Aushängeschild

Aus RDK Labor
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englisch: Sign-board, commercial sign; französisch: Enseigne (de boutique); italienisch: Insegna.


Ferdinand Stuttmann (1937)

RDK I, 1282–1287


RDK I, 1283, Abb. 1. Aushängeschild. Träger 1. H. 17. Jh., Schild 1735. London.
RDK I, 1285, Abb. 2. Herbergsschild der Kupferschmiede, 1724. Nürnberg.
RDK I, 1285, Abb. 3. Herbergsschild der Kupferschmiede, 1724. Nürnberg.
RDK I, 1285, Abb. 4. Wirtshausschild, um 1760. London.
RDK I, 1285, Abb. 5. Apothekenschild, um 1750. Nürnberg.

Das A. entstand aus dem Bedürfnis, den besonderen Zweck eines Gebäudes oder dessen Eigentümer näher zu bezeichnen. Es ist nicht nur an Gebäuden mit relativ öffentlichem Charakter (Innungs- und Gildehäuser, Werkstätten, Läden, Wirtshäuser u. dgl.) zu finden, sondern auch an Privathäusern, die nicht selten Namen trugen, auf die die Darstellung der A. dann Bezug nimmt.

Der künstlerischen Gestaltung des A. voraus geht das allgemein verständliche Wahrzeichen, durch das auf den besonderen Zweck eines Gebäudes aufmerksam gemacht wird. So z. B. ein Kranz bei Wirtshäusern, Handwerkszeug oder handwerkliche Produkte, an primitiven hölzernen oder eisernen Armen aufgehängt, bei Werk- stätten. Aus diesen primitiven Wahrzeichen entwickelt sich das künstlerisch ausgeführte A., das im allgemeinen aus einem Wandarm und dem eigentlichen Schild mit aufgemaltem Abzeichen und Namen oder dem Emblem besteht. Derartige A. finden sich bereits auf niederländischen Gemälden des 15. Jh. dargestellt: Meister von Flémalle, rechter Flügel des Mérode-Altars, an einem Haus im Hintergrund; Hier. Bosch, Der verlorene Sohn, ehem. Slg. Figdor-Wien, jetzt in Rotterdam. Eine der ersten bildlichen Wiedergaben auf deutschem Boden enthält das Hamburger Stadtrecht von 1497 (Bl. 213a; hrsg. von der Ges. der Bücherfreunde zu Hamburg, Hamburg 1917). Ebenfalls gemalt ist das bekannte A. eines Schulmeisters von Hans Holbein d. J. aus dem Jahr 1516 in der Öff. Kunstsammlung Basel. Daß auch in späterer Zeit gemalte A. immer wieder vorkommen, beweist – neben vielen weniger bedeutenden Beispielen – das Firmenschild des Kunsthändlers Gersaint von Watteau in Berlin, wie Holbeins Schulmeistertafel doppelseitig bemalt und daher sicher ursprünglich rechtwinklig zur Hauswand mit Hilfe von Tragstangen angebracht.

Das verbreitetste Material ist das Schmiedeeisen, seltener verwendet wird der Gelb- oder Eisenguß (dieser häufiger im 19. Jh.). Der Wandarm besteht fast durchweg aus einer geraden oder mehr oder weniger geschwungenen Schiene, die von einer ornamentalen Konsole getragen wird und gegen den Winddruck durch schräge, mit der Wand verbundene Stäbe gesichert wird. Das Schild hängt meist an der vorderen Spitze des Armes (Abb. 1). Abweichungen von dieser Regel sind jedoch nicht selten, gegebenenfalls wird auf das hängende Schild oder Emblem ganz verzichtet und das Emblem auf dem Wandarm stehend angebracht (Abb. 4).

Die frühesten erhaltenen Exemplare aus Schmiedeeisen stammen aus der 1. H. 17. Jh. Sie schließen sich der allgemein üblichen Ornamentik der Zeit an und verwenden mit Vorliebe spiralförmiges Rankenwerk, Spindelblumen und geometrische Durchsteckornamente. Die Embleme lassen einen Zusammenhang mit heraldischen Gepflogenheiten erkennen. Im allgemeinen werden neue Stilelemente nur zögernd aufgenommen. Im 18. Jh. wird zwar die Entwicklung über das Laub- und Bandelwerk zum Rokoko und Klassizismus mitgemacht, jedoch tritt am Ende des Jahrhunderts eine vollkommene Stagnation ein. Die einmal festgelegten barocken oder klassizistischen Bildungen werden bis ins 20. Jh. hinein immer wiederholt.

Neben Schmiede- und Gußeisen werden auch andere Metalle verwendet; so bevorzugen Kupferschmiede aus naheliegenden Gründen kupfergetriebene A. (Abb. 2 u. 3). Auch holzgeschnitzte A. sind, vornehmlich im 18. Jh., nicht selten (Abb. 5).

Zu den Abbildungen

1. London, Victoria-and-Albert-Mus., Aushängeschild, Schmiedeeisen, deutsch. Schild 1735, Träger 1. H. 17. Jh. Nach Stuttmann [2], Bd. 2 Taf. 44.

2. u. 3. Nürnberg, Germ. Nat.-Mus., Herbergsschild der Kupferschmiede, Vorder- und Rückseite. Kupfertreibarbeit, 1724. Phot. Christof Müller, Nürnberg.

4. London, Victoria-and-Albert-Mus., Wirtshausschild, Schmiedeeisen, deutsch, 2. H. 18. Jh. Nach Stuttmann [2], Bd. 3/4 Taf. 56.

5. Nürnberg, Germ. Nat.-Mus., Aushängeschild einer Apotheke „Zum Einhorn“. Holz, M. 18. Jh. Phot. Christof Müller, Nürnberg.

Literatur

1. H. Lüer u. M. Creutz, Gesch. d. Metallkunst I, Stuttgart 1904, S. 194. 2. Ferd. Stuttmann, Deutsche Schmiedeeisenkunst, Bd. 1–5 in 4 Bänden, München 1927–30.

Verweise