Freimaurer, Freimaurerei
englisch: Freemason, Freemasonery; französisch: Franc-maçon, franc-maçonnerie; italienisch: Massone, massoneria.
Rainer Hubert (2010)
RDK X, 656–700
F. = Freimaurer, Fm. = Freimaurerei.
I. Begriff
F. sind die Mitglieder einer „Loge“ (zu diesem Begriff: [19] S. 317f.; [5] S. 360), die in der Organisationsstruktur einer fiktiven Bauhütte idealistische oder humanitäre Ziele verfolgen. Die Gesamtheit der zugehörigen Organisationen, ihrer Geisteshaltung und Tätigkeit bezeichnet man als Fm. ([5] S. 355f.).
Das dt. Wort F. ist eine seit dem 18. Jh. belegte Lehnbildung von der engl. Bez. „freemason“ (Kluge-Seebold, S. 231); Gotthold Ephraim Lessing verwandte 1778 die Form „Freymäurer“ (s. Sp. 663).
Die ma. Bedeutung des engl. Begriffes ist strittig: Ein „freemason“ war entweder ein wandernder, nicht an die örtliche Zunft gebundener Handwerker oder ein besonders qualifizierter Bildhauer, der im Gegensatz zu dem mit „rough-stones“ befaßten Maurer „free-stones“ bearbeitete; die letztere Ableitung gilt als veraltet (The Oxford Engl. Dict., Bd. 6, Oxf. 21989, S. 167; dagegen [17] S. 308). Von der engl. Bez. stammen auch franz. „frimaçon“ (1740 belegt) und, üblicher, „franc-maçon“ (Paul Robert, Dict. alphabétique et analogique de la langue franç., Bd. 3, Paris 1971, S. 132).
Das „geistige Handwerk“ der Fm., auch „königliche Kunst“ genannt, wird innerhalb der Fm. als eine vergeistigte Form des Steinmetz- und Bauhandwerks verstanden: Der Mensch selbst ist der Werkstoff, den es gilt, künstlerisch zu bearbeiten ([12] S. 125). Die ideellen Ziele der Arbeit wurden erstmals 1723 in den „Constitutions“ („Alte Pflichten“) von James Anderson publiziert (s. Sp. 660).
Mit dem zw. 1776 und 1785 bes. in Bayern aktiven Illuminatenorden, der teilweise Strukturen der Fm. übernahm, ergaben sich zwar personelle Übereinstimmungen, aber auch dezidierte Auseinandersetzungen (ebd., S. 409–411; [7] S. 313f.). Zum Verhältnis der Fm. zu den Rosenkreu(t)zern des 17. Jh. sowie zu den Gold- und Rosenkreuzern des 18. Jh. s. Will-Erich Peuckert, Die Rosenkreutzer, Jena 1928, S. 226; [14] S. 145–164, 234–246, 303 passim, und TRE 29, S. 407–413, bes. S. 411. – Der um 1740 entstandene „Mopsorden“ war eine Frauenorganisation, die Gebräuche der Fm. persiflierte ([21] S. 224; vgl. aber Le secret de la Soc. des mopses, Amst. 1745, S. 202).
II. Geschichte
A. Entstehung
1. Gründungsmythen
Die im 18. Jh. niedergelegte Geschichte der Fm., die über die Tempelritter und die Bauhütte des Salomonischen Tempels bis zu Adam als dem Baumeister des ersten Tempels zurückreicht ([1] S. 2f., 18–26; [3] S. IIIf.), ist literarische Fiktion, aber bis in die Gegenwart einflußreich für die Sachüberlieferung der Fm. Das gleiche gilt für die von den Rosenkreu(t)zern übernommene altägyptische Motivik (s. Sp. 674).
2. Frühgeschichte im 17. Jh.
Die Fm. entstand im Laufe des 17. Jh. in Großbritannien. Sie entwickelte sich aus neuzeitlichen Organisationen, die ihrerseits als Ausläufer der ma. Bauhütten und Steinmetzbruderschaften verstanden werden ([15] Sp. 1204f.).
Die Maurer und Steinmetzen der großen ma. Bauunternehmungen waren in Bruderschaften organisiert, deren Ziel es war, gemeinsame wirtschaftliche Interessen zu vertreten, die berufliche Qualifikation zu fördern und Normen ethischen Verhaltens aufzustellen. Die Zugehörigkeit zu diesen Bruderschaften war dabei ortsunabhängig, während die Bauhütte eine lokale Einrichtung war, die als Versammlungsort diente, die Werkzeuge und sonstige Unterlagen aufzubewahren hatte, für Ausbildung sorgte usw.
Von der über rein praktische Zwecke hinausreichenden Organisation der Bauhütten zeugen z.B. zwei engl. Hss. des 14. und 15. Jh.: Das sog. Regius-Ms., eine um 1389 niedergelegte Steinmetzordnung (London, BL, ms. Roy. 17 A.1: [7] S. 172f., Nr. 9/1), hebt die Notwendigkeit von Kenntnissen in der Geometrie und Statik hervor; außerdem gibt es Regeln für das richtige Verhalten der Handwerker untereinander; die „fellows“ sollen einander brüderlich dienen und unterstützen. Ähnliche Anleitungen enthält das um 1410 geschriebene sog. Cooke-Ms. (London, BL, Add. ms. 23 198: ebd., S. 174, Nr. 9/2). Darin ist weiterhin zu lesen, daß die Steinmetzzunft das vornehmste Gewerbe sei, weil sie von der Geometrie, der für diese wichtigsten der Artes liberales, abhänge; der Autor verweist auf das hohe Alter des Handwerks, das bis in atl. Zeiten zurückreiche.
Im 17. Jh. fand auf den britischen Inseln allmählich eine Umformung der Handwerkerbruderschaften zu den späteren Logen statt: Zunächst in Schottland (David Stevenson, The Origins of Freemasonry. Scotland’s Century, 1590–1710, Cambr. usw. 1988), wenig später auch in England traten Männer in „Bauhütten“ ein, die weder Steinmetze noch Bauhandwerker waren.
Diese sog. „spekulativen“ Maurer (im Gegensatz zu den „operativen“, d.h. manuell arbeitenden Maurern) sahen in manchen traditionellen Ideen der ma. Maurerei allgemeingültige Aussagen, die sich als Richtschnur menschlichen Verhaltens überhaupt eigneten. Die Gleichheit der Brüder wurde zur „Menschenbrüderschaft“, die Errichtung konkreter Bauwerke wurde durch eine gemeinsame geistige Arbeit abgelöst – den Bau eines harmonisch gestalteten „Hauses“ für die Menschheit.
Der erste Beleg für die Aufnahme eines nicht-operativen Maurers in eine Loge findet sich im Tagebuch des engl. Naturwissenschaftlers und Sammlers Elias Ashmole, 1646 (Oxford, Bodl. Libr., ms. Ashmole 1136: [7] S. 175–177, Kat.Nr. 9/4). E. Ashmole war Alchemist, Rosenkreuzer und zugleich Vertreter eines frühmodernen Wissenschaftsverständnisses. Diese Ambivalenz war auch für die frühe Fm. typisch: Ideen der Frühaufklärung wurden mit Traditionen von Theosophie, Esoterik und Rosenkreuzertum vermischt ([14]; zum Kontext der „Royal Soc.“: [17] S. 723–725).
3. Verbreitung der Fm. nach 1717
1717 schlossen sich die vier Londoner Logen zur „Großloge von England“ zusammen. Dieser Zeitpunkt gilt als eigentliches Gründungsdatum der Fm., weil ihre Organisation nun soweit ausgereift war, daß innerhalb einer Generation Logen in ganz Europa entstehen konnten (zu den dt. Gründungen: [25] S. 29–33; zur Verbreitung in West- und Osteuropa: [8] S. 24–31).
Bedeutende Logengründungen: um 1725 Paris, 1728 Madrid, 1734 Den Haag, 1735 Stockholm und Lissabon, 1736 Genf, 1737 Hamburg („Absalom“ bzw. „Absalom zu den drei Nesseln“), 1738 Warschau („Zu den drei weißen Adlern“), Dresden („Zu den drei Schwertern“), Rheinsberg („La Première“), 1740 St. Petersburg, Berlin („Aux trois Globes“); 1741 Bayreuth („Eleusis zur Verschwiegenheit“), Dresden („Zu den drei Schwänen“), Leipzig („Minerva zu den drei Palmen“), Breslau („Zu den drei Totengerippen“), 1742 Wien („Aux trois canons“), 1743 Kopenhagen.
Die Rolle der englischen „Muttergroßloge“, aus der die anderen Gründungen hervorgingen, beruhte besonders auf den inhaltlichen Vorgaben, die von hier ausgingen. Grundlegend dafür war eine Auftragsarbeit des Presbyterianerpfarrers und F. James Anderson (The Constitution of the Free-Masons Containing the Hist., Charges, Regulations, etc. of ... Worshipful Fraternity, Ld. 1723; dt. Übers. der 2. Aufl. 1738: [1]). Dieses vielfach aufgelegte und übersetzte Werk wurde Vorbild für die „Pflichtbücher“ anderer Großlogen (Klaus C. F. Feddersen, Constitutionen. Statuten und Ordensregeln der F. ..., Wiesb. 1994).
In sieben Artikeln ist das Verhältnis des F. zur Religion, zum Staat sowie zu seinen Mitbrüdern und Mitmenschen geregelt. Die erste „Pflicht“ enthält ein Bekenntnis zum Pluralismus: Zwar soll ein F. kein „thörichter Atheist“ oder „ruchloser Frey-Geist“ sein, aber es wird empfohlen, nur „derjenigen Religion beyzupflichten, worin alle Menschen überein kommen, jedem Bruder aber seine eigene besondere Meynungen zu lassen, das ist, man fordert nur, daß sie tugendhaffte und getreue Menschen seyn . “ ([1] S. 232f.). Das Verhältnis zum Staat ist dadurch gekennzeichnet, daß der F. ein „friedlicher Unterthan“ sei; jedoch ist im Konfliktfall die Solidarität mit der Loge höher anzusiedeln als die gegenüber der Obrigkeit (ebd., S. 233f.). In der 3. und 4. Pflicht ist festgesetzt, daß nur frei geborene, erwachsene und gesunde Männer F. werden können; Adlige, Wohlhabende und Gelehrte sind besonders willkommen (ebd., S. 234–236). In den folgenden Artikeln, die vielfach noch an ältere Zunftregeln erinnern, wird festgehalten, daß der Vorsteher (Großmeister) den Meistern, Gesellen und Lehrlingen in Treue verbunden sein solle und diese ihm Gehorsam schuldig seien. Die Brüder untereinander sollen sich höflich, ohne Mißgunst und üble Nachrede begegnen, jedoch Fremden gegenüber zurückhaltend sein; Konflikte zwischen Brüdern seien möglichst durch Schlichter innerhalb der Loge oder Großloge zu regeln (ebd., S. 236–243).
Frauen waren nach Maßgabe der „Alten Pflichten“ von der Fm. ausgeschlossen.
Es gab jedoch schon im 18. Jh. die sog. „Adoptionslogen“, d.h. Frauenlogen, die regulären Logen angeschlossen waren. Als älteste Adoptionsloge gilt „La Félicité“, die 1766–1773 in Dieppe existierte. 1893 wurde in Frankr. die erste gemischte Obödienz „Le Droit Humain“ nach schottischem Ritus (s. Sp. 668) gegründet, die bis in die Gegenwart eine Nachfolge in der „Universalen gemischten Großloge“ besitzt. Weibliche F.-Logen schlossen sich 1952 in der „Grande Loge Féminine de France“ zusammen ([21] S. 226–228; [10] S. 104–107).
Trotz gemeinsamer Grundsätze wurde schon im 18. Jh. der Gegensatz zwischen protestantischer und katholischer Fm. sowie zunehmend auch deistisch oder agnostisch geprägten Logen und Logensystemen deutlich ([16] S. 22–43).
B. Zweite Hälfte 18. und 19. Jh.
1. Aufklärungszeit
Die rasche Ausbreitung der Fm. und ihre bedeutende Rolle innerhalb der Aufklärung in der 2. H. 18. Jh. hing mit den Zeitumständen zusammen: Die soziale Durchlässigkeit der Fm. erlaubte die gemeinsame Arbeit von Bürgerlichen und Adligen, wobei der Anteil bürgerlicher Mitglieder in den Logen fortschreitend zunahm. Jedoch war die Sozialstruktur abhängig vom Standort der Loge: Höfische Logen unterschieden sich signifikant von Logen in Universitätsstädten und solchen in Hanse- oder Reichsstädten (Wolfgang Hardtwig in: [15] Sp. 1206). Die immer stärker ausgeprägte soziale und religiöse Toleranz erschien als wesentlicher Ansatz zur Überwindung zeitgenössischer Probleme. Das kritisch-rationale Denken der Aufklärung ließ sich besonders gut im Rahmen des Logenlebens erproben. Außerdem waren die Logen, u. a. durch die Wahlverfahren zu Logenämtern (s. Sp. 668), eine Art Modell für demokratische Formen des Zusammenlebens.
In der Verfassung der Provinzial-Großloge von Österreich (1786) war definiert: „I. Die Maurerey in ihrer Verfassung und dem Verhältnisse der Logen gegeneinander ist eine demokratische Verfassung und jede Loge eine Demokratie.“ (Ludwig Abafi, Gesch. der F. in Österr.-Ungarn, Bd. 4, Budapest 1893, S. 183).
Neben diesem politischen Ansatz wirkten die geheimnisvoll-romantischen Rituale der Logenarbeit und die esoterisch-symbolischen Spekulationen stark auf viele Zeitgenossen. Die Fm. hatte zeitweise den Charakter einer intellektuellen und kulturellen Mode.
Viele politisch aktive Männer, auch Fürsten und Künstler, fanden in den Logen einen Ort, der ihnen eine Kommunikation über Standesgrenzen hinweg ermöglichte (Biographien bei [17]).
1731 und 1738 wurden zwei spätere Herrscher F.: Franz Stephan von Lothringen (Kaiser Franz I.) und Kronprinz Friedrich von Preußen (Kg. Friedrich II.). Jedoch auch führende franz. Anhänger der Aufklärung wie Charles de Montesquieu und Jean d’ Alembert, wurden Mitglieder der Gelehrtenloge „Les Neuf Sœurs“; zu dieser gehörten auch Benjamin Franklin, Antoine de Condorcet, Josephe de Lafayette, Abbé Joseph Sieyes und Camille Desmoulins. Voltaire (François-Marie Arouet) wurde kurz vor seinem Tod in diese Loge aufgenommen. In Wien spielte die Loge „Zur wahren Eintracht“ eine ähnliche Rolle: Ihr gehörten mit Ignaz Edler von Born (1784–1786 Herausgeber des „Journ. für Freymaurer“) und Joseph Frhr. von Sonnenfels bedeutende Reformer an, ebenso zahlreiche Künstler, u. a. Joseph Haydn; Wolfgang Amadeus Mozart, Mitglied der Loge „Zur gekrönten Hoffnung“, war häufiger Gast in Wien.
Viele Dichter und Philosophen der dt. Klassik und Romantik waren ebenfalls F. ([17] passim): z.B. Gotthold Ephraim Lessing, der mit der Ringparabel in seinem Schauspiel „Nathan der Weise“ die Toleranzidee darlegte (Aufnahme 1771 in die Loge „Zu den drei Rosen“, Hamburg; vgl. auch ders., Ernst und Falk. Gespräche für Freymäurer, 1778–1780), Johann Gottfried Herder (1766, Riga, „Zum Schwert“; vgl. ders., Briefe zur Beförderung der Humanität, Riga 1793–1797), Christoph Martin Wieland (1809, Weimar, „Amalia“), Johann Wolf gang von Goethe (1780, Weimar, „Amalia“), Matthias Claudius (1774, Hamburg, „Zu den drei Rosen“), Johann Gottlieb Fichte (1794, Rudolstadt, „Günther zum stehenden Löwen“).
Zu den bildenden Künstlern, die F. wurden, zählten der Bildhauer Jean-Antoine Houdon sowie die Maler Jean Baptiste Greuze und Johann Gottfried Schadow (1790, „Royal York zur Freundschaft“, Berlin).
2. Revolutionszeit und Restauration
Die Rolle der F. im Vorfeld der Französischen Revolution ist umstritten. Zweifellos dienten viele Logen als Treffpunkte von reformorientierten und in der Folge revolutionär gesonnenen F., die hier Ideen der Aufklärung austauschten und diskutierten. Damit wurde der Boden für eine radikale gesellschaftliche Veränderung bereitet, ohne daß von einer einheitlichen politischen Orientierung der Fm. gesprochen werden kann ([6] S. 24f.).
Während der Revolution waren in allen Lagern, auch bei den Revolutionsgegnern, F. zu finden. In der öffentlichen Meinung Europas und bei den meisten politischen Funktionsträgern wurde die Fm. allerdings weitgehend mit den revolutionären Anliegen identifiziert und von konservativen Machthabern, vor allem nach 1814, entsprechend verfolgt. Analog dazu wurde die Fm. im späteren 19. Jh. pauschal mit Liberalismus und Antiklerikalismus gleichgesetzt. Dabei spielte auch der Umstand eine Rolle, daß zahlreiche Vertreter nationaler Befreiungsbewegungen F. waren (z.B. Simón Bólivar in Südamerika, Giuseppe Mazzini und Giuseppe Garibaldi in Italien, Lajos Kossuth in Ungarn). Die meisten Logen wurden in dieser Zeit von Vertretern des Bürgertums gebildet. Wichtig im mitteleurop. Raum war die Rolle der Logen bei der Emanzipation jüd. Bürger.
C. Verhältnis zu Staat und Kirche
Das Mißtrauen staatlicher und kirchlicher Kreise gegenüber der Fm., die ihre Rituale unter Ausschluß Unbeteiligter ausführte, auch offene Gegnerschaft ehemaliger F., ist schon früh bezeugt. Bereits 1735 wurde die Fm. in Holland und Friesland verboten ([6] S. 90). In anderen Staaten wechselte das Verhältnis zur Fm. mit der Einstellung der Fürsten.
Die katholische Kirche nahm eine durchweg negative Haltung gegenüber der Fm. ein, die erst im 20. Jh. teilweise relativiert wurde ([6]; Kurt Baresch, Kath. Kirche und Fm., Wien 21984; Rainer Hubert, Antimasonismus. Kirche und Fm., in: [7] S. 363-365). Die Bulle „In eminenti“ Papst Clemens’ XII. (1738), die erste von mehreren lehramtlichen Verurteilungen der Fm., griff bes. den Ersatz einer definierten Religionszugehörigkeit durch eine „gewisse Art natürlicher Rechtschaffenheit“ an ([11] S. 29). Zugleich wurde die Geheimhaltung der Fm. verurteilt: „... denn wenn sie nichts Böses täten, so würden sie nicht so sehr das Licht hassen.“ (Heinrich Denzinger, Enchiridion symbolorum ..., Frbg. i.Br. 371991, S. 683f.; Übers.: [6] S. 93). Während Papst Clemens’ Bulle in Spanien und Portugal befolgt wurde, war das in Frankr. und Dtld. kaum der Fall. Auch in weiten Kreisen des europ. Klerus fand sie keine Beachtung, so daß zahlreiche Priester, auch höhere kirchliche Würdenträger, F. wurden. – Zur Eskalation der Auseinandersetzungen zwischen Kirche und Fm. im 19. Jh. s. [6] S. 36–50.
Seit A. 19. Jh. wurde eine „Verschwörungstheorie“ kolportiert, die von der Fiktion einer maßgeblichen Einflußnahme der internationalen Fm. bei welthistorischen Ereignissen ausging; sie wurde besonders wirksam von Augustin Barruel SJ (1741–1821) vertreten ([6] S. 32f.). Die Verschwörungstheorie, die in ähnlicher Weise auch andere Gemeinschaften traf (vgl. Jesuiten, Juden), wurde bis in das 20. Jh. auf die Fm. angewendet, z.B. in bezug auf den Ausbruch des Ersten Weltkriegs und auf die sog. „Dolchstoß“-Legende im November 1918. In der Weimarer Republik und im Zeitalter des Nationalsozialismus wurde die F.verfolgung intensiviert (zum Kampf von Erich und Mathilde Ludendorff gegen das „Bündnis von Juden, Jesuiten und F.“: [23] S. 565). Die unter Kard. Franz König 1972 beschlossene „Lichtenauer Erklärung“ schränkte die Aussagekraft der gegen die Fm. gerichteten päpstlichen Bullen insofern ein, als diesen nur noch hist. Bedeutung zugemessen werden solle. Im Jahr 1980 hielt die Konferenz der dt. kath. Bischöfe eine gleichzeitige Zugehörigkeit zur Fm. und zur kath. Kirche jedoch weiterhin für unvereinbar. Diese Bedenken bestehen auf ev. Seite nicht (ebd., S. 566).
III. Organisation
A. Logensysteme und Obödienzen
Trotz struktureller Gemeinsamkeiten existiert die seit der 2. H. 18. Jh. in den meisten europäischen Ländern vertretene Fm. in zahlreichen unterschiedlichen Systemen und Lehrarten, deren Inhalte und Formen graduell voneinander abweichen ([19]). Es bestehen daher unterschiedliche „Obödienzen“ (Zuordnung von Logen zu Großlogen und Großlogensystemen). Die Großlogenverbände (seit M. 18. Jh.), die sich wechselseitig nicht anerkannten, standen und stehen in Konkurrenz.
In England konkurrierte im 18. Jh. die alte Großloge der „Moderns“ mit der neuen, sich jedoch für älter haltenden Loge der „Antients“.
In der Gegenwart steht die engl. Fm. (Vereinigte Großloge von England und die ihr angeschlossenen Großlogen) nach wie vor im Gegensatz zur franz. Fm. („Grand Orient de France“).
1. Grade
Die ersten drei Grade der F. – Lehrling, Geselle und Meister – stammen aus der Handwerker- bzw. Steinmetztradition. Sie entsprechen der sog. „Johannismaurerei“ (benannt nach Johannes dem Täufer als Patron der Steinmetzen). Nach der in ihnen dominierenden Farbe (s. Sp. 683) werden sie auch „blaue Logen“ genannt.
2. Hochgrade
Von besonderer Bedeutung für die inhaltlichen Differenzierungen der Fm. war die Ergänzung der ursprünglichen drei Grade durch sog. „Hochgrade“. Mit diesen wurde versucht, das Lehrgebäude der Fm. weiter einzuteilen und zu erweitern (Schema der Grade und Hochgrade in: [7] S. 290).
Die sog. Hochgradmaurerei ging bes. von Frankr. aus. Sie erhielt jedoch wesentliche Anregungen durch den schottischen Katholiken und Jakobiten Andreas Michael Ramsay. Obwohl Mitglied der Roy. Soc., stand dieser in Opposition zur prot. geprägten engl. Fm. Ramsay regte 1737 in Frankr. die Wiederbelebung der Alten Pflichten (s. Sp. 660) an und führte irrtümlich die Fm. auf den Johanniterorden zurück – Ausgangspunkt für Organisationen der Fm., die nach dem Vorbild von Ritterorden aufgebaut waren.
Das Wort „schottisch“ für viele Hochgradlogen geht auf ihren vermeintlichen Ursprung in Schottland zurück. Um 1740 entstand mit dem „Schottischen Meister“ ein vierter Grad, auch „Andreasgrad“ genannt, weiterentwickelt im sog. „Clermont-System“ (benannt nach Louis de Bourbon-Condé Comte de Clermont, Großmeister der „Grande Loge de France“ 1743–1771; zu diesem [21] S. 66–69), das sieben Grade vorsah: Neben den ersten vier den „Maître Elu“ (Erhabener Meister; 5. Grad), „Eques illustris“ (Auserwählter Ritter; 6. Grad) und „Chevalier Sublime“ (Erhabenster und verklärter Meister, 7. Grad).
In Frankreich sind darüber hinaus drei Hochgradsysteme entstanden, die für weite Teile Europas bedeutungsvoll wurden, die „Strikte Observanz“, das „Schwedische System“ und das „Schottische System“.
Die Strikte Observanz, die ihre Blütezeit zw. 1763 und 1772 hatte ([16] S. 57), basiert auf der Legende von der templerischen Herkunft der Fm., für die bes. der Theologe Philipp Samuel Rosa nach 1759 eintrat ([21] S. 122): Nach der Zerschlagung des Templerordens und der Hinrichtung seines Großmeisters Jacques de Molay sollen Ritter nach Schottland entkommen sein und dort in Maurerlogen weitergewirkt haben. Die Strikte Observanz, die vor allem für Dtld. und ganz Mitteleuropa für einige Zeit hohe Bedeutung hatte, sah sich als streng hierarchisch geordneter Ritterorden in direkter Nachfolge der Templer. Für die rasche Verbreitung sorgte vor allem Karl Gotthelf Reichsfrhr. von Hund und Altengrottkau (1722–1776), der sich als „Heermeister“ der VII. Provinz (Deutschland an Elbe und Oder) gerierte und die Fiktion von der Leitung des Ordens durch „Geheime Obere“ verbreitete ([17] S. 404f.). Die in dem schließlich sieben Grade umfassenden System betriebenen „Ritterspiele“ entsprachen der Zeitmode. Im Kongreß von Wilhelmsbad (1782) setzten sich Kritiker durch, die in der Strikten Observanz eine Abkehr von den Idealen der Fm. sahen: Die Legende von der templerischen Herkunft der Fm. wurde ebenso aufgegeben wie die strenge hierarchische Gliederung.
Das schwedische System der Fm., das bis heute die ausschlaggebende Lehrart in Skandinavien ist, geht bis in die M. 18. Jh. zurück. 1756 gründete Karl Friedrich Eckleff (ab 1759 Ordensmeister, später „Vicarius Salomonis“) die St. Andreasloge in Stockholm. Seine Nachfolger wurden die jeweiligen Könige von Schweden. Nach einigen Veränderungen umfaßte dieses System schließlich elf Grade. Das rein prot. System fiel durch seine konfessionelle Bindung aus dem Rahmen der sonstigen, den Toleranzgrundsatz vertretenden Fm.
Das schwedische System wurde um 1760–1770 von Johann Wilhelm Kellner von Zinnendorf auch in Dtld. eingeführt und fand hier erheblichen Anhang („Zinnendorf-System“: ed. Klaus C. F. Feddersen, Die ersten Gesetze und Statuten des Ordens der F. Das Zinnendorf’sche System aus dem Jahre 1780, Flensburg 2001). Hierauf beruht die 1770 gegr. „Große Landesloge der F. von Deutschland“, die zu den „Vereinigten Großlogen von Deutschland“ gehört ([17] S. 768–770).
Der Alte und Angenommene Schottische Ritus, das wichtigste Hochgradsystem, wurde aus dem 1761 gegr. „Conseil des Empereurs d’Orient et d’Occident, Grande et Souveraine Loge Ecossaise Saint Jean de Jérusalem“ entwickelt, der 25 Grade hatte. 1801 wurde er in Charleston, SC, zu seiner endgültigen, 33 Grade umfassenden Form umgebildet. Die ersten drei Grade überläßt der Schottische Ritus in der Regel den Johannislogen. Der Großloge der Johannismaurerei (s. Sp. 665) entspricht hier der „Oberste Rat“ ([17] S. 753–756; [19] S. 233–298).
B. Ämter
Die Logen werden von gewählten Amtsinhabern („Beamten“) geführt: dem „Meister vom Stuhl“ als Vorsitzendem und seinem Stellvertreter, dem „Deputierten Meister“. Der Stuhlmeister (im 18. Jh. oft auch als „Großmeister“ angesprochen; nicht identisch mit dem Großmeister als Oberhaupt einer Großloge) entspricht dem Baumeister, der die Arbeit der Brüder am gemeinsamen Werk anleitet.
Hinzu kommen weitere Beamte: die beiden Aufseher, Redner, Zeremonienmeister, Schaffner, Wachhabender (Tempelhüter), die beiden Sekretäre, Bibliothekar, Vorbereiter, Schatzmeister, Gabenpfleger (Almosenier) und musizierende Brüder (Abzeichen bei [11] S. 150f.).
C. Rituale und Gestensprache
1. Rituale
Bereits im 18. Jh. wurden die Rituale der F. veröffentlicht, teils in sog. „Verräterschriften“, teils in den für internen Gebrauch bestimmten „Katechismen“ (zur handschriftlichen Überlieferung und zur Frage der Vertrauenswürdigkeit dieser Publikationen s. Douglas Knoop, G. P. Jones und Douglas Hamer, The Early Masonic Catechisms, Ld. 21963, S. 1–3). Die Schritte der Rituale unterschieden sich in den einzelnen Obödienzen erheblich. Der sog. „Emulation-Ritus“ weist die allgemein verbindlichen Grundzüge auf, während der „Rektifizierte Schottische Ritus“ christliche und der „Alte und Angenommene Schottische Ritus“ Elemente und Interpretationen des Hermetismus enthalten ([19] S. 301–440).
Im 18. und 19. Jh. vermittelten graphische Serien bildliche Vorstellungen vom rituellen Geschehen in den Logen. Beisp.: [2]; Louis Travenol, Nouveau catechisme des francmaçons, Paris 31749; Étrennes aux Francs-Maçons, ou nouveau catechisme ..., Paris 1789; Taschenbuch für F. auf das Jahr 1800, Cöthen 1800; F.T.B. Clavel, Hist. pittoresque de la Franc-Maçonnerie et des sociétés secrètes et modernes, Paris 1843 (Nachdrucke ausgewählter Taf. bei [18]).
a. Einweihung in die ersten Grade
Bei der Aufnahme (Rezeption) eines Lehrlings sind sechs Schritte üblich ([19] S. 334–339).
Der „Suchende“ legt alle „Metalle“ (Uhr, Münzen usw.) ab, um die „ursprüngliche Armut“ des Menschen zu verdeutlichen. Dann wird er mit verbundenen Augen, entblößter linker Schulter und offenen Schuhen, einen Strick um den Hals gelegt, nach dreimaligem Anklopfen in den Tempel geführt. Vor dem Lehrlingstapis mit Stufenbau und Säulen empfängt ihn der Meister vom Stuhl und nimmt die rituelle Befragung vor. Daraufhin wird der Lehrling vereidigt (hierzu [12] S. 132–136). Er kniet dabei mit einem Bein auf einem Schemel, so daß ein rechter Winkel entsteht, und setzt sich einen Dolch oder einen geöffneten Stechzirkel auf die Brust ([18] S. 22–25, 36f., 42f.). Nach dem Abnehmen der Augenbinde (der „Erteilung des Lichtes“) werden dem neuen F. die Geheimnisse des 1. Grades mitgeteilt (Erkennungszeichen); mit einer Ansprache des Meisters zu den Lehrlingswerkzeugen Maßstab, Hammer und Meißel endet der Ritus.
Im „Alten und Angenommenen Schottischen Ritus“ verbringt der „Suchende“ vor dem Ritus einige Zeit allein in der „Dunklen Kammer“ (s. Sp. 674), um sein „Philosophisches Testament“ zu verfassen; nach dem Eintritt in den Tempel vollzieht er drei „Reisen“ durch die Elemente und nimmt den „bitteren Kelch“ ([10] S. 22–24; [19] S. 343–350).
Die Beförderung zum Gesellen findet in ähnlicher Form statt. In der Bildsprache der Logenausstattung und des „Tapis“ (s. Sp. 672f.) spielen die Wendeltreppe des Salomonischen Tempels (III Reg 6,8) und die Jephta-Erzählung (Judic 12,6) eine Rolle. Bild der für diesen Grad maßgeblichen „Geometrie“ ist der strahlende Stern mit dem „G“, gelegentlich im stehenden Pentagramm. Als Werkzeuge des Gesellen gelten Kelle, Winkelmaß, Wasserwaage und Lot. Im Schottischen Ritus kommen fünf „Reisen“ hinzu ([19] S. 350–357).
Die Erhebung zum Meister steht im Zeichen der Hiram-Legende (s. Sp. 685). Der Kandidat wird mit dem mythischen Baumeister identifiziert, erleidet dessen Ermordung und wird vom Tod erweckt.
In der abgedunkelten Loge berühren die Aufseher und der Meister vom Stuhl den Kandidaten mit ihren Werkzeugen, um die Ermordung Hirams anzudeuten. Dann wird der Aufzunehmende auf dem Tapis niedergelegt, der einen Sarg und Tränen zeigt, und mit einem Grabtuch bedeckt; ein Akazienzweig liegt daneben (Abb. 9). Wenn eine fiktiven Suche nach der Leiche stattgefunden hat und ihre Verwesung festgestellt worden ist, wird der Kandidat durch die Bildung einer „lebenden Kette“ aufgerichtet und ins Leben zurückgerufen ([18] S. 26–35, 40f., 46f.). In der nun hell beleuchteten Loge bekommt er das Meisterwort und die Meister-Werkzeuge, Richtschnur, Stift und Zirkel. Im „Rektifizierten Schottischen Ritus“ wird im Westen zusätzlich ein dreieckiges Grabmal auf neun Kugeln mit einer Urne errichtet ([19] S. 358–363).
b. Tempelarbeit
In die rituelle „Tempelarbeit“ ist in manchen Logen ein Vortrag zu einem Thema („Baustück“) eingebettet (als „Übungslogen“ eingeführt in der Wiener Loge „Zur wahren Eintracht“, 1782). Als „Festarbeiten“ können Rezeption, Beförderung oder Erhebung von Brüdern durchgeführt werden. Nach der Arbeit folgt das „Brudermahl“, das meist ebenfalls bestimmten Formen gehorcht und Gelegenheit zum Gespräch bietet.
2. Gestensprache
Bestimmten Graden und Situationen sind Körperhaltungen, Schrittfolgen und gestische Erkennungszeichen zugeordnet. Die „Bruderkette“ aus F., die sich an den Händen halten, ist ein Bild der Verbundenheit; sie wird u. a. bei der Aufnahme eines Meisters gebildet (s. Sp. 669; [17] S. 155). Weitere Beispiele: das „Halszeichen“, bei dem sich der F. mit der Hand an den Hals greift, das Gehen in rechten Winkeln, bestimmte Schrittfolgen, die je nach Grad verschieden sind, und Klopfzeichen in spezifischen Rhythmen.
IV. Sachüberlieferung
A. Bauten
Bis um 1717 trafen sich engl. F. zumeist in Gasthäusern (Gasthaus), nach denen die frühen Logen benannt wurden ([26] S. 100f.). Erst nach der Bildung der ersten Großloge wurden in Großbritannien eigene Bauten erforderlich.
1. Logengebäude
Im 18. Jh. waren die Funktionsräume von Logen meist in Schlössern oder Privatvillen untergebracht. Eigens für Logen errichtete Gebäude wurden erst im 19. Jh. häufiger.
Die um 1800 errichteten Logengebäude in Hamburg und Nordhausen hatten tempelähnliche Fassaden mit toskanischer Portikus (Abb. 1; [25] Abb. 279).
Die Loge „Johannes der Evangelist zur Eintracht“ in Darmstadt erhielt 1817–1818 einen T-förmigen, axialsymmetrischen Bau mit ionischer Portikus, an den 1870 seitlich ein Speisesaal angebaut wurde. Der in der Mittelachse liegende Logensaal enthielt im Osten eine eingezogene Apsis mit eingestellten Säulen (Grundriß: [26] S. 104). Die Loge „Zu den drei Degen“ in Halle an der Saale ließ zw. 1821 und 1889 ihr Gebäude fortlaufend erweitern und bereichern (Gerhard Richwien, Logengebäude in Halle/S. Gesch., Archit. und Symbolik, Hamb. 2001 [Schrn. zur Kg., 1]). Zu größeren Logenbauten der 2. H. 19. Jh. s. [26] S. 104–109, Abb. 2.
Zu den Versammlungen, den „Arbeiten“ und zur Ausübung der Einweihungsriten wurden unterschiedliche Räume benötigt.
a. Logensaal
Der Logensaal („Tempel“) ist ein rechteckiger, im Idealfall von der Umgebung völlig isolierter, fensterloser (oder zu verdunkelnder) Raum. Er sollte kein Geschoß über sich haben; bei mehrgeschossigen Gebäuden liegt er möglichst im Obergeschoß ([26] S. 102). Der Logenraum gilt als Weltmodell; seine Ausstattung spiegelt die Himmelsrichtungen wider ([3] S. 1–4). Seine Einrichtung variiert zwar nach Nutzungsanlässen (Abb. 5), besitzt aber einige notwendige Bestandteile:
Der Platz des Meisters vom Stuhl liegt an der – häufig fiktiven – Ostwand („Orient“); alle anderen Ausstattungsteile sind hieran orientiert (Schema einer Tempeleinrichtung bei [11] S. 147; vgl. [12] S. 123). Dieser Ort ist in der Regel hervorgehoben: Er ist oft mit einem Podest versehen; in jedem Fall befinden sich hier Sessel und Pult des Meisters. Vor dem Platz des Meisters liegen die „drei großen Lichter“: die Bibel (in agnostischen Logen ein Buch mit leeren Seiten, im islamischen Kulturkreis der Koran), Winkelmaß und Zirkel.
Ein Beisp. für die reiche motivische Ausstattung eines Meisterstuhls ist ein Armsessel des 1774 in die F. aufgenommenen Ebenisten Benjamin Bucktrout, Williamsburg, zw. 1767 und 1775, für eine unbekannte Loge in Virginia (Abb. 4).
Gegenüber dem Platz des Meisters, im Westen, stehen zwei Säulen (Jachin und Boas), die an den zerstörten, in der Fm. ideell zu rekonstruierenden Tempel Salomos erinnern. Neben ihnen ist der Platz der beiden Aufseher (in England und vielen Logen des 18. Jh. war der Platz des 2. Aufsehers hingegen im Süden), die gemeinsam mit dem Meister und dem die Pforte bewachenden Tempelhüter die rituelle Arbeit eröffnen. Im Norden und Süden sind die Stühle oder Bänke für die anderen Brüder untergebracht.
Im Zentrum des Logenraums liegt, von drei großen Kerzenständern umgeben, der sog. Tapis – in England die „Arbeitstafel“ – (Abb. 6, 7 und 8), in dem das Symbolprogramm der Fm. und des jeweiligen Grades zusammengefaßt werden. Der Tapis ist der eigentliche Mittelpunkt des rituellen Geschehens und darf mit Ausnahme seltener ritueller Anlässe nicht betreten werden (Klaus C. F. Feddersen, Die Arbeitstafel in der F., Bd. 1–2, Bayreuth 1982–1986).
Ursprünglich wurde an dieser Stelle des Versammlungsortes jeweils bei Arbeitsbeginn eine programmatische Darst. mit Kreide oder Kohle skizziert (teils auf schwarzes Wachstuch: [21] S. 143). Diese Skizzen wurden seit dem 4. V. 18. Jh. meist durch ein sorgfältiger ausgeführtes Brett (Arbeitstafel) oder durch eine Art Bildteppich (aus Leder oder Textil) ersetzt.
Der Tapis ist nach Graden differenziert, ohne daß ein verbindliches Schema existierte. Sehr häufig findet sich an (Lehrlings-)Tapissen rundum am Rand eine mehrmals geknotete Schnur mit Troddeln an ihren Enden. Bei Tapissen des Gesellengrades sind vielfach Stufen oder Treppen einbezogen. Tapisse des Meistergrades zeigen oft einen mehr oder weniger stilisierten Sarg und Symbole der Trauer. Zur Ikon. des Tapis gehören weiterhin die Doppelsäulen sowie andere Motive mit Verweischarakter (s. Sp. 672, 684–686).
Im „Westen“ des Tapis findet sich häufig das Musivische Pflaster. Das Schwarz-Weiß seiner Fliesen versinnbildlicht das Leben in einer Welt, in der Gut und Böse gemischt sind.
Die ältesten erhaltenen Logenräume stammen aus dem 18. Jh.
1747 ließ der F. Leopold Christoph von Schallenberg im Piano nobile seines Schlosses Rosenau, N.Ö., eine Flucht von sechs Räumen als Loge einrichten. Auf fünf Räume mit allegorischen Dekorationen folgt der geostete Logenraum. In die Ostwand ist eine Konche für den Platz des Meisters vom Stuhl eingetieft. Die Wände sind durch aufgemaltes Ziegelmauerwerk scheinbar unverputzt (Abb. 3; [13] S. 10, Abb. 19; Dehio-Hdb. N. Ö., Neubearb., S. 999f.).
Daß auch das Palmenzimmer im markgräflichen Appartement des Neuen Schlosses in Bayreuth, das Markgf. Friedrich von Bayreuth um 1755 im Hinblick auf Rekonstruktionen des Allerheiligsten im Salomonischen Tempel ausstatten ließ, als F.tempel gedient hat, ist wahrscheinlich, obwohl der Raum heute keinen architektonisch betonten Platz für den Meister vom Stuhl mehr aufweist; der Markgf. amtierte von 1753 bis zu seinem Tod als Großmeister der F.loge „zur Sonne“ (Peter O. Krückmann, Das Bayreuth der Markgräfin Wilhelmine, Mchn.-N.Y. 1998, S. 122–128).
Einen Blick in den Tempel der Wiener Loge „Zur neugekrönten Hoffnung“ zeigt wahrscheinlich ein um 1786 entstandenes Gem. (Wien, Hist. Mus. der Stadt Wien): Ein dreistufiges Podest an der Schmalseite des Raums wird von zwei korinthischen Säulen gerahmt, deren Schäfte Schlangen umwinden. An der Wand erscheint ein Landschaftsgem. mit Regenbogen und Sonne, in der das Pentagramm leuchtet. Die Längswände sind mit Pilastern gegliedert; in den Interkolumnien ist jeweils eine Figurennische eingetieft, seitlich davon sind Reliefs mit Trophäen aus Werkzeugen der F. angebracht. Ein dreieckiger und dreiflammiger Kronleuchter erhellt zusammen mit Wandleuchtern den Raum ([10] S. 115f.).
Das 1881–1883 von der Firma Ende & Boeckmann für die Großloge „Royal York zur Freundschaft“, Berlin, an ein barockes Gartenpalais angebaute Logenhaus besaß zwei Logenräume: Der hohe, fensterlose Saal im Erdgeschoß, der durch einen Vorhang zu unterteilen war, hatte blaugrüne Wände mit einer Pilastergliederung aus grau-rötlichem Stuckmarmor und vier seitliche Nischen für die vier in der Großloge vereinigten Logen. Der Stuhl des Großmeisters stand, um einige Stufen erhöht, vor einem vergoldeten Stuckrelief mit ägyptisierender Landschaft zwischen Sphingen. Eine indirekte Beleuchtung tauchte das Relief in blaues und rotes Licht. Der ebenfalls fensterlose, niedrigere „Arbeitssaal“ im Obergeschoß, dessen Betreten nur Eingeweihten erlaubt war, war hingegen in Rot und Gold dekoriert. Der „Orient“ bestand aus einer Nische in einer von Sphingen bewachten Tempelfront (Dt. Bauzeitung 17, 1883, S. 245f., mit Schnitten; Grundriß in: [26] S. 106, Abb. 103).
Der zerst. Tempel der Münchner Loge „Zur Kette“, um 1910, war ägyptisierend mit den Wänden vorgelegten Papyrussäulen dekoriert. Den „Orient“ rahmte das Portal eines ägyptischen Tempels, über den der Horusfalke seine Schwingen breitete. Das Spiegel-Gewölbe täuschte den gestirnten Himmel vor ([25] Abb. 293).
b. Dunkle Kammer
Auch die „Dunkle Kammer“, die als Vorbereitungsraum dient, ist von ritueller Bedeutung (s. Sp. 669). Sie muß fensterlos oder vollkommen zu verdunkeln sein und soll nicht unmittelbar neben dem Logenraum liegen ([26] S. 102). Zu ihrer Ausstattung können Motti gehören, die den einsamen Kandidaten zur Selbsterkenntnis auffordern, das Bild eines Hahns als Tier des Hermes und ein Tisch mit Gegenständen, die für die Vergänglichkeit des Lebens (Vanitas) stehen: Totenkopf, Knochen, Sanduhr, Sense. Als alchemistische Ingredienzien sind Brot, Salz, Schwefel und Wasser vertreten ([10] S. 22–25; [25] Abb. 266).
Zu den wenigen spätbarocken Räumen dieser Art gehört die Dunkle Kammer von Schloß Rosenau (s. Sp. 673) . Sie ist mit blauen „Freundschaftsbändern“ und drei Rosen dekoriert.
c. Sonstige Räume
Neben dem Logensaal wurden im 19. Jh. generell ein Bankett- und Festsaal sowie Garderoben- und Arbeitsräume vorgesehen, die über Korridore erreichbar sein mußten. Im Osten des Logensaals sollte ein Nebenraum mit Zugang zum Saal liegen. Hinzu kamen Bibliothek und Lesezimmer, gelegentlich ein Billard- und Spielzimmer sowie ein Clubraum. Die Wohnung des Kastellans, der ebenfalls ein F. sein konnte, wurde bei freistehenden Logenhäusern nötig ([26] S. 102f.).
2. Privathäuser und Parkanlagen
Die politische Situation Englands im 18. Jh. provozierte den Rückzug oppositioneller Adliger, von denen nicht wenige F. waren, aus dem Leben am Hof. Auf ihren Landgütern ließen sie Gartenanlagen und Gartengebäude (s. Garten) anlegen, die u.a. Freundschaft, Freiheit (Libertas) und Tugend (Virtus) verherrlichten. Ob die allegorische Besetzung der Bauten aus dem Gedankengut der Fm. stammte oder aus der aktuellen politischen Situation und der Kultur des „Sentimentalism“ herrührte, ist nicht immer nachzuweisen.
Als Prototyp solcher Anlagen gilt der Park von Stowe, den sein Besitzer, der F. Sir Richard Temple Viscount Cobham, nach seiner Entlassung aus dem Hofdienst 1733 von William Kent als „irdisches Elysium“ gestalten ließ; der Tempel der „Ancient Virtue“, und die künstliche Ruine als Bild der „Modern Virtue“, ein Ehrentempel auf den „Elysischen Feldern“ für die „British Worthies“ mit einer Pyramide und Merkurstatue im Zentrum sowie ein Tempel der Freundschaft können neben zeitkritischen und empfindsamen Assoziationen auf den Weg des F. angespielt haben. Nach 1740 fügte James Gibbs einen gotischen Tempel der Freiheit hinzu, der auf dreieckigem Grundriß errichtet wurde (George Clarke, Grecian Taste and Gothic Virtue. Lord Cobham’s Gardening Programme and its icon., Apollo 97, 1973, S. 566–571; Adrian von Buttlar, Der engl. Landsitz 1715–1760, Mittenwald 1982, S. 108 u.ö.). – Einen „Salomonischen Tempel“ errichtete nach 1734 der F.- Architekt John Wood d.Ä. als Kapelle im Park von Prior Park für den F. Ralph Allen. In anderen Anlagen nahm die Vorliebe für Pantheon-Variationen und Pyramiden möglicherweise nicht nur Klassizismus und Ägyptenmode vorweg, sondern war auch Ausdruck der Fm. ([24] S. 259–263).
In der Nachfolge engl. Landschaftsgärten steht der ab 1775 von Emanuel Joseph von Herigoyen für den Mainzer Kf. Carl Joseph von Erthal gestaltete Park Schönbusch bei Aschaffenburg. Eines der darin errichteten Gebäuden ist der „Freundschaftstempel“, der möglicherweise auf die Fm. bezugnimmt (Hermann Reidel, E.J. von Herigoyen ..., Mchn.-Zh. 1982, S. 42f.). Zu Grabmonumenten von F. in Form von Pyramiden s. Sascha Winter, „Wo der Tod winkt, lächelt das Leben“. Gräber von F. und Rosenkreuzern in Gärten um 1800, in: Symbolism in 18th C. Gardens ..., hg. von Jan A. M. Snoek u. a., Den Haag 2006, S. 311–333.
Private Wohnhäuser von F. auf dem europ. Kontinent wurden gelegentlich mit Ausstattungen versehen, aus denen auf die Weltanschauung ihrer Besitzer geschlossen werden kann.
Zwar ist der Bauherr des „Hauses zum Kirschgarten“ in Basel (1775–1780), Johann Rudolf Burckhardt, nicht als Mitglied einer Basler Loge nachweisbar, aber Haus und Garten verweisen auf sein Interesse an der Fm.: der mit Akazie und Sonne geschmückte „Freundschaftstempel“ ebenso wie ein (nicht ausgeführter) Entw. für einen dreieckigen Garten mit Tempel (Burkard von Roda, Das Projekt eines Freundschaftstempels und andere freimaurerische Elemente im Haus zum Kirschgarten zu Basel, in: Ausst.kat. „Das Haus zum Kirschgarten und die Anfänge des Klassizismus in Basel“, Basel 1995, S. 113–133).
Franz von Gumer, 1771–1776 Bürgermeister von Bozen, richtete der Bozener Loge nach kaiserlichen Repressalien einen Raum im „Großen Haus Toggenburg“ in Himmelfahrt (Oberbozen) ein, in dem die F. nach 1785 ihre Treffen abhalten konnten. Die Wände schmücken illusionistische Architektur mit den Säulen Jachin und Boas und Szenen aus der rituellen Arbeit der Fm. in Camaieumalerei (Helmut Reinalter, Geheimbünde in Tirol, Bozen 1981, S. 103–108; [25] S. 194f.).
Der Festsaal in dem 1795 begonnenen Gartenpalais des Kaufmanns und Bankiers Georg Friedrich Dittmer in Regensburg wurde mit Wand- und Deckengem. dekoriert, die dessen Zugehörigkeit (ab 1781) zur Wiener Loge „Zur gekrönten Hoffnung“ andeuten: Die Lünetten über den Portalen zeigen den „rauhen Stein“ mit dem Spitzhammer (s. Sp. 684f.) und eine Pers. der Hoffnung mit dem Anker. Im Deckengem. herrscht die Weisheit (Sapientia) in Gestalt Minervas über die Lebensalter, unter denen sich Pers. befinden, die möglicherweise die drei ersten Weihegrade der Fm. verbildlichen (Beate Reinhold, Das Dittmer’sche Gartenpalais am Oberen Wöhrd. Eine F.-Villa als kulturgesch. Zeugnis des späten 18. Jh., Dpfl. in Regensburg 7, 2000, S. 57–69).
B. Ornat und Insignien
Bei ihren Zusammenkünften trugen und tragen F. die ihrer Zeit entsprechende feierlich-förmliche Kleidung.
Bei festlichen Arbeiten werden Handschuhe, oft weiße Lederhandschuhe, getragen, die reich ausgeziert sein können. Von manchen Systemen und in manchen Graden werden weitere Accessoires verwendet, so etwa der Zylinder („Hoher Hut“).
Hinzu kommen spezifische Kleidungsstücke und Insignien.
Friedrich Wilhelm Graupenstein porträtierte 1873 Wichard Lange, „Meister vom Stuhl“ der Loge „Zum Pelikan“, Hamburg, vor einer Säule sitzend mit den Abzeichen seines Amtes: dem Schurz, dem Bijou an blauer Seidenmoiréeschärpe und dem Zeremonialhammer; neben ihm liegen weiße Handschuhe sowie das offene Buch mit dem Degen im Hintergrund (Ausst.kat. „Fm. in Hamburg seit 1737“, Hamburg 2009, S. 64).
1. Schurz
Das wichtigste Zeichen für die Zugehörigkeit zur Fm. ist der Schurz als Erinnerungszeichen an die Handwerkertradition. Seine Gestalt wurde im Lauf der Zeit in Größe und Form verändert. Daneben gab es auch regionale Unterschiede.
Ursprünglich trugen Steinmetze als Arbeitsschutz ein großes Schaffell mit umgeschlagenem Oberteil. Daraus entwickelte sich der in der Regel viel kleinere F.schurz, dessen „Schürze“ meist einen dreieckigen Überschlag an der Oberkante hat. Als Material findet oft weißes Leder mit Applikationen Verwendung. Es gibt jedoch auch textile Schurze, z.B. aus Seide, die bestickt, bemalt oder bedruckt sind. Im 18. Jh. dominierten unten halbrunde, seitlich abgerundete oder auch in Form von Wappenschilden unten angespitzte Schurze. Im 19. und 20. Jh. fanden sehr oft rechteckige Schurze Verwendung. Sie sind in der Regel farbig eingefaßt.
Der Schurz ist zugleich Rangabzeichen, d.h. die einzelnen Grade sind durch Farbe (s. Sp. 683) und Ausstattung des Schurzes gekennzeichnet.
Der Lehrlingsschurz ist in der Regel weiß, entsprechend der Unschuld des Beginnens. Beim zweiten und dritten Grad ist der Schurz oft blau eingefaßt; der Meisterschurz trägt nicht selten zusätzlich drei blaue Rosetten (zwei unten, eine auf dem Überschlag).
Entsprechend der Vielzahl von Hochgradsystemen und unterschiedlichen Lehrarten ist das Bildprogramm des Dekors bei den höheren Graden unterschiedlich. Für festliche Gelegenheiten und für wichtige Funktionsträger wurden kostbare Prunkschurze hergestellt, die oft eine Fülle von Symbolen enthalten.
Der Meisterschurz des Philosophen Claude Adrien Helvétius (gest. 1771), den Voltaire (François-Marie Arouet) 1778 bei seiner Aufnahme in die Pariser Loge „Les Neuf Sœurs“ trug, zeigt auf weißer, hellblau bordierter Seide eine gedruckte und kolorierte Darst. des Pantheons auf siebenstufigem Sockel mit „Musivischem Pflaster“, gerahmt von den Säulen Jachin und Boas, die mit Granatäpfeln bekrönt sind; über dem Tempel flammender Stern mit „G“ und acht kleine Sterne sowie gekreuzte Akazienzweige mit Freundschaftsknoten; seitlich Insignien der Fm., darüber Sonne und Mond; auf dem Überschlag weitere Werkzeuge mit Globus und Bienenkorb (Paris, Mus. du Grand Orient de France: [7] S. 264f., Nr. 14/14). – Der Schurz des Franz Joseph von Bosset, Mitglied der Loge „Zur gekrönten Hoffnung“, Wien, um 1789, aus weißer Seide mit roter Einfassung; über einem Totenkopf und gekreuzten Akazienzweigen sind Zirkel und Winkeleisen durch ein Freundschaftsband zusammengefaßt (Abb. 10). – Säulen, Pflaster und (ägyptisierender) Tempel sind z.B. auch auf einem in Blau bemalten Schurz mit Akazienzweig-Bordüre aus weißer Seide, Frankr. (?), E. 18. Jh., zu finden (Brüssel, Mus. maçonnique: [8] Abb. S. 36; S. 121, Nr. L 18b). – Der lithographierte Dekor eines Meisterschurzes der Johannisloge „Zur Goldenen Harfe“ in Leer, Schleswig-Holstein, 1821, zeigt drei Totenschädel mit Akazienzweigen, die einen Opferaltar umgeben, auf Sockeln Pers. von Sapientia und Veritas (?), auf dem Überschlag drei zur Sonne fliegende Adler (RDK I, Sp. 172–179) mit dem Motto „Ad aquilarum instar“ (Abb. 11; Bayreuth, Dt. F.-Mus.: [18] S. 74f., Nr. 34). – Albert Edward Prince of Wales (später Kg. Edward VII. von England) trug in seiner Amtszeit als Großmeister der engl. Großloge (1874–1901) einen rechteckigen Schurz aus Lammleder und blauer Seide, der reich mit Golddraht bestickt und mit Brokatfransen gesäumt ist; im Zentrum des Schurzes die strahlende Sonne, Teil seines „Bijou“ (s. Sp. 680f.), auf der Rahmenbordüre Lotosblüten, Granatäpfel und Kornähren (London, United Grand Lodge of England: [7] S. 193, Nr. 10/6). – Schurze des Alten und Angenommenen Schottischen Ritus: ebd., S. 317–324. Weitere Beisp.: [11] S. 156f.; [25] S. 172–177; [21] S. 46.
Schurze des „Rosenkreuzergrades“, in denen stets die Farbe Rot Verwendung findet, tragen neben dem Kreuz mit der Rose Darstellungen des Phönix oder des Pelikans, der sich die Brust verletzt, um mit seinem Blut seine Jungen zu nähren.
Ein lederner, mit roter Fransenbordüre gerahmter Schurz, Frankr. oder Niederl., um 1800, wurde mit einem Kupferstich bedruckt, der den Pelikan auf siebenstufigem Podest vor dem mit einer Rose belegten Kreuz darstellt; am Fuß des von Rosenstock und Akazie flankierten Podestes steht ein von der Schlange umwundener Globus, gerahmt von Pers. der Fides und Caritas. Im Vordergrund ist ein Kelch auf Säulenstumpf zu sehen, Säulenfragmente und zerbrochene Maurerwerkzeuge werden von einem Ritter bewacht (Bayreuth, Dt. F.-Mus.: [18] S. 132f., Nr. 72).
Schurze der Mitglieder von Adoptionslogen haben mehrfach den Baum der Erkenntnis im Zentrum sowie Bildmotive, die auf die Erdteile (RDK V, Sp. 1107–1202) verweisen; Beisp. des 18. Jh. in [8] Abb. S. 39, 59.
In der 1. H. 19. Jh. wurden Schurz und „Bijou“ (s. unten) häufig in eigens angefertigten Taschen aufbewahrt (z.B. mit Glasperlen bestickte Tasche aus der Münchner Loge „Zur Kette“ mit Darstellungen des Tempels, Globus, Setzwaage und Quader: [25] S. 184, Abb. 244f.).
2. Bijou
Zur weiteren Ausstattung des F. gehört vor allem das meist aus Edelmetall gefertigte Bijou, das „Juwel“, als Abzeichen der Loge. Es wird auf einer Schärpe getragen, die um den Hals oder über die Schulter gelegt wird (vgl. ein anonymes Pastellporträt Georg Büchners als F., um 1830: [25] S. 183, Abb. 242). Die Schärpe ist in Farbe, Material und ggf. Verzierung meist dem Schurz angeglichen. Das Bijou zeigt in der Regel eine Kombination von F.-Motiven (Abb. 12 und 13), die oft Bezug auf den Logennamen und das diesem zugrundeliegende Konzept nehmen. Vielfach ist der Name der Loge selbst Teil des Bijou.
Die Frankfurter Loge „Zur Einigkeit“ verbildlichte im 19. Jh. ihren Namen durch eine „Dexterarum iunctio“ in zwölfstrahligem Stern (Bayreuth, Dt. F.-Mus.: [25] S. 180, Abb. 231). Der Name der Loge „Zur teutschen Tapferkeit“ in Iserlohn wurde 1796 in die Arme eines kreuzförmigen Bijou eingeschrieben (ebd., S. 180, Abb. 234); das Bijou der Loge „Ludwig zum Palmenbaum“ in Köthen, 19. Jh., zeigt in Emailmalerei die Initialen des Namens, „L. P.“ mit einer Palme (ebd., S. 181, Abb. 237).
3. Beamtenabzeichen
Neben dem Bijou gibt es Funktionsanhänger für die „Beamten“ (z.B. Winkelmaß: Meister vom Stuhl, Lot: 1. Aufseher, Gekreuzte Federn: Sekretär; vgl. Sp. 668) und Ehrenzeichen.
Eine Serie von Beamtenabzeichen aus Silber, um 1800, ist in Den Haag erhalten (Mus. Grootoosten der Nederlanden: [7] S. 208f., Nr. 11/6–11/13). Zu den Abzeichen des Großmeisters der Großloge von Schottland, vor 1885, s. [21] S. 57, Abb. 39. Das Abzeichen eines „Souveränen General-Großinspektors“ vom 33. Grad des Alten und Angenommenen Schottischen Ritus, 19. Jh., hat die Form eines griech. Krückenkreuzes, das mit einem neunzackigen Stern und einem mit Schwurszepter gekreuzten Schwert belegt ist. Auf dem zentralen Clipeus steht die Inschrift „ORDO AB CHAO. DEUS MEUMQUE JUS“ (Slg. Naudon: ebd., S. 99).
Der satirische Kupferstich „Night“ aus der Serie der Tageszeiten, dat. 1738, von William Hogarth zeigt einen betrunkenen F. mit Winkelmaß-Anhänger und langem Schurz (evtl. ein Porträt des Richters und F. Thomas de Veil, der gegen den Ginkonsum vorging, aber selbst dem Alkohol zugeneigt war); er wird vom Türwächter seiner Loge heimgeleitet (Ronald Paulson, Hogarth’s Graphic Works, Ld. 31989, S. 106–108, Nr. 149, Abb. S. 331).
4. Waffen
Das Flammenschwert (RDK IX, Sp. 693–744) gehört zu den Insignien jedes F., die bei bestimmten Ritualen gebraucht werden. Der Meister vom Stuhl hält es u. a. während der Aufnahme eines neuen Lehrlings ([10] S. 68; dazu s. Sp. 669). Es erinnert an die Vertreibung der Stammeltern aus dem Paradies.
Beisp.: Flammenschwert mit Scheide des Marie-Joseph Motier, Marquis de Lafayette (1757–1834), F. seit 1775, 1777/1778 als Meister in die Loge „Union americaine“ aufgenommen (Paris, Slg. G. O.D. F.: [8] S. 142, 163, Nr. U3c). Weitere Beisp.: ebd., S. 135. – Ob auch das auf dem Vorsatzblatt zu Jakob (James) Andersons Werk „Neues Constitutionen-Buch der Alten und Ehrwürdigen Bruderschafft der Frey-Maurer“ [1] abgebildete „StaatsSchwerdt der Frey-Maurer-Gesellschaft“ ein Flammenschwert darstellt, ist nicht erkennbar, da die Klinge in der ziselierten Scheide steckt.
Der Dolch (RDK IV, Sp. 111–120) wird als verkleinerte Sonderform des Schwertes von Vertretern bestimmter Hochgrade getragen. Ebenso wie bei den Schwertern sind die Parierstangen gelegentlich in Form gekreuzter Knochen gestaltet. Die Klinge kann geflammt oder mit Werkzeugen der Fm. dekoriert sein (Abb. 14).
Der *Degen (RDK III, Sp. 1218–1230) hatte in den Riten der Fm. im 18. Jh. eine doppelte Funktion: Er erinnerte einerseits an die legendäre Abstammung der F. von den Tempelrittern, auf der anderen Seite war adligen und bürgerlichen F. das Tragen des Degens gleichermaßen gestattet und damit Ausdruck ihrer gesellschaftlichen Gleichrangigkeit.
Weitere Insignien kommen nur bestimmten Funktionsträgern zu: So wird der oft reich dekorierte Hammer von dem „hammerführenden“ Meister vom Stuhl und den beiden Aufsehern getragen; Beisp. des 19. Jh.: [25] S. 188. Eigene Bekleidungsvorschriften gelten für die Teilnehmer an rituellen Abläufen (s. Sp. 669).
C. Farben, Symbole und Allegorien
1. Farben
In Realien der Fm., bes. in der Ausstattung der Logengebäude (s. Sp. 671–674) und auf dem Schurz (s. Sp. 677f.), finden Farben Verwendung, die verschieden gedeutet werden ([12] S. 137).
Blau, die Farbe der „Johannislogen“ (s. Sp. 665), steht für den Himmel, Unsterblichkeit, Ewigkeit, Treue und Freundschaft. Mit Rot wird das Feuer, Glauben, Stärke (Fortitudo: RDK X, Sp. 225–271) und göttliche Liebe assoziiert; es dient als Farbe von Hochgraden (s. Sp. 665–668). Verwendung fanden auch die Farben Weiß, Purpur, Himmelblau und Karmesin für die vier Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer ([26] S. 101), Grün für die Hoffnung, Violett für Mäßigkeit und Schwarz für Tod und Trauer ([12] S. 137).
2. Symbole
Material und Werkzeuge des Bau- und Steinmetzgewerbes werden in der Fm. als Symbole der „königlichen Kunst“ betrachtet (zur Interpretation der einzelnen Objekte im 18. Jh. s. Joseph Baurnjöpel, Grundlinien eines eifrig arbeitenden F. in dreimal Drei, hg. von Friedrich Gottschalk, Wien 1986, Bd. 1, S. 49–52; [12] S. 136f.).
Der rohe und der behauene Quader sind Bilder für den Menschen, der durch Arbeit an sich selbst zu einem verwendbaren Bestandteil des gemeinsamen Tempelbaus wird. Das Winkelmaß, das dem Stuhlmeister zugeordnet wird, dient als Bild für das „rechte Verhalten“, der Maßstab für das „rechte Maß“ und als Vorgabe für ununterbrochene Arbeit an der Vervollkommnung. Der Zirkel (auch der Zirkelschlag mit Zentrum) beschreibt das Verhältnis des einzelnen F. zu seiner Umgebung. Die dem ersten Aufseher zugeordnete Setzwaage verweist auf Gleichheit und gleiches Recht der F. Das Senkblei, das der zweite Aufseher hält, entspricht der Suche nach der Wahrheit und gerechtem Urteil. Der zweiköpfige Hammer ist Insignie des Meisters und der beiden Aufseher (s. Sp. 668) und steht für die „Hammergewalt“; der Spitzhammer umschreibt die Arbeit des Lehrlings am „Rauhen Stein“ ([17] S. 378). Die Kelle dient zum Verfugen der einzelnen Steine; sie ist Bild der brüderlichen Liebe.
Zu großen Teilen sind Metaphorik und Ikonographie der Fm. der jüdisch-christlichen Text- und Bildtradition entnommen.
So erinnert die Himmelsrichtung Osten, die der Anlage jedes Logenraums zugrundegelegt wird (s. Sp. 672), an Jerusalem als den Ort des Salomonischen Tempels und die hierin verbildlichte Weisheit.
Der Wiederaufbau des zerstörten Tempels steht für die Aufgabe der Fm., ein gemeinsames harmonisches Haus der Menschheit zu gestalten. Häufig wird auf den Märtyrer-Baumeister Hiram bezuggenommen, der als Architekt des Königs den Tempelbau leitete und von drei ungetreuen Gesellen, die das Meisterwort erzwingen wollten, erschlagen wurde (zu dieser nicht-biblischen Legende vgl. [19] S. 358f.). Von Bedeutung sind weiterhin Einzelteile des Tempels, bes. die Säulen „J[achin]“ und „B[oas]“ im Vorhof (s. Sp. 672).
An den zerstörten Salomonischen Tempel erinnern zahlreiche Ruinendarstellungen, z.B. die geborstene Säule mit dem Motto „adhuc stat“ (Archiv der Großloge von Österreich, „Ritual zum Ersten Grad“, Hs., Wetzlar 1778). Die Kaiser Friedrich III. zugeschriebene Devise mit einer geborstenen Statue auf Sockel (Typotius, Bd. I, S. 40f., Taf. 17) wurde im 18. Jh. auf die Arbeit der Fm., auch auf die der Menschheit generell ausgelegt.
Zahlen und geometrische Figuren entstammen dem gleichen Bezugsrahmen; sie wurden jedoch teilweise spezifisch auf die Fm. interpretiert.
So ist die Zahl Drei nicht nur Symbol der Trinität und Bild für die Theologischen Tugenden, sondern erinnert an die Grade der Johannismaurerei (s. Sp. 665), die dreijährige Lehrzeit und die Zahl der großen und kleinen „Lichter“ (s. Sp. 672). Die Fünf kann sich auf das Alter des Gesellen und die fünf Punkte der Meisterschaft beziehen. Die Sieben erinnert an das Alter der Erhebung zum Meister.
Das aufrechte Dreieck, teils mit dem Auge Gottes (RDK I, Sp. 1243–1248), steht für den Geist, das umgekehrte für die Materie. Das längliche Viereck kann die Loge bezeichnen, aber auch das Reißbrett, auf dem der Meister seine Entwürfe durchführt. Das stehende Pentagramm kann als Zeichen des Menschen, besonders des menschlichen Willens gelten ([19] S. 356), das Hexagramm hingegen als Zeichen für den Makrokosmos. Beide Formen verbildlichen zusammen mit dem einbeschriebenden „G“ den „Flammenden Stern“ (s. unten).
Eine Reihe von Bildmotiven, die auch in der zeitgenössischen Emblematik verwendet wurden, erhielten in der Fm. zusätzliche Bedeutung.
Den ersten drei Graden werden Gestirne zugeordnet: dem 1. Grad die Sonne, dem 2. Grad der Flammende Stern (s. Sp. 688), dem 3. Grad der Mond.
Dem 3. Grad können auch Bilder für Zeit, Tod und Wiedergeburt beigegeben werden: Stundenglas, Totenkopf, Tränen, Ouroboros und die Akazie, die auf dem Grab des ermordeten Hiram gepflanzt wurde und das „Stirb und werde“ versinnbildlicht (zu weiteren Auslegungen vgl. [10] S. 72, 74f.; [7] S. 455).
Als Symbole der Brüderlichkeit finden Bildmotive Verwendung, die auch im Freundschaftskult des 18. Jh. (Sp. 675f. und 691f.; s.a. Freundschaft) häufig waren: Handschlag, Kette, Freundschaftsband und -knoten.
Andere Bildzeichen wurden auf bestimmte Hochgrade ausgedeutet: so der die Jungen nährende Pelikan und der Phönix auf den 18. Grad (Rosenkreuzergrad). Der Dolch, der in templerischer Legende an die Rache für die Ermordung des Templer-Großmeisters Jacques de Molay erinnert, steht für den 30. Grad (Ritter Kadosch). Der Bienenkorb gilt als Bild gemeinschaftlicher Arbeit, der Schlüssel verweist auf Verschwiegenheit, Arkandisziplin, jedoch auch auf die Mitteilung von „Geheimnissen“ bei Graderteilungen, die Jakobsleiter auf die Höherentwicklung des F.; (drei) Rosen bezeichnen die Gefühle, aber auch das Totengedenken.
3. Allegorien
Lehrgebäude und Tugendsystem der Fm. wurden seit dem 18. Jh. in allegorischen Darstellungen zusammengefaßt.
Beisp.: Alexander Slade stach 1754 ein abstraktes Bild des F., das aus den Werkzeugen und Insignien der Loge besteht (Abb. 15). An die Hilfe der Fm. bei der Entmachtung des österreichischen Ordensklerus unter Kaiser Joseph II. erinnert ein Kupferstich von 1782 ([7] S. 442f., Nr. 25/4/4).
Das Frontispiz zu der „Verräterschrift“ Les plus secrets mysteres des hauts grades ..., Jerusalem 1774 (1. Aufl. 1768) gibt einen abstrahierten Tempelbau als Bild für den Aufbau von Glauben und Kirche (ebd., S. VI) wieder: Auf siebenstufigem Stylobat steht der Gute Hirte unter einer von Säulen flankierten Serliana. Diese trägt eine Dachkonstruktion mit einem Dreieck zwischen Obelisken, das seinerseits einen Kreis mit den Namen der Erzengel stützt, in den ein Stern und ein weiteres, auf der Spitze stehendes Dreieck mit Sonne einbeschrieben ist; seitlich davon eine Taube („Anima“) und eine Frauenfigur („Spiritus“). Darüber ein mit zwei „B“s beschrifteter Aufsatz und eine Kugel mit strahlendem Kreuz und den Schlangen des Merkurstabes; auf der Kugel das Motto „Lux ex tenebris“ mit nach rechts gewandtem Pfeil und die Beischrift „Adonai“. Zur komplexen Allegorie der Hochgrade in demselben Werk s. [21] S. 121, Abb. 104.
Die Tugenden des F. schilderte ein Mitglied der Malerfamilie Closterman(s) 1812 in einer kolorierten Federzeichnung mit pseudo-heraldischem Inhalt: Über einer Landschaft mit Brücke schwebt ein Wappenschild mit rotem, golden gerahmtem Kreuz auf weißem Grund. Er trägt die Aufschriften „HONNEUR Ä DIEU, AMOUR POUR SON PROCHAIN, RESPECT AUX LOIS“. An der Stelle des Herzschildes ist ein goldenes Dreieck mit Auge, Ohr und der Inschrift „ET SE TAIRE“ eingefügt (vgl. Sp. 693f.). Der Schild ist mit Akazien- und Palmzweigen besteckt; Voluten am unteren Rand tragen Biber (RDK II, Sp. 517f.) und Sphinx, Senkblei, Wasserwaage sowie ein Tuch mit Schlüssel und Winkeleisen. An der Stelle der Helmzier befinden sich Bienenkorb, Leiter, Stößel sowie – gekreuzt – Degen und Säbel. In Anspielung auf die Devise Kaiser Karls V. rahmen zwei Lanzen mit dem Motto „Nec plus ultra“ das Wappen (Paris, BNF: [21] S. 93, Abb. 80).
Das Gradsystem der amer. Fm. im 19. Jh. verbildlicht eine Lithographie von Everit Henry in Form einer Lebenstreppe (Franz Carl Endres und Annemarie Schimmel, Das Mysterium der Zahl, Köln 1984, S. 256).
Die Ziele der Fm. sind auf einer Lithographie, Paris 1895, angegeben: Eine Pers. der Fm. mit dem Flammenstern und weiteren elf Sternen über ihrem Haupt hält Fackel, Akazienzweig und ein programmatisches Schriftband, auf dem als Gedanke der Fm. „Gutes Tun“, als deren Panier „Humanität“ und als deren Krone „Tugend“ genannt sind. Ihre Füße setzt sie auf den Globus, auf dem die unterschiedlichen Systeme der Fm. notiert sind; unter diesem erscheint das apokalyptische Lamm auf dem Buch mit den sieben Siegeln. Eine männliche Pers. mit Buch und Schweigegestus sowie eine weibliche mit Spiegel flankieren die Fm. In den oberen Bildecken Zeichen für zwei Hochgrade (Pelikan mit Rosenkreuz und Doppeladler auf dem Degen), in den unteren für die Johannesmaurerei (Bienenkorb, Zirkel, Meßgerät und Senkblei, Winkeleisen und Akazienzweige ([25] S. 9).
D. Gebrauchsgraphik und Kunsthandwerk
Die Bildlichkeit der Fm. schlug sich nicht nur in den Insignien und dem Ornat der F. nieder, sondern auch in verschiedenen Gebrauchsgegenständen.
1. Meisterbriefe und andere Diplome
Jeder Bruder erhielt nach seiner Einweihung in den dritten Grad einen Meisterbrief. Dieser war bes. im 18. Jh. in der Regel ein ikonographisch reich gestaltetes druckgraphisches Formular mit handschriftlichen Einträgen.
Ein 1755 von der engl. Großloge in Auftrag gegebenes Kupferstichformular diente 1774 als Meisterbrief für Thomas Benham (Loge „Zum schwarzen Raben“, Southwark). Der auf Pergament gedruckte und gesiegelte Stich zeigt drei Säulen von dorischer, ionischer und korinthischer Ordnung sowie Pers. der Theologischen Tugenden; Fama deutet auf das Siegel ([7] S. 186, Nr. 9/20). – Ein lithographierter Meisterbrief, ausgestellt 1876 für David Mary Lion, Großsekretär der Großloge von Schottland, wies diesen als Mitglied des 33. Grades des Ordens von Memphis (Großorient von Ägypten) aus; das italienisch und arabisch beschriftete Formular ist durch ein ägyptisierendes Tempeltor mit Personifikationen und zwei Obelisken mit Pelikan und Phönix in zwei Kolumnen geteilt (ebd., S. 401f., Nr. 23/2/13).
Als Ausweise reisender F. wurden „Logenpässe“ ausgestellt; auch für diese fanden gedruckte Formulare mit allegorischen Bildinhalten Verwendung.
Beisp.: Paß für François Bordes aus der Loge „La Française St. Joseph des Arts“, Toulouse, ausgestellt im Weltjahr 5785 (= 1785). Der kolorierte Kupferstich von J. (Marc?) Mercadier, Toulouse, zeigt ein von dorischen Säulen flankiertes Torgebäude, dessen Metopen-Triglyphenfries mit F.-Werkzeugen besetzt ist; auf dem Dreieckgiebel mit dem Pelikan im Tympanon lagern Personifikationen von Pax (Friede) und Justitia. Minerva-Sapientia hebt ein die Toröffnung verhüllendes Velum mit dem Text des Passes und gibt den Blick auf eine Schloßanlage im Hintergrund frei (Paris, BNF: [21] S. 87, Abb. 74).
2. Alba amicorum
Nicht selten führten F. ein Stammbuch (s. a. Freundschaft), in die sich Logenfreunde und andere F. eintrugen. Sowohl die Titelblätter als auch die Einträge können Bezüge zu Gedankengut und Motivik der Fm. aufweisen.
Beisp.: Ein Eintrag des Erfurter Medailleurs Georg Heinrich Werner, 1749, zeigt unter dem Motto „Durch Gerechtigkeit und Klugheit wird das Welt=Gebäu erhalten“ Justitia vor einer Tafel der Planetensphären in vermutlich biographisch begründeter Konjunktion und einem Obelisken; vor der Tafel liegen Senkblei, Meßlatte, Zollstock und ein Spiegel mit der Schlange (Bamberg, Univ.bibl., M.v.O. Msc. 56, Bl. 124r: Ausst.kat. „Edler Schatz holden Erinnerns“, Bamberg 1995, S. 105). – Das Stammbuch des F. Jacob Friedrich Richter zeigt auf dem Widmungsblatt, Jena 1761, einen schreibenden Gelehrten mit Globus und Fm.-Werkzeugen (Stockholm, Kgl. Bibl., ms. Ir 7a: Lotte Kurras und Eva Dillmann, Die Stammbücher der Kgl. Bibl. Stockholm, Stockholm 1998, S. 72, Nr. 51, Abb. 11). – Auf dem Titelblatt eines Stammbuchs, das der Jurist August Ludwig Schott 1770 in Tübingen führte, liegen eine Schriftrolle, Zirkel, Senkblei, Winkelmaß und Winkeleisen unter der von Pers. der Historia und der Sapientia oder Virtus flankierten Widmungskartusche des Besitzers (Erlangen, Univ.bibl., ms. 2061). Den Eintrag des Johann Melchior Knieriem aus Riga, 1.10.1781, ziert ein Winkeleisen, unter dem zu lesen ist: „Der ist ein Keiser und glücklich, der willig die Stelle ausfüllt, die der baumeister der Welt, der den Plan im Ganzen denkt, ihm bestimmt hat.“ (ebd., pag. 4).
3. Liederbücher
Instrumentale und vokale Zeremonialmusik sowie Logenlieder wurden speziell für die Fm. geschaffen. Die Liederbücher sind oft reich illustriert.
Ein frühes Beisp. ist das Werk „Calliope of English Harmony“, Ld. 1739; jedes Lied wird durch einen szenischen Kupferstich eingeleitet ([18] S. 206f.). 1746 erschienen die „Freymaurer-Lieder“, hg. von Ludwig Friedrich Lenz, 1749 die „Neuen Freymäurer-Lieder“ von Johann Adolf Scheibe (Melanie Unseld in: [15] Sp. 1214, § 6.2).
4. Wappen, Siegel und Medaillen
Wappenschilde einzelner F. können ebenso wie Logenwappen Träger von F.-Motiven sein (Beisp. bei F. Cadet de Gassicourt und Félix Clément Léon Du Roure de Paulin, L’Hermetisme dans l’art héraldique, Paris 1972, S. 281–295; s. auch Sp. 687).
Auch Logensiegel verwiesen auf die Inhalte der Fm. sowie auf die Freundschaft der F. untereinander; dem Handschlag kommt daher besondere Bedeutung als Bildmotiv zu (Beisp. bei [11] S. 105). Auf dem Petschaft der Provinzialloge von Österreich, 1784, ist der sich opfernde Pelikan zusammen mit dem Januskopf und dem flammenden Stern abgebildet ([7] S. 441, Nr. 25/3/22).
Mit Medaillen wurden seit dem 18. Jh. sowohl der Logengründungen und -jubiläen als auch biographischer Anlässe im Leben bedeutender F. (Eintritt, Eheschließung, Tod) gedacht. Hinzu kamen Medaillen, die auf Ideale der Fm. Bezug nahmen (dazu [4]). Die Ikonographie der Medaillenreliefs umfaßt das ganze Spektrum freimaurerischer Symbole und Allegorien, Porträts und Veduten.
Auf die Gründung der Braunschweiger Loge „Jonathan“, 1744, verwies u. a. eine Medaille, die auf dem Avers einen Bienenkorb zwischen einem dürren und einem grünen Baum sowie das Motto „Odi profanum vulgus et arceo“ (Horaz, Carmina 3,1,1) zeigt, auf dem Revers das Freundespaar David und Jonathan (s. Freundschaft). Das hundertjährige Bestehen der Fm. wurde 1817 in Dresden mit einer Medaille gefeiert, die eine Rahmung aus Freundschaftsknoten, verschlungenen Händen und dem Haupt Johannes des Täufers zeigt ([4] Bd. 1, S. 36, Taf. IV, Nr. 27; S. 61, Taf. VIII, Nr. 53).
Anläßlich der zweiten Eheschließung von Markgf. Christian Friedrich von Brandenburg-Bayreuth mit Sophie Caroline Marie von Braunschweig wurde 1759 eine Medaille geprägt, die den Fürsten mit Schurz zeigt, wie er seiner Braut („DIGNISSIMAE“) an antikisierendem Altar opfert (ebd., Bd. 1, S. 17, Taf. I, Nr. 6). Die Loge „Zu den drei Sternen“ in Ansbach widmete ihrem Großmeister, Markgf. Christian Friedrich Carl Alexander von Brandenburg-Ansbach, im selben Jahr eine Medaille zum Geburtstag; der Revers zeigt die Werkzeuge der Fm. unter dem Motto „AIMER ET SE TAIRE“ (Dieter Fischer und Hermann Maue, Die Medaillen der Hohenzollern in Franken, Nbg. 2000 [Wiss. Beibde. zum Anz. des Germ. Nat.mus., 15], S. 246, Nr. 3.708). Auf die Verschwiegenheit als Tugend des F. beziehen sich auch Medaillen mit dem Bild des Harpokrates, z.B. Nürnberg, 1743 ([4] Bd. 1, S. 37, Nr. 29). „CHARITAS“ wurde auf einer Medaille zur Gründung des Prager Waisenhauses, 1773, beschworen; Johannes der Täufer erhebt seine Hand zur Sonne (ebd., S. 156, Taf. XVIII, Nr. 138).
Ob die häufigen Medaillen, die auf Freundschaft (s. Sp. 675f. und 686) bezugnehmen, in jedem Fall freimaurerischen Ursprungs oder Realien des auch in anderem Zusammenhang verbreiteten Freundschaftskultes sind, ist in vielen Fällen unsicher (ebd., Bd. 1, S. 35, Taf. IV, Nr. 23–25; Bd. 2, S. 81, Nr. 205, Taf. XXVIII). Inschr. bez. ist jedoch eine Medaille der Genfer Loge „de l’Amitié“ von 1797, die eine Pers. der Freundschaft mit Ulme auf dem Revers trägt (Wilhelm Deonna, Les fresques de la Maison de Ville de Genève, ZAK 13, 1952, Taf. 46, Abb. 19).
Auch der Mopsorden hinterließ Medaillen, so ein Nürnberger Exemplar von 1745, dessen Avers zwei Säulen mit aufgehender Sonne und dem Motto „ASSEZ“ zeigt, während auf dem Revers ein Mops auf einem Quader über Anker und Dreizack ruht (ebd., Bd. 1, S. 145, Taf. XVII, Nr. 129).
5. Uhren, Tabatieren und Pfeifen
Taschen-, Tisch- und Wanduhren waren seit dem späten 18. Jh. gelegentlich Träger freimaurerischer Motivik. Innerhalb des Uhrwerks, auf Zifferblatt oder Gehäuse erscheinen meist Werkzeuge der Fm. in Gravur oder Emailmalerei (C. Clark Julius, Masonic Memorabilia, York, Penn. 1991, S. 68–114).
Eine goldene Taschenuhr, sign. „Lars Dd. Baillod“, dat. 1793, für die Loge von Neuchâtel zeigt auf dem Deckel in Emailmalerei Pers. von Weisheit, Stärke und Schönheit (Inschrift „Sagesse, force, beauté“); Signatur und Datierung sind in Fm.-Schrift eingraviert; die Ziffern sind durch Werkzeuge ersetzt (Abb. 18).
Eine versilberte Taschenuhr mit Zifferblatt aus Fayence, E. 18. Jh., zeigt die Zeit im revolutionären Dezimalsystem an; auf die Fm. verweist das gleichschenklige Dreieck im Zentrum (Brüssel, Coll. „Les Vrais Amis de l’Union et du Progrès réunis“: [8] S. 171, Nr. W4b). Schweizer F.-Uhren aus der Fa. Schwab-Loeillet, Genf, hatten gelegentlich die Form eines Dreiecks ([7] S. 223, Nr. 12/36; vgl. [21] S. 102, Abb. 88; Jürgen Abeler, Zeit-Zeichen ..., Dortmund 1983 [Die bibliophilen Taschenbücher, 362], S. 146). Die 1920 gegründete Firma des F. William Dudley in Lancaster, Penn., stellte Taschenuhren her, bei denen die Ziffern und Teile des (sichtbaren) Uhrwerks durch F.-Symbole ersetzt waren; Dudley nahm sich dabei Uhren des fr. 19. Jh. zum Vorbild (Franz J. Varga, Die „Dudley“ ..., Weltkunst 67, 1997, H. 24, S. 2767–2769). Weitere Beisp. des 20. Jh. bei [25] S. 228f. Auch Uhrkettenanhänger konnten entsprechend gestaltet sein (C. Clark Julius, Masonic Timepieces, Rings, Balls and Watch Fobs, York, Penn. 1983, S. 23–51).
Eine engl. Tischuhr, A. 19. Jh., sign. „Bracegirdle fecit“, zeigt konzentrisch angeordnet den Zodiakus (Tierkreis) und darin einen Ring mit Motiven der Fm. wie Setzwaage, Schlüssel und Degen (Priv.bes.: [25] S. 227, Abb. 359). Eine Kruzifixuhr, um 1800, verschränkt durch Appliken das christliche Zeichen des Kreuzes mit der Ikon. der Fm. (ebd., S. 227, Abb. 358).
Das Zifferblatt einer Wanduhr von William Doig, Polmont, um 1825, Eisenblech mit Emailmal., hat einen lünettenförmigen Aufsatz, dessen Bildschmuck auf die Fm. nach dem Ritus des engl. Templerordens verweist (Edinburgh, The Grand Lodge of Scotland: [7] S. 223, Nr. 12/37).
Auch sonstige persönliche Besitztümer von F. wurden entsprechend dekoriert. Dies galt u. a. für die im 18. Jh. zur Ausstattung jedes Kavaliers gehörige Tabatiere.
Beisp.: Rechteckige Dose mit Tempel zwischen dem Säulenpaar, Gestirnen und Maurerwerkzeugen in Rocaillenrahmen in Emailmalerei auf dem Deckel und an den Seiten, Ital. (?), 2. H. 18. Jh. (Aldo Alessandro Mola [Hg.], La Massoneria nella stor. d’Italia, Rom o.J., S. 148); runde Dose, E. 18. Jh., mit reliefiertem Deckel, auf dem ein Monopteros mit Dreieck, das Säulenpaar und F.-Werkzeuge dargestellt sind (Abb. 17); ein ähnliches Beisp. aus Buchsholz, Frankr., A. 19. Jh., zeigt in Reliefschnitt das Auge Gottes über Zirkel, Winkeleisen, „G“ im Dreieck und Buch vor Ölzweigen mit der Umschrift „Si talia iungere possis sit tibi sciri satis“ (Slg. H.-H. Solf: [21] S. 90, Abb. 78); runde Lackdose, Engl., M. 19. Jh., mit der Devise der englischen Fm. „Hear, See and Silence“ sowie Darst. von Ohr, Auge und gestisch verschlossenem Mund (Slg. H.-H. Solf: ebd., S. 53, Abb. 35).
Manche Dosen mit F.-Motiven waren ostasiatische Auftragsarbeiten, z. B. eine Zigarrendose, Lack auf Kupfer, mit der Darst. eines Tempels nach Vorlage des Frontispizes einer „Verräterschrift“ (Jachin and Boaz, or, an authentic key to the door of free-masonry ..., Ld. 1797; 1. Aufl. ca. 1762), Japan, 1823 (Den Haag, Mus. Grootoosten der Nederlanden: [7] S. 222, Nr. 12/32).
Pfeifenköpfe des 19. Jh. aus Porzellan verrieten die Zugehörigkeit ihrer Besitzer zur Fm. durch entsprechende Motive in Grisaille, farbiger Emailmalerei oder Aufglasurdekor in Gold.
Ein Pfeifenkopf mit Silberdeckel zeigt auf der Vorderseite ein Urnenmonument, auf dessen Front verschlungene, durch die Bruderkette verbundene Hände zu sehen sind; ein Ouroboros verheißt Ewigkeit. Auf der Rückseite erläutert eine Inschr., daß es sich um ein Geschenk an „Gustav Kesselring von seinen Freunden Balbach, Bohn, Müller, Saueracker, Schneider im Jahre 1839“ handle (Abb. 19a und b; weitere Beisp.: [25] S. 212).
F. besaßen auch – z.T. mit F.-Motiven dekorierte – Ringe, Taschenmesser und Berlocken (Beisp. bei Heinz Battke, Gesch. des Ringes, Baden-Baden 1953, S. 88, Nr. 126, Taf. XXII; C. Clark Julius, Grandfather Clocks, Mantle Clocks, Watches, Pocket Knives, Rings, Balls, and More Watch Fobs, York, Penn. 1985, S. 23–31; Berlocke des F. Gustav Stresemann, Dt. F.-Mus. Bayreuth).
6. Trinkgefäße
Am häufigsten sind Becher aus Glas und Zinn. Trinkbecher aus Glas („Kanonen“) hatten im Rahmen von Tafellogen und Brudermählern u. a. rituelle Funktion (Rolf Appel und Gisela Jaacks, Freimaurerische Trinksitten und Trinkgläser, in: Kat. „Trinkgläser für F. ... Slg. Werner Jahn“, Hbg. 2000, bes. S. 14). Ihre oft gedrungene Form mit massivem Fuß erklärt sich aus den Trinksitten der F.; die Gläser werden nach dem Ausbringen von Toasts kräftig auf den Tisch gesetzt ([11] S. 153; vgl. auch ein Trinklied aus der Slg. Lieder für Freymaurer, Hann. 1809, Nr. 11: „Brüder, löset die Kanonen ...“: [9] S. 119). Je nach der Form des Fußes kann man Flachfuß-, Klumpfuß-, Walzenfuß-, Facettenfuß-, Steindelfuß-, Klotzfuß-, Taillen- und Römer-Kanonen unterscheiden (Abb. 21; [22]). Die Gläser sind häufig mit geschnittenem, geätztem oder emailliertem Dekor versehen, der auf die Fm. oder die Freundschaft der Brüder untereinander verweist.
Beisp.: Dt. Flachfuß kan one, um 1775, mit Handwerksgerät unter Krone in Mattschnitt (ebd., Abb. 4); Lauensteiner Trichterbecher auf kugeliger Fußplatte mit dem Motto „CONJUGIMUR AMICITIA ET SILENCIO“ (Uelzen, Heimatmus. Schloß Holdenstedt: [9] S. 119f., Nr. 151); Pokal mit Dekor aus Säulenpaar, Flammendem Stern, Sonne und Mond sowie Handwerksgerät in Diamantpunktierung, Niederl., um 1800 (Bremer L.mus. - Focke-Mus.: Sabine Baumgärtner, Glask. vom MA bis zum Klassizismus, Bremen 1987, S. 320f., Nr. 271); böhm. Klumpfuß-Kanone, um 1830, mit Darst. von Meisterstuhl und „Dunkler Kammer“ in Matt- und Blankschnitt ([22] Nr. 13 a, b); böhm. RömerKanone aus blauem Glas mit geätztem Dekor, 2. H. 19. Jh. (London, United Grand Lodge of England: [7] S. 218, Nr. 12/13); Facettenfuß-Kanone zum 50-jährigen Jubiläum des „Alt- und Obermeisters Br. Müller“, dat. 1903 (Abb. 20); Klotzfuß-Kanone der Loge „Zur Kgl. Eiche“, Hameln, Dtld., um 1920, mit Logenemblem ([22] Nr. 60). Weitere Beisp. von Kanonen und Pokalen: [25] S. 218–220.
Walzenförmige, mit schlichten Gravuren verzierte Zinnbecher, die vermutlich dem Logengebrauch dienten, sind bereits seit E. 17. Jh. nachweisbar (Beisp. von 1692 im Dt. F.-Mus. Bayreuth: [25] S. 216, Abb. 324).
Selten sind Trinkgefäße aus anderen Materialien, etwa ein Kokosnußpokal, Engl., um 1790, dessen Cuppa ein Relief mit den Säulen Jachin und Boas sowie weiteren Motiven der Fm. schmücken (Dt. F.-Mus. Bayreuth).
7. Gefäße und Figurinen aus Keramik
Gefäße aus Fayence oder Steingut waren gelegentlich mit freimaurerischen Motiven dekoriert; als Vorlagen dienten vielfach druckgraphische Blätter. Die Objekte entstanden z. T. nachweislich im Auftrag bestimmter Logen.
Ein ganzes Arsenal von Fm.-Zeichen enthält das sog. „Service aux 15 symboles“ aus Fayence, das 1788 für die Loge „Les Indissolubles“ in der Manufaktur Fouqué, Moustiers, angefertigt wurde (Paris, Mus. Maçonnique: [7] S. 219, Nr. 12/18); einen entsprechenden Dekor weist ein Fayencekorb, Moustiers oder Montpellier, zw. 1770 und 1800, auf (Abb. 22). Eine Fayenceplatte, Marseille, Manufaktur La Veuve Perrin, nach 1765, trägt auf gelbem Grund weiße Reserven mit F.-Motiven in Manganbraun; im Spiegel die siebenstufige Treppe mit Werkzeugen, bekrönt von einem Globus mit Kreuz und dem Motto „lux ex tenebris“ und flankiert von gebrochenen Säulen (ebd., S. 88; zu diesem Motiv vgl. das Frontispiz zu [3], s. Sp. 686f.). Eine ähnlich geformte Fayenceplatte, Frankr., 2. H. 18. Jh., zeigt in Scharffeuerfarben eine siebenstufige, von Säulen sowie Akazie und Mimose flankierte Freitreppe, über der ein Senkblei schwebt; die Fahne umgibt ein Freundschaftsband mit Knoten (Paris, Mus. Maçonnique: [7] S. 261f., Nr. 14/8). Die Manufaktur Creil stellte im 1. Dr. 19. Jh. Serien von runden und achteckigen Steinguttellern her, die mit Fm.-Motiven in Schwarz bedruckt wurden (Yvonne Naudin, Faïences Creil, Choisy, Montereau, Paris 1980, S. 31; Maddy Ariès, Creil. Faïence fine et porcellaine 1797–1895, Paris 1994, S. 70f.).
Ein Steingut-Krug mit gedrucktem Dekor aus der Manufaktur Wedgwood, 1803, zeigt u.a. Motive der Johannesmaurerei, des Royal Arch und der Tempelritter mit dem Wappen der Großloge von England (London, United Grand Lodge of England: ebd., S. 220f., Nr. 12/24). Eine Punschschüssel aus Steingut, Engl., 1. Dr. 19. Jh. enthält neben Darst. eines Kompaß und Schiffen unter Segel ein lobendes Gedicht auf die Fm. (Dt. F.-Mus. Bayreuth).
Weitere Beisp. für Gefäße aus dt., engl., franz. und belg. Logen bei [25] S. 213–215 und [8] S. 122f.
In den Manufakturen der dt.-sprachigen Länder wurden seit ca. 1740 auch F.-Figurinen aus Porzellan hergestellt.
Einzelfiguren: Johann Joachim Kändler, F.meister mit blau eingefaßtem, weißem Schurz und Winkeleisen-Bijou, einen gerollten Bauplan vorweisend, den Stechzirkel in der Linken, Meißen, 1743 (Basel, Slg. Pauls-Eisenbeiss: [20] S. 113; Variante mit Kelle statt Zirkel: Karlsruhe, Bad. L.mus.; Walther Franzius, Porzellanfig. des 18. Jh., Karlsruhe 1977, Abb. 7); Meister mit Schurz und Bijou, daneben liegend ein behauener Steinquader, Wien, um 1755 (Abb. 16); Samuel Gottlieb Poll, Meister mit drei Rosen auf dem Schurz, vor Säulenstumpf stehend, ihm zu Füßen liegend Winkeleisen, Zirkel und Setzwaage, Berlin, um 1774 (Berlin, Kgwb.mus.: Erich Köllmann und Margarete Jarchow, Berliner Porzellan, Mchn. 1987, Bd. 2, S. 369, Abb. 171; Variante in London, United Grand Lodge of England: [7] S. 225, Nr. 12/41).
Gruppen: J. J. Kändler, F. bei der Arbeit, Meißen 1741/1742: Zwei F.meister betrachten einen Globus; einer von ihnen vermißt diesen mit dem Zirkel und vollführt den Gestus der Verschwiegenheit (Basel, Slg. Pauls-Eisenbeiss: [20] S. 112; Variante mit Mops, um 1744: Dresden, Grünes Gewölbe; Staatl. Porzellanslg. Dresden, Führer durch die Ausst., Dresden 1998, S. 216f.). Ders., F.paar, um 1745: Eine Dame mit Mops näht an einem F.schurz; ein verliebter F. tritt auf sie zu (Berlin, StMPK, Kgwb.mus.: Stefan Bursche, Meißen ..., Bln. 1980 [Kat. des Kgwb.mus. Berlin, 9], S. 300f., Nr. 309).
Zu den Abbildungen
1. Hermann Haase, Logengebäude in Hamburg, um 1800. Pinselzchg., E. 19. Jh. Nach: [25] S. 102, Abb. 46. 2. Frankfurt a.M., Haus der Loge „Karl zum aufgehenden Licht“, 1873–1874. Grundriß des Hauptgeschosses. Nach: [26] S. 105, Abb. 101. 3. Schloß Rosenau, N. Ö., Tempelraum der Schloßloge (Österr. F.mus.), 1747. Foto: Großloge von Österreich, Wien. 4. William Bucktrout, Meisterstuhl, Williamsburg, zw. 1767–1775. Mahagoni und Walnußholz, H. 166,4 cm. Williamsburg, Va., The Colonial Williamsburg - Foundation. Nach: Ausst.kat. „American Rococo, 1750–1775. Elegance in Ornament“, New York 1992, S. 181, Nr. 123. 5. „Veritable plan de la loge de reception d'un apprentif-compagnon“. Kupferstich in: Les secrets de Vordre des Francs-Maçons, Amst. 1745, Taf. VI. Nach: [18] S. 57. 6. Entwurf für einen Tapis zum 1. und 2. Grad. Abb. in: Ritual zum Ersten Grad, Ms., Wetzlar 1778. Archiv der Großloge von Österreich. Foto Großloge von Österreich, Wien. 7. Tapis, Wien, um 1780. Schwarzes Leder mit aufgenähten und aufgeklebten Applikationen, 215 x 95 cm. Wien, Wienmuseum, Inv.nr. 159.295. Nach: [7] S. 438, Nr. 25/3/4. 8. Entwurf für einen Tapis zur Aufnahme eines Gesellen in den Meistergrad, Frankfurt a.M., 1785 (Berlin, Geheimes Staatsarchiv PK). Nach: Ausst.kat. „Die Gothaer Residenz zur Zeit Hzg. Ernsts II. von Sachsen-Gotha-Altenburg 1772–1804“, Gotha 2004, S. 148, Abb. 2. 9. Erhebung in den 3. Grad, 1745. Kupferstich in [2] Taf. 6., 32,5 x 21 cm. Nach: [18] S. 33, Abb. 13. 10. Schurz des Franz Joseph von Bosset, Wien, um 1789. Weiße Seide, bemalt, 30,5 x 37 cm. Wien, Wienmuseum, Inv.nr. 31621/1–4. Foto: Großloge von Österreich, Wien. 11. Meisterschurz aus Leer, Schleswig-Holstein, 1827. Lithographischer Dekor von C. H. Dieckmann auf weißer Seide, 44 x 45 cm. Bayreuth, Dt. F.-Mus. Nach: [25] S. 15. 12. Bijou, Engl., 1763. United Grand Lodge of England, London. Nach: [7] S. 198, Nr. 10/10. 13. Bijou des Carl Anselm Fürst von Thurn und Taxis als Großmeister der Loge „Die Wachsende zu den drei Schlüsseln“, Regensburg, 1799. Messing, vergoldet, 9,3 x 9,7 cm. Bayreuth, Dt. F.-Mus. Foto: Mus. 14. F.dolche. Musterbuch der Firma Franz Arnold Wolff, (Solingen-)Gräfrath, um 1840. Dt. Klingenmus., Solingen. Nach: Ausst.kat. „Mein Feld ist die Welt. Musterbücher und Kataloge“, Dortmund 1984, Kat.nr. 20. 15. Alexander Slade, „A Free Mason Formed out of the Materials of his Lodge“, Kolorierter Kupferstich, 1754, London, United Grand Lodge of England. Nach: [7] S. 185, Nr. 9/19. 16. Figur eines F.meisters, Wien, um 1755. Porzellan, weiß glasiert, H. 16 cm. Archiv der Großloge von Österreich. Foto Großloge von Österreich, Wien. 17. Tabatiere, E. 18. Jh. Buchsholz mit Reliefschnitt, Dm. 9,5 cm. Rosenau N.Ö. Österr. F.mus. Nach: [25] S. 222, Abb. 341. 18. Zifferblatt einer Taschenuhr, Neuchâtel, 1793. Gold und Messing, graviert und emailliert, Dm. 5,6 cm. Bes. unbekannt. Nach: Aukt.kat. Antiquorum, Genf, 12.–13.4.1997, S. 369, Nr. 591. 19a und b. Pfeifenkopf des Gustav Kesselring (Vorder- und Rückseite), Dtld., 1839. Porzellan mit Emailmal. und Silbermontierung, L. 13,5 cm. Bayreuth, Dt. F.-Mus. Foto S. Appuhn-Radtke, Mchn. 20. Facettenfuß-Kanone, Dtld., 1903. Glas mit Emailmal., H. 12,5 cm. Slg. Uwe Wolf. Foto U. Wolf, Stg. 21. Angebotskatalog mit F.-Gläsern der Gf. Schaffgotschen Josephinenhütte, Schreiberhau, ehem. Lkr. Hirschberg, Schlesien, vor 1914. Foto U. Wolf, Stg. 22. Fruchtkorb, Moustiers oder Marseille, zw. 1770 und E. 18. Jh. Fayence, H. 9 cm, Dm. 23 cm. Sèvres, Mus. nat. de Céramique. Nach: Dorothée Guillemé Brulon, Moustiers et Marseille ..., Paris 1997, S. 48.
Literatur
Quellen: 1. Jakob (James) Anderson, Neues Constitutionen-Buch der Alten und Ehrwürdigen Brüderschafft der Frey-Maurer, worin die Gesch., Pflichten, Reguln etc. ... verfasset worden, FfM. 1741. – 2. Johann Martin Bernigeroth, Les coutumes des Franc-Maçons dans leurs assemblées . , Neu und aufrichtig entdeckte Gebräuche der F. ..., Lpz. 1745. – 3. Les plus secrets mystères des haut grades de la Maçonnerie dévolés, ou le vrai Rose-Croix, traduit de lAnglois; suivi du Nochite, traduit de l'Allemand, Jerusalem 1774.
Untersuchungen: 4. Abbildungen Freimaurerischer Denkmünzen und Medaillen, Bd. 1–8, Hbg. 1898–1906. – 5. Rolf Appel, Die F. - Eine Innenansicht, in: Ausst.kat. „Männerbande, Männerbünde“, Köln 1990, Bd. 2, S. 355–362. – 6. ders. und Herbert Vorgrimler, Kirche und F. im Dialog, FfM. 1975. – 7. Ausst.kat. „F. Solange die Welt besteht“, Wien 1992. – 8. Ausst.kat. „La Franc-Maçonnerie et l’Europe“, Brüssel 1993. – 9. Ausst.kat. „Lauensteiner Glas 1701–1827“, bearb. von Alheidis von Rohr, Hannover 1991. – 10. Daniel Béresniak, Symbole der F., Wien-Mchn. 1998. – 11. Dieter A. Binder, Die diskrete Ges. Gesch. und Symbolik der F., Graz usw. 21995. – 12. Michel Dierickx SJ, Fm., die große Unbekannte ..., Innsbruck 21999 (Ed. zum rauhen Stein, 1). – 13. Rupert Feuchtmüller und Ernest Krivanec, Die F. in Österr. Zur Geistesgesch. des 18. Jh. Mus. Schloß Rosenau, Wien 1976. – 14. Karl R. H. Frick, Die Erleuchteten. Gnostisch-theosophische und alchemistisch-rosenkreuzerische Geheimgesellschaften bis zum E. 18. Jh., Bd. 1, Graz 1973. – 15. Wolfgang Hardtwig und Melanie Unseld, Art. „F.“, in: Enz. der Neuzeit, Bd. 3, Stg.-Weimar 2006, Sp. 1204–1215. – 16. Jürgen Holtorf, Die verschwiegene Bruderschaft. F.logen: Legende und Wirklichkeit, Mchn. 1983. – 17. Eugen Lennhoff, Oskar Posner und Dieter A. Binder, Intern. F.-Lex., Mchn. 22000. – 18. Erich J. Lindner, Die kgl.. K. im Bild. Beitr. zur Ikon. der Fm., Graz 1976. – 19. Alec Mellor, Logen, Rituale, Hochgrade. Hdb. der Fm., Graz 1967. – 20. Ingelore Menzhausen, In Porzellan verzaubert. Die Figuren Johann Joachim Kändlers in Meißen aus der Slg. Pauls-Eisenbeiss Basel, Basel 1993. – 21. Paul Naudon, Gesch. der Fm., FfM. 1982. – 22. Jens Oberheide, Logengläser. Die Gläserslg. Bodo Nährer ..., Graz 1983. – 23. Wilhelm Quenzer, F., in: TRE 9, S. 564–567. – 24. Helmut Reinhardt, The Influence of Freemasonry on the Layout and Design of Gardens. Internationales Kolloquium ..., in: Gartenk. und Dpfl., Hann. 1988, S. 255–264. – 25. Marcel Valmy, Die F. Arbeit am Rauhen Stein ..., Köln 1998. – 26. Heinrich Wagner, F.logen, in: Hdb. Archit. T. 4, 4. Halbbd., H. 2, Stg. 1904, S. 99–110. – 27. Winkelmaß und "Zirkel. Fs. 200 Jahre F.loge „Leopold zur Treue", Karlsruhe, 1785–1985, Karlsruhe 1985.
Hinweise werden verdankt: Karl-Ernst Apfelbacher, München; Peter Nemeyer, Bayreuth; Christian Pfeiffer-Belli, Lorenz Seelig und Annette Schommers, München, sowie Uwe Wolf, Stuttgart.
Verweise
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