Elisa (Elisäus)
englisch: Elisha; französisch: Élisée; italienisch: Elisa.
Margarete Pfister-Burkhalter (1957)
RDK IV, 1406–1425
I.
A. Persönlichkeit und Verehrung
Der Sohn des Bauern Saphat aus Abelmehula namens E. (hebr. ’Elischa = Mein Gott ist Heil) wurde durch den in göttlichem Auftrag handelnden Elia vom Acker weg zum Prophetenamt berufen. Als Schüler und Nachfolger des Elia setzte er in der 2. H. 9. Jh. v. Chr. dessen Wirken fort; durch die Erhebung unter Jehu, den er auf den Thron berufen hatte, erreichte E. die Ausrottung des Hauses Ahab und damit des Baalsdienstes. Als streitbarer Verfechter des Väterglaubens erlangte E. für die Geschichte Israels und seines Glaubens große Bedeutung. Mehr noch als Elia war er ein Mann der Tat, lebte im Volk und umgab sich mit Jüngern, die seine Taten allen ansagten. Von keiner a.t. Gestalt sind so viele Wundertaten berichtet wie von E.; da er sich erbeten hatte, es möge ihm ein zweifacher Teil vom Geist seines Lehrers Elia zuteil werden (2. Kön. 2, 9), ist die Zahl seiner Wundertaten doppelt so groß wie die Elias. Viele von diesen sind genaue Parallelen zu den Wundern Elias: Vermehrung von Speise, Totenerweckung, wunderbares Eingreifen aus religiösen, sittlich-moralischen und politisch-sozialen Gründen.
Über E. Leben gibt das A.T. Auskunft (1. Kön. 19, 19–21 sowie 2. Kön. 2, 1–13, 21). Schriften von E. sind nicht bekannt. Der Legende nach sollen seine Gebeine aus Samaria über Alexandrien und Konstantinopel 718 nach Ravenna gekommen sein (A. SS. Jun. II, 784–86: Buchberger Bd. 3 Sp. 636). Besondere Verehrung bereiteten die Karmeliten E., in dem sie den zweiten Gründer ihres Ordens sehen. Das Kirchenfest E. fällt auf den 14. Juni.
B. Quellen
Der biblische Bericht ist die wichtigste Quelle für die E.-Bilder, die folgende Begebenheiten aus dem Leben E. gestalteten (die Berufung des E. durch Elia, E. und Elia durchqueren den Jordan, E. und Elia im Gespräch und die Entrückung Elias [mit dem Empfang des Prophetenmantels durch E. verbunden] sind im Artikel Elia behandelt; s. Sp. 1372ff.):
E. reißt mit dem Prophetenmantel, der von Elia auf ihn überging, den Jordan auf (2. Kön. 2, 14) und erweist sich dadurch vor den Prophetenkindern als Nachfolger Elias (2, 15). E. wirft Salz in die Quelle zu Jericho und macht dadurch das Wasser gesund (2, 19–22). Auf dem Weg nach Beth-El wird E. von 42 Knaben seines Kahlkopfs wegen verspottet; er verflucht die Spötter, die darauf von zwei Bären zerrissen werden (2, 23f.).
Die Könige von Israel, Juda und Edom erscheinen vor E., ihn um Rat zu fragen (3, 9–14); E. läßt einen Spielmann kommen, in dessen Gesang Gott den Königen ansagt, daß durch die Anlage von Gräben, die er mit Wasser zu füllen gedenke, der Wassermangel beseitigt werde (3, 15–20).
E. versorgt durch das Ölwunder eine arme Witwe (4, 1–7). In Sunem angekommen, kehrt E. bei einer reichen Frau ein, der er die Geburt eines Sohnes ansagt (4, 8–17). Als dieser Knabe in jugendlichem Alter stirbt (4, 18–20), reist die Sunamitin zu E., der am Berg Karmel weilt; E. schickt ihr seinen Diener Gehasi entgegen, den die Frau durch ihre Antwort täuscht, um ihren Kummer E. selbst zu klagen (4, 21–30). E. begleitet die Frau nach Hause, wo er, nach vergeblichem Bemühen Gehasis, das Kind vom Tode auferweckt (4, 31–37). In Gilgal läßt E. während der Teuerung die Kinder der Propheten mit Koloquinten speisen (4, 38–41). Durch die wunderbare Vermehrung der Erstlingsbrote des Mannes von Baal-Salisa wirkt E. weiterhin der Not entgegen (4, 42ff.).
Der aussätzige syrische Feldhauptmann Naeman wird von seinem König an den König Israels empfohlen, der ihn heilen soll (5, 1–7). E. verheißt Naeman durch einen Boten die Heilung, wenn er sich siebenmal im Jordan wasche; nach anfänglichem Zweifel befolgt Naeman den Rat und wird geheilt (5, 8–14). Naeman bietet E. Geschenke an, die dieser zurückweist; als sich der gierige Gehasi gegen E. Willen an den Geschenken Naemans bereichern will, verstößt E. den Diener, auf den Naemans Aussatz übergeht (5, 15–27).
E. läßt das Axteisen, das einem Holzfäller in den Jordan gefallen war, schwimmen (6, 1–7). Im Kampf gegen die Syrer führt E. das Belagerungsheer, das auf E. Bitten von Gott mit Blindheit geschlagen wurde, nach Samaria in die Hände des Königs von Israel (6, 8–23).
In Samaria verkündet E. das Ende der herrschenden Hungersnot am folgenden Tag (7, 1) und sagt dem ungläubigen Ritter an, daß er dies nicht mehr erleben werde (7, 2); der Ritter kommt im Gedränge, das sich anderntags im Stadttor auf die Nachricht von der Flucht des feindlichen Heeres erhebt, um (7, 3–20).
E. veranlaßt in Sunem die Auswanderung seiner Gastgeberin vor der kommenden siebenjährigen Teuerung (8, 1f.; bei der Rückkehr wird die Frau wieder in ihre alten Rechte eingesetzt). In Damaskus sagt E. dem Boten des syrischen Königs Hasael voraus, daß sein Gebieter sterben und er sein Nachfolger sein werde (8, 7–13).
E. beauftragt einen Diener, den Hauptmann Jehu zum König über Israel zu salben (9, 1–13); Jehu rottet das Haus Ahab und den Baalsdienst aus (9, 14–10, 27).
König Joas von Israel besucht den todkranken Propheten und beweint ihn. E. gebietet ihm, Pfeile durchs Fenster zu schießen; Joas verschießt drei Pfeile, was E. ihm als Vorboten der Siege über die Syrer deutet. Dann läßt E. Joas die Erde schlagen, ebenfalls als Hinweis auf Siege gegen die Syrer (13, 14–19). E. wurde begraben; als man in den wirren Zeiten der Moabiterzüge in Eile einen Toten bestatten wollte, sich aber von feindlichen Kriegsleuten bedroht sah, warf man den Toten in E. Grab. Durch die Berührung mit E. Gebeinen kehrte der Tote wieder ins Leben zurück (13, 20ff.).
Die außerbiblischen Quellen sind dieselben Kommentare zu den Königsbüchern wie die bei Elia genannten (Sp. 1375–77).
II. Typologie
Die Vielzahl der E.-Szenen gestattete vielfältige typologische Kombinationen. Obwohl diese nach den Predigtworten Christi in Nazareth (Lk. 4, 27) naheliegen mußten, gehören E.-Szenen nicht zum älteren Bilderschatz der Typologie: erst seit 2. H. 12. Jh. kommen E.-Darstellungen in typologischen Zusammenhängen vor. Charakteristisch ist ferner, daß es kaum eine E.-Szene gibt, die durch alle Zeiten in gleichem Zusammenhang erscheint: konstant ist die Vorliebe für bestimmte E.-Szenen, nicht aber deren Deutung. Erst das Aufkommen typologischer Gegenüberstellungen, bei denen die Verknüpfung von Typus und Antitypus weniger auf der spekulativen Deutung des a.t. Vorbildes als vielmehr auf engster Parallelität des verglichenen Geschehens selbst beruht, führte zu einer Festigung einzelner Überlieferungen; zumal die wunderbaren Heilungen und Totenerweckungen pflegte man im späteren MA mit einer gewissen Regelmäßigkeit als Vorbilder der entsprechenden Christuswunder heranzuziehen. Gleichbleibend ist, auch bei abweichenden Einzelheiten der Deutung, gewöhnlich der Bezug auf Christus und die Apostel; marianische Auslegungen von E.-Szenen sind nur ganz vereinzelt nachzuweisen.
An den typologischen Deutungen der E.-Szenen ist der Wandel von der hoch- zur spät-ma. Typologie besonders deutlich ablesbar. Während in dem Zeitraum von 1150–1250 nur wenige E.-Szenen auftraten und ihre Interpretationen vornehmlich zentralen Ereignissen der Heilsgeschichte (Taufe, Kreuzigung, Auferstehung) sowie Ekklesia und Synagoge galten, häuften sich E.-Szenen in den mehr erzählenden Bilderreihen der Typologie des 14. und 15. Jh.
Die wichtigsten E.-Szenen, die in typologischem Zusammenhang vorkommen, sind die Auferweckung des Sohnes der Sunamitin (Abb. 5), die Verspottung des E. durch die Prophetenkinder (Abb. 2), Naemans Reinigungsbad (Abb. 8) und, einer etwas jüngeren Vorstellung folgend, das Wunder der Ölvermehrung (Abb. 4).
Die Erweckung des toten Kindes diente in der Typologie des 12. Jh. als Hinweis auf die Auferstehung und wurde Darstellungen der drei Frauen am Grabe Christi zugeordnet (Hildesheimer Missale im Besitz der Fürsten von Fürstenberg-Stammheim, um 1150; Triptychon der Godefroid-Werkstatt im V.A.M. London, 3. V. 12. Jh.: [8] S. 128 u. 135). Die Prüfeninger Handschrift „Laudes s. crucis“, um 1170–85 (München, St.B. Clm. 14 159), enthält zwei E.-Szenen: die Verspottung und E. macht das Axteisen schwimmen (Abb. 2); letztere ist auf zweierlei Art gedeutet, was um so bemerkenswerter ist, als diese Szene sonst nur noch in der Bible moralisée (Oxford, Bodl. ms. 270b, fol. 180 u. 181 v: [3] Taf. 180f.), ebenfalls auf die Auferstehung Christi bezogen, vorkommt, nicht aber in Armenbibel, Heilsspiegel, Concordantia caritatis (zu den Deutungen vgl. Boeckler, Regensburg S. 39).
Die Verspottung E. durch die 42 Knaben bot verschiedene Ansatzpunkte für die typologische Ausdeutung. Der Spottname Kahlkopf, calve, wurde als Hinweis auf Christi Kreuzestod auf dem Kalvarienberg verstanden; so wie die Kinder E. schmähten, wurde Christus, als er das Kreuz bestieg, von den Juden verhöhnt; wie die beiden Bären die 42 Kinder töteten, wurden die Juden nach 42 Jahren durch die Expeditionen von Titus und Vespasian bestraft. Diese umfassende Erklärung der Prüfeninger Hs. begegnet uns nur noch in der Bible moralisée [3, Taf. 175f.]; später wurde es üblich, diese E.-Szene als Antityp einer Passionsszene gegenüberzustellen, wobei die n.t. Szene nur von Fall zu Fall näher bestimmt wurde: zunächst die Geißelung (englisches Beispiel des frühen 13. Jh.: [8] S. 133), sodann die Dornenkrönung (Armenbibel, Kap. 37), die Verspottung Christi ([9] Nr. 346; [20] Nr. 528) oder die Vorführung Christi vor Herodes (Concordantia caritatis, Temp. 86: RDK III 845/46).
Die Erweckung des Sohnes der Sunamitin fand in der jüngeren Typologie als Vorbild für eine Totenerweckung durch Christus Verwendung, wobei ebenfalls im einzelnen die Wahl auf verschiedene n.t. Szenen fiel: in der Armenbibel, Kap. 14, auf die Erweckung des Lazarus, in der Conc. caritatis auf die der Tochter des Jairus (Temp. 155), in den Wandgem. des Prager Emausklosters, 3. V. 14. Jh., auf die des Jünglings zu Nain ([9] Nr. 624; [20] Nr. 480).
Naemans Tauchbad im Jordan, durch das er vom Aussatz geheilt wurde, nahm man im 13. Jh. als Vorbild der Taufe (Köln, S.M. Lyskirchen, Gewölbemal.: Fritz Goldkuhle, Ma. Wandmalerei in S.M. Lyskirchen, Düsseldorf 1954, Abb. 24; Mönchen-Gladbach, Abteikirche, Glasgem.: Heinrich Oidtmann, Die rheinischen Glasmalereien v. 12. b. z. 16. Jh., Bd. 1, Düsseldorf 1912, Taf. 9; Bible moralisée: [3] Taf. 180), später jedoch stellte man diese Szene der Heilung des Aussätzigen durch Christus an die Seite (z. B. Heilsspiegel, Kap. 12; Conc. caritatis, Temp. 22).
Das Ölwunder scheint, obwohl in der Literatur früh und oft im typologischen Sinne gedeutet, zuerst in der Bible moralisée in Wort und Bild erklärt worden zu sein. Hier wie später im Heilsspiegel (Kap. 34) ist es der Ausgießung des Hl. Geistes gegenübergestellt, in den bereits genannten Prager Gemälden dagegen der Hochzeit zu Kana [9, Nr. 599].
Die im 12. Jh. und – sieht man von der Bible moralisée ab – auch im 1.–3. V. 13. Jh. ziemlich geringe Bedeutung der E.-Szenen in der Typologie wurde erst durch Armenbibel, Heilsspiegel, vor allem aber durch die Concordantia caritatis aufgehoben. In sechzehn Temporalien finden sich E.-Szenen (Temp. 9, 20, 21, 22, 32, 35. 51, 59, 61, 70, 86, 113, 133, 138, 144, 155), darunter zahlreiche der älteren Typologie unbekannte Gegenüberstellungen; eine der neu eingeführten E.-Szenen, die Erweckung des Toten durch die Berührung mit den Gebeinen E., kommt – sonst in dem ganzen Zyklus ohne Parallele – sogar zweimal vor (Temp. 61 u. 155).
III. Darstellungen
Darstellungen von Begebenheiten aus dem Leben E. finden sich während des MA fast ausschließlich in illustrierten Büchern erzählenden und typologischen Inhalts. Von den Bildern der Buchmalerei sind die übrigen Beispiele zumeist in der Bildform abhängig; auch der thematische Zusammenhang entspricht fast durchweg dem der Hss.
Alter und Quellen der ältesten E.-Darstellungen sind bisher noch nicht sicher zu ermitteln gewesen. Sieht man von der Wiedergabe der Entrückung des Elia, bei der E. anwesend ist und den Prophetenmantel empfängt, ab – für diese wie für alle übrigen Szenen, in denen E. und Elia gemeinsam erscheinen, s. Elia, –, so ist die Teilung des Jordans durch E., als Relief auf dem Sarkophag in Arles geschildert, die älteste Darstellung einer E.-Szene.
A. Bibelillustration
Seit ottonischer Zeit begegnen in der Bibelillustration öfters Beispiele. Bei ausführlicherer Schilderung konnten diese den Charakter von E.-Zyklen annehmen. Zumal in den katalanischen Bibeln sind solche von einem erst viel später wieder erreichten Umfang anzutreffen.
In der 960 datierten Bibel des Presbyters Sanctius von S. Isidor zu Leon, deren Darstellungen auf ältere mozarabische Quellen zurückweisen, folgen dem Elia-Zyklus noch zwei E.-Szenen: die Knaben von Beth-El verspotten E., E. und die Sunamitin [7, S. 82 Anm. 25]. Besonders gern scheint das Aufreißen des Jordans durch E. geschildert worden zu sein; sowohl die Rodabibel (Paris, B.N. ms. lat. 6, fol. 48) als auch die sog. Farfabibel (Rom, Bibl. Vat. cod. 5729, fol. 159), beide A. 11. Jh., weisen diese Szene auf, die zuletztgenannte Hs. außerdem noch die Reinigung der Quelle zu Jericho, die Könige von Juda, Israel und Edom vor E., die Prophetenfrau vor E., Naeman vor E. [7, S. 19 Abb. 85f.].
Die Mehrzahl der hoch-ma. Bibel-Hss. begnügte sich jedoch mit einem Initialbild zu 2. Kön., in der Regel der Entrückung des E.; bisweilen kommt auch die eine oder andere Szene aus dem Leben E. vor, in der Erlanger Gumbertsbibel, 3. Dr. 12. Jh., z. B. der Fluch des E. über die ihn verspottenden Knaben, die von zwei Bären zerrissen werden (Sp. 1400, Abb. 17).
Den ausführlicher erzählenden spät-ma. Bibelillustrationen gingen größere Folgen von E.-Bildern in Weltchroniken und Historienbibeln (s. u. B und C) voraus. Diese sowie die zahlreichen E. - Bilder in typologischen Hss. (D) dürften für die Darstellungsform und die thematische Auswahl in der Bibelillustration von Bedeutung gewesen sein; eine Norm in der Bilderauswahl gab es jedoch weder für eine bestimmte Zeit noch für ein Land, weder für Hss. noch für gedruckte Bibeln. Die häufigsten E.-Szenen im späteren MA waren: die Ölvermehrung, die Erweckung des Knaben der Sunamitin, Naemans Reinigungsbad sowie seit Ende 15. Jh. die Erweckung eines Toten durch die Berührung mit den Gebeinen E. Die ungewöhnlich reiche Bebilderung der um 1400 in Prag für König Wenzel geschriebenen Bibel-Hs. (Wien, Nat.Bibl. Ms. Ambras Nr. 17: Jb. Kaiserh. 14, 1893, 215 u. 228f.) wird durch den fürstlichen Auftrag erklärt; außer den genannten E.-Szenen weist sie folgende Szenen auf: Harfenspieler vor E. und Bereitung des Rinnsals; Speisungswunder in Galgala; Betrug Gehasis; E. läßt das Axteisen schwimmen; E. schlägt die Syrer mit Blindheit; Hasael vor E.; E. läßt Jehu zum König salben; E. läßt König Joas Pfeile abschießen. Eine zweite Bibelhs. aus König Wenzels Bibliothek, dat. 1402 (Antwerpen, Mus. Plantin-Moretus: ebd. S. 255), stellt E. nur in drei Szenen dar, was dem üblichen Umfang der Bebilderung entspricht. Im weiteren Sinn sind auch mit Miniaturen versehene Hss. von Nic. von Lyras Postilla super libros regum et Esther zu den Bibelillustrationen hinzuzuzählen; die um 1400/01 entstandene Basler Hs. dieses Werkes ist mit acht E.-Szenen versehen: E. teilt den Jordan; E. streut Salz in die Quelle; Verspottung E.; E. im Hause der Sunamitin; Naemans Tauchbad; E. und Naeman; Gehasi und Naeman; Bestattung des E.
In den Illustrationen der Frühdrucke sind anfangs E.-Szenen nicht berücksichtigt worden (Augsburger Bibeln: Günther Zainer 1475/76; Ant. Sorg 1477). Erst mit dem Bibeldruck Heinr. Quentells (Köln 1478/79) kamen diese auf: Verspottung E., Naemans Bad und die Erweckung des toten Kriegers durch Berührung mit E. Gebeinen [17, Bd. 8 Abb. 434ff.]. Die genannten E.-Szenen kehren auch in den Bibeln des Joh. Grüninger (Straßburg 1485: [17] Bd. 20 Abb. 75–77), des Steffen Arndes (Lübeck 1494: [17] Bd. 11 Abb. 1024ff.) u.a. wieder, in der Lübecker Bibel noch um die Erweckung des Sohnes der Sunamitin vermehrt. In der dreiteiligen Ausgabe des A.T. Basel, Adam Petri 1523/24, hielt man an den herkömmlichen zwei E.-Illustrationen fest. Erst in den Wittenberger Lutherbibeln, die 1534 und 1540 bei H. Lufft erschienen, ist die Auswahl der E.-Szenen freier. Neben dem so gut wie nie fehlenden Bild der Entrückung Elias schilderte der Monogrammist M. S. für die ältere Ausgabe die Ölvermehrung und den Tod des Ritters im Stadttor (wobei – wie meist – E. selbst nicht besonders hervorgehoben ist und kaum identifiziert werden kann; A. Schramm, Die Illustrationen der Lutherbibel [= Luther u. d. Bibel, Bd. 1], Lpz. 1923, Abb. 298ff.), Georg Lemberger hingegen für die Ausgabe 1540 den Tod der Knaben, die E. verspottet hatten, und Naemans Bad (ebd. Abb. 510f.). Während sich die Illustrationen der von Nic. de Malermi ins Italienische übersetzten Bibeln (Venedig 1535 und 1546) auf Naemans Reinigungsbad beschränken, sah die von Plantin-Moretus geplante Bibel drei E.-Szenen vor: neben der auch in den deutschen Bibeldrucken beliebten Erweckung des Kriegers durch Berührung mit E. Gebeinen die Brotvermehrung und die mit Blindheit geschlagenen Syrer (Faks. Ausg., ed. Max Rooses, Antwerpen 1911, Taf. 168f. u. 171).
Neben der eigentlichen Textillustration, oft parallel mit ihr, erschienen seit dem 16. Jh. Bilderfolgen mit kurzen Legenden; so schon die Sonderausgabe von Holbeins Illustrationen zur Vulgata Lyon 1538, die im gleichen Jahr als Icones herausgegeben wurden. Entstanden waren diese Holzschnitte jedoch bereits um 1530, denn für die Froschauer-Bibel von 15 31 konnte der Monogrammist V. S. (Veit Speckle) Holbeins Vorlagen nachschneiden. Neben der Entrückung Elias ist die Verspottung E. dargestellt. Dieselbe Themenauswahl kehrt auch in der Biblia picturis illustrata, Paris 1540, wieder, deren Holzschnitte von dem Monogrammisten I. F. (= Jakob Faber) oder P. R. stammen (über den zuletztgenannten, bei Thieme-Becker nicht behandelten Meister siehe die Notiz ebd. 11, S. 151). Weitere Bilderfolgen, in denen des E. mit drei bis vier Illustrationen gedacht wird, gab Sigm. Feyerabend heraus, 1562 mit Holzschnitten von Virgil Solis, 1564 mit solchen von Jost Amman nach Joh. Melch. Bocksberger; für eine ähnliche Ausgabe Thomas Gwarins in Basel, 1576, lieferte Tob. Stimmer die Holzschnitte. Bis auf die Heilung Naemans, an deren Stelle die seltene Darstellung der auf E. Geheiß vor der Teuerung wegziehenden Sunamitin trat, stimmt die Szenenauswahl der „Figures de la Bible illustrée“ (Kupferstichfolge des Bernard Salomon, Lyon 1565) mit derjenigen der geplanten Plantin-Moretus-Bibel überein.
Im 17. Jh. wurden Christoph Murers „Novae sacrorum bibliorum figurae etc.“, Straßburg 1625, und mehr noch die Icones biblicae von Matth. Merian d. Ä., Frankfurt 1625, mit ihren sechs E.-Szenen vorbildlich für die Themenwahl ähnlicher Bilderfolgen und auch illustrierter Bibeln, die öfters nicht alle jene E.-Bilder aufnahmen. Unter den Nachfolgern sind die Bilderfolgen des Seb. Furck, Frankfurt 1638, und die Sandrarts, Nürnberg o. J., hervorzuheben. Für die Auswahl der Szenen in den Bilderbibeln des späten 17. und des 18. Jh. war durchweg der Umfang der Ausgaben entscheidend. Nicht die Vorliebe für ganz bestimmte E.-Bilder, sondern die möglichst gleichbleibende Dichte des Bildberichts bestimmten die Szenenwahl. So reich an E.-Darstellungen auch Gg. Christoph Eimmarts Sacra scriptura loquens in imaginibus, Nürnberg o. J., die Bilderbibeln von Chr. Weigel (Augsburg 1695 [Nagler Nr. 25] und, mit Blättern von Jan und Caspar Luykens u. a., Nürnberg 1707 [Nagler Nr. 26]: Abb. 1), Melch. Küsel (Augsburg 1679; Nagler Nr. 11) auch sind, gegen die 16 bzw. 26 E.-Kupfer (durch Einfügen von Stichen von J. u. C. Luykens entstanden teilweise Verdoppelungen) der Physica Sacra des Joh. Jak. Scheuchzer (Augsburg u. Ulm, 3. Abt. 1733) kamen sie nicht auf. Bei dieser Fülle wurden auch selten dargestellte Themen wiedergegeben, z. B. E. Gebot, Gruben zu graben; die Täuschung des Moabiterheeres durch das blutrot scheinende Wasser.
Jul. Schnorrs von Carolsfeld Bibel in Bildern (Lpz. 1860) bezeichnet mit nur zwei Schilderungen (Entrückung des Elia, Erweckung des Knaben) die Reduktion des 19. Jh.
B. Weltchroniken und Historienbibeln
In den illustrierten Hss. und Drucken von Weltchroniken spielen die E.-Szenen eine ziemlich geringe Rolle. Erst in den im 2. Dr. 14. Jh. entstandenen Hss. der Weltchronik des Rudolf von Ems in Fulda, L.B. Cod. Aa 88, und in der fürstl. Bibl. Donaueschingen, Cod. 79, wurde mit zwei bzw. drei E.-Szenen eine dem Durchschnitt der gleichzeitigen Bibelillustration entsprechende Zahl von E.-Bildern erreicht. Übereinstimmend kommen in beiden Hss. die mit E. Empfang des Prophetenmantels verknüpfte Entrückung Elias und E. beschenkt das Weib vor, in der Donaueschinger Hs. außerdem noch Naemans Reinigungsbad (Heinr. Jerchel, Zs. f. Kg. 2, 1933, 392). Die von Kurt Erike veröffentlichte Hs. vom Ende des 14. Jh. (Weltchronik des Rud. von Ems, Lpz. 1927), eine der reichsten, enthält nur zwei E.-Szenen: die spottenden Kinder werden von Bären zerrissen (fol. 199 v) und die Totenerweckung durch E. Gebeine (fol. 204 v). In Hartmann Schedels Weltchronik (Nürnberg 1493) sind die Entrückung des Elia und Naemans Reinigung dargestellt [17, Bd. 17 Abb. 455].
*Historienbibeln, oft sich verbreiternde Prosaauflösungen gereimter Weltchroniken, nehmen im Text wie in der Illustration eine Zwischenstellung zwischen Bibel und Weltchronik ein.
Neben Hss. wie der Bible historiale des Guiart Desmoulins, 1368 von Colin Nouvel geschrieben (Berlin, St.B. Cod. phil. 1906: Joach. Kirchner, Beschr. Verz. der Min.-Hss. der Preuß. St.B. zu Berlin, Lpz. 1926, S. 77f.), deren einzige E.-Darstellung fol. 160 v bei der Schilderung der Entrückung Elias vorkommt, finden sich reicher ausgestattete deutsche Beispiele des 14. und 15. Jh. in den Bibl. zu Berlin, München und Wien: nach drei Szenen, in denen E. gemeinsam mit Elia vorkommt, erscheinen die Teilung des Jordans, Reinigung der Quelle zu Jericho, Verspottung E., Ölvermehrung, die Sunamitin erbittet einen Sohn, die Erweckung des toten Knaben, das Koloquintenwunder, die Brotvermehrung, das schwimmende Axteisen, E. sagt dem König von Israel die Anschläge des Königs von Aram an, E. wird vom König von Aram bedroht, der Knecht E. sieht den Berg voll feuriger Wagen, E. führt die verblendeten Feinde nach Samaria, Hungersnot in Samaria, der König von Israel will E. töten lassen, E. weissagt das Ende der Hungersnot, Tod des Ritters unter dem Stadttor, König Joas’ Besuch bei dem kranken E., E. Gebeine erwecken einen Toten (J. L. F. Theod. Merzdorf, Die dt. Historienbibeln des MA [= Bibl. d. Litterar. Ver. in Stg., Bd. 101], Tübingen 1870, S. 455ff.). Eine Kölner Hs. von etwa 1460, die nur das A.T. enthält (Berlin, St.B. Ms. germ. fol. 516: Hans Wegener, Beschr.Verz. der Min.-Hss. der Preuß. St.B. zu Berlin, Lpz. 1928, S. 119, Taf. 5), weist fünf Miniaturen, die sieben E.-Szenen einschließen, auf.
C. E.-Bilder in typologischen Darstellungen
Ein bedeutender Teil der ma. E.-Darstellungen verdankt seine Entstehung der Einbeziehung in die Typologie. Verbildlichungen der seit frühchristlicher Zeit in der Literatur geläufigen Deutungen, denen das Hoch-MA zahlreiche weitere hinzufügte, sind seit M. 12. Jh. nachweisbar. Zunächst handelte es sich um einzelne E.-Szenen, die in Zusammenhang mit n.t. Szenen traten, bald aber auch um größere, thematisch weit ausholende typologische Bilderreihen: konzipiert z. B. zum Lob des Kreuzes. Heilsgeschichtliche Vorstellungen (Alter und neuer Bund), christologische Exegese, typologische Interpretation der Glaubenslehren führten, zumal in der 1. H. 13. Jh., zu schneller Differenzierung im typologisch ausgewerteten Bilderbestand; dabei wurden zahlreiche E.-Szenen herangezogen. Über deren Vorkommen unterrichtet die Zusammenstellung Cornells (s. a. II). Mit der Bible moralisée (Abb. 10) erreichten diese Darstellungen ein Ausmaß, das erst von den spätbarocken Bilderbibeln gelegentlich wieder erreicht, selten aber überboten wurde. Der größte Teil der E.-Bilder in typologischen Bilderreihen sind Miniaturen; Wand- und Glasmalereien weisen zu Beginn des 13. Jh. nur in England und Frankreich öfters E.-Szenen auf. In Deutschland kam es erst um die M. 13. Jh. in den Wandmalereien zu S. M. Lyskirchen in Köln und im 3. V. 13. Jh. in den Glasgemälden zu Mönchen-Gladbach (s. o.) zu ähnlichen Werken; wahrscheinlich dürfen auch die ältesten Farbfenster in der Oberkirche von S. Francesco in Assisi (Abb. 6; Hans Wentzel, W. R. Jb. 14, 1952, 55) diesen hinzugezählt werden (das Glasgem. aus Kloster Stetten, das vermutungsweise als E.-Szene gedeutet wurde – vgl. Heilige Kunst 1, 1949, S. 27 Abb. 7 – stellt die Flucht Elias vor Isebel dar).
In den Bilderfolgen der Armenbibel (vgl. [8]; RDK II 1072–84), des Heilsspiegels [16] und der Concordantia caritatis (RDK III 833–53) wurden zahlreiche E.-Szenen gestaltet, deren knappe Bilderzählung – vgl. etwa Abb. 5 – im Spät-MA auch für nicht typologisch gruppierte Darstellungen verbindlich war. Über die kaum variierenden Gestaltungen und ihre Verbreitung geben die Denkmälerlisten bei Lutz-Perdrizet [2], Cornell [8] und Breitenbach [16] Auskunft; dort sind auch die Auswirkungen auf Wand- und Glasmalerei (z. B. Heilsspiegelfenster, Abb. 8) sowie Bildteppichwirkerei nachgewiesen. Eine gewisse Freiheit von dem Systemzwang der großen typologischen Bilderfolgen weisen die Fresken des Prager Emausklosters aus dem 3. V. 14. Jh. auf. Im Spät-MA bereitete sich schon eine Gegenbewegung gegen die mit möglichster Vollständigkeit prunkenden Konkordanzen des 14. Jh. vor. Zunächst wurde ihre thematische Verbindlichkeit gelockert (Redaktionen der Armenbibel), bald aber nahm die Zahl der E.-Szenen in der Typologie schnell ab.
D. Barock
In der Neuzeit wurden E.-Szenen, die nicht als Buchillustrationen dienten, nur in geringerer Zahl geschaffen. Während die vier Handzchgn. des Pieter I de Jode, die Szenen aus E. Leben schildern, wohl von Anfang an als Vorlagen für den Kupferstich gedacht waren (der seit 1616 nachweisbare Nic. Ryckmans hat diese Stiche ausgeführt: Thieme-Becker Bd. 19, S. 32), sind im Auftrag von Karmeliten bisweilen größere E.-Zyklen als Freskenschmuck von Kreuzgängen (z. B. Florenz, S. M. del Carmine: Walter u. Elisabeth Paatz, Die Kirchen von Florenz, Ffm. 1942, Bd. 3 S. 218), Glasmalereien (Antwerpener Karmelitenkirche, 1592–1614 nach Entwürfen von Jac. Floris: [19] Bd. 1 S. 210) u. dgl. ausgeführt worden. Auf schweizerischen Scheibenrissen und Kabinettscheiben erscheint die Verspottung E. zuweilen im Hauptbild oder im Oberlicht, z. B. bei Dan. Lindtmayer in der Zchg. im V.A.M. London und, zusammen mit dem Mantelempfang, in Bern, Hist. Mus., Slg. Wyss, und im Kunsthaus Zürich.
Die Graphik gestaltete E.-Szenen auf Flugblättern und als Illustrationen für Erbauungsbücher. Wenn außer dem bei der Entrückung Elias den Mantel empfangenden E. (vgl. etwa [17] Bd. 22 Abb. 1247) andere Szenen behandelt sind, so entweder als kontinuierliche Erzählung in demselben Bild (Entrückung und Verspottung des E. auf einem vermutlich nürnbergischen Flugblatt der 2. H. 16. Jh.; Vorzeichnung dazu in der Erlanger U.B. erhalten: Kat. Elfried Bock 1929, Abb. 460; vgl. ferner H. Holbein d. J.: RDK II 502, Abb. 15) oder in einer zweiten Darstellung (Heinr. Vogtherr d. Ä., Naemans Bad im Jordan, für das „Loossbuch zu ehren der Römischen, Vngerischen vnnd Böhemischen Künigin“, Straßburg 1546, S. 46f.). Joas an E. Totenbett schilderte Christoph Weigel für Joh. David Köhlers „Sculptura historiarum et temporum memoratrix“, Nürnberg 1726. Häufiger aber ist nur die Entrückung des Elia wiedergegeben (so von Hans Weiditz in Caspar Goldwurms „Kirchen Calender“, Ffm. 1576).
In der Malerei sind es vornehmlich niederländische Werke, die E.-Themen behandeln; der Anteil der deutschen Kunst ist demgegenüber gering. Nur Italien kann bisweilen sich mit den Niederlanden messen, die Vermehrung der Erstlingsbrote durch E. scheint – nach Piglers Denkmälerliste zu urteilen [26, S. 180] – sogar nur in Italien dargestellt worden zu sein (Venedig, Scuola di S. Rocco, Gem. von Jac. Tintoretto; Verona, S. Luca, Gem. von Bart. Cittadella).
Besonders die Verspottung E. bzw. der Überfall der beiden Bären auf die Knaben war in der niederländischen Kunst beliebt. Während mit Erhard Schöns Zeichnung im Berliner Kk. (Elfr. Bock, Zchgn. dt. Meister im Kk. zu Berlin, Bln. 1921, Nr. 4638, Taf. 108) eines der wenigen bemerkenswerten deutschen Beispiele erhalten ist, sind allein bei Pigler mehr als ein Dutzend niederländischer Werke aufgeführt, von denen das nur in einer Kopie bekannte Gem. des Gillis van Coninxloo (Eduard Plietzsch, Die Frankenthaler Maler, Lpz. 1910, S. 32, 59 u. 62), das des Roelandt Savery (Aukt. Kat. H. Helbing, München, 5./6. 6. 1934, Nr. 432) und das von Barth. Breenbergh, 1633 dat., in der Bremer Kunsthalle (Abb. 3) genannt seien. Unter dem Namen Rembrandt wurde ein holländisches Gem. des 17. Jh. bei der Aukt. der Slg. J. Lindenbergh, Rotterdam (Aukt.Kat. 25./26. 2. 1943, Nr. 205), versteigert; eine Zchg. Rembrandts besitzt die Ermitage in Leningrad (Kl. d. K. Bd. 31 [1925], Abb. 438).
Kaum weniger beliebt war die Begegnung von E. und der Sunamitin in der niederländischen Malerei (Pigler weist nur solche nach: [26] S. 180). Pieter Lastman behandelte dieses Thema in Zchg. und Gem. (vgl. Kurt Freise, P. L., Lpz. 1911, S. 44, Abb. 31 [Gem.]; S. 183f. [Zchg.]). Von den drei Rembrandt zugeschriebenen Zchgn. dieses Themas, zwei in der Slg. C. Hofstede de Groot, Den Haag, eine dritte im Louvre zu Paris (Kl. d. K. a.a.O. Abb. 190 bis 192), ist die Autorschaft des Meisters keineswegs sicher, indessen darf auf die Beschäftigung Rembrandts mit diesem Thema zurückgeschlossen werden. Vgl. ferner in diesem Zusammenhang die Zchg. Rembrandts nach einer älteren Vorlage (Kurt Bauch, Die Kunst des jungen Rembrandt, Heidelberg 1933, S. 41 Abb. 22 u. S. 185) und das 1644 dat. Gem. Gerbr. van den Eeckhouts im Mus. d. bild. Künste zu Budapest (Kat. 1954, Textbd. S. 168; Tafelbd. Abb. 191).
Die Erweckung des Sohnes der Sunamitin kommt in der deutschen Kunst öfter als die übrigen E.-Szenen vor. Die bedeutendsten Gestaltungen sind des Januarius Zick Gem. im Mus. Budapest (Abb. 7) und Jos. Christians Relief am Chorgestühl in Ottobeuren, 1757–66 (Ernst Michalski, J. Chr., Lpz. [1926], Abb. 45).
Die zweite Erweckungsszene, durch die Berührung mit E. Gebeinen, ist in der Kunst des Manierismus nicht selten wiedergegeben worden; eines der eindrucksvollsten Beispiele ist die Zchg. des Dirck Barendsz. im Mus. Budapest (Abb. 11; Old Master Drawings 11, 1936, S. 47f.). Während bei den frühen Beispielen in der Regel die Personen das Bild beherrschen, entwickelte man später öfters ein anschauliches Bild von der „Friedhofslandschaft“, in dem auch dem antiquarischen Interesse Rechnung getragen wird.
Die Heilung des aussätzigen Naeman, die z. B. Cornelis Engelbrechtsz. auf einem Flügelaltärchen im Wiener Kh.Mus. dargestellt hat, wurde im Barock gelegentlich geschildert. Daneben finden sich Gem., die den geheilten Feldhauptmann mit Gefolge vor E. zeigen: Naeman ist bemüht, E. einen Pokal zu überreichen, dieser aber verweigert die Annahme des Geschenks (Ferd. Bol, Gem. 1661: Amsterdam Rijksmus., Kat. 1934 Nr. 550; Gem. eines Rembrandtnachfolgers in Stuttgart, Württ. Staatsgalerie, Leihgabe: Kat. Slg. Heinr. Scheufeien 1948, S. 17; Abb. 9).
Seltener wurden die übrigen E.-Szenen dargestellt. Das Wunder des schwimmenden Axteisens behandeln Federzchgn. des Rembrandtkreises (ehem. Slg. Abraham Bredius, Den Haag, Kl. d. K. a.a.O. Abb. 193, und ehem. Slg. Friedrich Augusts II., Dresden, ebd. Abb. 194).
E. Tracht und Attribute
Obwohl durch den Spott der Knaben E. Äußeres – er war kahlköpfig – allzeit bekannt war, befolgte nur ein Teil der Darstellungen diese Angabe und schilderte E. greisenhaft, bärtig und kahlköpfig (selbst wenn sein Lehrer Elia neben ihm jünger charakterisiert wird). Seine Gewandung besteht bisweilen aus bäuerlicher Tracht, öfters aber ist er wie alle Propheten des A.T. gekleidet. Vor Übergabe des Prophetenmantels ist er, um die Bedeutung dieser Investitur besonders zu betonen, ausnahmsweise auch nackt dargestellt (William Blake, s. Elia Sp. 1396). Die Beuroner Schule gab E. im Fresko zu Monte Cassino das Beil in die Hand und den Bären zur Seite (Heinr. Detzel, Christl. Ikonographie, Freiburg i. Br. 1896, Bd. 2 Abb. 275). Als Attribute E. dienen: zweiköpfiger Adler oder ebensolche Taube (zum Zeichen der zwiefältig empfangenen prophetischen Kraft), ein Bär (unter Bezug auf die von zwei Bären zerrissenen spottenden Knaben) und Beil bzw. Eisen (im Hinblick auf das im Wasser versunkene eiserne Gerät, das E. schwimmend machte).
Zu den Abbildungen
1. Jan Luykens (Entwurf) und Christoph Weigel (Ausf.), Kupferstich aus „Historiae celebriores veteris Testamenti“ etc., Nürnberg 1712, S. 112. Fot. Zentralinst. f. Kg., München.
2. München, St.B. Clm. 14 159, Laudes s. crucis, fo. 4 r (Ausschnitt). Regensburg-Prüfening, um 1180. Nach Boeckler, Regensburg Taf. 32.
3. Barthol. Breenbergh (1600 – vor 1659), Verspottung Elisas. Gem., 37 × 63 cm. Sign. u. dat. 1633. Bremen, Kunsthalle Nr. 640. Fot. Mus.
4. Holzschnitt aus dem Spiegel menschlicher Behaltnis, Speyer, Peter Drach, um 1500, Blatt 137 v. Nach [16] Taf. I, 2.
5. Holzschnitt aus der Armenbibel, Bamberg, Albrecht Pfister, 1462, Blatt 6 r. Nach [17] Bd. 1 Abb. 199.
6. Assisi, S. Francesco, Fenster III der Oberkirche. Glasmalerei. Deutsch (?), M. 13. Jh. Fot. Sopraintendenza ai Monumenti, Perugia.
7. Januarius Zick (1730–97), Elisa erweckt den Sohn der Sunamitin. Gem. auf Lwd., 40,3 × 27,6 cm. Budapest, Mus. d. bild. Künste, Inv.Nr. 6671. 2. H. 18. Jh. Fot. Mus.
8. Bern, Münster, Bibelfenster (nö Chorfenster), Ausschnitt. Glasmalerei, um 1450. Nach Reprod. unbekannter Herkunft (Verf.).
9. Stuttgart, St.Gal. (Leihgabe der Slg. Scheufelen), Elisa und Naeman. Öl auf Lwd., 99 × 127,5 cm. Nachfolger Rembrandts, 2. Dr. 17. Jh. Fot. Mus.
10. Oxford, Bodl. ms. 270b, fol. 182 (Ausschnitt). Bible moralisée, Paris, M. 13. Jh. Nach [3] Bd. 1 Taf. 182.
11. Dirck Barendsz. (1534–92), Erweckung eines Toten durch die Gebeine Elisas. Federzchg. in Bister, laviert und gehöht, 46 × 37,8 cm. Budapest, Mus. d. bild. Künste. Fot. Mus.
Literatur
s. Elia, Sp. 1405f.
Verweise
Empfohlene Zitierweise: Pfister-Burkhalter, Margarete , Elisa (Elisäus), in: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. IV (1957), Sp. 1406–1425; in: RDK Labor, URL: <https://www.rdklabor.de/w/?oldid=93181> [05.04.2022]
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