Callotfiguren

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englisch: Callot types; französisch: Callot, figures à la Callot; italienisch: Figure da Callot, Callotto, gobbo.


Edmund W. Braun (1952)

RDK III, 312–320


RDK III, 313, Abb. 1. "Callotto", A. 18. Jh.
RDK III, 313, Abb. 2. Schloßpark Kukus, 1718.
RDK III, 315, Abb. 3. Matthias Braun, um 1720, Schloß Neuwaldegg.
RDK III, 317, Abb. 4. Starnberg, 1. H. 18. Jh.
RDK III, 317, Abb. 5. Joh. Jak. Sommer, 1713, Weikersheim.

I. Begriff und Name

Die Bezeichnung C. ist neuzeitlich und wird auf gewisse Figuren von Zwergen verschiedener Art und Beschäftigung angewandt, die neben dem Realismus ihrer Wirkung auch einige Züge von Satire und grotesker Übertreibung in sich schließen. Wir finden die C. seit Anf. 18. Jh. auf allen Gebieten des künstlerischen Schaffens, in Malerei, Plastik und Kunstgewerbe. Der Name selbst geht direkt auf Jacques Callots Folge der zwanzig „Gobbi“ (Krüppel, Bucklige, Zwerge. – Meaurne 747–767) von 1616 zurück. Diese hat später Isaak van Ostade, dem die Art solcher Figuren besonders zusagte, in Zeichnungen kopiert, von denen ein unbekannter Meister ausgezeichnete, sehr seltene Holzschnitte anfertigte (ehem. Slg. Wünsch, Wien. – Diederichs II Nr. 954–973).

Der Stammbaum dieser „Gobbi“ ist recht alt. Die m.a. Wasserspeier und Konsolfiguren zählen z. T. zu ihren Ahnen. H. Bosch hat mit Vorliebe derartige Figuren gezeichnet, und das ganze 17. und 18. Jh. hindurch begegnen wir in der Graphik Einzelblättern ähnlichen Inhalts (reichhaltige Slg. im G. N. M.). Die älteste Bezeichnung als C. fand sich in dem Werk „Großer Herren Standes und Adelicher Hausvatter“ von J. Chr. Donauer u. a., Nürnberg 1719, Bd. II S. 914, wo die damals so beliebten Gartenplastiken „Callotische Zwerg-Fechtereyen und Bauern-Täntzer samt ihren Spielleuten an gehörigen Orten“ genannt werden.

II. Der „Callotto“

Zu Beginn des 2. Jahrzehnts des 18. Jh. erschien ein anonymes und undatiertes Stichwerk „Il Callotto resuscitato oder Neu eingerichtes Zwerchen Cabinet“, das in 50 Blatt, in figural durchsetzten Laub- und Bandlwerkrahmen, je eine groteske männliche oder weibliche Zwergenfigur zeigt, versehen mit dreisprachigen erklärenden Unterschriften, nach deren Inhalt man auf österreichischen Ursprung schließen darf (Abb. 1. – Weitere Beispiele Diederichs II 1168–75. – Faksimileausgabe von W. Fraenger, München u. Leipzig 1922). Das Konzept rührt ohne Zweifel von einem literarisch hochstehenden Mann her. Als Stecher kommt für diese erste anonyme Ausgabe des „Callotto“ Elias Baeck gen. Heldenmuth (1679–1747) mit aller Wahrscheinlichkeit in Betracht (inhaltlich ähnliche, von Baeck signierte Blätter im Kk. des Österr. Mus. Wien). 1716/20 erschien eine zweite, um 26 Blätter erweiterte Ausgabe des „Callotto“ in Amsterdam (Brunet III S. 1822 und Suppl. I S. 1091). Die Blätter 51–76 sind im Stil völlig abweichend von den 50 ersten. Während diese nach Elias Baeck kopiert sind, sind die späteren von J. C. Folkema entworfen. Ein terminus ante für die erste Ausgabe ergibt sich aus der Tatsache, daß der bedeutendste Barockbildhauer Prags, Matth. Braun, sie 1711 bereits für den Park von Schloß Kukus in Böhmen kopierte.

Graf Franz Anton v. Sporck ließ hier 1711 eine „Rennbahn“ oder „Ringelbahn“ errichten, die an den Längsseiten durch je 20 Zwergenfiguren abgesteckt war (archivalisch bezeugt; vgl. G. E. Pazaurek, Kukus, Leipzig 1901, S. 9). Ein Stich in Kirchmayrs „Uralter Kukus-Brunn“, Prag 1718, veranschaulicht die Aufstellung (Abb. 2). Von diesen 40 oder 42 C. sind nur noch wenige Fragmente in Kukus erhalten, die aber beweisen, daß M. Braun nach dem „Callotto“ gearbeitet hat. Die Figuren waren, was ebenfalls bezeugt ist, bemalt, wie es bei Gartenskulpturen häufig der Fall war. In der Privatslg. des Großherzogs zu Baden, ehem. im Schloß Karlsruhe, jetzt im Schloß Salem, befindet sich eine Reihe mit Drahteinlagen gefestigter Terrakottafigürchen, die wohl stark an Braun anklingen und offenbar Modelle zu diesen Gartenskulpturen waren. Eine Wiederholung von Brauns Figurenfolge ist z. T. erhalten und befindet sich heute auf der Terrassenbrüstung des fürstlich Schwarzenbergschen Schlosses Neuwaldegg in Wien (Abb. 3). Die Figuren stammen aus Schloß Zitolib Bez. Laun (Inv. Böhmen II S. 105; Inv. Österr. II S. 262 ist zu berichtigen), dessen Besitzer Graf Schütz zu den Auftraggebern Brauns gehörte. Die Figuren der Abb. 3, unzweifelhaft auch von Braun, sind dem „Callotto“ entnommen (von links: Chevalier Rondeau [Nr. 6], Marquis de Sauterelle [Nr. 20] und Christl Vestnbalkh [Nr. 39]).

III. Gartenskulpturen

Aus dieser Wiederholung wie besonders aus der erwähnten ausdrücklichen Nennung der C. im „Adelichen Hausvatter“ erhellt ihre große Beliebtheit als Gartenskulpturen in der Zeit von etwa 1710–50. Wenn sie auch heute – mit Ausnahme der Weikersheimer – fast alle ihrem Zweck entfremdet sind, lassen sich doch zahlreiche C. in Österreich, Bayern, Württemberg, Nürnberg und Mitteldeutschland nachweisen. Ihr Auftreten in Folgen ist in vielen Fällen bezeugt; hierdurch treten sie in eine Reihe mit den beliebten Folgen der Musen, Erdteile, Jahreszeiten, Elemente, Sinne u. a. Die Figuren gehen zumeist auf die lebensvollen Gestalten des „Callotto“ zurück, erfahren aber manchmal Änderungen und Erweiterungen durch neue Typen, die sich je nach der Begabung des Bildhauers oft als bedeutsame Neuschöpfungen, zuweilen deutlich unter lokalen Einflüssen, darstellen. So erhielt sich in Weikersheim die Tradition, daß die dortigen C. Karrikaturen des damaligen Hofgesindes seien. Doch muß betont werden, daß das Grundmotiv der C. stets im geistigen Zusammenhang mit den Gestalten Callots oder des „Callotto“ bleiben.

Aus dem Schloßpark von Ullersdorf kamen einige C. in die Privatgärten der nahegelegenen Stadt Mährisch-Schönberg; nach Aussage des Ullersdorfer Schloßarchivs wurden sie in der 1. H. 18. Jh. durch den Grafen Zierotin, der seinen Park mit reichem Figurenschmuck versah, bei Bildhauern der benachbarten Städte in Auftrag gegeben, in erster Linie bei dem Troppauer Joh. Gg. Lehnert aus Regensburg. – In Oberösterreich sollen einige C. in Schloßgärten erhalten sein. In Niederösterreich stehen außer den erwähnten Braunschen Modellen in Neuwaldegg fünf C. aus Sandstein im Stiftsgarten zu Altenburg, darunter eine landschaftlich für Wien faßbare (Inv. Österr. V, 321), andere im Schloßpark zu Greillenstein (Ebd. 500). Im allgemeinen stehen die österreichischen C. in stilistischer Verwandtschaft mit der Schule des Diego Carlone. – Die nach 1711 entstandenen C. des Salzburger Mirabellgartens sind z. T. jetzt dort wieder aufgestellt. Sie sind von guter künstlerischer Qualität. Die Zuschreibung an M. Bernh. Mandi ist von Leisching [7] widerlegt. L. Pretzell verweist auf Ähnlichkeit mit Brunnenfiguren von J. J. Berg aus Eichstätt (Salzb. Barockplastik, Berlin 1935, 58). Vielleicht hängen sie auch mit den Entwürfen Burnacinis zusammen (Aquarelle in der Theater-Abt. der Wiener Nat.Bibl.).

Regensburger Ursprungs sind einige C. aus Sandstein, ehem. in der Slg. Rud. Kuppelmayer (Aukt. Kat. München, H. Helbing 1919, Nr. 45), jetzt im Garten der Villa Frh. von Riedesel in Starnberg (Abb. 4). Ihr Zusammenhang mit dem „Callotto“ ist evident. – Die Figuren im Hofgarten und im Schloßhof zu Öttingen (Inv. Bayern VI, 1 S. 400f.), die aus dem Schloßpark von Hochaltingen stammen, sind z. T. Wiederholungen des „Callotto“, z. T. hängen sie mit den Braunschen Modellen zusammen. Bei den nahen Beziehungen der Oettinger Fürsten zu Österreich käme ein Wiener oder Prager Meister in Frage, vielleicht aber auch die noch wenig erforschte, für das Haus Öttingen arbeitende Werkstatt Bschorers.

Für die C. in dem skulpturenreichen Park des Hohenloheschen Schlosses Weikersheim (Abb. 5) gibt es den archivalischen Nachweis, daß 1713 dem Künzelsauer Bildhauer Joh. Jakob Sommer 14 Bilder von „Zwergleingestalt“ bezahlt wurden (Mitt. Dr. Graf Adelmann). Weitere C. befanden sich im Jagdschloß Carlsberg, davon eine jetzt ebenfalls in Weikersheim. Auch in Öhringen stehen noch C. Zwei kleine Holzmodelle in dem gleichfalls Hohenloheschen Schloß Thiersberg b. Langenburg verraten Einflüsse der „Gobbi“ (Mitt. Dr. Elis. Grünenwald).

Von den sechs C. im G.N.M., die aus den Gärten der Häuser Johannisstraße 3 und 21 in Nürnberg stammen (Neuerwerbungen des G.N.M. 1921–24, Nürnberg 1925, Taf. 74–78), zeigt Taf. 74 starke Anklänge an den Husarenoberst des „Callotto“ Abb. 1; Taf. 78 ist durch die Bratwurstschüssel aus fränkischem Volkstum zu erklären; Taf. 77 hat die gleiche Vorlage wie eine Weikersheimer C., wenn sie nicht ebenfalls der Werkstatt Sommers entstammt.

Auch am Hof zu Fulda waren die C. sehr beliebt. Es gibt 2 Folgen, von denen die eine 1745 zur Fasanerie geliefert wurde (Marburger Phot. Nr. 62 771–73), die andere erst um 1785 entstand (Mitt. Reg.Baurat E. Kramer, Fulda). Sie dürfte damit die späteste der bekannten Folgen sein. Von den älteren C., die ganz im Stil der übrigen mitteldt. Figuren gehalten sind, stellt eine einen Zwerg mit Kanonenkugel, eine andere einen solchen mit einem Musikinstrument in der Hand dar.

Tritt hier zum erstenmale ein Musikzwerg auf, so häufen sich in der Folge diese Motive. Eine Stichfolge musizierender Zwerge, die um M. 18. Jh. entstand, mindestens 24 Blatt umfaßte und mit neun handkolorierten Blatt im Kupferstichkabinett des G.N.M. vorhanden ist (Zeichner J. A. Müller, Stecher Monogrammist E. B. AH, Verleger J. F. Leopold in Augsburg), könnte als Vorlage gedient haben. Im allgemeinen aber sind derartige Musiksoli im 18. Jh. von Personen der italienischen Komödie ausgeführt worden, oder aber von Putten, wie sie in schönen Beispielen Ferd. Dietz für das fränkische Schloß Thurn schuf (G.N.M., 86. Jahresbericht, 1940, S. 40f.).

Auch aus dem Ausland sind uns einige C. als Gartenskulpturen bekannt. So nennt E. Zimmermann [3 Anm. 631] solche auf dem Monte Berici bei Vicenza, wo sie auf der Gartenmauer einer Villa aufgereiht stehen. Goethe berichtet in der Italienischen Reise voller Abscheu von den C. im Garten des Prinzen Pallagonia in Bagheria bei Palermo (Soph. Ausg. I, 31 S. 112; vgl. auch Konr. Escher, Die sizilische Villa beim Übergang vom Barock zum Klassizismus, Mon. f. Kw. 9, 1916, S. 3ff. und Abb. 4). Wesentlich freundlicher spricht Goethe in „Hermann und Dorothea“ (Thalia v. 89, Soph. Ausg. I, 50, S. 211) von „den Bettlern von Stein“, „den farbigen Zwergen“, in denen wir unschwer die Vorfahren der heute noch beliebten Gartenzwerge erkennen. Inwieweit die barocken C., die doch in einer volksfremden Hof- und Adelskultur entstanden, mit den bösen und wohltätigen Zwergen der deutschen Mythologie zusammenhängen [7], ist schwer zu entscheiden.

IV. Porzellane und Kleinkunst

Die Erstausgabe des „Callotto“ ist aber auch die ergiebigste Quelle für zahlreiche Zwergenfiguren auf dem Gebiete des frühen Porzellans. Wie bei der Gartenplastik sind auch hier die Übertragungen aus der Graphik nie ganz wörtlich, sondern immer mit kleinen und größeren Abweichungen. Zudem tritt neben den „Callotto“ eine zweite Folge von Vorlagen, die noch nicht festgestellt werden konnte.

Unter den Inkunabeln der Meißner Manufaktur gibt es zahlreiche C., die inhaltlich und stilistisch eine gewisse Verwandtschaft mit Callots „Gobbi“ zeigen (einige ehem. in der Dresdner Porzellanslg., die meisten in der Slg. Wilh. Gumprecht in Berlin, Aukt. Kat. Cassirer u. Helbing, Berlin, 21. 3. 1918, Bd. II Taf. 40ff.). Von den 22 Modellen der Slg. Gumprecht gehen 7 auf Blätter des „Callotto“ zurück, und zwar auf Nr. 3, 6, 7, 12, 20, 47, 48. Für die übrigen müssen wir die erwähnte andere Vorlage annehmen. Der Modelleur ist wohl Gg. Fritsche.

Auch der Wiener Porzellanmodelleur J. J. Niedermeyer hat für die kaiserliche Manufaktur eine Anzahl Blätter des „Callotto“ für seine C. kopiert (um 1745–50. – Die meisten Figuren besitzt das Österr. Mus. für Kunstgewerbe in Wien; sie sind z.T. identisch mit Ausformungen in der Slg. K.Mayer, Aukt. Kat. Glückselig, Wien, Nov. 1928, Nr. 287–90; nach dem „Callotto“ hier Nr. 2, 9, 32, 38, 43; weitere in der Slg. Gumprecht, s. o., Nr. 11, 41, 42). Schon 15–20 Jahre früher muß eine graphische Vorlage in die Wiener Modelleurstube gekommen sein, denn ein Faßkrug in der Slg. Lanna mit Barockdekor trägt als Deckelknauf eine kleine C., einen stehenden Mann mit einer Salzstange (J. Leisching, Slg. Lanna I Taf. 37). Niedermeyer hat aber die satirische Physiognomik der Vorlagen des „Callotto“ am prägnantesten wiedergegeben.

Eine C. des Türken Hali Nasili Pascha (Slg. Gumprecht Nr. 384) aus der spanischen Manufaktur zu Buen Retiro geht auf den „Callotto“ Nr. 38 c zurück; andere Exoten der venezianischen Fabriken (Slg. Gumprecht Nr. 374–79) und der von Capo di Monte (Ebd. Nr. 380–83), für die Vorlagen nicht nachweisbar sind, stehen mit den frühen Meißner C. in Verbindung. Auch die Straffordshire Manufaktur hat zwei C. in Porzellan modelliert (Abb. im Aukt. Kat. der Slg. Francis M. Baer-London, München bei H. Helbing 12. 3. 1913, Nr. 70).

Vereinzelt treten C. auch in der deutschen Porzellanmalerei auf: Ludwigsburger Teller der Slg. Frh. von Valois, Stuttgart, mit Darstellung eines als Krebs staffierten Mannes (O. Wanner-Brand, Album der Erzeugnisse d. ehem. Württ. Manufaktur Alt-Ludwigsburg, Stuttgart (1906), Nr. 1276; keine bekannte Vorlage). – Zwei Meißner Tassen um 1750 in Dresden, Kunstgewerbemuseum und Porzellanslg., mit Planetenbildern und C. (G. E. Pazaurek, Dt. Fayence- und Porzellanhausmaler II, Leipzig 1925, Abb. 258 und Taf. 27).

Auch in vielen anderen Techniken finden wir die Vorlagen des „Callotto“ wiederverwendet.

Im Schles. Landesmus. Troppau hingen zwei große Ölbilder aus einem westpreußischen Schloß, auf dem verschiedene dieser Zwerge zusammengestellt waren. Häufige Wiedergabe fanden sie auch auf dem Gebiet der Kleinkunst.

Im Hist. Mus. Basel befinden sich vier Lindenholzstatuetten, die genaue Kopien nach dem „Callotto“ (Nr. 9, 29, 41, 47) sind. Das Grüne Gewölbe in Dresden besitzt einige Meisterwerke in Elfenbein, die auf die gleiche Quelle zurückgehen: Standuhr in silbervergoldeter, edelsteinbesetzter Montierung, 1725 von J. Chr. Köhler, mit Elfenbeinstatuette des Nathan Hirschl („Callotto“ Nr. 48; Sponsel IV Taf. 18; Ebd. ein Gegenstück dazu, nach „Callotto“ Nr. 2.9); zwei silberne Salzfässer von J. Chr. Neßler ([6] S. 35; nach „Callotto“ Nr. 19 und 22); besonders wertvoll sind zwei direkt aus Callots „Gobbi“ entlehnte C. in Form goldgefaßter Barockperlen, von Ferbecq in Frankfurt (Sponsel III Taf. 37): der auf dem Bratrost fiedelnde Koch und der fidele bucklige Trinker. Mit Ausnahme einer von Holzhausen [6 S. 34] erwähnten Kopie des gleichen Trinkers als Gartenfigur in Wachau sind bis jetzt keine direkten Entlehnungen aus den „Gobbi“ nachgewiesen.

Zu einer kleinen Gruppe bronzener C. gehören zwei Statuetten im D. M. Berlin (Kat. Bange 1923, II S. 40, hier irrig als holländisch 17. Jh.), deren eine (Nr. 5869) mit den Meißner Figuren des 2. Jahrzehnts 18. Jh. verwandt ist; die andere erinnert durch die Gebärde des entblößten Gefäßes an eine Gartenfigur in Neuenstein, die wahrscheinlich aus dem Hohenlohe’schen Schloßpark in Friedrichsruhe stammt. Zur gleichen Bronzegruppe gehört eine Figur ähnlichen Inhalts, die aus Slg. E. W. Braun ins Landesmus. Troppau kam. Eine vierte ist in Nachbildung erhalten: silbergegossener Knauf einer Achatschale, deren Montierung das Meisterzeichen des Breslauer Goldschmieds Gottfr. Heyner zeigt (tätig 1682 bis 1716; Kunst und Kunsthandwerk 9, 1906, 227).

Zu den Abbildungen

1. Anonymer Kupferstich aus dem „Callotto resuscitato“, Blatt 12: Holloka Tschmitschko Buttiam Uram, Ragotzischer Hussarn-Obrister in der Garnison zu Neuheußl. Anf. 18. Jh. Phot. G.N.M.

2. Anonymer Kupferstich aus Carl Val. Kirchmayer, Uralter Kukus-Brunn II. Bd., Prag 1718. Ausschnitt: Aufstellung der 42 Callottfiguren an der „Rennbahn“. Phot. G.N.M.

3. Matthias Braun (1684–1738), drei Figuren nach dem „Callotto“ aus Schloß Zitolib, jetzt im Schloß Neuwaldegg in Wien XVII: Mr. le Chevalier Rondeau, grand Orateur au Parlement des Muets, en habit cérémoniel; Mr. le Marquis de Sauterelle, Obrister Heuschrecken Commissarius, in der Liebes Declaration; Christl Vestnbalkh, Bürg Schütz bey der Tyrolischen Steinfalle im Französisch Bayrischen Einbruch. Um 1720. Phot. Bildarchiv der Nat.Bibl. Wien.

4. Starnberg, Frh. von Riedesel, Callotfigur aus Regensburg (ehem. Slg. Kuppelmayer). 1. H. 18. Jh. Phot. Besitzer.

5. Joh. Jakob Sommer (gen. 1666–1714) mit Beteiligung seines Sohnes Philipp Jakob, Callotfigur im Schloßpark Weikersheim. Urkundl. 1713. Phot. Manfred Schuler, Weikersheim.

Literatur

1. Ad. Brüning, Kupferstiche als Vorbilder für Porzellan. Kunst und Kunsthandwerk 8, 1905, 30ff. – 2. Ders., Europäisches Porzellan des 18. Jh. Berlin 1904, S. XXII. – 3. Ernst Zimmermann, Die Erfindung und Frühzeit des Meißener Porzellans, Berlin 1908, 238ff. – 4. Heinr. Benedikt Franz Anton Graf Sporck (1662–1738). Zur Kultur der Barockzeit in Böhmen. Wien 1923, m. 40 Taf. – 5. Wilh. Fraenger, Dt. Vorlagen zu russischen Volksbilderbogen des 18. Jh., Jb. f. hist. Volkskunde 2, 1926, 126ff.– 6. W. Holzhausen, Geistesgeschichtliche Voraussetzungen des Kunsthandwerks unter August dem Starken. Mitt. d. Ges. f. vervielfältigende Kunst 1927, 34: Das Erbe Callots. – 7. Jul. Leisching, Die Gestalten des Salzburger Zwerglgartens. Salzb. Mus. Bll. 7, 1928, Nr. 5.

Verweise