Büßer, Büßerin
englisch: Penitent; französisch: Pénitent, pénitente; italienisch: Penitente.
Joseph Braun, S.J. († 8. 7. 1947) (1951)
RDK III, 253–254
B. nennt man alle jene, die aus einem auf sittlichen Erwägungen beruhenden Beweggrunde freiwillig oder infolge einer von höherer Autorität auferlegten Verpflichtung sog. Bußwerke auf sich nehmen und verrichten. Unter diesen Bußwerken versteht man 1) mit geistigen oder körperlichen Anstrengungen verbundene Gebete und Andachtsübungen, wie namentlich auch Wallfahrten; 2) Spendung von Almosen, die für den Geber ein Opfer, eine Verzichtleistung bedeuten, sowie mit Mühen und Beschwerden verbundene Werke der Nächstenliebe; 3) und zwar vornehmlich körperliche Strengheiten wie Fasten, Enthaltung von Fleischspeisen, Wachen, Schlafen auf bloßem Boden oder hartem Lager, Tragen rauher Unterkleider oder eines Bußgürtels, Geißelung und andere körperliche Kasteiungen sowie Verzicht auf erlaubte körperliche oder geistige Genüsse, Bequemlichkeiten und Erholungen.
Zu unterscheiden sind zwei Arten heiliger B.: B. im weiteren Sinne und B. im engeren Sinne. War ihr vornehmstes Ziel die möglichste Herrschaft über niedere Triebe, Neigungen und Leidenschaften, restlose Losschälung von allem Irdischen, völlige Gelassenheit in Gott und damit Stärkung im Kampf gegen Versuchungen und Erleichterung eines kraftvollen tugendlichen Strebens, so zählten sie zur ersten Art; bezweckten sie dagegen in erster Linie und vor allem, für begangene Sünden Genugtuung zu leisten, für sie Buße zu tun, zur zweiten. Die Zahl der ersten Art ist sehr groß; zu ihr gehören ja auf Grund ihres Standes alle Heiligen der religiösen Orden. Dagegen ist die Zahl der heiligen B. im engeren, eigentlichen Sinne weit geringer.
Heilige B. der ersten Art sind in der mittelalterlichen dt. K. nicht dargestellt worden, falls man nicht etwa im Mangel einer Bekleidung bzw. dem Haarkleid und dem Blätterschurz bei Onuphrius eine Andeutung seines Bußlebens sehen will. Denn die Dornenkrone der hl. Katharina von Siena kann nicht als Bußwerkzeug gedeutet werden; sie ist vielmehr Hinweis auf eine Vision der Hl., bei der der Herr ihr zwei Kronen darbot, eine goldene und eine Dornenkrone, von denen sie die zweite wählt.
Beispiele von hl. B. der zweiten Art aus m.a. Zeit bieten die Darstellungen der hl. Maria von Ägypten, die durch die 3 Brote in der Hand, jedoch noch nicht durch Nacktheit oder Haarkleid als B. gekennzeichnet wird, der hl. Wilhelm, den die ihm angeschmiedete Rüstung, Helm und Brustpanzer als B. kenntlich machen, sowie der am Boden vor einem Kreuz die Brust mit einem Stein schlagende, mangelhaft bekleidete hl. Hieronymus; alles erst dem ausgehenden MA entstammende Darstellungen. Nie ist im MA die hl. Maria Magdalena als B. dargestellt worden; denn sie ging in die Wüste nicht der Buße wegen, sondern avida supernae contemplationis, aus heißem Verlangen nach himmlischer Beschauung, die ihr denn auch jeden Tag zuteil wurde.
In nachmittelalterlicher Zeit begegnen uns im Bereich der dt. K. mehrfach Darstellungen von B. der ersten Art (Aloysius, Bruno, Franz von Assisi, Franz von Borja, Kajetan von Tiene, Maria Magdalena von Pazzi, Rosalia). Wiedergegeben sind sie in ihrer gewöhnlichen Tracht; als Attribute, durch die sie als B. gekennzeichnet werden, sind ihnen eine Geißel und ein Totenkopf beigegeben.
Beispiele von B. der zweiten Art aus nach-m.a. Zeit bieten außer Hieronymus und Maria von Ägypten (die nun, in der Hand die 3 Brote, stets im Haarkleid erscheint), noch: Margareta von Cortona (Attribute: Geißel, Totenkopf und Bußgürtel), Johannes von Gott (Attribut: Dornenkrone auf dem Kopf) und die namentlich zur Zeit des Barock (Beichtstühle!) gern als B. dargestellte Maria Magdalena (gewöhnlich am Boden liegend oder vor einem Kreuz kniend, mit Totenkopf und Geißel). Nicht zählt zu ihnen Petrus, da er nicht als B., sondern nur als der reuige Petrus wiedergegeben wurde.
Ein durch Tracht und Attribute gekennzeichneter Sonderbüßertypus hat sich auch in nach-m.a. Zeit nicht herausgebildet.
Literatur
1. Heinrich Detzel, Christliche Ikonographie II, Freiburg i. Br. 1896. – 2. Künstle II. – 3. Jos. Braun, Tracht und Attribute der Heiligen, Stuttgart 1943.
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