Chrysolith

Aus RDK Labor
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englisch: Chrysolite; französisch: Chrysolithe; italienisch: Crisolito.


Hellmuth Bethe (1953)

RDK III, 765–766


Der C. (griech. = Goldstein), auch Peridot oder Olivin, ist ein eisenhaltiger, durchsichtiger bezw. halbdurchsichtiger Edelstein von lebhafter, ins Gelbliche gehender hellgrüner Farbe, dessen Hauptvorkommen in Ägypten, Ceylon, Indien und Brasilien liegen; man spricht jedoch auch von sächsischem und böhmischem C. Beim Schleifen nimmt C. einen kräftigen Glanz an, der ihn unter Umständen dem Smaragd ähnlich erscheinen läßt. Schon in vorgeschichtlicher Zeit und in der Antike bekannt – in der Apokalypse (21, 20) ist vom C. als dem siebenten Grund der Mauer des hl. Jerusalem die Rede –, gelangten im MA von Kreuzfahrern aus Kleinasien mitgebrachte C. in deutsche Kirchenschätze. So sind z. B. die großen Smaragde im Kölner Domschatz angeblich C. Sechs ungeschnittene C. befanden sich auf dem ursprünglichen „großen Kreuz“ des 12. Jh. (?) im Bamberger Domschatz (E. Bassermann-Jordan u. Wolfg. M. Schmid, München 1914, S. 24f.). Das strahlende Material des C. erfreute sich im Barock, dessen Repräsentationsbedürfnis es in hohem Maße entsprach, großer Beliebtheit.

Geschliffene C. schmückten Armbänder im Pommerschen Kunstschrank (Augsburg, 1617; Jul. Lessing u. Max Brüning, Berlin 1905, S. 53), eine Henkelkanne aus Bergkristall in silbervergoldeter Fassung (deutsch M. 17. Jh., ehem. Dresden, Grünes Gewölbe; J. L. Sponsel, Bd. III, Leipzig 1929, Taf. 22) sowie verschiedene für August den Starken gefertigte kostbare Geräte: den Sockel des Gehäuses einer silbervergoldeten Dresdener Stutzuhr (A. 18. Jh.; Sponsel II, Taf. 26), den Sockel des goldenen Kaffeegeschirrs von Dinglinger-Dresden (1710; Sponsel II, Taf. 68) und Dinglingers Apisaltar (1731; Sponsel III, Taf. 59). Prachtvolle kirchliche Beispiele des Barock sind die mit neun C. geschmückte Monstranz von 1697 im Salzburger Domschatz (Inv. Österr. 9, Taf. 8) und die 1745 unter Verwendung von 5 C. und anderen Edelsteinen von dem Mainzer Hofgoldsticker Sebastian Stein hergestellte Bischofsmütze des Erzbischofs und Kurfürsten von Mainz Joh. Karl Friedrich von Ostein in der Schatzkammer der Reichen Kapelle der Münchner Residenz (Fritz Haeberlein, München 1939, Abb. 24, Nr. 107). Mitte 18. Jh. erscheinen C. auf Orden (Gold. Vlies in Wien) sowie auf türkischen Dolchen und Säbeln.

In der modernen Schmucksteinindustrie hat C. seinen alten Rang behauptet, trotzdem der Edelsteinhandel nicht selten gefärbte Chrysoberylle als C. anbietet. An C.-Besitz knüpfen sich seit altersher abergläubische Vorstellungen. Neuerdings gilt C. als Monatsstein für September.

Literatur

1. Alfr. Eppler, Edelsteine und Schmucksteine, Leipzig 19342, S. 218ff. – 2. Handbuch der Naturwissenschaften VIII, Jena 19332, S. 1088. – 3. Adolf Furtwängler, Die antiken Gemmen III, Leipzig und Berlin 1900, S. 395.