Buchumschlag

Aus RDK Labor
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englisch: Book jacket; französisch: Couverture (de livre); italienisch: Copertina.


Heinrich Schreiber († 22. 6. 1942) (1950)

RDK III, 42–43


RDK III, 41, Abb. 1. Augsburger Buchumschlag, E. 15. Jh. Stuttgart.
RDK III, 41, Abb. 2. Augsburger Buchumschlag, E. 15. Jh. Stuttgart.
RDK III, 43, Abb. 3. Almanac de Göttingue, 1796. Frankfurt.

B. (couverture) im heutigen Sinne ist ein Schutzumschlag um ein gebunden ausgeliefertes Buch, seit E. 19. Jh. in Verbindung mit der Verbreitung des Verlagseinbandes oft nach künstlerischem Entwurf; früher der um ein broschiertes Buch geklebte oder geheftete Umschlag, der die Bogen zusammenhält und die ersten und letzten Blätter schützt. Der B. in seinen Anfängen läßt sich von den einfacheren Formen des Bucheinbandes (RDK II, Sp. 1361ff.; Leder- oder Pergamentumschlag um den gehefteten Buchblock ohne feste Deckel) nicht trennen. E. 15. Jh. haben Augsburger Drucker einer Anzahl ihrer Drucke leichte B. mitgegeben, deren Holzschnitte zugleich Vorbilder für den buchbinderischen Schmuck sein sollten (Abb. 1 und 2; [1]). Der älteste erhaltene B. dieser Art, auf einem gelben Fehldruckbogen von Hans Schönspergers Druck des „Buches der Natur“ zu desselben Druckers 2. Ausg. des Buches „Von Ordnung der Gesundheit“ 1482 (Bamberg, Staatsbibl.), zeigt das auf den damaligen süddeutschen Einbänden häufige Granatapfelmotiv mit figürlichem Rahmen; die Bünde sind durch Schraffen angedeutet [2]. Weitere B. brachte Jörg Schapff zur 3. und 4. Ausg. von Johann Hartliebs Chiromantie. Aus dem A. 16. Jh. sind ähnliche B. aus Venedig bekannt. Der vom Verleger der gesamten broschierten Auflage mitgegebene B. kommt erst im 18. Jh. auf, zunächst völlig schmucklos, dann mit typographischem Schmuck (Didots Erfindung), erst um die M. 19. Jh. nach künstlerischen Entwürfen zunächst in Frankreich (daher das bibliophile couverture conservée). Dagegen ist bei den Kartonnagen der Almanache der künstlerische B. schon im 18. Jh. üblich (Abb. 3). Zeichnungen zu gedruckten und lithographierten B. dieser Art haben u. a. Philipp Otto Runge, E. Th. A. Hoffmann und Goethe geliefert.

Zu den Abbildungen

1. u. 2. Stuttgart, Landesbibl., Augsburger B. (Holzschnitte). E. 15. Jh. Phot. Verf.

3. Frankfurt, Stadtbibl., Almanac de Göttingue pour l’année 1796, bei J. C. Dietrich. B. v. Johann David Schubert (1761–1822), Kupferstich wahrsch. v. Joh. Friedr. Rupert. 10 × 6 × 1,5 cm. Phot. Meisterschule f. Handwerk, Offenbach.

Literatur

1. Leo Baer, Mit Holzschnitten verzierte Buchumschläge des 15. und 16. Jh., Frankfurt a. M. 1923. 2. Max Müller, Der älteste bisher bekannte B., Festschr. f. Georg Leidinger, München 1930, S. 165ff., und Schwäbisches Museum 8, 1932, S. 172ff. 3. Heinr. Schreiber, Illustrierte Originaleinbände vor 100 und mehr Jahren, Arch. f. Buchbinderei 39, 1939, S. 65ff.