Brandebourg(s)
englisch: Brandenburgh, brandebourgs, frogs; französisch: Brandebourgs; italienisch: Brandebourgs, tabarra.
Helene Dihle (1942)
RDK II, 1104–1106
Unter B. versteht man 1. einen weiten Männerüberrock mit Ärmeln und Bortenbesatz an und zwischen den Knopflöchern, 2. einen Bortenbesatz an Männer- und Frauenkleidung. – Der Name B. entstand in Frankreich im Jahre 1674, als die Truppen des Großen Kurfürsten das Elsaß besetzten [2]. Diese brandenburgischen Soldaten (Abb. 1) trugen weite Überröcke, für welche zwar kein einheitlicher und besonderer Schnitt nachgewiesen werden kann, jedoch die in der Farbe des Rockfutters umrandeten Knopflöcher typisch gewesen zu sein scheinen. Diesen Knopflocheinfassungen gesellten sich noch tressenartige Besätze und Verschnürungen hinzu, welche, an sich nichts Neues, gerade zu jener Zeit in Verbindung mit den weiten Überröcken und als Soldatentracht den Franzosen so bemerkenswert erschienen sein müssen, daß sie dieses Kleidungsstück nach der Heimat seiner Träger benannten. Für die bildlichen Darstellungen der Bekleidung brandenburgischer Truppen aus jener Zeit sind die sogen. Mercier-Teppiche im Schloßmus. Berlin (Sp. 733/34, Abb. 11) fast die einzigen Belege. Auf ihnen lassen sich vielfach solche Überröcke nachweisen (Abb. 1). Ihr Gebrauch war jedoch keineswegs auf das Militär beschränkt [1]. Im 18. Jh. verengt sich die Bezeichnung B. allmählich von dem ganzen Kleidungsstück auf dessen Tressenbesatz [3]. In der Bedeutung einer Art Knopflochverzierung und allgemeiner eines tressenartigen Besatzes für Männer- und Frauenkleidung (Abb. 2) ist das Wort bis heute in Frankreich im Gebrauch geblieben und auch der deutschen Kostümgeschichte des 19. Jh. noch geläufig.
Zu den Abbildungen
1. Berlin, ehem. Schloßbibl., Artillerie-Offizier aus der Regierungszeit des Großen Kurfürsten, Aquarell nach den Mercier-Teppichen (um 1695) von Ludwig Burger. Phot. Bibl.
2. Morgenkleid à la Prussienne, garniert mit Brandebourgs. Nach „Galerie des modes et costumes français“, 1778–87, Mappe 2, Taf. 117.
Literatur
1. August von Heyden, Die Tracht der Kulturvölker Europas, Leipzig 1889, S. 191 u. 209. – 2. Clemens Klöpper, Französisches Reallexikon, Leipzig 1898, Bd. 1, S. 643. – 3. Dietrich Behrens, Über deutsches Sprachgut im Französischen, Gießen 1924, S. 51.
Empfohlene Zitierweise: Dihle, Helene , Brandebourg(s), in: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. II (1942), Sp. 1104–1106; in: RDK Labor, URL: <https://www.rdklabor.de/w/?oldid=88864> [10.04.2022]
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