Albe

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englisch: Alb; französisch: Aube; italienisch: Alba, Camice, Tunica.


Jos. Braun, S.J. (1934)

RDK I, 327–332


RDK I, 329, Abb. 1. München, Bayer. Nat.-Museum.
RDK I, 329, Abb. 2. Köln, Schnütgen-Museum.
RDK I, 329, Abb. 3. München, St. Michael.
RDK I, 331, Abb. 4. Prag, Dom.
RDK I, 331, Abb. 5. Barth. Zeitblom, Karlsruhe.

I. Namen, Begriff

A. (alba, camisia, tunica), Bestandteil der liturgischen Kleidung, ein aus Leinen gemachter (tunica linea, linea), engärmeliger, bis zu den Füßen reichender (tunica talaris, poderes), mittels eines Zingulums aufgeschürzter Rock. Sie leitet sich her von einer in der römischen Kaiserzeit gebräuchlichen tunica talaris.

II. Form

Ihrer Form nach zeigte sie im Mittelalter nach Ausweis aller aus diesem noch vorhandenen A., auch derjenigen, die sich in Deutschland erhalten haben, und zwar wenigstens schon im 11. Jh., den Typus der Giren-A., einer in ihrem oberen Teile engen und faltenlosen, in ihrem unteren infolge der hier beiderseits eingesetzten keilförmigen Giren sehr weiten und faltenreichen A. (Abb. 1 u. 2), an deren Stelle dann in nachmittelalterlicher Zeit die noch heute herrschende Sack-A. trat, eine weite, sackförmige, weil überall gleichbreite, oben auf Schulterbreite dicht gefältelte A. (Abb. 3). Der zur Erleichterung des Anziehens des Gewandes vorn dem Kopfdurchlaß angefügte Schlitz wurde im Mittelalter in der Regel auf einer der Schultern geschlossen, in nachmittelalterlicher Zeit und heute vorn in der Mitte.

III. Ausstattung

Mit ornamentalen Zutaten scheint man die A. vor dem 10. Jh. kaum, bis ins 12. Jh. nur ausnahmsweise ausgestattet zu haben. Ein Beispiel aus der M. 11. Jh. bietet die nicht nur am Saum, vorn an den Ärmeln und am Kopfdurchlaß mit Goldborten verzierte, sondern auch vorn wie hinten mit je 2 vertikal verlaufenden Borten der gleichen Art besetzte A. des hl. Bernulphus zu Utrecht. Erst seit dem 13. Jh. wurde es allgemein üblich, auch die A. mit Schmuck zu bedenken. Er bestand vornehmlich in rechteckigen, seltener quadratischen, vorn und hinten über dem Saum sowie vorn auf den Ärmeln oder um dieselben herum angebrachten Zierstücken (parurae, plagulae, fimbriae, gemmata, fasciae, plicae, aurifrisia, dt. schilte, brederken; Abb. 4), die wie die Amiktbesätze, zu denen sie Gegenstücke darstellten, gern mit ornamentalen und figürlichen Stickereien aufs reichste verziert wurden, bis ins 16. Jh. hinein allenthalben die herrschende A.-Ausstattung bildeten und als solche uns darum auch bis dahin immer wieder auf den Bildwerken begegnen. In Deutschland erhielten sie sich mancherorten bis in das ausgehende 16. Jh. in Gebrauch. Verdrängt und ersetzt wurden sie besonders durch die Spitzen, mit denen man die A. zu verzieren begann (Abb. 3).

IV. Material

Als Material zur Herstellung der A. diente von jeher Leinen; bei den A. aus Seide, von denen ganz vereinzelt in mittelalterlichen Inventaren die Rede ist, handelt es sich nur um Ausnahmen.

V. Gebrauch

Gebraucht wird die A. heute für gewöhnlich nur mehr vom Priester bei der Messe und den in Verbindung mit dieser stattfindenden Funktionen (Abb. 5) sowie vom Diakon und Subdiakon, wenn sie in ihrer Amtstracht tätig sind. In allen anderen Fällen sowie auch bei den niederen Klerikern bürgerte sich anstatt ihrer seit dem 13. Jh. das Superpelliceum ein.

VI. In Deutschland erhaltene A.

Mittelalterliche A. gibt es noch heute in Deutschland im Dom zu Eichstätt, im Nat.-Mus. zu München (Abb. 1), in der Abteikirche zu Neresheim, im Dom zu Brandenburg, im Mus. zu Rostock, im Schnütgenmus. zu Köln (Abb. 2), im Prov.-Mus. zu Hannover, im Dom zu Ratzeburg und in der Marienkirche zu Danzig, die noch 6 besitzt. Sie haben ihre Besätze z. T. verloren. Von ihrer A. losgelöste einfachere Zierbesätze gibt es z. B. noch im Dom zu Xanten und im Kunstgewerbemus. zu Wien, besonders kostbare, ganz in figürlicher Perlenstickerei ausgeführte und mit Edelsteinen besetzte aus der 2. H. 14. Jh. im Dom zu Prag (Abb. 4).

Nachmittelalterliche A. sind nicht so häufig, wie man erwarten sollte; die A. gehört zu jenen Paramenten, die am meisten gebraucht, oft gewaschen und deshalb am raschesten abgenutzt werden. Eine schöne A. des 18. Jh. aus feinstem Batist mit Brüsseler Spitzen in St. Michael in München zeigt Abb. 3.

Zu den Abbildungen

1. München, Bayr. Nat.Mus., mittelalterl. A. Phot. Verf.

2. Köln, Schnütgenmus., mittelalterl. A. Phot. Verf.

3. München, St. Michael, A., 18.Jh. Phot. Verf.

4. Prag, Dom, A.-Parure, 2. H. 14. Jh. Phot. Verf. Nach Podlaha, Prager Domschatz.

5. Barth. Zeitblom († 1521): Segen mit dem Allerheiligsten. Karlsruhe, K.halle, ca. 1495. (Der Priester und die Akolythen in A., die jedoch aus künstlerischen Gründen länger als in Wirklichkeit dargestellt sind. Über der A. trägt der Priester die kreuzförmig gelegte Stola und das durch eine Schließe zusammengehaltene Pluviale, darunter den Amikt mit Kragen.) Phot. F. Bruckmann A.G., München.

Literatur

1. Jos. Braun, Die liturgische Gewandung im Occident und Orient, Freiburg i. Br. 1907, S. 57f. 2. Ders., Die liturgischen Paramente, Freiburg i. Br. 1924, S. 74f. 3. Franz Bock, Gesch. der liturg. Gewänder III, Bonn 1866, S. 139f. 4. Walter Mannowsky, Der Danziger Paramentenschatz, 4 Halbbde., Berlin 1931-33.

Verweise