Busch (brennender Busch)
englisch: Bush, burning, burning bush; französisch: Buisson ardent; italienisch: Roveto ardente, rovo ardente.
Otto Gillen (1951)
RDK III, 240–253
I. Ikonographie
Die Szene 2. Mos. 3, 1–6 tritt in der christl. K. nicht als Einzelbild, sondern nur im Zusammenhang mit anderen Darstellungen auf. Der Zusammenhang ist selten historisch, in den meisten Fällen typologisch zu verstehen.
Die frühesten Darstellungen entstammen dem 4. Jh.: Domitilla-Katakombe (Wilpert, Katak. Taf. 230); Coemeterium maius; S. Pietro e Marcellino (O. Wulff, Hdb. d. Kw. I Abb. 43; 66); Lipsanothek von Brescia (Ebd. Abb. 182). Sie geben meist nicht den br. B. selbst, sondern nur den sandalenlösenden Moses, nach dem Vorbild des antiken Jason, dazu die Hand Gottes in Wolken. Doch tritt vereinzelt schon der B. auf (Sarkophag des Gorgonius in Ancona, Wulff a. a. O. Abb. 101). An der Holztür von S. Sabina in Rom, um 430 (J. Wiegand, Das altchristl. Hauptportal an der Kirche der hl. Sabina, Trier 1900, Taf. VII. – Abb. 1) sind bereits alle späteren Darstellungsmittel vorhanden: Moses, der die Schafe seines Schwiegervaters Jethro weidet; Moses vor dem br. B., einen Schuh ausziehend; Anrufung durch den Herrn. Später wandelt sich das Bild im Sinne der Textstelle: Gottvater erscheint im br. B. (bzw. Baum), während Moses mit bloßen Füßen davor kniet – die Schuhe stehen dann meist daneben – oder im Begriff ist, einen Schuh zu lösen. Vereinzelt kommt Moses auch voll beschuht vor. Es gibt ferner Darstellungen, in denen der B. ohne Flammen wiedergegeben ist.
Eine Vermischung der Bildelemente von Mosis Berufung am Berg Horeb mit denen der Gesetzesübergabe am Sinai (2. Mos. 19, 18ff.) tritt vor allem in der Frühzeit oft ein; s. hierzu [8 u. 9].
Zuweilen wird die Szene mit der nachfolgenden des Beglaubigungswunders (2. Mos. 4, 1–4) vereinigt: Glasfenster in Darmstadt und Frankfurt. In Kobergers „Schatzbehalter“ von 1491 finden wir den br. B. in einem Bilde zusammen mit der Erscheinung des Engels vor Josua (60. Figur; Schramm, Frühdrucke 17, Abb. 376).
Als Mariensymbol endlich, sowie als Reliquie tritt auch der br. B. mit der Erscheinung des Herrn allein auf.
II. Historische Darstellungen
Im historischen Zusammenhang findet sich der br. B., als eines der entscheidenden Begebnisse des A.T., bereits unter den 7 Szenen aus dem Leben Mosis in den Mosaiken von S. Maria Maggiore, 2. V. 5. Jh., sowie in S. Vitale in Ravenna. Der Kosmas Indikopleustes (Vat. gr. 699; Sinai; Laurenziana. – [8]; Cabrol XI, 2, Sp. 1655) gibt die Berufung in der frühchristlichen Form des Herabreichens einer Rolle aus den Wolken, dagegen ist in der Szene vor dem br. B. Moses selbst nicht dargestellt. Der Ashburnham Pentateuch zeigt auf fol. 56 a die Hand Gottes im br. B., vor welchem der barfüßige Moses inmitten seiner Schafe steht. Er verhüllt sein Angesicht – ein sonst nicht wiederkehrendes Motiv (Osc. v. Gebhardt, The miniatures of the Ashb. Pent., London 1883, Taf. XIV). Die karolingischen Bibeln von Tours haben die Szene ebensowenig wie die Salzburger Bibeln des 12. Jh., dagegen, offenbar auch im historischen Zusammenhang, der Hortus deliciarum (fol. 36v; Straub-Keller Taf. VIII bis).
In den großen illustrierten Bibeln vom Ende des MA wird die Erscheinung ausführlich geschildert, so in Quentells Kölner Bibel von 1479 (Schramm, Frühdrucke 8 Abb. 380), der Straßburger Bibel von 1485 (Ebd. 20 Abb. 23), und in der Lübecker von 1494 (ed. M. J. Friedländer, München 1923, Taf. 19), aber auch in den Weltchroniken des 14. Jh. in München (Cgm. 6406), Fulda, Donaueschingen, St. Gallen und Zürich (H. Jerchel in Zs. f. Kg. 2, 1933, S. 384), in der Berliner „Toggenburgbibel“ von 1411 (Ders. in Oberrhein. K. 5, 1932, S. 72) sowie im 3. Weltalter von Schedels Weltchronik (Schramm 17 Abb. 439). Von da an gehört die Szene, wenn auch nicht regelmäßig, zum Bestand der Illustrationen des A.T.
In der Wandmalerei ist die Darstellung seltener. Die a.t. Gemälde des 11. Jh. im Mainzer Dom hatten sie zumindest vorgesehen (Tituli Ekkehards IV.; Lehmann-Brockhaus, Schriftquellen 11./12. Jh. Nr. 2573). A. 13. Jh. finden wir sie in Berghausen, Krs. Meschede (Westfalen 22, 1937, S. 101), im 14. Jh. in Räzüns, Graubünden (Inv. Schweiz 11, Abb. 51). Ein frühes prot. Beispiel bietet die Deckenmalerei in der Stadtkirche von Pirna (Inv. Sachsen I, 1929, S. 82). Vorher schon hatte das Thema in der ital. Renaissance monumentale Form gefunden, wie in Botticellis Moseszyklus in der Sixtinischen Kapelle oder in Raffaels Deckengemälde in der Stanze des Heliodor.
Zu welcher Verinnerlichung die Barockzeit in der Wiedergabe der Erscheinung gelangen kann, zeigt ein Ölbild aus der Landschaftsfolge Michael Willmanns in Breslau (Abb. 8). Die Torhalle der Stiftskirche Reichersberg O.Ö. zeigt den br. B. unter den Fresken des Christian Wink von 1778. In den neuzeitlichen a.t. Zyklen, namentlich im 19. Jh., ist die Szene fast immer historisch zu verstehen.
III. Typologie
Im Gegensatz hierzu sind die frühchristlichen und m.a. Darstellungen des br. B. außerhalb biblischer Zyklen nicht historisch gemeint, wenn auch ihre Sinnbeziehung, wie in den zuerst genannten frühchristlichen Beispielen, nicht mehr klar ersichtlich ist oder, wie an der Holztür von S. Sabina, durch Restauration verlorenging.
In der m.a. Typologie wird die Szene vorwiegend der Verkündigung an Maria oder der Geburt Christi gegenübergestellt, wie es schon Honorius Augustodunensis im Speculum ecclesiae, In annunciatione s. Mariae (Migne P. L. 172. – Mâle II 149; s. aber hierzu [7] S. 284) und der Anonymus Anglus Cisterciensis mon. in den Distinctionum monast. et. morales libri IV, De rubo (ed. J. B. Pitra, Spicilegium solesmense, Paris 1852, II S. 370) getan hatten. Eine eingehende textliche Erklärung hierfür gibt der Heilsspiegel im 7. Kap. [4 S. 17]: Die unbefleckte Empfängnis war in der Erscheinung, die Moses hatte, vorgebildet. Wie der br. B. das Feuer erträgt und nicht verbrennt, so empfängt Maria, ohne ihre Jungfräulichkeit zu verlieren; wie Gott selbst im br. B. wohnte, so wohnte er in Maria; wie er zur Befreiung der Juden herabstieg, so stieg er auch zu unserer Erlösung herab. Die Szene kann also typologisch sowohl auf die Verkündigung wie auf die Geburt bezogen werden.
Die Deutung auf die Geburt Christi findet sich – neben anderen Vorbildern – schon in einem Hildesheimer Missale aus M. 12. Jh. (St. Beissel in Zs. f. chr. K. 15, 1902, S. 309 Abb. 7). In der französischen Kathedralplastik wird die Szene z. B. in den Archivolten des linken Seitenportals von Laon unter die Vorbilder der unbefleckten Empfängnis eingereiht, im Südportal der Westfassade von Amiens der Verkündigung gegenübergestellt.
Mit dem Aufkommen der großen typologischen Bilder-Hss., der Armenbibel (s. RDK I 1072ff.) und des Heilsspiegels [4, 5] gewinnt die Darstellung des br. B. an Ausbreitung. Während sie in der Armenbibel der Geburt Christi gegenübergestellt wird (wobei Gott als Christus mit Kreuznimbus erscheint, s. RDK I 9–10, Abb. 5), finden wir in den Heilsspiegel-Illustrationen beide Versionen ([4] Text S. 167, 277, 313; Taf. 13, 103, 130).
In diesen Zusammenhang gehören auch die Glasfenster von St. Veit in München-Gladbach, um 1270 (H. Oidtmann, Die rhein. Glasmal. I, Düsseldf. 1912, Abb. 160 u. Taf. IX), der Stiftskirche in Wimpfen, jetzt in Darmstadt, um 1280 (A. Galliner, Glasgemälde des MA aus Wimpfen, Freiburg 1932, Taf. VII), der dortigen Dominikanerkirche, um 1300 (Ebd. Taf. XXI), der Dominikanerkirche St. Pauli in Brandenburg, um 1330 ([4] S. 277. – Inv. Brandenburg II, 3 S. 110), der Stephanskirche in Mülhausen i. E., um 1350 ([4] S. 313. – Fridtjof Zschokke, Ausstellungskatalog Kunsthalle Basel April-Mai 1948 Nr. 7. – Abb. 3–5), der Stiftskirche in Eßlingen, ehem. Slg. v. Plason in Salzburg, um 1325 (Inv. Österreich 16, Abb. 136) und der Frauenkirche in München, 1480 (ed. Paul Frankl 1932 Taf. 10). Ferner der Hochaltar von Doberan (H. Wentzel, Lübecker Plastik bis z. M. 14. Jh., Berlin 1938, Nr. 14 und Taf. 64ff.) und das Deckengemälde im Kolberger Mariendom A. 15. Jh. (Oskar Beyer, Norddt. got. Malerei, Braunschweig 1924, Abb. 2. – Stange III S. 229).
Der Geburt Christi wird der br. B. gegenübergestellt auch in den Bibelfenstern in Köln, Dreikönigenkapelle 3. V. 13. Jh. (Oidtmann a. a. O. Abb. 114 und Taf. VIII) und Stetten, um 1289 (H. Wentzel, Das Bibelfenster der Zollern aus dem Kloster Stetten, in: Heilige Kunst, Stuttgart 1949, S. 18ff.), wo als zweiter Gegentyp die Geburt Mosis erscheint. Ferner in Bern, um 1450 (H. R. Hahnloser, Chorfenster und Altäre des Berner Münsters, Bern (1950), Farbtaf. III und Abb. 10). Ob auch das frühe Kappenberger Mosesfenster des Meisters Gerlach im Städel-Mus., A. 13. Jh. (H. Wentzel in Zs. f. Kw. 3, 1949, S. 54 und Abb. 1) in einen solchen Zusammenhang gehört hat, ist nicht mehr feststellbar, aber anzunehmen. Die Darstellung Mosis vor dem br. B. ist hier wie auch in der Stiftskirche in Wimpfen mit der Verwandlung des Stabes in eine Schlange vereinigt.
Der „Spiegel menschlicher Behaltnis“ (ed. Hans Naumann, Stud. z. dt. Kg. 126, Straßburg 1910) stellt den br. B. (Bl. 27) der Verkündigung (Bl. 26) gegenüber.
Eine gewisse Verschiebung der Typologie bedeutet es, wenn in der Concordantia caritatis (ed. H. Tietze, Jb. Z.K., N.F. 2, 1904, S. 20) wie in der „Concordantia veteris et novi testamenti“ (ed. G. Heider, Jb. Z.K. 5, 1861, S. 114 – hier allerdings in bilderlosen Hss.) die Szene als Antitypus der Verkündigung an die Hirten erscheint.
Die Bible moralisée (ed. A. de Laborde, Paris 1911–21, I Taf. 40) knüpft an die Erscheinung lehrhafte Vergleiche. Dabei wird das Thema auch in zwei Teilszenen aufgelöst: Moses mit der Herde vor dem br. B. (die nicht verbrennenden Blätter = die nicht durch die hl. Schrift zu Christus Entflammten); Moses, von Gott angeredet, zieht seinen Schuh aus (= wer Gottes Wort hört, ziehe den alten Adam aus).
Ebenfalls in frühchristliche Zeit, nach Boeckler ins 2./3. Jh. geht die typologische Parallele zwischen dem br. B. und Christus zurück: Der Busch schien zu brennen und verbrannte doch nicht = Christus litt als Mensch, doch seine göttliche Natur blieb unversehrt. In dieser Bedeutung erscheint die Szene im Lob des Kreuzes, Clm. 14 159 (A. Boeckler, Die Regensburg-Prüfeninger Buchmalerei, München 1924, Taf. 28. – Abb. 2). Molsdorf nennt ferner eine Gegenüberstellung des br. B. mit der Erscheinung des Auferstandenen vor Maria Magdalena, in einem Glasgemälde in St. Albans, England [2, Nr. 539].
Der br. B. kann auch ein Symbol der Ecclesia sein. Der englische Anonymus (s. o.) fährt fort: „Ebenso kann der Busch, der brennt ohne zu verbrennen, ersichtlich die Kirche bedeuten, die durch das Feuer der Verfolgung nicht verzehrt, sondern geschmückt und umso herrlicher vollendet wird.“ Auch im Bibelkommentar des Hugo von St. Cher (ed. Basle 1504, I, fol. 77) findet sich diese Parallele, die aber in die dt. K. keinen Eingang fand. Ecclesia im br. B. zeigt ein Gemälde von Aless. Moretti in der Pinakothek in Brescia [6 Taf. 42 c].
IV. Mariensymbol
Schon seit karolingischer Zeit wird die Erscheinung Gottes vor Moses auf die Person der Jungfrau bezogen, eine Deutung, die durch zahlreiche Belege in der Hymnenliteratur (s. Frz. J. Mone, Lat. Hymnen des MA II, Freiburg 1854, S. 8ff., 38, 65, 69ff., 77, 123, 397. – G. M. Dreves und Cl. Blume, Analecta hymnica medii aevi IX, 1890, S. 77 Nr. 97), in Sequenzen (Revue de l’art chrét. I, 122ff.) wie in der mhd. Dichtung erhärtet wird. So schlägt der Jüngere Titurel für den im Anschluß an den Gralstempel zu erbauenden Marientempel u. a. folgende Motive vor: „und wie die stûde brünne Moysi und von dem velle Gedêones ...“ (F. Zarncke, Der Gralstempel. Vorstudie zu einer Ausg. des Jüng. Titurel, Abh. d. Kgl. sächs. Ges. d. Wiss., phil. hist. Kl. 7,5, Lpz. 1876, S. 507). Die gleichen Vorstellungen finden sich auch im Marienleben des Wernher von Tegernsee (J. A. M. Brühl, Marienminne, S. 97). Sie werden in der eigentlichen mariologischen Literatur im Zusammenhang mit dem Bilde des Hortus conclusus weiter ausgesponnen (Der beschlossene Gart des Rosenkrantz Marie, Nürnberg 1505; Die goldene Schmiede des Konrad von Würzburg, ed. Ed. Schröder, Göttingen 1926; Defensorium inviolatae virginitatis. b. M. des Franz von Retz, und andere; s. Mariensymbolik).
Der br. B. reiht sich damit in die Gruppe jener Mariensymbole, zu denen noch der Stab Aarons (s. RDK I 10), Augustus und die Sibylle (s. RDK I 1269), die Porta clausa des Ezechiel, das Vließ des Gideon u. a. gehören. Er hat diesen Symbolcharakter bereits in einigen typologischen Darstellungen wie dem genannten Hildesheimer Missale aus M. 12. Jh., in der Kathedralplastik oder in einem Psalter des Klosters Marienthal aus dem 1. V. 13. Jh. (H. Swarzenski, Die lat. illum. Hss. des 13. Jh., Berlin 1936, Taf. 150, Abb. 831).
Die Szene wird dann fester Bestandteil der Mariensymbolik in den Bildern des Hortus conclusus, des Defensorium, in einfachen Immaculatabildern, auf Chorgestühlen usw.:
Tafelbild der Slg. Thyssen in Lugano, um 1400 (Stange III Abb. 39). – Bildteppich im Schweiz. Landesmus. Zürich, um 1480 (Kurth, Bildteppiche Taf. 98/99), dem Teppiche des 16. Jh. in Kloster Sarnen und in Slg. Böhler, München, folgen (Ebd. I S. 118f.). – Bildteppich im K.F.M., um 1480 (Ebd. I Abb. 56). – Lettneraltar in Rostock, Hl. Kreuz, um 1500 (Inv. Meckl.-Schwerin 3 S. 187). – Tafelgemälde des hortus conclusus von 1515 im Merseburger Dom (Inv. Prov. Sachsen 8 Abb. 134). – Chorstuhlwange in Bremen, um 1362–64 (V. C. Habicht in Rep. f. Kw. 36, 1913, S. 250 und Abb. 13. – Abb. 6). – Dreisitz Ende 14. Jh. in Osnabrück, St. Johannis (Inv. Hannover IV 1/2 S. 113). – Chorstuhlwange in Maulbronn, um 1480 (Irmg. Dörrenberg, Das Zisterzienserkloster Maulbronn, Würzburg 1938, Abb. 124). – Marienaltärchen im Landesmus. Bonn, um 1420 (Stange III Abb. 102. – Abb. 7). – Diesem entspricht etwa in der Anordnung die Tafel des gleichzeitigen Hochaltars von Hl. Kreuz in Rostock (Inv. Meckl.-Schwerin 3, Taf. geg. S. 180. – Stange III S. 208f.), doch ist hier das Mittelbild der Muttergottes durch die Verlobung der Hl. Katharina erweitert. – Defensorium - Tafeln in Schleißheim (Molsdorf Taf. V) und Stams (K. Atz in Zs. f. chr. K. 18, 1905, 321ff.), sowie die dort genannten Beispiele. – Bemalte Holzschüssel 1. H. 16. Jh. im Landesmus. Stettin. – Altarflügel im Diözesan-Mus. Breslau (Kat. 1932 S. 56 Nr. 204).
Eine Sonderstellung nimmt der Lettneraltar der Kirche zu Doberan ein, wo die Szene des br. B. im Mittelfeld des Marienschreins steht, während Maria selbst an die Rückseite des darüberstehenden Triumphkreuzes gerückt ist.
Auf Verkündigungsbildern mit dem Einhorn, die im 14. Jh. starke Verbreitung fanden, gehört der br. B. fast immer zu den angeführten marianischen Symbolen (s. E. Wernicke, Ein Antependium der St. Gotthardkirche zu Brandenburg, 21.–25. Jahresber. des Hist. Ver. zu Brandenburg, 1894, wo 50 Beispiele aufgezählt werden).
Völlig vereinzelt scheint ein um 1475 entstandenes Gemälde von Nicolas Froment in der Kathedrale in Aix zu stehen (Grete Ring, A century of french painting, London 1949, Taf. 126), wo die Muttergottes selbst dem Moses in einem brennenden Rosenbusch erscheint, also eine Verknüpfung des Motivs mit dem der Maria im Rosenhag vorliegt; s. auch [6].
Auch die nach-m.a. Zeit kennt den br. Busch noch als marianisches Symbol. Beispiele aus dem 18. Jh. finden sich in der Kirche zu Flochberg, Kr. Neresheim, wo eine der 4 auf Maria bezüglichen Allegorien an der Decke des Chors Moses vor dem br. B. zeigt mit der Inschrift „Unversehrte Jungfrau“, sowie im Deckengemälde des Chores in der Wallfahrtskirche auf dem Schönenberg bei Ellwangen mit der Unterschrift „Rubus incombust.“ In der Wallfahrtskirche Ave Maria bei Deggingen, Kr. Geislingen, Württ., befindet sich die Szene, neben anderen, seltenen Mariensymbolen, unter den Deckengemälden Joseph Wannenmachers, 1754, mit der Inschrift „visio magna“ (R. Weser in Archiv f. chr. K. 1907, S. 103). Als Tabernakelrelief erscheint sie im Kreuzaltar der Pfarrkirche von Mautern in Steiermark, 1740 von Jos. Thadd. Stammel (Abb. 9).
Es mag zum Schluß noch erwähnt werden, daß es offenbar auch die Reliquie des nicht verbrannten B. gegeben hat, die den Jerusalempilgern gezeigt wurde. Mandeville berichtet in seiner Reise nach Jerusalem davon, so daß die Darstellung des br. B. auch unter den Kuriositäten erscheint, die die frühen Montevilladrucke zeigen (Augsburg 1481, Anton Sorg. – Schramm, Frühdrucke 4, Abb. 607, ferner Ebd. 20, Abb. 1051 u. 1904; 21 Abb. 415).
Zu den Abbildungen
1. Rom, S. Sabina, Holztür. Syrische (?) Schnitzarbeit um 430. Nach J. Wiegand Taf VII.
2. München, Staatsbibl., Clm. 14 159, Laudes s. crucis, fol. 2. Regensburg um 1180. Nach A. Boeckler, Die Regensburg-Prüfeninger Buchmalerei, München 1924, Taf. 28.
3.–5. Mülhausen i. Elsaß, St. Stephan, Speculumfenster um 1350. Phot. Dt. Ver. f. Kw.
6. Bremen, Fockemuseum, Chorstuhlwange aus dem Dom, 1362–64. Phot. Mus.
7. Bonn, Landesmus., Flügelaltärchen aus St. Maria ad Gradus in Köln, Mittelteil. Kölner Meister des Wasserfaßschen Kalvarienberges, um 1420. Phot. Mus.
8. Michael Willmann (1630–1706), Landschaft mit Moses vor dem br. B., Ölgemälde auf Leinwand um 1685–92. Ehemals Breslau, Schles. Mus. d. bild. Künste. Nach E. Kloß, Mich. Willmann, Breslau (1934), Taf. 83.
9. Jos. Thaddäus Stammel (1695–1765), Tabernakelrelief der Pfarrkirche in Mautern b. Leoben, Steiermark, um 1740. Nach H. Decker, Barockplastik in den Alpenländern, Wien 1943, Abb. 260.
Literatur
1. Künstle I S. 288f. – 2. Molsdorf Nr. 41, 60, 74, 539, 855. – 3. Cabrol-Leclercq XI; 2 Sp. 1652ff. – 4. J. Lutz und P. Perdrizet, Speculum humanae salvationis, Leipzig 1907. – 5. Edgar Breitenbach, Speculum humanae salvationis. Stud. z. dt. Kg. 272, Straßburg 1930, S. 119f. – 6. E. Harris, Mary in the burning bush. Journal of the Warburg Inst. 1, 1937/38, 281–86. – 7. Sauer S. 285, 332, 341. – 8. Jos. Strzygowski, Das Berliner Mosesrelief u. d. Türen von S. Sabina in Rom. Jb. d. preuß. K.slg. 14, 1893, 65–71. – 9. Carl Maria Kaufmann, Hdb. d. christl. Archäologie, Paderborn 19132.
Verweise
Empfohlene Zitierweise: Gillen, Otto , Busch (brennender Busch), in: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. III (1951), Sp. 240–253; in: RDK Labor, URL: <https://www.rdklabor.de/w/?oldid=92560> [04.04.2022]
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