Chrysopras

Aus RDK Labor
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englisch: Chrysoprase; französisch: Chrysoprase; italienisch: Crisopraso, crisoprasio.


Hellmuth Bethe (1953)

RDK III, 766–768


RDK III, 767, Berlin, um 1750.

C. (griech. = goldener Schnittlauch) ist ein in die Gruppe der Quarzminerale gehöriger, schwach durchscheinender, dichter Halbedelstein mit splittrigem Bruch von apfelgrüner, durch Nickeloxyd hervorgerufener Farbe, in der Zusammensetzung dem Chalzedon verwandt, doch im Gegensatz zu diesem gegen Licht und Hitze empfindlich; er wird bzw. wurde in Schlesien (Frankenstein, Kosemitz, Gläsendorf), Thüringen (Schwarzatal), im Ural, in Ostindien und in Nordamerika gefunden und durch Schneiden oder Schleifen geformt. Schon im Altertum bekannt und in der Apokalypse (21, 20) als zehnter Grund der Mauer des hl. Jerusalem erwähnt, spielte C. in der Goldschmiedekunst des MA, die so gern mit farbigen Steinen prunkte, wohl wegen seiner Licht- und Hitzeempfindlichkeit, eine untergeordnete Rolle. Allein auf dem Rahmen des vorderen Einbanddeckels des aus dem Bamberger Domschatz stammenden Evangeliars Kaiser Ottos III. (Metz, E. 10. Jh.; München, Staatsbibliothek; Ernst Bassermann-Jordan u. Wolfg. M. Schmid, Der Bamberger Domschatz, München 1914, S. 14) und unter den Steinmosaiken der Wenzelskapelle im Dom zu Prag (um 1370) läßt sich die Verwendung des C. als Schmuckstein nachweisen. Eine spätbyzant. Kamee aus C. mit Darstellung des hl. Johannes Theologos wird im Kh.Mus. Wien aufbewahrt (Fr. Eichler u. E. Kris, Die Kameen im Kh.Mus., Wien 1927, Nr. 138, Taf. 21). In der Renaissance und im Barock fand C. nur in Italien, wo in Anlehnung an antike Gemmen gelegentlich Bildnisköpfe aus ihm geschnitten wurden, Beachtung. In Deutschland kam seine Zeit erst mit dem beginnenden 18. Jh. und dem damals erwachenden Sinn für lichte Farben. 1731 benutzte der Hofgoldschmied Augusts des Starken, Melchior Dinglinger in Dresden, ein Steinschmuckstück aus C. am Apisaltar des Grünen Gewölbes (J. L. Sponsel, Grünes Gewölbe III, Taf. 59). Friedrich d. Gr. bevorzugte C. als schlesisches Produkt nach der Inbesitznahme Schlesiens.

Sechs aus Friedrichs Besitz stammende goldmontierte Tabatieren aus C., eine um 1750 entstanden (Abb.) und 5 um 1770 gearbeitet, befanden sich im Museum Schloß Monbijou in Berlin (Katalog der Ausstellung „Meisterwerke aus den preuß. Schlössern“, Berlin 1930, Nr. 121, 125, 127, 133, 139, 141). Ebendort war ein Spazierstock Friedrichs d. Gr. mit brillantverzierter Krücke aus C. (Hohenzollern-Jb. 1899, S. 261, und 1901, S. 81). Auch Tischplatten wurden in friderizianischer Zeit aus C. hergestellt (Potsdam, Neues Palais, Konzertzimmer Friedrichs d. Gr.). Eine angeblich aus England stammende goldgefaßte C.-Dose (um 1760) war 1951 auf der Lempertz-Auktion 432 in Köln (Nr. 124). E. 18. Jh. belegte der Berliner Tischler David Hacker eine für das Marmor-Palais in Potsdam gefertigte bronzebeschlagene Mahagoni-Kommode mit einer Platte aus C. (Kat. Meisterwerke Nr. 235).

In neuerer Zeit hat die Beliebtheit von C. eher zu- als abgenommen, wohl weil Grün dem modernen Geschmack besonders entspricht. C. wird vor allem für Schmucksteine bei Armbändern und Anhängern verwendet. Im Edelsteinhandel wird vielfach grün gebeizter Chalcedon als C. ausgegeben. C. gilt als Monatsstein für Dezember.

Zur Abbildung

Berlin, ehem. Schloß Monbijou, Tabatiere aus dem Besitz Friedrichs d. Gr. Chrysopras mit Goldbeschlag und Brillanten. 5 cm h., 9 cm br., 7,5 cm t. Berlin, um 1750. Nach Kat. „Meisterwerke aus den preuß. Schlössern“, Ausst. Berlin 1930.

Literatur

1. Alfr. Eppler, Edelsteine und Schmucksteine, Leipzig 19342, S. 252f. – 2. Handbuch der Naturwissenschaften VIII, Jena, 19332, S. 1096.