaltar, Klappaltar, Schnitzretabel, Wandelaltar, Wandelretabel.
Das Wort „Flügelaltar“ scheint seit M. 19. Jh. bevorzugt worden zu sein (vgl. Franz Kugler, Hdb. der Gesch. der Mal, Bln. 21847, Bd. 1 S. 234, 240 u.ö.). Früher belegt, doch aus der Zeit, in der F. unüblich geworden waren, ist die Bezeichnung „ara allata“ (Nekrolog des Zisterzienserklosters in Wiener Neustadt, 1737: Ingrid Flor in: Österr. Zs. Dpfl. 50, 1966, S. 35).
In Quellen des 14.-16. Jh. ist das F. als „Tafel“ nicht von anderen Retabelformen zu unterscheiden. Selten ist die Bezeichnung „Staffel“ für ein F. (Kaufbeuren, 1513: Rott, Bd. 2, Quellen S. 131). In der Regel sind in Verträgen die einzelnen Teile aufgeführt, das Corpus im Elsaß „kafftze“ genannt (ebd. Bd. 3, Quellen T. 1 S. 318), die Flügel in SW-Dtld. „fettich“ (ebd. S. 318 und 358). Standflügel wurden des öfteren als „Blindflügel“ bez. (ebd. T. 2 S. 50, 238; Bd. 2, Quellen S. 131f.). Die Predella wurde nicht selten als „sarg“ („sarch“) bezeichnet (Vertrag mit Michael Pacher 1471 für das F. in Gries bei Bozen: [32] S. 113f.). In Beschreibungen steht für Predella gelegentlich das Wort „Fuß“ („voiss“: Inv. der Kölner Ratskapelle, 1519: [44] S. 230f.). Zu den historischen Benennungen einzelner Teile des F. s. auch [32] S. 98f. Anm. 120 und S. 118f.
B. Abgrenzung
Die Wandelbarkeit des Erscheinungsbildes aufgrund von beweglichen Flügeln blieb nicht auf Ret. beschränkt.
Zu Ausstattungsstücken mit beweglichen Flügeln in sakralen Gebäuden oder Räumen zählen wohl seit dem späten 12. Jh. Figurenbaldachine mit geschlossener Rückseite, in die Einzelfiguren, selten mehrfigurige Darstellungen eingestellt sind und die auch auf Altäre gestellt wurden ([41] S. 169-190; [42]; mehrfigurig der sog. böhmische Altar im Dom von Brandenburg, um 1375: Hannelore Sachs und Wolf-Dieter Kunze, in: Dkm. in Berlin und in der Mark Brandenburg, Weimar 1987, S. 171-187; 1375 als „archa“ bez.: Robert Nissen in: Jb. für Kw. 1929, S. 70-72). Im 15. Jh. und 16. Jh. waren solche Figurenbaldachine des öfteren als Aufsatz Bestandteil ([3] S. 85-120) oder Ersatz für F. (Stefan Roller, Nürnberger Bildhauerkunst der Spätgotik, Mchn. und Bln. 1999 [Kw. Stud., Bd. 77], S. 157-160). -Epitaphien mit beweglichen Flügeln gibt es aus dem 16. und 17. Jh. vorwiegend in prot. Gebieten Norddeutschlands, z. B. im Dom von Ratzeburg (Anne-Dore Ketelsen-Volkhardt, Schleswig-Holsteinische Epitaphien des 16. und 17. Jh., Neumünster 1989 [Stud. zur schleswigholsteinischen Kg., Bd. 15], Abb. 2 und 32). - Siehe auch Orgel.
Gemälde mit religiöser Thematik in Privaträumen können in der Neuzeit wie F. gestaltet sein; vgl. den 1609 dat. Kupferstich von Claes Jansz Visscher (Hollstein, Dutch Fl. engr., Bd. 38 S. 14 Nr. 14, Bd. 39 Abb. S. 12); ein Beisp. um 1735, wohl böhmisch, mit ornamental furnierter Außenseite der Flügel: Ausst.kat. „750 Jahre Zisterzienserinnenabtei Lichtenthal“, Karlsruhe 1995, S. 381f. Nr. 256 (aus dem Besitz des Markgf. Ludwig Georg von Baden).
Tafeln (und Schreine?) des Spät-MA in kleinem Format, mit beweglichen Flügeln werden in der Lit. oft als „Hausaltärchen“ oder als „Reisealtar“ bezeichnet. Belege für die Verwendung als Ret. in Verbindung mit einem Tragaltar gibt es im 16. Jh.
Beispiel: Reisealtar des Augsburger Bischofs Otto Kardinal Truchseß von Waldburg, um 1560-1570, mit Reliefs in Eisen-Treibarbeit (Peter Rummel [Fig.], Das Diöz.mus. St. Afra in Augsburg, Augsb. 2000, S. 141f.).
Zu Gemälden mit profanen Themen aus dem 19. und 20. Jh., bei denen das Erscheinungsbild geöffneter F. nachgeahmt wurde, s. Triptychon; Polyptychon.
II. Theorien zur Entstehung
Zur Erklärung, warum Ret. mit Flügeln versehen wurden, zog man entweder formale Kriterien heran oder vermutete den Grund dafür in der Funktion. Als Beispiele werden hauptsächlich die sog. Schnitzaltäre herangezogen, F., deren Mitteltafel ein mit Skulpturen besetzter Schrein ist und die im deutschsprachigen Gebiet zunächst überwogen. Keine der Theorien fand ungeteilte Zustimmung.
A. Ableitung aus formalen Kriterien
1. Übernahme von Prinzipien in der Kleinkunst
Georg Dehio, der zwischen F. und Schreinaltar unterschied, machte für ersteres eine „doppelte Wurzel“ geltend: die gemalte, der Mensa aufgesetzte Tafel und das kleine, transportable Triptychon ([14] S. 112). Auch Wilhelm Pinder sah den Ursprung von F. in der Kleinkunst, die „im Rahmen der Hüttenkunst“ in die „Großform ... hochwuchs“ und der, in Holz übertragen, bewegliche Flügel „angeschlossen“ wurden, die dem F. in seiner Wandelbarkeit „etwas Buchhaftes verliehen“ ([50] S. 112-115). Eberhard Hempel bezeichnete Werke der Kleinkunst aus dem 11.-12. Jh. und mit Flügeln versehene Reliquiare aus dem 12. Jh. als Vorläufer des F., ebenso byz. Elfenbein-Triptychen; die monumentale Ausgestaltung des F. setze jedoch eine zentrale vollrunde Skulptur voraus ([29] S. 141f.). Hans K. Ramisch betonte den Unterschied zwischen den von H. Keller (s. Sp. 1454f.) herangezogenen norddt. Beisp. und F. nur mit Malerei in Süddeutschland, einer „Synthese aus flügellosen ... Ret. und Hausaltärchen mit beweglichen Flügeln“ ([53] S. 88).
Die Bedeutung gemalter „Flügelaltärchen“ sowie von Triptychen aus Elfenbein oder Metall für die Entstehung des F. wurde wiederholt in Abrede gestellt, z. B. von Karl Schultz; auch wenn die Wahl des „Flügelsystems“ mit bestimmend gewesen sei, gehe es nicht an, „darüber hinaus unbedingte Abhängigkeiten einer Großform von einer Kleinform zu konstatieren“ ([59] S. 61).
2. Ableitung von Reliquienschreinen
Der „halbierte Reliquienschrein“, der später als Predella dem Altaraufsatz aus dem Dom in Minden eingefügt worden war, bildete für Elisabeth Simon die „Mitte zwischen Schrein und Schnitzaltar“ auf dem Weg „vom Schrein mit mehreren Fronten zu einer Schauseite“ (Berlin, StMPK, um 1220 [?], von der Autorin ins 3. V. 13. Jh. dat.). Gleiches gelte für den hölzernen Schrein um 1245 in der ehem. Zisterzienserkirche in Loccum ([61]; vgl. Elisabeth Simon, Der Mindener Altar, ein Schnitzwerk des 13. Jh., Jb. preuß. K.slgn. 48, 1927, S. 209-220, bes. S. 212; [73] S. 268-270).
Diese Begründung bleibt jedoch fraglich. Selbst wenn der ältere, figurenreiche Teil des Altaraufsatzes aus Minden zeitweise Reliquien zur Schau zu stellen ermöglichte, müßte das auf der bis auf den Mittelteil (mit Türen) offenen Rückseite geschehen sein. Dies ist unwahrscheinlich, die Aufstellung auf einem Altar zudem nicht gesichert (zum Zustand des Schreins: Petra Johanna Krause in: [38] S. 21-28). Der figurenlose Schrein in Loccum hat zwei Arkadenreihen, verblendet durch Tafeln (an den Seiten erhalten); das Innere ist in drei Gefache unterteilt, in die Rückwand sind Tür und Verschlußklappen eingesetzt (Uvo Hölscher, Kloster L., Hann. und Lpz. 1913, S. 50f., Abb. 30; Volker Grube, Der Reliquienschrein in der Klosterkirche zu L. ..., Diplomarbeit Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/ Göttingen 2001 [masch.]; Oskar Karpa, Kloster L., Hann. 1963, S. 55f., Abb. 35). Die Loccumer Konstruktion führt nicht zum Anbringen von Flügel.
3. Weiterentwicklung des architektonisch gestalteten Steinretabels
G. Dehio bezeichnete den „Schreinaltar“ als Weiterentwicklung des Reliquienret. in der Art des Hochaltarret. von 1290 in der Elisabethkirche in Marburg ([14] S. 111f.). Dessen tiefe Figurennischen schlossen Podien für Reliquiare ein; die Vorderseiten konnten durch versenkbare Tafeln (?) und Gitter verschlossen werden. Wie diese ausgestaltet waren und ob sie als Vorstufe beweglicher Flügel angesehen werden dürfen, muß offen bleiben (vgl. Jürgen Michler, Die Elisabethkirche zu Marburg in ihrer ursprünglichen Farbigkeit, Marburg 1986 [Quellen und Forschgn. zur Gesch. des Dt. Ordens, Bd. 19], S. 209-219, bes. S. 213 Anm. 23f.).
4. Zweitürige Reliquienschränke als Vorbild
Eine Schutzfunktion der Flügel nach dem Vorbild zweitüriger Kelch- und Reliquienschränke nahm Josef Braun an ([10] S. 36). Seine Überlegungen erweiterte Hans Wentzel, indem er vom Hochaltar-Ret. in Cismar, A. 14. Jh., ausging und vorschlug, im Reliquienschrank den „liturgischen Vorläufer“ des Reliquien-Ret. zu suchen, das der Kostbarkeit der Reliquien halber verschließbar sein mußte: „da die Reliquien an Festtagen auf dem Altar ausgestellt werden mußten, war es naheliegend, den Schrank mit den Reliquien auf den Altartisch zu übertragen und ihn durch reichere Ausstattung zu einem Schrein, zu einem Ret. zu machen“ ([71] S. 40). Die neue Form des Reliquienschreins mit Flügeln beruhe auf der Vereinigung des architektonisch gestalteten Ret. (von H. Wentzel „Nischen-Ret.“ genannt: ebd. S. 38 und 42; andere Definition bei J. Braun [10] S. 284f.) und dem „Reliquienschrank“ mit Türflügeln. Ältestes Beisp. sei das Hochaltar-Ret. in der ehem. Zisterzienserklosterkirche in Bad Doberan, A. 14. Jh. ([71] S. 42).
E. Hempel postulierte als besonders frühes Beisp. für ein Reliquien-Ret. das des Hochaltars der ehem. Stiftsk. St. Viktor in Xanten, das 1129 geschaffen und im heutigen F. von 1529-1534 in den Grundzügen wiederholt sei ([41] S. 29). Max Hasse verwies dagegen auf die schon von St. Beissel erwähnte erhebliche Unsicherheit, die hinsichtlich der Überlieferung dieses Datums für das Ret. bestehe ([27] S. 11f.; s. Dagmar Preising in: [78] S. 67-86, bes. S. 72).
M. Hasse übernahm zwar H. Wentzels These auch für F., die nur mit Gemälden ausgestattet waren ([27] S. 28), zweifelte aber an ihrer Allgemeingültigkeit (ebd. S. 17). - Wolfgang Wegner bezeichnete die Reliquienzeigung als ursprüngliche Aufgabe der frühen Ret., die in der Folgezeit weitgehend verdrängt worden sei ([69] S. 12).
H. Keller modifizierte die These H. Wentzels: Sakristeischränke mit ihren Gefachen für Reliquien und mit bemalten oder geschnitzten Türen seien A. 14. Jh. häufig als Altaraufsatz verwendet worden. Die meisten dieser frühen Ret. seien Reliquientresore, deren Flügel vor Diebstahl schützen sollten und zugleich Platz boten für Heiligenbilder, vornehmlich für Skulpturen, die in einem letzten Entwicklungsschritt als eigenständige großformatige Bildwerke ohne eingeschlossene Reliquien im Ret. Platz gefunden hätten [33].
Für keinen der erhaltenen Sakristei- oder Reliquienschränke ist die einstige Aufstellung auf einem Altar nachgewiesen.
Der Schrank aus der Liebfrauenkirche in Halberstadt, 2. V. 13. Jh., stand frei neben einem Altar (Hans Joachim Krause, Zur Gesch. und Funktion des Halberstädter Schranks, in: Halberstadt. Stud. zu Dom und Liebfrauenkirche ..., Bln. 1997 [Schrn.r. der Komm. für Nieders. Bau- und Kg. bei der Braunschweigischen Wiss. Ges., 7; Abhn. der Sächs. Akad. der Wiss. zu Leipzig, philol.-hist. Kl., Bd. 74 H. 2], S. 126-143). Der Kelchschrank in Bad Doberan, A. 14. Jh., war als Wandschrank eingebaut (vgl. Kchr. 51, 1998, S. 232).
Zur Begründung ihrer These von der Schutzfunktion der Flügel vor Diebstahl zogen H. Wentzel und H. Keller die z.T. recht komplizierten Verschließ- und Zugriffsmöglichkeiten bei F. des 14. Jh. heran.
Am Schrein des Hochaltarret. in Bad Doberan gibt es rückseitig drei Türchen, an dem von Cismar eines. Beim F. in Oberwesel kann das Sockeigeschoß des Schreins durch eine Klappe an der Rückseite mit Reliquien beschickt werden. Verschließbare Türchen an der Rückseite des Schreins besitzen die F. in Rossow und Altenberg. Am Marienstatter F. sind die Reliquienkammern des mittleren Vierpaßstreifens, der Fenstergalerie und des vergitterten Feldes im Mittelabschnitt des Schreins durch Türchen benutzbar gemacht; im Sockeigeschoß läßt sich bei geschlossenen Flügeln das Maßwerk von Schrein und Flügeln seitlich herausziehen; der Zweck ist unklar, einer Sicherung ist diese Einrichtung nicht dienlich. Auch am Klaren-Ret. im Kölner Dom können die Maßwerkvergitterungen vor den unteren Reliquiengefachen seitlich herausgeschoben werden.
Der Annahme einer Schutzfunktion der Flügel von Ret. vor Diebstahl steht entgegen, daß im Spät-MA Diebe es oft auf die kostbaren Behältnisse abgesehen hatten, nicht auf die Reliquien (vgl. Johann Michael Fritz, Goldschmiedek. der Gotik in Mitteleuropa, Mchn. 1982, S. 249 zu Abb. 448).
Bernhard Decker griff die Ansicht H. Kellers auf und versuchte, Argumente anderer in dessen Theorie zu integrieren.
„Die Ursprünge des got. F. ... liegen in seiner Funktion als Ausstellungsmöbel für Reliquienbehälter, zu denen sich Skulpturen ... gesellten. Gleichermaßen galt Reliquien und Bildern der Schutz der drehbaren Flügeltüren, die den Heiltumschatz, je nach dem Kalender des Kirchenjahres zeigten oder verschlossen“ ([12] S. 306; s. auch Sp. 1459f.).
Bernd Nicolai räumte ein, die Argumentation H. Kellers, die Entwicklung des F. sei „letztlich doch von den Schränken des 13. Jh. beeinflußt“ worden, sei „plausibel“ und nannte letztere „Sakramentsschränke“, denen er ein „Wandlungsprinzip“ unterstellte (in: Herbert Beck und Kerstin Hengevoss-Dürkop [Hgg.], Stud. zur Gesch. der europ. Skulptur im 12./13. Jh., Ffm. 1994, Bd. 1 S. 29-43, bes. S. 39f.). Kritik an der als einseitig empfundenen These H. Kellers wurde bald direkt, bald indirekt geäußert.
Anton Legner führte Reliquienschränke in der Art der um 1300 entstandenen offenen Wandschränke im Kölner Dom in die Diskussion ein und bezeichnete sowohl sie als auch die mit zwei Türflügeln versehenen Sakristeischränke als „nächstverwandte Einrichtungsobjekte“ der Reliquienret.; „das will nicht besagen, der got. Flügelaltar sei aus der Gattung der Reliquienschränke hervorgegangen“ (Kölner Dombl. 51, 1986, S. 203 und 205). Zu H. Ramisch s. Sp. 1453.
Zur Relation zwischen Festtagen und -Zeiten des Kirchenjahres und der Wandelbarkeit des Bildprogramms durch Bewegen der Flügel, die mehrfach Argument gegen H. Kellers These war, s. Sp. 1459f.
5. Figurenbaldachine als Voraussetzung von F.
Der auf die Mensa gesetzte Figurenbaldachin mit fester Rückwand, der durch beweglich montierte, Malerei oder Skulpturen tragende Seiten- und Vorderwände verschlossen werden konnte, galt H. Wentzel als weitere Quelle des F. ([71] S. 37 und 39f. Anm. 38; Alternativbenennungen: „Heiligenkasten“, „Statuen-Ret.“, „Baldachinaltar“, „Kastenaltar mit Faltflügeln“). E. Hempel bezeichnete die Heiligenkästen, „nordische Gebilde“, als älteste Art der Flügelaltarschreine und sah in ihnen die Vorstufe zu den F. in Bad Doberan und Cismar mit ihrer Verbindung des „in die Breite entwickelten Schreins“ und den „in Türmen aufsteigenden Baldachintabernakeln“ ([29] S. 140 und 143).
Auch K. Schultz bezog die „Baldachinaltäre“ in seine Erörterung der Möglichkeiten ein, die bei der Gestaltung des „Altarschmucks ... auf die Bildung des Schreinaltars gewirkt haben“ ([59] S. 6); allgemein zu den Heiligenkästen seit dem 12. Jh.: Peter Tångeberg [66] S. 32-41. Claude Lapaire machte auf die Verbreitung der Heiligenkästen von Skandinavien über Deutschland und Frankreich bis Italien und Spanien aufmerksam ([41]; [42]). Klaus Krüger ergänzte dies durch weitere Beisp.; in den roman. Ländern kam es dennoch nicht zu einer nennenswerten Ausbildung des F.
6. Sog. Schreinmadonnen als Vorbild
In den sog. Schreinmadonnen des 13.-15. Jh. sah E. Hempel eine „Verschmelzung von Schrein und Maria“, aufgrund von Belegen metaphorischen Gebrauchs des Wortes „Schrein“ für Maria ([29] S. 140), die Walter Fries bekannt gemacht hatte ([25] bes. S. 57; vgl. H. Wentzel [71] S. 39f. Anm. 38: „Figur mit Flügeln“). Für H. Keller war die „Schreinmadonna“ Parallele zum „Schnitzaltar“ ([33] S. 142 Anm. 46), Gudrun Radler sah darin eine Vorstufe von F. ([52] S. 42); durch das Offnen werde „die Madonna ... in einen Schrein verwandelt“ (ebd.; vgl. [73] S. 296-299).
B. Ableitung aus der Funktion
1. Bilderwechsel im Verlauf des Kirchenjahres
Die Möglichkeit, durch Offnen und Schließen der beweglichen Flügel den Gang des Kirchenjahres in den Bildern und Skulpturen sinnfällig vor Augen zu stellen, galt in der Lit. mehrfach als Grund für die Errichtung von F.; Reliquien verborgen zu halten oder zu zeigen und Bilder wechseln zu können, ermöglichte Steigerungen im Aussehen der Schauseite von der Alltagsseite zur Festtagsseite hin.
J. Braun äußerte sich dezidiert in diesem Sinn: „Der Zweck, den die Flügel hatten, war vor allem liturgischer Art“ ([10] S. 355; ebenso E. Hempel: [29] S. 147). Donald L. Ehresmann sah in der Relation zwischen Bilderfolge und Kirchenjahr den entscheidenden Faktor für die Erfindung des F., nicht im Bergen von Reliquien (Some observations on the role of liturgy in the early winged altarpiece, Art Bull. 64, 1982, S. 359-369).
Im F. in Cismar schließe sich ein Zugleich von Reliefs und Reliquien (Reliquiaren) im Schrein aus; letztere waren möglicherweise gelegentlich dort zur Schau gestellt. Die Szenen im Schrein seien für einen spezifischen Bezug zu Reliquien viel zu allgemein, zudem auf das Leben Jesu bezogen; zehn Herrenreliquien aber seien mehr als unwahrscheinlich. So sei auch die Schutzfunktion der Flügel für Reliquien zweifelhaft. Die Möglichkeit des schrittweisen Öffnens der Flügel bei dem F. aus der Stiftsk. in Altenberg sei nur in bezug auf die Liturgie zu verstehen. Noch deutlicher sei dies bei dem F. der Kollegiatskirche in Oberwesel, wo Plätze für Reliquien nur eine unauffällige Begleitung der Bilder bedeuteten, das bei geschlossenen Flügeln an der Außenseite mittig angebrachte und ebenso wie die Assistenzfiguren abnehmbare Kruzifix aber eindeutig liturgische Funktion habe (zum Kruzifix: Ulrike Bergmann, Kat. Schnütgen-Mus. Die Holzskulpturen des MA [1000-1400], Köln 1989, S. 270). Vollends das mit doppeltem Flügelpaar ausgestattete F. aus St. Klaren im Kölner Dom, um 1360, spreche für den Zusammenhang zwischen der Bilderwelt des Ret. und den Festen des Kirchenjahres (freilich hängt gerade dieses F. anscheinend mit einer Schenkung von Ursula-Reliquien zusammen: Ausst.kat. „Vor Stefan Lochner“, Köln 1974, S. 77f.). Außerdem gebe es zeitgleich mit F., die Reliquien einschließen, auch durchgängig gemalte F., die für Reliquien keinen Platz bieten.
Auch Barbara Welzel stellte gegen H. Keller zur Diskussion, ob nicht neben der Verschließbarkeit von Reliquien und kostbaren Bildwerken von vornherein die Wandelbarkeit des Bildprogramms ausschlaggebend für die Entwicklung der F. gewesen sei ([70] S. 15).
Bilderlos sind die Flügelaußenseiten des F. von Endre/Gotland, M. 14. Jh., und weiterer gotländischer Ret. ([66] S. 48, Abb. 39 a-c), auch des Barbara-Ret. von Meister Francke im Nat.mus. Helsinki (s. Sp. 1481 und 1496). Eine Relation zwischen Kirchenjahr und bildlichen Darstellungen ist in diesen Fällen nicht gegeben, doch kann das Fehlen von Bildern auf der Alltagsseite den geringeren Stellenwert der „Normaltage“ gegenüber den Festtagen ausdrücken.
2. „Repräsentationsgerät“
Als „Repräsentationsgerät“ bezeichnete B. Decker das F. ([13] S. 29) und deutete es als „Kultbild“ (ebd. S. 59 und 61).
Die Flügel dienten dazu, „der Skulptur einen Platz auf dem Altar zu ermöglichen, ihren Rang zu erhöhen und ihrer plastischen Erscheinung im Ret. zu gesteigerter Realpräsenz (!) zu verhelfen“; die Malereien auf den Flügeln „wahren Abstand zu der plastischen Repräsentation, die den Kultbildern im Schrein“ zukomme (ebd. S. 65).
Hinter dem architektonischen Konzept des F. stehe „ein abbildendes Programm. Abgebildet ... erscheint die Kirche selbst“. Die Skulptur sei „Teilbestand eines Kultmöbels, dessen abbildende Stellvertreterprogrammatik sie im Verein mit Reliquien erläutert“. Das F. sei „Realobjekt kirchlicher Stellvertretungsansprüche“ (ebd. S. 66).
Hans Belting nannte Ret. eine „Bühne des öffentlichen Bildes“; man komme „den Dingen näher, wenn man das Altarbild Aufgaben der Repräsentation erfüllen sieht“, die zugleich „dem Wettbewerb der Institutionen“ dienten ([7] S. 501 und 504). Für die Schaffung von F. nahm H. Belting zusätzliche Faktoren an.
Beim F. von Altenberg sah er den Zweck der gemalten Flügel sowohl im Verschließen des „Reliquientresors“ als auch im Sichtbarmachen und Verbergen der Marienfigur des Schreins im Rahmen einer von ihm angenommenen „kultischen Verehrung“ des Bildwerks (ebd. S. 500). Im Fall des Marienstätter F. lasse die „Präsenz von Reliquien ... den Schluß zu, daß das F. der Nachfolger des einstigen Reliquienschrankes war“ (ebd. S. 501). Für das Aussehen der Flügel des Oberweseler F. gebe es nur eine „liturgische Erklärung“, denn die Feste im Kirchenjahr seien durch eine auf diese hinweisende Festtagsseite ausgezeichnet (ebd.).
III. Entwurf und Ausführende
Den wenigen bekannten Verträgen ist lediglich zu entnehmen, daß in der Regel der Bildhauer oder der Maler Vertragsnehmer war. Nur in Einzelfällen ging dem Vertrag eine Vereinbarung mit dem Kistler (Schreiner, Tischler) voraus.
Für das Hl.-Blut.-Ret. in St. Jakob in Rothenburg o.d.T. war 1499 der Vertrag mit dem Schreiner Erhart Harschner abgeschlossen worden, der Vertrag mit Tilman Riemenschneider für die Skulpturen i.J. 1501 ([8] S. 11, die Archivalien S. 169-175).
Sind in dem Vertrag mit einem Maler Bildwerke eingeschlossen oder im Vertrag mit einem Bildhauer Malereien, so zwingt nichts zu der Annahme, daß der Vertragsnehmer in jedem Fall der Ausführende des ganzen F. war.
Im Vertrag mit dem Maler Henning Leptzow 1421 für die Georgskirche in Parchim ist die Übernahme vorhandener (älterer?) Bildwerke festgeschrieben ([32] S. 108f.). Im Vertrag mit dem Straßburger Maler Marx Doigner 1457 ist seitens des Rats von Oberehnheim (Elsaß) festgehalten, der Maler solle für das F. „die bilde snitzen lassen und sie machen von gutem holtze“ (Rott, Bd. 3, Quellen I, S. 318f.); es ist offen, ob dies eigenständige Herstellung bedeutet (so [32] S. 75), oder ob der Maler für die Qualität des Werkes insgesamt verantwortlich sein sollte. Laut Vertrag zwischen dem Franziskanerkonvent von Überlingen und dem Maler Engelbert Hofmann von 1518 sollte dieser mit „allem dem, wie die visierung anzaigt ..., in seinen eigenen costen selbst schneiden lassen“ (ebd. S. 134).
Nur in Ausnahmefällen scheint der Auftragnehmer sowohl als Maler als auch als Bildhauer tätig gewesen zu sein, so etwa Michael Pacher.
Bei Bernd Notke ist die oftmals angenommene Identität von Maler und Bildhauer unklar. In den Archivalien ist er als Maler geführt (vgl. Walter Paatz, Bernd Notke, Wien 1944, Textbd. S. 281-340) und beschäftigte als Inhaber einer größeren Werkstatt Bildhauer und weitere Helfer („bereder“; s. die Funde anläßlich der Restaurierung des Triumphkreuzes von 1477 im Dom zu Lübeck mit der Nennung von „eggert suarte de snider“ und „hegert de snyder“; vgl. Eike Oellermann, Bernt Notkes Werk, dessen Gesch. und Rest., in: Triumphkreuz im Dom zu Lübeck ..., Wiesb. 1977, S. 55-72, bes. S. 56f.; A. Grassmann, Bernt Notkes Triumphkreuz: Die Inschriften und ihre Lesung, in: Internationales Kolloquium zum Werk des Bernt Notke ... 1976, S. 58-62).
Von Veit Stoß ist belegt, daß er in den Jahren 1504 bis 1505 nach seiner Flucht aus Nürnberg nicht nur die Fassung des Münnerstädter Ret. von Tilman Riemenschneider, 1490-1492, ausführte, sondern auch die Malereien auf den Flügeln, die einzigen nachweisbaren Malereien des Bildhauers ([36] S. 45-58).
Öfter lag zwischen Lieferung und Aufstellung des Ret. einerseits und der Fassung von Schrein und Bildwerken andererseits ein längerer Zeitraum (vgl. RDK VII 744), ohne daß damit ein Wechsel in der Planung von sog. ungefaßter Arbeit zu einem gefaßten Ret. postuliert werden kann oder widerlegt wäre.
Die Lieferung des zur Erstellung des F. notwendigen Eisens durch den Auftraggeber ist des öfteren Bestandteil des Vertrages ([32] S. 90 Anm. 31). Schmiedearbeiten, die bei der Aufstellung des Ret. anfielen, rechnete der Schmied selbst ab (vgl. die Aufstellung der Kosten des Schmiedemeisters Heinrich Schwingenhammer von 1459 anläßlich der Montierung des Hochaltar-Ret. von Hans Multscher in Sterzing: Manfred Tripps, Hans Multscher, Weißenhorn 1969, S. 247f.). Die gesonderte Bezahlung von Eisen konnte auch Bestandteil des Vertrages sein, so 1490 im Vertrag mit T. Riemenschneider für das F. in Münnerstadt ([36] S. 90f.).
Gelegentlich ist im Vertrag eine Visierung als Grundlage der Ausführung genannt, die in der Regel vom Maler oder Bildhauer angefertigt worden sein dürfte (Belege bei [32] Vertragsurkunden Nr. III, VI, IX, XIX, XXII).
Zeichnungen, die als vom Künstler angefertigte „Bestellerzeichnungen“ gelten, sind nur selten erhalten (z. B. Entw. von Veit Stoß: RDK II 633f. Abb. 4). Bei den meisten Zeichnungen ist unklar, ob es sich um einen originären Entwurf, um eine vom Künstler für eigene Zwecke hergestellte Zeichnung, eine Kopie nach der für den Besteller angefertigten Visierung oder um eine Zeichnung nach dem ausgeführten Werk handelt (vgl. Abb. 26). Bei etlichen Rissen (oder Kopien nach solchen?) sind nur die mit Skulpturen zu besetzenden oder von ihnen eingenommenen Teile wiedergegeben (vgl. [32] Abb. 24-26, 28, 32-36).
Bei dem Bestand an Zeichnungen für die F. der Stiftsk. in Halle a.d.S. von Lucas Cranach d. Ä. und seiner Werkstatt, um 1520/1525, lassen sich die von L. Cranach für den Auftraggeber Kardinal Albrecht von Brandenburg angefertigten sog. Bestellerzeichnungen („Präsentationszeichnungen“) von den durch Mitarbeiter der Werkstatt ausgeführten Blättern unterscheiden, die in der Werkstatt verblieben und auch später noch verwendet wurden (Abb. 30 a und b; Andreas Tacke, Der Hallenser Heiligen- und Passionszyklus und die Erlanger Cranach-Zchgn., in: Ders. [Hg.], Cranach, Meisterwerke auf Vorrat, Mchn. 1994 [Schrn. der Univ.bibl. Erlangen-Nürnberg; Ausst.kat. Erlangen, Halle und Augsburg 1994-1995], S. 51-66).
Bei den Visierungen können gelegentlich die Flügel umgeklappt werden und zeigen dann das F. in geschlossenem Zustand.
Beisp.: Cranach-Zeichnungen (ebd.; Abb. 30 a und b); s. auch [32] Abb. 22f. - Bei dem auf Pergament gezeichneten Riß für das Hochaltar-Ret. des Ulmer Münsters, Jörg Syrlin d. Ä. zugeschr., um 1474, konnten die Flügel eingesteckt werden, wohl um das Brechen beim Bewegen zu vermeiden ([84] S. 47 Nr. 25; zum Riß: Anja Schneckenburger-Broschek in: Ausst.kat. „Michel Erhart & Jörg Syrlin d. Ä.“, Ulm 2002, S. 76-85).
Hölzerne Modelle für F. sind nicht bekannt.
Daß es hölzerne Modelle für Skulpturen gegeben haben könnte, legt der Hinweis auf eine „geschnittene visirung“ von 1516 für den Ölberg von Michel Erhart beim Ulmer Münster nahe, falls es nicht Papierschnitt war (Rott, Bd. 2, Quellen S. 58; [84] S. 312).
Als Vorlagen für den Bau von Ret. dienten möglicherweise Kupferstiche und Holzschnitte.
Beispiele: Detailstich des Meisters I.A.M. von Zwolle (Lehrs a. a. O. S. 215f. Nr. 26; B. ill. Bd. 8,1 S. 212 Nr. 18); Holzschnitt vom E. 15. Jh. im Germ. Nat.mus. Nürnberg mit hoher Bekrönung des Schreins (Inv.nr. H 4750, Kapsel 1012; Max Hasak, Die Baustile, Stg. 1903 [Hdb. der Archit., 2. T., Bd. 4,4], Abb. nach S. 338).
Die Beteiligung unterschiedlicher Handwerker, die für die Herstellung von F. notwendig waren, führte im 15. und fr. 16. Jh. mancherorts zu Streitigkeiten, da ein solches Zusammenwirken häufig wegen der Zunftbestimmungen behindert wurde, und dies oft dann, wenn die beteiligten Handwerker verschiedenen Zünften angehörten.
In Basel entschied 1463 der Rat, daß jene Schnitzer, die „fassen und vergolden konnten“, in die Malerzunft aufgenommen sein sollten ([32] S. 78), was die Einschätzung der Zeitgenossen, man habe sich in einem Handwerk Übergriffe in ein anderes gestattet, zumindest abgemildert zu haben scheint. Die Beschäftigung von Gesellen des jeweils anderen Handwerks (Maler/ Bildhauer) in einer Werkstatt wurde vereinzelt zugelassen, so z. B. in München 1473 in einer Änderung der Zunftordnung aus dem Jahr 1448 (Otto Hartig, Münchner Künstler und Kunstsachen I, Münchner Jb. N.F. 3, 1926, S. 273-370, bes. S. 323 Nr. 242). Dieses Verfahren ist auch bezeugt für Straßburg (Rott, Bd. 3, Quellen I S. 268-270; vgl. Max Hasse, Maler, Bildschnitzer und Vergolder in den Zünften des späten MA, Jb. Hbg.
K.slgn. 21, 1976, S. 31-42). In Augsburg wurde in der Zunft der Schmiede, Maler, Bildhauer, Glaser 1522 bestimmt, daß sich künftig jeder „eins handtwercks allain, wölches er vnder den vieren gelernet hat ... gebrauchen vnd sich der andern aller muessigen und entschlahen“ solle (Robert Vischer, Stud. zur Kg, Stg. 1886, S. 497).
IV. Konstruktion
A. Grundformen
Das F. ist in der Regel aus drei Hauptteilen zusammengesetzt, die bei der Aufrichtung des Ret. miteinander zu verbinden sind (Abb. 2): Corpus (A), Predella (B) und Flügel (C). Je nach Ausstattung kommen weitere Einzelteile hinzu: Auszug (D), Gesprenge (E), Standflügel (F), vollrunde Skulpturen (G), Reliefs (H), Figurenpodest (I), Sockel (J), Konsolen (K), Baldachine (L) und Rankenschleier.
B. Montage
Da bei den meisten F. mit späteren Veränderungen zu rechnen ist, beruhen alle Aussagen zu Aufstellung und Befestigung auf Beobachtungen des derzeitigen Zustands.
Der technische Aufwand bei Aufbau und Montage eines F. hängt von der Dimension des aufzurichtenden Werkes ab.
Ein kleines Ret. läßt sich einfach aufstellen, besonders dann, wenn dessen Mittelteil als Schrein gestaltet ist und mit der Predella eine Konstruktionseinheit bildet. Es genügt, ein solches F. mit unterlegten Hölzern (Keilen) lotrecht auszurichten, damit sich die Flügel einwandfrei bewegen lassen. Sein Eigengewicht sichert häufig die nötige Standfestigkeit, so daß es keiner Verankerung oder Verklammerung bedarf.
Für das Gesprenge oder den Kamm als oberen Abschluß sind entsprechende Ausnehmungen meist vorgeschlitzt, gestemmt oder gebohrt.
Bei größeren F. berücksichtigte man häufig von Anfang an in der Werkstatt die besonderen Erfordernisse von Transport und Aufbau. Handelte es sich um ein sehr großes Ret., das womöglich weit transportiert werden mußte, wurde der Schrein als sperrigster Teil entweder erst am Aufstellungsort zusammengebaut und das Fassen nachgeholt, oder man fertigte ein solches F. gänzlich aus transportgerechten, zusammenfügbaren Einzelteilen. In diesem Fall waren meist vor der Montage alle Gemälde fertiggestellt und alle Teilstücke farbig gefaßt.
Das Ret. in Ingolstadt (Abb. 3) wurde in Teilstücken in München gefertigt von Hans Wisreuter (Kistler), Hans Müelich (Maler) und Hans Wörner (Bildhauer). Die vollständig gefaßten Teile wurden mit den Gem. in elf Fuhren nach Ingolstadt transportiert und im Münster zusammengebaut: 1. Plazieren der Predellenhälften auf der Mensa, kein Verankern im Stein; 2. Einsetzen der Gem. für die Predella in die Fälze; 3. Zusammenfügen der Predellenhälften (Zapfen-Keil-Verbindung); 4. Einsetzen der Tabernakel; 5. Ansetzen und Verschrauben der Predellenwangen; 6. Aufsetzen des Gesimses mit den Inschriften auf die Zapfen der Predella; 7. Verbinden der äußeren Rahmenelemente mit den senkrechten Scharnierträger-Bohlen; 8. Einschieben von vier Gem. des Marienzyklus in die genuteten Rahmenelemente; 9. Einsetzen der beiden Scharnierträger-Bohlen mit den Rahmenelementen samt Marienbildern in das Gesims mit den Inschriften; 10. Einsetzen des mittleren Tafelbildes in das mittlere Rahmenelement; 11. Einsetzen der Auflagehölzer für das Rahmenelement mit dem Marienbild; 12. Aufsetzen des gerahmten Marienbilds und Verschrauben mit den seitlichen Rahmenelementen; 13. Einsetzen und Festschrauben der beiden durchgehenden horizontalen Rahmenleisten; 14. Einstecken der unteren horizontalen Rahmenleiste in die Einklinkungen des Gesimses mit den Inschriften; 15. Einstecken und Festschrauben der äußeren senkrechten Rahmenleiste in die untere Rahmenleiste (Schlitz-Zapfen-Verbindung); 16. Einschieben der ersten Bildtafel in die Nut der unteren und der ersten senkrechten Rahmenleiste; 17. Einsetzen der nächsten senkrechten Rahmenleiste, die mit der Nut über das montierte Tafelbild geschoben und festgeschraubt wird; entsprechende Montage der beiden folgenden Tafelbilder; 18. Einsetzen der oberen horizontalen Rahmenleiste in die Schlitz-Zapfen-Ver-
bindung und Festschrauben; 19. Einfügen der linken und rechten Pilaster in die Predella hinter den Wangen bis zu den Scharnierträger-Bohlen (Nut-Feder-Verbindung) und Verschrauben; 20. Einsetzen der Deckplatten über den Predellenwangen; 21. Verzapfen des vorderen Bilderfrieses und Festschrauben; 22. Einlassen des rückseitigen Bilderfrieses in die Pilaster; 23. Verzapfen des Architravs mit den Pilastern; 24. Einsetzen des verzierten Frieses; 25. Zusammenfügen des aus zwei Teilen bestehenden Kranzgesimses mit Bandeisen und Nägeln; 26. Aufsetzen des Kranzgesimses mit dem an seiner Unterseite ausgearbeiteten Falz; 27. Einsetzen des mittleren Teils des Auszugs mit Gem. auf beiden Seiten; 28. Anfügen der flankierenden geschwungenen Rahmengehäuse an das mittlere Teilstück (Nut-Feder-Verbindung); 29. Versetzen des Abschlußgesimses auf die aufgenagelten Führungsleisten entsprechend dem mittleren Teilstück des Auszugs; 30. Einstecken der flankierenden Tafeln in das Kranzgesims (Zapfen-Verbindung), Verbindung des oberen Teils durch jeweils eine Eisenstange mit dem Abschlußgesims des Mittelteils; 31. Aufsetzen der Basis für den Gesprengeturm mit Hilfe aufgenagelter Leisten als Führung; 32. Einstecken des Gesprengeturms in den Einsatz der Basis; 33. Spitze des Gesprengeturms feststecken (Zapfen-Verbindung). Auf diesen Montagevorgang folgt das Einhängen der vier beweglichen Flügel (Beschlaghülsen mit je einem Bolzen), das Befestigen der Bilderfriese auf den Flügeln mit Zapfen, das Einzapfen und Eindübeln der Fialen der Zierarchitektur und das Festdübeln der Skulpturen. Abschließend wird der Schrein durch Eisenstangen mit zwei Pfeilern im Chor der Kirche verbunden.
In einzelnen Fällen wurde der Schrein auch in der Kirche gefertigt, in der er aufgestellt werden sollte, z. B. das (in der Barockzeit beseitigte) F. der Stadtpfarrkirche in Salzburg; Michael Pacher wurde 1484 von Bürgermeister und Rat der Stadt aufgefordert, mit der Entwurfszeichnung nach Salzburg zu kommen, da man nicht in der Lage sei, das bereits geschlagene Holz ohne seine Hilfe weiter zu bearbeiten, und auch der Goldschmied, Meister Wolfhard (Fawst), ohne die Zeichnung seine Arbeit nicht fortsetzen könne (Ausst.kat. „Michael Pacher und sein Kreis“, Neustift 1998, S. 310; Mitt. der Ges. für Salzburger L.kde. 9, 1869, S. 28f.).
Beim Aufbau erleichterten oft Markierungen, die einzelnen Teile zuzuordnen. Solche Zeichen wurden während der üblichen Probeaufstellung oder während der Anpassungsarbeiten in der Werkstatt angebracht (z. B. Michael Pachers F. in St. Wolfgang am Abersee, 1471/1481 ([35] Fig. 13; Abb. 4).
Am Reliquien-Ret. aus der Zeit um 1310 in der Kirche des ehem. Benediktinerklosters Cismar versah man die Einzelteile der Gesprengetürme mit arabischen und römischen Ziffern, die noch vor der Grundierung eingeritzt wurden ([98]; [24] S. 44).
Der Auf- und Einbau der manchmal reich gefaßten Einzelteile war oft mit nachträglichem Anpassen verbunden. Auch die fein gearbeiteten Stücke wurden häufig mit grobem Werkzeug keineswegs handwerksgerecht eingepaßt (Abb. 5). In gleicher Weise ging man bei der Befestigung dieser Teile vor. Meist gebrauchte man dafür Nägel, kaum Schrauben, selten Dübel oder Leim. Durch den Transport verursachte Schäden wurden, soweit sie die Stabilität des betreffenden Teils beeinträchtigten oder auffällig waren, notdürftig ausgebessert. Während gelegentlich später angelieferte Teile nachträglich eingebaut wurden, sind Korrekturen an Bildwerken oder an Gemälden durch Bildhauer oder Maler selten.
So wie beim Bau großer F. zusätzlich zu allen im damaligen Schreinerhandwerk üblichen Holzverbindungen Eisenbeschläge verwendet wurden, brachte man auch bei der Montage auffallend viele Eisenarmierungen an (Bandeisen, Winkel, Vierkanteisen, Eisen mit besonderen Verkröpfungen, Eisen mit Schlitz und Keil, spezielle Anfertigungen, um bewegliche Teile zu stützen). Ohne solche Verstärkungen würden die Holzverbindungen wegen des großen Gewichts der Einzelteile ihrer unterschiedlichen Beanspruchung auf Dauer nicht standhalten können.
Eisenstangen dienten der Verankerung des aufgebauten F. auf der Mensa oder am Stipes und am Mauerwerk, häufig auch zugleich als Verklammerung einzelner Altarteile.
Beim got. F. von 1462 in St. Georg in Nördlingen führen zwei im Inneren der Mensa eingelassene, vertikal verlaufende Vierkanteisen durch die Predella und enden mit dem Schreinboden bündig in jeweils einer Ausnehmung (Karl-Werner Bachmann in: [67] S. 163, Abb. 173; ähnlich auch am Hochaltar-F. in St. Jakob in Rothenburg o.d. T., 1466: Abb. 6). Am F. in der ev. Stadtkirche in Schwabach, aufgestellt 1508, greifen in die Mensakante eingebleite Eisenklammern um das Profil des Predellenunterbodens ([47] S. 157, Abb. 112). Beim Kreuzaltar von 1368 in der ehem. Zisterzienserkirche in Bad Doberan erfolgt die Verklammerung des Schreins mit der Predella durch zwei außen aufgenagelte eiserne Zapfen, die in entsprechenden Bohrungen im Unterboden des Schreinkastens stecken. Am F. in der ev. Stadtkirche in Schwabach sind zwischen Schein und Predella zwei runde Eisenbolzen gesteckt, deren herausragende Enden geschlitzt sind für Eisenkeile, mit deren Hilfe beide Teile fest zusammengezogen werden ([47] S. 157).
Die Eisenstangen, um das F. an der Wand zu verankern, sind beim F. der Reglerkirche in Erfurt, um 1470, mit jeweils einem angeschraubten Winkel auf die Ecken des Mittelschreins genagelt. Beim F. in der Kirche von Podelwitz, Kr. Leipzig, dat. 1520, sind die Stangen am Ende flachgeschmiedet, gelocht und mit Nägeln auf dem Schreindach befestigt; ebenso: F. der ev. Stadtkirche in Schwabach, wo auch die Gesprengearchitektur so abgestützt ist und die Engelfiguren oberhalb der Standflügel gesichert sind ([4] Abb. 117). Am Hochaltar-F. von 1513 in der ehem. Stiftsk. in Chemnitz-Ebersdorf sind die Stangen mit Ösen an der Wand befestigt und lassen sich wie Fensterhaken in eine Öse am Schrein stecken.
Bei schlichteren Ret. dienen auch hölzerne Pfosten dazu, Schrein und Predella zu verbinden (z. B. beim F. in der Kirche von Langenhaushagen, Kr. Ribnitz-Damgarten, 2. H. 15. Jh., wo die Pfosten in Schreinhöhe mit einem Querbalken verbunden sind; am F. der Kirche von Bentwisch, Kr. Rostock, nach M. 15. Jh., sind die Pfosten zur Versteifung mit Kreuzbändern verbunden.
Eiserne Beschläge dienen oft zur Befestigung einzelner Teile in Schrein und Gesprenge.
Am Ret. des Hochaltars von St. Jakob in Rothenburg o.d.T. werden die Konsolen für die sechs Standfiguren im Schrein von je einem aufgenagelten, flach geschmiedeten Beschlag in U-Form gehalten; dieser endet in einem stielartigen geschlitzten Vierkanteisen, das durch die Schreinrückwand geführt ist und es ermöglicht, die Konsole durch einen Eisenkeil fest an die Rückwand zu ziehen (Abb. 7). Ein dünnes Eisenblech schützt die Malerei an der Rückwand vor Beschädigung durch das Verkeilen. Die Figuren selbst werden gegen Abkippen gesichert durch u-förmige Bandeisen, die an den Skulpturenrückseiten soweit eingeschlagen sind, daß an der Schreinwand festgenagelte hakenförmige Bandeisen darin noch eingreifen können. Die Skulptur des Gekreuzigten und das Kreuz werden durch Hände und Füße gehende Bolzen gehalten, die durch die Schreinrückwand führen und durch Keile von der bemalten Retabelrückseite her festgezogen sind (Abb. 8). Die vier trauernden Engel um den Gekreuzigten haben an der Rückseite ein einer Ringschraube ähnliches Eisen, das auf den Zapfen der an der Schreinrückwand angenagelten Eisenhalterung paßt.
Holzschrauben wurden bisher nur vereinzelt festgestellt, z. B. bei den Gesprengefiguren des Hochaltar-Ret. der ehem. Stiftsk. in Chemnitz-Ebersdorf.
Holzdübel wurden des öfteren verwendet (z. B. am Hochaltar-Ret. von Michael Pacher in St. Wolfgang: [35] S. 125 und 210).
Der Gebrauch von metallenen Schrauben bei der Montage eines F. ist seit dem 16. Jh. archivalisch belegt.
Dem Rothenburger Schlosser Burkhart Hetzer wurden 1502 „allerley schrauffen grosser und klainer“ für das Heilig-Blut-Ret. in St. Jakob in Rothenburg o. d. T. bezahlt ([8] S. 174 Nr. 96; vgl. auch ebd. S. 165 Nr. 41 c). Schrauben sind verwendet bei der Montage des Hochaltar-Ret. von Hans Schnatterpeck in Lana, entst. 1503 bis 1510 ([22] S. 96, mit Abb.).
Die Befestigung von beweglichen Flügeln am Schrein erfolgte in der Regel mit verschiedenen Bandeisen als Trägern eines Scharniers.
Lappenbänder wurden verwendet bei den einfach zu wandelnden F. von Hans Waidenlich und Friedrich Herlin in St. Georg in Nördlingen (1462), St. Jakob in Rothenburg o.d.T. (Abb. 9) und St. Blasius in Bopfingen (1470); die Bandeisen sind an den Flügeln gekröpft, aufgenagelt und nahe den Bandhülsen ([67] S. 174 Abb. 188). Das ehem. Hochaltar-Ret. von St. Ulrich und Afra in Augsburg, dat. 1571, von Paulus II Mair, in der sog. Schneckenkapelle von St. Ulrich und Afra, hat von den Rahmen abgespreizte Eisen (Abb. 32; s. auch Abb. 28).
Zapfenbänder sind meistens an der Unterseite von Schrein und Flügeln angebracht, die höher montierten Scharniere werden von Lappenbändern gebildet, z. B. bei dem aus St. Ulrich in Halle a.d.S. stammenden F. um 1480 in der Wallonerkirche in Magdeburg. An dem mehrfach wandelbaren Ret. in der ev. Stadtkirche von Schwabach wird jedes Flügelpaar mit dem Schrein unten verbunden durch ein gelochtes Bandeisen, in das der Zapfen des Winkelbandes am inneren Flügel eingreift, und durch ein Winkelband mit Zapfen an der oberen Schreinecke, das über ein aufgesetztes kurzes Bandeisen mit dem einen Winkeleisen auf dem inneren Flügel verbunden wird; das letztere Winkeleisen trägt drei kurze geschlitzte Zapfen, in die zur Sicherung kleine Eisenkeile eingeschlagen sind ([47] S. 157f., Abb. 113). Zusätzlich ist der innere Flügel auf halber Höhe mit einem Lappenband am Schrein angeschlagen. Dieses Lappenband verbindet außerdem den äußeren mit dem inneren Flügel durch ein zweites Scharnier, weitere zwei Scharniere sichern die Verbindung der beiden Flügel (ebd.).
Scherenbänder sind vor allem bei F. in Thüringen anzutreffen. Bei dem doppelflügeligen Ret. der Reglerkirche in Erfurt sind Doppelscherenbänder jeweils auf Ober- und Unterseite von Schrein und Flügeln genagelt, der u-förmige Mittelschenkel des zweiachsigen Bandes ist auf dem inneren am Schrein angebrachten Flügel befestigt.
Mit Winkelzapfenscharnieren oben und unten am Schrein sind die Flügel des F. aus Mislau befestigt, um 1505, im Württ. L.mus. in Stuttgart (Abb. 10; [104]).
Am Hochaltar-Ret. der ev. Stadtkirche in Schwabach ist der Innenflügel mit einem gelochten Flacheisen in den Dorn eines oben am Schrein montierten Winkeleisens eingehängt; ein gleiches Winkeleisen unten am Flügel ist in ein gelochtes Flacheisen auf dem Predellendeckbrett eingesetzt ([47] S. 157f., Abb. 113).
Drehstäbe zum Bewegen der Flügel, die an Boden- und Deckbrett des Schreins mit Zapfen eingefügt sind, gibt es z. B. bei den beiden Ret. in Mörlbach, Kr. Starnberg, um 1490 und um 1510/1520 (Abb. 11; Fritz Buchenrieder in: Jb. der Bayer. Dpfl. 33, 1979, S. 89-100, bes. S. 93; Benno Constantin Gantner, Ars Bavarica 49/50, 1988, S. 5-18). Drehstäbe sind erhalten auch am Hochaltar-Ret. von Hans Leinberger von 1511-1514 in der ehem. Stiftsk. in Moosburg, Obb. (Paul M. Arnold, Hans Leinbergers Moosburger Altar, Landshut 1990 [Hans Leinberger-H. 1], S. 38f.).
C. Verriegelung
Verriegelung geschlossener Flügel.
Um zu verhindern, daß die geschlossenen Flügel von selbst wieder aufgehen oder unzulässigerweise geöffnet werden, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Nur ausnahmsweise haben die äußeren Schenkel des Flügelrahmens Nut und Feder (dem sog. Meister der hl. Lucia zugeschr. Ret. aus Brügge, 1495 durch die Schwarzhäupter-Bruderschaft in Reval Der Name des Attributs „[Ort“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann.] erworben, jetzt in der dortigen Nikolaikirche aufgestellt).
Zum Festklemmen der Flügel dienten leicht gebogene eiserne Federn.
Auf das Schreinbodenbrett aufgenagelt ist eine solche Feder beim F. aus Thalheim im Württ. L.mus. Stuttgart, um 1518 (die Gegenfeder am Flügelrahmen fehlt: [104]; [84] S. 11 Abb. 10). Am Stettener F. von 1488 ist an der äußeren Schmalseite der Flügel je eine Feder aufgenagelt (Abb. 12).
Die einfachste Art des Verschließens ist ein an dem einen Flügel eingestifteter Haken, der in eine Öse am anderen Flügel eingehängt wird.
Als Beisp. sei das von Adriaan Reins gestiftete F. genannt, dat. 1480, in Brügge, Sint-Jans-Hospitaal Memling-Mus. ([88] S. 88-91 Nr. 17).
Am F. in Cismar, um 1310, waren die geschlossenen Flügel von innen zu arretieren; durch das Türchen in der Mitte der Schreinrückwand konnte ein Doppelhaken in die beiden Ösen eingesteckt werden, die auf gleicher Höhe an der Innenseite der Flügelaußenrahmen angebracht sind [98].
Anstelle des Hakens kann ein Bandeisen verwendet sein, das an dem einen Schenkel beweglich befestigt ist und auf eine am anderen Flügel in gleicher Höhe eingefügte Öse aufgesteckt wird. Zum Festhalten des Bandeisens dürfte ein kleiner Keil oder ein Stift verwendet worden sein. Das Bandeisen ist, wenn dem einen Flügelrahmen eine profilierte Deckleiste aufgesetzt ist, um diese verkröpft.
Beisp.: Sog. Kleiner Lindelbacher Altar, zw. 1500 und 1510, und Großer Lindelbacher Altar, dat. 1509, beide im Bad. L.mus. Karlsruhe (Bad. L.mus. Karlsruhe, Die ma. Bildwerke in Holz, Stein, Ton und Bronze ..., bearb. von Eva Zimmermann, Karlsruhe 1985, S. 316-327 Nr. 180f., Abb. 319 und 326; [103]); Ret. in St. Jakob in der Au bei Bozen, S-Tirol, um 1500 ([21] S. 253 Abb. 184); Hochaltar-Ret. in Bad Kleinkirchheim, Ktn., Filialkirche St. Katharina, um 1520 ([20] S. 434 Abb. 540, S. 439 Abb. 548f.).
Dem Bandeisen kann ein Häkchen aufgenietet sein, das in die Öse einrastet (Abb. 13).
Beisp.: F. des Sebastiansaltars, um 1506, in der ev. Stadtpfarrk. in Schwabach (zum F.: Kurt Pilz, Die Stadtkirche St. Johannes und Martinus in Sch., Schwabach 1979, S. 123f.); F. des südl. Seitenaltars in St. Martin in Möderndorf, Ktn., um 1515/1520 ([20] S. 554 Abb. 714, S. 557 Abb. 719, S. 726 Abb. 936); sog. Pflockscher Familienaltar in der ev. Annakirche in Annaberg-Buchholz, um 1520 ([50] Taf. 80).
Eine weitere Möglichkeit, geschlossene Flügel festzuhalten, ist der Gebrauch von Riegeln.
Einen Schubriegel, der dem senkrechten äußeren Rahmenschenkel des einen Flügels aufgesetzt ist und in ein (vielleicht modern ersetztes) doppelt gebrochenes Band am Schreinboden einrasten kann, weist das F. der Stephanuskapelle in Wasseralfingen, Württ., um 1520, auf ([84] S. 210 Abb. 291). Zwei waagerecht auf den breiten äußeren Rahmenschenkel des rechten Flügels angebrachte Schubriegel am Ret. aus Maulbronn von 1432 begleiten die mittlere waagerechte Riegelstange, die durch eine Lasche bewegt und mit Hilfe eines Schlosses fixiert werden kann (Abb. 14; [77] S. 224-230). Durch ein Schloß fixiert werden kann auch der waagerechte Riegel am Floreins-Ret. von Hans Memling, dat. 1479, im Sint-Jans-Hospitaal in Brügge; das Schloßblech ist hier reich ausgestaltet (Abb. 15; ähnlich das Schloßblech des Sp. 1472 genannten Ret. in Reval: [46] Abb. 183).
Eine an ihren Enden zu Haken umgeschmiedete Schubstange dient zum Verriegeln des Hochaltar-Ret. in St. Jakob in Rothenburg o. d. T.; ein weiterer Haken ist auf halber Höhe der Stange angeschmiedet, die mit einem Schloß fixiert und mit Hilfe eines Bügelgriffs bewegt werden kann (Abb. 16).
Eine andere Art der Verriegelung gibt es an dem nur unvollständig erhaltenen Schrein des Passions-Ret. in St. Johannis in Osnabrück, das der in Münster tätige Evert van Roden 1512 ausführte.
Im oberen Deckbrett der Predella befindet sich in einer Aussparung ein von hinten nach vorne laufendes Eisenband, dessen vorderes, nach oben gebogenes Ende in drei Zinken endet und nach oben verschoben werden kann. Druck von unten schob die Zinken wohl in Vertiefungen der geschlossenen Flügel. Der Druck wurde durch eine darunterliegende, am vorderen Ende nach oben gebogene Eisenstange innerhalb der Predella ausgeübt. Sie verlief über einen Drehpunkt an der Rückseite des Ret. und endete hier in einem in die Predella eingelassenen Kasten. Durch Herunterziehen der Stange wurden die Zinken nach oben gedrückt und das Ret. verschlossen. Am hinteren Ende der Stange befindet sich eine nach unten hängende Lasche mit einer Öse, die im geschlossenen Zustand in ein Schloß fiel (heute verloren) und so verriegelt werden konnte. Der Kasten selbst wurde nochmals mit einer verschließbaren Tür gesichert [105].
Schließlich fanden auch doppelarmige Vorreiber zum Verschließen der Flügel Verwendung, so bei der Predella des Großen Lindelbacher Altars; die eingestellte Tafel der Predellenöffnung wird durch zwei Vorreiber festgehalten.
Zum Öffnen der Flügel sind in vielen Fällen an der Außenseite Ringe, Ösen oder Knäufe angebracht (vgl. Abb. 17).
V. Funktion
Öffnen und Schließen des F. war in der Regel Aufgabe des Mesners. Allgemein verbindliche Regeln gab es nicht. Doch dürfte zumindest an den Hochfesten des Kirchenjahres das Hochaltar-Ret., wenn F., geöffnet gewesen sein (vgl. die Darstellung des Meßopfers: Abb. 1).
Aufgrund von Schriftquellen ist der Brauch z. B. in Nürnberg um 1500 gut bekannt.
Pauschale Angaben enthält das von Prior Andreas Stoß 1523 niedergeschriebene Anniversar des Karmeliterklosters: An Weihnachten, Ostern und Pfingsten soll das Hochaltar-Ret. auch an den beiden Folgetagen geöffnet bleiben, sonst an den Festtagen Christi Himmelfahrt, Dreifaltigkeit, Allerheiligen, Hl. Drei Könige und Fronleichnam sowie zum Kirchweihfest und an allen Marienfesten (Reinhold Schaffer, Zur Frage der Bemalung von Bildwerken, Mitt. des Ver. für Gesch. der Stadt Nürnberg 28, 1928, S. 358-363, bes. S. 362 mit Anm. 3).
Ausführlicher sind die Eintragungen in den sog. Mesnerpflichtbüchern von St. Sebald (um 1482) und St. Lorenz (1493), wenn auch gelegentlich undeutlich formuliert. Die F., denen der Text gilt, sind nur in Ausnahmefällen erhalten; einige Male ist das F. erhalten, doch fehlen Angaben; andere F. wurden zu späterer Zeit gestiftet, nachdem die Niederschrift bereits erfolgt war (vgl. Walter Haas, Die ma. Altaranordnung ..., in: 500 Jahre Hallenchor St. Lorenz zu Nürnberg 1477-1977, Nbg. 1977 Der Name des Attributs „[Ort“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann. Forschgn., 20], S. 63-108, bes. S. 93-107).
In St. Sebald ist „die tafel aufzutun“ angeordnet zur Vigil von Ostern und zum Johannisfest am 24. Juni (Albert Gümbel, Das Mesnerpflichtbuch von St. Sebald in Nürnberg vom Jahre 1482, Mchn. 1929 [Einzelarbeiten aus der Kirchengesch. Bayerns, 11. Bd.], S. 18 und 26). Zum Kunigundenfest tut man „die tafel auf und den sarch“, am Fest der Heiligsprechung Kaiser Heinrichs nur die Predella (ebd. S. 13). Diese allein öffnete man am Apostelaltar, wenn das Fest des Apostels Matthias in die Fastenzeit fiel (ebd. S. 12). Am Eligiusfest und beim ersten Besuch des neu geweihten Diözesanbischofs in St. Sebald öffnete man die „tefel Sebaldi“ (ebd. S. 27 und 36). Nur die Predella des Sebaldus-Ret. wurde geöffnet am Gregorsfest (ebd. S. 13). Zu Mariä Empfängnis war verlangt „all tofel auf“ (ebd. S. 37). An Allerheiligen lautet die Anweisung „nach der vesper ... die tofel tut man zu“ für das Ret. des Hochaltars (ebd. S. 35). - Für St. Lorenz liegt bei einer Vielzahl von Altären eine große Anzahl von Anweisungen vor. Am Apostelaltar waren Schrein und Predella an Apostelfesten zu öffnen: Petri Stuhlfeier, Matthias, Peter und Paul, Jakobus, Petri Kettenfeier (ders., Das Mesnerpflichtbuch von St. Lorenz in Nürnberg vom Jahre 1493, Mchn. 1928 [Einzelarbeiten ..., 8. Bd.], S. 17, 23 und 31). Die Tafel allein wurde geöffnet am Vorabend des Festes Abschied der Apostel (ebd. S. 30). Fielen Petri Stuhlfeier und der Matthiastag in die Fastenzeit, sollte nur die Predella geöffnet werden (ebd. S. 17), und dies galt generell für Pauli Bekehrung (ebd. S. 15). Bartholomäus hatte einen eigenen Altar, dessen Tafel zum Festtag zu öffnen war (ebd. S. 35). Sowohl am Hauptaltar (Laurentiusaltar) als auch am Altar Unserer Lieben Frau waren Schrein und Predella zu öffnen am Fest Mariä Verkündigung (ebd. S. 18), nur am Hauptaltar zu Auffindung des hl. Stephanus (3. August; ebd. S. 32), an Mariä Heimsuchung (ebd. S. 28f.), Maria Magdalena (ebd. S. 31) und Anna (ebd.). Die Predella des Hauptaltars mußte geöffnet werden zu Heiligsprechung Kaiser Heinrichs und Todestag des Kaisers (ebd. S. 17 und 29), ferner zu Cyprianus, Otto und zur Oktav von Epiphanie (ebd. S. 37f. und 50). Zum Kiliansfest wurde angewiesen, „man ... tut die tofel auf“ am Altar des Heiligen (ebd. S. 29). Die gleiche Bestimmung betraf am Kunigundenfest das Katharinen-Ret. (ebd. S. 17). In einem Nachtrag vom E. 15. Jh. war zur Oktav des Fronleichnamsfestes gefordert, „tu al altar auf“ (ebd. S. 57).
Im Memorienbuch von 1498 des St. Michaelis-Konvents in Lübeck sind unter der Überschrift „In dussen hochtiden sal men wyreken unde der altaren tafelen up don“ die Feste aufgeführt, an denen die Ret. geöffnet werden sollten.
Es sind dies Weihnachten (alle drei Messen), Stephanus, Johannes Ev., Beschneidung Jesu, Drei Könige, Pauli Bekehrung, Mariä Lichtmeß, Matthias (nur, wenn das Fest nicht in die Fastenzeit fiel), Mariä Verkündigung, Ostern und alle Sonntage bis Pfingsten, Philippus und Jakobus d. J., Kreuzauffindung, Christi Himmelfahrt, Pfingsttage, Dreifaltigkeit, Johannes Bapt., Peter und Paul, Heimsuchung Mariä, Jakobus d. Ä., Laurentius, Mariä Himmelfahrt, Bartholomäus, Augustinus, Enthauptung des Johannes, Mariä Geburt, Matthäus, Michael, Simon und Judas, Allerheiligen, Martin, Andreas, Mariä Empfängnis (Rafael Feismann, Das Memorienbuch des St. Michaelis-Konventes zu Lübeck, L. 1994 [Veröffn. zur Gesch. der Hansestadt L., hg. vom Archiv der Hansestadt, R. B, Bd. 24], S. 73f.; Hinweis B. Rommé, Münster i.W.).
Für die Praxis in einer nichtstädtischen Klosterkirche sei die aus dem Benediktinerkloster Tegernsee bezeugte Regelung erwähnt.
Im dort gebrauchten „memoriale sive instructio pro sacrista“ von etwa 1487/1499 ist zu den Christus-, Marien- und Heiligenfesten festgehalten: „tabula semper aperiatur“; zu Allerheiligen und Allerseelen heißt es „tabula in altari aperitur“ (München, Bayer. St.bibl., cod. lat 19 908, fol. 122r und 138v-139r; frdl. Hinweis und Transkription H. Ramisch, München).
Am Dom in Freising gab es im 15. Jh. Anweisungen, wie die beiden Mesner an den „Hohen vesten“ das Hochaltar-Ret. herrichten sollten.
Falls mit Oktav, sollten sie „den halben althar hinaus offenlassen“, ebenso an „plenis officiis auch feiertagen wider halb auffthun“; „wenn aber kain oktav nit nachervolgt oder khain feirtag und plenum, sollen sy den Althar gantz zuthain“ (zit. bei Franz Wolter, Jakob Kaschauer der Meister des 1443 errichteten Hochaltars im Dom zu F., Jb. des Ver. für chr. K. 1, 1912, S. 17). Im Mesnerbuch, E. 15. Jh., ist gleichfalls unterschieden, an wann man das F. „gar auf“ tue und wann „halbe auff“. Ersteres ist vorgeschrieben zur Christmette und zu Mariä Reinigung, letzteres an „aller Kindlein Tag“, in der Oktav von Epiphanie, am Fest des hl. Sebastian und am Fest des hl. Matthias (Freising, Dombibl., Heckenstalleriana 8°/683; frdl. Hinweis Hans Ramisch, München). Diese Regel setzt voraus, daß das F. zwei Flügelpaare besaß (Rainer Kahsnitz, Der Freisinger Hochaltar des Jakob Kaschauer, in: Skulptur in Süddtld. ... Fs. für Alfred Schädler, Mchn. und Bln. 1998, S. 51-98, bes. S. 52).
Ein eigener Brauch des Öffnens der Flügel eines F. ist für das Dominikanerkloster in Lübeck 1418 bezeugt: Die Stiftung eines F. für den Hochaltar, in dem das Allerheiligste in einer Monstranz oder einer Marienfigur aufbewahrt werden sollte, schloß ein, die Flügel immer dann zu öffnen, wenn ein zum Tod Verurteilter zu seiner letzten Beichte geführt wurde, um ihm das Sakrament zu weisen (Anna Elisabeth Albrecht, Steinskulptur in Lübeck um 1400, Bln. 1997, S. 41).
In nachma. Zeit blieb in katholischen Gebieten die Praxis des Öffnens und Schließens von F. längere Zeit bewahrt (vgl. Jacob Müller, Kirchengeschmuck ..., Mchn. 1591, S. 94: „Es solle ferner / auff jedem Altar ein Tafel ... auffgericht seyn ... auch zu seiner Zeit / auff vnd zugethan oder verhenget werde“).
In der Stiftsk. Innichen, Südtirol, mußte der Mesner laut Mesnerbuch von 1617 am Kirchweihfest „alle Altar tefflen aufschliessen“, zum Osterfest am Morgen des Karsamstag „die Altar Taflen aufthun“, ebenso am Fronleichnamsfest (Egon Kühebacher, Prozessionen des Stiftes I. im fr. 17. Jh., Der Schiern 60, 1986, S. 637-672, bes. S. 641, 649, 655 und 664). Im 1611 dat. Kupferstich des Monogrammisten P. S. mit der Sitzung der Diözesansynode 1609 im Konstanzer Münster sind alle F. im Münster geöffnet (Ausst.kat. „Glanz der Kath. 900 Jahre Konstanzer Münster“, Konstanz 1989, Abb. S. 171).
In protestantisch gewordenen Gebieten (augsburgischen Bekenntnisses), insbesondere in Sachsen, gab es bis mindestens um M. 16. Jh. neu geschaffene F. mit beidseitig bemalten Flügeln.
Beisp.: F. in der ev. Pfarrkirche Pirna-Zuschendorf mit Ölberg und Kreuzigung Jesu auf den Innenseiten, mit Auferstehung und Himmelfahrt auf den Außenseiten der Flügel, ferner das F. in der ev. Stadtpfarrkirche St. Marien in Wittenberg mit Opferung Isaaks und der *Ehernen Schlange außen, der Taufe durch Philipp Melanchthon und der von Johannes Bugenhagen abgenommenen Beichte innen (Die Denkmale der Lutherstadt Wittenberg, Weimar 1979, S. 176f., Abb. 167-170).
Regelungen, die deren Offnen und Schließen betrafen, sind entweder nicht bekannt oder bisher nicht veröffentlicht. Jedoch lassen diese Flügel (mit oft prot. geprägten Bildprogrammen) den Schluß zu, man habe hier die vorreformatorische Praxis beibehalten.
VI. Formen und Vorkommen
A. 14. Jh. bis um 1430
Bis etwa 1430 können fünf Grundformen unterschieden werden, die entweder nur Malereien oder Malerei und Skulpturen aufweisen: bemalte Mitteltafel, innen und außen bemaltes Flügelpaar; zwei Schauseiten (1); Mittelschrein und Innenseite des Flügelpaares mit Skulpturen, Außenseite der Flügel bemalt; zwei Schauseiten (2); Mittelschrein mit Skulpturen, Flügelpaar beidseits mit Malereien, zwei Schauseiten (3); Mittelschrein und Innenseite des inneren Flügelpaares mit Skulpturen, Außenseite des inneren und beide Seiten des äußeren Flügelpaares mit Malereien, drei Schauseiten (4); Mitteltafel und beide Flügelpaare mit Malereien; zwei Schauseiten (5).
Als zusätzliche Schauseite kann die Rückseite des Mittelschreins dienen; Mitteltafeln blieben häufig unbemalt, nicht zuletzt wegen der Haltekonstruktion des F.; Schreinrückseiten dagegen tragen oftmals figürliche oder ornamental gestaltete Malerei.
Beisp. figuraler Bemalung sind die Mitteltafel des Reliquien-Ret. mit dem Schmerzensmann und den „Arma Christi“ im Germ. Nat.mus. Nürnberg, um 1430/1450 ([65] S. 166 Kat.nr. 3, Abb. 2-4) sowie der Schrein des sog. Apostel- und Deocarus-Ret. in St. Lorenz in Nürnberg mit der Kreuzigung Jesu und dem hl. Deocarus als Wunderheiler (1437; ebd. S. 178f. Kat.nr. 16, Abb. 244). Eine Besonderheit sind Bilder (vor allem dann in der 2. H. 15. Jh. häufiger die Darstellung des Weltgerichts), die mit dem gegen E. 16. Jh. verbotenen Brauch ([10] S. 503 Anm. 4) zusammenhängen, hinter dem Altar die Beichte abzunehmen. Auf der Schreinrückseite des Hochaltar-Ret. von St. Georgen in Wismar, um 1430, war die Versuchung des Menschen durch den Teufel sowie die Mahnung zur Reue durch die Beichte dargestellt ([1] S. 39). - Blattdekor zeigt z. B. das Hochaltar-Ret. der ev. Johanniskirche in Wernigerode, dat. 1415 (Sibylle Lauth, Die Marienret. des fr. 15. Jh. in Wernigerode und Löben, Dpfl. in Sachsen-Anhalt 1, 1993, S. 167-175).
In Einzelfällen blieb die Außenseite der Außenflügel ohne Malerei, so beim Barbara-Ret. von Meister Francke im Nat.mus. Helsinki, um 1410/1415, ein zartgrauer Tempera-Anstrich ([80] S. 50 Kat.nr. 1). Nur ausnahmsweise ist ein F. beidseitig gestaltet, so beim F. des Kreuzaltars in der ehem. Zisterzienserklosterkirche Doberan, um 1368/1380 ([40] S. 222, Abb. 38f.; zum Problem der urspr. Aufstellung ebd. S. 68-71).
1. F. mit zwei gemalten Schauseiten
Die Geschichte des ausschließlich gemalten F. reicht vielleicht bis um M. 13. Jh. zurück, falls die aus Worms stammenden Tafeln um 1260 im Hessischen L.mus. Darmstadt Flügel eines F. und nicht Türen eines Reliquienschrankes waren (auf der Vorderseite die hll. Petrus und Paulus, rückseitig ein Bischof und ein Diakon, wohl Nikolaus und Stephanus; [34] S. 61, Farbtaf. I-IV). In der 1. H. 14. Jh. sind F. meist kleinen Formates vorwiegend aus Nordwestdeutschland bekannt.
Beispiele sind das F. aus St. Klaren in Köln im Wallraf-Richartz-Mus. in Köln, um 1330, mit der Kreuzi-
gung Jesu, auf den Flügeln Geburt Jesu und Anbetung der Könige, links Himmelfahrt und rechts Pfingstfest, außen die Verkündigung an Maria mit den hll. Katharina und Barbara (Inv.nr. WRM 1; [76] S. 94-98; Abb. 18 a und b). Bei dem F. in der Hamburger K.halle, Inv.nr. 325, Köln, M. 14. Jh., sind auf den Außenseiten der Flügel Schmerzensmann und „Arma Christi“ wiedergegeben, in geöffnetem Zustand zur Kreuzigung in der Mitte auf dem linken Flügel die Verkündigung an Maria und die Geburt Jesu, auf dem rechten Flügel Auferstehung und Deesis zu sehen (Ausst.kat. „Vor Stephan Lochner“, Köln 1974, S. 75 Nr. 9, Abb. S. 1531). Bei allein erhaltenen Flügeln ist in der Regel nicht bekannt, ob das fehlende Mittelstück Tafel oder Schrein war, so bei den vielleicht in Kassel um 1310 geschaffenen, jetzt zu einer Tafel zusammengefügten Malereien in der ev. Liebfrauenkirche in Hofgeismar ([83] S. 21-28 Nr. 1-6; [63] S. 132f. Nr. 436).
Im Ostseegebiet sind zwei F. in der ehem. Zisterzienserkirche in Bad Doberan zu nennen, beide um 1320: der sog. Fronleichnamsaltar, dessen Mitteltafel die Kreuzigung Christi durch die Tugenden zeigt und auf dessen Flügel innen vier Propheten, außen vier Szenen der Kindheit Jesu wiedergegeben sind, sowie das nur als Fragment überlieferte sog. Ret. der Goldenen Engel, dessen Malereien weitgehend zerstört sind ([40] S. 75-78 und 220f., Abb. 46-48).
In Österreich kam es beim Klosterneuburger Ret. zu einer Sonderform.
Die Platten des Ambo (?) von Nikolaus von Verdun, 1181, wurden zu einem F. zusammengesetzt sowie vier große Tafelbilder auf der Gegenseite hinzugefügt (Kreuzigung, Ostermorgen, Marientod und Marienkrönung; Wien, 1329 oder 1331: [68] S. 535-537 Nr. 274, Abb. S. 162f.; zur Dat. 1320: Helmut Buschhausen, Die Gesch. der Inschriften auf dem Verduner Altar ..., Wiener Stud. Zs. für klass. Philol. und Patristik 100, 1987, S. 265-309). Von den Flügeln des in seiner Nachfolge stehenden Kreuzigungs-Ret. in Klosterneuburg, wohl Wien, um 1335/1340, ist nur ein Fragment erhalten ([68] S. 537 Nr. 275, Abb. S. 164; Ausst.kat. „Die Zeit der frühen Habsburger“, Wiener Neustadt 1979, Nr. 240, Abb. 4).
In der 2. H. 14. Jh. sind gemalte F. mit zwei Schauseiten, nicht selten in monumentalem Format, in fast allen Regionen in größerer Zahl erhalten.
Nordwestdtld.: Auf dem sog. Osnabrücker F. im Wallraf-Richartz-Mus. in Köln, um 1360/1370, sind zum zentralen Bild der Kreuzigung Passionsszenen als Nebenbilder wiedergegeben, auf dem linken Flügel Szenen aus der Kindheit Jesu, auf dem rechten Ereignisse der nachösterlichen Zeit bis Pfingsten; auf den Außenseiten waren Marientod und vielleicht Marienkrönung dargestellt ([83] S. 52-55 Nr. und Abb. 30-42; [63] S. 135 Nr. 442). Auf dem wohl westf. F. der ehem. Zisterzienserinnenkirche Marienthal in Netze, Stadt Waldeck, um 1370/1380, sind in geöffnetem Zustand 13 Szenen der Heilsgeschichte, in geschlossenem Zustand zwölf Hll. gezeigt ([83] S. 43-51 Nr. und Abb. 15-29). Auf dem F. des Meisters des Berswordt-Altars in der ev. Marienkirche in Dortmund, um 1380, ist die Bilderfolge mit Kreuztragung, Kreuzigung und Kreuzabnahme Jesu auf die Ereignisse des Karfreitags und Karsamstags konzentriert (ebd. S. 63-68 Nr. und Abb. 68-72). Das F. des Conrad von Soest in der ev. Stadtkirche von Bad Wildungen, wohl 1403, zeigt in geöffnetem Zustand einen christologischen Bilderzyklus von der Verkündigung an Maria bis zum Weltgericht in 13 Bildern, geschlossen die vier Hauptheiligen der Wildunger Kirche, die hll. Katharina und Johannes d.T., Elisabeth von Thüringen und Nikolaus ([23] Abb. zw. S. 33 und 34). Die Kreuzigung im Zentrum bieten auch die großen westf. F. um 1420/1430 in der kath. Pfarrk. St. Laurentius in Warendorf, in der kath. Pfarrk. in Darup, Kr. Coesfeld, sowie aus Isselhorst bei Bielefeld im L.mus. für K. und Kulturgesch. in Münster ([62] Bd. 3 Abb. 1 und 45-48; [63] S. 147f. Nr. 476-478).
Aus derselben Zeit sind F. erhalten, in deren Zentrum ein Gemälde mit der Muttergottes steht. Zu den an Themen reichsten Beispielen gehört das F. des Hochaltars in der ev. Marienkirche in Dortmund vom sog. Meister des Berswordt-Altars, um 1400, bei dem neben der von Heiligen umgebenen Muttergottes auf der Mitteltafel verteilt auf Mitteltafel und Flügelinnenseiten ursprünglich 30 Szenen aus der Heilsgeschichte dargestellt sind, beginnend mit dem Verbot Gottvaters für Adam und Eva, vom Baum der Erkenntnis zu essen; die Themen der Flügelaußenseiten sind nicht bekannt ([83] S. 68-74 Nr. und Abb. 73-93; [63] S. 137f. Nr. 447). In der Thematik stärker auf Maria konzentriert sind F. wie der sog. Sippenaltar aus Köln, um 1420/1430, im Wallraf-Richartz-Mus. (ebd. S. 32 Nr. 67; [76] S. 21-24, Abb. 1 bis 3), und das demselben Maler zugeschr. F. in Berlin, StMPK, Gem.gal., dessen Mitteltafel die Muttergottes im Kreis der hll. Jungfrauen Katharina, Dorothea, Barbara und Margareta zeigt; auf den Flügeln sind die hll. Elisabeth von Thüringen und Agnes dargestellt; die Außenseiten sind einfarbig rot gefaßt ([63] S. 33 Nr. 69]. Das F. aus der Michaelskapelle des Aachener Münsters, vor 1414, gibt Maria zusammen mit den hll. Erasmus, Matthias, Maria Aegyptiaca und Benedikt wieder, auf den Flügeln innen Petrus und Paulus mit je einem Stifter, außen Johannes d.T. und Karl den Großen (ebd. S. 113 Nr. 350). Beim F. des Conrad von Soest in der ev. Marienkirche in Dortmund, um 1420, sind dem Mittelbild mit dem Tod Mariens als Flügelbilder die Geburt Jesu und die Anbetung der Drei Könige zugeordnet, auf den Außenseiten Flügel Verkündigung an Maria und Marienkrönung wiedergegeben (Rolf Fritz, Beobachtungen am Dortmunder Marienaltar Conrads von Soest, Westfalen 28, 1950, S. 107-122; [63] S. 141f. Nr. 456; [23] Abb. zw. S. 99 und 100).
Norddeutschland: Im Gebiet der Städte an Nord- und Ostsee mit Hamburg und Lübeck sind seit E. 14. Jh. F. erhalten. An erster Stelle sind die Arbeiten des in Hamburg tätigen Meisters Bertram von Minden und seiner Werkstatt mit ihrer zweizeilig über Flügel und Mitteltafel durchlaufenden Bilderfolge zu nennen: der sog. Passionsaltar in der Nieders. L.gal. Hannover, um 1390/1400, mit 16 Bildern der Heilsgeschichte vom Einzug Jesu in Jerusalem bis zum Pfingstereignis, auf den Außenseiten der Flügel Verkündigung an Maria und Marienkrönung (Abb. 20 a und b; [75] S. 40-47 Kat.nr. 2; [63] S. 174 Nr. 569), sowie der sog. Buxtehuder Altar in der Hamburger K.halle, um 1400/1410, mit den auf das Marienleben ausgerichteten Szenen von der Abweisung des Opfers Joachims bis zur Hochzeit von Kana, auf den Außenseiten der Flügel Tod und Krönung Mariä ([74] S. 28-30; [63] S. 175f. Nr. 572); vierzeilig angeordnet sind die Bilder zur Apokalypse des F. im Vict. Alb. Mus. in London, mit reich textierten, gemalten Rahmenleisten (erneuert, z.T. verfälscht), dreizeilig die Außenseiten der Flügel mit Szenen aus dem Leben Mariens, Johannes Ev., Ägidius und Maria Magdalena (C. Michael Kauffmann, An Altar-piece of the Apocalypse from Master Bertram’s Workshop in Hamburg, Ld. 1968). Als F. in der Nachfolge Meister Bertrams gilt das aus Tempzin im Staatl. Mus. Schwerin in Schloß Güstrow, um 1411, vielleicht Wismarer Arbeit, mit der Kreuzigung Jesu und acht Passionsszenen auf der Mitteltafel und auf den Flügeln; den gemalten Rahmenleisten sind kleine Scheiben mit Propheten, den lat. Kirchenvätern und den Evangelistensymbolen eingefügt; auf den Flügelaußenseiten sind Szenen aus dem Marienleben wiedergegeben. Nicht bekannt ist, ob die Predella, ein Schrein vielleicht für Büstenreliquiare, originär zum F. gehört; auf den von einem anderen Maler als dem der Tafel gemalten Predellenflügeln ist innen die Kreuzeslegende dargestellt, außen sind, schwer beschädigt, die zwölf Apostel und zweimal der hl. Antonius wiedergegeben (mit Nimben in Pastigliatechnik), an den Schmalseiten des Kastens je ein Engel mit Weihrauchfaß. Der Mitteltafel des F. ist ein Segmentbogen mit Relief (Haupt Christi) und Blattornament aufgesetzt (Kat. Staatl. Mus. Schwerin, Ma. K., Schwerin 1979, S. 19f. Nr. 14, Abb. S. 43, 49 und 51-53).
In Niedersachsen sind nur wenige rein gemalte F. mit einem Flügelpaar erhalten, z. B. das in der ev. Pfarrk. Nikolausberg, Stadt Göttingen, um 1410, mit 24 in drei Reihen angeordneten Szenen des Lebens Jesu ([63] S. 229 Nr. 755; Hans Georg Gmelin, Ma. K. in Göttingen und Werke Göttinger Künstler, in: Dietrich Denecke und Helga-Maria Kühn [Hgg.], Göttingen. Gesch. einer Universitätsstadt, Bd. 1, Gött. 1987, S. 585, Abb. 13).
Am Mittelrhein sind mehrere F. der Zeit um 1400 erhalten. Das F. aus der ev. Stadtkirche von Friedberg (Wetteraukr.) im Hess. L.mus. Darmstadt gibt geöffnet die Kreuzigungsszene wieder, begleitet von vier Aposteln, Stephanus und Laurentius, auf dem linken Flügel die hll. Agnes und Dorothea sowie ein Bischof; in einer oberen Zeile von rechteckigen Feldern sind Propheten und Evangelisten zugeordnet. Dreieckige Aufsätze über der Mitteltafel geben das Pfingstgeschehen und die Marienkrönung wieder; über dem linken Flügel ist die Aufnahme Christi in den Himmel gezeigt über einem Tisch, um den zehn Apostel zum Mahl versammelt sind. Auf der Rückseite des Flügels sind vier Szenen aus der Kindheit Jesu dargestellt, der rechte Flügel ist verloren ([6] S. 20-31). Um 1400 datiert wird der sog. Passionsaltar der Felsenkirche in Idar-Oberstein, mit vier Szenen der Passion um die Mitteltafel mit der Kreuzigung (die Malereien der Außenseite verloren; [62] Bd. 3 S. 123f., Abb. 165; [64] S. 94 Nr. 413). Auf dem F. aus der Peterskirche in Frankfurt a. M., um 1420, im Städelschen K.inst. in Frankfurt, sind zur Kreuzigung der Mitteltafel auf den Flügeln Szenen aus der Passion Jesu, auf der Außenseite des linken Flügels die Heimsuchung zu sehen (Städelsches K.inst. und Städt. Gal., Verz. der Gem., Ffm. 1987, S. 70, Abb. 26).
Hessen und Thüringen: Das aus der kath. Pfarrkirche St. Marien in Heiligenstadt (Eichsfeld) stammende F., um 1380/1390, ehem. im Dt. Mus. in Berlin, zeigte die Kreuzigung Jesu zwischen Johannes d.T, und Petrus und auf den Flügeln innen die hll. Barbara und Katharina, Margareta und Dorothea, außen Apostelmartyrien (1945 verbrannt; [62] Bd. 2, S. 106, Abb. 136; [64] S. 92f. Nr. 406). Dem F. im Erfurter Dom, um 1420, mit der Einhornjagd auf der Mitteltafel ist auf den Flügeln links der Kalvarienberg, rechts Auferstehung Christi und Christus im Limbus zugeordnet (die Flügelrückseiten abgehobelt (Kdm. Prov. Sachsen N.S. Bd. 1, S. 267-270, Abb. 210f.). Vermutlich aus Kloster Ahnaberg bei Kassel stammt das F. um 1430/1435 im Hess. L.mus. Kassel mit dem Kalvarienberg in der Mitteltafel, Ölberg und Kreuztragung auf dem linken Flügel, die Auferstehung Christi und das Pfingstbild auf dem rechten; die Außenseiten der Flügel zeigen Verkündigung an Maria und Heimsuchung, Anbetung der Drei Könige und Darbringung im Tempel. Das F. besitzt eine Predella mit Halbfiguren des Salvators zwischen Paulus, Johannes d.T., Petrus sowie Elisabeth von Thüringen (Anja Schneckenburger-Broschek, Altdt. Mal. Die Tafelbilder und Altäre des 14. bis 16 Jh. in der Gem.gal. Alte Meister und im Hess. L.Mus. Kassel, Kassel 1997, S. 134-156).
Für Nürnberger F. des 1. Dr. 15. Jh. ist das Vorkommen von Standflügeln kennzeichnend: Nürnberg, St. Lorenz, F. des Konrad Imhoff, um 1418/1422, mit der Marienkrönung der Mitteltafel, auf den Flügeln die Apostel Jakobus d. J. und Philippus mit Stiftern, außen Andreas und Jakobus d. Ä.; auf den Standflügeln sind Matthias und Paulus vorne, Matthäus und Bartholomäus auf der Rückseite außen dargestellt; die heute abgetrennte Rückseite der Mitteltafel zeigt den Schmerzensmann zwischen Maria und Johannes Ev. (die Predella ist später hinzugefügt; [65] S. 26-28 und 170, Abb.
22-25 und 216-218). Beim F. aus Cadolzburg in Berlin, Jagdschloß Grunewald, um 1420/1425, sind die Tafeln oben in Dreieckform abgeschlossen; die Mitteltafel mit Kreuzigung Jesu, die Flügel mit den hll. Cäcilie und Valerian innen, der Verkündigung an Maria außen; die Standflügel (1945 zerstört) zeigten die hll. Urban und Sigismund ([63] S. 32f. Nr. 36; [65] S. 172, Abb. 211f.). - Mit beweglich angebrachtem Flügelpaar allein ausgestattet ist das F. der ev. Kirche in Kleinschwarzenlohe, um 1418/1420 (Kdm. Bayern, Mfr. Bd. 7 S. 213, Abb. 216-218; [63] S. 24f. Nr. 17), das F. in der Nürnberger Friedenskirche aus dem Hl. Kreuz-Spital ([63] S. 33f. Nr. 3 B; [65] S. 176f. Nr. 15, Abb. 237-241) und das F. aus der Franziskanerkirche in Bamberg, dat. 1429, im Bayer. Nat.mus. in München ([63] S. 30f. Nr. 33; [65] S. 30f. und 173, Abb. 28 und 223f.).
Im dt. Südwesten sind nur wenige F. vollständig erhalten. Ein Ret. um 1420/1430 in der bisch. Residenz St. Gallen mit der Kreuzigung Jesu als Mitteltafel zeigt auf den Flügeln innen die hll. Katharina und Dorothea, außen Petrus und Paulus ([64] S. 55f. Nr. 201); ein F. in der Krypta des Doms in Chur, seeschwäbisch, um 1420/1430, die Aufnahme Mariens in den Himmel und Marienkrönung, auf den Flügeln innen Heilige, außen die Verkündigung an Maria (Kdm. Schweiz 20 [Kt. Graubünden 7], S. 102, Abb. 95; [64] S. 56 Nr. 202). Bei dem aus der ehem. Klosterkirche Maulbronn stammenden, 1432 dat. F. in der Staatsgal. Stuttgart ist in der Mitteltafel die Kreuzigung Jesu und die Stigmatisation des hl. Franz von Assisi wiedergegeben, auf den Flügeln Szenen aus dem Leben der hll. Bernhard von Clairvaux, Franz von Assisi, Dominikus sowie die hll. Theodul (?) und Leonhard, auf den Außenseiten weitere Szenen aus dem Leben Bernhards (ebd. S. 74f. Nr. 312; [17] S. 224-230; Abb. 14). - In das Elsaß lokalisiert wird ein kleines F. um 1430 im Hist. Mus. Basel mit der Kreuzigung Jesu, auf den Flügeln innen den hll. Barbara und Katharina, außen der Verkündigung an Maria ([64] S. 28 Nr. 39; [81] S. 248 Nr. 11).
In Altbayern sind gleichfalls nur wenige F. vollständig erhalten. Zwei F. stehen in der Kap. der Burg Trausnitz in Landshut, das eine mit dem Vesperbild auf der Mitteltafel, den hll. Magdalena, Margareta, Elisabeth von Thüringen und Barbara auf der Innenseite der Flügel, den hll. Georg und Katharina auf der Außenseite, das zweite F. mit Darstellung der Anbetung der Könige zu den Flügeln mit den hll. Katharina und Barbara innen, dem hl. Georg und einem Bischof mit Wickelkind außen (Helmut Brunner, Die Trausnitzkap. ob Landshut, Mchn. und Zh. 1968, S. 14-16, Abb. 35-41). Beim sog. Pähler Altar um 1400 im Bayer. Nat.mus. München mit Darstellung der Kreuzigung Jesu, dazu auf den Flügeln innen hll. Johannes d.T. und Barbara, außen Muttergottes und Schmerzensmann mit den Leidenswerkzeugen, ist unklar, ob es sich um eine bayerische oder böhmische Arbeit handelt ([64] S. 147 Nr. 666; Hanno Walter Kruft in: Pantheon 25, 1967, S. 185-190; Ausst. Köln, Parler Bd. 1 S. 658).
Auf österreichischem Gebiet sind gemalte F. in Tirol, Kärnten und der Steiermark erhalten. Angeblich aus Obervellach/Kärnten stammt das F. um 1400 in der Österr. Gal. Wien mit einer Reliquiennische unter der dadurch verkürzten Mitteltafel mit dem Kalvarienberg; auf dem linken Flügel innen Geburt Jesu, auf dem rechten Szenen aus der Legende der hl. Margareta, auf den Außenseiten die Verkündigung an Maria; die Tafeln sind nach oben zugespitzt, dann abgestumpft (Elfriede Baum, Kat. des Mus. für Österr. K., Wien und Mchn. 1971 [Österr. Gal. Wien, Kat., 1], S. 31f. Nr. und Abb. 3). Auf dem F. aus der Pfarrk. St. Peter und Paul in Rangersdorf, im Diöz.mus. Klagenfurt, dat. 1422, sind auf Mitteltafel und Flügeln in zwei Zeilen Szenen aus dem Leben der Kirchenpatrone dargestellt, auf den Flügelaußenseiten Petrus und Paulus samt Stifter (Janez Höfler, Die Tafelmal. der Gotik in Kärnten [1420-1500], Klagenfurt 1987 [Aus Forschg. und K., Bd. 24], S. 33-36, Abb. 1f. und 1-8). In den Sammlungen des Zisterzienserstifts Stams in Tirol wird ein F. von 1426 mit Darstellungen nach dem Defensorium Beatae Mariae Virginis verwahrt ([21] S. 57f., Abb. 21). Auf dem F. in St. Korbinian in Thal-Assling, O-Tirol, um 1430, sind zum Kalvarienberg auf der Mitteltafel auf den geöffneten Flügeln vier Passionsszenen dargestellt, auf den Flügelaußenseiten die Verkündigung an Maria und ein Stifter; der Mitteltafel ist ein dreieckiges Feld mit der Marienkrönung aufgesetzt (ebd. S. 72, Abb. 30).
In der Peterskirche in St. Lambrecht, Stm., ist einem Ret. von 1901-1902 ein gemaltes F. eingefügt und dabei die ursprüngliche Reihenfolge verändert; zum Kalvarienberg in der Mitte waren auf den Flügeln in geöffnetem Zustand der Apostel Thomas und der hl. Benedikt, im geschlossenen Zustand Schmerzensmutter und Schmerzensmann zu sehen; die angefügten Tafeln mit den hll. Johannes Baptist und Johannes Ev. waren ursprünglich die Standflügel (um 1435; Kdm. Österr. 31, S. 135 Nr. 2, Abb. 202-204).
In oder aus den Ländern des Kgr. Böhmen gibt es seit der Zeit um 1385 gemalte F. mit nur einem Flügelpaar. In dieses Jahr datiert ist das F. aus Mühlhausen in der Staatsgal. Stuttgart; in geöffnetem Zustand sind die drei böhmischen Landespatrone zu sehen, der hl. Wenzel zwischen Veit und Sigismund, in geschlossenem Zustand Verkündigung an Maria und Marienkrönung. Auf den Standflügeln links unter dem Schmerzensmann mit den „Arma Christi“ ist der Stifter Reinhart wiedergegeben, rechts die Kreuzigung Jesu, auf der Rückseite der Mitteltafel wiederum die Kreuzigung Jesu, auf den Standflügeln die Stifter unter der Inschrift zur Stiftung. Ein Rahmen faßt sämtliche Teile zusammen, die Mitteltafel ist zusätzlich eigens gerahmt ([77] S. 304-311). Um 1410 datiert wird das A. 20. Jh. wieder zusammengesetzte und dabei ergänzte F. aus Raudnitz (Roudnice) in der Nationalgalerie Prag, Hauptbild ist der Tod Mariä, auf den Flügeln sind innen Maria und Schmerzensmann wiedergegeben, außen Mater dolorosa und Schmerzensmann sowie die Stifter ([43] S. 72, Abb. 173-178).
Um 1430 datiert wird das F. aus Ottau (Záton) mit dem Kalvarienberg, dazu den Flügelbildern mit Szenen aus dem Leben Johannes d.T. (Prag, Nat.gal.; ebd. S. 81, Abb. 222-227; die Flügelaußenseiten zerstört), und der sog. Reininghaus-Altar, zu dessen Kalvarienberg auf der Mitteltafel innen auf den Flügeln Anna Selbdritt und die hll. Maria Magdalena und Lucia links, Elisabeth und Helena, Barbara und Ursula gezeigt werden, auf den Außenseiten Maria Salome und Maria Kleophas mit ihren Kindern (Prag, Nat.gal.; ebd. S. 78f., Abb. 208-213). Zum F. aus Pähl s. Sp. 1486.
2. F. mit einer skulpierten und einer gemalten Schauseite
Seit der Zeit kurz nach 1300 sind F. erhalten, deren Mittelteil aus einem Schrein besteht und die bei geöffneten Flügeln Bildwerke, in geschlossenem Zustand jedoch Malereien bieten. In der Lit.
wird diese Gruppe von Ret. im Rahmen der Diskussion über die Entstehung des F. an erster Stelle genannt (s. Sp. 1454). Die Ausgestaltung im einzelnen ist höchst unterschiedlich, vor allem bei den wenigen Beisp. aus der ersten H. 14. Jh.
Zu den frühesten erhaltenen gehört das F. des Hochaltars der ehem. Zisterzienserkirche in Bad Doberan, dessen Schrein sowie oberes und mittlere Register der Flügel um 1300/1310 (vor 1306?) datiert wird; das untere Register ist ebenso wie der Predellenkasten eine Hinzufügung aus der Zeit wohl um 1368. Den Schrein füllt eine siebenachsige Arkadenreihe mit hohen Wimpergen ähnlich Maßwerkfenstern, die den Blick auf die im ursprünglich zweigeteilten Inneren aufgestellten Objekte, wohl Reliquiare, gestatteten; für die ungeteilte Mittelarkade wird angenommen, daß hier ursprünglich die seit etwa 1400 einem Hängeleuchter integrierte Figur der Muttergottes stand; das von ihr und dem Jesuskind gehaltene Gefäß wird als Hostienpyxis gedeutet. Die Flügel zeigen in der oberen Reihe das Leben Jesu vom Auftreten des Vorläufers Johannes d.T. bis zur Auferstehung, in der Reihe darunter typologische Entsprechungen. Die Schmalseiten des Schreins trugen ursprünglich Malereien in je zwei Bildfeldern übereinander, die Verkündigung an Maria und Marienkrönung, jeweils zu zwei Evangelisten gestellt ([40] S. 219f. Nr. 4f.; [73] S. 135-151, Abb. 80f., 86-91, 178-181). Hohe Fialen bilden die Bekrönung des Schreins. In geschlossenem Zustand waren Malereien zu sehen, von denen im 19. Jh. nur mehr der Kindermord zu Bethlehem zu erkennen war.
Das F. der ehem. Benediktinerkirche St. Maria, Johannes Ev. und Auctor in Cismar, vielleicht aus Lübeck um 1310, ähnelt in seiner Gestaltung dem F. von Bad Doberan. Doch ist der obere Schreinabschluß ein schräg gestelltes Pultdach, das Schreininnere ist unterteilt durch Zwischenwände, die von Maßwerk durchbrochen sind. Die Rückwand sowie die Innenseite der Schmalseiten sind mit Reliefs besetzt, Szenen aus Kindheit und Passion Jesu; auf der Innenseite des Pultdaches sind zur Kreuzigung Jesu in der Mitte typologische Entsprechungen dargestellt, in den Wimpergen Themen aus dem Physiologus, an den Seitenwangen Heilige und Engel. Die Flügelreliefs zeigen links Szenen aus dem Leben des Evangelisten Johannes, rechts des hl. Benedikt. In geschlossenem Zustand war die Marienkrönung zu sehen, begleitet von den Aposteln. Als Bekrönung des Schreines dienen drei Baldachinfialen mit vollplastischen Figuren der Muttergottes sowie der hll. Johannes Ev. und Auctor; sie sind aus anderem (älteren?) Zusammenhang in das F. übernommen ([24]; [73], S. 40-60, Abb. 10-17, 161-164).
Das Hochaltar-F. der Liebfrauenkirche in Oberwesel, der sog. Goldaltar, wohl 1340er Jahre, zeigt geöffnet den Mittelteil und die Flügel in Kastenbauweise gleichartig ausgeführt, zweizonige Tafeln, denen Maßwerkfelder mit Wimpergen vorgelegt sind. Im oberen Register ist die Rückwand leicht zurückgesetzt, so daß es Nischen für die Bildwerke gibt; im unteren Register bestehen Rückwand und Maßwerkarchitektur aus einem relativ tiefen Stück, die Sockelzone ist gebildet durch kleine Kammern, von Maßwerklanzetten in Dreiergruppen vergittert und im Mittelteil durch verschiebbare Bretter von rückwärts zu öffnen. Die Mitteltafel zählt sieben Arkadenfelder, wobei das Mittelfeld breiter ist als die übrigen; auf den Flügeln sind je drei normal breite und ein halb so breites Feld. Zumeist in Einzelfiguren ist die Heilsgeschichte dargestellt, im unteren Register auf den Flügeln mit Themen aus dem Alten Testament, in der Mitteltafel aus dem Neuen Testament. Das obere Register zeigt die Segnung Mariens durch Christus, ferner die Apostel in der Mitteltafel sowie Heilige auf den Flügeln. Deren gemalte Außenseiten, die durch diagonale Metallstreben versteift sind, zeigen, auf zwei Register verteilt, unter Arkaden je fünf Heilige; je ein Arkadenfeld war mit einer Skulptur besetzt, Maria und Johannes Ev., die zu dem Kruzifix gehörten, das vor die sich beim Schließen ergebende mittlere Arkade gesetzt war (Abb. 19; [82] S. 59-90 und 100-108; [39] S. 208-234, Abb. 12 und 63; [73] S. 95-111, Abb. 46-54, 182f.).
Beim Hochaltar-F. der Zisterzienserkirche in Marienstatt (Oberwesterwaldkr.), um 1350, vielleicht kölnisch, ist der Mittelabschnitt des Schreins breiter als die seitlichen Arkaden und tritt risalitartig hervor; den mit je drei Arkaden besetzten Flügeln fehlen die angefügten Flügel, die bei geschlossenem Zustand die Mitte abdeckten. Schrein und Innenseiten der Flügel sind durchgehend dreigeschossig aufgebaut, zuunterst von Maßwerk abgeschlossene Gefache mit Schädelreliquien, im Register darüber zwölf Reliquienbüsten bei heute leerer Mittelnische, im oberen Register Segnung Mariens durch Christus, seitlich die Apostel. Im geschlossenen Zustand zeigen die in zwei Geschossen angebrachten weitgehend zerstörten Malereien Szenen der Kindheit und der Passion Jesu sowie Tod und Himmelaufnahme Mariens (RDK I 547f. Abb. 16; [82] S. 11-48, 91-100; [40] S. 33-36, S. 233 Nr. 3; [73] S. 112-121, Abb. 57-66, 168, 232).
Als Reliquienrepositorium ausgebildet war wohl auch das Hochaltar-F. des Verdener Domes, das nur in der neugotischen Umgestaltung von 1829 erhalten ist ([73] S. 263-265, mit Abb. 197).
In der 2. H. 14. Jh. und im 1. Dr. 15. Jh. sind F. mit einer skulpturenbesetzten Schauseite ohne Reliquienrepositorien vor allem in Nord- und Nordwestdeutschland verbreitet.
Beisp. aus Schleswig-Holstein: Burg auf Fehmarn, ev. Nikolaikirche, 4. V. 14. Jh., mit themengleichen Reliefs, im Zentrum oben Christus als Weltenrichter, unten Kreuzigung (Kdm. Schleswig-Holstein Bd. 2, S. 75f., Taf. nach S. 74); Schleswig, L.Mus., aus Landkirchen (Fehmarn), um 1370/80, mit Reliefs in zwei Reihen, Passions- und Osterszenen (unvollständig; ebd., S. 85, Abb. 937f. und Taf. nach S. 86); Petersdorf (Fehmarn), ev. Kirche, bald nach 1390, mit Muttergottes und den 12 Aposteln im oberen, 13 Büsten weibl. Hll. im unteren Register, auf den Flügelaußenseiten Gefangennahme Jesu und auf den Flügelaußenseiten Jesus vor Herodes, 18. Jh. ([73] S. 210 Abb. 141, S. 209-219, Abb. 141-146); Kopenhagen, Nat.mus., F. aus dem ehem. Benediktinerinnenkloster Preetz, um 1425/1430, Schrein und Flügel zweizeilig mit Skulpturen, die Außenseiten der Flügel mit gemalter Anbetung der Könige und Kreuzigung Jesu (Victor Curt Habicht, Hanseatische Mal. und Plastik in Skandinavien, Bln. 1926 Der Name des Attributs „[Person“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann.’sche Slg. von Monographien zur Kg., 6], S. 18-22, Taf. 3-6; [73] S. 311); Haddeby Kr. Schleswig-Flensburg, ev. Kirche, F., 2. V. 15. Jh. (das Tragegerüst aus dem 13. oder 14. Jh.; [18] S. 203).
Weitere Beisp.: Wismar, St. Nikolai, F. der Krämergilde aus St. Marien, um 1430, im Schrein Muttergottes auf der Mondsichel zwischen Michael und Mauritius, auf den Flügeln Reliefs mit Marienleben, die Malerei der Rückseiten verloren ([1] S. 44-51); Gudow, Kr. Hzgt. Lauenburg, ev. Kirche, F. aus Kloster Lüne, mit Marienkrönung im Zentrum, seitlich anschließend und auf den Flügeln Apostel sowie die hll. Benedikt und Michael, gegen 1410 ([18] S. 310); Gronau, Kr. Hildesheim, ev. Pfarrk. St. Matthäi, F., um 1420, mit Marienkrönung sowie Aposteln und dem hl. Godehard, in der Sockelzone Wechsel zwischen Maßwerkfeldern und Prophetenreliefs (wohl A. 18. Jh., aus St. Godehard in Hildesheim; Victor Curt Habicht, Der Nieders. K.kreis, Hann. 1930, Abb. 96; [16] S. 560); Demern, Kr. Nordwest-Mecklenburg, ev. Kirche, F., um 1400 mit Kreuzigung Jesu, seitlich und auf den Flügeln sechs Hll. („wohl oberrheinisch“: [19] S. 109); Berlin, StMPK, Skulpturengal., sog. Goldene Tafel aus dem Mindener Dom, um 1425, mit Marienkrönung im Ring der Engelchöre, seitlich und auf den Flügeln die Apostel, in der Sockelzone Propheten ([33] S. 56-105, Abb. 31-35); Gardelegen, Marienkirche, F. aus der Nikolaikirche, aus der Zeit um 1425/1430, im Schrein Muttergottes mit Engeln und in zwei Reihen die Apostel, auf den Flügeln jeweils zweimal vier Hll., auf den Außenseiten der Flügel die Lazarusgeschichte (Frank Matthias Kammel in: [51] S. 136f., Abb. 79); Löben, Kr. Wittenberg, ev. Kirche, F., um 1420, im Schrein Muttergottes und Engel, auf den Flügeln innen Hll., außen gemalt Anbetung der Könige, darüber die hll. Barbara und Georg, auf der Mitteltafel zwei Wimperge mit gemalten Propheten (Dehio, Sachsen-Anhalt II [1999], S. 438); Plössnitz Gde. Braschwitz (Saalkr.), ev. Kirche St. Katharina, F., um 1430, im überhöhten Mittelteil des Schreins Muttergottes, seitlich je zwei weibliche Hll. übereinander angeordnet, auf den Flügeln nur Jakobus d. Ä. erhalten (ebd. S. 659); Biesenbrow, Kr. Uckermark, ev. Dorfkirche, F. aus Crussow, im Schrein die Muttergottes zwischen zwei Hll., auf den Flügelinnenseiten flache Reliefs mit Szenen aus der Kindheit Jesu ([15] S. 81).
In Schlesien gibt es mehrere F. aus der Zeit nach 1360, z. B. aus Polsnitz (Pelcznica), mit einer Marienkrönung im Schrein zwischen je zwei Heiligen. Das untere Register ist leer, die Flügel sind innen dreireihig mit Aposteln und Propheten besetzt, die Außenseiten bemalt mit Schmerzensmutter und Schmerzensmann ([72] S. 59 und 87, Taf. LVII,1); Welkersdorf (Rząsiny), kath. Kirche, mit gleichartigem Programm (ebd. S. 60 und 87, Taf. LVII,2].
3. F. mit Skulpturen im Schrein und beidseitig bemalten Flügeln
Besonders hervorzuheben unter den frühen Beispielen ist das qualitätvolle F. in der ev. Dorfkirche von Rossow, Kr. Ostpriegnitz-Ruppin, um 1304/1306 (1. V. 14. Jh. ?), mit zweizonig gegliedertem Schrein und Flügeln; im Schrein oben die Marienkrönung, unten die Kreuzigung, seitlich die Apostel. Auf den Innenseiten der Flügel sind Hll. dargestellt; außen acht Szenen aus dem Leben Jesu, um 1400 (Hannelore Sachs in: [51] S. 115-122; [15] S. 945f.; [73] S. 61-68).
Das F. der ehem. Prämonstratenserinnenkirche in Altenberg (Hessen), um 1350, hatte als Zentrum des Schreins eine Skulptur der thronenden Muttergottes, seitlich Nischen wohl für Reliquien, auf den Flügeln innen Szenen aus dem Marienleben, außen das Leben Jesu vom Ölberg bis zur Himmelfahrt (der Schrein auf Schloß Braunfels, die Gemälde im Städelschen K.inst. Frankfurt a. M., die vermutlich zugehörige Marienfigur als Leihgabe im Bayer. Nat.mus München; [73] S. 122-129, Abb. 67-72). Reliquienrepositorien enthält auch das F. aus Schloß Tirol im Innsbrucker L.mus. Ferdinandeum, um 1370, im Schrein zu seiten der zentralen, heute verlorenen Muttergottes; die seitlichen Gefache sind mit bemalten Türen verschlossen, die zusammen mit den Malereien der Flügel Szenen aus dem Marienleben wiedergeben; das untere Reliquienfach ist mit später erneuerten Gittertüren verschlossen. Die Außenseiten der Flügel tragen Gemälde: links die trauernde Muttergottes, der hl. Georg sowie ein Stifterbildnis mit Wappen, rechts der trauernde Johannes Ev., der hl. Pankratius (?) sowie die Stifterin mit Wappen (Vinzenz Oberhammer, Der Altar aus Schloß Tirol, Innsbr. und Wien 1948; [21] S. 51-53, Abb. 17).
Das kleinformatige F. im Bayer. Nat.mus. München, Köln, um 1330, enthält im mit Reliquienfächern besetzten Schrein ein größeres Feld für ein Bildwerk, auf den Flügeln innen Szenen aus dem Marienleben, außen die hll. Gereon und Anno (vielleicht aus St. Klaren in Köln; die französische Elfenbeinstatuette der Muttergottes im Mittelfeld gehört nicht zum ursprünglichen Bestand: Bayer. Staatsgem.slgn., Alte Pin. München, Kat. XIV, Altdt. Gem., Köln und NW-Dtld., bearb. von Gisela Goldberg und Gisela Scheffler, Mchn. 1972, Text.bd. S. 113-118, Taf.bd. Abb. 1-4).
Als Beisp. eines F. ohne Reliquienrepositorium aus der 2. H. 14. Jh. sei das Hochaltar-Ret. der ev. Stadtkirche St. Marien und Andreas in Rathenow (Brandenburg) genannt; im Schrein sieht man die Muttergottes und vier Hll., in den Zwickeln der Wimperge gemalt Engel, auf den Innenseiten der Flügel sechs Apostel (Kdm. Brandenburg Bd. 2,1 S. 183f., Taf. 25f.; [73] S. 178-183, Abb. 112-117).
Aus dem 1. Dr. 15. Jh. gibt es F. mit Skulpturen im Schrein und beiderseits bemalten Flügeln.
Das Ret. im Dommus. Brandenburg, entstanden in der Zeit um 1410/1420, zeigt im Schrein die Muttergottes zwischen Heiligen in zwei Reihen, die Flügel enthalten beidseits Szenen aus dem Marienleben (ebd. S. 117); bei dem aus St. Gereon in Köln stammenden Ret. der Gem.gal. in Berlin, um 1420, ist die Mitteltafel so gestaltet, daß im Zentrum die Skulptur (einer Muttergottes?) Platz hatte, während seitlich die Heiligenpaare gemalt sind; auf den Flügeln innen Heiligenpaare, außen die Verkündigung an Maria (Kat. Staatl. Mus. zu Berlin, Kat. ..., Gesamtverz., Bln. 1996, S. 166f. Abb. 193f.). Bei dem wahrscheinlich aus Lippoldsberg stammenden F. der ev. Kirche in Offersen, Nieders., ist im Schrein die Anbetung der hl. Drei Könige dargestellt, auf den bemalten Flügeln Verkündigung und Geburt
Jesu (Umkreis des Meisters des Göttinger Barfüßeraltars, um 1420; [63] S. 233f Nr. 766; [16] S. 1014). Das F. der Maria-Magdalenen-Bruderschaft der Stecknitzfahrer im Dom zu Lübeck, deren Altar 1422 gestiftet wurde, zeigt im Schrein die Muttergottes zwischen Barbara und Katharina, auf den Flügeln innen Gemälde mit Szenen aus der Kindheit Jesu, außen Hll., die Patrone von Dom und Bruderschaft (Abb. 22 a und b; Kdm. Lübeck, Bd. 3,1 S. 138f.; [18] S. 444).
Im Schrein des aus der Benediktikirche in Quedlinburg stammenden F. in St. Ägidien, um 1430, ist die Krönung Mariens zusammen mit Aposteln gemalt, auf den Flügeln sind je drei Apostel und ein Heiliger dargestellt. Darunter nimmt eine durchlaufende Reihe von Propheten, im Schrein skulpiert, auf den Flügeln gemalt, die Breite des geöffneten F. ein, unterbrochen im Schrein durch die Skulptur einer Maria in Wochenbett. Die Flügelaußenseiten zeigen Gem. der Kreuzigung links, dreier Heiliger rechts. Der Predella ist die Skulptur des Gnadenstuhls mit Engeln eingefügt (Winfried Korf, Die Pfarrk. in Quedlinburg, Bln. 1986 [Das chr. Dkm., H. 127/128], S. 19f., Abb. S. 21-23). Beim sog. Deichsler-Altar der Berliner Gem.gal., um 1420/1430, sind nur die Flügel erhalten; die geschnitzte Kreuzigungsgruppe des Schreins und die beiden Standflügel mit Gem. der hll. Dominikus und Georg sind verloren ([65] S. 171 Kat.nr. 10, Abb. 26f. und 219f.).
Beim sog. Dornstädter Altar im Württ. L.mus. Stuttgart, um 1420/1425, zeigt nur der Schrein die ursprüngliche Form mit drei spitzen Giebeln, die Flügel sind begradigt; die Predella mit Malerei (Albert Walzer, Schwäbische Plastik im Württ. L.mus. Stuttgart, Stg. 1960, S. 28f., Abb. 26). Beim F. aus Weildorf schließt der Schrein mit Kielbogen, die Flügel enden mit je einem halben Kielbogen (Altarweihe 1429; die Muttergottes des Schreins noch in Weildorf, Ret. und Flügel in St. Klara in Freising; Ausst.kat. „Schöne Madonnen“, Salzburg 1965, S. 98-100 Nr. 52, Abb. 31).
Besonders gestaltet ist das 1432 dat. F. von Lukas Moser in der kath. Pfarrk. in Tiefenbronn. Das Ret. ist in Form einer spitzbogigen Tafel einem Wandfeld eingefügt. Außen- und Innenseite der Flügel zeigen Szenen aus der Magdalenen-Legende so wie auch die Felder der die Wand füllenden Tafelteile. Der Schrein - eine Erneuerung aus dem 1. V. 16. Jh. - zeigt die Skulptur der Verklärung der Titelheiligen. In der Predella sind die klugen und törichten Jungfrauen gemalt (Ernst-Ludwig Richter, Zur Rekonstruktion des Tiefenbronner Magdalenenaltars, Pantheon 30, 1972, S. 33-38, bes. S. 38 Abb. 8f.; vgl. ferner Franz Heinzmann und Mathias Köhler, Der Magdalenenaltar des Lucas Moser in der got. Basilika T., Rgbg. 1994 [Große K.führer, Bd. 195]).
4. F. mit doppeltem Flügelpaar
Bei dieser Art der Gestaltung sind Schrein und Innenseite der inneren Flügel mit Skulpturen besetzt, die übrigen Flügelseiten mit Malerei.
F. dieser Art sind vornehmlich in N-Dtld. nachgewiesen. Ältestes erhaltenes Beispiel ist das aus der Kölner Klarenkirche stammende Klaren-Ret. im Kölner Dom, entstanden um 1360.
Das Mittelfeld des Schreins ist risalitartig vorgezogen, sein Untergeschoß eines der frühesten einem Ret. integrierten Tabernakel, hier auf der Tür mit einer Darstellung des hl. Martin beim Meßopfer. Der Risalit bleibt bei geschlossenen inneren Flügeln sichtbar (vgl. F. aus Marienstatt, Sp. 1490). Die Innenflügel sind auf der Innenseite kastenförmig ausgebildet, die Skulpturen stehen wie die des Schreins in zwei Reihen unter Wimpergen: oben die Apostel, unten Reliquienbüsten über niedrigen Reliquiengefachen. Bei geschlossenen Innenflügeln sind über den mittleren Teil hinweg in der unteren Reihe Szenen der Kindheit Jesu, in der oberen Reihe Szenen der Passion wiedergegeben; alle Darstellungen sind wimpergbekrönten Feldern einbeschrieben (die Malereien um 1400 erneuert). Bei den äußeren Flügeln handelt es sich um Leinwandbilder in Spannrahmen, deren Einfassungen gemalt sind; bei den Innenflügeln sind diese als Holzleisten aufgenagelt. Bei geschlossenen Außenflügeln sind Heilige zu sehen, der Mittelrisalit ist abgedeckt durch einen dem linken Außenflügel angefügten kleinen Flügel (oben mit Schmerzensmann und den „Arma Christi“, unten mit der Kreuzigung: Christa Schulze-Senger, Der Clarenaltar im Dom zu Köln, Kölner Domblatt 43, 1978, S. 23-36; s. auch Sp. 1457).
Weitere Beisp.: In die Zeit um 1381 datiert wird das F. der ehem. Benediktinerinnenkirche in Arendsee, Altmark. Im Schrein und auf der Innenseite der inneren Flügel sind Skulpturen (Segnung Mariens durch Christus sowie zwölf Apostel), in einer niedrigen unteren Zone Halbfiguren als Reliquiare eingestellt (die Gefache auf den Flügeln sind durch neugotische Maßwerktafeln verschlossen). Die z.T. erheblich beschädigten Gemälde zeigen bei geschlossenen Innenflügeln im oberen Register die Kindheit Jesu, im unteren Register die Passion. Die Darstellung der Verkündigung an Maria auf den Außenflügeln ist schlecht erhalten ([2] S. 124-137).
Beim Hochaltar-F. aus der Petrikirche in Hamburg, dem sog. Grabower Altar, 1383 in der Petrikirche aufgestellt, begleiten im Schrein und auf der Innenseite der inneren, kastenförmigen Flügel Heilige und Propheten die schreinhohe Wiedergabe des Gekreuzigten zwischen Maria und Johannes; der Bekrönung sind Halbfiguren eingefügt, auf dem Schrein die klugen und törichten Jungfrauen, auf den Flügeln Propheten. Das gemalte Programm beginnt bei geschlossenen Innenflügeln mit Szenen aus der Genesis von der Trennung von Licht und Finsternis bis zum Jakobssegen, angefügt sind sechs Bilder aus der Kindheit Jesu. Die Malereien auf der Außenseite der äußeren Flügel sind verloren. In der Predella sind in hohem Relief zu seiten der Verkündigung an Maria Kirchenlehrer, Ordensgründer und weitere Hll. dargestellt. Ob der Predella Flügel angefügt waren, ist unbekannt (Hans Platte, Meister Bertram in der Hamburger K.halle, Bln. 1959, S. 7-11 und 19. Taf. S. 25-49; [74] S. 23-27).
Das F. der Jakobikirche in Göttingen, dat. 1402, ist einer für Reliquien bestimmten Predella aufgesetzt. In geschlossenem Zustand sieht man in acht Bildern die Legende des Kirchenpatrons, bei geöffnetem auf den äußeren Flügeln das Leben Jesu. Im Schrein ist die Segnung Mariens durch Christus wiedergegeben, seitlich und auf den geöffneten Innenflügeln Apostel und Heilige; über Schrein und Flügel hinweg ist als Sockelzone eine Ranke geführt, in der Mitte mit dem Schmerzensmann, seitlich mit Propheten (Abb. 21 a-c; Reinhard Kirchner, Der Jakobialtar in Göttingen, Gött. 1982).
Das im Finnischen Nat.mus. Helsinki aufbewahrte sog. Barbara-Ret. mit den Malereien von Meister Francke zeigt im Schrein den Tod Mariens, auf den Flügeln Szenen des Marienlebens. Bei geschlossenen Innenflügeln sind acht Szenen aus der Barbaralegende zu sehen. Die Außenseiten der äußeren Flügel tragen keine figürliche Malerei. Datiert werden die Gemälde um 1410/1415, die Skulpturen sind wohl kurz nach 1423 anzusetzen (Riitta Pylkkänen, Sancta Barbara, Helsinki 1966; [80] S. 50f. Nr. 1; zur Datierung ebd. S. 27).
Beim F. der ev. Stadtkirche in Malchin, Kr. Demmin, um 1420/1430, sind im Schrein und auf der Innenseite der inneren Flügel die Marienkrönung sowie in zwei Reihen Apostel und Hll. dargestellt, bei geschlossenen inneren Flügeln das Leben Jesu, das Leben Johannes des Täufers und das Leben des Evangelisten Johannes geschildert (Kdm. Mecklenburg-Schwerin 5, S. 97, Abb. S. 98f. im damaligen Zustand; Kdm. DDR, Bez. Neubrandenburg, S. 146f. mit Abb.).
Das in St. Nikolai in Wismar aufbewahrte Hochaltar-Ret. aus St. Georgen, um 1430, ist eines der größten im Ostseegebiet. In geschlossenem Zustand zeigte es gemalt in doppelter Reihe zwölf Heilige (weitgehend zerst. ebenso die Schreinrückseite), bei geöffnetem äußeren Flügelpaar auf diesen Szenen der Legende der Kirchenpatrone St. Georg und St. Martin, im Zentrum Szenen aus dem Leben Jesu; in den gemalten breiten waagerechten Streifen Halbfiguren von Kirchenvätern und Propheten. Mitte des Schreins ist eine Marienkrönungsgruppe, zu Füßen die Stifterfigur zwischen David und Salomon; seitlich, die geöffneten inneren Flügel einschließend, sind in zwei Reihen Apostel, Kirchenväter, Evangelisten und weitere Hll. dargestellt. Auf der Predella begleiten Kirchenväter, David und Salomon, Jesaias und Jeremias das Gem. des Schmerzensmannes in der Mitte. Den oberen Abschluß von Schrein und inneren Flügeln bildet ein Kamm aus Halbkreisbögen und Akanthusbüscheln ([1] S. 18-44).
Eine Besonderheit ist die sog. Goldene Tafel der ehem. Benediktinerkirche St. Michaelis in Lüneburg, um 1418/1420, denn der (1792 zerstörte) Schrein war ein Reliquienrepositorium, im Zentrum mit dem einstigen Antependium des 12. Jh., der „Goldenen Tafel“. Die inneren, kastenförmigen Flügel zeigten bei ganz geöffnetem Ret. in zwei Reihen zwanzig Skulpturen von Heiligen. Bei geschlossenen Innenflügeln war in viermal neun Feldern das Leben Jesu von der Verkündigung an Maria bis zur Himmelfahrt geschildert, dazu Pfingsten sowie Tod und Krönung Mariens. Auf der äußeren Seite der Außenflügel sind die Eherne Schlange und die Kreuzigung Jesu einander zugeordnet. Die Predella ist verloren (Kat. der Bildwerke in der Nieders. L.gal. Hannover, bearb. von Gert von der Osten, Mchn. 1957 [Kat. der Nieders. L.gal., 2), S. 74-77 Nr. 62; [75] S. 118-129; Regine Marth, Der Schatz der Goldenen Tafel, Hann. 1994 [Mus. Kestnerianum, 2]).
5. F. mit doppeltem Flügelpaar, nur mit Gemälden
Vereinzelte Beispiele sind in Niederdeutschland seit E. 14. Jh. entstanden, so das wohl aus der Deutschordensburg Graudenz (Grudziądz) in Westpreußen stammende F. aus der Zeit um 1390 (Warschau, Nat.mus.; Tadeusz Dobrzeniecki, Cat. of the ma. painting, Warschau 1977 [Nat.mus in Warsaw, Gal. of the Medieval Art, 1], S. 99-114); sog. Barfüßeraltar aus Göttingen, dat. 1424 (Hannover, Nieders. L.mus.; Abb. 23 a-c; [75] S. 102-112); sog. Thomas-Altar des Meisters Francke, 1424 in Auftrag gegeben von der Kaufmannschaft der Englandfahrer (nur in Teilen erhalten); die schmale Predella mit den Brustbildern Christi und der Apostel zeigt ein in der Folgezeit häufigeres Motiv (Hamburg, K.halle; [80] S. 28-33 und 52-55 Nr. 3).
B. Um 1430 bis 1. Dr. 16. Jh.
1. Allgemeines
Aus dem Zeitraum vom ausgehenden Weichen Stil bis in die Reformationszeit sind die meisten F. überliefert, wahrscheinlich auch entstanden. Verbreitet sind sie im gesamten deutschsprachigen Raum, in den Niederlanden den angrenzenden Gebieten im Norden (Skandinavien, England) sowie im Osten und Südosten (Baltikum, Polen, Slowakei, Ungarn, Slowenien), kaum in Italien und Frankreich.
Kritische Überblickswerke zu F. in einzelnen Landschaften sind bislang Ausnahme ([54]; Kärnten: [20]; Tirol: [21]; Oberösterreich: Lothar Schultes, Die got. Flügelaltäre Oberösterreichs, Bd. 1: Von den Anfängen bis Michael Pacher, Weitra 2002; Sachsen: [50]; Schwaben: [60]; [84]; Neckarschwaben: [26]; Graubünden: [5]; Schleswig-Holstein: Uwe Albrecht und Jan von Bonsdorff, Ma. Holzskulptur in Schleswig-Holstein ..., in: Christiana Albertina, Forschg.ber. und Halbjahresschrn. der Univ. Kiel, H. 37, 1993, S. 19-39) und bieten nur selten eine empirisch relevante Bestandsaufnahme, was gerade für die Spätzeit des F. bei der Fülle erhaltener Werke unabdingbar ist. Der Variantenreichtum der einzelnen Teile wie des gesamten F. ist groß, eine Darstellung beim jetzigen Stand der Forschung schwer möglich. Spezialuntersuchungen zu einzelnen Teilen (Predella, Flügel, Corpus, Bekrönung) gibt es für diesen Zeitraum nur selten. Für die meisten F. liegen auch keine Untersuchungsergebnisse über Zustand und Ergänzungen vor. In Künstler-Monographien ist nur selten ein F. als Gesamtwerk betrachtet, es sei denn, es handelt sich ausschließlich um ein Werk der Malerei oder der Skulptur, und selbst in diesen Fällen bleibt die Schreinerarbeit meistens außer Betracht. In anderen Fällen ist die Auswahl auf eine einzige Gestaltungsweise beschränkt, z. B. auf die sog. Schnitzaltäre (z. B. [48]; [57]). Eine statistische Übersicht für das Gebiet der ehem. preußischen Rheinprovinz bietet etwa Wolfgang Schmid (Altäre der Hoch- und Spätgotik, Köln 1985 [Geschichtlicher Atlas der Rheinl., Beih. XII/1]).
Häufigstes Material war Holz, seltener Ton oder Alabaster; in bestimmten Regionen, z. B. Westfalen, führte man Corpus und Skulpturen auch in Stein aus und verschloß das F. mit hölzernen Flügeln (s. Sp. 1450: Reinhard Karrenbrock, Evert van Roden ..., Osnabrück 1992 Der Name des Attributs „[Ort“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann. Geschichtsquellen und Forschgn., Bd. 31], S. 64-82).
Die Frage nach dem absichtsvollen Verzicht auf Farbfassung und nach den Varianten holzsichtig ausgearbeiteter Oberflächen wird in der Forschung kontrovers diskutiert (zum Problem u.a. B. Rommé [55 a] S. 83-98; dies., Holzsichtige Skulptur im MA und in der Frühen Neuzeit in N-Dtld., in: Das holzsichtige K.werk ..., Hann. 2002, S. 140-147).
Meist sind die Kirchenpatrone auch Patrone des Hochaltars und deswegen im F. dargestellt (zu Ausnahmen: [55 a], S. 36-44). Bei F. auf Nebenaltären sind sie nicht immer verbildlicht; da oft Pfründen zusammengelegt wurden, konnte es zu einer Häufung von Patrozinien bei einzelnen Altären kommen. Bei F. auf Nebenaltären ist der „Hauptpatron“ häufig auf den Außenseiten der Flügel dargestellt (Barbara Rommé in: Kölner Domblatt 1999, S. 150f.). Oftmals ist im F. der Namenspatron des Stifters oder ein von diesem besonders verehrter Heiliger an hervorgehobenener Stelle dargestellt. Untersuchungen darüber sind bislang selten.
Das Plazieren von Reliquien im F. war im gesamten Spät-MA Praxis. Wenig untersucht (und wohl auch selten bemerkt) ist bisher die, daß Reliquien auch an verborgenen Stellen in bemalten Tafeln oder in Skulpturen von F. verborgen sein konnten.
Beisp. von Reliquien (Reliquiaren) in der Predella: Antonius-Ret. in Xanten, St. Viktor, vor 1506 (mit Authentik: [31] Abb. auf S. 96f.). Drei „besloten Hofjes“ in der Predella des Dreifaltigkeits-Ret. in St. Nikolai in Kalkar, um 1542, mit Skulpturen von Arnt van Tricht (mit Authentik versehene kleine Reliquien: [78] S. 30 Abb. 16, S. 62 Abb. 3 und S. 120 Taf. 2). Die Predella des F. in der Ratskap. in Köln war u.a. bestückt mit „eynem alden kleynen heldombs taiffelgen ins eyn alt heldoms kistigin“ (Beschr. von 1519: [44] S. 230); die Predella des Ret. aus Wiener Neustadt im Stephansdom zu Wien, dat. 1447, ist ein mit Maßwerk vergitterter Kasten mit rückseitigen Türchen zur Aufnahme und Ausstellung von Reliquien (Manfred Koller, Der Wiener Neustädter Altar im Wiener Stephansdom, Österr. Zs. Dpfl. 48, 1994, S. 28-42, bes. S. 31 und 33, Abb. 10-13). - Im Corpus von F. sind Reliquien in teils aufwendigen Reliquiaren integriert (R. Karrenbrock, St. Johann in Osnabrück, Osnabrück 1992, S. 28). Es gibt auch F., deren Schreinkästen mit Reliquienbehältern gefüllt sind: Das Hochaltarret. von St. Viktor in Xanten enthält im Corpus Büstenreliquiare und den Schrein des hl. Viktor, 2. H. 12. Jh. (dieser von Wilhelm von Roermond, 1529-1534; [78] Taf. 4; D. Preising in: ebd. S. 67f.). Reliquien mit Authentiken, nicht in Reliquiaren, enthält das Ret. aus Bentlage (Mechtild Beilmann-Schöner u. a. in: Westfalen 77, 1999, S. 1-174).- Dem Gesprenge eingefügt ist das von zwei Engeln gewiesene Kreuz mit der Hl.-Blut-Reliquie am Hl.-Blut-Altar in St. Jakob in Rothenburg o. d. T, 1499-1505 ([8] Abb. auf S. 22, Taf. 84).
Wiederverwendung älterer Skulpturen in spätgotischen Ret. ist einige Male belegt (Abb. 29; [55 a], S. 108, Anm. 38). Gesicherte Beispiele für diesen Gebrauch von Tafelgemälden sind bisher nicht bekannt.
Dort, wo man nach Einführung der Reformation Ret. tolerierte, können diese durch Veränderungen angepaßt sein, z. B. eine Heiligenskulptur durch eine Figur Martin Luthers ersetzt sein (Ausst.kat. „Aller Knecht und Christi Untertan“, Eisenach 1996, S. 132f.).
Gemalte, geschnitzte oder geritzte Inschriften sind an vielen F. belegt.
Es gibt Stifterinschriften, Künstlersignaturen, z. B. am Ret. in St. Jakob in Rothenburg o. d. T.: „dis werck hat gemacht fridrich herlin moler 1466“ ([48] S. 22) oder Grafitti, diese meist an versteckter Stelle.
2. Gestaltung
a. Form von Schrein oder Mitteltafel.
Der Umriß des Schreins oder der Mitteltafel ist üblicherweise ein Querrechteck oder annäherndes Quadrat; ist das F. nur aus Tafeln zusammengesetzt, ist die mittlere Tafel häufig hochrechteckig. Zumeist ist bei Schreinen die Vorderseite plan, gelegentlich ist sie leicht zugespitzt.
Bei F. mit zugespitztem Schrein folgt die Predella in der Regel nicht der Schreinform, sondern bleibt plan (F. der Pfarrk. Maria Gail, Ktn., um 1510/1515: [20] S. 255-274, Abb. 286-288; s. auch das schlichte F. in der Stadtpfarrk. von Hermagor, Ktn., um 1510; ebd. S. 289-293, Abb. 335, 337 und 340). In anderen Fällen ist der Predella in der Mitte eine Konsole vorgeblendet, die den unterschiedlichen Querschnitt überbrückt: wohl aus Zams, S-Tirol, stammendes F. in der Skulpturengal. der Staatl. Mus. zu Berlin StPK (um 1485/1490; Skulpturen zugeschr. dem Umkreis Hans Klockers, die Tafelbilder dem Simons von Taisten: Frank Matthias Kammel, Der Brixener Altar ..., Bln. 1991).
Durch einen tiefen Brettrahmen zusammengenommen sind Schrein, Dreh- und Standflügel bei manchen norddt. Ret. der 2. H. 15. Jh.
Beisp.: Hochaltar-Ret., 1479 gestiftet, aus der Werkstatt Bernt Notkes, im Dom von Århus (mit den Wangen vorgeblendeten Maßwerkfenstern und flankierenden Fialen: [49] S. 70-93, 238-241, Abb. 65-67); F. um 1500 aus St. Georgen, Wismar ([1] S. 78-82, Abb. 21f.).
Am Schrein ist das waagerechte Deckbrett gelegentlich, vor allem seit E. 15. Jh., ersetzt durch eine gebogene, bogig gestückelte oder abgetreppt zusammengesetzte Planke, verblendet durch eine vorgesetzte Leiste als rahmendes Profil (s. die schematischen Zchgn. von Ulmer F. in: [84] S. 330 Abb. 480; vgl. auch [9] S. 54 Abb. 42). In Einzelfällen ist als oberer Abschluß die Form eines Walmdachs gewählt ([84] S. 329 und 332, Abb. 197 und 483). Gelegentlich sind aufgemalte Dachziegel erhalten: Bad Liebenzell-Monakam, Kr. Calw, F. der ev. Kirche, dat. 1497 (M. Köhler, 500 Jahre Monakamer Altar, Mchn. und Bln. 1997 [Große Baudkm., H. 518], bes. S. 5 und 12).
Einfachen Auszug des Schreins in der Mitte hat das Hochaltar-Ret. der ehem. Klosterkirche Blaubeuren, 1493-1494 (der Schrein Jörg Syrlin d. J. zugeschr.; Abb. 25; Anna Morath-Fromm und Wolfgang Schürle [Hgg.], Kloster Blaubeuren. Der Chor und sein Hochaltar, Stg. 2002, S. 131-235). Doppelt abgetreppt ist das Hochaltar-Ret. in St. Jakob in Rothenburg o. d. T., 1466 (Schrein von Hans Waidenlich; [63] S. 167-194), und das Hochaltar-Ret. in St. Martin in Lorch a. Rh., dat. 1483 (Eike Oellermann in [37] S. 8-22).
Ein gedrückter Kleeblattbogen schließt den Schrein in der ev. Kirche in Merklingen/Württ. ab (nach 1521; [84] Abb. 221 und 502), ein Halbkreisbogen das Barbara-Ret. in der Neithart-Kap. des Ulmer Münsters, um 1520 (ebd. Abb. 490), ein eingezogener halbkreisförmiger Bogen das F. im Chor der ev. Stadtkirche Wimpfen, dat. 1519 ([26] S. 30-33), und das Marien-Ret. in der Johanneskirche in Schwaigern von Jerg Kugler, dat. 1523 (ebd. S. 84-87). Ein Segmentbogen überfängt den Schrein des Sippenaltars von Daniel Mauch in der Franz-Xaver-Kap. in Bieselbach, 1510 ([84] Abb. 506), und den 1516 dat. Schrein des F. in der ev. Pfarrk. in Neckargartach ([26] S. 58-61).
Die mit Eselsrückenbogen sich überschneidenden Wimperge und die den Umriß durchstoßenden Fialen ergeben das Aussehen eines bruchlosen Übergangs in ein niedriges Gesprenge: Hochaltar-Ret. in der ev. Kirche von Reutti, Kr. Neu-Ulm, um 1498/1519 ([84] Abb. 492); Sebastians-Ret. in der ev. Stadtkirche in Geislingen, um 1518/1520, mit Skulpturen von Daniel Mauch (ebd. Abb. 196); Blaustein-Wippingen (Alb-Donau-Kr.), Pfarrk. U. L. F., Hochaltar-Ret. von Daniel Mauch und einem Schüler von Bartholomäus Zeitblom, dat. 1505 (ebd. Abb. 489).
Polygonalen Querschnitt des Schreins haben manche kleinen F., z. B. das einfigurige Ret. in St. Ulrich bei Villach, Ktn., um 1500 ([20] S. 206, Abb. 228). Ebenfalls durch mehreckigen Querschnitt bestimmt ist der nach vorne hervortretende Schrein des F. aus Kleinschwarzenlohe, um 1450; die seitlichen Abschnitte des Schreins sind schräg nach außen orientiert, die gemalten Flügel dessen Querschnitt entsprechend geknickt (Anz. des Germ. Nat.mus. 1976, S. 42 Abb. 4).
Rückseitig ist der Schreinkasten in den meisten Fallen plan. Doch gibt es gelegentlich polygonale, erkerartig auskragende Mittelabschnitte.
Beisp.: F. von Michael Pacher in Bozen-Gries, 1471-1475, die Malereien vielleicht von Conrad Waider aus Straubing, A. 16. Jh. (Abb. 24; Helmut Stampfer und Hubert Walder, Michael Pacher in Bozen-Gries, Bozen 1980, S. 21f.); sog. Creglinger Altar, Tilman Riemenschneider zugeschr., um 1505/1508 ([8] Abb. S. 58). Um ausreichende Tiefe für Figurengruppen im Schrein zu gewinnen, wurde die Rückwand gelegentlich in voller Breite als mehr oder minder flaches Polygon gestaltet.
Beisp.: Schrein des F. in der Hl.-Geist-Kirche in Reval, Werkstatt Bernt Notke, aufgestellt 1483 ([45] S. 185 Abb. oben); Hl.-Blut-Ret. in Rothenburg o. d. T., 1499-1505 ([37] S. 75 Abb. 17).
Der Schrein des Hochaltar-Ret. von Michael Pacher in St. Wolfgang ist rückseitig entsprechend der Schreinaufteilung für die Skulpturen in drei polygonale Abschnitte unterteilt; die seitlichen sind wesentlich schmäler als der mittlere Abschnitt mit der Gruppe der Marienkrönung ([35] Abb. 18 und 66).
Eine durchfensterte Schreinrückwand kommt seit den letzten zwei Jzz. des 15. Jh. vor, z. B. beim Hochaltar-Ret. aus Lautenbach, um 1480 (Eva Zimmermann, Der spätgot. Schnitzaltar, Ffm. 1979 [Liebieghaus Monographie, Bd. 5], S. 25, Abb. 15f.). Verglast ist die Durchfensterung des Hl.-Blut-Ret. in St. Jakob in Rothenburg o. d. T., 1499-1505 ([8] Abb. S. 22 und 28, Taf. 70f.).
Vereinzelt dient ein kleiner Fenstererker in der Schreinrückwand der Belichtung einzelner Figuren oder Figurengruppen im Schrein.
Am Hochaltar-Ret. von Hans Schnatterpeck und Hans Schäuffelein, 1503-1510, in der Pfarrk. von Lana, S-Tirol, gibt es einen solchen Erker hinter der Skulptur der „Not Gottes“ im Hauptgeschoß und hinter der Marienfigur der Marienkrönung im Obergeschoß ([22] S. 99 Abb. rechts).
Bemalte Schmal- und Rückseiten kommen bei freistehenden F. häufig vor (z. B. Nördlingen, Stadtpfarrk., Hochaltar-Ret. von Friedrich Herlin, dat. 1462: [67] S. 150, Abb. 151 und 153). In der 2. H. 15. Jh. und im fr. 16. Jh. erhielten diese bisweilen Bildwerke, die sog. Schreinwächter.
Üblicherweise wurden diese bei geöffnetem Ret. von den Flügeln abgedeckt (Hochaltar-Ret. von Michael Pacher in St. Wolfgang, 1473 bis um 1481; [35] Abb. 2-5). In einigen Fällen sind die Flügel mit gestelzten Bändern am Schrein befestigt. Die Skulpturen sind dann durch den breiten Zwischenraum auch bei geöffneten Flügeln sichtbar (Abb. 28; s. auch Abb. 32). Beim F. der Johanniskirche in Neustadt, Saale-Orla-Kr., 1510-1512, sind die Schreinwächter wegen der Standflügel außen neben diesen aufgestellt und so stets sichtbar (Karl Hoffmann [Hg.], Der Neustädter Altar von Lucas Cranach und seiner Werkstatt, Jena und Bln. 1958, Abb. S. 47 und 49; Dehio, Thüringen [1998] S. 582).
Nur ausnahmsweise sind auf der Rückseite des Schreins Skulpturen angebracht.
Am Hochaltar-Ret. im Dom von Chur mit Skulpturen von Jakob Ruß, 1486-1492, sind dies eine Kreuzigungsgruppe und an der Predella Passionsszenen ([5] Abb. S. 65; Astrid von Beckerath, Der Hochaltar in der Kath. von Chur, Ammersbeck 1994 [Diss. Hamburg 1994], S. 81-87, Abb. 57-63). Strittig ist die Aufstellung der Skulptur Johannes d. T. aus der Multscherwerkstatt auf der Rückseite des Ret. oder im Gesprenge des ehem. Hochaltar-Ret. in der Pfarrk. St. Maria im Moos in Sterzing, 1456-1459 (Michael Roth in: Ausst.kat. „Hans Multscher“, Ulm 1997, S. 388-390).
Bei F. ausschließlich mit gemalten Tafeln ist neben der Rechteckform des Mittelteils ein bogiger oberer Abschluß nicht selten; zu Sonderformen wie etwa einem herzförmigen Umriß kam es erst in nachma. Zeit.
Halbkreisförmig schließt die Mitteltafel des Barbara-Ret. von Jerg Ratgeb, dat. 1510, in der ev. Stadtkirche von Schwaigern ([26] S. 80-83), in einer Dreiergruppe von ungleich großen Halbkreisbögen schließt der sog. Artelshofener Altar von Wolf Traut, dat. 1514, aus der Annenkap. bei St. Lorenz in Nürnberg (München, Bayer. Nat.mus.; [65] S. 147 und 272 Nr. 150, Abb. 187f.). Einen eingezogenen Spitzbogen zeigt das Mittelbild des Marienaltars aus der Elisabethkirche in Breslau, Nürnberg, um 1455 (Warschau, Nat.mus.; ebd. S. 50, Abb. 47-50), ein eingezogenes Rechteck das des F. mit dem Marientod aus dem St. Georgskloster in Prag, aufbewahrt in der dortigen Nat.gal., um 1460 (Pešina, Mal. Taf. 23).
b. Die Flügel bilden, je nach Aufwand (und Rang des Altares?) ein einfaches oder doppeltes Paar, das in den meisten Fällen ungeteilt blieb. Der Umriß des einzelnen Flügels entspricht hälftig dem des Schreins oder der Mitteltafel (Abb. 27 a und b). Vereinzelt gibt es unterteilte Flügel, die abschnittsweise geöffnet werden können, um einzelne Skulpturen sichtbar machen.
Am Marien-Ret. der Stiftsk. St. Mariä Himmelfahrt in Kleve waren die Flügel senkrecht geteilt, um die zentrale Marienfigur (Köln, vor M. 14. Jh.) zeigen zu können; der originale Schrein ist zerstört, die Flügel sind stark beschädigt und ohne gegenständliche Darstellungen rekonstruierend den alten Teilen angeglichen (Skulpturen Dries Holthuis zugeschr., 1513-1515: Abb. 29; Jb. der Rhein. Dpfl. 32, 1987, S. 190-193). Am F. der Sieben Schmerzen Mariä in St. Nicolai in Kalkar kann der das Vesperbild im Zentrum deckende Teil der Flügel separat umgeklappt werden und läßt dann den Blick auf das Zentrum des Schreins zu (Skulpturen von Henrick Douverman, 1518-1522, das Vesperbild von 1902 als Ersatz des ursprünglichen; die Flügel wurden, abweichend von der ursprünglichen Konzeption, um 1548/1549 montiert, ihre Bemalung 1636 ausgeführt von Henrik’s Groten: [55 a] S. 196-215, Abb. 8; [78] S. 174, Taf. 1). In den Niederlanden und am Niederrhein sind F. mit geteilten Flügelpaaren häufig (z. B. Kalkar, Hochaltarret.: [54] S. 222-224).
Asymmetrische Flügelteilungen ergaben sich durch den Aufstellungsort (Ret. aus der Danziger Marienkirche, um 1490-1500: T. Dobrzeniezki a. a. O. [Sp. 1497], S. 176-183).
Standflügel haben, wenn auch selten, einen von den Drehflügeln abweichenden Umriß.
Am Quirinus-Ret. der ev. Stadtkirche in Wimpfen, dat. 1500, sind Schrein und Drehflügel rechteckig, die Standflügel schließen mit halber Kielbogenleiste ([26] Abb. S. 29); gleiche Gestaltung auch beim F. der ev. Kirche in Höckendorf, Kr. Dippoldiswalde, um 1515 ([50] Abb. S. 170).
c. Die Predella ist zwar in der Regel Teil des F., wurde aber in nicht wenigen Fällen später hinzugefügt (F. der Barbara-Kap. an der Liebfrauenkirche in Halberstadt: Ret. um 1440, Predella E. 15. Jh.; Peter Findeisen, Halberstadt, Dom, Liebfrauenkirche, Domplatz, Königstein LT. 1995, Abb. S. 27). Als Kasten ausgebildet bietet die Predella Platz für Skulpturen oder Reliquiare oder ist ganz geschlossen; bei einem Gemälde als Mitteltafel des F. ist die Predella meistens auch eine Tafel. Die Höhe der Predellen übersteigt nur selten ein Drittel der Schreinhöhe (z. B. Der Braunauer Bäckeraltar ..., Wien 2001 [Bedeutende K.werke, gefährdet - konserviert - präsentiert, H. 16]).
Am Kasten können an den Schmalseiten Türchen sein, damit Altargerät deponiert werden konnte (zu rückwärtigen Türchen s. Sp. 1501).
Die Breite der Predella entspricht der des Schreins oder der Mitteltafel, kann diese deutlich übertreffen als Träger von geöffneten Flügeln oder von Standflügeln (was vermuten läßt, daß in ersterem Fall Standflügel vorhanden oder mindestens geplant waren). Die seitlichen Enden der Predella sind oftmals einfach geschweift; es gibt auch reich gestaltete Formen (Barbara-Ret. von Jerg Ratgeb in der ev. Stadtkirche von Schwaigern, Württ., dat. 1510: [26] S. 80-83).
Zum Wechseln der Bilder an der Predella hatte man meist Klappflügel, jedoch auch Vorsatztafeln und in Nuten einzuschiebende Tafeln.
Mehrgliedrige Flügelbilder können senkrecht getrennt sein und dann abschnittsweise geöffnet oder geschlossen werden (Hochaltar-Ret. in der Marienkirche in Zwickau, Nürnberg, 1479: [65] Abb. 70f. und 76; [50] Abb. S. 40). - Beisp. für Vorsatztafeln sind die beiden sog. Lindelbacher Altäre im Bad. L.mus. Karlsruhe (s. Sp. 1475). - Eine in zwei einzuschiebende Tafeln unterteilte Stirnseite der Predella gibt es am Hochaltar-Ret. der ehem. Klosterkirche Blaubeuren, 1493-1494 ([84] S. 333 Abb. 495). - Zum Aufklappen eingerichtet ist die Predella des Passions-Ret. in der Friedhofs-Kap. von Langenzenn bei Nürnberg, um 1440 ([65] S. 184f., Abb. 25 und 271f.), und das Hochaltar-Ret. der Johanniskirche in Nürnberg von Wolf Traut, um 1511/1512 (ebd. S. 117 und 268-271 Kat.nr. 149, Abb. 568 und 574).
Auf der Rückseite ist die Predella häufig bemalt; oft dort wiedergegebene Themen sind Engel mit dem Hl. *Antlitz oder Veronika mit dem Schweißtuch. Bewegliche Flügel an der Rückseite der Predella blieben Ausnahme.
Beim F. von Hans Klocker im Franziskanerkloster Bozen, dat. 1500, zeigen die Flügel der Vorderseite geschlossen Malerei mit der Verkündigung an Maria, geöffnet Reliefs mit den hll. Jakobus d. Ä. und Johannes d.T.; die rückseitigen Flügel tragen Gem. (Ret. der Annen-Bruderschaft; [102]; Gisela Scheffler, Hans Klocker, Innsbr. 1967 [Schlern-Schrn. 248], S. 154-156; [21] S. 105, Abb. 57). - Als ein Klappflügel in der Breite des Schreins ausgeführt ist die Rückwand am Deocarus-Ret. in St. Lorenz in Nürnberg, 1437 ([65] S. 178f.).
d. Als Bekrönung des F. wurde, wie bisher, ein Kamm oder Gesprenge aufgesetzt, ferner Halbbaldachin, im 16. Jh. eine Lünette oder Ädikula mit einem Tafelbild oder Relief. Die Bekrönung kann entweder Schrein oder Mitteltafel hinzugefügt sein oder (bei sog. Schreinaltären) einer Bohle, die dem oberen Schreinbrett aufgedoppelt ist und die Flügel (geöffnete Drehflügel, Standflügel) überdeckt (Abb. 27 a). Infolge der häufig feinen Schneidearbeit sind Kamm und Gesprenge oft beschädigt und später rekonstruiert oder frei erfunden worden.
Ein Gesims mit Inschrift und darüber einen Maßwerkkamm besitzt das aus St. Georgen in Wismar stammende F. um 1500 (dem äußeren Rahmen des F. aufgesetzt; [1] S. 78-82, Abb. 21f.) und das 1524 dat., wohl nieders. F. im Busch-Reisinger-Mus. in Cambridge, Ma. (Donald L. Ehresman in: Dorothy Gillerman [Hg.], Gothic Sculpture in America I., New York und Ld. 1989, S. 190f. Nr. 152, mit Abb.). Aus mehreren Kreuzblumen besteht der Kamm des F. um 1460 der ev. Nikolaikirche in Kiel aus der dortigen Franziskanerkirche (Nordelbingen 63, 1994, S. 26 Abb. 3). - Ein Kamm aus Distelblüten bekrönt Schrein und das innere, Skulpturen tragende Flügelpaar des F. in Hl. Geist in Reval, Werkstatt Bernt Notke, aufgestellt 1483 ([49] S. 103, Abb. 100-102; [45] Abb. S. 185, unten rechts).
Antikisierendes Rankenwerk bekrönt das Hochaltar-Ret. in Xanten, St. Viktor ([78] S. 122, Taf. 4). Einen Kamm aus Maßwerk gibt es vor dem Gesprenge von Michael Pachers F. in St. Wolfgang, 1473 bis um 1485 ([35] Abb. 2-5), Rankenwerk vor dem Gesprenge am Hochaltar-Ret. in Bernau bei Berlin, um 1520 (Hannelore Sachs, Der Flügelaltar von St. Marien zu Bernau, Bln. 1989, Abb. S. 25, 49 und 82; [15] S. 73f.).
Paare von Wimpergen aus Eselsrücken und Fialen, die Felder mit durchbrochenem Maßwerk gefüllt, bekrönen die seitlichen Abtreppungen am Schrein des Hochaltar-Ret. von Friedrich Herlin, 1466, in St. Jakob in Rothenburg o. d. T. ([67] Abb. 178 und 202; [3] Abb. 29).
Durchbrochenes Rankenwerk füllt die Felder zwischen dem abgetreppten Schrein und dem ihn überfangenden geschweiften, mit Krabben besetzten Bogen am Hochaltar-Ret. von St. Antonius eremita in Kalkar-Hanselaer, um 1530/1540; dazu kommen die Bildwerke einer Kreuzigungsgruppe auf Postamenten ([30] S. 7, Abb. 4; [78] S. 32 Abb. 18, S. 249-252 Nr. 35).
Das Gesprenge kann vielgestaltig ausgebildet sein und ist in der Regel mit Skulpturen besetzt, ausnahmsweise auch mit einem Tafelbild. Die Skulpturen stehen unter Baldachinen oder sind Tabernakelfialen eingestellt. Meist sind es Einzelfiguren (Engel, Heilige), seltener Figurengruppen.
Die Marienkrönung ist geschildert am Marien-Altar der Herrgottskirche in Creglingen, um 1505/1508, Werkstatt Tilman Riemenschneider (Iris Kalden-Rosenfeld, T. R. und seine Werkstatt, Königstein i.T. 2001, Abb. 56 und 232).
Die Themen sind nicht immer auf das Programm des geöffneten oder geschlossenen F. ausgerichtet. Oft veranschaulichen sie eine allgemeine Aussage oder beziehen sich auf das am Altar vollzogene Meßopfer in seiner theologischen Bedeutung als Vergegenwärtigung des Todes Jesu (Kreuzigungsgruppe, Schmerzensmann).
Am F. in der ev. Kirche in Ehrenfriedersdorf, Kr. Chemnitz, um 1512, sind zu seiten der Kreuzigungsgruppe Handwaschung des Pilatus und Ecce homo wiedergegeben ([50] Abb. S. 191).
Die Tabernakelfialen des Gesprenges können ein- oder mehrgeschossig und, wenn sie zu mehreren auf dem Schrein stehen, durch andere architektonische Elemente miteinander verbunden sein, z. B. durch Strebebögen am F. Michael Pachers in St. Wolfgang ([35] Fig. 18 a, b, Abb. 12 b; zum Aufbau ebd. S. 155f.). Gelegentlich ist nur die mittlere Tabernakelfiale zweigeschossig, z. B. am Hochaltar-Ret. in Pontebba, Friaul, dat. 1517 oder 1518 ([9] S. 51-53, Abb. S. 12f. und 38, D].
Wenn das Gesprenge über die Breite des geöffneten F. reicht, ist in der Regel nur der Teil über dem Schrein reicher ausgebildet und mit Skulpturen besetzt, während die seitlichen niedrigeren Abschnitte ornamental gestaltet sind.
Maßwerkfelder gibt es am Ret. der Kunigundenkirche in Rochlitz, Sachsen, um 1513 ([50] Abb. S. 431), vegetabiles, um wappenhaltende Knappenfiguren geschlungenes Ornament am Bergknappschaftsaltar in der Annenkirche zu Annaberg, um 1524 (ebd. Abb. S. 41).
Tafelartiges Gesprenge aus Maßwerk ist mittenbetont angelegt. Mehrere, mit Krabben besetzte Maßwerkstücke zeigt der sog. Arndorfer Altar der Pfarr- und Wallf.k. Maria Saal, Ktn., um 1520/1522 ([20] S. 373-383, Abb. 453).
In Kärnten gibt es gelegentlich einem solchen Retabelaufsatz integrierte Tafelbilder: St. Vinzenz in Heiligenblut (ebd. S. 280-287 Abb. 322f.), St. Michael bei Villach, Filialkirche (ebd. S. 287-289, Abb. 331 und 333; ebd. weitere Beisp.).
Halbbaldachine wurden dem Schrein entweder allein oder dem F. in seiner Gesamtbreite einschließlich der Standflügel aufgesetzt.
Der hohe, vielleicht ursprünglich figürlich bemalte Halbbaldachin des 1479 gestifteten Hochaltar-Ret. aus der Werkstatt von Bernt Notke im Dom von Århus, Dänemark, erstreckt sich in voller Breite des F. ([49] S. 70-93 und 238-241, Abb. 65-67). Ein schmaler Halbbaldachin mit Darstellung des Jüngsten Gerichts bekrönt den Schrein des Vierzehn-Nothelfer-Ret. im St. Annenmus. in Lübeck, um 1504 ([28] S. 25-27).
Vom fr. 16. Jh. an gibt es, nicht nur bei gemalten F., einen lünettenartigen Aufsatz mit einem Gemälde, entweder in spätgotischer Leistenrahmung (Hochaltar-Ret. der Katharinenkirche in Zwickau, Cranachwerkstatt, um 1510 oder 1518: [50] S. 106f. und Taf. 16) oder über einem hohen Sockel mit Stifterinschrift (F. der Kirche in Tannenberg, Kr. Annaberg, dat. 1521: ebd. S. 259 Taf. 56). Ein ornamentales Relief füllt das Lünettenfeld des F. im Mus. Joanneum in Graz, zw. 1510 und 1520 (Augsburger Arbeit? [20] S. 508-512, Abb. 644 und 648).
Ein Schrein mit Flügeln ist dem Hochaltar-Ret. im Dom von Århus aufgesetzt (Werkstatt Bernt Notke; [49] Abb. 65-67 und 73f.), keine Flügel hat der Schrein auf dem Hochaltar-Ret. aus der Werkstatt Bernt Notkes in der Hl.-Geist-Kirche in Reval (ebd. Abb. 100f. und 119).
Eine dem Schrein aufgesetzte kleine Ädikula, jedoch mit Flügeln, gibt es gelegentlich an F. des 16. Jh., z. B. am Johannes-Ret. des Monogrammisten I. P. in der Teynkirche in Prag, nach 1520 (die Skulpturen vom Monogrammisten IP; Abb. im Zustand der barocken Buntfassung: Karl M. Swoboda [Hg.], Gotik in Böhmen, Mchn. 1969, Abb. 247; [13] Abb. 99f).
Ein Baldachin oder Baldachin-Ret. mit Figur kann dem Gesprenge, einer Lünette oder dem Schrein unmittelbar aufgesetzt sein.
F. dieser Art sind vor allem durch Malereien überliefert [3]. Bekrönung einer Lünette gibt es z. B. an dem Hochaltar-Ret. von St. Viktor in Xanten, wo diese auch seitlich von Figurenbaldachinen begleitet ist ([78] Taf. 3f.). Eine dem Schrein aufgesetzte Gruppe von drei Baldachinen hat z. B. das Hochaltar-Ret. von Veit Stoß in der Marienkirche in Krakau, 1477-1489 (Michael Stuhr, Der Krakauer Marienaltar, Lpz. 1992, S. 170-172, Abb. 83-85).
3. Südliche Niederlande
a. Allgemeines Im 15. und 16. Jh. waren die Südl. Niederlande führend in der Herstellung sowohl gemalter F. als auch der „retables mixtes“, d.h. von F. mit einem Schrein für meistens gefaßte Skulpturen sowie Flügeln mit Gemälden. Die hohe Qualität der Ausführung solcher F. wurde in ganz Europa geschätzt, zunächst an Fürstenhöfen, besonders in Burgund, in der Folgezeit auch bei ausländischen Herrschern und Adeligen, z. B. bei Isabella von Kastilien; dies belegen zahlreiche importierte F.
Nach dem Vorbild der burgundischen Herzöge waren auch Inhaber wichtiger Hofämter Auftraggeber:. So malte Rogier van der Weyden das F. mit dem „Jüngsten Gericht“ für das 1443 gestiftete Spital in Beaune im Auftrag des Kanzlers Nicolas Rolin (Primitifs Flamands I, Bd. 13, S. 62-68).
Vom 2. V. 15. Jh. mehrte sich die Zahl bürgerlicher Auftraggeber, die große F. für Kirchen bestellten, so z. B. den „Genter Altar“ der Brüder van Eyck, dat. 1432, für die Kapelle der Familie Vijt in Sint Baafs in Gent ([90] Bd. 1 S. 24-37 und 54-56, Taf. 1-16). Kleinere F. dürften auch für die Privatandacht (in Hauskapellen?) bestimmt gewesen sein und spiegeln offenbar persönliche Anliegen des Auftraggebers, z. B. beim „Merode-Altar“, um 1425/1430 (New York, The Cloisters; Kat. „From Van Eyck to Bruegel ..., bearb. von M. W. Ainsworth, New York 1998, S. 31; ebd. S. 89-96 zu Auftraggeber, Entstehungszeit, Künstler). Auch Korporationen (Bruderschaften, Gilden) waren Auftraggeber von F.
Ein Auftrag der Sakramentsbruderschaft an St. Peter in Löwen war das Sakraments-Ret. von Dierick Bouts,
1464-1468 (Wolfgang Schöne, Dieric Bouts und seine Schule, Bln. und Lpz. 1938, S. 240f. Dokumente 55-53; Micheline Comblen-Sonkas in: Corp. of fifteenth-c. painting in the Southern Netherlands and the principality of Liège, Brüssel 1996, S. 1-34). Für die Schuhmachergilde von Brüssel führte Aert van den Bossche ein F. mit den hll. Crispinus und Crispinianus um 1490 aus. Den Kostenrechnungen ist die Art des Vorgehens bei der Ausführung eines solchen Werks zu entnehmen: Der Maler fertigte zunächst einen Entwurf an, der von den Gilde-Ältesten genehmigt werden mußte, ehe der Vertrag geschlossen wurde. Dann stellte der Maler Kopien des Entwurfs her, ohne Zweifel für die Gilde, die sie als Garantien aufbewahrte, während das Original in der Werkstatt Vorlage für die Ausführung war (Anne-Marie Bonenfants-Feytmans, Aert van den Bossche, peintre du polyptique des saints Crépin et Crépinien, in: [85] 13, 1991, S. 43-58, bes. S. 55f.).
b. F. nur mit Tafelbildern, insbesondere aus Brügge, Brüssel, Löwen und Antwerpen, waren vor allem in der 2. H. 15. Jh. und A. 16. Jh. weithin begehrt. Der wichtigste Ort für Auftragserteilung und Handel war im 15. Jh. Brügge, im 16. Jh. Antwerpen.
In Brügge mußten die Maler das Bürgerrecht haben, um am Ort ihre Kunst ausüben zu können; der Verkauf von Bildern war nur in der Werkstatt selbst oder auf dem jährlichen Markt, dem „Pand“ zulässig, auf dem Luxusgüter seit 1465 ausgestellt wurden (vgl. Jean C. Wilson, The participaton of painters in the Bruges „pandt“ market 1512-1550, Burl. Mag. 125, 1963, S. 475-479; allgemein zum Handel mit Altarbildern s. [89] S. 196f.).
Der Brügger Stadtmaler Hans Memling schuf das F. des Jüngsten Gerichts 1467 bis um 1471 für Angelo Tani, von 1450-1455 Agent des Bankhauses Medici in Brügge: [86] S. 34-413; sein Nachfolger in Brügge, Tommaso Portinari, ließ von Hugo van der Goes um oder bald nach 1475 das F. malen, das in der Kirche des Spitals S. M. Nuova in Florenz aufgestellt wurde (Florenz, Uffizien; [90] Bd. 4 S. 69f. Nr. 10, Taf. 14-18). „Über Lübeck aus dem Westen“ eingeführt wurde 1495 von der Gesellschaft der Schwarzhäupter in Reval, das von dem Brügger „Meister der hl. Lucia“ gemalte F. ([46] S. 124 und 206). Im 16. Jh. führten Adriaen Ysenbrant und Ambrosius Benson Werkstätten, in denen eine größere Anzahl von F. für ausländische Besteller geschaffen wurde. Das 1518 entstandene F. von A. Ysenbrant, ehem. in der Marienkirche in Lübeck (1942 zerst.), war eine Stiftung des Ratsherrn und späteren Bürgermeisters Nikolaus Bromse ([90] Bd. 11 S. 30 Nr. 124, Taf. 103; [91] S. 114 und 116, Abb. 74). Zu F. von A. Benson in Spanien [90] Bd. 11, Nr. 232 und Taf. 156, Nr. 235 und Taf. 159, Nr. 237 und Taf. 161.
In Brüssel ist vor allem Colijn de Coter mit seiner Werkstatt zu nennen.
Beisp.: F. mit Darstellung der „Not Gottes“ auf der Mitteltafel, um 1510/1515 (linker Flügel verloren; Paris, Mus. du Louvre: Catheline Périer-D’Ieteren, Colijn de Coter et la technique pictorale des peintres flamands du XVe s., Brüssel 1995, S. 60-65, Abb. 132 a-c); F. mit der Kreuzabnahme Jesu, dat. 1522 (Brüssel, Mus. Roy. des B.-A.: ebd. S. 116-120, Abb. 258-260).
In Antwerpen schuf Quentin Massijs mehrere F., z. B. das Ret. für die Kap. der Tischlergilde am Dom in Antwerpen, 1500-1511 ([90] Bd. 7 S. 59 Nr. 1, Taf. 1-3) sowie für die St. Annenbruderschaft an St. Peter in Löwen, dat. 1503 (ebd. S. 59 Nr. 2, Taf. 4-7; vgl. ebd. S. 66 Nr. 57f., Taf. 55-57).
Neben den F. mit einfachem Flügelpaar gibt es auch F. mit doppeltem Flügelpaar; als Beisp. sei das Kreuzigungs-Ret. von Hans Memling genannt, 1494 in Auftrag gegeben von der Lübecker Kaufmannsfamilie Greverade (Lübeck, St. Annenmus.; [28] S. 28-35 Nr. 5; [90] Bd. 6,1 S. 45 Nr 3, Taf. 8f).
c. F. mit Schrein und gemalten Flügeln („retables mixtes“) waren infolge der Zusammenarbeit zahlreicher Künstler (Kistler, Tafelmacher, Bildhauer, Maler, Faßmaler, Vergolder) oft sehr kostspielig, auch weil die Hauptteile des Ret. oft von Spezialisten in einer Werkstatt oder in verschiedenen Werkstätten, sogar an verschiedenen Orten angefertigt wurden. Das F. als Handelswert bedeutete ein finanzielles Risiko für Verkäufer und Käufer. Der Maler war vielerorts der einzige, der das fertiggestellte F. gefaßt und mit Flügeln versehen verkaufen durfte. Bildhauer waren z. B. in Brüssel nur Subunternehmer.
Zeugnisse für die Zusammenarbeit mehrerer Künstler an einem F. sind zahlreich, z. B. das um 1492 entstandene, bemalte Ret. mit der Darstellung der Wunderbaren Brotvermehrung aus der Werkstatt des „Meisters der Katharinenlegende“ in Brüssel (Melbourne, Nat.gal. of Victoria: C. Périer-D’Ieteren in: [85] 14, 1992, S. 7-25; [85] 16, 1994, S. 47-78).
Um die Qualität des Materials und der Arbeit zu garantieren, wurden an mehreren Orten mit dem Eisen eingeschlagene Marken eingeführt, die bei jedem Teilschritt der Herstellung angebracht wurden, auch um den daran beteiligten Handwerkern in Hinblick auf Unterverträge Sicherheit zu bieten ([93]; [94]; Erik Vandamme, De polychromie van got. houtskulptuur in de Zuidelijke Nederlanden. Materialen en technieken, Brüssel 1982 [Verhandelingen van de Koninkl. Acad. voor Wetenschappen, Letteren en Schone Kunsten van België. Klasse der Schone Kunsten 44, Nr. 35], S. 167-176). Diese Marken sind nicht immer ein Herkunftsnachweis.
Der Stadtrat von Brüssel beschloß 1454 das Anbringen von Marken. Kompaß und Hobel waren Garantiemarken für Tischlerarbeit, der Hammer bezeichnete die Übereinstimmung von Holz und Skulptur, der in die Vergoldung eingedrückte Stempel „BRVESEL“ garantierte die Qualität der Faßarbeit. Andere Marken sind in ihrer Bedeutung umstritten (Kopf eines jungen Mannes, Blume, gotische Minuskel).
In Antwerpen regelte die Lukasgilde das Anbringen von Marken im Jahr 1470. Eine Hand steht für die Holzqualität von Skulpturen, architektonischem Zierat und Schrein. Eine Burg, auch mit zwei Händen darüber, weist die Einheitlichkeit der Fassung nach, möglicherweise auch die Fertigstellung des gesamten Ret.
In Mecheln bezeichneten drei Pfeiler die Qualität der Werke, der eingeprägte Ortsname oder ein „M“ die von Fassung und Vergoldung (G. Van Doorslaar, Marques de sculpteurs et de polychromeurs malinois, in: [96] 3, 1933, S. 159-176; E. Vandamme a. a. O. S. 173f.).
Die Marken sitzen meist auf den äußeren Stollen oder auf der Rückseite des Schreins, bei Skulpturen an deren Kopf, Rücken oder Füßen, ferner auf den Architekturteilen sowie dem Rahmen der Flügel. Ohne Marken war es nicht erlaubt, ein Werk zu verkaufen oder zu liefern, ein Vorgang, der in der Geschichte des spätma. Retabelbaus vergleichslos ist.
Zusammenarbeit gab es auch bei den Bildhauern bei der Ausführung der Schreinskulpturen. Nachgeordnete Bildhauer übernahmen die Ausführung von Figurengruppen geringerer Bedeutung; der architektonische Zierat wurde weitervergeben. Standardisierte Figurengruppen und Einzelfiguren, von üblichen Vorlagen abzuleiten (Skizzenbücher, Zeichnungen, Stiche, gemalte Kopien, skulpierte Modelle) wurden sowohl für die gemalten als auch die skulpierten Teile des F. verwendet (Jean C. Wilson, Workshop patterns and the production of painting in sixteenth-c. Bruges, Burl. Mag. 132, 1990, S. 523-527; [93] S. 219-228).
Am F. in Jäder, Södermanland, um 1514, wurde für eine Mehrzahl der gemalten (Predella, von Jan van Coninxloo) und der skulpierten Figuren dieselben Modelle verwendet wie für das F. in Skepptuna (um 1500/1515; Lynn F. Jacobs, The Marketing and Standardization of South Netherlandish Carved Altarpieces, Art Bull. 71, 1989, S. 208-229, bes. S. 220, Abb. 10f.). Die Komposition der Vermählung Mariens und der Anbetung der Könige am F. von Jäder ist identisch mit der des Marien-Ret. von Strängnäs. Nahezu gleich ist das Bildwerk des Auferstandenen bei den vier Antwerpener F. in Häverö, Västerfärnebo, in der Nat.gal. von Victoria in Melbourne und in St. Lambert in Aurich (ebd. Abb. 12-14). Eine Einzelfigur kann in mehr als einer Szene eines Ret. identisch gestaltet sein, z. B. die Figur Hiobs im F. von Schoonbroek-Retie ([86] Abb. S. 119 und 121).
Die Beteiligung verschiedener Meister an einem F. war vor allem im fr. 16. Jh. für die gemalten wie für die skulpierten Teile geläufig. Durch strenge Regelungen seitens der Maler- und Bildhauergilden wurde das zu verhindern gesucht, vor allem, um sich vor Konkurrenz durch Künstler, die in anderen Städten ansässig waren, zu schützen.
Gefördert wurde die Zusammenarbeit durch die Anwesenheit auch von Brüsseler Werkstätten auf dem „Pand“ in Antwerpen sowie durch die massenhafte Anfertigung von F. nach bestimmten Mustern aufgrund der wachsenden Nachfrage (vgl. B. Rommé, Rationalisierungstendenzen in der K. um 1500 in Ulm und Antwerpen, in: Economia e arte secc. XIII-XVIII, Prato 2002 [33. settimana di studi ... 2001], S. 704-727). Marken können nicht als alleiniger Beweis für die Ausführung in einer einzigen Werkstatt gelten, sondern sind Zeichen für die „Genehmigung“ der Stadt zum Zeitpunkt des Verkaufs auf dem „Pand“ (besonders die Marke, die zwei Hände über der Burg der Stadt Antwerpen zeigt; dazu Jan van der Stock, Antwerps beeldhouwwerk: Over de praktijk van het merktekenen, in: Christine van Vlierden und Maurits Smeyers [Hgg.], Merken opmerken. Merken meestertekens op kunstwerken in de Zuidelijke Nederlanden en het Prinsbisdom Luik, Löwen 1990, S. 127-144).
Zahlreiche F. mit gemalten Flügeln und einem Schrein mit Skulpturen wurden in unterschiedlichen Werkstätten hergestellt.
Beisp.: Passions-Ret. von Elmpt-Overhetfeld, St. Maria an der Heide, um 1510/1520, mit in Mecheln ausgeführten Flügeln und einem in Antwerpen verkauften Schrein mit Bildwerken ([86] S. 48-51; dazu ferner: C. Périer-D’Ieteren, Zu den bemalten Flügeln des Elmpter Passionsaltars und des Altars der Deutschordenskirche in Wien, ÖZKD 49, 1995, S. 54-63); Passions-Ret. aus Prust (Pruszcz, Polen) und in Häverö (Schweden), deren Skulpturen Antwerpener Garantiemarken tragen, wahrend die Flügel des ersteren F. aus der Brüsseler Werkstatt von Colijn de Coter, die Flügel des letzteren aus einer anderen Brüsseler Werkstatt stammen (dies., Contribution à l’étude des volets peints du retable sculpté de Pruszcz, Bull. du Mus. Nat. de Varsovie 18, 1977, S. 55-67; [95]).
An jedem Hauptort und in jeder Werkstatt wurden bestimmte Ret.-Typen bevorzugt. Brabanter, besonders Brüsseler F. haben im 15. Jh. meistens einen Schrein in Form eines kopfstehenden „T“ ([92]); ein Fries mit geometrischen Motiven, der an das Triforium gotischer Kirchen erinnert, schmückt die untere Partie; die Flügel seitlich des unteren Teils und die oberen Flügel des schmaleren oberen Teils sind zumeist rechteckig.
Ein solches Schema, das auch im Antwerpener Retabelbau gebraucht wurde, erlaubte es, Arbeiten zu rationalisieren und das Zusammenwirken zwischen verschiedenen Werkstätten bei der Montage zu erleichtern (C. Périer-D’Ieteren, Le marché d’exportation et l’organisation du travail dans les ateliers brabançons au XVe et XVIe s. ..., in: Artistes, artisans et production artistique au moyen âge. Colloque internat. Rennes 1983, Paris 1990, Bd 3. S. 629-645; Lynn J. Jacobs, The Marketing and Standardization of South Netherlandish Carved Altarpieces, Art Bull. 71, 1989, S. 208-229, bes. S. 215-224). Das Format der Schreine und das der Blöcke für die Skulpturen, die Anzahl der pro Block geschnittenen Figuren und deren Größe sind ebenfalls Teile des Ret., die standardisiert sein können, um das Zusammenfügen zu erleichtern.
Zwischen etwa 1505 und 1515 wurde die einfache T-Form beibehalten, doch wurden die Dimensionen größer und die skulpierten Teile vermehrt. Seit 3. V. 15. Jh. und besonders im 16. Jh. sind Abwandlungen der Form von Schrein und Flügeln festzustellen. Das gerade Rahmenprofil von Schrein und Flügeln kann durch ein geschwungenes Profil abgelöst sein. Seit etwa 1515/1520 gibt es besonders bei Antwerpener F. mehr oder weniger ausgearbeitete geschweifte Umrisse, spitziger in der Führung als etwa bei F. aus Brüssel. Rundbogen gibt es bei Ret. aus beiden Orten (zur Entwicklung der Typen: Hermann J. de Smedt, De Antwerpse retabels en hun iconographie: een overzicht van onderwerpen en veranderingen, in: [87] S. 23-46). Später wurden Renaissanceformen gebräuchlich (Antwerpener F. im Dom von Roskilde, Dänemark, um 1560: Sissel F. Plathe in: ebd. S. 103-106, Abb. 13).
Bei F., deren überhöhter Mittelteil beim Schrein konkav geschwungen ist, sind an die Stelle der unteren großen und der oberen kleinen Flügel durch Leisten unterteilte Flügel verwendet, die die Gesamthöhe das Schreins abdecken (Beisp. aus dem 2. V. 15. Jh.: Christoph Schaden, Die Antwerpener Schnitzaltäre im ehem. Dekanat Zülpich, Köln 2000 [Mediaevalis, Bd. 1], S. 117-154 und 273-317; Beisp. aus der Zeit um 1540/1545 bei [86] Nr. 14-16; ferner Ria de Boodt, Befunde zu den Antwerpener Retabelschreinen ..., in: B. Rommé [Hg.], Der Niederrhein und die Alten Niederl. ..., Kalkar 1999 Der Name des Attributs „[Person“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann. Stiftung K., Bd. 9], S. 207-220).
Bei der Zusammenarbeit in einer Werkstatt gab es innerhalb der Aufgabenverteilung Spezialisierungen, was aus bisher veröffentlichten Archivalien (Verträge sind dabei selten) ebenso hervorgeht wie aus der technologischen Prüfung der gemalten Flügel und der skulpierten Teile. Oft gibt es Unterschiede in der Ausführung der oberen Flügel von eher flüchtiger Machart gegenüber den großen, sorgfältig ausgeführten Flügeln. Grund dafür war die unterschiedliche Wichtigkeit der Teile innerhalb des Ganzen, unabhängig davon, ob alle Flügelmalereien durch denselben Künstler ausgeführt wurden, der bei den oberen Flügeln weniger genau arbeitete im Wissen, daß der Betrachter sie aus größerer Entfernung sehen würde, oder ob die oberen Flügel durch einen nachgeordneten Maler der Werkstatt ausgeführt wurden. Es wurden auch auswärtige Künstler herangezogen ([95] S. 107-109). Die Predella konnte in einer anderen Werkstatt ausgeführt sein als der Schrein und die Flügel, sei es, daß sie in einer Werkstatt getrennt in Auftrag gegeben worden war, sei es, daß sie aus einem Grundstock vorgefertiger Predellen erworben wurde.
Für das Passions-Ret. in Vadstena, Schweden, um 1520, kam die Predella aus der Werkstatt des Jan van Coninxloo, die Flügel am Schrein stammen aus der des Colijn de Coter ([95] S. 75-79); Cecilia Engellau-Gullander, Jan II van Coninxloo. A Brussel Master of the First Half of the 16th C., Stockholm 1992, S. 89-91). Beim F. mit dem Marienleben in Enghien, um 1540, und beim F. mit dem Leben Hiobs in Schoonbroek-Retie, um 1540/1545, sind Predella und Flügel zwar in derselben Werkstatt, aber von verschiedenen Malern geschaffen ([86] S. 90-107 Nr. 14 und S. 118-125 Nr. 16). Bei exportierten F. kann die Predella in einer Werkstatt am Aufstellungsort angefertigt sein, z. B. beim F. der Reinholdkapelle an der Danziger Marienkirche ([95] S. 84); beim Brüsseler F. in Bro (Uppland), um 1520, stammt die Malerei der Predella wohl von einem dt. Künstler (Sveriges kyrkor, Uppland 7,1, S. 10-25, Abb. 15-24).
F. mit doppeltem Flügelpaar wurden sowohl in Brüsseler als auch in Antwerpener Werkstätten hergestellt, wohl nach Vorbild deutscher Ret. So aufwendige F. wurden in der Hauptsache für auswärtige Besteller - meistens in Deutschland oder Skandinavien - geschaffen. Die Anzahl ist vergleichsweise gering, die Qualität oft hoch, da man nicht selten berühmte Maler und Bildhauer heranzog (allgemein s. [95] S. 111-115).
Bernard van Orley und ein Angehöriger der Bildhauerfamilie Borman (Borneman) schufen das F. von Saluzzo, um 1515 ([90] Bd. 4 Taf. 131). B. van Orley zugeschr. und von Jan Borman signiert ist das Passions-Ret. der Marienkirche in Güstrow, Meckl., dat. 1522 ([19] S. 222; [90] Bd. 8 Taf. 135). Von Colijn de Coter und Jan III Borman stammt das Hochaltar-Ret. in der Domkirche von Strängnäs, um 1520 ([95] S. 19-33; Sveriges kyrkor, Södermanland 2,2, S. 14-47). Joos van der Beke und ein Antwerpener Bildhauer schufen das F. der Reinholdskap. an St. Marien in Danzig, aufgestellt 1515 (Warschau, Nat.mus.; Bau- und Kdm. Osten, R. A. Bd. 4 S. 103f., Abb. 64-67; [90] Bd. 9 S. 55, Nr. 10, Taf. 42-45). In St. Marien in Lübeck wurde das F. der Sängerkap. vom „Meister von 1518“ und von einem Antwerpener Bildhauer 1522 aufgestellt (Stiftung des aus Geldern stammenden Lübecker Kaufmanns Johann Bone; [91] S. 146 und 148, Farbtaf. S. 70f.). Von einem Antwerpener Maler sowie Meister Gilisz und Mitarbeitern stammt das 1516 gestiftete F. in der Domkirche von Västerås (Aron Andersson, Medieval Wood Sculpture in Sweden, Bd. 3, Stockholm 1980, S. 199f., Abb. 126; G Périer-D’Ieteren, Les volets peints des retables anversois: état de la question, in: [87] S. 50-88, bes. S. 81f., Taf. 2f.). Der Maler van Overbeck schuf die Flügel des Annen-Ret. in der Propsteikirche in Kempen (Vertrag 1513) und des Passions-Ret. in St. Petri in Dortmund (Vertrag 1521), letzteres in Zusammenarbeit mit Meister Gilisz als Bildhauer, während der Bildhauer des erstgenannten F. unbekannt ist (Gottfried Hoffmann in: Wilfried Hansmann und G. Hoffmann, Spätgotik am Niederrh. Rhein. und flämische F. im Licht neuer Forschg., Köln 1998 [Die Kdm. des Rheinl., Beih. 39], S. 155-208 und 219-240, Abb. 11-44).
C. Um 1530 bis um 1800
Verglichen mit der hohen Anzahl an F. vom E. 15. bis 1. Dr. 16. Jh. (s. Sp. 1498-1512) wurden solche in geringem Umfang noch bis ins 1. Dr. 17. Jh. geschaffen (zu Ausnahmen vgl. etwa Franciszek Stolot, Główne typy kompozycyjne drewnianych ołtarzy w Małopolsce po roku 1600, in: Sztuka około roku 1600, Warschau 1974, S. 339-353, bes. S. 341), ausnahmsweise auch noch im 18. Jh. (ein Beisp. Sp. 1452). Wurden ältere Ret. bewahrt, dann entweder in geschlossenem Zustand oder geöffnet, die Flügel vielerorts höchstwahrscheinlich jedoch erst im 19. Jh. nach mittelalterlicher Gewohnheit wieder im Wechsel geöffnet und geschlossen.
Der überlieferte Aufbau mit Schrein oder Mittelbild, Predella und Aufsatz wurde gewöhnlich beibehalten, ebenso die spätgotischen sowie die seit etwa 1510/1520 üblichen antikisierenden Formen, ohne daß ein ausgeprägtes Bevorzugen der einen oder der anderen Machart festzustellen ist, wenngleich regional die spätma. Formen häufiger sind (z. B. in Tirol; Beisp. bei [21] S. 438-452).
Neue Formen sind Ausnahme.
Singulär ist die auf den Wunsch des Auftraggebers, Kf. August von Sachsen, zurückgehende Herzform des F. von Lukas Cranach d. J., dat. 1584, aus der Schloßkap. von Colditz (Heinrich Zimmermann, Beitr. zum Werk Lucas Cranachs d. J., Zs. f. Kw. 7, 1953, S. 209-215; Germ. Nat.mus. Nürnberg. Die Gem. des 18. Jh., bearb. von Kurt Löcher, Stg. 1997, S. 156-172).
Das gotisierende F. für den spätgotischen Chor von St. Ulrich und Afra in Augsburg von 1570 mit skulpiertem Schrein und Schreinwächtern, gemalten Flügeln, skulpierten Halbfiguren in der Predella, hohen Baldachinfialen mit Figuren der Taufe Jesu sowie Engeln und weiteren Einzelfiguren wurde als Folge des neuen Hochaltar-Ret. von 1604 in die Marienkap. (sog. Schneckenkap.) versetzt (Abb. 32).
Am F. des Marienaltars von St. Burkard in Würzburg, von Jörg Maurer und Alexander Müller, 1589, sind die Skulpturen z.T. kopierende Rückgriffe auf Teile des ehem. Hochaltar-Ret. der Pfarrkirche U. L. F. in Bamberg, um 1490 (Anette Faber in [79] S. 95).
In der Peterskirche in Münster i. W. wurde das Spätrenss.-F. mit den Alabasterfiguren von Johann Kroeß 1599-1601 errichtet, die gemalten Flügel wurden 1608 eingehängt (1944 zerst.; Kdm. Westfalen, Bd. 41,6, S. 350 und 352).
Vom F. im Georgenchor des Bamberger Domes, mit Skulpturen in Schrein und Flügelbildern von Christoph Weber und Paul Juvenell d. Ä., um 1616/1618, sind nur wenige Gem. erhalten: vgl. Ausst.kat. „Die Altäre des Bamberger Domes von 1012 bis zur Gegenwart“, Bamberg 1987 [Veröffn. des Diöz.mus. B., Bd. 4], S. 81-88).
Zu Beispielen von im 1. V. 17. Jh. neu angefertigten F. in ev. Kirchen: Die K. des protestantischen Barock in Hamburg, hg. von Volker Plagemann, Hbg. 2001 (Vortr. der Stiftung Dpfl. Hamburg, Bd. 2), S. 126-129.
F. mit mehreren Reliefs aus Metall, montiert auf Mitteltafel und/oder Flügeln, gab es vereinzelt im 4. Jz. des 16. Jahrhunderts (Abb. 31), häufiger im frühen 17. Jahrhundert.
Beisp. sind aus ev. Schloßkapellen bekannt, so z. B. das 1606 in Hamburg erworbene F. in Frederiksborg (Seeland); seine Predella gibt, nach unten geklappt, eine größere Zahl von Schubladen unbekannter Zweckbestimmung frei (für Kunstkammerstücke [?]; vgl. Bernhard Heitmann und Regine Scholz in: Erich Schliemann [Hg.], Die Goldschmiede Hamburgs, Hbg. 1985, Bd. 1, S. 78-99), und das F. aus der Kapelle von Schloß Husum mit Flügeln, die an drehbaren Säulen montiert sind (Reliefs von Albrecht von Horn, entst. in Augsburg, um 1620; Kopenhagen, Nationalmus.; vgl. Ausst.kat. „Silber und Gold“, München 1994, Bd. 2 S. 293-301 Nr. 70).
In den Südlichen Niederlanden blieben F. mit Malerei bis in das 17. Jh. üblich, z. B. Retabel von Maerten van Heemskerck, Lucas II Horenbout und Pieter P. Rubens.
Von M. van Heemskerck stammt das F. aus Alkmaar im Dom von Linköping (Schweden), 1544, ebenso das F. mit Ecce Homo im Franz-Hals-Mus. Haarlem, 1559/1560, sowie das F. mit der Grablegung Christi in den Kgl. Mus. voor Schone Kunsten in Brüssel, dat. 1559 und 1560 (Bengt Cnattingius und A. L. Romdahl, Maerten Heemskercks Laurentiusaltar in Linköpings Domkyrka, Stockholm 1953; Franz Hals-Mus. der Stadt Haarlem, Haarlem 1955, S. 12, Abb. 13f.; Mus. Roy. des B.-A. de Belgique. Dép. d’Art Ancien, Cat. Inv. de la peinture ancienne, Brüssel 1994, S. 136, Abb. S. 137), von Lucas Horenbout d. J. das F. mit dem Fons pietatis im Klein Begijnhof in Gent, 1596 (Ausst.kat. „Schatten der Begijnhoven“, Gent 1961, S. 57f. Nr. 2, Taf. V), von Pieter P. Rubens der sog. Ildefonso-Altar im Kh. Mus. Wien, um 1630/1632 (Hans Vlieghe, Saints II, Brüssel 1973 [Corp. Rub., T. 8,2], S. 82-85 Nr. 117, Abb. 43 und 50-52).
Aufwendige vierflügelige F. wurden in Hauptkirchen eines Ortes als Hochaltar-Ret. aufgestellt.
Beisp.: Kirche U. L. F. in Ingolstadt, Ret. 1572 errichtet, Entwurf und Malerei von Hans Mielich (Müelich), Kistlerarbeit Hans Wisreuther, Skulpturen von Hans Woerner, Schlosserarbeiten von Walther Milo (Gabriele Wimböck, Der Ingolstädter Münsteraltar, Mchn. 1998 [Arbeitshh. des Bayer. LA. für Dpfl., Bd. 91]; Malerei auf Vorder- und Rückseite des F.; zum Aufbau des Ret.: Abb. 3); Münster i.W, Dom,. F., 1619-1622 (1945 beschädigt; die zu einer Rekonstruktion zusammengefügten Reste des F. seit 1956 im Westbau des Doms), mit Bildhauerarbeiten von Gerhardt Gröninger und Malereien von Adrian van den Bogart (vgl. Géza Jászai, Das Werk des Bildhauers G. G., Münster 1989, Abb. 64-82).
Gelegentlich wurden neu geschaffenen F. ältere Skulpturen eingefügt.
Beim 1603 geweihten F. der ehem. Zisterzienserinnenkirche Schlüsselau sind die Innenseiten der Flügel mit Passionsreliefs des 1. V. 16. Jh. aus Mecheln besetzt ([79] S. 93-113 Kat.nr. 33-41).
In NW-Deutschland gibt es bei prot. F. anstelle der Bilder mehrfach Texte [97].
Am ma. F. in Ringstedt, Kr. Cuxhaven, wurde der Bilderschmuck ersetzt durch Texte aus dem Katechismus (dat. 1598); am F. von 1582 in Norden, Kr. Aurich, sind die Zehn *Gebote zu lesen, außerdem ist das Abendmahl gezeigt. Das F. aus Dornum in Schwittersum-Roggenstede, Kr. Friesland, vor 1594, zeigt Texte aus dem Katechismus und Bibelzitate. In Resterhafe, Kr. Aurich, um 1600, wurde den Texten mit den Zehn Geboten und dem Glaubensbekenntnis erst 1830 das Gem. mit der Kreuzigung Jesu hinzugefügt ([97]; [16] S. 1132, 591, 1144 und 1115). Aus Heiligenthal, Kr. Lüneburg, stammt das F. um 1600 im Mus. für das Fürstentum Lüneburg mit Bibeltexten (Leitfaden durch das Mus. in L., Lüneburg2 1972, S. 145 Nr. H 100).
Es gibt sowohl Hinzufügungen als auch den Ersatz einzelner Teile.
Dem aus der Thomaskirche in Leipzig stammenden F. der Lutherkirche in Plauen, um 1490-1495, wurden 1587 anstelle des Gesprenges eine aufwendig gestaltete Ädikula mit Gem. (Kreuzigung Jesu) sowie Skulpturen aufgesetzt; die 1587 dat. Standflügel zeigen Malerei mit den Johannes Ev. und Johannes dem Täufer ([50] Abb. S. 35; Dehio, Sachsen II [1998] S. 805f.).
Manchmal wurden bei partieller Erneuerung aus inhaltlichen Gründen Programme verändert oder als anstößig empfundene Themen durch andere Darstellungen ersetzt, so Heiligenlegenden in prot. gewordenen Orten.
So wurden am Hochaltar-Ret. in St. Jakob in Rothenburg o. d. T. die aus kath. Zeit stammenden Bilder mit Begebenheiten aus dem Leben des Titelheiligen 1532 durch Szenen aus dem Leben Jesu von Martin Greulich übermalt, der Schrein blieb fortan verschlossen (Kdm. Bayern, Mfr. 8, S. 171, Abb. 94f.).
D. Nach 1800
Die meisten F. aus nachma. Zeit entstanden im 19. Jh. Entweder waren kirchliche Neubauten auszustatten, die seit 1. Dr., vermehrt in der 2. H. 19. Jh., historistisch geprägt waren (vgl. Gothic Revival: Religion, arch. and style in Western Europe 1815-1914, Proceedings of the Leuwen Colloquium, 7-10 November 1997, hg. von Jan De-Maeyer und Luc Verpoest, L wen 2002 [artes, 5]), oder erhalten gebliebene Altäre der Barockzeit wurden in ma. Kirchenbauten nicht als angemessen empfunden, so daß sich die Verpflichtung zur Neuausstattung zu ergeben schien (Abb. 33). Dies gilt in der kath. wie in der prot. Kirchenkunst bis ins 1. Dr. 20. Jh. gleichermaßen.
Bei neu angefertigten F. wurden entweder historisierend Aufbau und Dekor meist spätgot. Vorbilder nachgeahmt (zahlreiche Beisp. aus der 2. H. 19. Jh. bei Hans Peter Hilger, Altäre und Ausstattungen rhein. Kirchen, in: K. des 19. Jh., Bd. 4: Plastik, Ddf. 1980, S. 113-176, bes. S. 132-172; Matthäus Schiestl, F. in der ehem. Stiftsk. St. Johann in Freising, 1910/1911: Busso Diekamp, Volkstum und Religion. Matthäus Schiestl [1869-1939] ..., Ffm. usw. 1990 [Europ. Hochschulschrn., R. 28 Bd. 110], S. 120-124, Abb. 59f.), oder man griff das Prinzip wandelbarer Ret. auf, gestaltete die Tafeln jedoch in zeitgenössischer Formensprache (z. B. Karl Caspar, sog. Passionsaltar, 1916/1917, München, Krypta der Domkirche U. L. F.: Ausst.kat. „München leuchtete. K. C. und die Erneuerung chr. K. in München um 1900“, Mchn. 1984, S. 368f. Nr. 128; Rudolf Schäfer, Ret. in der Lukaskirche in Hannover, 1931-1936: Renata von Poser, R. S., Kirchenausstattungen. Religiöse Mal. zw. Bibelfrömmigkeit und Pathos, Rgbg. 1999, S. 150-154, Abb. F 31f.). Häufig wurden im sp. 19. Jh. bei historisierenden F. Schrein, Skulpturen und der übrige skulpierte Schmuck in darauf spezialisierten Betrieben hergestellt (als Beispiel: Yvonne Herzig, Süddt. sakrale Skulptur im Historismus: die Eberle’sche K.werkstätte Gebr. Mezger, Petersberg 2001).
Oftmals wurden ältere F. ergänzt, indem man Teile hinzufügte oder ältere Teile durch neue ersetzte.
Der Schrein des Hochaltar-Ret. in St. Antonius in Kalkar-Hanselaer, Kr. Kleve, um 1530, erhielt 1848 Flügel mit Gem., zeitgleich wohl auch die hohe gestufte Predella ([30] S. 5 und 7, Abb. 4).
Am Choraltar-Ret. in St. Peter und Paul in Bruck, Stadt Erlangen, um 1500, von Meister Jörg aus Nürnberg, wurde 1708 bei der barocken Neuausstattung der Kirche das Gesprenge durch eine Dreierarkade ersetzt, welche die Figuren des spätma. Ret. aufnahm; die Schreinrückwand wurde entfernt; die Flügel waren schon vorher abgenommen worden; 1878 wurde der spätgot. Zustand des Ret. rekonstruiert (Ingo Trüper in [37] S. 211-222; [17] S. 333). Dem Ret. von 1590 in der ev. Pfarrk. Jungingen, Stadt Ulm, wurden 1850 Drehflügel angefügt (bei dem 1698 erneuerten Ret. war das Mittelbild übernommen, das Flügelpaar separiert worden: Kdm. Baden-Württ., ehem. Oberamt Ulm, S. 312-315 und 318-321, Farbtaf. 2, Abb. 244 und 251-253).
Häufig wurden F. aus älteren Teilen zusammengesetzt.
So fügte man beim sog. Sippenaltar im Frankfurter Dom 1899 in der Kölner Werkstatt Mengelberg einem wohl in Brüssel um 1500 entstandenen Schrein als Neuanfertigungen einen Fialenkamm und die Predella hinzu, nachdem zw. 1892 und 1899 in den oberen Schreinkasten fünf neue Figuren ergänzt worden waren. In die Predella wurden zwölf Tonfiguren sitzender Apostel (Neckargebiet, 1. H. 15. Jh.?) eingestellt, die der Auftraggeber 1868 ersteigert hatte. Als Flügel verwendete man die beiden auseinandergesägten Seiten eines Flügels vom ehem. Hochaltar-Ret. der Kirche in Partenheim, Kr. Alzey-Worms, aus dem sp. 15. Jh. (Elsbeth de Weerth, Die Ausstattung des Frankfurter Domes, Ffm. 1999, S. 104-109, Abb. 49-51).
Zu den Abbildungen
1. Monogrammist HB (Werkstatt des Simon Bening?), Wandlung. Kassel, Gesamthochschulbibl., L.bibl. und Murhardsche Bibl., Hs. 4° Mss. math. et art. 50 (Fragmente von Gebetbüchern für Kardinal Albrecht von Brandenburg), fol. 31v. Brügge, nach 1511. Foto Bibl.
2. Teile des F. Zchg. Karl Werner Bachmann, Mchn.
3. Ingolstadt, Münster U.L.F., Teile des Hochaltar-Ret. und ihre Zusammensetzung. 1572. Zchg. K. W. Bachmann, Mchn.
4. Rothenburg o. d. T., St. Jakob, Hochaltar-Ret., Blattstäbe der Kehlung an der Schreinabdeckung. 1466. Foto K. W. Bachmann, Mchn.
5. Rothenburg o. d. T., St. Jakob, Hochaltar-Ret., Konsole unter der Figur des hl. Leonhard, Rückseite. 1466. Foto K. W. Bachmann, Mchn.
6. Rothenburg o. d. T., St. Jakob, Hochaltar-Ret., Schreinboden mit Vierkanteisen zur Verankerung des F. am Altartisch. Foto K. W. Bachmann, Mchn.
7. Rothenburg o. d. T., St. Jakob, Hochaltar-Ret., Halterung der Konsole durch U-Eisen. 1466. Foto K. W. Bachmann, Mchn.
8. Rothenburg o. d. T., St. Jakob, Hochaltar-Ret., Bolzen zur Befestigung des Kruzifixes an der Schreinrückwand. 1466. Zchg. K. W Bachmann, Mchn.
9. Rothenburg o. d. T., St. Jakob, Hochaltar-Ret., Scharnier zur Befestigung der Flügel am Schrein. 1466. Zchg. K. W. Bachmann, Mchn.
10. Stuttgart, Württ. L.mus., Inv.nr. 1868-1034, F. aus Mistlau, Scharnier. Um 1500. Foto Mus.
11. Mörlbach, Kr. Starnberg, St. Stephan, Ret., Drehstab. Um 1490. Zchg. K. W. Bachmann, Mchn.
12. Stuttgart, Württ. L.mus., Inv.nr. 1902-11712, F. aus Stetten, Rahmenleiste des Flügels mit Feder, Dat. 1435. Foto Mus.
13. Meran, Städt. Mus. im Roten Adler, Inv.nr. 1938, F. vermutlich aus S. Michele (Trentino), Gem. Haug Spengler zugeschr. Ausschnitt. Dat. 1514. Foto Mus.
14. Stuttgart, Staatsgal., Inv.nr. 1634, F. aus dem Besitz der ehem. Zisterzienserabtei Maulbronn, Außenseite. Um 1432. Foto Staatsgal. Stg.
15. Brügge, Sint-Jans-Hospitaal, Floreins-Ret. von Hans Memling, Schloß an der Außenseite der Flügel. Dat. 1479. Foto Brügge, Sint-Jans-Hospitaal.
16. Rothenburg o. d. T., St. Jakob, Hochaltar-Ret., Schubstange zum Verschließen der Flügel. 1466. Zchg. K. W. Bachmann, Mchn.
17. Karlsruhe, Bad. L.mus., Inv.nr. C 9103, sog. Großer Lindelbacher Altar, Rahmen der Einsetztafel. für die Predella, Greifring. Dat. 1509. Foto Mus.
18 a und b. Köln, Wallraf-Richartz-Mus., Inv.nr. WRM 1, Ret. vermutlich aus St. Klara in Köln. Köln, um 1330. Fotos Mus. 19. Oberwesel, Rhein-Hunsrück-Kr., Liebfrauenkirche, Hochaltar-Ret., Außenseite des rechten Flügels. Mittelrhein oder Köln, um 1340. Foto Marburg, Nr. 17618 und 17614. 20 a und b. Meister Bertram von Minden, Passions-Ret. Hannover, Nieders. L.mus. L.gal., Inv.nr. PAM 992 a-c. Um 1390/1400. Fotos Mus. 21 a-c. Göttingen, Jakobikirche, Hochaltar-Ret. Dat. 1402. Fotos ZM (Nachlaß Georg Graf Vitzthum).
22 a und b. Lübeck, Dom, Ret. der Stecknitzfahrer. Um 1422. Nach Wolfgang Grusnick und Friedrich Zimmermann, Der Dom zu Lübeck, Königstein i.T. 1981, Abb. S. 28 (a) und Foto Stoettner, Berlin (b).
23 a-c. Meister des Göttinger Barfüßer-Altars, ehem. Hochaltar-Ret. der Barfüßerkirche in Göttingen. Hannover, Nieders. L.mus., L.gal., Inv.nr. WM XXVII, 3-8. Fotos Mus.
24. Bozen-Gries, Alte Pfarrk., Erasmuskap., ehem. Hochaltar-Ret., Rückseite des Schreins vom F. Michael Pachers, 1471-1475, Malereien von Conrad Waider (?), A. 16. Jh. Foto Bundesdenkmalamt Wien.
25. Blaubeuren, ehem. Benediktinerabteikirche, Hochaltar-Ret. Jörg Syrlin d. J. (Kistlerarbeiten), Michel Erhart und Werkstatt (Skulpturen), Bartholomäus Zeitblom, Bernhard Strigel, Hans Schüchlin und Werkstatt (Malerei, Faßmalerei), 1493/1494. Foto unbekannter Herkunft (ZM).
26. Hans Holbein d. Ä. oder Werkstatt, Visierung für ein F. oder Kopie einer solchen. Federzchg., mehrfarbig laviert, 27,3 × 19,8 cm; Wappen und Jahreszahl 1527 nachträglich. Pavia, Mus. civ., Coll. Malaspina. Gegen 1500. Foto ZM (Fritz-Thyssen-Stiftung, Archiv Stange).
27 a und b. Heilsbronn, ehem. Zisterzienserabteikirche, F. der 11 000 Jungfrauen. Skulpturen von Peter Strauss, Nördlingen, Gemälde von Wolf Traut. Dat. 1513. Foto Marburg, Nr. 24468 (a) und Dr. Schlegel, Mchn. (b).
28. Jörg Lederer, Choraltar-Ret. in der Hl. Geistkirche Latsch, S-Tirol, Detail (Gesamtabb.: [21] S. 384 Abb. 306). Um 1517. Foto Amt für Kdm., Bozen.
29. Kleve, Pfarrk. Mariä Himmelfahrt, Marien-Ret.: Skulpturen Dries Holthuis zugeschr., um 1513-1515; die Marienfigur Köln, vor M. 14. Jh., Flügel 1548-1549 hinzugefügt, Gem., um 1636, Ret. 1944 stark beschädigt. Foto Rhein. Bildarchiv, Köln, Inv.nr. 17 918.
30 a und b. Lucas Cranach d. Ä., Präsentations-Entwurf für die Stiftsk. in Halle a. S. Braune Feder, grau laviert, 25 × 24 cm. Leipzig, Mus. der bild. K., Graph. Slg., Inv.nr. NI.13. Um 1520/1525. Nach Jakob Rosenberg, L. C. d. Ä., Bln. 1960 (Dkm. dt. K.), Taf. 36f.
31. Krakau, Kath., Ret. der Sigismund-Kap. Reliefs an der Mitteltafel und den Innenseiten der Drehflügel von Melchior Baier nach Entw. von Peter Flötner, 1531-1538. Nach Ausst.kat. „Wawel 1000-2000 ...“, Bd. 1, Krakau 2000, Abb. 34f.
32. Paulus II Mair und Werkstatt, F. in der Marienkap. von St. Ulrich und Afra in Augsburg. Dat. 1570. Nach Tilmann Breuer, Augsburg, Mchn. und Bln. 1966, Abb. 78.
33. München, Frauenkirche, Hochaltar-Ret. (1945 zerst.), Entwurf Matthias Berger, Skulpturen Anselm Sickinger und Joseph Knabl, Gemälde Moritz von Schwind. 1855-1860. Foto Sächs. L.bibl.-Staats- und Univ.bibl. Dresden, Abt. Dt. Fotothek (Raslag).
Literatur
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Kataloge: 74. Kat. der Alten Meister der Hamburger K.halle, Hbg. 1966. – 75. Nieders. L.mus. Hannover. Die dt. und niederl. Gem. bis 1550. Krit. Kat. bearb. von Michael Wolfson, Hann. 1992. - 76. Kat. des Wallr.-Rich.-Mus., 11: Kat. der Altkölner Mal., bearb. von Frank G. Zehnder, Köln 1990. - 77. Staatsgal. Stuttgart, Kat. Alte Meister, Stg. 1992. - 78. Ausst.kat. „Gegen den Strom. Meisterwerke niederrheinischer Skulptur in Zeiten der Reformation 1500-1550“, Aachen 1996-1997. - 79. Ausst.kat. „Fürstbisch. Johann Philipp von Gebsattel und die Kirche in Schlüsselau“, Bamberg 1997 (Veröffn. des Diöz.mus. Bamberg, Bd. 10). - 80. Ausst.kat. „Meister Francke und die K. um 1400“, Hamburg 1969. - 81. Ausst.kat. „Stefan Lochner, Meister zu Köln“, Köln 1983. - 82. Ausst.kat. „Hochgot. Dialog. Die Skulpturen der Hochaltäre von Marienstatt und Oberwesel im Vergleich“, Mainz 1993. - 83. Ausst.kat. „Westf. Mal. des 14. Jh.“, Münster i.W. 1964 (Westfalen 42, 1964). - 84. Ausst.kat. „Meisterwerke massenhaft. Die Bildhauerwerkstatt des Nikolaus Weckmann und die Mal. in Ulm um 1500“, Stuttgart 1993.
Zu Abschnitt VI.B.3:
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Hinweise werden verdankt: Dietrich Diederichs-Gottschalk, Sandstedt [97]; Markus Freitag, Kiel [98]; Manfred Koller, Wien [99]; Heribert Meurer, Stuttgart [99]; Roland Möller, Dresden [100]; Hans Portsteffen, Köln [101]; Helmut Stampfer, Bozen [102]; Andrea Wähning, Karlsruhe [103]; Hans Westhoff, Stuttgart [104]; Dietmar Wohl, Münster/Westf. [105].
Verweise
- Altarretabel (Altaraufsatz, Altarrückwand) (A. In der katholischen Kirche)
- Altarretabel (B. In der protestantischen Kirche)
- Polyptychon
- Predella
- Retabel
- Wechselbildaltar
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