Fenestella

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englisch: Fenestella; französisch: Fenestrelle; italienisch: Fenestella.


Yves Christe und Karl Möseneder (1980)

RDK VII, 1227–1253


RDK VII, 1227, Abb. 1. Salona-Marusinac, A. 4. Jh.
RDK VII, 1229, Abb. 2. Algier, 5./6. Jh.
RDK VII, 1229, Abb. 3. Rom, S. Lorenzo f. l. m.; A. 4. Jh.; B: 6. Jh.
RDK VII, 1231, Abb. 4 a. Giacomo Grimaldi, 1619, Rom.
RDK VII, 1233, Abb. 4 b. Rom, St. Peter, Zustand um 600.
RDK VII, 1233, Abb. 5. Vuolvinus, um 830-40, Mailand.
RDK VII, 1235, Abb. 6. Konstanz, Münster, um 1000 (?).
RDK VII, 1237, Abb. 7. Venedig, S. Marco; 3. V. 11. Jh.; B und C (?): 13. Jh.
RDK VII, 1237, Abb. 8. St-Benoît-sur-Loire, Abteikirche, Reliquientranslation 1107.
RDK VII, 1239, Abb. 9. St-Menoux, Allier, 12. Jh.
RDK VII, 1241, Abb. 10. Regensburg, St. Emmeran, Weihe 1211.
RDK VII, 1243, Abb. 11 a. Essen-Werden, Chorweihe 1275.
RDK VII, 1245, Abb. 11 b. Essen-Werden, Reliefs um M. 11. Jh.
RDK VII, 1247, Abb. 12. Heidenheim, 1483.
RDK VII, 1249, Abb. 13. Bernardino da Bissone, E. 15. Jh., Aquileia, Dom.
RDK VII, 1251, Abb. 14. Gräbern Bez. Wolfsberg, Kärnten, 1691 (1694?).

I. Definition, Abgrenzungen, hist. Terminologie

Definition. Unter F. (fenestrella, fenestrula, fenestruncula (Müller-Mothes Bd. 1 S. 398], fenestreola [22, Bd. 2 Nr. 2456]), dim. von lat. „fenestra“, „Fensterlein“, versteht man in khist. und theol. Fachlit. eine Öffnung auf einen im allgemeinen nicht oder nur eingeschränkt zugänglichen Ort, an dem Heiligenreliquien geborgen sind (oder der hagiographisch bedeutsam ist), um direkten oder indirekten Kontakt mit diesen zu ermöglichen und sie zugleich zu schützen.

In der khist. Fachliteratur findet man gelegentlich F. in eingeschränkter Bedeutung benutzt: von Hartmann Grisar nur für in der Vertikale liegende Öffnungen (Analecta Romana, Bd. 1, Rom 1899, S. 284).

Anderer – doch ebenfalls spezieller – Wortgebrauch liegt bei Carlo Borromeo vor, der das seitlich im Stipes liegende Altarsepulcrum „fenestella“ nennt (Instructiones fabricae ... I, 14, in: Acta eccl. Mediolensis, pars IV, Mailand 1599, S. 571). In einem St. Lambrechter Visitationsprotokoll von 1610 wird die Öffnung des Sakramentshauses so bezeichnet (Inv. Österr. 31 S. 176 Nr. 173), seit dem 19. Jh. die Piscina neben dem Altar (Jean-Jacques Bourassé, Dict. d'arch. sacrée, Paris 1851, Bd. 2 Sp. 96), dann auch die in einer Nische oder in der Sakristei (Müller-Mothes a.a.O.; Andr. Haupt, Spaniologion, Bamberg 1876, S. 18).

Abgrenzungen.

Nicht als F. zu bezeichnen sind: Öffnungen in Altären, die nicht auf Reliquien hinführen, weil das Altarinnere für Reliquienbeisetzung zu klein und im Altarboden kein Sepulcrum aufzufinden ist (für solche funktionslose Öffnungen, „Schein-F.“, des 6. und 7. Jh. vgl. Mario Mazzotti, Corsi di cultura sull'arte Ravennate e Bizantina, Ravenna 1960, H. 2 S. 243, 247, 249; vorgetäuschte Öffnungen finden sich an einem Altar des 9. Jh. [?] in S. M. del Priorato, Rom, wo die „F.“ im Relief vorgeblendet ist – [8] Taf. 9 Mitte und Walther Buchowiecki, Hdb. der Kirchen Roms Bd. 3, Wien 1974, S. 164f. – und in Vercelli, 13. Jh.: [4] S. 233, Taf. 81); Öffnungen zu Hohlräumen in Altären, in denen Altargerät aufbewahrt wird (wie bes. oft in Dtld. im 14. und 15. Jh., vgl. RDK I 419f.); Öffnungen im Stipes, die den Blick auf einen lokalgeschichtlich bemerkenswerten Ort ermöglichen (in der Hl.-Grabkirche in Deggendorf z. B. auf die Stelle, wo man 1347 geraubte Hostien wiedergefunden hatte: Inv. Bayern, Ndb. 17 S. 42 Abb. 20); vertikale Öffnungen in Schächte im Altarboden auf ein Sepulcrum (etwa Amsoldingen, St. Mauritius, 1. H. 11. Jh.: [18] S. 24); gläserne Schreine (z. B. in Weyarn, Obb., Valeriusschrein, 1755 von Ignaz Günther: Gerhard P. Woeckel, I. G., Weißenhorn 1975, S. 181ff., Abb. 123f.); Öffnungen an Grabmälern von nicht als Heilige oder Selige verehrten Personen (wie in der Tumba des Berthold von Mässingen [† 1285] in der Pfarrkirche von Obermässing: Inv. Bayern, Mfr. 3 S. 257f., Abb. 195, s. auch Karl-Aug. Wirth, Stud. und Mitt. zur Gesch. des Benediktinerordens und seiner Zweige 69, 1958, 202ff.; im Sargdeckel des Joh. Tzerclas Gf. von Tilly, seit 1653 in der Stiftskirche Altötting: Wolfg. Maria Schmid, Das Bayerland 9, 1898, 412f. m. Abb.).

Hist. Terminologie. F. findet man in den lat. Quellen auch unter anderen Bezeichnungen:

fenestra: F. der Höhle, in der die hll. Chrysanthus, Daria und andere verschüttet wurden (wohl unter Damasus III., 366–84, ausgestaltet; Gregor von Tours, De gloria martyrum 38: [21] Bd. 71 Sp. 739; Giov. Batt. de Rossi, Bull. di arch. crist. Ser. II, 4, 1873, 9); Öffnung im Chorboden der St. Galler Klosterkirche, um 720 (Walahfrid Strabo, Vita s. Galli II, 24: Mon.Germ., Script. rerum merov. IV, 2 S. 328; [17] S. 78f.).

foramen: seitliche F. an der Tumba des Bisch. Ceadda († 672) in Lichfield (Beda Ven., Hist. eccl. gentis Anglorum IV, 3: ed. John Eduard King, Bd. 2, London und Cambridge, Mass. 1963, S. 28f.; [22] Bd. 1 Nr. 1085, 2022).

ostia, ostiola: Türchen am Grabmonument des hl. Richarius in Centula (err. unter Abt Angilbert, 790 bis 814: Mon. Germ., Script. 15,1 S. 177).

januae: F. im Hl. Kreuz-Oratorium in Konstantinopel, unter Hilarius, 416–68, angelegt ([16] Bd. 1 S. 242; vgl. Heinr. Holtzinger, Die altchr. Archit. in systematischer Darstellung, Stg. 1899, S. 124).

regiolae: wohl F. mit zweiflügeligem Türchen, das Gregor III., 731–41, in St. Peter in Rom anbringen ließ ([16] Bd. 1 S. 418; vgl. H. Holtzinger a.a.O.).

jugulum: F. in der Confessio (Konfessio) von St. Peter, die Nikolaus I., 858–67, verkleiden ließ ([16] Bd. 2 S. 153; vgl. Marc Antonio Boldetti, Osservazioni sopra i Cimiteri de' SS. Martiri et antichi cristiani di Roma, Rom 1720, S. 36).

rugae: bezeichnet in den Ordines Romani und im Liber Pont. häufig F. (etwa zur Zeit von Paschalis, 817–24, und Gregor IV., 827–44: [16] Bd. ?. S. 55, 19; Jean Mabillon, Museum Italicum Bd. 2, Paris 1689, S. CXXXVI; vgl. Du Cange Bd. 5 Sp. 820).

billicum, umbillicum: eigentlich Mündung eines Schachtes, wurde selten in der Bedeutung F. verwendet, z. B. in der Vita Benedikts III., 855–58, des Liber Pont. [16, Bd. 2 S. 146, 149]; es ist bei Stephanus Borgia, Vaticana confessio beati Petri, Rom 1776, S. 161 Anm. a, unter F. subsummiert.

Cataracta: eigentlich Fallgitter, Schleuse ([6] S. 137f.; verwendet z. B. 519, Ep. legatorum ad Hormisdam papam: [21] Bd. 63 Sp. 474), ist in der khist. Lit. gelegentlich auf die Bezeichnung des ganzen senkrecht geführten Schachts ausgedehnt worden (etwa von Jos. Wilpert, Görres-Ges., 3. Ver.schr. 1907, 15); diese Bedeutungsverschiebung läßt sich historisch nicht halten.

II.

A. Voraussetzungen

Die Geschichte der F. ist mit derjenigen der Reliquienverehrung eng verbunden und wird durch die sehr unterschiedlichen Arten der Reliquien und ihrer Verwahrung entscheidend mitbestimmt.

Die ersten F. dürften im Zusammenhang mit der kultischen Märtyrerverehrung entstanden sein, die etwa gegen M. 3. Jh. einsetzte; ihre Zahl nahm rasch zu, nachdem die öffentliche Anerkennung des Christentums (Mailänder Edikt, 313) die Voraussetzung für die seit der 2. H. 4. Jh. allen Heiligen erwiesene kultische Verehrung geschaffen hatte.

Im heidnischen Totenglauben und -kult der römischen Kaiserzeit – auf ältere Epochen ist hier nicht einzugehen – gab es Vorstellungen und Riten, die eine stets mögliche Verbindung zum Sarkophag, in dem der Tote ruhte, erforderten. An Grabcippen wurden Kanäle angebracht, durch die man beim sakralen Totenmahl Flüssigkeit ins Grabinnere goß, damit der Tote am Mahl teilhabe (Georgius P. Oeconomus, De profusionum retaculis sepulcralibus [= Bibl. soc. arch. Athenarum, 21], Athen 1921, S. 1ff.; besonders zahlreich die Beispiele aus N-Afrika: [7] S. 148ff., Abb. 23ff.). Sichtbarkeit des Grabes oder Sarkophags konnte durch Wandöffnungen erreicht werden. Diese waren bisweilen mit Transennen geschlossen.

In der Celsus-Bibl. in Ephesus, die zugleich Mausoleum war, sah man vom Büchersaal aus durch zwei Öffnungen in der Brüstung der erhöhten Apsis hinunter auf den Sarkophag des Stifters (117 n. Chr. voll.: Friedr. Hueber und Volker Mich. Strocka, Antike Welt 6, 4, 1975, 3ff., Abb. 1, 11).

B. Benutzung

Benutzung der F. bei der Heiligenverehrung erfolgte auf vielerlei Weise. Die vom A. 4. Jh. an bezeugten Opferungen durch die F. sind wohl von der rituellen Libatio beeinflußt (so [12] S. 95).

Durch F. wurden als Zeichen der Devotion Wein, Öl und wohlriechende Essenzen gegossen und Votivgaben sowie Münzen geworfen.

Das Hinabgießen von Wein und Öl in Gräber ist für den Kult an Märtyrergräbern mehrfach bezeugt (über diesen Brauch am Grab des Hippolytus berichtet Prudentius, Peristephanon XI, 193f.: Corp. Script. Eccl. Lat., Bd. 126 S. 376, vgl. G. P. Oeconomus a.a.O. S. 35ff. und 51ff.; vgl. ferner [8] S. 194). Im Hinblick auf solches Brauchtum ist die F. in der Katakombe von S. Giov. in Syracus als Trichter gebildet (Bronzesieb erhalten; [7] S. 151, Abb. 28f., vgl. S. 160f.).

Hinabgeworfene Münzen fand man in St. Peter in Rom (aus der Zeit des Augustus bis ins 16. Jh.: Camillo Serafini in: Bruno M. Apollonj Ghetti, Antonio Verrua, Enrico Josi, Engelbert Kirschbaum, Esplorazioni sotto la confessione di S. P. in Vat., eseguite negli anni 1940–49, Vat. 1951, Bd. 1 S. 225ff., Bd. 2 Taf. 89ff.; Theodor Klauser, Die röm. Petrustradition im Lichte der neuen Ausgrabungen unter der Peterskirche [= Arbeitsgem. für Forschg. des Landes Nordrhein-Westfalen, Geisteswiss., H. 24], Köln und Opladen 1956, 47f.) und in der Wunibaldstumba in Heidenheim (1483 errichtet; [19] S. 125). Schlüssel und eine eiserne Kette lagen im Sarkophag der Sainte Reine in Flavigny (merow.: Léon Maître, Bull. arch. du comité des travaux hist. et scientifiques 1925, 166), eiserne Tiervotive in der Tumba in Gräbern [9, S. 63f.]. In Salona-Marusinac befand sich unter der F. im Grabbau L ein Opfertisch (Abb. 1).

Daß mancherorts durch F. Lampen und Rauchfässer eingeführt wurden, ist durch Quellenschriften und Befunde belegt.

Das von Leo III., 795–816, über das Paulusgrab gestiftete goldene Weihrauchfaß wurde durch die F. in der Vorderseite des Altars versehen ([16] Bd. 2 S. 18; [6] S. 121). Zur Vigil des Apostelfestes wurde in St. Peter und in St. Paul vor den Mauern ein Rauchfaß im Schacht zum Apostelgrab aufgehängt (Michel Andrieu, Les Ordines Romani du haut moyen-âge, Bd. 4, Löwen 1956, S. 417ff. mit weiterer Lit.; neuzeitliche Belege in: B. M. A. Ghetti, A. Ferrua u. a. a.a.O. S. 200 Anm. 2). Durch eine der F. des Altars in der Kiliansgruft des Neumünsters in Würzburg wurde eine Lampe eingebracht (M. 13. Jh.: Inv. Bayern, Ufr. 12 S. 304; RDK I 415 Abb. 9). Ob die Rußschwärze an der F. des Pollionusgrabes im Coemeterium Ponnani in Via Portuensi in Rom (4. Jh. [?]: Kraus Bd. 1 S. 483; Antonio Bosio Der Name des Attributs „[Person“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann. Aringhus], Roma subterranea novissima, Rom 1651, Bd. 1, S. 375, Abb. S. 385) von Lampen oder Thurificatio herrührte, ist nicht mehr auszumachen.

Eine besondere Aufgabe erfüllten F. dort, wo zwar der Raum mit dem Gegenstand betretbar, jedoch der Zutritt bestimmten Personengruppen untersagt war: diese mußten sich der F. bedienen.

In Lindisfarne war es E. 12. Jh. Frauen verboten, an das Bartholomäusgrab heranzutreten, sie konnten es nur durch eine F. sehen [22, Bd. 2 Nr. 2456, Bd. 4 S. 70]. Nachdem die Kirche über den Patriarchengräbern in Hebron Moschee geworden war, durften Juden und Christen ihre Gebete dort nur noch durch eine F. verrichten (bezeugt seit 1564: L. H. Vincent, E. J. H. Mackay und F. M. Abel, H., le Haram el-Khalîl, Paris 1923, Bd. 1 S. 196, Abb. 73, Bd. 2 Taf. 3; Pierre Loti, Jerusalem, Dresden 1922, S. 20).

Ebenso erlaubten F., in Räume, auf Orte oder Gegenstände zu schauen, die im Leben von Heiligen eine Rolle gespielt hatten (oder haben sollten). Die Betrachtung verleiht dem Bild vom Leben des Heiligen konkretere Züge; oft scheinen sich an den erinnerungswürdigen Stätten fromme Gewohnheiten eingebürgert zu haben, die sich in ihren Formen von denen der Heiligenverehrung selbst kaum unterschieden.

Die älteste Nachricht über F. auf Stätten von Memorialwert stammt vielleicht von Gregor von Tours (s. Sp. 1228). In Seleukia (Isaurien) erschloß eine F. die Grotte, in der die hl. Thekla ihren Verfolgern entkam (A. SS., Bd. 46, S. 548, 556; [12] Bd. 1 S. 441f., Bd. 3 Taf. 26, 3; [14] S. 145ff.). In der im 10. Jh. errichteten Eremitage in Montmajour (Var) zeigte man den sog. Beichtstuhl des hl. Trophimus, der im 3. Jh. gelebt hatte (belegt seit A. 17. Jh.:

Fernand Benoit, L'Abbaye de M., Paris 1928, S. 25f.; Walter Kiess, M., [= Schr. der Staatsbauschule Stg., H. 31], Stg. 1965, S. 22ff.).

Das Vorhandensein von F. zum Schutz der Reliquien vor Diebstahl (und Mißbrauch) erwies sich z. B. beim Normanneneinfall 847 in St-Philibert-de-Grandlieu (Seine-Inférieure) als vorteilhaft: die F. wurden rasch vermauert, die Heiligengräber blieben unentdeckt (Rob. de Lasteyrie, Mém. de l'Inst. Nat. de France, Acad. des Inscriptions et Belles-Lettres 38,2, 1911, 34ff., 39, 52, Abb. 8, Taf. 1; Jean Hubert, L'art pré-roman, Paris 1938, S. 26, Taf. 9b).

Dank der Möglichkeit, die verehrten Reliquien durch die F. hindurch direkt oder indirekt zu berühren, sind auf denkbar vielfältige Weise Berührungsreliquien hergestellt worden.

Diese waren im Westen bis ins 7. Jh. besonders begehrt, weil man einerseits sich weigerte, Reliquien der Märtyrer aufzuteilen, andererseits große Nachfrage nach Reliquien (für Kirchen und, als Eulogien, für Gläubige) bestand. Den Gegenständen, die mit den Reliquien in Berührung gekommen oder längere Zeit in deren unmittelbarer Nähe verblieben waren, schrieb man dieselben Kräfte wie diesen selbst zu (im 4. Jh. setzte sich die Ansicht durch, daß die Kräfte der Heiligen in ihren Reliquien übertragbar seien, vgl. etwa Cyrill von Jerusalem, Katechesen 18, 16: Migne, P. G., Bd. 34 Sp. 1037 und Augustinus, De civitate dei XXII, 8: Corp. Chr. Ser. Lat., Bd. 48, S. 815ff.).

Die ältesten Nachrichten über Berührungsreliquien stammen aus dem 4. Jh. So gewonnene Petrus- und Paulusreliquien gab es z. B. in N-Afrika und Gallien [6, S. 133]. Kaiserin Konstantina erbat von Gregor d. Gr. Haupt und Leichentuch des hl. Paulus; im Antwortbrief erzählt der Papst, Leo d. Gr. (440–61) habe die Authentizität dieser durch die F. gewonnenen Reliquie dadurch erwiesen, daß er ein „brandeum“ auseinanderschnitt und an den Schnittflächen Blut floß (Gregor d. Gr., Epist. IV, 12, 30: [21] Bd. 77 Sp. 700ff.; Joh. Diaconus, S. Gregorii Magni vita II, 42: ebd. Bd. 75 Sp. 103f.; Abb. 4 a).

Zur Herstellung benutzte man Tücher (brandea, oraria, palliola, sanctuaria); dazu Cabrol-Leclerq II, 1 Sp. 1132ff. und Kraus I S. 326: vgl. das Ersuchen eines oström. Beamten v. J. 394 (H. Grisar a.a.O. [Sp. 1227] S. 272; [20] S. 196) und die um 520 geäußerte Bitte der Gesandten Ostroms, Tücher an der zweiten „Cataracta“ der Grabplatte über dem hl. Paulus in Rom zu deponieren, die dann zur Reliquienausstattung der Apostelkirche bei Byzanz dienen sollten (Epistula legatorum ad Hormisdam papam: [21] Bd. 63 Sp. 474; um der Bitte zu entsprechen, mußte die F. eigens geöffnet werden: [6] S. 121ff., 127 Abb. 1). Um 420 wird von einem Mann mit gelähmter Zunge berichtet, der den Ärmel seiner Tunica durch die F. zur Memorie des hl. Stephanus in Uzalis, N-Afrika, hinabließ (als er ihn danach an den Mund hielt, wurde er geheilt; Evodius, De miraculis s. Stephani I, 12: [21] Bd. 41 Sp. 840; zur Dat. Eligius Dekkers, Clavis patrum lat., Steenbrugge 1951, Nr. 391).

Als – beliebig ausgewähltes – Beispiel für das Fortleben derartiger Gewohnheiten sei auf die noch im 19. Jh. in Gräbern geübte Praxis hingewiesen: man brachte durch die F. Wäsche von Kranken auf das Heiligengrab, ließ sie dort einige Tage liegen, dann wurde sie den Kranken zur Heilung wieder angezogen [9, S. 64].

Vielerorts verhalfen F. zur Beschaffung von Phylakterien. Als solche wurden auch den Reliquien längere Zeit nahe Dinge erachtet, z. B. die F. selbst, ihr Schlüssel, Staub auf dem Sarkophag, gelegentlich Wasser und Erde, ja selbst das Öl der Lampen und der Inhalt der Rauchfässer, die durch die F. eingebracht worden waren.

Durch Abschaben der F. zum Sarkophag des hl. Fraimbault in St-Georges-de-la-Couée (Sarthe) wurde heilkräftiges „Grabsteinpulver“ gewonnen ([1] S. 273ff.; zur Wirkung des Pulvers: Gregor von Tours, De miraculis s. Martini I, 28: [21] Bd. 71 Sp. 933, 990; Carl Albr. Bernoulli, Die Hll. der Merowinger, Tübingen u. a. 1900, S. 263). Besonders begehrt waren F.schlüssel zur Confessio Petri et Pauli; teils verschenkte sie der Papst an Hochgestellte [Anton de Waal, Röm. Quartalschr. 28, 1900, 58ff.; Stephan Beissel, Bilder aus der Gesch. altchr. K. und Liturgie in Ital., Freiburg i. Br. 1899, S. 226f.), teils erhielten sie Gläubige, die neue Schlüssel gespendet hatten (Gregor von Tours, De gloria martyrum 28: [21] Bd. 71 Sp. 728f.; [5] S. 426). Durch die F. hindurch konnte man den Staub, der auf dem Grab des Bischofs Ceadda lag, einsammeln (er diente, mit Wasser angerührt, als Heilmittel; s. Sp. 1228). Wo es bei den Heiligengräbern Wasser gab – wie in S. Nicola in Bari und in der Kath. von Salerno –, hat man sich dieses durch die F. beschafft [8, S. 200]. Auf entsprechende Weise erlangte man Besitz von Erde vom Albinusgrab in Ober-Arnsdorf, N.Ö. (Gugitz, Gnadenstätten Bd. 2 S. 168ff.; Inv. Österr. 1 S. 75 Abb. 10). Nachdem das „turabulum“ ein Jahr im Schacht zum Petrusgrab gehangen hatte (s. Sp. 1231), entnahm man ihm die Reste von Kohle und Weihrauch und verteilte sie an die anwesenden Gläubigen (J. Wilpert a.a.O. [s. Sp. 1229] S. 18).

Die Beschaffung echter Reliquien erlaubte die F. zum Grab der hl. Euphemia in Chalkedon: mittels eines Schwammes an einer Stange gewann man Blut der Heiligen, Schutzmittel gegen alle Leiden (zuerst bezeugt von Evagrius Scholasticus, Hist. eccl. II, 3: Migne, P. G., Bd. 86 Sp. 2495).

Weit verbreitet war es, durch F. Gegenstände, die besondere Weihe erlangen sollten, möglichst nahe an die Reliquien heranzubringen.

Seit dem 9. Jh. ist bezeugt, daß man in Rom liturgische Kleidungsstücke (Orarien, Pallien) durch die F. in die Palliennische legte (Braun, Liturg. Gewandung S. 642; S. Borgia a.a.O. [Sp. 1229] S. 69, 219ff., 234; Gg. Phillips, Kirchenrecht Bd. 5, 2, Regensburg 1857, S. 623ff.). In Genf wurden so Rosenkränze zu einem Grab hinuntergelassen (Samuel Guyer, Anz. für schweiz. Alt.kde. 7, 1905/06, 29).

Durch die F. richteten Gläubige ihr Gebet an den Heiligen; sie glaubten, durch körperliche Annäherung werde ihre Bitte dem Heiligen nähergebracht und eher erhört.

„Qui orare desiderat ... accedit super sepulcrum; et sic fenestella parvula patefacta, immisso introrsum capite, quae necessitas premit efflagitat“ (Gregor von Tours, De gloria martyrum 28: [21] Bd. 71 Sp. 728f.; zur Dat. vgl. Jos. Zettinger, Röm. Quartalschr. Suppl. H. 11, Rom 1900, S. 12f. und Jocelyn Toynbee und John B. Ward Perkins, The Shrine of St. Peter, London 1955, S. 231). Gregor versichert, es sei jeder, der seinen Kopf durch die F. in den Raum über dem Grab des hl. Venerandus bei Clermont-Ferrand steckte und ein gerechtes Anliegen vorbrachte, erhört worden (De gloria confessorum 37: [21] Bd. 71 Sp. 857, vgl. [13] S. 253).

Insbesondere Kranke erhofften Heilung, entweder durch Berührungsreliquien (vgl. Sp. 1232ff.) oder Verbringen des Kranken zur F. (wie in St-Martial in Limoges [13] S. 176; Cabrol-Leclercq IX, 1 Sp. 1116), Einführen des kranken Körperteils in die F. (wie am Grab des hl. Thomas Becket in Canterbury, vgl. [22] Bd. 1 Nr. 780), Durchkriechen der F. usw. (Henri Gaidoz, Un vieux rite médical, Paris 1892, S. 35ff.). Dieser „Gebrauch“ der F. ist vielfach und an vielen Orten belegt, hier und da wurde er noch im 19. Jh. geübt [3 a, S. 157f.], so in St-Dizier im Elsaß (F. vom E. 7. Jh.: ebd. S. 158; J. Hubert, Bull. mon. 94, 1935, 221f., Abb. 2,5) und Graville (Seine-Inférieure, F. des 12. Jh. am Sarkophag der hl. Honorine: [1] S. 275ff., Abb. 8). Mancherorts kam es ausdrücklich wegen Aberglaubens zu Verboten [3 a, S. 156].

In Quimperlé (Finistère) konnten nur Kinder durch die F. am Grabmal des hl. Urlou kriechen, Ohrenkranke und Rheumatiker benutzten die F. an den Längsseiten, Kopf- und Nervenkranke am Kopfende (F. vom 11. Jh.: [1] S. 271f., Abb. 5). In St-Menoux hieß der Sarkophag geradezu „débrédinoire“, weil „brédins“ (Geistesschwache) ihren Kopf in die F. steckten und geheilt – „débrédinés“ – wurden (Abb. 9; [1] S. 268ff.; Bibl. Sanctorum, Bd. 9, Rom 1967, Sp. 355). In Dtld. wird diese Sitte für die F. des Altars in der Kiliansgruft des Würzburger Neumünsters (M. 13. Jh.; vgl. Ignaz Gropp, Lebensbeschreibung deren Hll. Kiliani Bischoffens und dessen Gesellen ..., Würzburg 1738, S. 67, Abb. S. 66; RDK I 415 Abb. 9) und die der Tumba des sel. Wilh. von Zeltschach in Gräbern (vgl. Abb. 14; Gustav Gugitz, Kärntner Wallfahrten im Volksglauben und Brauchtum, Klagenfurt 1951, S. 21, Abb. S. 37) bezeugt.

In St. Emmeram, Regensburg, war es möglich, die Confessio im Dionysiusaltar zu betreten (gew. 1211; Abb. 10; [8] S. 567 mit Abb., Taf. 105; Inv. Bayern, Opf. 22, 1 S. 282). In der Gruft des Würzburger Doms konnte man „unter dem Leichnam“ des hl. Bruno hindurchkriechen, und in der Propstei auf dem Petersberg bei Fulda setzte man „die kränklichen und schwachen Kinder“ in den Steinsarg der hl. Lioba, wodurch sie „zum öffteren auf Fürbitt gemelter Heil. Jungfrauen die erwünschte Kräfften und Gesundheit“ erhielten (I. Gropp a.a.O. S. 69f.).

F., die Gräber und Grabräume mit dem Heiligengrab verbinden, bringen sinnfällig das Streben nach Bestattung „ad sanctum“ zum Ausdruck (über deren Gründe s. B. Kötting, Frühchr. Reliquienkult und die Bestattung im Kirchengebäude [= Arbeitsgemeinschaft für Forschg. des Landes Nordrhein-Westf., Geisteswiss., H. 123], Köln und Opladen 1965, S. 25).

So sind wohl die F. des 3. und 4. Jh. (?) in den Katakomben der hll. Ptolemaeus in Nepi und Juvenalis in Sutri zu erklären ([6] S. 140f.; Cabrol-Leclercq XV, 2 Sp. 1738ff.). In Salona-Marusinac führt eine F. vom Grabraum der Stifterin (und wohl auch ihres Gatten) zur Apsis mit dem Anastasius-Sarkophag (Abb. 1). Die gleiche Situation gab es in Pécs (Fünfkirchen), 4. Jh. (Ejnar Dyggve und Rud.

Egger, Der altchr. Friedhof Marusinac [= Forschgn. in Salona, Bd. 3], Wien 1939, S. 10f., 82, 112, Abb. 16ff., 108ff., 128; [12] S. 95f.).

III. Ausgestaltung

A. Formen

Die F. sind meist regelmäßig gearbeitet (eine der sehr seltenen F., die ohne besondere Ausformung blieben, gibt es in S. Sebastiano in Rom: [10] S. 10, Taf. 10a), überwiegend rechteckig, wie an Altären in S. Giov. Ev. in Ravenna (6. Jh.: [8] S. 196f. m. Abb.) und über dem Petrusgrab (errichtet von Gregor d. Gr.; [20] S. 164f., 170, Taf. 15 a, b) oder am Grabmal des hl. Mansuy in Toul (16. Jh.: [1] S. 267 Abb. 3). Runde F. sind seit dem Hoch-MA nachweisbar (Abb. 12). Wenn mehrere F. vorhanden sind, können sie unterschiedliche Form haben (z. B. besitzt das Grabmal des hl. Urlou in Quimperlé eine kreisförmige F. am Kopfende und zwei halbkreisförmige F. an den Langseiten: [1] S. 272 Abb. 5). Zeitbedingte Sonderformen wie die rundbogigen F. des 12. Jh. (Grabmal in St-Menoux, Abb. 9; Altar in SS. Quattro Coronati, Rom, 1111: [8] S. 564, Taf. 102 unten) oder die ovalen an Barockaltären (s. Sp. 1245) sind recht selten. Vereinzelt steht die kreissegmentförmige, fast über die ganze Langseite des Sarkophags reichende F. in Saint-Savin (ma.; [1] S. 272f., Abb. 6). Oftmals richtet sich Größe und Form nach lokalem Brauch (vgl. etwa die arkadenförmigen F. in St-Dizier, E. 7. Jh., durch die die Gläubigen hindurchkrochen), und die Vielfalt der F.formen an Altären ist mitbedingt durch die Verschiedenheit der Ausgestaltungen von Stipes-Frontseiten (vgl. Sp. 1243).

B. Verschlüsse

Unter den Verschlüssen von F. sind die fest eingebauten am häufigsten: eiserne Stäbe oder Gitter sowie durchlöcherte Steinplatten und Transennen. Daneben gibt es solche, die die F. vollständig verschließen und daher abhebbar und beweglich sein müssen: Einsätze sowie mit Schloß und Angel versehene Türchen und Gitter. Ein senkrecht angeordneter Eisenstab findet sich in Essen-Werden (Abb. 11 b); ein ebensolcher verhinderte an der Wunibaldstumba in Heidenheim, ins Innere zu greifen (Abb. 12; [19] S. 124). – Mit Gittern versah man vorzugsweise F. an Altären und Bauten, so Altar-F. in S. Apollinare in Classe (6. Jh.: [8] S. 148 Taf. 12 rechts) und in S. Celso in Mailand (10. Jh. [?]: [4] S. 190f., Taf. 65); in SS. Giov. e Paolo in Rom ist das F.gitter im Mezzaningeschoß der Confessio angebracht (A. 4. Jh.: Richard Krautheimer, Corp. basilicarum christianarum Romae, Bd. 1, Vat. 1937, S. 227, Taf. 36; Adriano Prandi, SS. G. e P. [= Le chiese di R. ill., 38], Rom o. J. [um 1957], Abb. 32), in Aquileia in der F.laibung (Abb. 13). Reicher gestaltete F.gitter sind Ausnahmen und vornehmlich an Altären anzutreffen, vgl. das rosettenförmige Gitter im Würzburger Neumünster (s. Sp. 1231) und das mit dem Christusmonogramm in S. Ambrogio in Genua (um 1600: [8] S. 211, Taf. 31). – Etwa seit 300 ist der Gebrauch von Transennen in römischen Katakomben nachgewiesen, zuerst in der von Calixtus (angelegt von Severus, Diakon unter Papst Marcellinus [296–304], vor der Doppelkammer, vgl. Giov. Batt. Rossi, Bull. di arch. christ. 6, 1881, 153, Abb. XI, 2 und [5] S. 233ff., Abb. S. 235, ferner J. Wilpert, Beitr. zur chr. Arch., Rom 1908, S. 155), später in derjenigen der hll. Marcus und Marcellinus (ebd. S. 154f., Abb. 26) und beim Grab der hll. Felicissimus und Agapitus in der Praetextatus-Katakombe (unter Papst Damasus I., 366–84; Cabrol-Leclercq V, 1 Sp. 1257ff., Abb. 4322). Wohl von einer Altar-F. stammt die Transenna des 5.–6. Jh. in Algier (Abb. 2). Erinnerung an Transennen lebt noch lange fort, z. T. in so karger Gestaltung, wie sie die mehrfach durchlöcherte Steinplatte aus St-Maurice d'Agaune in der 2. H. 8. Jh. (?) zeigt (Louis Blondel, Vallesia 3, 1948, 54, Abb. 16a, c).

Die meisten Einsätze waren abnehmbare Deckel aus Stein, wie z. B. am Vitalisgrab in Eßlingen (nierow.: Günter P. Fehring, Zs. des Dt. Ver. für Kw. N. F. 19, 1965, 7f. Abb. 7), doch wurde auch kostbareres Material benutzt: Gold ließ Benedikt III. an der F. in der „Palliennische“ in St. Peter in Rom verwenden ([16] Bd. 2 S. 146; vgl. Giacomo Grimaldi, Instrumenta autentica, 1619, hrsg. von Reto Niggl, Descrizione della Basilica antica di S. P. in Vat. [= Codd. e Vaticanis selecti, 32], Vat. 1972, S. 284 Abb. 148); nachdem Innozenz X. (1644–55) den Boden der Palliennische mit einer Bronzeplatte ausgestattet hatte, wurde dieselbe F. dadurch zugänglich gehalten, daß man ein Stück von jener Platte abnehmen konnte (Th. Klauser a.a.O. [Sp. 1230] S. 114, Taf. 16). Am Lazarusgrab in Autun verschloß eine (von zwei kreuzförmig angebrachten Eisenriegeln gesicherte) Porphyrplatte die F. (zw. 1171 und 1189: Mortet II S. 122; Richard Hamann, Marburger Jb. 8/9, 1936, 290f.).

Türchen der F. waren bis in karol. Zeit anscheinend öfters aus kostbarem Material gefertigt. Erhalten ist zwar nur dasjenige am 830–40 entstandenen Paliotto in S. Ambrogio in Mailand – ein zweiflügeliges Holztürchen, das mit Silberblech (mit Treibarbeit 4 Medaillons mit den Erzengeln Michael und Gabriel sowie auf die Dedikation des Altars bezügliche Darstellungen) verkleidet ist (Abb. 5, [8] S. 111f.) –, doch Schriftquellen bezeugen, daß dies kein Einzelfall war. Aus Silber waren nicht nur die F.türchen im Oratorium S. Crucis in Konstantinopel (s. Sp. 1228) und in St. Peter in Rom (unter Gregor III., s. Sp. 1228), sondern selbst eine kleine Landkirche bei Rom sollte lt. Charta Cornutiana (471) die F. zur Confessio „ostia argentea cum clavi sua“ bekommen ([16] Bd. 1 S. 146; [8] S. 563). Reines Gold wurde für das F.türchen unter Nikolaus I. (858–67) in St. Peter, Rom, in der Confessio verwendet, Gold und Silber für das Richariusgrab in Centula (s. Sp. 1228), „Metall“ für jene am Sarkophag des hl. Anastasius (?) in der Basilika von Salona-Marusinac (um 425 [?]: E. Dyggve und R. Egger a.a.O. [s. Sp. 1237f.] S. 19, Abb. 25, 27; E. Dyggve, Hist. of Salonitan Christianity, Oslo u. a. 1951, S. 109). Die hoch- und spätma. Beispiele sind in der Regel aus Eisen oder Holz. Mehreren Grabmälern dient ein eisernes Gitter mit Angel und Schloß als F.türchen (Krypta von S. Fedele in Pavia, otton.: A. Grabar, Sculptures byz. de Constantinople, IVe au Xe s., Paris 1963, S. 113, Taf. 58,3; so noch 1647 am Kenotaph des hl. Albinus in Ober-Arnsdorf, s. Sp. 1235); schwere eisenbeschlagene Türflügel mit Riegel und drei schloßgesicherten Spangen sicherten die Reliquien des hl. Junius in St-Junien (Limoges, 1160–70?: Franç, de Catheu, La collégiale de St-J., Paris 1948, S. 70ff., Abb. 25). Holztüren hatten F. im Konstanzer Münster (Abb. 6) und in Essen-Werden (Abb. nb). In der Neuzeit sind keine nennenswerten Neuerungen zu konstatieren. Seit 1617 verschließen große Bronzetüren die Confessio von St. Peter in Rom (Th. Klauser a.a.O. [Sp. 1230] S. 104, Taf. 3f.); auf das hölzerne F.türchen des ehem. Hochaltars von SS. Quattro Coronati in Rom wurde im 17. Jh. das Bild einer schmerzhaften Maria gemalt ([81 Taf. 102; W. Buchowiecki a.a.O. [Sp. 1228] S. 696).

C. Inschriften

Die gelegentlich an F. oder in deren Nähe angebrachten Inschriften beziehen sich meist auf die Dedikation (der F. selbst oder der Anlage, zu der sie gehört), so diejenige auf einer Transenna im Mus. in Algier (Abb. 2), auf der Einfassung der von Abt Hincmar (845–82) angelegten F. zum Grab des hl. Remigius in Reims (Schlosser, Schriftquellen Nr. 774) und über der F. in S. Lorenzo f. l. m., Rom (1191/92 vom späteren Papst Honorius III. angelegt: R.Krautheimer, Spencer Corbett und Wolfg. Frankl, Corp. basilicarum christianarum Romae, Bd. 2, Vat. 1962, S. 14, 68). – Auf die durch die F. zugänglichen Reliquien beziehen sich Inschriften vom ehem. Hochaltar in SS. Quattro Coronati, Rom (Tafeln, 1111: [8] S. 564, Taf. 2 und W. Buchowiecki a.a.O. [Sp. 1228] S. 696), und in Aquileia, hier aus Anlaß der Reliquientranslation in die Krypta angebracht (Abb. 13). – Inschriften allgemeineren Charakters sind teils Bibelzitate (Ps. 56,12 [55, 11] an einer F. aus Ain-Fakroun, N-Afrika, 6. Jh.: G. B. de Rossi, Bull. mon. 55, 1889, 390ff. m. Abb.; J. Lassus, Les reliquaires du Mus. Stéphane Gsell [= Les conférence-visites du Mus. St. G. 1956–57], Algier 1958, S. 9), teils christologisch ( + XΘVC auf der F. aus Damus-el-Karita, N-Afrika: Cabrol-Leclercq V, 1 Sp. 1357; X und Aω auf der F. aus Castel Volturno bei Capua, 5.–6. Jh.: G. B. Rossi a.a.O. S. 147, Taf. 10,1).

D. Figürliche Darstellungen

Die F. flankierende figürliche Darstellungen zeigen in der Regel die an dieser Stelle verehrten Heiligen (im Coemeterium Pontiani die hll. Milix und Pimeno, E. 5. Jh.: J. Wilpert, Le pitture delle catacombe romane, Rom 1903, Bd. 1 S. 453, Bd. 2 Taf. 225,1; Bibl. Sanctorum 9, Rom 1967, S. 485), manchmal im Kreise weiterer Hll. (ebendort den hl. Pollonius, von den hll. Marcellinus und Petrus begleitet, E. 5. Jh. [?]; ebd. Bd. 1 S. 453, Bd. 2 Taf. 255,2). – Auf die beim Gebrauch der F. üblichen „consuetudines“ dürften die beiden Diakone neben der F. in Essen-Werden hindeuten (Abb. 11 b).

IV. F. an Gräbern

F. an Gräbern (Sarkophagen, Tumben und Kenotaphen) in der Spätantike gebräuchlich, im Hoch-MA noch recht geläufig, sind entweder an einer Langseite (in der Mitte oder zum Kopfende hin) oder an einer der Schmalseiten angebracht, seltener im Deckel, ausnahmsweise im Sarkophagboden; gelegentlich gibt es mehrere F. (für diese vgl. Sp. 1238).

F. in der Mitte einer Langseite sind bereits an frühchr. Sarkophagen anzutreffen (Rom, S. Sebastiano, nachträglich eingearbeitet: [10] S. 10, Taf. 10a; Arles, um 330–40: Jean-Maurice Rouquette, Comptes rendus de l'Acad. des Inscriptions et Belles-Lettres Paris, 1974, 261; in Salona-Manastirine [Sp. 1246]) und an Heiligengräbern bis in die Neuzeit gebräuchlich (Syracus, Marcianus-Krypta, 1. H. 6. Jh.: Paolo Orsi, Sicilia bizantina, Bd. 1, Rom 1942, S. 218ff., Taf. 13 b und Gius. Agnello, Boll. d'arte 23, 1929–30, 3; Toul, ehem. Abteikirche St-Mansuy, 16. Jh.: [1] S. 267f., Abb. 3 und Dict. des églises de France, Bd. 5, Der Name des Attributs „[Ort“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann.] 1971, S. VA 185; vgl. auch RDK VI 286 Abb. 15). In der Mitte der Tabula des attikaartigen Aufsatzes sitzt am Magdalenensarkophag in St-Maximin (Var) die nicht direkt in den Sarkophag führende F. (Ende 4. Jh.: Edmond Le Blant, Les sarcophages chr. de la Gaule, Paris 1886, S. 147, 154f., Taf. 53,2; ein ähnliches Beisp. in Rom, Calixtus-Katakombe, M. 4. Jh.: Wilpert, Sarcofagi, Bd. 2 S. 272, Abb. 169f., Bildbd. 2 Taf. 159,2).

Mehr zum Kopfende hin – dem Haupt des Heiligen nahe – wurden F. an Grabmälern in St-Savin (Datierung unsicher: [1] S. 267, Abb. 2) und in St-Menoux angebracht (Abb. 9; zur Aufstellung auf Säulen hinter dem Altar: R. Hamann a.a.O. [Sp. 1239] S. 273, 276, Abb. 151). Ungewöhnlich ist die Anordnung der F. am in den Chorboden eingelassenen Sarkophag des hl. Anastasius (?) in der Basilika von Salona-Marusinac: eine grubenartige Eintiefung (pozzetto, vermutlich mit einem Deckel geschlossen) führte auf die F. in der Sarkophagwand (um 425 [?], s. Sp. 1240).

Beispiele für die Anordnung der F. an einer Schmalseite bieten ein weiterer Sarkophag in S. Sebastiano in Rom und die Wunibaldstumba (Abb. 12).

Eine F. im Sarkophagdeckel (am Kopfende) hatte der 437 nahe Konstantinopel gefundene Sarkophag einer Diakonissin; unter der F. befand sich eine Kassette mit korrespondierender Öffnung zu zwei Reliquienurnen der 40 Ritter von Sebaste (vgl. Sozomenus, Hist. eccl. IX, 2: Migne, P. G., Bd. 67 Sp. 1601; [7] S. 104; [6] S. 134f.). Weitere Beisp.: Eßlingen a. N., St. Dionysius, Vitalisgrab (merow.: s. Sp. 1239); Regensburg, Niedermünster, Erhardsgrab, anläßlich der Erhebung der Gebeine 1052 auf einer Schrägseite des dachförmigen röm. Sarkophagdeckels eingearbeitet (Klaus Schwarz, Die Grabungen im N. zu R. [= Führer zu arch. Dkm. in Bayern, 1], Kalimünz 1971, S. 28, 30f., 46f. m. Abb.). Durch lokale Verhältnisse bedingte Sonderformen findet man in Rom, S. Lorenzo f. l. m., wo der zylinderförmige Aufbau über einem Märtyrergrab an der Oberseite eine F. enthielt (A. 4. Jh.: Abb. 3, R. Krautheimer, Sp. Corbett und W. Frankl a.a.O. [s. Sp. 1241] S. 77ff., Abb. 52, 59, 61) und in Flavigny-sur-Ozerain (Côte-d'Or), wo der Sarkophag der sainte Reine in den Boden eingelassen war (merow.: L. Maitre, Bull. arch. du Comité des travaux hist. et scientifiques 1926, 166; [1] Abb. 1).

Die (nicht ganz ausgearbeitete) F. im Boden des Sarkophags des hl. Mönchs Francovée, 7. Jh., sollte wohl ermöglichen, den Kopf in den auf Säulen gestellten Sarkophag zu stecken (Autun, Mus. Rolin; [1] S. 280 und Cabrol-Leclercq I, 2 Sp. 3199f.).

Als sich in der Neuzeit die Formen der Heiligenverehrung änderten, kam die F. beinahe völlig außer Gebrauch; eines der wenigen neuen Beisp. bietet die hausförmige Tumba in Gräbern, 1691 oder 1694, mit vier F.: je eine an den Langseiten und zwei im Dach (Abb. 14).

V. F. an Altären

F. an Altären, die über Gräbern oder Reliquien errichtet wurden, stellen eine Verbindung zu diesen her. Seit wann es solche F. gibt ist ungewiß. Möglicherweise hatte schon der in S. Paolo f. l. m. in Rom über dem Apostelgrab anzunehmende Altar eine F. (die Kirche zw. 395 und 423 voll.: [20] S. 194f.; vgl. [6] S. 121ff.), vielleicht hat sich in S. Alessandro in Rom ein frühes Beispiel erhalten (5. Jh. [?]; [8] S. 193, Taf. 28, 100). Sichere Zeugnisse liegen erst seit dem 6. Jh. vor (Friedr. Wilh. Deichmann, Röm. Mitt. 77, 1970, 164); mehrfach wird durch F. der Schacht über dem Grab zugänglich gehalten.

Die F. findet sich in der Regel an der Vorderseite, in deren Mitte oder im unteren Teil der Stipes von Kastenaltären (vgl. RDK I 418f.; Ausnahme ist die F. in einem Blockaltar der Januariuskatakombe in Neapel, zw. 762 und 767: [8] S. 225, Taf. 38).

Im unteren Teil des Stipes ist die rechteckige F. am Altar, der unter Felix II., 526–30, in der Unterkirche von SS. Cosma e Damiano, Rom [8, S. 194, Taf. 103 oben], errichtet wurde, ebenso an den Altären im Dom von Parenzo (532: ebd. S. 146f., Taf. 9) und in S. Apollinare Nuovo in Ravenna (6. Jh.: ebd. S. 197, Taf. 102 oben). In der Mitte liegt die zur Deckplatte des Sepulcrums führende F. des wohl von Johannes III., 561–74, errichteten Altars in SS. Apostoli, Rom (ebd. S. 194ff. m. Abb.; an entsprechender Stelle hat der ma. Altar über dem Sarkophag des hl. Fraimbault in St-Georges-de-la-Couée seine F., vgl. Sp. 1235). Im oberen Teil des Stipes befand sich die F. am Altar, den Gregor d. Gr., 590–604, über dem Petrusgrab errichten ließ [20, S. 164]. Ungewöhnlich ist die Anbringung der F. an der Altarrückseite: in S. Ambrogio in Mailand führt sie zum Sarkophag des hl. Ambrosius, in dem auch die hll. Gervasius und Protasius beigesetzt sind (Abb. 5, [8] S. 112, 200 und Victor H. Elbern, Chr. K.bll. 99, 1961, 131, 135).

Etwa um 1000 begann man, die Heiligenleiber aus den Bodengräbern zu erheben, häufig barg man sie in Kastenaltären (nur ausnahmsweise behielt man das Bodengrab unter dem Altar bei, so in Bari, S. Nicola, Kryptenaltar, um 1087–89, und Salerno, s. Sp. 1235). Damit übernahmen F. die Funktion, die Verbindung zu Reliquienbehältern im Hohlraum des Altars zu ermöglichen (z. B. Narni, S. M. Impensole, 13. Jh.: [8] S. 202 m. Abb., S. 592, Taf. 103 unten; Mainz, St. Stephan, 13. Jh.: Victor Arens, Jb. für das Bistum Mainz 3, 1948, 279ff.).

Eine Neuerung des Hoch-MA war die Anordnung von F. an mehreren Stipesseiten.

Im Hildesheimer Dom ermöglichen je drei F. an den ausgebauchten Schmalseiten des ehem. Kreuzaltars und eine an einer Langseite den Zugang zum Schacht, der zum Cubiculum mit den – vermutlich 963 transferierten – Gebeinen des hl. Epiphanius hinableitet (so [8] S. 203ff. m. Abb.); der Altar in der Kiliansgruft im Würzburger Neumünster, der wohl immer die Kiliansreliquien barg, hat an der s. Langseite eine F., an allen anderen Seiten je zwei (s. Sp. 1231). F. an Vorder- und Rückseite sind seit dem 13. Jh. nachzuweisen (Rom, S. Sebastiano, Quirinusgruft, F. über dem Schacht, in dem die Leiber der hll. Petrus und Paulus verborgen gewesen sein sollen: [10] S. 24, Taf. 24; [8] S. 201f.) und kommen noch A. 16. Jh. vor (Neapel, Dom, Grabkap. des Erzb. Carafa: ebd. S. 211 und Franco Strazzullo, Saggi storici sul duomo di N., Neapel 1959, Abb. 41).

Die zur Confessio des Dionysiusaltars im W-Chor von St. Emmeram in Regensburg führende F. liegt in einer von Säulen flankierten Nische (Abb. 10). – Reicher sind die F. der im 13. Jh. in Rom von Cosmaten geschmückten Altäre: in der Quirinusgruft von S. Sebastiano rahmen gedrehte Säulen die vier großen F. ([10] S. 24, Taf. 65, 72; vgl. [8] S. 565 Anm. 14), im Tempietto von S. M. Aracoeli faßt Akanthusblattrahmung die F. und das darüber angebrachte Relief mit dem Lamm Gottes ein [8, S. 565]. – Eine kreuzförmige F. gibt es in S. Giov. in Oleo, Rom (Kastenaltar des 12. Jh.: ebd. S. 201, Taf. 28 unten), eine vierpaßförmige des 13. Jh. in Narni, S. M. Impensole ([8] S. 592, Taf. 103 unten).

Als man vom 16. Jh. an die Heiligenleiber aus den Katakomben zu erheben begann und in Kastenaltären niederlegte, entstanden in Italien hie und da noch Altäre mit F.

Als Beispiel sei der Altar in der Unterkirche von SS. Cosma e Damiano in Rom genannt (um 1600: [8] S. 211; Rob. Budriesi, La basilica dei SS. C. e D. a R. [= Studi di antichità crist., 3], Bologna 1968, S. 11). – Seit dem 17. Jh. kommen gelegentlich ovale F. vor, so um 1600 in S. Ambrogio in Genua, einer von Putten gehaltenen Rollwerkkartusche eingefügt ([8] S. 211, Taf. 31; ähnlich Turin, SS. Martiri, 1735: ebd. und Palladio N. F. 19, 1969, 40 Abb. 5 a), und 1765 in S. M. del Priorato in Rom, von Ornamentbändern gerahmt (nach Zchg. von Giov. Batt. Piranesi: Renzo U. Montini, S. M. del P. [= Le chiese di R. ill., 53], Rom 1959, S. 53, Abb. 1; Alpheus Hyatt Mayor, G. B. P., New York 1952, S. 18, Abb. 97).

VI. F. an Bauwerken

F. an Bauwerken sind in der Spätantike sehr zahlreich. Im Hinblick auf ihre Plazierung herrscht große Vielfalt.

A. 4. Jh. erlaubten sie, in zwei Stockwerken eines für den Gottesdienst adaptierten Wohnhauses unter SS. Giov. e Paolo in Rom angelegt, den Blick auf die Confessio (R. Krautheimer a.a.O. [Sp. 1239] S. 277, 294, Taf. 36f.), und in Salona-Marusinac verbinden sie Begräbnisraum und Aufbewahrungsort der Reliquien, so Bestattung „ad sanctum“ ermöglichend (Abb. 1). Andernorts stellen sie Kommunikation zwischen Kirche und außerhalb (gewöhnlich vor der Apsis) gelegenem Märtyrergrab her, so 382 in der „Basilica ad corpus“ im Generosa-Friedhof in Rom zum Cubiculum der hll. Simplicius, Faustinus und Viatrix ([5] S. 651ff., Taf. 52, 46,2; Enrico Josi, Riv. di arch. crist. 16, 1939, 323ff.); in Benian, Algerien, führt die F. zum Grab der von den Donatisten als Märtyrerin verehrten Robba (zw. 434 und 439: St. Gsell, Les mon. antiques de l'Algérie, Paris 1901, Bd. 2 S. 177ff. Abb. 118; [12] S. 46f., Abb. 102), in S. Lorenzo f. l. m. in Rom auf einen Friedhof, in dessen Mitte sich das Märtyrergrab befand (Abb. 3; R. Krautheimer u. a. a.a.O. [Sp. 1241] S. 10, 68, 83f., 125, 137ff., Abb. 52, 72f., Taf. 7). Bei den drei zuletzt genannten Beispielen handelt es sich stets um F. in einer „basilica coniuncta tumulo“ (vgl. [7] S. 107). In der von Salona-Manastirine erlaubte die F. den Einstieg in den tonnengewölbten Raum über dem Heiligengrab (des Kirchengründers Domnio?; zw. 313 und 360: R. Egger, Der altchr. Friedhof in M. [= Forschgn. in Salona, Bd. 2], Wien 1926, S. 11,41, 44f., Abb. 7ff., 40).

Mehrfach finden sich F. in den Verstärkungsmauern der Galerien frühchr. Coemeterien in Rom, z. B. in der Priscilla-Katakombe, Gal. H (1. H. 4. Jh.), in der Spelunca magna der Praetextatus-Katakombe, zw. Cubiculum B und Gal. C (4. Jh.; Paul Styger, Die röm. Katakomben, Bln. 1933, S. 131ff., 161, Abb. 56); F. im Coemeterium Pontiani in Via Portuensi führen zu den Grabkammern der hll. Milix und Pimeno und der des hl. Pollionus (4. Jh.; s. Sp. 1231). Auf unterirdische Galerien gehen die F. im Hypogaeum der hl. Christina in Bolsena (Cabrol-Leclercq II, 1 S. 981ff.).

Als Vorbild von besonderer Bedeutung – und ein Musterbeispiel für die bei wechselnder Überbauung gleichbleibende Funktion der F. – ist St. Peter in Rom anzusehen.

Bereits am sog. Tropaion des Gaius (um 160) führte eine vertikale F. zu jener Stelle, wo man (später?) Petrus begraben glaubte ([20] S. 79ff., 90, Abb. 26, 32, Taf. 26; J. Toynbee und J. B. W. Perkins a.a.O. [Sp. 1236] S. 123, Abb. 15, 17). Unter Gregor d. Gr. wurde die in der konstantinischen Basilika errichtete Memorie verändert [20, S. 155, Abb. 29], ein Raum zwischen Altar und Grab geschaffen und diese Confessio (die spätere „Palliennische“, in deren Boden eine ältere, wohl konstantinische F. die Verbindung mit dem Grab herstellte) durch eine weitere F. in der Stirnwand des erhöhten Chors zugänglich gehalten (ebd. S. 162ff., Abb. 32, 39). Im Neubau von St. Peter führte eine Treppe hinunter zu der Confessio, die – einschließlich der F. – unter teilweiser Berücksichtigung älterer Teile neu ausgestattet wurde (voll. 1617: G. Grimaldi bei R. Niggl a.a.O. [s. Sp. 1239] S. 287ff., Abb. 149ff.; Th. Klauser a.a.O. [s. Sp. 1230] S. 104f., Abb. 16f., Taf. 3f., ergänzend Howard Hibbard, Carlo Maderno and Roman Archit. 1580–1630 [= Stud. in Archit., 10], London 1971, S. 165f., Abb. 70 a, b).

7.–12. Jahrhundert.

Eine gewisse Systematisierung in der Anbringung von F. ist seit der Ausbildung bestimmter Typen von Kryptenanlagen zu beobachten und währte solange, bis man im Hoch-MA dazu überging, die Heiligen zu erheben und in Schreinen zu bergen (vgl. z. B. Sp. 1243).

Bei Umgangskrypten (Ringkrypten, Stollen- oder sog. Winkelgangkrypten, vgl. [16] S. 8; s. auch Krypta) liegt die Confessio in der Regel zum Kircheninneren hin, die F. sitzt am Ende eines vom Scheitel des Umgangs zur Confessio führenden Stollens oder, seltener, in einer Nische.

Vom Scheitel der Ringkrypta in der gregorianischen Petrusmemorie konnte man die Rückseite der konstantinischen Memorie und einen Altar erreichen [20, S. 167, Abb. 141]. Zwar hatte diese Anlage keine F., die Disposition jedoch wurde vorbildlich für F.anlagen. Das erste bekannte Beispiel findet sich in S. M. in Otricoli, A. 7. Jh. (?; B. M. A. Ghetti, Saecularia Petri et Pauli [= Studi di antichità crist., 28], Vat. 1969, S. 19, Abb. 10; zur Datierung Gisberto Martelli in: Atti del XIV Congr. di storia dell'archit., Brescia u. a. 1965, Rom 1972, S. 209). Es folgen: Chur, St. Luzi, 1. H. 8. Jh. ([18] S. 51f.; [17] S. 42ff., Plan-Abb. 3); St-Maurice d'Agaune, O-Krypta, beg. 762–82, 2. Etappe gegen 787 ([17] S. 85ff., Plan-Abb. 6; [18] S. 298f.); Regensburg, St. Emmeram, F. in einer Nische, vor 791 ([13] S. 113ff.; [18] S. 273ff.; RDK I 428 Abb. 24f.); Beisp. des 9. Jh. finden sich in Rom (S. Cecilia, unter Pasquale I., 817–24: R. Krautheimer a.a.O. [s. Sp. 1239] S. 110, 112, Taf. 14ff.), St-Philibert-de-Grandlieu (s. Sp. 1232), in Seligenstadt a. M. (beg. zw. 830 und 834, vgl. Otto Müller, Forschgn. und Fortschritte 13,1937, 373; [18] S. 309ff.) und in Essen-Werden, Abteikirche (nach 864 angelegte F. am Ende eines kurzen Stollens; Walter Zimmermann, Die Kirchen zu E.-W. [= Die Kdm. des Rheinlands, Beih. 7], Essen 1959, S. 32, Abb. 19, 25).

Sonderformen gibt es gelegentlich in Frankreich. In der 964 gew. Kath. von Clermont-Ferrand waren vier nach außen hin radial angeordnete Räume, die in erster Linie als Confessiones dienten, durch F. erschlossen ([12] S. 511ff., Abb. 112; vgl. [13] S. 139). Fünf große F. öffnen sich von der 1153 benutzten Krypta aus zu dem Sanctuarium, einem Zentralraum (W. Kiess a.a.O. [s. Sp. 1232] S. 25, Abb. 7ff.; Elisabeth Laget, École Nat. des Chartes, Positions des thèses, 1970, S. 127). Mit Einschränkungen dürfen auch die F. in der doppelten „Ringkrypta“ von St-Benoît-sur-Loire hier genannt werden (Translation 1107: Victor Rocher, Hist. de l'abbaye roy. de St-B.-s.-L., Orléans 1867, S. 266; [12] S. 231; Abb. 8).

Die zur Palliennische führende F., die Gregor d. Gr. in St. Peter in der Brüstungsmauer des erhöhten Chors unter dem Altar anbringen ließ (vgl. Abb. 4 b), wirkte dort als Vorbild, wo man außer den F. in den Stollen oder Nischen der Umgangskrypten zusätzlich eine vom M.- oder Qsch. aus auf die Confessio führende F. anbrachte. Das älteste Beispiel ist wohl S. Crisogono in Rom, unter Gregor III. entstanden (731–41; R. Krautheimer a.a.O. [Sp. 1239] S. 156f., Abb. 87, 91, Taf. 21; B. M. A. Ghetti, S. C. [= Le chiese di R. ill., 92], Rom 1966, S. 39ff., Abb. 13ff.; [17] S. 127). Zu den ital. Beisp. aus dem 9. Jh. – Rieti, S. M. in Vescovio, urspr. vom Schiff aus über Treppen erreichbare F., A. 9. Jh. (B. M. A. Ghetti, Riv. di arch. crist. 23–24, 1947–48, 271ff., Abb. 8ff., vgl. [8] S. 575: „10. oder 11. Jh.“); Rom, SS. Quattro Coronati, unter Leo IV. 847–55 (B. M. A. Ghetti, I SS. Q. C. [= Le chiese di R. ill, 81], Rom 1964, S. 48 ff, Abb. 13); Ravenna, S. Apollinare in Classe, 9. Jh, durch Umbau 1173–74 verändert (M. Mazzoni, Riv. di arch. crist. 32, 1956, 202ff., 213f., Abb. 3; mit anderen Datierungen [12] S. 467, Abb. 118 und [8] S. 573) – tritt als erstes Beispiel n. der Alpen um 820 der St. Galler Klosterplan (Hans Reinhardt, Der St. Galler Klosterplan, St. Gallen 1952, S. 9, 20 m. Abb.).

In St- Benoît-sur-Loire ist der Schrein mit den Benediktsreliquien über einem Altar im Mittelpfeiler der „doppelten Umgangskrypta“ aufgestellt, sichtbar von allen Seiten durch eine große Öffnung über dem Altar und drei F.; sechs weitere F. führen zwischen den Treppen vom Schiff zur Krypta (Abb. 8; [11] S. 231f.; La Basilique de St-B.-s.-L. [= Les guides du Val de Loire], Orléans 1924, S. 49ff. m. Abb.).

Hallenkrypten unter erhöhtem Chor sind – wie die Palliennische in St. Peter (s. oben) – mit dem Kirchenraum durch F. in der Brüstungsmauer des Chors verbunden. Die häufig zwischen Treppenaufgängen zum Chor angeordneten F. sind von Fenstern, die zur Beleuchtung der Krypta dienen, nicht mehr zu unterscheiden, wenn das nahe der Rückseite der Brüstungsmauer befindliche Heiligengrab oder Reliquienbehältnis disloziert wurde – es sei denn, daß Inschriften über den Zweck der Öffnung unterrichten oder eigens für den Zugang zu ihr gesorgt ist.

Das römische Vorbild hat vielleicht schon in der 1. H. 7. Jh. in S. Pietro in Sylvis in Bagnocavallo Schule gemacht (Lelio Veggi, Felix Ravenna 90, 1964, 84ff., Abb. S. 89, 97; M. Mazzotti, Le pievi ravennati, Ravenna 1975, S. 24ff.). Die zumal in Oberital. zahlreichen Beispiele (Pomposa, 8.–9. Jh.: Mario Salmi, L'abbazia di P, Rom 1936, Bd. 1 S. 28, Abb. 48, Bd. 2 Taf. 3; S. Pietro in Agliate [Brianza], zwei F. vom A. 11. Jh. neben einer Apsidiole: Hans Thümmler, Röm. Jb. für Kg. 3, 1939, 153, Abb. 144 und [17] S. 152; Aquileia: Abb. 13 und Karl Lanckoroński [Hrsg.], Der Dom von A., Wien 1906, S. 8, 112, 136, Abb. 10, 20, 22 sowie – zur F. der Maxentiuskrypta, 811–37 – Sergio Tavano, A. crist. [= Antichità altoadriatiche, 3], Udine 1972, S. 84) haben solchen im deutschsprachigen Alpengebiet als Vorbild gedient (vgl. Agliate und St. Mauritius in Amsoldingen, Kt. Bern, A. 11. Jh.: [17] S. 23ff., 152f., Plan-Abb. 12; Max Grüner, Anz. für schweiz. Alt.kde. N. F. 35, 1932, 126 Abb. 4); noch F. wie die zur (Stollen-)Krypta in der Propsteikirche zu Solnhofen, Mfr., verraten diesen Einfluß (1. H. 9. Jh. – lt. Vladimir Milojčić, Ausgrabungen in Dtld., Teil 2 [= Monographien Bd. 1, 2], Mainz 1975, S. 283, 302, Abb. 3f.). Beim Fraumünster in Zürich liegt die F. in einer Nische, dem „accessus ad confessionem“ (um 1000–A. 11. Jh.; [17] S. 99ff., 102, 105, Plan-Abb. 7; Emil Vogt, Zs. für schweiz. Arch. und Kg. 19, 1959, 144, Abb. 12).

Die Reihe der Beispiele in Frankr. beginnt mit St-Germain in Auxerre (841–59; René Louis, Les églises d'A. des origines au XIe s., Paris 1952, Taf. 17). Mehrere nebeneinanderliegende F. gibt es dort seit spätkarol. Zeit, zuerst in Béziers, gegen 900 ([15] Nr. 121; [12] S. 467, 476), dann in St-Florent, beg. 1026 (Pierre d'Herbécourt und Jean Porcher, Anjou roman [= La nuit des temps, 9], La-Pierre-qui-Vire 1959, S. 65f., Abb. 19), und in St-Benoît-sur-Loire (Abb. 8).

Überraschend deutlich ist der Anschluß an die Anlage Gregors d. Gr. (Abb. 4b) bei einigen röm. Kirchen des Hoch-MA, wo die F. in die Confessio unter einem Altar (mit Ziborium) führen, so in S. Giorgio in Velabro, 3. V. 12. Jh. (A. Giannettini und Corrado Venanzi, S. G. in V. [= Le chiese di R. ill., 95], Rom 1967, S. 80, Abb. 27), und in SS. Nereo et Achilleo, 13. Jh. (Agnese Guerrieri, La chiesa dei SS. N. et A. [= Coll. ‚Amici delle catacombe', 16], Vat. 1951, S. 106ff., Abb. 24, 30; [8] S. 565 und ebd. Taf. 104 oben: S. Cesareo, 15. Jh. [?]).

Unmittelbar in der Trennungsmauer von Krypta und Confessio liegende – nicht von einem Stollen aus zugängliche oder in einer Nische sitzende – F. gab es bereits in spätantiken Grabbauten (so verband in Salona-Marusinac eine F. das Untergeschoß des Grabbaus L mit der Apsis, wo sich die Anastasiusreliquien befanden, Abb. 1; ähnlich die Anordnung im Grabbau in Pécs Der Name des Attributs „[Ort“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann.], s. Sp. 1237). Die meisten früh- und hochma. Beispiele sind in Frankreich anzutreffen.

In Chabris (Indre) führen zwei F. (und eine Tür) zur Grabkammer des hl. Phalier (7. Jh., später verändert: [11] S. 222 und [12] S. 484; ähnlich St-Martin in Léré, Cher, 9. Jh.?, im 12. Jh. erweitert: [11] S. 223 und [15] Nr. 125). – In Orléans – sowohl in St-Avit als auch in St-Aignan – wurden im 11. Jh. östlich der älteren Grabräume Krypten angelegt, die Grabräume mit diesen durch F. verbunden ([12] S. 485; [11] S. 224 m. Plan; Frédéric Lesueur, Bull. mon. 115, 1957, 184ff., Abb. S. 174, 183). In der Krypta der Kap. Ste-Blandine bei St-Martin d'Ainay in Lyon führen F. in die seitlich gelegenen Kammern, in denen angeblich Reliquien der Patronatsheiligen und des hl. Pothin aufbewahrt wurden (12. Jh., jedoch mit älteren Teilen: [11] S. 221 m. Plan).

In Deutschland sind bislang nur zwei spätkarol. Beispiele bekannt: Eine F. zur Confessio ließ sich für die W-Krypta von Bau II des Kölner Doms, gew. 870, rekonstruieren (Willy Weyres in: Wolfg. Braunfels [Hrsg.], Karl d. Gr. Bd. 3, Karol. K., Ddf. 1965, S. 414, Abb. 13; [18] S. 141f., Plan S. 148); im Konstanzer Münster gibt es in der W-Wand der Krypta F. zum Reliquiengrab unter dem Hochaltar (Abb. 6; Datierung umstritten, 890–919: Heribert Reiners, Das Münster U. L. F. zu K. [= Inv. Südbaden 1], Konstanz 1955, S. 25f., 36, Abb. 16, 111, 124f., 133 und Helmut Maurer, K. als otton. Bischofssitz [= Veröffn. des Max-Planck-Inst. für Gesch. 39, Stud. zur Germania Sacra, 12], Göttingen 1973, S. 36ff., Abb. 3; um 1000: [18] S. 159).

Als Sonderfall sei auf die F. in der Krypta von S. Marco in Venedig verwiesen, vgl. Abb. 7.

Vom Chor oder Chorumgang aus zur Krypta oder Confessio führende F. sind seit dem 8. Jh. nachweisbar, zuerst in St. Gallen, wo sie für die Zeit um 720 literarisch bezeugt sind (s. Sp. 1228). Außerhalb Frankreichs kommen F. dieser Art nur sehr selten vor.

Das früheste erhaltene Beispiel sind die drei F. auf die Sargnischen in St-Quentin, 9. Jh. (Charles Gomart, Rev. de l'art chr. 5, 1861, 321ff., Abb. 1; 1257 wurden die Gebeine in Schreinen beigesetzt und diese im Chor aufgestellt). Auch zur Belüftung dienen die verschiedenen F. in St-Savin-sur-Gartempe (karol.: Yvonne Labande-Mailfert, Poitou roman [= La nuit des temps, 5], La-Pierre-qui-Vire 1957, S. 139, Abb. 16; René und Jacques Crozet, Bull. mon. 127, 1969, 276, Abb. 1). Ähnliche Anlagen finden sich in Poitiers (N.-D. la Grande, 1090 vorhanden: Y. Labande-Mailfert a.a.O. S. 90; St-Radegonde, gegen 1083 bis 1099: R. Crozet, L'art roman en Poitou, Paris 1948, S. 71 und ders., Congr. arch. 109, 1952, 100f.). In St-Etienne in Déols (Indre) führen zwei F. in die seitlich des Chors gelegenen „Krypten“ mit den Gebeinen der hll. Léocade und Ludre (2. H. 10. Jh.: [11] S. 217f. m. Plan; [15] S. 34f.).

In Hornbach, Pfalz, gelangte man von der Apsis aus über eine Treppe hinab zur F. in die Grabkammer (um 800: [18] S. 127 m. Plan).

Seit dem 13. Jh. sind nur noch in wenigen Bauten F. neu angelegt worden, die meisten davon an Orten, wo mit großer Wahrscheinlichkeit früher bereits F. vorhanden waren (wie z. B. in Aquileia, s. Sp. 1248) oder lokale Traditionen bestanden (wie in Rom).

Während die F. in der Außenkrypta der Abteikirche in Essen-Werden (Abb. 11 a) vermutlich ältere Vorgänger hatte, ist die auf einen Stollen, den der hl. Luidger als seinen Bestattungsort bestimmt haben soll, wohl im 13. Jh. entstanden (Wilh. Rave, Westfalen 24, 1939, 134, Abb. S. 132f.; Essen-Ddf.-Duisburg [= Führer zu vor- und frühgesch. Dkm., 15], Mainz 1969, S. 179). Ein Sonderfall ist die Anlage der 1. H. 14. Jh. im Regensburger Dom: an die Mensa des Hochaltars war im Osten ein Podium angebaut, von S und N führten Treppen unter das Podium, Zugänge zur Confessio, die vielleicht die Gebeine des hl. Florinus barg. Auf diese mit einem Eisengitter verschlossene Confessio konnte man durch eine F. in der O-Wand des Podiums blicken (1785 verändert, vgl. Achim Hubel, Beitr. zur Gesch. des Bistums Regensburg 10, 1976, S. 335ff., Abb. 1ff.; vgl. auch ebd. S. 105).

Sonderfälle sind erst recht die in S. Pietro in Montorio in Rom mitten im Kirchenraum – über dem legendären Ort des Martyriums Petri – liegende F. (um 1508–12: Arnaldo Bruschi, Bramante architetto, Bari 1969, S. 386ff., Abb. 325; Christoph Luitpold Frommel, Kchr. 27, 1974, 346) und die in der 1512 bis 1513 errichteten Chigi-Kap. in S. M. del Popolo, Rom, deren Bestimmung ungewiß ist (ebd. S. 344ff. mit Abb. c, e; Vittoria Bugnolli, Riv. dell'Ist. Naz. d'arch. e storia dell'arte N. S. 16, 1969, 230).

Gelegentlich kam es in nachtridentinischer Zeit zu ausdrücklichen Verboten, Altäre mit einer F. zu versehen, so z. B. 1591 in Regensburg:

Der Vicarius Jacob Müller wies alle Prälaten und Pfarrer dieser Diözese an, es solle „auch kein Loch, Fensterlein oder Kaͤstlein, in dem Altar ... nirgendts gemacht werden. Da aber etwan ein solches schon gemacht waͤre, soll es vermauret, oder mit einem Bretlein verschlagen werden“ (Kirchen Geschmuck, Das ist: Kurtzer Begriff der fürnembsten Dingen, damit ein jede recht vnd wol zugerichte Kirchen, geziert vnd auffgebutzt seyn solle, Mchn. 1591, S. 86f.; Hinweis K.-A. Wirth).

Zu den Abbildungen

1. Salona-Marusinac, Mausoleum L, Längsschnitt. Maße der F. 72 × 60 cm. A. 4. Jh. Umzeichnung. Nach R. Egger und E. Dyggve a.a.O. (s. Sp. 1237f.) Abb. 108.

2. Algier, Antikenmus., Verschluß einer F. Kalkstein, 78 × 30 cm. 5./6. Jh. Fot. Ministère de l'Information et de la Culture, Algier.

3. Rom, S. Lorenzo f. l. m., Zustand um 600 (Rekonstruktion). Breite der F. 1,15 m. Nach R. Krautheimer, S. Corbett und W. Frankl a.a.O. (s. Sp. 1241) Abb. 122 (Zchg. W. Frankl).

4 a. Giacomo Grimaldi, Leo d. Gr. beweist vor dem Altar über dem Petrusgrab mit F. confessionis in St. Peter in Rom die Authentizität von Berührungsreliquien. Federzchg., Blattgröße 33,1 × 23 cm. In: G. Grimaldi, Instrumenta autentica, 1619, fol. 257r. Rom, Bibl. Vaticana, Cod. Barb. Lat. 2733. Nach der Ed. R. Niggl a.a.O. (s. Sp. 1239) Fig. 154.

4 b. Rom, St. Peter, Rekonstruktion (1951) des Presbyteriums im Bauzustand unter Gregor d. Gr. um 600. Nach [20] Taf. 32.

5. Vuolvinus, Rückseite des sog. Paliotto, Silberblech über Holzkern. Um 830–40. Mailand, S. Ambrogio. Fot. Alinari, Florenz, pe. 1a. Nr. 14159.

6. Konstanz, Münster, F. der Krypta zum Grab unter dem Hochaltar. Maße der F. 68 × 71 cm, Türflügel aus Holz, erneuert. Um 1000 (?). Fot. Alfons Rettich, Konstanz.

7. Venedig, S. Marco, Confessio mit F. über dem Grab des hl. Markus in der Krypta, E. 11. Jh.; ehem. Hochaltar über der Confessio, 13. Jh., 1811 abgebrochen. Umzchg. nach [8] Abb. S. 566.

8. St-Benoît-sur-Loire, Abteikirche, Grundriß der Krypta. Voll. 1108. Nach [11] Abb. 231.

9. St-Menoux, Allier, Abteikirche, steinerner Reliquiensarg des hl. Menoux, 12. Jh. Fot. Marburg, Archiv Nr. 41666.

10. Regensburg, St. Emmeram, W-Chor, F. zur Confessio des Dionysiusaltars. Maße der F. an der Außenseite 113,5 × 111 cm, innen 90 × 46,5 cm. Weihe 1211. Fot. Richard Strobel, Mchn.

11 a. Essen-Werden, kath. Propsteikirche St. Ludger, Querschnitt durch Chorapsis, Umgangs- und Luidgeridenkrypta. Chorweihe 1275, Luidgeridenkrypta gew. 1059. Umzchg. nach Inv. Rheinprov. 2,3 Taf. III.

11 b. Ebendort, F. in der Chorapsis (Zustand bis 1964). F. ca. 64 cm; Diakonreliefs, Baumberger Kalksandstein, H. 66 cm. Reliefs M. 11. Jh. Fot. Landeskonservator Rheinland, Neg. Nr. R. 6716.

12. Heidenheim, Mfr., ehem. Klosterkirche, Frontstück der Wunibaldstumba. Sandstein, Dm. ca. 10 cm, 30 cm t. 1483, Fot. L. A. für Dpfl. Mchn.

13. Bernardino da Bissone, Tribuna und F. der Chorbrüstung des Doms von Aquileia. Marmor. F.verschluß mit Eisengitter, ca. 85 × 68 cm. E. 15. Jh. Nach K. Lanckoronski a.a.O. (s. Sp. 1248f.) Fig. 12.

14. Gräbern Bez. Wolfsberg, Kärnten, Filial- und Wallfahrtskirche hll. Philippus und Jakobus, Tumba des sel. Wilhelm von Zeltschach. Stein. 1691 (1694?). Fot. Oskar Moser, Klagenfurt.

Literatur

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Verweise