Bindung
englisch: Weave; französisch: Liaison; italienisch: Armatura.
Marie Schuette (1940)
RDK II, 744–745
Unter B. versteht man die rechtwinklige Verkreuzung der beiden Fadensysteme von Kett- und Schußfäden, die sich vereinigen müssen, damit ein Gewebe entsteht. Die Kette (Zettel oder Aufzug) läuft in der Längsrichtung des Gewebes, der Schuß (Einschlag) dagegen sucht sich seinen Weg quer durch die Kettfäden.
Es gibt drei Grundbindungen der Weberei: Leinen- (Tuch, Taft), Köper- und Atlasbindung, von denen unzählige abgeleitet werden durch Verdoppelung von Kett- und Schußfäden, Umordnen usw.
Bei der Leinenbindung liegen (in den Richtungen von Schuß- und Kettfaden) abwechselnd Schuß- und Kettfaden oben und unten. Die Gewebefläche zeigt ein Schachbrettmuster. Zum Bindungsrapport gehören 2 Kett- und 2 Schußfäden.
Die Köperbindung – an ihrer kleinsten Bindungseinheit von 3 Kett- und 3 Schußfäden dargelegt – beruht darauf, daß abwechselnd ein Schuß- (oder Kettfaden), je nachdem, ob es sich um Schuß- oder Kettenköper handelt, oben, 2 Kett- (oder Schußfäden) unten liegen, so daß bei jedem Einschlag der Bindungspunkt um einen Kett- (oder Schußfäden) rückt. Die Bindungspunkte berühren sich in einer Diagonale, was dem Stoff seine Schrägmusterung gibt und durch Richtungswechsel der Bindungspunkte für eine reichere Webemusterung ausgewertet werden kann.
Die Atlasbindung (RDK I, Sp. 1194f.) verstreut die Bindungspunkte gleichmäßig, ohne daß sie sich berühren, der Bindungspunkt rückt bei jedem Einschlag um 2 Kett- (oder Schußfäden), je nachdem, ob es sich um einen Kett- oder Schußatlas handelt. Die Bindungseinheiten sind 5 Kett- und 5 Schußfäden.
Das freie Aufliegen der von den Bindungspunkten wenig unterbrochenen Fäden betont die Einheit der Fläche und gibt dem Gewebe einen eigentümlichen Glanz, der durch die Verwendung von glänzendem Fadenmaterial, von Seide u. a. ausgenützt wird.
Die Leinenbindung ist die Ur-Bindung, mit ihr hat die Weberei begonnen, ihr Alter läßt sich nicht ermessen. Der Köper ist geschichtlich zuerst nachweisbar in China im 2. vorchristl. Jahrtausend, und auch für den Atlas ist chinesischer Ursprung anzunehmen, ohne daß sich heute belegen ließe, wann er zuerst erscheint. Unter den Seiden der Hanzeit kommt er neben dem Köper noch nicht vor, vollausgebildet dagegen unter den im späten Mittelalter nach Europa gelangten Seidenstoffen, die die gotische Weberei in Italien bestimmend beeinflußten.
Zur Abbildung
Die Grundbindungen: Leinen-, Köper- und Atlasbindung. Nach B. Vlček, Hdb. der Weberei, Wien 1933.
Literatur
1. J. Schams, Hdb. der Weberei, Leipzig 1909, 2 Bde. 2. Wilh. Spitschka, Textilatlas, Stuttgart 1928; Nachtrag: Neue Gewebe, 1931. 3. Ernst Flemming, Textile Künste, Berlin 1923. 4. Vivi Sylwan, Siden i Kina under Yin-dynastien, Malmö Museums Årsberättelse 1935, S. 19ff. 5. Dies., Silk from the Yin-Dynasty, Bulletin of the Museum of far Eastern Antiquities 10, Stockholm 1937, S. 119ff 6. Emil Vogt, Geflechte und Gewebe der Steinzeit, Basel 1937. 7. Walter von Stokar, Spinnen und Weben bei den Germanen, Leipzig 1938. 8. Nancy Andrews Reath, The weaves of hand-loom fabrics, Philadelphia 1927.
Verweise
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