Diechling
englisch: Cuisse, cuish; französisch: Cuissard; italienisch: Cosciale.
Ortwin Gamber (1954)
RDK III, 1457–1458
D. (herzuleiten vom mhd. diech = Oberschenkel) nennt man denjenigen Teil vom Beinzeug des Plattenharnischs, der der Deckung des Oberschenkels dient. Er ist mittels Geschübe beweglich mit der Deckung der Knie („Kniekachel“) verbunden (s. auch Harnisch).
Der D. entsteht im 14. Jh. aus verschiedenen, über dem Kettenstrumpf getragenen Eisen- und Lederauflagen und ist um 1380 von italienischen Plattnern voll ausgebildet worden (z. B. Grabstein Burkhards v. Steinberg, † 1379, Hildesheim, St. Martin: Inv. Hannover II, 4, S. 277). Er zerfällt in Ober- und Unter-D., wobei der Unter-D. am Oberrand zum Schutz gegen abgleitende Stöße einen Brechstreifen trägt. E. 14. und 1. H. 15. Jh. hängt man an den D. eine, dann mehrere in Scharnieren befestigte Streifschienen an (Abb.; St. Georg des Altars der Kartause von Dijon, 1390–99), die A. 16. Jh. starr mit dem D. vernietet werden. Mit dem Verschwinden des Beinzeugs E. 16. Jh. weicht der D. den geschobenen Schößen, die an den Bauchreifen des Harnischs hängen.
Zur Abbildung
Typus eines italienischen Diechlings der 2. H. 15. Jh., mit geöffneten Streifschienen. Zchg. d. Verf.
Literatur
1. W. Boeheim, Hdb. d. Waffenkunde, Leipzig 1890. – 2. A. Harmand, Jeanne d’Arc, Paris 1929, S. 240ff. – 3. G. C. Stone, A Glossery etc. of Arms and Armor, Portland (Maine) 1934, S. 196f. – 4. Die Innsbrucker Plattnerkunst, Ausst.Kat. Innsbruck 1954.
Empfohlene Zitierweise: Gamber, Ortwin , Diechling, in: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. III (1954), Sp. 1457–1458; in: RDK Labor, URL: <https://www.rdklabor.de/w/?oldid=88814> [06.04.2022]
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