Fasanerie
englisch: Pheasant-house; französisch: Faisanderie; italienisch: Fagianaia, fagioniera.
Elisabeth Herget und Werner Busch (1975)
RDK VII, 437–461
F. = Fasanerie; Fg. = Fasanengarten
I. Begriff, Wort, Arten
Als F. bezeichnet man einen umgrenzten, häufig planmäßig angelegten Bezirk, in dem Fasane gehalten werden. Mancherorts ging die Benennung auf höfische Lustbauten über, die an zentraler Stelle innerhalb einer F. standen.
Das Wort F. ist im 17. Jh. in Frankreich aufgekommen (vgl. Alfred Rommel, Die Entstehung des klassischen franz. Gartens im Spiegel der Sprache, Bln. 1954, S. 85: Comptes des Bâtiments du Roi, 1669); damit ist ein (in Frankreich für nicht sehr wichtig gehaltener) Teil des franz. *Gartens benannt. Im Deutschen heißt öfters derjenige Teil des Gartens so, in dem sich die Anlagen zur Aufzucht von Fasanen befinden.
Eine ältere und auch weiterhin gebräuchliche Bezeichnung ist Fasan(en)garten (belegt mindestens seit dem 16. Jh., vgl. Alb. Ilg, Das Neugebäude bei Wien, Jb. Kaiserh. 16, 1895, 81ff.). Sie ist nicht ohne weiteres mit F. gleichzusetzen und wird selbst uneinheitlich gebraucht; sie kann Name für einen Tier- oder Jagdgarten sein, in dem sich überwiegend oder ausschließlich Fasane befinden, oder zur Kennzeichnung eines (Garten-)Bezirks mit den Gebäuden für die Fasanenzucht dienen.
In Nachschlagewerken und auf Plänen des 17.–19. Jh. wird häufig zwischen „wilder“ und „zahmer“ F. unterschieden (vgl. z. B. [3] S. 293; [9] S. 223ff., 241ff.; [10] S. 541).
In der wilden F. sind die Fasane sich selbst überlassen, sie bedarf daher keiner Gebäude, sondern nur einiger Kirrungen und Stände im Gebüsch zur Winterfütterung [9, S. 241ff.]. Solche F. sind ihrer Grundrißorganisation wegen für die Gartenkunst von Interesse.
Charakteristische Beispiele enthält der Jagd- und Forstatlas des Landgf. Ludwig VIII. von Hessen-Darmstadt (1739–1768) im Hess. Staatsarchiv in Darmstadt: vgl. die Pläne für die F. in Kranichstein, die bis 1858 bestand (Abb. 5; es gab hier schon 1571 eine F., sie wurde im 2. Dr. 17. Jh. ausgebaut: Gisela Siebert, K., Amorbach 1969, S. 6ff., 13, 31, 79), und für die ähnliche in Dornberg. Auch die Wildparkanlage des Schlosses F. (Adolphseck) bei Fulda – ein Rundplatz und strahlenförmig von ihm ausgehende Schneisen – wurde urspr. als „wilde F.“ bezeichnet (Ernst Kramer, Schloß F. [Adolphseck] bei Fulda [= Große Baudkm., H. 14c], Mchn. und Bln. 1954, S. 2ff., 16). Im folgenden bleiben wilde F. unberücksichtigt.
Die zahme F. ist zum Schutz und zur Bewahrung der Fasane immer umzäunt und enthält die zur Aufzucht und Pflege der Fasane erforderlichen Gebäude und Ausläufe.
Zu einer solchen von „mittelmäßiger Größe“ – 1000 Fuß Länge, halbe Breite (für kleinere vgl. [8] Taf. n. S. 134 und [9] S. 237ff.) – gehören nach [9] S. 223: die Wohnung des Fasanenwärters oder -meisters, normalerweise verbunden mit einem Kuhstall (Fasanen werden mit Käse gefüttert), mit Scheune, Futterkammer und dgl.; das heizbare Fasanenhaus für Fütterung und Unterschlupf; der Zwinger für die Fasanhennen mit ihren Jungen, vor der Längsseite des Fasanenhauses gelegen; das Bruthaus (Leghaus) neben dem Zwinger; das Wachhäuschen zwischen Fasanen- und Bruthaus; ein Hühnerhaus für Trut- und Haushühner, die Fasaneneier auszubrüten hatten. Bei der Wahl oder Anlage des Geländes sind die Lebensgewohnheiten der Tiere zu berücksichtigen; einige dieser Bedingungen sind für die Plazierung der F. in oder bei größeren Gartenanlagen mitbestimmend: die F. soll Morgen- oder Mittagssonne haben, frisches, möglichst fließendes Wasser, Wiesen und Äcker, einen bestimmten Baumbestand (zum Aufsitzen) und Unterholz (zum Unterschlupf).
Vielerorts kommen beide F.-Arten nebeneinander vor: in einer zahmen F. aufgezogene Tiere wurden als Jagdwild (vgl. Sp. 440) in der zugehörigen wilden F. ausgesetzt (ein Beispiel wohl schon die beiden Landshuter F. zur Zeit Hzg. Wilhelms V., 1568 –1597: Alois Mitterwieser, Die Residenzen von L. [= Dt. K.führer, Bd. 4], Augsburg, Köln und Wien 1927, S. 11).
Mischformen aus zahmer und wilder F. gibt es (mindestens) ab dem 17. Jh., seitdem zahme F. ihren reinen Nutzcharakter verloren und auch nicht mehr in unmittelbarem räumlichem Zusammenhang mit den Stallungen errichtet wurden, sie waren dann die Regel (so spricht etwa Kg. Friedrich Wilhelm IV. von Preußen von einer „halbwilden F.“, vgl. Herter, Die kgl. F., Min. des Ver. für die Gesch. Potsdams N. F. 1, 1875, 293).
Die einseitige Betonung des Nutzens von F. in der ökonomischen und Rechtsliteratur wird der Funktion von F. nur z. T. gerecht: F. wurden „von vornehmen Fürsten und Potentaten gehalten, der Wollust halben“ ([1]; z. B. in Gärten von Schlössern und Palästen: [4] Sp. 281), und waren „sonderbahre Lust und Ergötzlichkeit“ der Fürsten und Herren ([3] S. 402; auch bei der Tafel: [9] S. 256), weshalb z. B. Schloß oder Lusthaus Zentrum einer F., diese durch ein Wegsystem mit jenem verbunden sein kann, wie z. B. in Ludwigsburg: vor den seit 1703 urspr. als Jagdlusthaus geplanten „Fürstenbau“ kam von 1707 an ein 50 Morgen großer Fg., in ihn wurde von 1715 (oder 1717?) an ein durch eine Allee auf das Schloß ausgerichtetes Favoriteschlößchen gebaut (Chrn. Belschner, Favoriteschloß und Favoritepark, Ludwigsburg 1929; Walter Baumgärtner. Die Erbauung des Ludwigsburger Schlosses, Würzburg 1939, S. 13ff.).
Einem (öfters hoch besoldeten) Fasanenmeister – der gewöhnlich dem Hofjägermeister unterstand, gelegentlich einer Kammer verantwortlich war – oblag die Aufzucht, Fütterung und Pflege der teueren und kostbaren Tiere (über deren Herkunft: [4] Sp. 276), häufig aber auch die ganze Einrichtung der F. [6, n. 28 und 29]. Durch Rechtsverordnungen war Fasanenhaltung sowie Anlage von F. in vielen Ländern in der Regel dem höhern Adel vorbehalten ([1]; [3] S. 399ff.; [2] 2. Buch, Kap. 7, 3. Observation, S. 40), das Regale konnte sogar allein dem Landesherrn zugestanden sein [9, S. 244f.]; derartige Einschränkungen sind für Deutschland seit dem 14. Jh. nachzuweisen [13, S. 361ff.], für Italien bereits seit dem 13. Jh. (ebd. S. 350ff.). In Brandenburg-Preußen mußten Adelige und begüterte „Standespersonen“, die Fasane halten wollten, bei der kgl. Jagdkanzlei um eine (jederzeit widerrufbare) Genehmigung einkommen, nach deren Erhalt den Plan für ihren Fg. dort vorlegen [5, Sp. 635ff.]. Ähnliches galt für die Fasanenjagd, die zu Beginn der Neuzeit offenbar meist der Hohen Jagd zugerechnet wurde (bei Joh. Friedr. Starke, De jure Phasianorum eorumque Banno, Diss. iur. Wittenberg 1752, Kap. 10–13 ist der Fasanenjagd ein von der Hohen Jagd unabhängiges Sonderrecht gegeben, vgl. [13] S. 363). Selbst wenn Fasanenjagd zum kleinen Waidwerk gehörte (also der niederen Jagdgerichtsbarkeit unterlag), bestanden für sie stark einschränkende Vorschriften [2, S. 35f.], zumal in Bayern (ebd. S. 40; für Preußen vgl. [5] Sp. 563f., 721f. und 723f.).
II. Geschichte
A. Bis gegen 1700
Bis ins 16. Jh. wurden Fasane zumeist in Geflügelhöfen (vgl. Sp. 434), *Menagerien oder vergitterten Volieren (häufig zusammen mit anderen seltenen Vögeln) gehalten. Reine F. scheinen erst in der 2. H. 16. Jh. allgemein gebräuchlich geworden zu sein. Keine der Anlagen aus dieser Zeit ist in ihrem urspr. Zustand erhalten, auch Pläne, Abbildungen oder ins Detail gehende Beschreibungen von ihnen sind so gut wie nicht bekannt.
In Böhmen ist seit der Zeit der Luxemburger Fasanenhaltung überliefert; erstmals 1330 belegt und bis in 18. Jh. bezog man im dt. Sprachgebiet Fasane aus Böhmen (Jan Čabart, Vývoj české myslivosti, Prag 1958, S. 33; [5] Sp. 635f.). Als älteste böhmische F. gilt die in Mseno (Jiří Sekera, Chov bazantü, Prag 1959, S. 8). Karl IV. gründete eine F. „Eichengehege“ bei seinem Schloß Königshof (Králův Dvůr bei Beroun; M. Lüssner, Králův Dvůr u Berouna s okolím, Památky arch. a místopisné 14, 1887, 59). In Deutschland ist die älteste nachweisbare F. die in Ingolstadt (1416 erwähnt: [13] S. 352).
Seit dem 16. Jh. sind zahlreiche F. bekannt, vor allem in Böhmen (hier gab es im 16. Jh. 68 F., bis 1890 wurden 305 gezählt: J. Cabart a.a.O. S. 69; J. Sekera a.a.O. S. 8–18), doch auch in S- und Mitteldeutschland lassen sich in der 2. H. 16. Jh. eine Reihe von F. nachweisen.
Beispiele: Fg. am kaiserl. Schloß in Podiebrad (Poděbrady), vor 1554 (Zikmund Winter, Řemeslnictvo a živnosti 16. věku v Čechách 1526–1620, Prag 1909, S. 76); Neugarten bei Böhmisch Leipa (Zahradky u Česká Lípa), nach M. 16. Jh. (J. Cabart a.a.O. S. 69); Wittingau (Třeboň), gegr. 1565, aus Holz gebaut (freundl. Mitt. Staatl. Archiv Třeboň); Wien, Neugebäude, 1569 erstmals Arbeiten für einen Fg. bezeugt, der offenbar schon früher bestand (A. Ilg a.a.O. [Sp. 437]; Hubert Kaut, Wiener Gärten, Wien 1964, S. 17ff.; [11] Bd. 2 S. 90ff.; [12] Bd. 2 S. 46f.); Kranichstein bei Darmstadt, seit 1571 Fasanenaufzucht (G. Siebert a.a.O. [Sp. 438] S. 8: „erste F.“); Katterburg bei Wien (später Schönbrunn, s. Sp. 446), 1575 ein Fg. angelegt, 1577 Reparaturen, 1605 von den Ungarn verwüstet (Oskar Raschauer, Schönbrunn [= Zweiter Bd. der Stud. zur österr. Kg.], Wien 1960, S. 17f.); Schloß Ambras bei Innsbruck, 1577 [13, S. 253]; Landshut, gegen 1580 gab es ein – 1751 als baufällig abgerissenes – „Fasanen- und Hühnerhäusel“ im Zwinger des Burggrabens der Trausnitz (Franz Seb. Meidinger, Beschreibung der churfürstl. Haupt- und Regierungs-Stadt L., Landshut 1785, S. 84f.; Herb. Brunner, L. Burg Trausnitz, Mchn. 19704, S. 19, 38, 80) und einen Fg. an der Isar (A. Mitterwieser a.a.O. [Sp. 438]); Altenburg in Thüringen, 1596f., Fg. mit einem Fasanenhaus und zwei Hütten, 1618 dem Tiergarten zugeschlagen (Friedr. Facius, Der Altenburger Schloßgarten, in: „Thüring. Stud. Fs. zur Feier des 250-jähr. Bestehens der Thüring. L.bibl. Altenburg“, Altenburg 1936, S. 84f., 88; [12] Bd. 2 S. 50); Rothenhof bei Böhmisch Krumau (Červený Dvůr u Český Krumlov), gegr. 1598, zugleich Menagerie (frl. Mitt. Staatl. Archiv Třeboň; zur weiteren Baugesch.: Zdeněk Dokoupil, Pavel Naumann und Dusan Riedl, Historické zahrady v Čechâch a na Morave, Prag 1957, S. 32).
Auch im 17. Jh. überwiegen Nachrichten über F., die – wenn überhaupt – nur partiell ein genaueres Bild über die Anlagen geben; gelegentlich werden sie durch bildliche Darstellungen ergänzt.
Die königliche F. in Prag, die unterhalb der Burg lag, existierte schon vor 1604: aus diesem Jahr liegen Rechnungen des Hofbaumeisters Giovanni Maria Philippi aus Dasino über eine neue F. vor (Jb. Kaiserh. 19, 1898, S. XLIV, Nr. 16448). Diese unter Rudolph II. errichtete Anlage mit Fasanenmeisterhaus und Fasanenkammern soll der Zucht niederländischer Fasane gedient haben (frdl. Mitt. der Kanzlei des Präsidenten der Republik der ČSSR). Im 30jährigen Krieg diente der Fg. als Begräbnisstätte für schwedische Soldaten (Jul. Max Schottky, Prag, Prag 1932, Bd. 2 S. 128). Dennoch wurden hier bis zur Verwüstung durch die Franzosen 1741 Fasane gezüchtet (Mitt. a.a.O.). Weitere Prager F. gab es in Bubeneč und beim Schloß Stern (J. Sekera a.a.O. S. 8). 1611 gab es in Eichstätt eine F. mit vier Fg. für vier verschiedene Fasanenrassen ([13] S. 253; ebd. weitere Beisp.).
Zw. 1613 und 1619 entstand der ummauerte Fg. von Schloß Heilbrunn bei Salzburg, wohl Teil der Gesamtplanung Santino Solaris (Zustand von 1618: Inv. Österr. Bd. 11 Abb. 153). In der Mitte der Anlage von lebhaftem Grundriß steht ein Standbild der Diana; das (noch erhaltene) Fasanenhaus mit leicht geschwungener Fassade, um 1618 (ebd. Abb. 205), lag an der Schmalseite der Ummauerung (Abb. 1) und enthielt über den Kammern für Gold- und Silberfasane die Wohnung des Fasanenmeisters (so lt. Quelle von 1619: ebd. S. 175). Künstlerisch anspruchsloser war die F. im fürstlichen Lustgarten zu Stuttgart, angelegt vor 1618 (vgl. den Stich Merians bei [12] Bd. 2 S. 54, Abb. 9; lt. Heinr. Schickhardts Stadtplan von 1634 befand sich jedoch der „phasanengart“ zwischen dem alten und dem neuen Lusthaus, also getrennt vom Reihergehege: Karl Weidle, Der Grundriß von Alt-Stg. [= Veröff. des Archivs der Stadt Stg., Bd. 15], Stg. 1961, Bd. 2 Taf. 10).
In der 1. H. 17. Jh. wurden an mehreren Orten F. angelegt, deren Nachfolgerinnen berühmt wurden; über sie selbst ist bislang wenig bekannt.
So hatte Schloß Seehof bei Bamberg 1625 ein Fasanengebäude, das in dem 1626 erweiterten Fg. lag (Marg. Kämpf, Das fürstbischöfl. Schloß S. bei B., 93./94. Ber. des Hist. Ver. für die Pflege der Gesch. des Fürstbistums B., Bamberg 1956, 107ff. und 165; Werner Wenzel, Die Gärten des Lothar Franz von Schönborn, Bln. 1970, S. 86ff. und 161); etwa gleichzeitig wurde in Veitshöchheim bei Würzburg der älteste dortige Fg. eingerichtet (Heinr. Kreisel, Der Rokokogarten zu V., Mchn. 1953, S. 10). Der Fg. der Katterburg (s. Sp. 441) wurde unter Kaiser Ferdinand II. (1619–1637) neu angelegt (u. a. Bau eines Hauses für den Fasanenwärter), nach seinem Tod Wohnsitz der Kaiserin – seit 1642 unter dem Namen Schönbrunn – und deren Befugnis unterstellt; 1683 zerstörten die Türken diese Anlage (O. Raschauer a.a.O. [Sp. 441] S. 25f., 39). Weitere Beispiele: Schloß Gritschin, Böhmen, nach 1628 [12, Bd. 2 S. 90]; Annaberg 1. Sachsen, um 1640 erwähnt [1].
Genauere Informationen gibt es über den sehr großen Fg. in Potsdam, der schon vor 1671 bestand. Über diese differenzierte Gartenanlage sowie die Bebauung unterrichten Pläne, vgl. Karoline Schulze, Die alte F., Mitt. des Ver. für die Gesch. Potsdams, 1. Theil, Potsdam 1864, 5. und 6. Sitzung 1863. Einem Bericht von 1683 zufolge gab es – außer den Zuchtanlagen und getrennt von diesen – ein „Hauptgebäude“ mit zweigeschossigem Mittelbau, darin ein Saal für die fürstliche Familie, wo man speisen und von wo aus man der Fütterung der Fasane auf dem Vorplatz zusehen konnte, rechts und links schlossen sich eingeschossige (Fachwerk-?) Bauten (Schuppen, Ställe) an, denen jeweils ein wieder zweigeschossiger Pavillon folgte (vgl. Abb. 4).
In Böhmen ließ Humprecht Černín z Chudenic in seiner F. in Humprecht (Humprechtsberg) bei Sobotka 1667–68 ein Jagdschloß von Carlo Lurago bauen; der Turm auf Ovalgrundriß ist Erinnerung an den Galata-Turm in Istanbul (August Sedláček, Hrady, zámky a tvrze královsktví českého, Bd. 10, Prag 1895, S. 97). Die erzb. F. in Kremsier (Kroměříž), um 1675, war besonders anspruchsvoll. Sie bestand aus drei Teilen: im nördl. stand von Fasanenhöfen umgeben das Fasanenmeisterhaus, im mittleren war ein Kaninchenberg mit Dianastatue (aus dem Hügel konnten die Kaninchen durch ein Wasserspiel vertrieben werden), im südlichen stand auf einer Insel eine Volière (Jarmila Vacková, Kroměříž, Prag 1960, S. 56; Z. Dokoupil, P. Naumann und D. Riedl a.a.O. [Sp. 442] Abb. 36).
Über die französischen F. und Fg. des 16. und 17. Jh., aber auch über die späterer Zeit, ist wenig bekannt; Anlagen gab es z. B. in Versailles, Fontainebleau und Chantilly.
B. 18. Jh.
Gegen 1700 begann die Blütezeit der F. und Fg., die etwa ein Jh. dauerte. In (oder bei) vielen Schloßgärten wurden erstmals oder wieder F. angelegt, bisweilen waren jene fast ausschließlich Fg. (vgl. Abb. 3). Die Häufigkeit, oft auch das formale Detail der Anlagen wurden durch die Lebensgewohnheiten der einzelnen Bauherren maßgebend bestimmt. Leidenschaftliche Jäger wie Karl August Pfalzgf. bei Rhein und Hzg. von Zweibrücken, unter dem „das ganze Land ein Thiergarten“ war (s. Allgem. Dt. Biographie Bd. 15 S. 336f.), ließen schon vor ihrem Regierungsantritt F. einrichten (z. B. Rohrhof Lkrs. Mannheim, 1766 [1840 abgebrochen]: Inv. Baden 10, 3 S. 41, Abb. 13). Hierbei beachtete man zwar gewisse allgemeine Grundsätze, es wurden jedoch keine fest umrissenen Typen tradiert, weder für die Gartenanlagen, noch für die Bauten. Ferner gehören F. nicht zu den Anlagen, die, einmal angelegt, Aussehen und Bestand längere Zeit bewahrten – fast jede F. hat ihre (oft komplizierte) eigene Geschichte, in deren Verlauf die Ansprüche des jeweiligen Besitzers zur Geltung gebracht wurden; umgekehrt konnte zeitweilig mangelndes Interesse F.-Anlagen rasch in Verfall geraten lassen und spätere Neuplanung an gleichem oder anderem Ort erforderlich machen.
Die zweite F. von Schönbrunn bei Wien (1696ff.) übte – als kaiserliche F. – großen Einfluß aus, vornehmlich durch die Bedeutung, die sie für das höfische Leben hatte (unter Karl VI. wurde Schönbrunn in erster Linie als Fasanenjagdschloß, fast ausschließlich zur Abhaltung des jährlichen Fasanenschießens mit der kaiserlichen Familie genutzt, vgl. O. Raschauer a.a.O. [Sp. 441] S. 103f., 110f., 119; um 1740 das alte Fasanenhaus aufgestockt und erweitert: ebd. S. 175).
Für den Salzburger Erzb. Johann Ernst Gf. Thun wurde 1693 in Klesheim ein großer Fg. „neu und nunmehr angefangen“, darin ab 1700 das Lustschloß Favorita nach Plänen Joh. Bernh. Fischers von Erlach errichtet. Nahe beim „Jagdschloß Klesheim“ gab es 1729 ein gesondertes Lusthaus, das Fasanenhaus Belvedere: anscheinend lagen unweit des Schlosses die eigentlichen F.-Gebäude, in jedem Falle das Fasanenmeisterhaus, das zur Aufnahme des Schloßherrn vorbereitet war (Franz Martin, Schloß K., Wiener Jb. für Kg. 4, 1926, bes. S. 186ff.). Schloß Harrach in Bruck a. d. Leitha, 1707–1711 neugestaltet von Joh. Lucas von Hildebrandt, war durch eine Allee mit dem Lustpavillon in der F. (dem Fasanengebäude) verbunden (Prospekt Sal. Kleiners von 1738: [12] Bd. 2 Abb. 63); das doppelgeschossige Fasanenhaus malte Gg. Wehrle 1725 aus (Bruno Grimschitz, J. L. v. H., Wien und Mchn. 1959, S. 63ff.).
Für Mitglieder der Familie Schönborn errichtete F. gehören zu den bedeutendsten Anlagen des 18. Jh. In Göllendorf, N.Ö. (Pläne Hildebrandts, 1715 bis 1719 ausgeführt: ebd. S. 9ff.; [12] Bd. 2 S. 216f.), und Pommersfelden (Pläne Balth. Neumanns, 1729 von Hildebrandt korrigiert: H. Kreisel, Das Schloß zu P., Mchn. 1953, S. 69ff.) sind zu beiden Seiten des franz. Gartens, der nur so breit wie der Schloßbau selbst ist, große Fg. angelegt, jeweils in Gevierte unterteilt, die durch diagonal angelegte Alleen erschlossen werden (in deren Kreuzungen in Göllersdorf Fontänen). Die Gartenfelder sind in Äcker, die dem Blick vom Schloß aus entzogen sind, Unterholz und Baumbewuchs getrennt. Der Gartengrundriß von Schloß Werneck ist ausschließlich von der Anlage des Fg. geprägt. 1733 wurden Neumanns Pläne für den Fg. und das Fasanenmeisterhaus zur Begutachtung durch Hildebrandt nach Wien gesandt. Das Fasanenmeisterhaus war von der gegenüberliegenden Gartenseite des Schlosses aus in ganzer Breite zu sehen (Abb. 3; Carmen Hertz, B. N. Schloßanlage zu W. für den Fürstb. Friedr. Carl v. Schönborn [= Beitr. zur Bauwiss., H. 24], Bln. 1918, S. 6 ff.). Im Garten von Schloß Seehof (vgl. Sp. 444; um 1700, kurz nach Vollendung des Schloßbaues, unter Beratung durch einen Fasanenmeister eine neue F. angelegt: M. Kämpf a.a.O. [Sp. 444] S. 170 Quelle 27) wurde 1767 der Neubau des verfallenen F.-Hauptgebäudes nötig; es sollte „einen guten Prospect gegen unser dahiesiges Lustschloß abgeben ..., in welcher Absicht die Faciade, welche den Prospect eigentlich zu machen hat, etwas zierlicher und von gehauenen Steinen erbauet, die andere Seite so thanen hauses aber nur von rauen steinen ohne auszierungen verfertigt werden“ (Reskript des Bauherrn an die Hofkammer: ebd. S. 240 Quelle 166). Die Ausführung des im 19. Jh. abgetragenen dreiflügeligen Gebäudes mit zweigeschossigem Mittelbau besorgte Hofbaumeister Franz Jos. Cadusch (Grundrisse: ebd. S. 111 Abb. 8).
Die wechselhafte Geschichte von F. ist besonders deutlich an denjenigen des preußischen Königshauses in Potsdam und Berlin ablesbar. Die F. in Oranienburg, Schönhausen und Zossen (1678 erwähnt: [5] 4. Theil 1. Abt. 2. Kap., Sp. 563f.) löste Friedrich Wilhelm I. um 1713 auf, die 660 Fasane aus Oranienburg kamen in den Potsdamer Fg. (s. Sp. 444). Im dortigen Rehgarten ließ Friedrich II. Fasane aussetzen, 1746f. wurde hier auch eine Aufzucht eingerichtet; doch schon um 1750 erlosch das Interesse, und 1774 war die Anlage baufällig. Reparaturen fanden 1775f. statt, dabei wurde die Hauptfront des Fasanenmeisterhauses, eines Fachwerkbaues, als Felswand aus Sandstein hergerichtet. Die 1786 von Friedrich Wilhelm II. erweiterte Anlage bestand bis 1804: damals wurde die Zucht in den Neuen Garten verlegt, wohin der König früher schon die schönsten Tiere der alten F. hatte bringen lassen (K. Schulze a.a.O. [Sp. 444]).
Für Dresden ist bereits 1678 eine am Stadtrand (beim Ostra-Vorwerk) gelegene F. bezeugt (E. am Ende, Der Kgl. Große Garten bei D., Dresden 1887, S. 6). In den 90er Jahren des 17. Jh. plante August der Starke ein F.-Schlößchen (Walter Hentschel, Die Zentralbauprojekte A. d. S., Abhn. der sächs. Akad. der Wiss. zu Lpz., philol.-hist. Klasse 60, 1, Bln. 1969, S. 8f., Abb. 4). Kurf. Friedrich August I. ließ 1716 den Großen Garten in Dresden fast ganz als „Fasanengehege“ einrichten (E. am Ende a.a.O. S. 5f.), für August den Starken wurde 1720 beim Jagdschloß Moritzburg ein Fg. angelegt, darin 1769–1782 das F.-Schlößchen für Kurf. Friedrich August II. erbaut (Abb. 9; Inv. Sachsen, Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt [Land] S. 118ff.). Das polnische Pendant der Moritzburg in Mlociny wurde 1748 von Gf. Brühl erworben und stand dem König August III. zur Fasanenjagd zur Verfügung (W. Hentschel, Die sächs. Bauk. des 18. Jh. in Polen, Bln. 1967, Bd. 1 S. 336f., Bd. 2 Abb. 453).
Eine Sonderstellung unter den dt. F. des 18. Jh. nimmt die ab 1724 für Hzg. Ernst August von Sachsen-Weimar in Weimar errichtete ein, deren bauliches Zentrum das „fasanhaus auf der Eichenen Leite“ (später: Belvedere) war. Der erste Architekt des Schlosses, Joh. Adolf Richter, schildert die Anlage auf einem Plan von 1756 als radiale, die zum überwiegenden Teil als F., sonst als Menagerie diente (vollst. abgebildet bei Werner Deetjen, Schloß Belvedere, Lpz. 1926, Abb. S. 8–9; zur Baugesch. vgl. Hans-Herbert Möller, Gottfr. Heinr. Krohne und die Bauk. des 18. Jh. in Thüringen, Bln. 1956, S. 41ff. und 194f.; s. auch ebd. S. 224 über die F. beim Jagdschloß München bei Bad Berka); die Grundrißdisposition ist in Menagerien (z. B. Versailles) vorgebildet (1747 wird die Weimarer Anlage als „Petit-Versailles“ gefeiert: W. Deetjen a.a.O. S. 20). Weimar vergleichbar ist allenfalls die Schwetzinger Anlage, deren Menagerie für exotische Vögel und Tiere, 1763–1764 von Nicolaus von Pigage errichtet, überwiegend zur Fasanenzucht genutzt wurde (und der ein Fasanenmeister vorstand). Die Menagerie wurde 1778 aufgehoben und mit der F. in Sandhausen Krs. Mannheim vereinigt (Inv. Baden 10, 2 S. 89, 151, 164f. und 181; Rud. Sillib, Schloß und Garten in S., Hdbg. 1907, S. 32; das Schwetzinger „Wasserspiel mit den speienden Vögeln“ mit vier Vogelhäusern, geplant seit 1769, hieß später gelegentlich F.: Inv. Baden 10, 2 S. 224ff.).
Sehr ausgeprägte F. mit bemerkenswerten Bauten gab es im kurkölnischen und im münsteraner Gebiet. Bei der Neuanlage des Gartens von Schloß Augustusburg bei Brühl wurde auch eine F. eingerichtet. Ihr Mittelpunkt ist ein bald F., bald „Indianisch Haus“ oder „maison chinoise“ genanntes, 1747–1753 errichtetes Lusthaus (Walter Kordt, Die Gärten von B., Köln 1965, Taf. 7–10, Abb. 6); der an den Ecken mit Pavillons versehene Garten westlich des Baues war in umzäunte Parzellen eingeteilt [12, Bd. 2 S. 238]. Die F. von Schloß Clemensruh in Poppelsdorf zu Bonn hat in der Disposition einige Berührungspunkte mit Brühl. Die im Grundriß schmalrechteckige Anlage wurde durch ein Gartenspielhaus, das sog. Paßspiel (seit 1758 errichtet, 1776 abgerissen), in eine obere und eine untere F. geteilt (Abb. 6; Wend Gf. Kalnein, Das kurfürstl. Schloß C. in P. [= Bonner Beitr. zur Kw., Bd. 4], Ddf. 1956, S. 161ff.). – Die von Joh. Conrad Schlaun überlieferten F.-Bauten sind zwar reine Nutzbauten, doch von eigenem architektonischem Gepräge: der (1935 abgebrochene) Neubau der Anlage für Ferd. Frhr. von Plettenburg in Nordkirchen, 1727 an der Stelle des 1717f. errichteten ersten F.-Baues, erinnert in seinem Grundriß an Marstall- und Orangeriebauten (Abb. 2 und Ausst.Kat. „J. C. S. 1695 –1773“, Münster i. W. 1973, Nr. 13.29); erhalten ist das einstöckige Hauptgebäude der F. für Frhr. von Velen, einst Mittelpunkt der in dem Tierpark zu Velen 1755 angelegten F. (Gesamtgrundriß der in sich geschlossenen Anlage und F.-Gebäude: ebd. Nr. 73.2 und 73.3).
Der Karlsruher Fg. – 300 Morgen groß – existierte schon vor dem Schloß (Baubeginn 1715). 1714 wurden ein Jagdhaus und die zur Fasanenzucht nötigen Gebäude errichtet; um 1730 war der Fg. „recht artig“, hatte in der Mitte ein großes Bassin, um das „4 Lusthäuschen in Gestalt von türkischen Zelten gebaut“ waren, wovon zwei „als Vogelbehältnisse (dienten) und die beiden anderen, die sich mit einem grünen Vorhang abschließen lassen, als Kabinette mit Ruhelagern und Polstern, wie sie im Orient üblich sind. Hier an diesem Orte der Ruhe und Zurückgezogenheit verbringt der Markgraf täglich einige Stunden“ (Arthur Valdenaire, Das Karlsruher Schloß, Karlsruhe 1931, S. 24). 1764f. trat an die Stelle des Jagdhauses das von Albrecht Friedr. von Kesslau errichtete Fasanenschlößchen „a la chinoise“; davor lagen zwei Pavillons mit Gold- und Silberfasanen, dahinter, symmetrisch angeordnet, die Aufzuchtanlagen (Abb. 8); der Fg. nahm den östlichen Teil des Gartens hinter dem Schloß ein (in der westlichen Hälfte der Tiergarten, vor dem Schloß die Menagerie mit einer Voliere; Emil Gutmann, Das Großhzgl. Residenzschloß zu K., Hdbg. 1911, S. 110ff., Abb. 51 [Gesamtplan], Abb. 52f. [Gebäude]).
In englischen Landschaftsgärten sind F. normalerweise ohne charakteristische Grundrißformen; wo solche in älteren F.-Anlagen vorhanden waren, wurden sie bei Umgestaltungen im letzten V. 18. Jh. aufgegeben (so z. B. Schloß Favorite bei Rastatt: die 1720 in die Gartenanlage einbezogene F. bei Umgestaltung des Gartens 1788 verändert; Rud. Sillib, Schloß F., Hdbg. 19292, S. 25, 50ff.; Pläne bei Wolfg. E. Stopfel, Der Park des Schlosses F. bei Rastatt, Nachrichtenbl. der Dpfl. in Baden-Württemberg 10, 1967, 94–100, ebd. 11, 1968, 40–49). Unter dem Einfluß der Chinamode gewannen die F.-Gebäude an formaler Vielfalt und waren vielerorts als „architecture parlante“ in landschaftlich reizvolle Prospekte eingefügt (nur ausnahmsweise sind sie noch auf den Schloßbau hin ausgerichtet). Auffällig ist (weiterhin) die Vorliebe für Turquerien, vielleicht eine Anspielung auf die Herkunft der Fasane. Daneben gibt es einzelne ungewöhnliche Lösungen wie z. B. Claude-Nicolas Ledoux' Entw. für ein F.-Gebäude mit kreuzförmigem Grundriß in der englischen Parkanlage von Maupertuis, zw. 1780 und 1790 (Abb. 11 a und b; Johs. Langner, Ledoux und die „Fabriques“, Voraussetzungen der Revolutionsarchitektur im Landschaftsgarten, Zs. für Kg. 26, 1963, 7, 25f.).
Seit 1774 arbeitete man an der „englischen Anlage“ beim Schloß Hohenheim nahe Stuttgart, in der auch eine F. eingerichtet wurde. Das F.-Gebäude war als türkischer Bau konzipiert, eine dreikuppelige Moschee mit zwei freistehenden Minaretten, „im Dorf zu H.“ gelegen, 1778 mit Weißblech abgedeckt. Als Vorlage diente „The Mosque“ bei William Chambers, der sich bemüht hatte, wenigstens für den Außenbau „to collect the principle particularities of the Turkish Architecture“ (Plans, Elevations, Sections, and Perspective Views of the Gardens and Buildings at Kew in Surry, London 1763, S. 6, Taf. 27). Von zwei quadratischen Pavillons, Ställen für Gold- bzw. Silberfasane, führten schmale Verbindungsräume zu dem achteckigen Mittelpavillon; die Ausläufe lagen vor dem Gebäude (Abb. 10; Elisabeth Nau, H., Schloß und Gärten, Konstanz und Stg. 1967, S. 33; [11] Bd. 2 Abb. 602). – Ein Plan der Hohenheimer Anlagen v. J. 1782 befand sich im Besitz des Landgf. Friedrich II. von Hessen-Kassel (Alois Holtmeyer, W. Strieder's Wilhelmshöhe, Marburg a. L. 1917, S. IX) und hat wohl seinen Nachfolger Wilhelm IX. dazu angeregt, 1791 die F. nach Wilhelmshöhe vor die dort 1784 erbaute Moschee zu verlegen (die Moschee ebenfalls nach Chambers Vorlagen: Hans Vogel, Engl. Kultureinflüsse am Kasseler Hof des späteren 18. Jh., Hess. Jb. für Landesgesch. 6, 1956, 7, Abb. 1f.; Gesamtplan der Anlage v.J. 1796: [12] Bd. 3 Abb. 52). Zum Zeitpunkt von deren Errichtung befand sich die F. noch vor dem Weißensteiner Schloß, zur Stadtseite hin gelegen, dort etwa 1780 eingerichtet und in ihrem Grundriß von Menagerien angeregt (vgl. den Jussowschen Plan, um 1790: fünf halbkreisförmig angeordnete Fasanenhäuschen mit konzentrischen Ausläufen auf ein Versorgungshaus zu, das Fasanenwärterhaus gesondert daneben; Paul Heidelbach, Die Gesch. der Wilhelmshöhe, Lpz. 1909, Abb. 46; ebd. S. 196 Hinweise auf ältere F. der Landgf. von Hessen-Kassel).
Mit Chambers hängt wohl auch noch die viel jüngere F. im Schloßpark des Fürsten Pückler in Muskau zusammen (das F.-Hauptgebäude 1834 noch unvollendet): „Eine Fusspromenade in der eingezäunten F. ist nicht ohne Interesse, da Gold-, Silber- und bunte Fasanen hier gehalten werden, und sich ausserdem an dem grünen Platze unterhalb eine kleine Menagerie befindet, mit einem Pavillon in der Mitte, wo man mit Bequemlichkeit dem Füttern der Fasanen beiwohnen ... kann“ (Fürst von Pückler-Muskau, Andeutungen über Landschaftsgärtnerei verbunden mit der Beschreibung ihrer praktischen Anwendung in Muskau, Stg. 1834 [Nachdruck Bln. 1933], Sp. 218). Anregend war Chambers' „Menagerie or Pheasant Ground“ (a.a.O. Sp. 4, Abb. 7 a und b), eine ovale Anlage mit einem offenen chinesischen Pavillon in der Mitte eines ebenfalls ovalen Bassins, zwischen diesem und einem Kranz von abgeteilten Parzellen mit Käfigen für Fasane und exotische Vögel ein Weg. Das F.-Gebäude plante Pückler „in einem eigenthümlichen Charakter ..., nach dem Modell eines türkischen Landhauses, das ... Rittmeister von Molière ... während der russisch-türkischen Campagne copiert hat. Es soll mit bunt glacierten Ziegeln gedeckt, und ausser der nöthigen Wohnung für den Fasanjäger und seine Familie, noch mit einem herrschaftlichen Salon versehen werden, der von den Uebrigen ganz geschieden ist. Man tritt aus diesem auf eine Terrasse, wo man unter einigen Akazien hinaubschauend die ganze F. unter sich ausgebreitet sieht ...“ (a.a.O. Sp. 217, Abb. XXI).
Ausnahmslos Teil englischer Landschaftsgärten waren die zahlreichen nach 1780 entstandenen F.-
Anlagen im Zweibrückener und im Nassau-Saarbrücker Raum, die fast alle beim Einrücken der franz. Revolutionsarmee (1793) durch diese zerstört wurden. Es scheint, als wäre die Anlage bei Schloß Karlsberg, dem Sitz des Zweibrückener Hofes unter Hzg. Karl II. August (engl. Gartenanlage der 70er Jahre, die F. 1785 bezeugt: Karl Lohmeyer, Südwestdt. Gärten des Barock und der Romantik, Saarbrücken 1937, S. 131ff.), Vorbild gewesen nicht nur für andere F. dieses Herzogs (F. der Hzgn. unterhalb Karlsberg: ebd. S. 138), sondern auch für die des Fürsten Ludwig von Nassau-Saarbrücken (F. beim Lustschloß Monplaisir auf dem Halberg und beim Lustschloß Ludwigsburg: ebd. S. 83, 97 und 102; vgl. auch die F. der Philippsburg und in Bliekastel: ebd. S. 144f.). – Das Jagdschloß „Fasanerie“ und das Fasanenwärterhaus der unter Hzg. Georg I. von Sachsen-Meiningen (1782–1803) im Tiergarten bei Meiningen eingerichteten F. sind erhalten (Inv. Thüringen, Hzgt. Sachsen-Meiningen Bd. 1 S. 375ff., Abb. S. 374 und 377).
Nachdem der Plan des Mainzer Kf. Friedrich Karl Joseph von Erthal „mit dem Schönbusche eine F. zu verbinden, in Anbetracht der für diesen Zweck ganz ungeeigneten Lokalitäten aufgegeben worden war“, ließ er in den 80er Jahren bei Aschaffenburg eine 145 Tagwerke große F. anlegen, wo Fasanenzucht „aus finanziellen Rücksichten nur wild betrieben“ wurde, „die F. daher ... nur aus dem Gesichtspunkte als Parkanlage ins Auge gefaßt“ werden kann (Stephan Behlen und J. Merkel, Gesch. und Beschreibung von A. und dem Spessart, Aschaffenburg 1843, S. 88). Dennoch gab es ein F.-Gebäude, eine Fichtenallee führte zur Wohnung des Fasanenmeisters (ebd. S. 89f.; s. auch Fritz Viktor Arens, Der Weihergarten in Mainz. Das Werk des Kurmainzischen Architekten Herigoyen, Mainzer Zs. 65, 1970, 120, und A. Clausius, Herigoyen, der Architekt Erthals und Dalbergs in: „Heimat und Gesch.“, Sonderausg. der Aschaffenburger Ztg., Jahresgabe für den Gesch. Ver. Aschaffenburg 1938, S. 28 [Grundrisse von 1789]).
Auch im Süden und Südwesten Deutschlands gehören zu jeder größeren Schloßanlage, insbesondere zu Jagdschlössern, F.
Über die in der Münchner Umgebung besonders zahlreichen F. – vgl. die Forstpläne des 18. Jh. im Bayer. Hauptstaatsarchiv in München – fehlt es an Untersuchungen. Sowohl bei Schloß Nymphenburg wie bei Schloß Schleißheim gab es Fg., dazwischen lag der bei Moosach, ein weiterer bei Bogenhausen (vgl. [12] Bd. 2 Abb. 69). In Schleißheim stand ein Fasanenhaus unmittelbar am Rand des (franz.) Gartens (vgl. den Vermessungsplan C. Riedis, 1745: Luisa Hager, Dt. K. und Dpfl. 23, 1965, 91 Abb. 9).
C. 1. H. 19. Jh.
In diesem Zeitraum entstanden nur noch wenige neue F. und F.-Gebäude, wobei gewöhnlich historische Bauformen aufgegriffen wurden. Im weiteren Verlauf des 19. Jh. wurden die wirtschaftlich nie rentablen F. vielerorts aufgelassen, dabei die bestehenden F.-Gebäude meist abgebrochen, oder als forstwissenschaftlich betriebene Zuchtanlagen weitergeführt.
A. 19. Jh. entstanden Entwürfe, die ganz dem in Deutschland Herkömmlichen verpflichtet sind, z. B. die Idealpläne für einen Fg. und seine Gebäude von August Wilh. Gf. von Mellin (Unterricht, Eingefriedigte Wildbahnen oder Große Thiergärten anzulegen und zu behandeln, Bln. 1800, S. 206– 53, Taf. 13 –16). Auf der Pfaueninsel bei Berlin wurde um 1822–1824 eine F. geplant; sie sollte das – jetzt zu vergrößernde – Fasanenhaus aus der F. beim Neuen Garten in Potsdam bekommen (Abb. 12), das Joh. Gottlieb Brendel 1798 entworfen hatte (Karl Breuer, Die Pfaueninsel bei Potsdam, Diss. phil. Bln. 1923, S. 92, Abb. 19 [masch.]). Das auf der Pfaueninsel aufgeführte Gebäude zeigt ein Gem. von C. D. Freydanck v. J. 1839 ([Georg Poensgen], Die Pfaueninsel, Bln. 19718, Abb. 8; zu seiner späteren Verwendung s. Herter a.a.O. [Sp. 439] S. 294). – Von 1825 datiert Schinkels Entw. für den Neubau des Fasanenmeisterhauses im Tiergarten (Schinkelwerk, Berlin III, Abb. 215f.), der jedoch nur in stark reduzierter Form, ohne die für den König gedachten Aussichtsräume, zur Ausführung kam (ebd. S. 213ff.).
Nach 1837 dat. Entwürfen von Schinkels Freund J. Gottfried Steinmeyer wurde in Putbus auf Rügen ein Fasanenhaus (auch „Vogelhaus“) errichtet; der Bau “on achteckigem Grundriß ist einstöckig, flach gedeckt und in der Mitte turmartig um ein Geschoß erhöht (Abb. 13). – 1841 bis 1842 richtete Peter Jos. Lenné für Friedrich Wilhelm IV. von Preußen in Potsdam zwischen dem Neuen Palais und Schloß Charlottenhof eine neue F. ein (als Nachfolgerin des 1742 angelegten Fg. im Berliner Tiergarten: Inv. Bln., Bez. Tiergarten, S. 190), dabei noch immer Vorschriften des 17. und 18. Jh. folgend. 1842–44 baute Schinkels Schüler Ludwig Persius das große F.-Gebäude im ital. Villenstil (Abb. 14; zur Nutzung aller F.-Gebäude vgl. Herter a.a.O. [Sp. 439] S. 294), doch wurden um die M. 19. Jh. auch gotisierende F.-Bauten noch empfohlen (Abb. 15).
Zu den Abbildungen
1. Matthäus Merian d. Ä., Schloß Heilbrunn bei Salzburg, Ausschnitt (Gesamtabb.: Inv. Österreich, Bd. 11 Abb. 154). Kupferstich, 36 × 38 cm (Gesamtmaße), aus: M. Merian d. Ä., Topographia Bavariae, o. O. 1644 (Neuausg. Kassel und Basel 1962). Entstanden um 1640. Nach Inv. Österreich a.a.O.
2. Joh. Conrad Schlaun, Entw. für die F. in Nordkirchen. Federzchg., 83,4 × 35,8 cm. Münster i. W., Westfäl. L.mus., Inv. Nr. 83. Um 1727. Nach Ausst.Kat. „J. C. S. 1695 –1773“, Münster i. W. 1973, S. 52 Nr. 13.18.
3. Balth. Neumann, Plan der Gesamtanlage von Schloß Werneck Krs. Schweinfurt. Federzchg., laviert, Maße unbekannt. Ehem. Würzburg, Hist. Ver. für Unterfranken und Aschaffenburg, UF XII, B. 1733. Nach Inv. Bayern, Ufr. 17, Abb. 206.
4. Jean-Baptiste Broebes, F. in Potsdam, Ausschnitt. Kupferstich-Ill. (28,9 × 45,0 cm) aus J.-B. Broebes, Vues de Palais et Maisons de Plaisance de la Majeste de Roy de Prusse ..., Augsburg 1733, Taf. 11. Fot. RDK.
5. Grundriß der „Wilden F.“ bei Kranichstein. Farbige Federzchg. (38 × 28,5 cm) aus dem Forst- und Jagdatlas des Landgf. Ludwig VIII. von Hessen-Darmstadt (1739–1768). Darmstadt, Hess. Staatsarchiv. 2. Dr. 18. Jh. Fot. Archiv.
6. Joh. Martin Metz (Entw.) und Nicolaus Metteli (Ausf.), Ansicht des Paßspiels (= F.) in Clemensruh in Bonn-Poppelsdorf. Kupferstich. 38,2 × 55 cm. Um 1755. Fot. Rhein. Bildarchiv, Köln, Nr. 117 590.
7a und b. William Chambers (Entw.) und Edward Rooker (Ausf.), Grundriß einer F. (a) und Aufriß eines Pavillons in dieser F. (b). Kupferstich-Ill. (35 × 50 cm) aus W. Chambers, Plans, Elevations, Sections, and Perspective Views ... at Kew ..., London 1763 (Faks.-Ausg. Farnborough, Hants. 1966), Taf. 10 und 11 (Ausschnitt). Fot. RDK.
8. Karlsruhe, Schloß, Grundriß der F. Rekonstruktion des Zustands nach 1764 von E. Gutmann a.a.O. (Sp. 452) Abb. 51. Nach ebd.
9. Moritzburg bei Dresden, F.-Schlößchen. Erb. 1779–1782, wahrsch. von Joh. Daniel Schade und Joh. Gottlieb Hauptmann. Fot. Werner Neumeister, Mchn.
10. Reinh. Ferd. Heinr. Fischer, Entw. zu einer F. in Form einer Moschee mit röm. Ruinen für Stuttgart-Hohenheim. Lavierte Federzchg., 25 × 40 cm. Stuttgart, Bibl. der Univ., Schefold Nr. 3160. Um 1780. Fot. Landesbildstelle Württemberg, Stg., Neg. Nr. 29 546.
11 a und b. Claude-Nicolas Ledoux (Entw., zw. 1780 und 1790) und Van Maëlle (Ausf.), F. von Maupertuis (Seine-et-Marne), perspektivische Ansicht (a) und Grundriß (b). Kupferstich-Ill. (abgeb. Ausschnitte: 6,1 × 19,1 cm [a], 11,9 × 11,6 cm [b]) aus Daniel Ramée, Le'Archit. de C. N. Le Doux, Paris 1847, Taf. 253 (enthalten in der Neuausg. von C.-N. L., L'archit. considérée sous le rapport de l'art ..., Paris 1962, Taf. 315). Fot. RDK.
12. Entw. für die Erweiterung der F. von Potsdam bei deren Übertragung auf die Pfaueninsel (1822). Federzchg., 46 × 62,1 cm. Berlin, Schloß Charlottenburg, Plankammer der Staatl. Schlösser und Gärten. Unbekannter Zeichner nach Entw. von Joh. Gottlieb Brendel. Fot. Staatl. Schlösser und Gärten, Bln 13. J. Gottlieb Steinmeyer, Fasanenhaus in Putbus auf Rügen. Entw. 1837. Nach Inv. Bez. Rostock, Krs. Rügen, Taf. 29 unten.
14. Ludwig Persius, Hauptgebäude der F. von Schloß Charlottenhof bei Potsdam (von SW). Erb. 1842–1844. Nach Hans Hoffmann, Schloß Ch. und die Röm. Bäder, Potsdam 1971.
15. Franz Joseph („Xaver“) Sandmann, Ansicht des Fasanenhauses im Park Rothenhof bei Böhmisch-Krumau (Cesky Krumlov). Lithographie aus Wilh. Nevenhorst, Ansichten als Verschönerungs-Bau-Behelfe zu Landhäusern, Wohn- und Wirtschaftsgebäuden ..., Wien 1852, Bl. Nr. 5. Fot. Staatsarchiv Hohenfurth (Třebon).
Literatur
Quellen: 1. Joh. Colerus, Colerus redivivus, sive Oeconomia universalis cum calendario perpetuo ..., Ffm. 1640, S. 371. – 2. Anthon Wilh. Ertel, Praxis aurea de iuridictione inferiore, Nürnberg 1713. – 3. Franciscus Philippus Florinus, Oeconomus prudens et legalis continuatur, oder Grosser Herren Stands und Adelicher Haus = Vatter, Nürnberg 1719, 5. Buch: Von dem Jagen und Wayd = Werk. – 4. Zedler Bd. 9 Sp. 275 bis 282. – 5. Chrn. Otto Mylius, Corpus constitutionum Marchicarum, oder Kgl. Preuß. und Churfürstl. Brandenburgische in der Chur- und Mark Brandenburg, auch incorporirten Landen publicirte und ergangene Ordnungen, Edicta, Mandata, Rescripta ..., Bln. und Halle a. S. 1736. – 6. Samuel Stryckius, Opera omnia, Ffm. 1744, Bd. 5. – 7. Diderot – d'Alembert Bd. 6 S. 381f.; Tafeln: 3d. 3 S. 31 und Taf. 22. – 8. Louis Liger, La nouvelle maison rustique ou Économie générale de tous les biens de campagne, Paris 177510, S. 134f. – 9. Krünitz Bd. 12 (Bln. 17862) S. 221. – 10. Conversations = Lex. oder encyclopädisches Hdwb. für gebildete Stände, Bd. 3, Stg. 18162, S. 541.
Untersuchungen: 11. Marie Luise Gothein, Gesch. der Gartenk., Jena 1914, 2 Bde. – 12. Dieter Hennebo und Alfred Hoffmann, Gesch. der dt. Gartenk., Hbg. 1962, 3 Bde. – 13. Chrn. Wilh. Hünemörder, „Phasianus“, Stud. zur Kulturgesch. des Fasans, Diss. phil. Bonn 1970.
Für weitere Lit. s. Garten.
Hinweise gab Dr. Jitka Klingenberg, Mchn.
Verweise
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