Edelmetalle

Aus RDK Labor
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englisch: Precious metals; französisch: Métaux précieux, métal précieux; italienisch: Metalli nobili.


Paul Adolf Kirchvogel (1956)

RDK IV, 712–714


Im Gegensatz zu den anderen Metallen besitzen die E. keine Reaktionsfähigkeit gegenüber Sauerstoff und eine hohe chemische Beständigkeit gegenüber vielen anderen Chemikalien. E. oxydieren nicht oder nur sehr wenig, d. h. sie vereinigen sich weder bei niedriger noch bei höherer Temperatur mit dem Sauerstoff der Luft und bilden auch bei langer Einwirkung von Luft oder Wasser höchstens ganz durchsichtige dünne Oxydschichten. Im freien, chemisch nicht gebundenen Zustand sind sie am beständigsten; deshalb werden sie häufig gediegen gefunden. Durch diese Eigenschaften, durch ihren meist auffälligen Glanz und ihre einfache Verhüttungsweise wurden von den neun E. seit den ältesten Kulturzeiten zuerst Gold, später Silber und seit dem 19. Jh. in gewissen Grenzen Platin als kunsthandwerkliche Werkmetalle bekannt und geschätzt. Daneben sind Gold und Silber, im 19. Jh. in Rußland auch Platin, Münzmetalle; besonders das erstere bildet bis in die Gegenwart die Grundlage der meisten Währungssysteme.

Gold ist das dehnbarste unter allen Metallen. Man kann es zu Blattgold von 1/8000 mm Dicke ausschlagen oder aus 1 Gramm einen feinen Draht von 3000 m Länge ausziehen. Es schmilzt bei 1063°, und sein spezifisches Gewicht beträgt 19,3. Da es ein sehr weiches Metall ist, wird es als Werkstoff mit Silber und Kupfer legiert. Der Goldgehalt wurde früher in Karat und Gran (oder Grän) bezeichnet. Man teilte die Mark = ½ Pfund in 24 Karate, das Karat in 12 Gran. Unter 18karätigem Gold verstand man solches, das auf die Mark 18 Karat Gold und 6 Karat Kupfer oder Silber enthielt. Die Kupferlegierung wurde die rote Karatierung, die Silberlegierung die weiße genannt. Heute wird der Goldgehalt in Tausendsteln ausgedrückt: 24 Karat = 1000/1000, 18 Karat = 750/1000, 12 Karat = 500/1000. – Gegen die Luftchemikalien, aber auch gegen Wasser, Schwefel-, Salz- und Salpetersäure ist Gold ungewöhnlich widerstandsfähig. Dagegen löst es sich leicht in Chlor enthaltenden Lösungen, vor allem in Königswasser (so genannt, weil es den König der Metalle auflöst), einem Gemisch von 1 Teil Salpetersäure mit 3 Teilen Salzsäure. Mit Quecksilber legiert, bildet es ein Amalgam, wovon bei der Feuervergoldung und bei der Goldgewinnung Gebrauch gemacht wird.

Gold zählt zu den seltensten Elementen und kommt fast nur gediegen und mit Silber legiert vor. Als Berggold findet es sich in den Quarzgängen von Gebirgen unregelmäßig eingesprengt. Mehrere deutsche Flüsse (Elbe, Schwarza, Saale, Eder, Inn, Donau und besonders der Rhein zwischen Basel und Mainz) führen ganz geringe Mengen Gold, das durch Verwitterung in ihre Sande gelangt ist und Wasch- oder Seifengold genannt wird. Die europäischen Goldlager in Siebenbürgen, Salzburg und Kärnten sind heute weitgehend erschöpft. Das größte Weltvorkommen liegt in Transvaal (Witwatersrandgruben), weitere Lager in Australien, Kalifornien, Kolorado, Alaska, Vorderindien sowie in Ost- und Westsibirien.

Silber ist härter als Gold und das nächst dehnbarste E. Es läßt sich zu Blättchen von fast 1/3000 mm Dicke hämmern und zu Draht ausziehen, von dem 2000 m 1 Gramm wiegen. Sein Schmelzpunkt liegt bei 960,5°, und sein spezifisches Gewicht beträgt 10,5. Zur Erhöhung seiner Härte wird es mit 10–20% Kupfer legiert. Bis in das letzte Viertel des 19. Jh. bezeichnete man den Silbergehalt dieser Legierungen in Deutschland in Lot und Gran (1 Mark = 16 Lot Feinsilber, 1 Lot =18 Gran; 1 Gran = 0,812 Gramm). Wie schon im 19. Jh. in Frankreich, zeigt man heute den Feinsilbergehalt in Tausendsteln an. – Sauerstoff, Wasser und wässerige Lösungen von Salz- und Schwefelsäure greifen das Silber nicht an, hingegen wird es von Salpetersäure und warmer konzentrierter Schwefelsäure gelöst. Seine manchmal braune bis schwärzliche Verfärbung wird durch den mehr oder minder großen Gehalt der umgebenden Luft an Schwefelwasserstoff hervorgerufen. Nur selten kommt Silber gediegen, dann aber auch in größeren Stücken vor, so im sächsischen Erzgebirge, im Harz, in Siebenbürgen und Ungarn. Als Erz liegt es im Silberglanz, Silberkupferglanz, Rotgültigerz und als Silberchlorid im Hornsilber vor und wird in Norwegen, Mexiko und Nord- und Südamerika abgebaut. In Deutschland ist die Blei- und Kupferverhüttung mit der Silbergewinnung verknüpft.

Platin ist ein weißgraues, bleiartig silberglänzendes E., das bei 1774° schmilzt und das spezifische Gewicht 21,43 hat. Außer in Königswasser ist es in keiner Säure praktisch lösbar. In heller Rotglut läßt sich Platin schmieden und schweißen und ist sehr geschmeidig, hämmer- und walzbar. Fast immer legiert mit den übrigen Platinmetallen (Ruthenium, Rhodium, Palladium, Osmium, Iridium), tritt es gediegen in Körnerform in den Flußsanden und auf geologischen Schutthalden auf, dabei 80% Platin enthaltend. Seine Hauptfundstätten liegen im Ural, in Kanada, Kolumbien und Südafrika.

Literatur

1. Arthur Binz, Die Edelmetalle. Ihr Fluch und ihr Segen, Bln. 1939. – 2. Ernst Raub, Die Edelmetalle und ihre Legierungen, Bln. 1940. – 3. Fritz Michel, Edelmetall-Probierkunde, Bln. 19272. – 4. Karl Hradecky, Die Strichprobe der Edelmetalle, Wien 1930.

Verweise