Fiale

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englisch: Pinnacle; französisch: Pinacle; italienisch: Pinnacolo.


Friedrich Kobler (1983)

RDK VIII, 617–665


RDK I, 475, Abb. 9. Gotische angelehnte Altarciborien.
RDK I, 475, Abb. 10. Gotische angelehnte Altarciborien.
RDK I, 483, Abb. 17. Gotisches Halbciborium.
RDK I, 543, Abb. 11. Marburg, St. Elisabeth, 1290.
RDK I, 961, Abb. 1. Fialenkonstruktion nach Heideloff.
RDK I, 1395, Abb. 1. Freiburg i. Br., Münster.
RDK I, 1395, Abb. 2. Freiburg i. Br., Münster.
RDK I, 1397, Abb. 6. Freiburg i. Br., Münster.
RDK II, 701, Abb. 7. Regensburg, 1459.
RDK II, 701, Abb. 8. Wiener Neustadt, 1382-84.
RDK II, 1005, Abb. 8. und 9. Eßlingen, Frauenkirche, gegen 1350 und um 1400.
RDK III, 521, Abb. 8. Kappenberg, 1509.
RDK III, 541, Abb. 3. Kiedrich, 1440/44.
RDK III, 541, Abb. 4. Kuttenberg, 1497.
RDK III, 891, Abb. 1. Ratibor, 1495.
RDK III, 963, Abb. 45. Köln, 1278.
RDK III, 973, Abb. 5. Bebenhausen, Dachreiter 1407-09.
RDK IV, 459, Abb. 2. Worms, 1. H. 15. Jh.
RDK V, 377, Abb. 28 a und b. Reims, 13. Jh.
RDK V, 427, Abb. 58. Hans Witten, um 1512, Annaberg i. Sa.
RDK V, 995, Abb. 3. Leo von Klenze, um 1826. München.
RDK VI, 9, Abb. 8. Matthäus Ensinger, nach 1420, Bern.
RDK VI, 9, Abb. 9. Regensburg, um 1410.
RDK VI, 9, Abb. 10 a. Hanns Buchsbaum (Puchsbaum), um 1440, Wien.
RDK VI, 9, Abb. 10 b. Hanns Buchsbaum (Puchsbaum), 2. Dr. 15. Jh., Wien.
RDK VI, 11, Abb. 11. Hanns Buchsbaum (Puchsbaum), um 1450, Wien.
RDK VI, 13, Abb. 12. Breslau, M. 14. Jh.-1559.
RDK VI, 15, Abb. 14. Orsbach Krs. Aachen, 1516.
RDK VI, 17, Abb. 15. Anton Pilgram, 1511, Brünn.
RDK VI, 19, Abb. 16. Joh. Santin Aichl d. J., 1712ff., Kladrau, Böhmen.
RDK VI, 1191, Abb. 4. Heidelberg, 1454.
RDK VIII, 617, Abb. 1. Teile der F. (Hildesheim, geweiht 1321).
RDK VIII, 619, Abb. 2. Cunault, Maine-et-Loire, E. 11. Jh.
RDK VIII, 619, Abb. 3. Saintes, Charente-Maritime, vor 1134.
RDK VIII, 621, Abb. 4. Chartres, Eure-et-Loir, um 1145-1170.
RDK VIII, 623, Abb. 5. Etampes, Essonne, 12. Jh. (?).
RDK VIII, 625, Abb. 6. Toul, Meurthe-et-Moselle, 2. H. 13. Jh.
RDK VIII, 625, Abb. 7. Troyes, Aube, um 1262-1286.
RDK VIII, 627, Abb. 8. Freiburg i. Br., um 1230/35 und um 1260/70.
RDK VIII, 627, Abb. 9. Naumburg, nach 1249.
RDK VIII, 629, Abb. 10. Regensburg, um M. 13. Jh.
RDK VIII, 629, Abb. 11. Magdeburg, vor 1266.
RDK VIII, 631, Abb. 12. Halberstadt, um 1260.
RDK VIII, 631, Abb. 13. Straßburg, 3. V. 13. Jh.
RDK VIII, 633, Abb. 14. Straßburg, beg. 1277.
RDK VIII, 633, Abb. 15 a und b. J. Durm, 1861 (Wimpfen, nach 1268).
RDK VIII, 635, Abb. 16 a und b. Maximilian Heinr. Fuchs und Chrn. Duttenhofer, 1809 bzw. 1811-1814 (Köln, vor 1304).
RDK VIII, 637, Abb. 17. Regensburg, A. 14. Jh.
RDK VIII, 639, Abb. 18. Freiburg i. Br., nach 1301.
RDK VIII, 639, Abb. 19. Freiburg i. Br., um 1320/30.
RDK VIII, 641, Abb. 20 a. Freiburg i. Br., um 1320/30 (?).
RDK VIII, 641, Abb. 20 b. Freiburg i. Br., um 1320/30 (?).
RDK VIII, 643, Abb. 21. Thorn, beg. 1305.
RDK VIII, 643, Abb. 22. Oppenheim a. Rh., 1. H. 14. Jh.
RDK VIII, 645, Abb. 23. Prag, vor 1370.
RDK VIII, 645, Abb. 24. Nürnberg, 1361-1379.
RDK VIII, 647, Abb. 25 a. Prag, geweiht 1385.
RDK VIII, 647, Abb. 25 b. Prag, geweiht 1385.
RDK VIII, 649, Abb. 26. Esslingen, 15. Jh.
RDK VIII, 651, Abb. 27. Wien, 1361-um 1440.
RDK VIII, 653, Abb. 28. Nördlingen, um 1470/80.
RDK VIII, 655, Abb. 29. Bozen, 1500-1519.
RDK VIII, 655, Abb. 30. Eisenerz, Stm., geweiht 1512.
RDK VIII, 657, Abb. 31. Lemgo, 1576.
RDK VIII, 657, Abb. 32. Stuttgart, 17. Jh.
RDK VIII, 659, Abb. 33 a. Freiburg i. Br., 1780-1784.
RDK VIII, 661, Abb. 33 b. Freiburg i. Br., 1780-1784.
RDK VIII, 663, Abb. 34. München-Au, 1839-1842.

I. Definition

Die F. ist ein aus mehreren Teilen – im Normalfall Fuß, Leib und Riese (Riesen, Dachung, „Helm“) – bestehendes Architekturglied, das im Aussehen einem Türmchen ähnelt. Der Fuß kann fehlen, der Übergang vom Leib zum Riesen durch eine Wimpergzone bereichert sein (Abb. 1). Zur Wasserableitung von den Dächern ist manchmal durch den Leib der F. ein schmaler Schlitz gelegt, vor ihn ein Wasserspeier gesetzt.

F. wurden vornehmlich dort angebracht, wo Geschosse oder Geschoßteilungen wechseln und dies mit einer verringernden Veränderung des Querschnitts verbunden ist (wie häufig am Ansatz von Turmhelmen oder -obergeschossen), oder sie sind Architekturgliedern, insbesondere Strebepfeilern oder Strebepfeilergeschossen aufgesetzt, im zuletzt genannten Fall dem nächsthöheren Geschoß vorgesetzt, wenn über Eck gestellt, dann oft nicht in voller Tiefe ausgebildet (häufig nur hälftig: „Halb-F.“). Brüstungspfeiler können als F. ausgeformt sein. Besonders häufig flankieren F. Wimperge und Giebel, vielfach sind sie zu mehreren den Giebelschrägen aufgesetzt (Abb. 31; nicht selten, doch zu Unrecht, werden in der Literatur die vertikalen Pfeiler, die als Binnengliederung von Giebeln verwendet sind, als F. bezeichnet; hierzu s. Giebel).

Zumal in der Spätgotik ist die Flankierung der Wimperge durch F. so geläufig, daß sie in Fialenbüchern berücksichtigt wurde, ja manchmal in ihnen nur diese Kombination Aufnahme fand: Matthäus Roriczer, puechlin der fialen gerechtikait, Rgbg. 1486 (ed. Ferd. Geldner, Wiesb. 1955); Hanns Schmuttermayer, „Fialenbüchlein“, Nbg. „um 1484“, aber wohl später (ed. Aug.Essenwein, Anz. f. Kde. der dt. Vorzeit N.F. 28, 1881, Sp. 73-78; Lon R. Shelby [Hg.], Gothic Design Techniques..., Carbondale, Edwardsville/Ill., Ld. und Amst. 1977, S. 126-142); vgl. auch Hans Koepf, Die got. Planrisse der Wiener Slgn., Wien, Köln und Graz 1969 (Stud. zur österr. Kg., 4), Abb. 185, 285, 319, 343, 385, 461; Elfr. Bock, Die Zchgn. der Univ.bibl. Erlangen, Bln. 1929, Taf. 40; Abb. 32.

Strebepfeilergeschosse können, mit Kantenstäben, Blendmaßwerk und Verdachung durch Riesen versehen, F. ähneln. Solche Ausgestaltungen, die den oberen Abschluß nicht zu einem selbständigen Architekturglied machen, bleiben hier unberücksichtigt (s. Strebepfeiler).

Angesichts der Plazierung von F. wird in der Literatur oft angenommen, sie hätten baustatisch eine wichtige Funktion zu erfüllen, dienten, als Auflast tragender oder abstützender Bauglieder benutzt, der günstigeren Schubableitung (so z. B. [1] S. 177; vgl. Paul Frankl, The Gothic, Princeton, N.J. 1960, S. 494); aus modernen Berechnungen der Baustatik geht jedoch hervor, daß den F. in dieser Hinsicht „nur eine minimale Bedeutung“ zukommt (Helmut Weber, Das wechselseitige Verhältnis von Konstruktion und Formung an den Kath. N-Frankr., Diss. ing. Hann. 1957, S. 39).

Ihrer sie exponierenden Stellung und ihres kleinteiligen Aufbaus wegen gehören F. zu den der Verwitterung in extrem hohem Maß ausgesetzten Baugliedern. Durch Wettereinflüsse instabil geworden, wurden sie manchmal abgebaut, häufig – auch mehrmals – erneuert; ob formgetreu, ist nur in Ausnahmefällen definitiv zu entscheiden, dann nämlich, wenn Bauaufnahmen von dokumentarischem Wert existieren (detailgetreue Erneuerung wurde in größerem Umfang erst nach dem 2. Weltkrieg allgemein üblich). Derart eingeschränkte Beurteilungsmöglichkeit des Baubefundes setzt dem Versuch, eine Übersicht über die Geschichte der F. zu geben, Grenzen.

Wie sehr die Verwitterung den originalen Bestand dezimieren kann, bezeugt beispielsweise der Bestand am mit F. überreich bestückten Münster in Bern: „am ganzen Außenbau ist nur noch eine einzige ursprüngliche F. erhalten geblieben“, und diese ist eine Blend-F. in einem geschützten Winkel (Kdm. Schweiz 44, Bern 4 S. 101).

Das Vorkommen von F. ist nicht auf Bauwerke beschränkt. In angewandter Architektur gibt es ebenfalls F. (und diese werden in Quellen auch so genannt: Gay I 714; Hans Huth, Künstler und Werkstatt der Spätgotik, Darmstadt 21967, S. 115):

An Altarciborien (RDK I 475f. Abb. 5 und 9f., 484 Abb. 17), Sakramentshäusern, Lettnern, Hochkreuzen, Grabmälern (RDK I 1405f. Abb. 4f.), Portaleinfassungen (ebd. I 954 Abb. 13; II 1005f. Abb. 9f.; V 427f. Abb. 58; VI 18 Abb. 15), Brunnenstöcken und anderem Steinwerk (vgl. ebd. II 632 Abb. 3, 701 Abb. 7f.; III 541f. Abb. 3f.; IV 459 Abb. 2; VI 9ff. Abb. 8-12); an Altarretabeln (ebd. I 543ff. Abb. 11f., 14, 10f., 21f.), Chorgestühlen (ebd. III 246 Abb. 6, 522 Abb. 8), Möbeln (Kreisel, Möbel, Bd. 1 Taf. II, Abb. 24, 46, 62, 85 usw.), Pulten (RDK I 191f. Abb. 5). Für Goldschmiedearbeiten bietet z. B. Lotte Perpeet-Frech, Die got. Monstranzen im Rheinland, Ddf. 1964 (Bonner Beitr. zur Kw., 7), Abb. 128-151, 220-222, zahlreiche Beispiele (s. auch RDK III 892 Abb. 1; VI 16 Abb. 14, 1191 Abb. 4).

II. Wort

Das Wort F. ist ein Lehnwort aus dem Französischen, in dem seit der 1. H. 13. Jh. „fillol(l)e“, „fiole“ bedeutungsgleich nachzuweisen ist (Frédéric Godefroy, Dict. de l’ancienne langue franç. ..., Bd. 4, Paris 1884, S. 4 s. v. „fillole“; Gay I S. 714; vgl. auch Max Hasak, Hdb. der Archit. II, 4,3 S. 146, und Dagmar Hinker, Stud. zum Wortschatz der got. Archit. in N-Frankr., Diss. Wien 1967 [masch.], S. 132). Die mhd. und frühnhd. Schreibweise ist dementsprechend überwiegend „fiole“, „viole“, so belegt seit Beginn des 14. Jh., vgl. die Beschreibung des göttlichen Throns in dem Epos „Die Erlösung“ (ed. Friedr. Maurer, Lpz. 1934 [Dt. Lit., Slg. literar. K.- und Kulturdkm. in Entwicklungsreihen, R. Geistl. Dichtung des MA, 6; Ndr. 1964], S. 39 V. 441).

Schreibvarianten aus der Zeit vom 14.-17. Jh., die bisweilen in ein und demselben Text nebeneinander benutzt sind, sind „fiolen“, „violen“, „vyolen“, „vial“, „vyaln“, „vial(l)en“; vgl. Jos. Neuwirth, Die Wochenrechnungen und der Betrieb des Prager Dombaues in den Jahren 1372-1378, Prag 1890, S. 28, 32, 34, 37 u. ö.; Karl Uhlirz (Hg.), Die Rechnungen des Kirchenmeisteramtes von St. Stephan zu Wien, Wien 1901, Register S. 502f. und 506f.; Hanns Schmuttermayer a. a. O. (Sp. 617f.); Gualtherus Hermenius Rivius, Vitruuius Teutsch ..., Nbg. 1548 (Ndr., hg. von Erik Forssman, Hdhm. und New York 1973), Bl. 29f. und 83; Auszug aus Georg Hecklers verlorener Beschreibung des Straßburger Münsters, um 1666 (Abschrift von 1732: Kraus, Elsaß-Lothr., Bd. 1 S. 696; Abschrift von 1817 in der Staats- und Universitätsbibl. Straßburg, Ms. I Alsat. 704, fol. 8). Im 16. Jh. (nur damals?) schob man auch ein g ein: „vigolen“ (Vertrag von 1518: Rott, Oberrhein, Bd. 1 S. 358f.), „figallen“ (Lorenz Lechler [Lacher], Meinen Son Moritzen, Zu vnderweissungen, vnnd Lernungen ..., 1516, Abschrift des Jacob Facht von Andernach, zw. 1593 und 1596, in Köln, Hist. Archiv der Stadt, Ms. Wf. 276*, fol. 48-49v). Gelegentlich kommen erweiterte Bezeichnungen vor: „veiolstukch“ (K. Uhlirz a. a. O. S. 503).

Etwa seit M. 19. Jh. wird in der deutschsprachigen Fachliteratur ausschließlich das Wort „Fiale“ verwendet, wohl veranlaßt durch die Schreibweise bei Matth. Roriczer (s. Sp. 617).

Die im 19. Jh. wiederholt angebotene und im 20. Jh. gelegentlich aufgegriffene Ableitung von griech. ϕἱάλη, Trinkschale (Karl Alex. Heideloff, Der kleine Altdeutsche, 1. Curs, Nbg. 1849, S. 41 Anm.; Müller-Mothes, Bd. 2 S. 328) trifft nicht zu; die Erklärungen, F. hießen so wegen ihrer „Ähnlichkeit ... mit einem langen Flaschenhalse“ (Friedr. Hoffstadt, Gothisches A-B-C-Buch ..., Ffm. 1840, S. VIII) und „wegen ihrer schlanken [d. i. phialengleichen] Form“ (Heinr. Otte, Arch. Wb., Lpz. 1857, S. 37), sind sinnlos (so jetzt auch [3] S. 152 Anm. 15).

Vom 16. bis ins 19. Jh. verwendete man auch andere Benennungen für F.: Spitzsäule, (Pfeiler-) Pyramide, Spitzpfeiler, Spitztürmchen (G. H. Rivius a. a. O. [s. oben]; J. C. Costenoble, Ueber altdt. Archit. und deren Ursprung, Halle 1812, S. 48 u. ö.; Chrn. Ludwig Stieglitz, Von Altdt. Bauk., Lpz. 1820, S. 105); diese Ausdrücke werden noch heute benutzt, wenn das Aussehen von F. charakterisiert werden soll. Wilh. Lübke nannte 1855 die F. der Allerheiligenhofkirche in München Giebelbaldachine (Dt. K.bl. 6, 1855, S. 350).

Ob man indes 1598 in Bern mit „vszüg oder kleinen thürnlin“ und „kleinen pfyllerlin“ die F. des Münsterturms und ihre Riesen meinte, ist offen (Berthold Haendcke und Aug. Müller, Das Münster in B., Bern 1894, S. 41). - Unsicher ist auch, ob Karl Möllinger, Elemente des Spitzbogenstiles, 1. T., Mchn. 1846, H. 3 Bl. 32f., mit „Vialen oder Krappen“ F. im Sinne des Art. meinte.

Für die Angabe von Viollet-le-Duc [1, S. 176], man habe im Frankreich des 14. Jh. die F. als „finoisson“ bezeichnet, ließen sich in der zur Verfügung stehenden Zeit keine Belege finden. Ebensowenig konnte festgestellt werden, seit wann das Wort „pinacle“ zur Benennung von F. gebraucht wurde (in der franz. Fachliteratur des 19. Jh. ist es gängig).

III. Formtypen

A. Allgemeines

Das lokal anstehende oder erlangbare Gestein, seine Widerstandsfähigkeit gegen Witterungseinflüsse und seine Bearbeitbarkeit bilden von Ort zu Ort andere Bedingungen für eine zu treffende Formenwahl bei der Herstellung von F. Für freistehende F. gelten dabei andere Erfordernisse als für einer Wand aufgelegte oder einem Architekturglied vorgeblendete F. Bei den kleinen Zier-F. aus Stein, mehr noch bei den F. aus Holz oder aus Metall spielten solche Einschränkungen kaum eine Rolle. Bei diesen wie jenen sind zahlreiche Sonderformen zu konstatieren (z. B. gebogene F.), ebenso bei der Wiedergabe von F. in der Wand-, Tafel-, Glas- und Buchmalerei. All diese Sonderformen bleiben im folgenden außer Betracht.

Die im Bauwesen reichlich genutzte Möglichkeit des Vervielfachens der Teile einer F. ließ zahllose Varianten der Grundformen zu; „der Leib kann ... verjüngt werden, derart, daß auf einen dicken ein dünnerer und dünnster folgt, wobei der Übergang wieder durch Seitenfialen maskiert ist. Der Riese kann wieder von Eck-Fialen begleitet sein oder selbst zur neuen Fiale werden. Kurz das Thema ist so ergiebig, daß es mit wenig Witz immer neue Verbindungen zuläßt“ (Bergner I S. 118f.).

B. Franz. und anglonormann. Architektur des Hoch-MA

1. Frühformen

Als Frühform der F. („d’abord peu développé“) sieht Viollet-le-Duc [1, S. 176] jene Art des Abschlusses von Wandvorlagen halbrunden Querschnitts an, deren durch ein Profil oder eine Einziehung abgesetzter oberster Abschnitt in einer dem Querschnitt gemäßen kegelförmigen Verdachung schließt, also nicht mit einem selbständigen Architekturglied, was es schwierig macht, diese Abschlußform als F. anzusehen (oder als Vorstufe zu einer solchen).

Diese Wandvorlagen kommen an Kirchen des 11. und 12. Jh. in W- und N-Frankreich vor, insbesondere in Aquitanien, in der Ile-de-France, auch in der Champagne [3, S. 139]. Die Verdachung reicht höchstens bis zum Abschlußgesims des Bauteils, an Obergadenmauern manchmal nur bis in Höhe der Fensterbogen (so am Chor der ehem. Abteikirche St-Germer-de-Fly, Oise, gegen M. 12. Jh.: [3] S. 139, Abb. 1 a). In Einzelfällen erinnert die Verdachung an eine Jakobinermütze (ebendort: [1] S. 177 Fig. 1f.; [3] Abb. 1 b). Die sehr kräftig ausgebildeten oberen Abschlüsse der Wandpfeiler an der Choraußenseite der ehem. Abteikirche Morienval, Oise, um 1130 (?), stammen von der Restaurierung A. 20. Jh., sind also auch keine Zwischenstufe zur voll ausgebildeten F. (Abb. des vorigen Zustands bei Eugène Levèfre-Pontalis, L’archit. religieuse dans l’ancien diocèse de Soissons, Paris 1897, Taf. IX).

Ob man jene manchmal zwei- oder mehrgeschossigen Türmchen, die seit etwa 1100 an Querhäusern oder Hauptfassaden von anglonormannischen Kirchengebäuden die Giebel flankieren und überragen, als F. bezeichnen will, ist Ermessensfrage.

Solche Türmchen sind vom 2. V. 12. Jh. an auch in Frankreich weit verbreitet. In der franz. Literatur werden sie manchmal von den „pinacles“ als „clochetons“ unterschieden, doch andererseits findet man mit „clocheton“ oft auch eine größere F. bezeichnet. Eine stets scharfe Unterscheidung zwischen „pinacle“ und „clocheton“, die auf einvernehmlichem Gebrauch der jeweiligen Bezeichnung basieren müßte, ist keineswegs üblich und für Bauten des 11. und 12. Jh. vielleicht auch gar nicht möglich (allgemein s. [3] S. 139-141).

2. E. 11. Jh. – um 1200

Vom E. 11. Jh. bis um 1200 gibt es F. unterschiedlicher Form an Türmen. Sie sind an jenen Stellen plaziert, wo der Turmquerschnitt vom Quadrat zu einem Achteck oder einer Kreisform wechselt: am Ansatz eines steinernen Helms (hölzerne Turmdächer flankierende F. sind dem Verf. nicht bekannt) und am Beginn eines oktogonalen Turmgeschosses. Ausnahmsweise (?) kommen F. auch als Begleiter von Steinhelmen vor, die einem anderen Bauteil aufgesetzt sind, so an N.-D. in Poissy, Yvelines, A. 12. Jh., am Helm des Treppenhauses an der S-Seite des Chores (Francis Salet, Congr. arch. 104, 1946, S. 221; [1] S. 178 Fig. 3). Häufig sind die F. nicht massiv gemauert und können von dem Geschoß her, dem sie zugehören, oder dem Helm aus, den sie begleiten, durch eine Maueröffnung betreten werden (vgl. Abb. 4).

a. Unter den massiv gemauerten F. haben die des Turmhelms der Kirche in Rully, Oise, 12. Jh., runden Querschnitt und kegelförmige Verdachung (Congr. arch. 72, 1905, S. 607, Taf. vor S. 607); bei den F. des Vierungsturms von Ste-Marie-aux-Dames aux-Dames in Saintes, Charente-Maritime, vor 1134, ist die kegelförmige Verdachung abgetreppt, dem Leib der F. sind Rundpfeiler mit konischem Abschluß vorgelegt (Abb. 3). Am niedrigen oktogonalen Geschoß des Turms von St-Germain in Auxerre, Yonne, um M. 12. Jh., haben die F. dreieckigen Querschnitt (Außenwinkel 90°), ihren äußeren Flanken sind Zwillingsarkaden vorgeblendet [7, S. 399 Fig. 422]. Achteckigen Querschnitt und den Flanken vorgeblendete Rundbogenarkaden zeigen die Turm-F. der Kirche in Limay, Yvelines, 12. Jh. ([Joseph-Eugène-] A[natol] de Baudot, Eglises de bourgs et villages, Paris 1867, Bd. 2, Clochers ... Taf. 5). Den Kanten vorgelegte Säulchen zeigen die über einem Sechseck errichteten F. am Turm der Kirche in Conflans-Ste-Honorine, Yvelines, viell, noch E. 11. Jh. (ebd. Taf. 3).

b. Schmale Bogenöffnungen können alle Flanken des Leibs oder eine derselben durchbrechen.

Bei den über einem Quadrat errichteten F. am Vierungsturm von N.-D. in Cunault, Maine-et-Loire, E. 11. Jh., sind alle Flanken so durchbrochen, die über einem Kreis errichteten F. analog dazu ausgebildet (Abb. 2). Den acht Flanken vorgeblendete Rundbogenarkaden zeigen die F. am Turm der ehem. Stiftskirche N.-D. (St-Ours) in Loches, Indre-et-Loire, vor 1168, und der ehem. Abteikirche Beaulieu-lès-Loches, 1. H. (?) 12. Jh.; hier ist nur die in der Diagonalen der Turmplattform liegende Flanke durchbrochen [9, S. 320 Fig. 27; Jean Hardion und L. Bosseboeuf, L’abbaye de B.-l.-L., ..., Tours 1914 [Mém. de la soc. arch. de Touraine, 2e sér. in fol., Bd. 2], Abb. S. 19, 26f., 69).

c. Der von einer Bogenöffnung durchbrochenen Flanke kann eine Ädikula vorgeblendet sein: südl., sog. Alter Turm der W-Fassade der Kathedrale von Chartres, um 1145-1170 (Abb. 4).

Eine Ädikula als Vorlage des obersten Geschosses eines Strebepfeilers ist ein an Kirchenbauten des späten 12. und des 13. Jh. verbreitetes Motiv; diese Ausbildung des Strebepfeilers berechtigt jedoch nicht, von einer F. zu sprechen.

d. Bei der Tabernakel-F. („durchlichtete F.“ [2]) wird der Riese getragen von mehreren freistehenden Säulchen (die ihrerseits auf einem gemeinsamen Sockel stehen können) oder er ruht auf einer Bogenstellung mit Säulchen oder Pfeilern. Mehrfach ist er von kleinen Pyramiden in den Ecken begleitet. Die Tabernakel-F. ist in der Regel vom Turmgeschoß oder vom Turmhelm, vor dem sie steht, zugänglich.

Bei quadratischem Querschnitt stehen die F. übereck: Turm der Kirche in Roullet, Charente, gegen M. 12. Jh. [9, S. 307ff., Fig. 18-20]. Bei Dreieckquerschnitt stehen die Säulchen in einem gleichschenkligen rechtwinkligen Dreieck zueinander, der Riese hat als Querschnitt ein halbes Achteck, die ganze F. wirkt wie eine in der Diagonalen halbierte F. quadratischen Querschnitts: Helm-F. des Vierungsturms der Kirche in Vernouillet, Yvelines, E. 12. Jh. (ebd. S. 323f. Fig. 30-32; [6] S. 513 Fig. 546; Tabernakel-F. über spitzwinkligem Dreieck scheint es erst im 13. Jh. gegeben zu haben, s. Sp. 631). Runder Querschnitt läßt sich bei einfachen F. nur an Sockel und Verdachung ablesen (F. am Treppenhaus-Helm von N.-D. in Poissy, s. Sp. 624; [1] S. 178 Fig. 3). Doch können runde F. auch reicher gebildet sein, so mit Biforien überfangenden Säulchen-Arkaden am Turm der Trinité in Vendôme, Loir-et-Cher, M. 12. Jh. (?; [6] S. 515 Fig. 549; Bull. mon. 119, 1961, Abb. S. 143). Polygonaler Querschnitt scheint bei mehrgeschossigen F. bevorzugt worden zu sein: F. am Turm von N.-D. in Etampes, Essonne (die Baugeschichte der oberen Turmgeschosse ist unklar; sie sind aber doch wohl noch im 12. Jh. entstanden; Abb. 5).

3. Vom 13. Jh. an

Erst vom 13. Jh. an sind F. auch auf oder an Strebepfeilern erhalten. Oft sind sie reich geschmückt; z. B. wurde dem F.leib Maßwerk aufgelegt oder solches in ihn eingetieft. Die wichtigste Neuerung aber betraf den Aufbau selbst: zwischen den Leib und den Riesen fügte man eine Wimpergzone ein. Die Wimperge sind zugleich Stirn„wand“ von sich überkreuzenden Satteldächern, aus denen der Riese erwächst.

Die Wimperge können durch ein Gesims vom F.leib abgesetzt sein (wie im 12. Jh. der Riese; Beispiel die F. an der Dachbalustrade der Ste-Chapelle-du-Palais in Paris, geweiht 1248: [1] S. 184 Fig. 7 A). Häufiger unterblieb anscheinend solche Trennung, und die Flanken des F.leibes und die Flächen der Wimperge bilden zusammenhängende, zugespitzte Felder.

Diese spitzgiebeligen Felder sind, wie häufig bei F., mit eingetieftem oder aufgelegtem Blendmaßwerk geschmückt, wobei die Spitzbogen der Blenden in den Wimpergteil hineingreifen (vgl. F. der Kathedralen von Chalons-sur-Marne, M. 13. Jh., und von Paris, Chorumgang, wohl 3. Dr. 13. Jh. ([1] S. 181 Fig. 5, S. 184 Fig. 7 D; s. auch S. 186 Fig. 8 und Viollet-le-Duc, Archit., Bd. 2 S. 87 Fig. 18 bis). Es kann aber auch auf jeglichen Schmuck des Leibes und der Wimpergzone, dann meist auch des Riesen, verzichtet sein: F. am Chor von Saint-Urbain in Troyes, Aube, um 1262-1286 (Abb. 7; [1] S. 184 Fig. 7 C).

Die Grate des Riesen sind vielerorts (gleich den Wimpergkanten) mit Schnecken oder Krabben besetzt. Schmale Schlitze können seine Flanken durchbrechen; bisweilen besteht der Riese nur noch aus kräftig profiliertem Stabwerk (F. am S-Turmoktogon der Kathedrale in Senlis, Oise, um 1240: Marcel Aubert, Monographie de la cath. de S., Senlis 1910, Taf. nach S. 98). Als Bekrönung dienen Knäufe, Kreuzblumen, manchmal Tiere (Vögel bei den Querhaus-F. der Kathedrale in Reims, um 1230: Paul Vitry, La cath. de R., Paris 1919, Bd. 2 Taf. 2, 6 und 53), Kreuze (so ebendort bei den F. des Chorumgangs, vor 1241: ebd. Taf. 8 und 12) oder andere Gebilde. Kleine Pyramiden, wieder mit Schnecken oder Krabben, manchmal auch voll ausgebildete kleine F. (vgl. die Zeichnung vom Querschnitt durch das Langhaus der Reimser Kathedrale bei Villard d’Honnecourt: Hahnloser, Villard, Taf. 64) können den Riesen an den Ecken über den Kanten des F.leibs begleiten.

Im 13. Jh. kamen in Frankreich auch F.gruppen auf, mehrgeschossige F., deren Untergeschoß wiederum aus mehreren F. zusammengesetzt sein kann (ein Beispiel des 15. Jh. bei [1] S. 186 Fig. 8). Auf sie wird hier nicht weiter eingegangen, da im deutschen Sprachgebiet das Prinzip der F.gruppe zwar gern aufgegriffen, nicht aber die Einzellösung wiederholt wurde.

a. Für die massiv gemauerte F. ist das Vorhandensein eines Kantenprofils charakteristisch. Es kann durch Vorblenden von Maßwerk (F. dieser Art gibt es vor allem vom 14. Jh. an; beliebiges Beispiel die F. am Helm des Kirchturms in Briqueville, Calvados, 15. Jh.: [8] Taf. vor S. 681) oder durch das Eintiefen kleinteiligen Blendmaßwerks entstehen, so bei den über einem Quadrat errichteten F. der Ste-Chapelle-du-Palais in Paris (s. Sp. 627). Den Kanten vorgelegte Säulchen - wie schon im 12. Jh. - gibt es in Verbindung mit Spitzbogen (so bei den über einem Achteck errichteten Strebepfeiler-F. der Kathedrale von Chalons-sur-Marne, M. 13. Jh.: [1] S. 181 Fig. 5; bei den über einem Sechseck errichteten F. des Kirchturms von Ifs, Calvados, 13. Jh.: [8] Taf. vor S. 673). Die Säulchen können auch frei an die Ecken gestellt sein: F. auf den Chorstrebepfeilern von St-Gengoulph in Toul, 2. H. 13. Jh. (Abb. 6).

Ornamentierte Rücklagen gibt es z. B. bei den ab 1855 erneuerten F. an Querhaus- und Chorportalen von N.-D. in Paris; Viollet-le-Duc gibt solche F. am Chorstrebewerk von N.-D. 1845 als vorhanden an (Ann. arch. 4, S. 277 Abb. 4); ob es sich indes zweifelsfrei um ma. F. handelte, ist ungewiß.

b. Tabernakel-F. kommen ebenfalls häufig vor. Wenn sie Strebepfeiler oder deren Vorlage bekrönen, haben sie in der Regel quadratischen Querschnitt. Die Form der Stützen ist beliebig; gewöhnlich ist sie bei allen Stützen einer F. gleich, doch können die des vorderen Stützenpaares von denen des rückwärtigen verschieden sein.

Die F. über der Galerie der W-Fassade der Kathedrale von Laon, Aisne, vor 1205, haben alle Säulchen als Stützen (Foto Mon. Hist., Paris, Nr. 12380; Congr. arch. 78, 1911, Bd. 1, Taf. nach S. 180), diejenigen an der Stirnwand des Hochchors, nach 1205, hingegen Spitzbogenarkaden mit abgefasten Pfeilern; den Fasen sind Säulchen vorgelegt, die Spitzbogen profiliert (Gall, Taf. 73). Ähnliche F. waren an der Kathedrale von Reims vorgesehen (wurden jedenfalls von Villard d’Honnecourt so gezeichnet: Hahnloser, Villard, Taf. 64; [3] Abb. 11); bei den ab um 1230 ausgeführten F. sind die vorderen Stützen kräftige Säulchen, die rückwärtigen aber Pfeiler mit profilierten Kanten und einer Kehlung mit Säulchen. Bei den älteren F., denen im Rosengeschoß des Querhauses, um 1230, besteht der Riese gleichsam nur aus der vorderen Hälfte (zu den Reimser F. insgesamt: Henri Deneux, Bull. mon. 106, 1948, S. 133 Fig. 15f.; ders., ebd. 102, 1944, Abb. S. 245 und 248; RDK V 377f. Abb. 28b).

Tabernakel-F. auf und an Strebepfeilern bergen häufig Skulpturen (Beispiel die F. der Kathedrale von Reims mit Engeln: RDK V 377f. Abb. 28b; ebd. I 1397-1399 als „Figurentabernakel“ nicht von F. unterschieden); wo sie - heute - leer sind, sind häufig von den Tabernakel-F. umschlossene Sockel Zeugnis für einstige, ausgeführte oder doch beabsichtigte Aufstellung von Bildwerken.

Sitzt eine Tabernakel-F. über einem Riesen, findet man in der deutschsprachigen Literatur gelegentlich die Bezeichnung „Hülsen-F.“ (Otto Kletzl, Planfragmente aus der dt. Dombauhütte von Prag..., Stg. 1939 [Veröff. des Archivs der Stadt Stg., H. 3], S. 62) oder „F. unter dem Baldachin“ (so [2]).

Dieser Riese kann die Verdachung eines Baugliedes sein, z. B. eines Strebepfeilers (Chor der Kathedrale von Beauvais, Oise, 2. H. 13. Jh.: Bull. mon. 102, 1944, Abb. S. 249; [2] S. 145 Fig. 4; Jacques Chastenet, Beauvais ..., La Madeleine-lez-Lille 1972, Abb. S. 27), oder zu einer unter der Tabernakel-F. sitzenden F. gehören (Paris, N.-D., Chorstrebewerk, wohl 3. Dr. 13. Jh.: Ann. arch. 4, 1846, S. 277 Abb. 4).

Spitzwinklig-dreieckiger Querschnitt ist als Alternative zu F. mit quadratischem Querschnitt insbesondere bei F. am Ansatz von Turmhelmen und -oktogonen häufig; daneben gibt es aber auch durchaus F. anderen Querschnitts. Der Riese zeigt im 13.-14. Jh. häufig schmale Schlitze in den Flanken (in allen Flanken oder nur in denen, die in den Orthogonalen liegen).

Zwillingsarkaden zeichneten die über einem Dreieck errichteten F. des N-Turms der W-Fassade der ehem. Abteikirche St-Denis aus (nach 1219; Viollet-le-Duc, Archit., Bd. 5, 1861, S. 435 Fig. 5, S. 437 Fig. 6; Jules Formigé, L’abbaye royale de St-D., Paris 1960, S. 77, Fig. 64), einfache Arkaden sind es bei den F. am Oktogon des südl. W-Turms der Kathedrale in Senlis (s. Sp. 628). Quadratischen Querschnitt und durch Maßwerk ausgesetzte Arkadenöffnungen zeigen die F. am Turmhelm der Kirche in Audrieu, Calvados, 13. Jh. [8, Taf. vor S. 671], dreieckigen - bei dem aber die beiden freiliegenden Seiten zweimal gebrochen sind - die F. am sehr niedrigen Oktogon des Turms von St-Pierre in Caen, vor 1317, sechseckigen die am Oktogon des Turms von Saint-Saveur ebendort, 14. Jh. (ebd. 1. und 2. Taf. nach S. 678).

Zweigeschossig sind die F. der W-Türme der Kathedrale von Laon, Aisne, wohl schon A. 13. Jh. Das Untergeschoß von quadratischem Querschnitt („filloles quarres“: Hahnloser, Villard, S. 49) hat Achteckpfeiler und reich profilierte Spitzbogen; der außen liegenden Diagonalflanke der Pfeiler ist ein Säulchen vorgelegt, ebenso der Kante des F.leibs über der Deckplatte der Pfeilerkapitelle. Das obere Geschoß der F., mit den berühmten Ochsen, ist über Achteck errichtet, hat Säulchen (Villard: „filloles parties a viij colonbes“: ebd.) und schwächer profilierte Spitzbogen; Riesen - einfache Pyramiden - waren nur am S-Turm ausgeführt gewesen (1794 entfernt; vgl. aber die Zeichnung Villards: ebd. Taf. 18f.; [6] Fig. 552); die Arkadenbogen der beiden F.geschosse am N-Turm des Querhauses sind kleeblattförmig; am S-Turm sind beide F.geschosse auf achteckigem Grundriß errichtet (1. Dr. 13. Jh.; Congr. arch. 78, 1911, Bd. 1 Taf. nach S. 184; Gall, Taf. 74; Hanna Adenauer, Die Kath. von L. ..., Ddf. 1934, Abb. 1f. und 8f.). Eine Wimpergzone schloß beide Geschosse der W-Turm-F. von St-Nicaise in Reims ab (1231 bis um 1256 bzw. 1301; [6] Fig. 553).

Bei zweigeschossigen F. war manchmal das untere Geschoß massiv gebildet (und mit Blendarkatur versehen), nur das obere als Tabernakel-F. ausgeformt.

Als Beispiele aus dem. 13. Jh. seien genannt die F. an den Turmhelmen der W-Fassade von St-Etienne in Caen, Calvados; deren nördlicher hat F. von sechseckigem Querschnitt, der südliche solche mit dreieckigem; die Tabernakel der oberen Geschosse sind durch Maßwerk „vergittert“ (1. bzw. 2. H. 13. Jh.; [8] Abb. S. 672 und 674, jeweils mit folgender Taf.; [7] Fig. 387; vgl. auch [8] Taf. vor S. 667: Kirchturm in Bernières, Calvados).

C. Dt. Sprachgebiet

Im deutschen Sprachgebiet gibt es F. seit dem 2. Dr. 13. Jh. Man hielt sich zunächst an die in Frankreich entwickelten Formen. Diese übernahm man kaum oder nur geringfügig verändert - öfters vereinfachend. Die Plazierung der F. entspricht derjenigen an den Bauten in Frankreich: man verwendete sie als Begleiter von Turmoktogonen (W-Türme des Doms in Bamberg, um 1232: 1237: Dethard von Winterfeld, Der Dom in B., Bln. 1979, Bd. 1 S. 132-139 und 156f., Fig. 12f., 17-19, 35 U.Ö., Abb. 1,4-6, 12-14 und 20) und an Turmhelmen (Münster von Freiburg i. Br., um 1320/1330, hier zugleich Brüstungspfeiler: Abb. 19; [5] Abb. 1, 42-44 u. ö.), legte sie Strebepfeilern vor (Abb. 8; Münster in Straßburg, Langhaus-O-Joche, um 1235/1250: [4] Abb. S. 132f.) oder setzte sie ihnen auf, entweder freistehend (Abb. 8 und 15 b) oder vor die Sargmauer gesetzt (Abb. 10); in der Zone des Dachansatzes angebracht (Abb. 9) konnten sie auch als Brüstungspfeiler dienen (Domchor und -querhaus in Magdeburg, vor 1266: Abb. 11, a-d).

Was die Formgebung anbelangt, setzte noch im 13. Jh. eine größere Selbständigkeit ein, die zwar Rückgriffe auf französische Vorbilder nicht ausschloß (z. B. bei den F. am Kölner Domchor, wohl vor 1304: [2]; Abb. 16 a und b), bei der aber im allgemeinen bloße Kenntnis der gotischen Formen ausreichte, zumal man deren jede vielfältig abwandeln konnte, bis hin zum Eigenbrödlerischen im Aufbau - vgl. die F. des Strebepfeilers im Chorscheitel der Barbarakirche in Kuttenberg, Böhmen, aus der Bauzeit 1483-1506 (s. Sp. 652) - oder in der Gestaltung: F. mit tordiertem Leib und Riesen am Turm der Georgskirche in Nördlingen, um 1470/ 1480 (Abb. 28).

Vielleicht drückt die Brüstungsinschrift „machs na“ am Berner Münster, um 1500, die man gemeinhin mit der sog. Baumeisterfigur am benachbarten Strebepfeiler zusammenbringt, den Stolz des Baumeisters (Erhart Küng?) auf eine - nicht erhaltene - wegen ihres komplizierten Aufbaus als besonders gelungen empfundene F. aus, die den Strebepfeiler bekrönte, vor dem die Inschrift angebracht ist (Kdm. Schweiz 44, Bern 4 Abb. S. XII und Abb. 40).

Auf die vielfältige Art und Weise der Ausgestaltung der einzelnen Teile der F. einzugehen (z. B. auf Anbringung von Scheinwasserspeiern am Ansatz des Riesen, auf das Einfügen von Konsolen oder das Füllen von Kehlungen mit Blattwerk), erlaubt der Literaturstand so gut wie nicht. – Bei F. aus Backstein, deren Flanken mit Blenden geschmückt sind, war deren Fond wohl des öfteren, wenn nicht gar überwiegend, verputzt (und vielleicht farblich abgehoben; ein Beispiel in Thorn: Abb. 21). Bei F. aus Haustein fehlen Nachrichten, ob der Fond der Blenden farblich betont war; immerhin ist er am Prager Veitsdom bei den F. über dem Südportal vor der Stirnwand mit dem Mosaik des Jüngsten Gerichts, vor 1370, auch mosaiziert (Abb. 23).

1. 13. Jh.

a. Die massiv gebildeten F. haben vier- oder mehreckigen Querschnitt, manchmal (halb)runden, so gut wie nie dreieckigen. Besonders vielgestaltig sind die Riesen.

Sie können über einem einfachen Profil sitzen (F. runden Querschnitts mit kegelförmigem Riesen am sog. Heiligen Grab des Magdeburger Doms, wohl M. 13. Jh.: Abb. 11, e; glockenförmige Riesen am S-Giebel des Konversenbaus von Kloster Chorin, um 1280/1300: Fritz Adler, Ma. Backsteinbauten des preuß. Staates, Bd. 2, Bln. 1898, Bl. 68 Abb. 3f.), manchmal auch nur überkragen (ebendort die der Wand vorgeblendete F. am Portenportal: Sp. 140 Abb. 31; P. R. Brecht, Das Kloster Chorin, Bln. 1854, Taf. 4f. Fig. 6f.), oder aber sie sitzen über einem kräftigen, manchmal ornamentierten Abschlußgesims (F. am W-Chor des Naumburger Doms, nach 1249: Abb. 9). F., deren Riese von kleineren spitzen Pyramiden begleitet ist, sind in Mitteldeutschland anzutreffen (Magdeburg, Domchor, wohl vor 1266: Abb. 11, a); manchmal nimmt - anders als in Frankreich - jede dieser Nebenpyramiden die halbe Breite der F. ein (Naumburger Dom, W-Chor: Abb. 9). Im Querschnitt stimmen F.leib und Riese häufig überein, doch gibt es auch F. quadratischen Querschnitts mit Riesen von achteckigem Querschnitt (Magdeburg, Domchor: Abb. 11, a und c); dabei können die in den Diagonalen liegenden Flanken des Riesen andere Breite haben als die in den Orthogonalen, auch gekehlt sein (Chorpfeiler-F. der ehem. Ritterstiftskirche in Wimpfen, 1269 bis um 1278: Abb. 15 a; [10] S. 48, Taf. 15 Nr. 55 a-c). Zumeist bekrönen Kreuzblumen oder Knäufe den Riesen, doch hin und wieder besorgen dies Tiere, so z. B. an einer der F. der östl. Langhausjoche am Straßburger Münster ein Hund (um 1235/1250: Straßb. Münsterbl. 5, 1908, S. 24 Abb. 65; Otto Schmitt, Got. Skulpturen des Straßb. Münsters, Ffm. 1924, Bd. 1 Taf. 37). Den Abschluß der Chorpfeiler-F. von St. Georg in Hagenau, Unterelsaß, um 1254 bis 1283, bilden Engelfiguren (Wolfg. Kleiminger, Die Plastik im Elsaß 1260-1360, Frbg. 1939 [Forschgn. zur Gesch. der K. am Orh., 1], S. 15).

Manchmal blieben F. ohne einen Riesen und enden mit den Firsten hinter Wimpergen liegender Satteldächer (ehem. Ritterstiftskirche in Wimpfen, Strebepfeiler-F. des östl. Langhausjochs, S-Seite, wohl E. 13. Jh.: Abb. 15 b; [10] Taf. 6 und 14).

Früh schon und später sehr oft schloß man die Flanken des F.leibs oben mit Wimpergen ab; bisweilen sind sie durch ein Gesims vom Leib getrennt (Abb. 9, F. rechts), mehrernteils zu einem einheitlichen Feld verschmolzen. Der F.leib ist entweder ungegliedert (F. am Magdeburger Domchor, Abb. 11, c, am Chor der Regensburger Dominikanerkirche, Abb. 10) oder mit Blenden besetzt.

Diese können einfach, aber von beträchtlicher Tiefe sein (so etwa bei den F. des sog. Heiligen Grabes im Magdeburger Dom: Abb. 11, e); die Blenden schließen spitzbogig (Abb. 8, obere F.; vgl. auch Abb. 11, e), andere Abschlüsse wie die kleeblattbogigen bei F. insbesondere vor der M. 13. Jh. (Abb. 8, untere F.), gar waagrecht schließende Blenden wie bei den F. am Vierungsturm der Pfarrkirche St. Matthäus in Murau, Stm., um 1300, sind seltene Ausnahmen (Mitt. Zentralkomm. 17, 1872, S. 8, Fig. 8; Kdm. Österr. 35 S. 357, Abb. 403, 406, 408). Blenden erhielten in der Regel nur die frei sichtbaren Flanken der F.; die dem Dach oder der Wand zugekehrte Seite freistehender F. pflegt oft glatt zu sein. Maßwerk in den Blenden, meist zweibahnig, kommt vor allem bei spitzgiebelig schließenden Flanken vor (F. der ehem. Stiftskirche in Weißenburg i. E., vor bzw. nach 1284: Carl Schäfer und Otto Stiehl [Hgg.], Die mustergiltigen Kirchenbauten des MA in Dtld., Bln. 1892, Bd. 2 Taf. 43-45; Rolf Biedermann, Die ehem. Abteik. St. Peter und Paul zu W., Diss. Frbg. 1964, S. 66 und 121); einbahniges Maßwerk hatten die F. an der Sakristei des Kölner Doms (deren Altar 1277 geweiht; Kölner Dombl. 28-29, 1968, S. 183, Fig. 67, Abb. 81 und 84; vgl. RDK III 963 Abb. 45).

Kantensäulchen können vollrund gebildet (F. am Hauptchor der ehem. Ritterstiftskirche in Wimpfen, 1269 bis um 1278: Abb. 15 a; [10] Taf. 15 Nr. 55; vgl. Peter Kurmann, Mitt. der Ges. für vergleichende K.forschg. in Wien 33, 1981, S. 1) oder mit den Kanten des F.leibs verschmolzen sein (Abb. 13 sowie 16 a und b).

Um Bildwerke aufstellen zu können, kehlte man manchmal die Flanken des F.leibs innerhalb der Blenden aus (Freiburg i. Br., Münster, untere, über Eck stehende F. am östl. Strebepfeiler des Langhauses, S-Seite, um 1235/1250: RDK I 1395 Abb. 2) oder legte Sockel und/oder Baldachine vor (Abb. 15 a; Chorpfeiler-F. an St. Georg in Hagenau, Unterelsaß, um 1254-1283).

Sonderbildungen zeigen zwei der F. am W-Chor des Naumburger Doms, nach 1249: Wechsel des Querschnitts des Leibs vom Quadrat zum Achteck, vor den orthogonalen Flanken des Achteckteils kleine F. (Abb. 9, rechte F.); bei einer der F. am Querhaus des Magdeburger Doms ersetzt eine zweigeschossige Laterne den Riesen: das untere Geschoß, von quadratischem Querschnitt, zeigt spitzgiebelige, maßwerkbelegte Flanken und den Kanten vorgelegte kleine polygonale F., das auf einem niedrigen Pyramidenstumpf sitzende obere Geschoß hat achteckigen Querschnitt und spitzgiebelige Flanken mit einfachen Blenden; den Abschluß bildet ein Pyramidenstumpf mit Knauf (Abb. 11, d).

Eine durch den Leib der F. gelegte Rinne zum Ableiten des Regen- und Schmelzwassers, die in einen Wasserspeier ausläuft, haben z. B. die F. am W-Chor des Naumburger Doms; in die einfachen Blenden der seitlichen Flanken des Leibs sind Tiere eingefügt (Abb. 9).

b. Tabernakel-F. sind orthogonal oder - besonders im 4. V. 13. Jh. - diagonal angeordnet. In der Regel umschließen sie Bildwerke (oder doch wenigstens Sockel für solche) oder überfangen eine Verdachung (z. B. am Kölner Domchor, vor 1304, wo den Strebepfeilern aufgesetzte Spitzhelme die volle Höhe des Leibs der Tabernakel-F. einnahmen: [2]; Abb. 16b).

Sind Tabernakel-F. den Strebepfeilern flächenparallel vorgelegt, hat man die rückwärtigen Stützen (meist Säulchen) vor die Stirnfläche gestellt oder mit den Strebepfeilerkanten verschmolzen. Jene Lösung zeigen die F. an den Langhaus-W-Jochen des Halberstädter Doms, um 1260 (Abb. 12), diese diejenigen der Langhaus-W-Joche des Freiburger Münsters, um l270 (RDK I 1397 Abb. 6; profilierte Stäbe bei den unteren Tabernakel-F. im Rosengeschoß der Straßburger Münsterfassade mit den nachma. Überlieferung zufolge 1291 aufgestellten Reiterfiguren: [4] Abb. S. 164, 170, 174 u.ö.).

Über Eck angeordnete Tabernakel-F. können einfach vor die Stirnwand gesetzt sein wie bei F. am S-Querhaus der ehem. Ritterstiftskirche in Wimpfen, um 1280 [10, Taf. 7 und 15 Nr. 56]. Diagonale Stellung kann sich aber auch dadurch ergeben, daß die F. einem diagonal stehenden Nebenstrebepfeiler oder einem Pfeilersporn aufgesetzt sind (der W-Bau des Straßburger Münsters ist dadurch wesentlich geprägt: Abb. 14).

c. Bei den zusammengesetzten F. (F.gruppen) sind kleinere oder schwächer ausgebildete F. um eine zentrale, in der Regel über Eck stehende, große F. gruppiert oder aber zwei oder mehr F. aufeinandergesetzt.

Niedere Neben-F., die zudem noch tiefer ansetzen als die Haupt-F., hat einer der nördl. Strebepfeiler der O-Joche des Langhauses am Freiburger Münster, um 1230/ 1235 (Abb. 8). Am südl. Portal der 1277 beg. Straßburger Münsterfassade reichen bei der F.gruppe über der Portalwimpergspitze die Neben-F. bis in die Wimpergzone der Haupt-F. [4, Abb. S. 173].

Aufeinandergesetzte F. sind für Turmoktogone charakteristisch, die in voller Höhe von F. begleitet sind: W-Türme des Bamberger Doms, um 1232/1237, mit ⅝-Polygonen mit Säulchen (Sp. 633); nördl. W-Turm des Naumburger Doms (die unterste F. mit Säulchen, nach 1249, die oberen 14. und 15. Jh. sowie 1884/85: Kdm. Prov. Sachsen 24, Fig. 45; Ernst Schubert, Der Naumburger Dom, Bln. 1968, Abb. 21). Auch Pfeilern können F.gruppen vorgelegt sein: an der 1277 beg. Straßburger Münsterfassade sind die F. im Rosengeschoß zusammengesetzt aus einer orthogonal angeordneten mit Profilstäben (sie umschließen die Reiterstatuen, s. Sp. 639), einer darüber angeordneten Tabernakel-F. mit Säulchen, als Abschluß einer wesentlich kleineren massiven F. [4, Abb. S. 164, 187 u. ö.].

Manchmal ist die untere F. eine Tabernakel-F., die obere massiv: F. auf den Spornpfeilern der Hauptstrebepfeiler an der Straßburger Münsterfassade, Erdgeschoß (Abb. 14; [4] Abb. S. 69, 75 u. ö., mit reicher Nachfolge im 14. Jh., vgl. Abb. 18).

Mehrere nebeneinander stehende F. miteinander zu verschmelzen (kreuz- oder T-förmiger Querschnitt) und dieser F.gruppe eine weitere F. aufzusetzen - eine im 14. Jh. verbreitete Gepflogenheit -scheint im 13. Jh. noch nicht vorzukommen. Doch gab es ähnliche Bildungen bei den Strebepfeilerköpfen des Kölner Domchors, die, durch aufgelegtes Blendmaßwerk, Kantensäulchen, Wimperge und Riesen bereichert, optisch solchen F.gruppen ähneln (Abb. 16 a und b).

2. 14. – A. 16. Jh.

Was die Formgebung anbetrifft, wurde das um 1300 Erreichte im wesentlichen weitergeführt, wenn auch oft in Einzelheiten abgewandelt. An Neuerungen gibt es nur weniges (bei den Tabernakel-F., s. Sp. 649); gelegentlich kam es zu ausgesprochenen Rückgriffen (z. B. für die F. am O-Chor des Naumburger Doms, um 1320/1330, in Anlehnung an jene des W-Chores: Kdm. Prov. Sachsen 24 S. 93f., Fig. 61).

a. Die Normalform ist die massiv gemauerte F. mit einer Wimpergzone und einem Riesen; die Flanken des F.leibs sind belegt mit zweibahnigen Blenden und Couronnement oder mit einer einfachen Blende, was scharfgratiges Kantenprofil verursacht.

Das Blendmaßwerk ist meist mittels Kehlung(en) eingetieft: einfache genaste Blenden haben die F. der 1321 geweihten Annakapelle im Kreuzgarten des Hildesheimer Doms (Abb. 1) und die F. der Strebepfeiler vom Ostchor von St. Sebald in Nürnberg, 1361-1379 (Abb. 24; Friedr. Wilh. Hoffmann, Die Sebalduskirche in N., Wien 1912, Abb. 31), und die über Eck auf den Strebepfeilern des Domchors stehenden F. in Halberstadt, um 1343-1362 (Kdm. Prov. Sachsen 23 Taf. nach S. 248, rechts); zweibahnig sind am Halberstädter Dom die Blenden bei den den Pfeilern vorgelegten, ebenfalls über Eck stehenden F. (in dem unteren, nur in halber Tiefe ausgebildeten Teil sind Sockel und Baldachine für Skulpturen vorgesetzt: ebd.). Doch gibt es - vielleicht zeitlich und/ oder örtlich begrenzt- auch vor die Kanten und den Fond des F.leibs gelegtes Maßwerk von halbrundem Querschnitt, z. B. in Wien an St. Stephan bei den F. am 1433 vollendeten S-Turm (Marlene Zykan, Wiener Jb. 23, 1970, S. 28ff., bes. S. 36, S. 43 Abb. 5, S. 48 Fig. 16; vgl. auch die unvollständig erhaltenen F. am W-Giebel der Kapelle in der Wiener Hofburg, geweiht 1449: Rich. Perger und Walther Brandeis, Die ma. Kirchen und Klöster Wiens, Wien und Hbg. 1977 [Wiener Gesch.bücher, 19-20], Abb. S. 271). Kantenstäbe bei leicht gekehlten Flanken zeigen auch die F. von sechseckigem Querschnitt am Dachreiter der ehem. Zisterzienserkirche Bebenhausen, 1407-1409 (RDK III 973 Abb. 5; Ed. Paulus, Die Cistercienser-Abtei B., Stg. 1886, Taf. IX-XI).

Glattflächige F. gibt es bei Backsteinbauten häufig, bei Hausteinbauten sind sie weniger üblich.

Beispiele bei Backsteinbauten bietet die Kreuzkirche in Breslau, 1. H. 14. Jh. (F. mit quadratischem Querschnitt an den Giebeln der Langhaus-Seitenschiffe: Kdm. Prov. Niederschlesien 1,1 S. 181 Abb. 140); ebensolche F. achteckigen Querschnitts sitzen auf den Strebepfeilern der Nikolaikirche in Berlin-Spandau, 2. V. 15. Jh. (Fritz Gottlob, Formenlehre der Norddt. Backsteingotik, Lpz. 21907, Taf. 29 Fig. 340-341 a; Die Bauwerke und Kdm. von Berlin, Stadt und Bez. Spandau, Bln. 1974, S. 83, Abb. 72f.); F. mit auskragender Pyramide bekrönen die Pfeilerköpfe des N-Giebels am Siechen- und Gästehaus des ehem. Zisterzienserklosters Zinna, 1. V. 14. Jh. (F. Gottlob a. a. O. Taf. 12 Fig. 222, Taf. 38 Fig. 364).

Bei Hausteinbauten sind F. mit glatten Flanken oder einfachen, nicht genasten Blenden vor allem in der Zeit der Parler anzutreffen: Prag, Veits-Dom, Chor, geweiht 1385 (z.T. F. mit gekehlten Flanken: Abb. 23, 25 a, b); Zwettl, N.Ö., Zisterzienserkirche, Chor, zweite Bauphase, um 1360-1383 (über Eck gestellte, hälftig ausgebildete, dem dritten Geschoß der Strebepfeiler vorgelegte F.: Kdm. Österr. 29 S. 100, Abb. 44-46 und 49). In der ausgehenden Spätgotik griff man auf solche Ausformungen zurück (Langhaus-F. von St. Barbara in Kuttenberg, 1506-1548: Mitt. Zentralkomm. 6, 1851, S. 293 Fig. 54).

Der Riese ist in der Regel steil geführt; Krabben oder Blätter sitzen entlang der Grate, manchmal auch in Kehlungen der Diagonalachsen. Den Abschluß bildet eine Kreuzblume, selten ein Tier (so bei den F. der ehem. Stiftskirche Herrenberg, Württ., vor 1328 [?], eher 4. V. 15. Jh.: Karl Alex. Heideloff, Die K. des MA in Schwaben, Stg. 1855, S. 3 Fig. 3). Eingetiefte Felder der Flanken lassen die Kanten des Riesen markant betont erscheinen (vgl. Abb. 23 und 29).

Der Riese kann auf den hinter den Wimpergen liegenden Satteldächern sitzen (Giebel-F. des im späten 14. Jh. begonnenen Rathauses in Sulzbach, Opf.: Kdm. Bayern, Opf. 19 Taf. IV; Heribert Batzl, S.-Rosenberg, Mchn. und Zh. 1968 [Die großen K.führer, 52], Abb. vorderer Einband und S. 23) oder unmittelbar an den Kanten des F.leibes ansetzen, dann die Satteldächer hinter den Wimpergen von seinen Flanken aufgesogen werden (F. des 14. wie des 15. Jh. an der Frauenkirche in Eßlingen a. N.: Abb. 26). Zumeist entspricht der Querschnitt des Riesen demjenigen des F.leibs; bei F. mit quadratischem Querschnitt des Leibs kann der des Riesen auch achteckig sein, sogar sternförmig (so bei den F. am S-Turm der Marburger Elisabethkirche, 1. Dr. 14. Jh. oder noch später: Foto Marburg 24 306; Wilh. Meyer-Barkhausen, Marburg a. d. L., Mchn. und Bln. 41964 [bearb. von Dieter Großmann], Bild 18f.); umgekehrt gibt es auch F. mit sternförmigem Querschnitt des Leibs und quadratischem des Riesen (Abb. 26, k).

Bei Backsteinbauten gleicht der Riese oft einer einfachen, manchmal recht flachen Pyramide.

Diese kann abgetreppt sein: F. seitlich des W-Giebels der Pfarrkirche von Altefahr auf Rügen, 15. Jh. (F. Gottlob a. a. O. [Sp. 644] Taf. 33 Fig. 353; Kdm. Bez. Rostock, Krs. Rügen S. 50, Taf. 71). Gibt es am F.leib Kantenstäbe, können diese durch die Pyramide kupiert sein (Marienkirche in Frankfurt a. d. O., bei den vor die Schauwand gesetzten Strebepfeiler-F. der nördl. Langhausabseite, wohl vor 1494: F. Adler a. a. O. [Sp. 635] S. 62f., Taf. 78 Fig. 2). Hin und wieder bilden ausgreifende Profilsteine in den Diagonalen eine Zwischenzone (F. am stadtseitigen Giebel des Berliner Tors in Templin, um 1325: ebd. S. 91, Taf. 101 Fig. 1 und 5).

Als Abschluß trägt der Riese bei F. aus Backstein manchmal einen Knauf oder ein schalenartiges, durchbrochenes Gebilde (vgl. Otto Stiehl, Ma. F.spitzen aus Ton, Die Dpfl. 5, 1903, S. 43f.).

Ist bei aus Backstein gemauerten F. die Pyramide steiler geführt, pflegte man Krabben auf die Grate zu setzen (und eine Wimpergzone einzufügen), so daß die Ausbildung des Riesen ähnlich der von F. an Hausteinbauten ist (Abb. 21).

Ob oder inwieweit die F. von Kirchen- und Konventsaalgiebel des ehem. Augustinerklosters in Königsberg i. d. N., wohl 1. H. 15. Jh., dem ma. Baubestand angehörten, war nicht zu klären: Die Grate dieser Riesen sind mit Krabben besetzt und den Flanken sowie dem Leib der F. Profilsteine vorgeblendet, die an Profilsteine für Dienste erinnern (vgl. F. Gottlob a. a. O. [Sp. 644] Taf. 12 Fig. 218; Kdm. Prov. Brandenburg 7,1 S. 71).

Gelegentlich ist der Riese, mit der Höhe der Wimperge verglichen, sehr niedrig (F. am Langhaus der Pfarrkirche in Culm [Chełmno], Pommerellen, 1. H. 14. Jh., mit Blendenpaaren auf den Flanken: Courtauld Inst. Ill. Archives, Archive 3, Bd. 1, Ld. 1977, Abb. 119).

Vereinzelt gibt es auch im 14. Jh. F. ohne Riesen; den Abschluß bilden die Satteldächer hinter den Wimpergen (F. der Nikolauskapelle am Dom zu Worms, Ausbau 1. V. 14. Jh.: Rud. Kautzsch u. a., Der Dom zu W., Bln. 1938, Textbd. S. 175f., Taf.bd. Taf. 93f.).

Liegt zwischen dem F.leib und dem Riesen eine Wimpergzone - bei F. aus Haustein die Regel, bei solchen aus Backstein gelegentlich (Abb. 21) -, so sind die Wimperge mit Krabben oder mit Blattwerk besetzt und von einer Kreuzblume bekrönt; häufig sitzen bei Haustein-F. über den Kanten des F.leibs kleine F.

In der Regel sind die Wimperge zugleich die Stirnwände von Satteldächern. Wenn sie frei stehen, was manchmal der Fall ist - so bei den den Strebepfeilern vorgelegten F. aus Backstein an der N-Vorhalle der Marienkirche in Prenzlau, 1. H. 15. Jh. (Emil Schwartz, Gesch. der St. Marienkirche zu P., Celle 1957, Abb. vor S. 53), insbesondere bei Wimpergen mit kielbogiger Führung (Frauenkirche Eßlingen a. N.: Abb. 26, h und i) - sind sie bisweilen dem Riesen aufgelegt (z. B. bei den F. der Kathedralkirche St. Martin bei Kirchdrauf in der Zips [Spišské Podhradie], wohl 1462-1482: Mitt. Zentralkomm. 6, 1861, S. 207 mit Fig. 13).

An zahlreichen, weit auseinander liegenden Orten gibt es F., bei denen ein Zinnenkranz an die Stelle der Wimpergzone tritt.

Die Beispiele stammen aus dem 15. und 16. Jh.: Stiftskirche St. Viktor in Xanten, Alte Sakristei, 1475/1480 bzw. 1519-1522 (Walter Bader [Hg.], 600 Jahre Xantener Dom, Köln 1964, Taf.abb. 9 und 113); Wallfahrtskirche auf dem Bogenberg bei Straubing, nach 1415-1463 (Kdm. Bayern, Ndb. 20 Fig. 25), Pfarrkirche in Schwaz, Tirol, W-Giebel, beg. 1490 (Mitt. Zentralkomm. 8, 1863, S. 312 mit Fig. 4); Marienkirche in Krakau, M. 15. Jh. (ebd. 9, 1864, S. 99 Fig. 7); Pfarrkirche St. Oswald in Eisenerz, Stm., um 1520 (Abb. 30).

Früher schon – seit dem 13. Jh. - kommen solche Abschlüsse vor an F. kleiner Baldachine und dgl., z. B. am Straßburger und am Freiburger Münster ([4] Abb. S. 132f.; [5] Abb. 37).

b. Tabernakel-F. sind im Zeitraum von 1300 bis A. 16. Jh. seltener als im 13. Jh. (Figurentabernakel dagegen recht häufig) und unterscheiden sich in ihrer Form von den älteren - wenn überhaupt -wenig.

Bei F. von quadratischem Querschnitt ist manchmal nur die vordere Hälfte als Tabernakel gebildet, die rückwärtige Hälfte massiv, und die vordere Kante dieses Teils kann durch den Mittelstab von zweibahnigem Maßwerk betont sein (Strebepfeiler-F. am Langhaus von St. Stephan in Wien, 1361 bis um 1420/30: Kdm. Österr. 32, S. 129, Abb. 81; Rup. Feuchtmüller, Der Wiener Stephansdom, Wien 1978, Abb. S. 186). - Stehen Strebepfeilern vorgelegte Tabernakel-F. über Eck, können sie - gleichsam halbiert- nur mit drei Stützen auskommen, die vierte ist durch den Strebepfeiler „ersetzt“ (Langhaus-F. von Hl. Kreuz in Schwäbisch Gmünd, vor 1351, materiell weitgehend erneuert, daher in Details wohl nicht zuverlässig überliefert: Kdm. Kgr. Württ., Schwarzwald-, Jagst- und Donaukrs., Bilderatlas, Taf. 41f.). Auch die über einem Riesen als Strebepfeilerverdachung stehende Tabernakel-F. scheint es gegeben zu haben – falls z. B. die F. vor der Sargmauer der oberen W-Kapellen von St. Stephan in Wien originär oder zuverlässig erneuert sind (Weihe der südl. Kapelle 1437; R. Feuchtmüller a. a. O. Abb. S. 100).

An manchen Kirchen gibt es Tabernakel-F. mit massivem Kern.

Bei F. am Regensburger Domchor, 1. Dr. 14. Jh. (?), steht der Kern von quadratischem Querschnitt diagonal, und seine Diagonale ist gleich der Seitenlänge der F.; die Kanten des Kerns sind „Zwischenstützen“ für die Wimpergpaare des Abschlusses des F.leibs; manche der Riesen enden in Tierfiguren (Abb. 17). Eine der F. an der Krakauer Marienkirche, M. 15. Jh., ist gebildet als achtteiliges Tabernakel, dessen Wimperge vor Satteldächern stehen, mit einem quadratischen Kern, der den Riesen trägt (Mitt. Zentralkomm. 9, 1864, S. 99 Fig. 4).

c. Die Zusammenordnung mehrerer F. zu einer F.gruppe konnte zwar auf höchst unterschiedliche Art und Weise geschehen, doch folgt sie zwei Grundmustern: entweder stehen die einzelnen F. unverbunden nebeneinander oder es verschmelzen mehrere F. zu einem einheitlichen Gebilde.

Beispiele für die erstgenannte Verfahrensweise gibt es am W-Turmoktogon des Freiburger Münsters, um 1320/ 1330 (?), wo F.gruppen die Brüstungspfeiler am Helmansatz bilden; hier ist vor die nach außen gekehrten Flanken einer großen F. quadratischen Querschnitts je eine kleine F. gesetzt (Abb. 19; Querschnitt: Freiburg i. Er. Die Stadt und ihre Bauten, Frbg. 1898, Abb. S. 264). Am Oktogonansatz der beiden Türme vom W-Bau der Johanniskirche in Göttingen, 2. V. 14. Jh., sind die schrägen Flächen der Übergangszone, die vom quadratischen zum achteckigen Querschnitt vermitteln, besetzt durch drei gleichartige niedrige F. von quadratischem Querschnitt (mit einfachen Blenden und Wimpergzone), die in etlichem Abstand die zentrale, über Achteck errichtete F. umstehen; diese, mit extrem hohem Fuß, zeigt Blendfelder, die in den oberen zwei Dritteln doppelt so stark eingetieft sind als im unteren Drittel (Dieter Unckenbold und Karl-Heinz Bielefeld, Die got. Pfarrk. in Göttingen, Gott. 1953, Abb. 1-4). Bei der Göttinger Jakobikirche ist an den W-Türmen der großen F. jeweils nur eine kleine beigesellt (um oder bald nach 1400; ebd. Abb. 34f.).

Bei sehr tiefen Strebepfeilern können sowohl mit der Stirn- wie mit der Rückseite mehr oder weniger bündig F. aufgesetzt sein, so z. B. am Veitsdom in Prag, geweiht 1385, mit einer F. von sechseckigem Querschnitt und gekehlten Flanken außen, einer F.gruppe innen (zu letzterer s. Sp. 652; Abb. 25 a und b).

F.gruppen aus miteinander verschmolzenen F. sind in der Regel zudem zweigeschossig: die unteren F. bilden im Querschnitt ein gleichschenkliges Kreuz, ein T oder ein Y; über dem Kern dieser „Figuration“ erhebt sich eine einzelne F. Höheredrei- und mehrgeschossige - F.gruppen sind meist Begleiter von Turmoktogonen oder an markanter Stelle eines Bauwerks angebracht. Strebepfeiler bekrönende oder als Brüstungspfeiler dienende F.gruppen bestehen oft aus zwei einfachen, übereinanderstehenden F.

Zusammenordnung zu einem gleicharmigen Kreuz zeigen z. B. die mit der Innenseite der äußeren Chorstrebepfeiler bündigen F.gruppen am Veitsdom in Prag, geweiht 1385; deren F. schließen mit Satteldächern hinter Wimpergen, die daraufgesetzte einzelne, über Eck stehende F. mit einem Riesen (Abb. 25). An der Barbarakirche in Kuttenberg sind F.gruppen mit kreuzförmiger Zusammenordnung am Langhaus Strebepfeilervorlage (1506-1548; Min. Zentralkomm. 6, 1861, S. 293 Fig. 54f.). Die F.gruppen zu seiten des um 1440 voll. Friedrichgiebels an St. Stephan in Wien sind zweigeschossig; das untere Geschoß ist zusammengesetzt aus einem massiven Kern (auf dem die obere, massive F. steht), dem seitlich je eine Tabernakel-F. von dreieckigem Querschnitt, vorn eine von quadratischem Querschnitt vorgelegt ist (Abb. 27). - Über Eck stehenden, einem Strebepfeilergeschoß vorgelegten und nur hälftig ausgebildeten F. können an den beiden freien Flanken kleinere F. so vorgelegt sein, daß die der Flanke der Haupt-F. zugekehrte Kante von letzterer aufgesogen wird (z. B. bei den oberen F. am N-Querhaus des Doms in Halberstadt, um oder kurz nach M. 15. Jh.; Carl Elis, Der Dom zu H., Bln. 1883 [Sonderdruck aus „Wochenbl. für Architekten und Ingenieure], Taf. vor S. 46). - Die F.gruppe auf dem Strebepfeiler im Chorscheitel der Barbarakirche in Kuttenberg, 1483-1506, sitzt auf viergeschossigem Sockel von achteckigem Querschnitt und beginnt mit einem über Eck stehenden Kern von quadratischem Querschnitt mit Blenden an den Flanken und den Kanten vorgelegten kleinen F.; solche F. sind im Geschoß darüber wiederholt, stehen hier aber frei um die als Rundpfeiler mit tordierten Kanneluren gebildete mittlere F., die mit einem Kranz aus acht Wimpergen und dem aus ihnen erwachsenden Riesen schließt (Mitt. Zentralkomm. 6, 1861, S. 291 Fig. 52f.; Karel Vorlíček, Děljiny restaurace a dostavby velechrámu sc. panny Barbory v Hoře Kutné 1884-1905, Kuttenberg o. J., Taf. nach S. 72).

F.gruppen an Turmoktogonen sind besonders kompliziert angelegt.

Die F.gruppen am W-Turmoktogon des Freiburger Münsters, nach 1301 (um 1320/1330?), sind zweigeschossig; das untere Geschoß, über einem hohen Sockel mit Maßwerkblenden und Abschlußgesims, besteht aus einem im Querschnitt sechseckigen Kern, dem drei Tabernakel-F. von dreieckigem Querschnitt vorgelegt sind; diese Tabernakel-F., deren rückseitige Stützen zugleich die Kantenstäbe dieses Kernes bilden, tragen massive F. von sechseckigem Querschnitt und mit einfachen gekehlten Blenden. Tabernakel-F. und Kern sind durch identisch ausgeformte Wimperge und dazwischen gestellte kleine glatte F. mit einfachen Blenden zu einer Einheit zusammengefaßt. Die dem Kern aufgesetzte F., wiederum von sechseckigem Querschnitt, hat einen außerordentlich hohen Fuß, die dessen Kanten vorgelegten, extrem dünnen F. sind mit weiter außen stehenden, wiederum extrem dünnen F. durch genaste Strebebogen verbunden; die Spiegel des Fußes tragen einfache Blenden, die durch Wimperge abgeschlossen sind. Der Leib der dem Kern aufgesetzten F. hat gleichfalls einfache, genaste Blenden, den Riesen bekrönt eine Engelfigur (Abb. 20a und b; Freiburg i. Br. a. a. O. [Sp. 650] Taf. nach S. 266, Abb. S. 262).

Bei den F.gruppen am W-Turm der Frauenkirche in Eßlingen a. N., nach 1445 (?), gleicht das Untergeschoß im Querschnitt einem sechzehneckigen Stern, die F.flanken dieses Geschosses haben eingetiefte Blenden, als Bekrönung dienen einander überschneidende Kielbogen; das mittlere Geschoß hat Y-förmigen Querschnitt, die Leiber der F. sind mit Wimpergen konvexen Umrisses abgeschlossen, ebenso der Leib der F. im obersten Geschoß, den die Riesen der F. im mittleren Geschoß dicht umstellen (Jos. von Egle [Fig.], Die Frauenkirche in E., Stg. 1898, Taf. 14; Abb. 26, f). - Ähnlich aufgebaut, unter Verwendung ausschließlich von Kielbogen für die Wimperge, sind am Basler Münster die F.gruppen am 1488 begonnenen Oktogon des Martinsturmes; die oberste, einzelne F. hat dreieckigen Querschnitt (Baugesch. des Basler Münsters, hg. vom Basler Münsterbauver., Basel 1895, Taf.bd.: Das Münster zu B., Aufnahmen von Jul. Kelterborn 1880-1899, Taf. 23f.).

Stehen zwei F. übereinander, so ist in der Regel die obere im Querschnitt schmaler und auf den in Wimperghöhe gekappten Riesen der unteren F. gesetzt.

Beide F. können massiv gebildet sein; dann haben sie bisweilen stark gekehlte Blenden, so z. B. die F. über den Strebepfeilern am Langhausobergaden der Katharinenkirche in Oppenheim, 1. H. 14. Jh. (Abb. 22). Bildwerke bergende Tabernakel-F., die massive, über Eck stehende F. tragen und außerdem über den Säulchen kleinere, schlanke F. haben, deren Kreuzblume nicht ganz an den Riesen der oberen F. hinreicht, sind dem oberen Abschnitt der Strebepfeiler vorgelegt am Unterbau des Freiburger Münsterturms, nach 1301 (Abb. 18), und am Chor von St. Martin in Kolmar, 1356 bis um 1400 (Peter Anstett, Das Martinsmünster zu Colmar, Bln. 1966 [Forschgn. zur Gesch. der K. am Orh., 8], Textabb. XIV, Abb. 9, 50, 70-73). Am Chor des Regensburger Domes wechseln einfache Tabernakel-F. mit einem Kern (zu diesen F. s. Sp. 649) mit solchen, die eine massive F. tragen (Abb. 17).

d. Grundlage für die Konstruktion der F. in den Fialenbüchern des 15. und 16. Jh. ist das für das Austragen in spätgotischer Zeit übliche Verfahren der Vierung über Ort (der sog. Quadratur), wie es von M. Roriczer, H. Schmuttermayer und anderen beschrieben wurde (Sp. 617f.) und aus Rissen für das Festlegen von Maßverhältnissen abgelesen werden kann.

Nach den Beschreibungen in den Fialenbüchern ist das Ausgangsmaß für den Querschnitt der einfachen massiven F. die Größe des F.fußes („alter Schuh“). Soll die F. quadratischen Querschnitt erhalten, so werden in das Grundquadrat mit der Seitenlänge des „alten Schuhs“ weitere, die Seitenlänge des jeweils größeren Quadrats halbierende, um 45° gedrehte Quadrate einbeschrieben und diese dann (bei Roriczer zwei, bei Schmuttermayer die drei größten) mit dem Grundquadrat gleichgerichtet. Das zweite Quadrat („junger Schuh“) bestimmt, gleichgerichtet, den Querschnitt des F.leibs. Von den Seitenlängen der kleineren Quadrate werden die Binnenmaße genommen: Profilstärke, Aufteilung von Blendmaßwerk, Höhe des Profils zwischen F.fuß und Leib, Größe und Abstände der Krabben auf den Graten des Riesen, Ausladung und Höhe der Kreuzblume und ihre Profile. – Soll die F. achteckigen Querschnitt erhalten, wird zur Umrißfixierung das Grundquadrat durch ein zweites von gleicher Größe, das um 45° gedreht ist, überlagert; entsprechend verfuhr man bei der Konstruktion von F. von anderem Querschnitt.

Die Gesamthöhe der F. beträgt ein ganzzahliges Vielfaches des „alten Schuh“, wobei die Proportionierung der F. insgesamt jeweils im Belieben zu stehen schien; vgl. die Übersicht bei Paul Booz, Der Baumeister der Gotik, Bln. 1954, Abb. 21, und die Bemerkung von Otto Schulz, ZDVK 10, 1943, S. 73. L. Lechler (Lacher) unterschied F., „die an den truckhenen stehn“ durch ihre Proportionen von solchen „an daß wetter“ (Ms. Köln a. a. O. [Sp. 621] fol. 48v; vgl. Aug. Reichensperger, Vermischte Schriften..., Lpz. 1862, S. 142).

3. Nachma. Zeit

In nachma. Zeit ist an die Stelle der F. antikischer Zierat getreten; wo ehedem F. anzutreffen waren, sind nunmehr Obelisken, Pyramiden, Kugeln, Vasen und dgl. plaziert (besonders charakteristisch am Mainzer Dom die Ausbildung des westl. Vierungsturmes 1767 durch Franz Ignaz Neumann: Kdm. Hessen, Stadt Mainz 2,1 S. 93 Abb. 45; vgl. ebd. Taf. 13), auch Statuen. Nur in den Bauten der „Deutschen Renss.“ und der sog. Nachgotik gibt es weiterhin F., doch keineswegs als Regelfall. Diese F. sind, verglichen mit solchen des MA, im allgemeinen gröber ausgeführt (vgl. Abb. 31f.). Sie wurden massiv ausgebildet, sie erhielten selten Wimperge, und ihre Flanken blieben ungegliedert. Tabernakel-F., wie sie in der italienischen Renss.architektur durchaus vorkommen (etwa am Dom in Como oder an der Certosa bei Pavia:/os. Durm, Hdb. der Archit. II,5 S. 81f., Fig. 81), scheint man im dt. Sprachgebiet nicht geschätzt zu haben (als Beispiel seien die drei F. über der W-Portalvorhalle der Klosterkirche in Sedletz genannt, 1703-1705 von Joh. Santin Aichl d. J. (Eva Matějková, Kutná Hora, Prag 1965, Abb. 105f.).

Mehrfach begegnet man massiven F. an (Treppen-) Giebeln von Profanbauten des 16. Jh.: an Schloßbauten (diagonal gestellte F. mit Zinnenabschluß am Schlößle in Offenhausen bei Neu-Ulm, um 1558: Kdm. Bayern, Kurzinv. 24 Fig. S. 26), an öffentlichen Gebäuden (Schütting in Bremen, W-Giebel, 1537: Stein, Bremen 2 S. 488, Abb. 438), an Bürgerhäusern (Abb. 31; Wilh. Schwemmer, Das Bürgerhaus in Nürnberg, Tüb. 1972 [Dt. Bürgerh., 16], Taf. 54 und 65). Die gelegentliche Verwendung von F. an Sakralbauten des 17. und 18. Jh. bezeugen die Beispiele am Vierungsturm der ehem. Klosterkirche Kladrau, 1712-1726 von J. Santin Aichl d. J. (RDK VI 19 Abb. 16), und an der Deutschordenskirche in Wien, 1712-1720 (Engelbert Kirschbaum, Dt. Nachgotik, Augsb. 1930, S. 61, Abb. 54). In angewandter Architektur zeigen die F. manchmal ein merkwürdiges Gemenge ma. und barocker Formen (Altarretabel in der Dekanalkirche in Beneschau und in St. Gallus in Pořitsch, 1745: Kdm. Böhmen 35 S. 17 Fig. 27, S. 232ff. Fig. 307-309).

Seit der 2. H. 18. Jh. errichtete man F. in ma. Formen an unvollendet gebliebenen Bauteilen ma. Kirchen oder man verwendete F. bei Umbauten. Bei Vervollständigung von Bauten bediente man sich, anders als im MA (und im 19. Jh.), der am Ort angetroffenen Details (als Beispiel die 1780-1784 errichteten F. des Freiburger Münsterchors: Abb. 33); bei Umbauten blieb man in der Bautradition des 18. Jh. (noch 1813 bei den Entwürfen zum Umbau des Mainzer Doms: Sp. 191 Abb. 64). Vom E. 18. Jh. an ist die F. eine der „gothischen Styl“ anzeigenden Zierformen romantischer Architektur, wobei englische Vorbilder hineinspielten (Alfr. Neumeyer, Rep. f. Kw. 49, 1928, S. 107 Anm. 94; vgl. Gg. German, Neugotik ..., Stg. 1974, Abb. 6, 14, 24, 28). Beispiele für das Vorkommen von an ma. Vorbildern orientierten F. bieten etwa Bauten K. F. Schinkels (Sp. 194 Abb. 65; Paul Ortwin Rave, Berlin 1, Bln. 1941 [Schinkelwerk], Abb. 86, 97, 101-104,185), der F. auch in „byzantinischem“ Kontext verwendete (ebd. Abb. 79), ebenso Klenze (RDK V 995f. Abb. 3, VII 642 Abb. 67: Allerheiligenhofkirche in München, 1826-1837).

Auch an Möbeln und Geräten war seit E. 18. Jh. die F. wieder eine beliebte Zierform.

Charakteristische Beispiele für mit F. geschmückte Möbel bei Kreisel, Möbel, Bd. 3 Abb. 591, 604, 611, 620, 629, 639, 668, 673, 761; P. O. Rave a. a. O. Abb. 224f. Für das Vorkommen von F. an Goldschmiedearbeiten sei die Monstranz von Karl Lienzer in Maria Dorn bei Eisenkappel, Ktn., 1806, genannt (Carinthia 1 158, 1968, S. 313 Abb. 17), für dasjenige an Kleinarchitekturen der Baldachin am Grabmal für Bischof Georg Carl von Fechenbach im Bamberger Dom, 1826-1827 nach Entwurf von K. A. Heideloff (Urs Boeck, Mitt. des Ver. für Gesch. der Stadt Nürnberg 48, 1958, Abb. 5; vgl. ebd. Abb. 7-9 und 12, auch Abb. 18 und 24).

An Bauten der Neugotik kommen massive F. in großer Zahl vor (Abb. 34; Apollinariskirche Remagen, 1839-1843 von Ernst Friedr. Zwirner: Propyläen-Kg., Neuaufl. Bd. 11, Bln. 1966, Abb. 385; vgl. auch Gg. German a. a. O. Abb. 53f., 70, 84). Sie sind auch in den Musterbüchern ausführlich berücksichtigt worden, vgl. etwa Ernst Kopp, Beiträge zur Darst. eines reinen einfachen Baustyls (H. 6, Stg. 1840; H. 8, Stg. 1841-1842; H. 12, Jena 1850, Taf. 15 und 19f.). Um die M. 19. Jh. versuchte man, in den verschiedenen ma. F.formen ein einheitliches Grundsystem zu erkennen und mit dessen Hilfe die Form der F. zu normieren (so K. A. Heideloff, um die spätma. Konstruktionsweise von F. auch auf Türme anwenden zu können: Werner Müller, Zs. f. Kg. 44, 1981, S. 96; vgl. RDK I 962 Abb. 1; Gg. Gottlob Ungewitter, Lehrb. der gothischen Constructionen, Lpz. 1859-1864, Textbd. S. 417-433, Atlas Taf. 28-30).

Solches Verhalten wirkte sich in der Baupraxis aus; man „verbesserte“ die F.formen, wie sie in der ersten H. des 19. Jh. üblich waren, und brachte bei Restaurierungen häufig selbst dort F. an, wo ursprünglich keine gewesen und auch nicht vorgesehen waren. Sogar originale erhaltene F. unterwarf man der neuen F.norm und ersetzte jene, wenn sie im Stil „nicht paßten“, durch neue, der Norm gemäße.

Daß dabei auch ganz andere Gesichtspunkte eine Rolle spielen konnten, bezeugt der sog. Kölner Fialenstreit: bei der 1828 begonnenen Wiederherstellung der 1823 abgetragenen F. hielt man sich nicht an die alte Form, sondern folgte Schinkels Anweisung, der gefordert hatte, einen „geringeren Grad an Ausführung anzunehmen“, um die Wirkung der Verwitterung zu mildern und die Kosten zu senken - ein Vorgang, der erhebliche Kritik auslöste (vgl. A. Reichensperger a. a. O. [Sp. 654] S. 319-323; ders., Zur neuern Gesch. des Dombaues in Köln, Köln 1881, S. 6f.; allgemein [2]).

Zu den Abbildungen

1. Aufbau einer F., Benennung ihrer Teile (unter Verwendung der Aufskizzierung einer F. an der 1321 geweihten Annakap. im Domkreuzgarten in Hildesheim). Nach Kdm. Hannover II,4 S. 139 Fig. 101.

2. Cunault, Maine-et-Loire, N.-D., Vierungsturm. E. 11. Jh. Foto James Austin, Ld.

3. Saintes, Charente-Maritime, Ste-Marie-aux-Dames, Vierungsturm. Vor 1134. Foto Marburg, Nr. 160885.

4. Chartres, Eure-et-Loir, Kath., W-Fassade, S-Turm („Alter Turm“), F. am Oktogon, Ansicht und Schnitt. Um 1145-1170. Nach Viollet-le-Duc, Archit., Bd. 5 (1861) S. 431f. Fig. 3f. (seitenverkehrt).

5. Etampes, Essonne, N.-D., Turmoktogon. 12. Jh. (?). Foto J. Austin, Ld.

6. Toul, Meurthe-et-Moselle, St-Gengoult, F. am Hochchor. 2. H. 13. Jh. Foto Mon. Hist., Paris, Nr. 3115 (Juli 1887).

7. Troyes, Aube, St-Urbain, Strebewerk zwischen Chor-N-Seite und N-Qhs. Um 1262-1286. Foto Mon. Hist., Paris, Nr. 3549.

8. Freiburg i. Br., Münster, Lhs., ö. Strebepfeiler der N-Seite. Um 1230/1235 (untere F.) und um 1260/ 1270 (obere F.). Aufmessungen der Münsterbauhütte Freiburg i. Br.

9. Naumburg, Dom, F. am W-Chor. Nach 1249. Foto Preuß. Meßbildanstalt, Bln. (1905).

10. Regensburg, ehem. Dominikanerkirche St. Blasius, F. am Hauptchor. Um M. 13. Jh. Foto Oskar Poss, Eisenärzt, Nr. AS 31295.

11. Magdeburg, Dom, F. am Hochchor (a und b), am Qhs. (c und d) und an der sog. Hl. Grabkap.(e). Vor 1266. Nach J. F. Clemens u. a., Der Dom zu M., 1 -3. Lfg., Magdeburg 1831, 1. Lfg. Taf. 5 Fig. 6 und 1, 2. Lfg. Taf. 6 Fig. 1 und 17, 3. Lfg. Taf. 3 Fig. 3f.

12. Halberstadt, Dom, Lhs., O-Joche, n. Ssch. Um 1260. Foto unbekannter Herkunft (Nachlaß Ernst Gall).

13. Straßburg, Münster, W-Joche des Lhs., S-Seite, Strebepfeiler-F. 3. V. 13. Jh. Foto Marburg, Nr. 68095.

14. Straßburg, Münster, W-Bau, Erdgeschoß, sw. Strebepfeiler. Baubeginn 1277. Foto Marburg, Nr. 25072.

15 a und b. Jos. Durm, Details der ab 1268 erb. ehem. Ritterstiftskirche St. Peter in Wimpfen: F. am Hochchor (a) und auf dem ö. Strebepfeiler der Lhs.-S-Seite. Bleistift auf Papier, je 26,5 × 14,9 cm. Karlsruhe, Staatl. K.halle, Inv. nr. 1940-180 (a) und 1940-182. Dat. 26. bzw. 30. 3. (18)61. Fotos Mus.

16 a und b. Maximilian Heinr. Fuchs (Zeichner) und Chrn. Duttenhofer (Stecher), Querschnitt durch den 1248 - vor 1304 err. Chor des Kölner Doms, Ausschnitt mit dem Strebewerk der N- (a) und S-Seite. Kupferstich, Plattenmaß 79,5 × 53 cm. 1809 (Zchg.) bzw. 1811-1814 (Stich). Nach Sulpiz Boisserée, Ansichten, Risse und einzelne Theile des Doms von Köln ..., Stg. 1821, neu hg. von Arnold Wolff, Köln 1979, Taf. VI (Ausschnitt).

17. Regensburg, Dom, Hauptchor, Obergeschoß, Ansicht von O. A. 14. Jh. Foto Dr. Bärend.

18. Freiburg i. Br., Münster, W-Turm, Untergeschoß, F. des obersten Strebepfeilergeschosses. Nach 1301. Nach Freiburg i. Br. a. a. O. (Sp. 650) Abb. S. 266.

19. Freiburg i. Br., Münster, W-Turm, Brüstung am Helmansatz. Um 1320/1330 (?). Aufmessung der Münsterbauhütte Freiburg i. Br.

20 a und b. Freiburg i. Br., Münster, W-Turm, sö. F. am Oktogon, a: oberes Geschoß, Ansicht und Querschnitte, b: mittleres Geschoß, Ansicht. Um 1320/ 1330 (?). Aufmessungen der Münsterbauhütte Freiburg i. Br. (August 1967).

21. Thorn, Neustadt, Jakobikirche. Chor-F. Baubeginn 1305. Nach C. Steinbrecht, Thorn im MA, Bln. 1885 (Die Bauk. des Dt. Ritterordens in Preußen, 1), Taf. X.

22. Oppenheim, Katharinenkirche, s. Lhs.obergaden, Detail (vor der 1879 beg. Rest.). 1. H. 14. Jh. Nach Heinr. Frhr. von Schmidt, Der Ausbau und die Wiederherstellung der St. Katharinenkirche zu O. a. Rh., Oppenheim 1889, Taf. III (Ausschnitt).

23. Prag, Veitsdom, Schauwand über dem s. Qhs.portal mit dem Jüngsten Gericht, Detail. Vor 1370. Foto Staatl. Dkm.amt, Prag.

24. Nürnberg, St. Sebald, F. vom O-Chor, erb. 1361 bis 1379. Nach F. W. Hoffmann a. a. O. (Sp. 643) Taf. 7-9.

25a und b. Prag, Veitsdom, Strebewerk des Chores, Detail (Ansicht und Schnitte). Chorweihe 1385. Nach Kdm. Böhmen, Prag 1 S. 48 Abb. 68, S. 52 Abb. 72a.

26. Esslingen a. N., Frauenkirche, F., a und b: vom SW-Portal, um 1410; c: s. Ssch., Brüstung, vor 1436; d: Strebepfeiler des vierten Turmgeschosses, um 1440; e: F. am Fuß des nw. Treppentürmchens, 1449; f: Abschluß-F. der F.gruppe am Turmoktogon, nach 1445; h und i: F. des W-Giebels, 1484; k: F. am O-Giebel des Lhs., 1494. Nach J. von Egle a. a. O. (Sp. 653) Taf. 23 Fig. 2-11.

27. Wien, St. Stephan, Lhs., obere Hälfte des 2. Jochs von W, mit Friedrichgiebel. 1361- um 1440. Nach Kdm. Österr. 23 Abb. 83.

28. Nördlingen, St. Georg, W-Turm, F.paar am 3. Turmgeschoß. Um 1470/1480. Foto Courtauld Inst., Ld.

29. Bozen, Pfarrk., F. der Turmbrüstung. Umbau des Turms 1500–1519 von Hans Lutz von Schussenried. Aufmessung des L.dkm.amts Bozen (Oktober 1978).

30. Eisenerz, pol. Bez. Leoben, Stm., Pfarrk. St. Oswald, Chor-S-Seite von O. Kirchenweihe 1512, F.

wohl um 1520, E. 19. Jh. erneuert. Foto Kurt Woisetschläger, Graz.

31. Lemgo, Haus Wippermann, Fassadengiebel. 1576. Foto M. Jeiter, Hadamar.

32. Stuttgart, Württ. L.bibl, Graph. Slg., Slg. Nicolai, Bd. 5, fol. 102, F. und Wimperg. Federzchg. auf Papier, 40 × 28,5 cm. 17. Jh. Foto Bibl.

33a und b. Freiburg i. Br., Münster, F. vom Chorumgang (z.T. im 20. Jh. ersetzt). 1780-1784. Nach Aufmessungen der Münsterbauhütte Freiburg i. Br.

34. Daniel Ohlmüller, Fassade der Mariahilfkirche in München-Au, Detail: Giebel des s. Ssch. Nach Allg. Bauztg. 7, 1842, Atlas Taf. 480.

Literatur

1. Viollet-le-Duc, Archit., Bd. 7 (1864) S. 176-187 („pinacle“). – 2. Arnold Wolff, Die F. unter dem Baldachin, Kölner Dombl. 21-22, 1963, S. 143-147. – 3. Karl-Adolf Knappe, Die Fiale. Zur Entstehung eines got. Archit.gliedes, Fs. für Wilh. Messerer zum 60. Geburtstag, Köln 1980, S. 137-155.

4. La cath. de Strasbourg, o. O. u. J. (Strbg. 1973). – 5. Friedr. Kempf Das Freiburger Münster, Karlsruhe 1926. – 6. Lasteyrie, Gothique. – 7. Lasteyrie, Roman. – 8. Eugène Lefèvre-Pontalis, Les clochers du Calvados, Bull. mon. 75, 1908, Bd. 2 S. 652 bis 684. – 9. Viollet-le-Duc, Archit., Bd. 3 (1859) S. 286-408 („clocher“). – 10. Adolf Zeller, Die Stiftsk. St. Peter zu Wimpfen im Tal ..., Wimpfen 1903.

Verweise