D.O.M.

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englisch: D.O.M.; französisch: D.O.M.; italienisch: D.O.M..


Rüdiger Kleßmann (1955)

RDK IV, 124–127


RDK IV, 125, Regensburg, Epitaph Joh. Aventinus, † 1534.

D. O. M. ist die gebräuchliche Abkürzungsform für Deo Optimo Maximo und findet seit der Renaissance Verwendung als Kopf von Grab-, Weihe- und Widmungsinschriften. Seine Form und Anbringungsart leiten sich her von dem antiken I. O. M. (Iovi Optimo Maximo), das auf römischen Grabsteinen und Altären in zahlreichen Beispielen belegt ist (Corpus Inscriptionum Latinarum; Jacob Becker, Die röm. Inschriften und Steinskulpturen des Mus. der Stadt Mainz, Mainz 1875ff.). Die Verwandlung des I. (Jovi) in das allgemeinere D. (Deo) ist jedenfalls erst in christlicher Zeit erfolgt, scheint aber vor der Renaissance nicht nachweisbar. Auch das in der Anordnung sehr ähnliche D.M. (Dis Manibus) römischer Grabsteine (Grabstein aus Oberhausen, Augsburg, Max.Mus.; Frdr. Vollmer, Inscriptiones Bavariae Romanae, München 1915, Nr. 123 mit Abb.) ist als Ausgangsform in Betracht zu ziehen. Während in Italien (besonders häufig in der Lombardei und Venetien: Padua, SS. Simon und Juda 1588; Vicenza, S. Maria 1596; Cavernago/Bergamo 1622) das D. O. M. auch in monumentalen Lösungen an der Kirchenfassade vorkommt (isoliert, im Giebelfeld oder auf gerahmter Tafel), bleibt in Deutschland zumeist der intimere Inschriftcharakter gewahrt (Zwiefalten). Die Fülle der deutschen Beispiele liegt südlich der Limesgrenze, d. h. im Bereich der einstigen römischen Provinzen und Stadtgründungen.

Das Epitaph des Kanonikus Zobel von 1521 im Mainzer Dom (Dehio, Dt. K. III, Abb. 276 a) zeigt noch eine den Text einleitende halbgekürzte Form: Deo Opt. Max. et Divo Thomae Apostolo usw. In voller Abkürzung und als Überschrift nach antikem Vorbild erscheint D. O. M. seit dem 2. V. 16. Jh. häufiger auf Epitaphien, vornehmlich bei Verstorbenen geistlichen Standes oder humanistischer Kreise (Nördlingen, Pfarrkirche St. Georg: Grabstein des Bürgermeisters Gabriel Eringer, † 1518; Regensburg, St. Emmeram: Epitaph des Geschichtsschreibers Johannes Aventinus, † 1534, Abb.; Regensburg, Domkreuzgang: Epitaph des Dompredigers Dr. P. Hirschbeck, † 1545; Regensburg, Dom: Epitaph der Ursula Aquila † 1547, – letzteres Import aus Oberitalien! –; Inv. Bayern II, 22, 1). Das Epitaph der Georg, Johann und Philipp von Drohe (1596) im Mainzer Domkreuzgang weist eine nachträgliche, wenngleich auch nur wenig spätere Einfügung des D. O. M. (Inv. Hessen, Mainz II, 1) auf. Im 17. und 18. bis hinein in das 19. Jh. wird die Verwendung des D. O. M. immer häufiger und verschiedenartiger, wobei es gelegentlich auch zu anderen, dekorativen Lösungen – gekürzt und ausgeschrieben – kommt. An dem Epitaph zweier Domherren von Bocholtz, 1609, im Mainzer Dom trägt die Fußplatte die Aufschrift: Deo Optimo Maximo in gratam memoriam. Eine andere Erweiterung, hier mit Genitiv, findet sich am Viktorsaltar des Mainzer Doms 1622: Ad Dei Optimi Maximi Laudem et Gloriam usw. Die Dativform ist aber die Regel, wobei ihr in der frühen Zeit oft ein oder mehrere Schutzheilige mit einbeschlossen sind. Später erscheint das D. O. M., das manchmal auch durch ein S. (sacrum) ergänzt wird (München, Staatsbibl. Cim. 51: Bildnisminiatur des Orlando di Lasso von Hans Müelich, um 1565; Frankfurt a. M., Katharinenkirche, Nordportal, 1680), mehr und mehr isoliert, oder aber das Gedächtnis an den Verstorbenen wird unmittelbar daran angeknüpft (Leonberg b. Stuttgart, Stadtkirche, Epitaph von 1653: D. O. M. et perenni memoriae optimae indolis et maximae spei, Adolescentis Samuelis Schmidii etc.).

Das Vorkommen des D. O. M. auf Altären ist seit dem 17. Jh. nicht selten (Mainz, Dom: Dreikönigsaltar 1610, Saulheimer Altar 1665, Laurentiusaltar 1676). An dem Chorgestühl des Klosters Bronnbach (Inv. Baden IV, 1) tritt D. O. M. in Verbindung mit der Errichtungsinschrift und dem Chronogramm 1777 auf.

Zur Abbildung

Regensburg, St. Emmeram, Epitaph des Johannes Aventinus, † 1534. Fot. Bayer. Landesamt f. Dpfl.