Delphin

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englisch: Dolphin; französisch: Dauphin; italienisch: Delfino.


Liselotte Stauch (1954)

RDK III, 1233–1244


RDK III, 1233, Abb. 1. Rom, 3. Jh.
RDK III, 1235, Abb. 2. Parenzo, 1. H. 6. Jh.
RDK III, 1237, Abb. 3. Peter Flötner (?), 1532, Nürnberg.
RDK III, 1239, Abb. 4. Andrea Alciati, 1574.
RDK III, 1241, Abb. 5. Neunhof (Mfr.), 1523.

1. Art und Eigenschaften

Die D. (delphinida) sind gesellig lebende Zahnwale (Säugetiere), sehr schnell und beweglich, ohne Scheu vor Menschen und vor Schiffen, die sie gern in übermütigem Spiel umkreisen. Diesen Eigenschaften verdankt der D. die Bedeutung, die er in der antiken und abendländischen Kunst erlangt hat.

Als Tier des Meergotts Poseidon, der meergeborenen Aphrodite, der seefahrtschützenden Götter Apollon delphinios und Dionysos, als Freund des Sängers Arion, als Begleiter von Nereïden, Tritonen und Eroten, als musikliebend, als Freund des Menschen, Retter von Ertrinkenden, Berger der Leichen von Schiffbrüchigen und Geleiter zu den Inseln der Seligen treibt er in Sage und Dichtung, auf Bildwerken, Vasen, Sarkophagen, Münzen, Gemmen und Tonlampen der Antike sein anmutiges Wesen [1; 5]. Seine äußere Erscheinung auf den bildlichen Darstellungen mit großem, hochgewölbtem, unter der Stirn eingekerbtem, von vorne plattem Kopf mit gezahntem Rachen sowie die Tatsache, daß die Alten ihn simo (von simus = stumpfnasig) nannten (Plinius nat. hist. IX, 8, 23 und Solinus 12, 6), was auch Isidor von Sevilla (Migne, P. L. 82, 451) überliefert, deuten darauf hin, daß zur Schaffung des Kunstgebildes D. zwei verschiedene D.-Arten zusammengewirkt haben: der Braunfisch oder Tümmler (delphinus phocaena) mit seinem stark gerundeten, von vorne platten Kopf, und delphinus delphis, der unter der Stirn eine kräftige Einziehung aufweist, aber eine spitze, schnabelartige Schnauze hat. Außer dem charakteristischen, hochgewölbten Kopf unterscheidet ihn vom Fisch auf Darstellungen auch sein beweglicher, stark sich wellender Leib mit häufig palmettenartig gebildeter Schwanzflosse sowie die oft schopfartige Rückenflosse.

2. Antikes Motiv und frühchristl. Symbol

Die Vorstellung der christlichen Welt vom D. ist die der Antike. Plinius (1. Jh. n. Chr.; nat. hist. IX, 8, 20ff.) und Aelian (2. H. 2. Jh. n. Chr.; nat. anim. XII, 12) berichten von seiner Menschenfreundlichkeit und Verspieltheit und von seiner Schnelligkeit, die ihn die Schiffe auch bei vollen Segeln überholen läßt. Von der sagenhaften Feindschaft des D. zum Krokodil berichten Plinius (VIII, 25, 91) und Solinus (32; 26). Danach tötet der D. das Krokodil, indem er unter das Tier schwimmt und ihm mit seinen scharfen Rückenflossen den ungeschützten Bauch aufschneidet. Alle diese Züge finden sich z. B. bei Isidor († 636; Migne, a. a. O.), Hrabanus Maurus († 856; Migne, P. L. 111, 237f.) und Hugo v. St. Victor (1096–1141; Migne, P. L. 177, 105) wieder, die Krokodilgeschichte sogar noch bei Leonardo da Vinci in seiner Studie über Leben und Gewohnheit der Tiere (Jean Paul Richter, The literary works of L. d. V., London 1883, S. 33.2).

Das Motiv des mit den segelnden Schiffen um die Wette schwimmenden D. spielt im Physiologus (1. H. 2. Jh.) eine Rolle. Das 39. Kap. über die Serra (auch Prion) war ursprünglich dem D. gewidmet, wie noch das Buch der Naturgegenstände durch die Bezeichnung „dâfinôs“ und eine syrische Übersetzung des Physiologus durch den Namen „dulpînâ“ [14, S. 16], schließlich eine arabische Übersetzung [7, S. 39] beweisen. Im Laufe der Überlieferung wurde der D. zur sagenhaften Serra, einem Seetier mit großen Flügeln.

Die Kunst der ersten christlichen Jahrhunderte bediente sich der verschiedenen aus der Antike bekannten D.-Motive. Diese antiken Formen gingen einerseits „in ihrer verblaßten und allgemeinen Bedeutung in den Figurenschatz der christlichen Kunst ein – so vor allem die Seegötter und Seetiere –“, andererseits fand eine „nachträgliche Allegorisierung rein idyllischer Bilder“ statt, beim D. besonders „infolge der Rückwirkung des christlichen Fischsymbols“ [10, S. 61].

In der Katakombenmalerei kommt der D. schwimmend (Kallistus-Katak. A. 4. Jh., [8] Taf. 128; Katak. d. hll. Petrus und Marcellinus, 1. H. 4. Jh., [8] Taf. 165) und auf Polypen Jagd machend (Praetextat-Katak. A. 3. Jh., [8] Taf. 49) vor. Hier sollte er wohl nur, wie die Tritonen, Hippokampen und Seedrachen, „als Sinnbild des Walters wirken“ und „die schon den altorientalischen Religionen und auch den Juden geläufige Vorstellung von der Erquickung der dürstenden Seele (das sog. Refrigerium) und die Erinnerung an das Lebenswasser des Paradieses“ [10, S. 61] hervorrufen.

Auch bei den zahlreichen D.-Darstellungen auf frühchristlichen Sarkophagen scheint das antike Motiv in seiner „verblaßten und allgemeinen Bedeutung“ übernommen zu sein. Auf antiken Sarkophagen, Grabsteinen und Grabaltären kommt der D. überaus häufig vor, mit der Muschel, dem Dreizack, dem Anker, einem Okeanos-Kopf zusammen, von Putten geritten ([11] Bd. 3, Taf. 51, 45; Bd. 4, Taf. 125, 126, 129, 130; vgl. auch Robert-Rodenwaldt, Die antiken Sarkophagreliefs V, A. Rumpf, Die Meerwesen, Berlin 1939, S. 97ff. m. Abb.). Auf dem Secundier-Grabmal von Igel bei Trier (3. Jh. n. Chr.) begegnet eine Reihe von D.-Reitern (H. Dragendorff und E. Krüger, Das Grabmal von Igel, Trier 1924, Abb. 27).

„Man wünscht dem Verewigten durch das Symbol des D. eine glückliche Fahrt ins Jenseits“ ([5] S. 231 u. Anm. 239; in diesem Sinn noch bei Goethe, Faust II, 8316f.). Es muß angenommen werden, daß diese alten Gedankengänge, bewußt oder unbewußt, im häufig auf frühchristlichen Sarkophagen angewendeten D.-Motiv weiterleben. Der D. findet sich dort friesartig zu je zweien aneinandergereiht ([12] Taf. 59, 4; Taf. 70, 4; Taf. 87, 1; Taf. 140, 2; Taf. 257, 5; Taf. 280, 2), mit Meerungeheuern zusammen [12, Taf. 19, 6], kopfstehend [12, Taf. 251, 1] und Fische und Polypen fressend [12, Taf. 244, 2].

Daneben gibt es aber eine Reihe von D.-Darstellungen, bei denen mit einem spezifisch christlichen Symbolgehalt gerechnet werden muß. Leider bieten die Quellen für die exakte Deutung nicht genügend Anhaltspunkte, so daß der ausdeutenden Phantasie nur allzu viel Spielraum bleibt. Immerhin findet sich ein wichtiger Hinweis in einem Brief des hl. Paulinus von Nola (4. Jh.; Migne, P. L. 61, 249) an seinen geistigen Vater, den Bischof Delphinus von Bordeaux, der beweist, daß der D. – den zwar Aristoteles schon als eine Art Mittelglied zwischen Säugetier und Fisch erkannt hat [5, S. 211], der aber gleichwohl im allgemeinen als Fisch galt – im Sinne des von Tertullian († um 220) mit Bezug auf die Taufe Gesagten: „Nos pisciculi secundum ΙΧΘΥΝ nostrum Jesum Christum in aqua nascimur“ (Migne, P. L. 1, 1198) als der Fisch Jesus Christus angesehen wurde. Paulinus schreibt nämlich, offenbar ein Wortspiel mit dem Namen seines väterlichen Freundes, der ihn getauft hat, treibend: „Meminerimus nos, ab utero terrae et cognationibus nostrae segregatos, Delphini filios esse factos; ut efficeremur illi pisces qui perambulant semitas maris.“ Der D. also als Symbol Christi und des Christen als des „filius delphini“ analog dem allgemein verbreiteten Begriff „Sohn des Fisches“. De Rossi hat versucht, die frühchristliche Fischsymbolik vom D. herzuleiten, indem dieser „Retter der Schiffbrüchigen“ der Antike sich als naheliegendes Symbol für den Salvator mundi anbot. Das Fischsymbol tritt aber früher auf als das D.-Symbol. Der umgekehrte Weg scheint der richtigere, daß nämlich der in ΙΧΘΥC enthaltene ΣΩΤΗΡ = Retter Anlaß gab, den D. in die Fischsymbolik einzubeziehen.

Darstellungen des um einen Dreizack oder einen Anker gewundenen D. – beides antike Sinnbilder des Neptun – kommen häufig auf Gemmen, Ringen, Siegeln und Tonlampen vor. Da aber bei diesen Denkmälern sehr oft nicht gesagt werden kann, ob sie heidnisch oder christlich sind, so kann nur dann eine christliche Symbolik angenommen werden, wenn noch andere Merkmale das nahelegen.

So ist der vielzitierte Ring des Bischofs Ademar von Angoulême (1076–1107) mit dem um einen Dreizack gewundenen, einen Polypen fressenden D. und einem kleineren Fisch daneben, von De Rossi [3] auf Christus und die „pisciculi“ des Tertullian gedeutet, nach Dölger [11, Bd. 5, S. 262ff., Taf. 302, 4] wahrscheinlich ein in Gold gefaßter antiker Achat-Onyx des 2. Jh. n. Chr., den man für einen Bischofsring geeignet fand, vielleicht weil man ihn symbolisch deutete. Dölger [11, Bd. 5, S. 257ff.] stellt ferner eine Reihe solcher D.-Darstellungen zusammen, die für christlich galten, aber antik sind. Über die Unsicherheit der Deutung des D. auf christlichen Tonlampen s. auch Dölger [11, Bd. 5, S. 142ff.]. So sind auch die bei Cabrol-Leclercq [2] angeführten Beispiele kritisch zu betrachten.

Die Deutung Wilperts von zwei D. mit runden Gegenständen (eucharistischen Broten?) im Maul auf einem frühchristlichen Sarkophag im Museum von Marseille (E. 4. od. 1. H. 5. Jh.; [12] S. 185 u. 271, Taf. 17, 2) als Anhänger Christi wird von Dölger [11, Bd. 5, S. 634] mit dem Hinweis auf eine sehr ähnliche Darstellung auf einem heidnischen Grabstein bezweifelt, ebenso [11, Bd. 5, S. 148] wie die Symbolik des D. auf den frühchristlichen Lampen von Porto und im Museum von Cagliari ([4] Bd. 6, Taf. 470, 3 u. 6).

Ob die um einen Dreizack gewundenen oder ihn flankierenden D. auf Malereien der Kallistus-Katakombe (2. H. 2. Jh.; [8] Taf. 39 oben) und der Praetextat-Katakombe (2. H. 3. Jh., [8] Taf. 106 unten) symbolisch oder nur „idyllisch“ gedeutet werden müssen, ist nicht zu entscheiden. Infolge der Fundumstände, der Beischriften und begleitenden Symbole sind aber sicher folgende Darstellungen christlich-symbolisch gemeint: der auf einen Dreizack zuschwimmende D. auf einem Sgraffito in der Priscilla-Katakombe mit dem mehrfach angebrachten Christusmonogramm (4. Jh., [2] Fig. 3613); ein Siegel in Form eines D. mit der Inschrift „Spes in Deo“ im Kalk eines Loculus [2, Fig. 3614]; ein in der Domitilla-Katakombe gefundener Goldring mit einem um einen Anker geschlungenen D., begleitet von einem Hirten mit zwei Schafen und einem Baum mit Vogel [11, Bd. 5, Taf. 302, 6]; zwei auf je einen Anker zuschwimmende D., die ein Gefäß mit eucharistischen Broten und zwei Pfauen flankieren, auf einer Grabverschlußplatte aus der Praetextat-Katakombe (3. Jh.; Abb. 1); eine verschollene Gemme mit dem seltenen Motiv des einen Wasserstrahl ausstoßenden D. und der Umschrift „Ι Χ Θ Υ C“ und „A und Ω“ [11, Bd. 1, S. 332, Fig. 48]. Auch die beiden gegenständigen D. auf dem Altar-Tabernakel des Bischofs Eufrasius im Baptisterium von Parenzo (1. H. 6. Jh.; Abb. 2) können, an so hervorragender Stelle angebracht, nicht gut ohne christlich-symbolischen Gehalt gedacht werden [4, Bd. 6, S. 7].

Die einen Dreizack flankierenden D.-Paare auf den Wandfüllungen der Hagia Sophia in Konstantinopel (O. M. Dalton, East-christian art, Oxford 1925, Taf. 68) dürften dagegen, ebenso wie die beiden gegenständigen D. auf einem Feld der Abschlußtür der Südgalerie (A. M. Schneider, Die Hagia Sophia zu Konstantinopel, Berlin 1939, Abb. 53), rein ornamental gemeint sein. Auf byzantinischen Elfenbeinkästen trifft man öfters das Motiv eines auf einem D. reitenden Puttos an (Florenz, Mus. Naz., 11.–12. Jh., [13] Taf. XX c) – der D.-Reiter Eros ist eines der häufigsten Motive der hellenistischen und römischen Kunst [1] – oder eines Puttos, der ein D.-Paar am Zügel hält, neben ihm oder auf ihm stehend und es mit der Peitsche antreibend, während die Schwänze der D. in Tierköpfen endigen (Bologna, Mus. Civico, 11. Jh., [13] Taf. XVII c; Baltimore, Slg. Walters, 11.–12. Jh., [13] Taf. XXII c; Leningrad, Ermitage, 11.–12. Jh., [13] Taf. XXV).

Auch in der koptischen Kunst leben die antiken D.-Motive nach; z. B. Nereide auf D., Putto auf D., D. eine Muschel flankierend, D. mit Dreizack (George Duthuit, La sculpture copte, Paris 1931, Taf. 29–35; O. Wulff u. W. F. Volbach, Spätantike und koptische Stoffe usw., Berlin 1926, Taf. 53 u. 96).

In frühchristlicher Zeit wurden die Lampenschalen tragenden Arme der mehrlichtigen Hängelampen „delphini“ genannt, weil sie gewöhnlich die Form eines D. hatten (J. Braun, Liturg. Handlexikon, Regensburg 19242, S. 76). Möglich, daß diese aus antiker Tradition stammende Verwendung des D. mit der Vorstellung des D. als Tier des Lichtgottes Apollo zusammenhängt [15, S. 720]. Der Liber Pontificalis Romanus (314–335) berichtet, daß Konstantin in die Lateranensische Basilika Kronleuchter und Altarleuchter mit zahlreichen goldenen D. geschenkt habe (Schlosser, Quellenb. S. 60f.). An erhalten gebliebenen Beispielen nennt die Literatur eine in Djemila gefundene Lampe [2, Fig. 3618], eine in der Nähe von Orléansville gefundene Lampe mit 10 D. (Leclercq, Manuel d’arch. chrét. Bd. 2, S. 559, Fig. 368), eine koptische Lampe des 5. oder 6. Jh. mit 12 D. (Hdb. d. christl. Archäol. 19132, S. 609, Abb. 245) und eine einzelne Öllampe in Form eines D. mit einem Kreuz auf dessen Kopf [4, Bd. 6, Taf. 472, 1].

3. Der D. im MA

Dem Mittelalter geht die D.-Symbolik anscheinend verloren. Dies unterstreicht ein Brief des Papstes Sixtus IV. an Ludwig XI. von Frankreich über den im MA für den Sarkophag der Tochter Petri gehaltenen Sarkophag der Aurelia Petronilla aus der Domitilla-Katakombe (Vatikan. Mus.), in dem von der D.-Symbolik nichts mehr bekannt ist: „Extant ab omnibus ipsius arcae capitibus delphinis quattuor veluti custodes et veneratores tam gloriosi sepulcri“ (De Rossi, Boll. di arch. crist. 1865, S. 46). In der Vorhalle des Freiburger Münsters befindet sich an der Konsole der Figur des Abraham ein D.

Die Concordantia caritatis des Ulrich von Lilienfeld (1351–58) benutzt, wohl direkt aus antiken Autoren schöpfend, den Bericht über den D., der vor dem Sturm auf dem Wasser spielt, als Vergleich für Christus am Ölberg (s. Sp. 845, Abb. 5).

Die Alten faßten eine Gruppe von Sternen zu dem Sternbild D. zusammen. Daher tritt der D. in astronomischen Hss. auf. Als Beispiel diene eine nach antiker Vorlage kopierte Darstellung in einer karolingischen astronomischen Hs. aus Prüm in der Madrider Nat. Bibl. (Wilh. Neuß, Eine karol. Kopie antiker Sternzeichenbilder, Zs. d. Dt. Ver. f. Kw. 8, 1941, S. 113ff., Abb. 14f.).

4. In der Renaissance und im Barock

Mit dem Humanismus dringen in die Kunst wieder die antiken D.-Motive ein. So finden wir den D. überaus häufig in Darstellungen der Renaissance und des Barock: vor allem tritt er als Begleittier Neptuns, der Nereïden und Tritonen, der Venus, Amors sowie der Eroten und Putten, ferner Apollos und des Sängers Arion auf.

Als Tier des Neptun: Bronzestatuette d. Meisters d. Berliner Nereïde, E. F. Bange, D. dt. Bronzestatuetten d. 16. Jh., Berlin 1949, Abb. 74; eines süddt. Meisters um 1520/30, Ebd. Abb. 78; Neptunsbrunnen in Bologna von Giovanni da Bologna; Bronzestatuette aus der Werkstatt des Benedikt Wurzelbaur, E. F. Bange, Die Bildwerke in Bronze und in anderen Metallen, Berlin 1923, S. 33; Neptunsbrunnen von Georg Schweigger, Kunstchronik 5, 1952, 247. Als Begleiter von Nereïden und Tritonen: Bronzestatuetten des Meisters der Berliner Nereïde, Bange, Abb. 75/76; Tritonen-Brunnen von Bernini in Rom, Ernst Benkard, Giov. Lor. Bernini, Frankfurt a. M. 1926, Abb. 38; Brunnenentwurf mit Nereïden von Zacharias Longuelune, H. G. Franz, Z. Longuelune und d. Baukunst d. 18. Jh. in Dresden, Berlin 1953, Abb. 158. Als Begleittier der Venus: Dürer-Zeichnung von 1503, W. 330; Bleiplakette im KFM nach Botticelli; Onyxcameo des 17. Jh., Dalton, Cat. of the engraved Gems ... in the B.M., London 1915, Nr. 87, Taf. VIII; Bronzestatuette der Slg. Heyl in Worms, Kunstchronik 4, 1951, 57; Statue von Balthasar Permoser, E. Michalski, B. P., Frankfurt 1927, Abb. 39. Als Gefährte von Amor, Eroten und Putten: am Sebaldusgrab in Nürnberg; Bronzestatuette von Peter Vischer d. J., Bange, Abb. 47; Dürer-Zeichnungen W. 477, 486 b und 487 a; Bronzestatuette von Andrea Riccio, Leo Planiscig, A. Riccio, Wien 1927, Abb. 232; Buchsrelief nach Riccio mit der Umschrift: Amor vincit omnia, Planiscig, Abb. 369; Gemme des 18. Jh., Dalton, Nr. 655, Taf. XXIII; am Augustusbrunnen in Augsburg von Hubert Gerhart; am Brunnen im Garten von Schloß Weikersheim. Als Tier des Apollo: Sockel d. Nürnberger Apollobrunnens (Abb. 3), und des Sängers Arion (Beispiele s. dort; nachzutragen: Arion auf D. reitend in der Initiale S zum Text: „Salvum me fac Deus“, Psalterium der Abtei Ramsey in Huntingdonshire, 13. Jh., Beschr.Verz. III, S. 87, Abb. 41).

Die antike Vorstellung vom D. als dem Führer ins Totenreich ist, wenn Wilh. Fraenger (Hieronymus Bosch, Das tausendjährige Reich, Coburg 1947, S. 106) recht hat, bei Bosch in seinem Madrider Triptychon lebendig. Eine Schar von Rittern mit geschlossenen Visieren trägt „in der Gabel einer Wünschelrute“ einen D. und wird im Wasser von D. umspielt. Fraenger erkennt in den gleichgestalteten verlarvten D.-Rittern die „größeren Heere der Verstorbenen“.

In der barocken Ikonographie vertritt der D. den Erdteil Amerika, wie das Pferd Europa, das Kamel Asien und der Löwe Afrika; z. B. im Deckenstuck der Abteikirche Rauden, O.S., um 1785 (A. Gessner, Die Abteikirche Rauden in O. S., Kitzingen 1952, S. 27, Abb. 24 und 27).

5. D. als Emblem

Die Hieroglyphik der Renaissance bedient sich des um einen Anker gewundenen D. Francesco Colonna deutet in seiner Hypnerotomachia Poliphili (1499 bei Aldus erschienen) dieses ihm von Titus- und Domitian-Münzen her bekannte Motiv im Sinne des als Wahlspruch des Augustus bekannten Sprichwortes: „Festina lente“ [9, S. 57, Fig. 15f.]. Erasmus von Rotterdam erklärt diese Hieroglyphe: „ancora quoniam navim remorat, tarditatem, delphinus quod hoc nullum aliud animal celerius ... velocitatem exprimit“ [9, S. 59]. Der Drucker Aldus Manutius wählt die für altägyptisch gehaltene Devise des Augustus zu seinem Wahlspruch, und so wird der um den Anker gewundene D. zum weltberühmten Drucker-Signet. An anderer Stelle deutet Colonna den Anker als „firma“, den D. als „incolumitas“ [9, S. 63, Fig. 18], Andrea Alciati in seiner Emblematik als „princeps subditorum incolumitatem procurans“ (Abb. 4), ferner den D., der den Arion vor der Habgier der Schiffsleute rettete: „in avaros vel, quibus melior conditio ab extraneis offertur“. In dem Gefühl, vom Vaterland im Stich gelassen zu sein, verglich er sich mit dem D., der, vom Meer auf den Strand geworfen, denjenigen, „qui truculentia suorum perierit“ versinnbildlichen soll (Holzschnitt von Jörg Breu, Augsburg 1531, [9] S. 155, Fig. 26).

6. D.-Ornament

In der Ornamentik, besonders der Renaissance, spielt der D., „den das Quattrocento als im Tierreich entdeckte Schönheitslinie ebenso auffaßt und verwendet wie etwa unser fin de siècle den Schwan als ornamentales Stimmungstier“ (A. Warburg, Die Erneuerung der heidnischen Antike, Berlin 1932, S. 73), eine sehr wichtige Rolle. Einige Beispiele müssen genügen.

D.-Rahmen im Gebetbuch des Matthäus Schwarz, von Narciß Renner 1520–22 (Gg. Habich in: Sitz. Ber. d. Bayr. Ak. d. Wiss., Phil.-hist. Kl. 1910, Taf. 16, 1); Randzeichnung mit D. und D.-Reiter in einem Augsburger N.T. von 1523 (Abb. 5); korinthische Kapitelle mit D. in einer Bilderchronik des Florentiner Goldschmiedes Maso Finiguerra (A. Warburg, a. a. O.); Portale der Schlösser von Küstrin und Plagwitz, Schles., M. 16. Jh. (Inv. Brandenburg VII, 1, S. 326ff. u. Taf. 20), und des Schlosses Hohentübingen; Gitter der Annakapelle im nördlichen Seitenschiff des Konstanzer Münsters (17. Jh.); Geländer der Berliner Schloßbrücke 1819, Türsturz im Palais des Prinzen August 1816, von Schinkel entworfen (P. O. Rave, Karl Frdr. Schinkel, München-Berlin 1953, Abb. 49 u. 30).

Sehr häufig werden im 16. und 17. Jh. die Griffe an den Geschützrohren als Delphine gebildet (s. Geschütz).

7. D. als Heiligenattribut

Als Attribut dient der D. dem hl. Martinianus (um 400), weil dieser auf einem D. vor der Versuchung durch ein schönes Mädchen flüchtete, und dem hl. Calistratus, weil er, unter Diokletian ins Meer geworfen, durch zwei D. ans Land getragen wurde (antikes Rettermotiv, s. o.) [6, S. 38].

Zu den Abbildungen

1. Rom, Lateran-Mus., Gall. Lapidaria Nr. XV, 66. Grabverschlußplatte aus der Praetextat-Katakombe. 3. Jh. Phot. Vatikan. Museen XXXII – 63–6.

2. Parenzo (Istrien), Basilika, Baptisterium. Altartabernakel des Bischofs Eufrasius. 1. H. 6. Jh. Phot. Alinari 21 232.

3. Peter Flötner (?), Sockel des Apollobrunnens im kleinen Rathaushof in Nürnberg. Bronzeguß, dat. 1532. Phot. G.N.M., Nürnberg.

4. Andrea Alciati, Emblemata, Lyon 1574, S. 167. Delphin, um Anker gewunden, als Emblem des „Princeps“. Holzschnitt. Phot. RDK.

5. Neunhof, Frhr. von Welsersche Familienstiftung. Neues Testament, Augsburg, Hans Schönsperger 1523, S. LVI (Anf. 1. Tim. Brief). Initialholzschnitt mit dem hl. Paulus von Hans Leonhard Schäufelein, handkoloriert; gleichzeitige Randornamentik in Feder und Aquarell, nürnbergisch. Phot. St. Graph. Slg. München.

Literatur

1. Pauly-Wissowa IV, 2504–10 (Wagner). – 2. Cabrol-Leclercq IV, 1, 283–95. – 3. G. B. de Rossi, L’anello trovato nel sepolcro di Ademaro vescovo di Angoulême ed il delfino simbolo di Cristo salvatore, Boll. di arch. crist. 1870, 49ff. – 4. Raff. Garucci, Storia dell’arte cristiana, Prato 1872. – 5. Otto Keller, Tiere des klass. Altertums in kulturgesch. Beziehung, Innsbruck 1887, S. 211–35. – 6. Rud. Pfleiderer, Die Attribute der Heiligen, Ulm 1898. – 7. Jos. Strzygowski, Der Bilderkreis des griech. Physiologus, des Kosmas Indikopleustes und Oktateuch, Leipzig 1899. – 8. Wilpert, Katakomben. – 9. Karl Giehlow, Die Hieroglyphenkunde des Humanismus in der Allegorie der Renaissance, Jb. Kaiserh. 32, 1915, 1–232. – 10. Osk. Wulff, Hdb. d. Kw. – 11. Frz. Jos. Dölger, ΙΧΘΥC, Bd. 1–5, Münster 1922–40. – 12. Gius. Wilpert, I sarcofagi cristiani antichi, Rom 1929. – 13. Goldschmidt-Weitzmann. – 14. Max Wellmann, Der Physiologus. Eine religionsgesch.-naturwiss. Untersuchung. Philologus, Suppl. XII, H. 1, Leipzig 1930. – 15. L. Charbonneau-Lassay, La mystérieuse emblématique de Jésus-Christ. Le bestiaire du Christ, (Brügge) 1940.