Fisch I

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englisch: Fish I; französisch: Poisson I; italienisch: Pesce I.


Salome Zajadacz-Hastenrath (Ms. von 1978), Überarbeitung und Erweiterung (III.B.2 und C, IV und V.C) durch Matthias Exner, unter Mitarbeit von Almuth Seebohm Désautels, unter Verwendung von Materialien von Dirk Kocks (1987)

RDK IX, 18–88


RDK I, 139, Abb. 13. Thann, 2. H. 14. Jh.
RDK II, 1299, Abb. 19. Augsburg, Augustus-Brunnen, 1589-94.
RDK III, 745, Abb. 1. New York, um 1450, Richental-Chronik des Konstanzer Konzils.
RDK IV, 753, Abb. 2. Jan Rost, 3. V. 16. Jh., Florenz.
RDK V, 753, Abb. 8. Frans Floris (um 1516-70), Berlin.
RDK V, 1017, Abb. 9. New York, M. 10. Jh.
RDK V, 1041, Abb. 18. Oxford, 1. H. 11. Jh. (?).
RDK V, 1043, Abb. 19. Münster i. W., 2. H. 11. Jh.
RDK V, 1051, Abb. 24. Stuttgart, 2. H. 12. Jh.
RDK V, 1067, Abb. 37. München, um 1295.
RDK V, 1073, Abb. 42. Nürnberg, 1465.
RDK VI, 57, Abb. 7. Ehem. Straßburg, 2. H. 12. Jh.
RDK VI, 181, Abb. 17. Meister Bertram, um 1394 (?), Hannover.
RDK VI, 1393, Abb. 12 b. Padua 1618.
RDK VI, 1399, Abb. 16 a und b. Matth. Bernh. Braun, 1718-19, Bad Kukus.
RDK VIII, 425, Abb. 2. Kelibia (Cap Bon), Tunesien, A. 6. Jh.
RDK IX, 21, Abb. 1. Brescia, 3. V. 4. Jh.
RDK IX, 23, Abb. 2. Rom, M. 8. Jh.
RDK IX, 23, Abb. 3. Ehem. Cheltenham, 10./11. Jh.
RDK IX, 25, Abb. 4. Paris, E. 12. Jh.
RDK IX, 27, Abb. 5. Engelberg, um 1200.
RDK IX, 29, Abb. 6. Mailand, um 1200.
RDK IX, 31, Abb. 7. München, vor 1222.
RDK IX, 33, Abb. 8. Chartres, um 1220/30.
RDK IX, 35, Abb. 9. Wien, 1. H. 13. Jh.
RDK IX, 37, Abb. 10 a. Toledo, 2. V. 13. Jh.
RDK IX, 37, Abb. 10 b. Toledo, 2. V. 13. Jh.
RDK IX, 37, Abb. 11. München, 1287.
RDK IX, 39, Abb. 12. Heidelberg, um 1310.
RDK IX, 41, Abb. 13. Assisi, um 1330/1350.
RDK IX, 41, Abb. 14. Heinr. Aurhayn, nach 1414, Heidelberg.
RDK IX, 43, Abb. 15. London, 2. V. 15. Jh.
RDK IX, 45, Abb. 16. Rom, 2. V. 15. Jh.
RDK IX, 47, Abb. 17. Pieter Brueghel d. Ä. (Entw.) und Pieter van der Heyden (Ausf.), 1557.
RDK IX, 49, Abb. 18. Fr. Floris (Entw.), C. Cort (Ausf.), 1560.
RDK IX, 49, Abb. 19. Jacob II de Gheyn, um 1596, Frankfurt a. M.
RDK IX, 51, Abb. 20. Hubert Gerhard, 1589-1594, Augsburg.
RDK IX, 53, Abb. 21. Hamburg, 16. Jh.
RDK IX, 53, Abb. 22. Danzig, um 1600.
RDK IX, 55, Abb. 23. Erfurt, 1607.
RDK IX, 57, Abb. 24. Abraham von Beyeren, um 1650-1660, ehem. München.
RDK IX, 59, Abb. 25. Würzburg, vor 1646.
RDK IX, 61, Abb. 26. Zürich, 1694-1698.
RDK IX, 63, Tafel I a: F. als Heiligenattribut
RDK IX, 63, Tafel I b: F. als Heiligenattribut
RDK IX, 63, Tafel I c: F. als Heiligenattribut
RDK IX, 63, Tafel I d: F. als Heiligenattribut
RDK IX, 63, Tafel I e: F. als Heiligenattribut
RDK IX, 65, Tafel II a: F. als Heiligenattribut.
RDK IX, 65, Tafel II b: F. als Heiligenattribut.
RDK IX, 65, Tafel II c: F. als Heiligenattribut.
RDK IX, 65, Tafel II d: F. als Heiligenattribut.
RDK IX, 69, Abb. 27. Luca Giordano, nach 1685, Florenz.
RDK IX, 71, Abb. 28. J. C. Schalckh (Entw.) und J. G. Wolffgang (Ausf.), Augsb. 1701.
RDK IX, 71, Abb. 29. Augsburg 1728.
RDK IX, 73, Abb. 30. Guill. Ignace Kerricx und Mich. van der Voort, 1713, Antwerpen.
RDK IX, 75, Abb. 31. Cosmas Damian Asam, 1723/24, Freising.
RDK IX, 77, Abb. 32. Rouen, 18. Jh.
RDK IX, 77, Abb. 33. J. B. Basedow (Entw.) und D. N. Chodowiecki (Ausf.), 1780.
RDK IX, 79, Abb. 34. Straßburg, um 1760.
RDK IX, 79, Abb. 35. Hamburg, um 1800.
RDK IX, 81, Abb. 36. Wien, 1795.
RDK IX, 81, Abb. 37. Wien, 19. Jh.
RDK IX, 85, Abb. 38. Stuttgart 1845.

I. Voraussetzungen

A. Naturkundliche Schriften

Grundlage des antiken und ma. Wissens über F. sind die naturkundlichen Werke des Aristoteles ([1] V,9-11, VI,10-17, VIII,2, 13, 15, 19f., IX [unecht], passim; [2]; [3]) und der peripatetischen Schule (vgl. [98] Sp. 979f.; [102] S. 186; Wilh. Kroll, Zur Gesch. der aristotelischen Zoologie, Wien und Lpz. 1940 [Sitzungsber. der Akad. der Wiss. in Wien, Phil.-hist. Kl. 218, 2]). Dort findet sich bereits die maßgebliche, wenn auch in der Folge nicht durchwegs beachtete Trennung zwischen den fußlosen, kiemenatmenden F. (ιχθύς) und den übrigen Wassertieren (ἔνυδρα), wobei unter den ca. 100 namentlich bezeichneten Arten die schuppenlosen ‚viviparen Selachier‘ (Haie und Rochen) von den normalen F. unterschieden werden (vgl. [102] S. 186).

Vieles davon findet sich in der Naturkunde des Plinius wieder, die ein eigenes Buch über die Wassertiere enthält ([6]; [6 a]) und, wie die von diesem Werk abhängigen „Collectanea“ des Solinus [11], im Abendland große Verbreitung fand. Auf diese Weise wurden ältere griechische, heute selbst meist verlorene Quellen dem lateinischen Westen überliefert, ergänzt durch - weniger verbreitete - griechische Werke wie die Tierkunde des Aelian [8], die von Athenaeus aufgezeichneten ichthyologischen Schriften älterer Verfasser ([10]; [10 a]) und Plutarchs Abhandlung über die Geschicklichkeit der Tiere [7] oder die mit dem Fischfang befaßten Untersuchungen Ovids ([5]; [5 a]) und Oppians ([9]; vgl. ebd. S. XII-LXXX die Einleitung von A. W. Mair; weitere Lit. bei [98] Sp. 980 und [99] Bd. 2 Sp. 51ff.).

Bei Isidor von Sevilla wie in vielen der ma. Enzyklopädien behandeln die „de piscibus“ überschriebenen Abschnitte neben den F. auch die anderen Wassertiere ([14], [17], [18], [21], [22], [27], [29], [30], [33], [34], [38]), doch wird gelegentlich auch zwischen „pisces“ und „monstra marina“ -den durch Größe oder wunderbare Eigenschaften auffallenden F. und Wassertieren - unterschieden, so bei Thomas von Cantimpré ([31] lib. VI und VII, vgl. Konrad von Megenberg [40] III C und D) und Vinzenz von Beauvais [32, cap. 29-99 und 100-139].

Die entsprechenden Kapitel finden sich meist eingestreut in die Beschreibung der Tierwelt - gelegentlich, dem Schöpfungsbericht folgend (Gen 1,20), an erster Stelle (Hildegard von Bingen [21, lib. V], Vinzenz von Beauvais [32]), in der Regel aber den Tieren der Erde nachgeordnet (nach diesen, aber noch vor den Vögeln: Isidor [14], Hraban [17]; nach den Vierbeinern und Vögeln, jedoch noch vor den Schlangen und Würmern: Arnoldus Saxo [29, T. 2, lib. VIIf.], Albertus Magnus [33], Thomas von Cantimpré [31, lib. VI-VII] und Konrad von Megenberg [40, III C-D]; ganz am Ende der Tierreihe: Lambert von St-Omer [18, fol. 61V-63V], Ps.-

Hugo von St-Victor [22, lib. III cap. 55]) oder, Beschreibungen der Elemente folgend, im Anschluß an Abhandlungen über das Wasser und damit verbundene Phänomene (Alexander Neckam [27, lib. II cap. 22-46], Bartholomaeus Anglicus [30, cap. 26], Bersuire [38]).

Gewöhnlich werden allgemeine Bemerkungen über die Natur der F. vorausgeschickt und anschließend einzelne Karten in alphabetischer Folge beschrieben (vgl. die Übersicht über die naturkundlich-enzyklopädischen Werke des MA und ihr Verhältnis zueinander bei [102] S. 188-193 und [99] Bd. 2 S. 54-64).

Einzelne F. (und andere Meerestiere) begegnen auch in einigen der ma. Bestiarien ([25] S. 195-217; [26] S. 188-199; [95] S. 200f.; [118] S. 100f. Kat.nr. 53, S. 102f. Kat.nr. 55, S. 127f. Kat.nr. 80; vgl. ferner [99] Bd. 2 S. 80-82) sowie im „Hortus Sanitatis“ ([42]; vgl. die [99] Bd. 1 S. 509f. zit. ill. Ausg.), während die Physiologus-Redaktionen nur *,Serra‘, ‚Cetus‘ (s. *Wal) und einige Meerwesen behandeln, die nicht zu den eigentlichen F. gehören (Physiologus Latinus, versio y: ed. Francis J. Carmody, Berkeley und Ld. 1941, S. 105, 125; P. T. Eden, Theobaldi Physiologus, Leiden und Köln 1972, S. 56; Nik. Henkel, Studien zum Physiologus im MA, Tüb. 1976 [Hermaea, N.F. 38], S. 180; Pierre de Beauvais, Le Bestiaire [version courte]: ed. Guy R. Mermier, Paris 1977, Art. 4, 24).

Naturkundliche Untersuchungen der frühen Neuzeit gaben die alphabetische Reihung des MA zugunsten einer - zunächst noch wenig systematischen - sachlichen Ordnung auf und beschrieben die erreichbaren F.arten mit wechselnder Akzentsetzung nach ihrer anatomischen Beschaffenheit, nach Vorkommen und Gewohnheiten oder nach speziellen Fang- und Zubereitungsmethoden ([46]-[65]; hierzu [102] S. 193-197). Der Schwierigkeit, in antiken Quellen überlieferte F.namen mit den aus eigener Anschauung bekannten Arten zu identifizieren, suchte man durch umfangreiche griechisch-lateinische und volkssprachliche Namenskonkordanzen zu begegnen, ohne darin immer Übereinstimmung zu erzielen ([48]; [49]; [52]; [53]; [55]; [58]; [59]; s. auch Sp. 89f.). Zur nachhaltigen Bedeutung vor allem G. Rondelets [50], I. Salvianis [52], C. Gesners [53–55] und später J. Jonstons [59] vgl. Eugene Willis Gudger, The Five Great Naturalists of the Sixteenth C.: Belon, Rondelet, Salviani, Gesner and Aldrovandi: A Chapter in the Hist. of Ichthyology, Isis 22, 1934/35, S. 21–40, und C. Hünemörder [102, S. 194–196].

Erst am Ende des 17. Jh. wurde mit dem posthum von John Ray herausgegebenen Werk des Francis Willughby [64] eine moderner Zoographie genügende ichthyologische Systematik begründet (vgl. [102] S. 197). Hier finden sich auf 183 Kupferstichen auch zugehörige Studien nach der Natur, welche die z. T. – Salviani [52] – bereits beachtlichen Illustrationen des 16. Jh. an Genauigkeit übertreffen; als Quelle konnte dabei vor allem das F.buch des Straßburger Fischers Leonhard Balder von 1666 genutzt werden ([62]; [62 a]; vgl. [103] S. 207; eine Übersicht über die fischkundlichen Illustrationen bis in die Neuzeit s. bei [99] Bd. 2 S. 253–262).

B. Bibel

In der Bibel sind F. sehr oft erwähnt. Die wichtigsten derjenigen Stellen, die zu Deutungen und Darstellungen Anlaß gaben, werden im Folgenden in bibelchronologischer Abfolge aufgeführt, unberücksichtigt bleiben allgemeine Bemerkungen wie die über die Artenvielfalt der Meeresfische, den F.reichtum des Sees Genezareth oder das Verspeisen von F. und die im AT mehrfach berichtete Vernichtung der F. durch den zürnenden Gott (vgl. Is 50,2, Ez 38,20, Osea 4,3, Soph 1,3).

1. AT:

Gen 1,20–22: Erschaffung der F. (s. Sechstagewerk, Sp. 53 und Sp. 56f., Bemerkungen über F. im sog. Schöpfungspsalm – Ps. 8,9 – betreffend); Ex 7,18–21: Erste der Ägyptischen *Plagen: F. sterben im zu Blut gewordenen Nil (s. a. Zehn *Gebote); Lev 11,9–12 und Deut 14,6–10: Unterscheidung von reinen und unreinen F. sowie ihr gemäße Speisevorschriften (s. Sp. 45, auch den Art. reine und unreine *Tiere); II Es 13,16: In Jerusalem wohnende Tyrier verkaufen am Sabbat F. (s. Sp. 53f.); Tob 6 und 10,8–12: Der junge Tobias zieht einen großen F. aus dem Tigris, entnimmt ihm Herz, Leber und Galle, brät ihn und ißt davon; später heilt er mit der F.galle den erblindeten Vater (s. Sp. 31 und 33); Jonas 2: Jonas wird ins Meer geworfen, von einem großen F. verschlungen und nach drei Tagen wieder ausgespien (s. Sp. 54).

2. NT:

Mt 7,10 (Lc 11,11): Gleichnis von dem Kinde, das um einen F. bittet (s. Sp. 30); Mt 13,47–50: Gleichnis vom Himmelreich (s. Sp. 41 und Fischer, Fischfang); Mt 14,13–21 (Mc 6,31–44; Lc 9,10–17; Io 6,1–15): Speisung der Fünftausend und Mt 15,32–39 (Mc 8,1–10): Speisung der Viertausend (s. Sp. 33, 35f. und Brotvermehrung [RDK II 1222–1228]); Mt 17,23–26: Tempelsteuer: Stater im Maul eines F. (s. Sp. 31, 33, 70 und Fischer, Fischfang); Lc 5,1–11 (vgl. Mt 4,18–22; Mc 1,16–20): Berufung der ersten Apostel (s. Sp. 41, ferner Fischer, Fischfang sowie wunderbarer *Fischzug); Lc 24,36–43 und Io 21,4–14: *Erscheinungen Christi (RDK V 1327–1346 und 1366–1374): Christus ißt mit den Jüngern vom gebratenen F. (s. Sp. 32 und 33); Petrus fängt 153 große F. (s. Sp. 52).

II. F. und Wasser

Als im Wasser beheimatete Lebewesen sind F. –gleich anderen Wassertieren (z. B. Delphin [RDK III 1233–1244], Krebs, Muschel, Seepferd, *Seestern, *Wal) – in erster Linie Sinnbild des Wassers. Jedwede Wiedergabe von Wasser und Gewässern kann durch die darin sich tummelnden F. belebt werden. F. oder F. im Wasser wurden Personifikationen dieses Elementes und bestimmter Gewässer sowie Gestalten der antiken Mythen als Attribute zuerkannt.

A. Gewässer

Personifikationen des Meeres (θάλασσα; mare) durch F. zu charakterisieren beruht auf aus der Antike kommenden Traditionen. In einem Fußbodenmosaik der Apostelkirche in Madaba ist ΘΑΛΑΣΣΑ als eine von F. umgebene weibliche Halbfigur mit einem Ruder vorgestellt (gegen 578: Ausst.kat. „Byz. Mosaiken aus Jordanien“, Schallaburg, N.Ö., Klagenfurt usw. 1986–1988 [Kat. des Nö. L.mus., N.F. 178], S. 60–62, Taf. XI). Das nach antiker und ma. Vorstellung die Erde umschließende „mare magnum“ ist bisweilen von F. belebt (RDK V 1018 Abb. 9 und 1052 Abb. 24; vgl. ferner Ulrike Bauer, Der Liber Introductorius des Michael Scotus in der Abschrift Clm 10 268 ... Ein ill. astronomisch–astrologischer Cod. aus Padua, 14. Jh., Mchn. 1983, S. 92f., Abb. 24). Die Darstellung von F. und anderen Wassertieren belebter Meere hat in schematischen und kartographischen Abbildungen eine Tradition (vgl. z. B. Abb. 4; Konrad Miller, Mappaemundi, H. 1, Stg. 1895, S. 29). – Zahlreich sind die im Bildtypus sich von Wiedergaben des Oceanus und der personifizierten Aqua nicht unterscheidenden Abbildungen des Meeres mit F.attribut als Pendant zu solchen des Landes (s. RDK V 1042f. Abb. 18f.; ferner z. B. Paris, Bibl. Nat., ms. lat. 1141, fol. 6r, um 860–870: Koehler Bd. 5 Taf. 43 b und Hildesheim, Dombibl., cod. 18, fol. 174r, vor 1015: Bloch–Schnitzler Bd. 2 Abb. 440). – Alciati stellte Land und Meer durch Blüten und einen F. vor, die, Amor in die Hand gegeben, die „potentia Amoris“ bezeichnen ([68] Bl. D8r, im Anschluß an Verse der Anthologia Græca: vgl. [68 b] S. 447f.). Nach diesem Emblem konzipierte Ripa die Personifikation der „Forza d’amore, si nell’ Acqua, come in Terra“ ([87a] S. 171; [87b] T. 1 S. 206). – In astrologischen Flugschriften findet sich der F. als Vorzeichen einer großen Flut, etwa 1523 in Nürnberg, im Hinblick auf die große Planetenkonjunktion im Zeichen der F. vom Februar 1524 (Heinz Artur Strauß, Der astrolog. Gedanke in der dt. Vergangenheit, Mchn. und Bln. 1926, S. 69f. Abb. 60–63).

Auch das Gläserne Meer vor dem Thron Gottes (Apoc 4,6) stellte man mit F. dar (Paris, Bibl. Nat., ms. lat. 8850 [Evangeliar von Soissons], fol. 1v, um 800: Koehler Bd. 2 Taf. 67; weitere Beispiele bei Elis. Chatel, Les scènes marines des fresques de St–Chef, Synthronon, Paris 1968 [Bibl. des Cah. arch., 2], S. 177–187). – Selbst wo die Bezeichnung „Meer“ nur im übertragenen Sinn verwendet und ein (größeres) Wasserbehältnis so genannt wurde (oceanus = große Badewanne, vgl. Georges Sp. 1305), findet man auf solchen Gegenständen oder in dem Wasser, das sie enthalten, F. abgebildet, so im *Ehernen Meer (III Reg 7, 23–26: mare fusile, IV Reg 16,17: mare aereum; vgl. RDK IV 837–844, bes. Sp. 839 Abb. 3), an Taufbecken (s. Sp. 43f.) und in Brunnen (RDK II 1283 Abb. 2).

Zahlreiche Darstellungen zeigen F. in Flüssen und Seen (vgl. z. B. RDK I 140 Abb. 13; s. auch Sp. 68).

In einer Miniatur zu Hrabanus Maurus, De natura rerum lib. XI, cap. 8 („de lacis et stagnis“), werden stehende Gewässer aller Art gegenüber dem unbelebten „lacus asfalti“ durch F. charakterisiert (Montecassino, Bibl., cod. 132 [dat. 1023], S. 279: Marianne Reuter, Text und Bild im Cod. 132 der Bibl. von M. ..., Mchn. 1984 [Münchener Beitr. zur Mediävistik und Renss.forschung, 34], Abb. 87).

Flußgötter haben relativ selten einen F. als Attribut – eher kippen sie mit dem Wasser, das sie aus einem Gefäß ausgießen, auch F. aus.

Zwei der Flußgötter von Hubert Gerhards Wittelsbacher–Brunnen in der Münchner Residenz halten auch F. in Händen (1587–1588; Dorothea Diemer, Bronzeplastik um 1600 in München. Neue Quellen und Forschgn. II. T., Jb. des ZM 3, 1987, S. 130f., Abb. 73f.), mit dem F.reichtum des Bronnenbaches wird die Vergabe des F.attributes an dessen Personifikation am Augsburger Augustus–Brunnen erklärt (Abb. 20). – Beispiele für die geläufigere Darstellung finden sich unter den 1710 von Antonio Beduzzi im Wiener Landhaussaal gemalten Flüssen, welche die österreichischen Besitzungen durchströmen (Save und Sebethos; Rupert Feuchtmüller, Das niederösterr. Landhaus, Wien 1949, Abb. 29 und 26; zum Programm ebd. Anh. S. VIII). Fünf silbrig glänzende F. liegen auf der Bodenplatte neben „Moenus“ (fränkische Tonplastik [Bozzetto?], um 1750: [107] S. 57 Nr. 54).

Bisweilen wurden auch die *Paradiesesflüsse mit F. dargestellt (die dann, entgegen [101] S. 28, keineswegs als Bild der Täuflinge gedeutet werden können), selten alle vier. Wenn überhaupt, gab man fast immer nur einem oder zwei von ihnen F. bei, möglicherweise als Hinweis auf ihren besonderen F.reichtum. Dieser wird zumal dem Euphrat nachgesagt (Hieronymus, Liber interpretationis Hebraicorum nominum: ed. Paulus de Lagarde, CCSL 72, 1959, S. 65.11; Ambrosius, De paradiso 3, 18: ed. Karl Schenkl, CSEL 32, 1, 1896, S. 276), gelegentlich auch dem Phison (was fälschlich aus dem Hebräischen abgeleitet und mit „oueruloedicheit“ Der Name des Attributs „[Sache“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann.] übersetzt wurde: Ludolph von Sachsen, Leven Jhesu Christi, Antw. 1487, Bl. b2r; eine entsprechende Deutung auch des Geon bei Ernst Schlee, Die Ikon. der Paradiesesflüsse, Lpz. 1937, S. 167f., beruht auf einem Transkriptionsfehler von Swarzenski, Regensburg, S. 101: statt „fertilitas“ lies „felicitas“).

Das Wassergefäß und einen F. halten drei Paradiesesflüsse am Oswald–Reliquiar in Hildesheim (Niedersachsen oder England, um 1170–1180: Victor H. Elbern und Hans Reuther, Der Hildesheimer Domschatz, Hdhm. 1969 [Alte und neue K. im Erzbistum Paderborn 16, 1968], S. 35f. Nr. 23, Abb. 20f.). Ob die vier hockenden Männer mit F. und Schriftrolle (!) am Taufstein zu Wesselburen Kr. Dithmarschen als Paradiesesflüsse zu deuten sind (so E. Schlee a. a. O. S. 124f., Abb. 31), ist zweifelhaft (vgl. Erika Dinkler–von Schubert, Der Schrein der hl. Elisabeth zu Marburg, Marburg a.d.L. 1964, S. 108). – Zwei der auf einem Kapitell aus dem Chorumgang von Cluny dargestellten Paradiesesflüsse gießen mit dem Wasser auch F. aus (um 1095: Bernh. Rupprecht, Roman. Skulptur in Frankr., Mchn. 21984, Abb. 141f.). – Einer der Paradiesesflüsse am Leuchter des Mailänder Domes hält einen F. am Schwanz, und aus dem aufgerissenen F.maul kommt ein Wasserstrahl (Abb. 6). Auf einem Holzschnitt in der Ausg. Antw. 1487 von Ludolphs von Sachsen „Vita Christi“ (s. oben) ist der Phison von den übrigen Paradiesesflüssen dadurch abgehoben, daß nur in ihm F. schwimmen (Bl. b1v).

Im Wasser lebende Gestalten der antiken Mythen wurden öfters mit einem F. als Attribut dargestellt, allen voran Neptun (der z. B. im Antwerpener „Ommegang“ von 1582 auf einem F. ritt: Leon Voet, Antwerp. The Golden Age, Antw. 1973, S. 407), Oceanus (vgl. Sp. 24) und seine Gemahlin Thetys. Ein Mosaik des 4. Jh. zeigt Thetys von F. umgeben (Doro Levi, Antioch Mosaic Pavements, Bd. 2, Princeton/N.J. 1947, Taf.

62 a), und in der Mascherata anläßlich der Hochzeit Francescos de’Medici mit Johanna von Österreich (1565 [st. flor.]) gingen sie und der zu Neptuns Gefolge gehörende Glaucus mit einem F. in der Hand ([Buccio Baldini,] Discorso sopra la Mascherata della Genealogia degl’Iddei de’Gentili, Flor. 1565 [Ndr. New York und Ld. 1976], S. 98 und 86; zu den Zeichnungen der Vasari–Werkstatt vgl. Ausst.kat. „Disegni Vasariani...“, Florenz 1966, S. 57f. Nr. 53 und S. 53 Nr. 45, Abb. 28 und 22). F. gehören ferner zu den Attributen von Sirenen und *Meerweibchen (Beispiele bei [24] fol. 39r; Alexandra Konstantinowa, Ein engl. Bestiar des 12. Jh. in der St.bibl. zu Leningrad, Bln. 1929, Abb. 27; Randall Taf. CIV Abb. 499; vgl. auch [95] S. 169).

B. Element

1. Element Wasser

Sehr oft gehören F. zur Charakterisierung des Elementes Wasser: sie sind Attribute der personifizierten „Aqua“ und kommen sowohl in schematischen als auch in konkretisierenden Darstellungen des Elementes vor.

Das in menschlicher Gestalt wiedergegebene Wasser konnte sowohl als Mann wie als Frau dargestellt werden (vgl. Elemente, RDK IV 1256–1288): als Mann, Bildern des Oceanus entsprechend oder von solchen herzuleiten, mit einem F. in der Hand (RDK V 1109f. Abb. 10) oder auf einem F. reitend (ebd. Sp. 1059 Abb. 29); als Frau mit F. als Attribut (ebd. Sp. 1067f. Abb. 37), F. säugend (ebd. Sp. 1047 Abb. 21; Lausanne, Kath., Fensterrose, um 1235: CVMA Schweiz 1, Taf. 20) oder auf einem F. sitzend (Abb. 5; Straßburg, St. Thomas, Tumba des Bischofs Adeloch [† 823], um M. 12. Jh.: Renate Kroos, Grabbräuche – Grabbilder, in: Karl Schmid und Joach. Wollasch [Hgg.], Memoria, Mchn. 1984 [Münstersche MA–Schr., Bd. 48], Taf. XII Abb. 18; s. auch RDK IV 1267). Bisweilen sind die Personifikationen von Wasser, in dem F. schwimmen, umgeben oder gießen mit dem Wasser aus einer Urne F. aus (z. B. ebd. 1271 Abb. 6b und Sp. 1273 Abb. 7). – Zu Porzellanfiguren in Puttengestalt mit den Attributen der Elemente, um 1765, vgl. Ernst Kramer, Die „vier Elemente“. Porzellanmacher und Porzellanfiguren von Closter Veilsdorf und von Fulda, Mitt. der Keramikfreunde der Schweiz 56, 1962, S. 15–20, Abb. 5f.

In der Microcosmus–Darstellung im „Hortus deliciarum“ waren in der unregelmäßig begrenzten, das Wasser vorstellenden Fläche zwei F. zu sehen (um 1170: Herrad, Hortus, Bd. 2 Nr. 14 [fol. 16V] Taf. 9, vgl. Bd. 1 S. 96). Seit dem späteren MA wurde das nasse Element gern als mit Fischen belebte Wasserlandschaft dargestellt, vgl. RDK V 1074 Abb. 42 und die Elemente–Zyklen des Jan Brueghel (z. B. Rom, Gall. Doria Pamphilj, um 1611: Klaus Ertz, J.B.d. Ä. [1568–1625]. Die Gem., Köln 1979, S. 599 Nr. 250, Abb. 441; zu den verschiedenen Fassungen und Repliken ebd. S. 368–378, auch RDK IV 1281f.). Aus 31 F. und anderem Seegetier ist die Büste der „Aqua“ von Gius. Arcimboldo zusammengesetzt (Wien, Kh. Mus., um 1566: Effetto Arcimboldo, Mail. 1987, S. 96f., Abb. S. 95); zu F. und Seegetier kommen auf einem die Elemente vorstellenden Stilleben des Jan van Kessel noch Gefäße, die Flüssigkeiten enthalten, hinzu (Straßburg, Mus. des B.–A.: [118] S. 152 Nr. 85, Abb. S. 150).

2. Entsprechungen zu dem Element Wasser: Winter, Phlegma, Temperantia

Die gleichen Proprietäten wie das Element Wasser – es ist kalt und feucht – hat unter den Jahreszeiten der Winter und unter den Humores das phlegmatische Temperament (vgl. etwa Franz Boll, Carl Bezold und Wilh. Gundel, Sternglaube und Sterndeutung. ..., Stg. 51966, S. 54). Auch sie wurden öfters durch F. charakterisiert.

So kann in der Jahreszeitenfolge von Lukas van Valckenborch und Georg Flegel die Darstellung eines F.marktes den Winter vorstellen (Priv.bes., 1595: [118] S. 558f. Nr. 146, Abb. S. 275). – Phlegmatiker sind mit F.behältern dargestellt (Abb. 19 und niederl. Kupferstiche der 2. H. 16. Jh.: Raymond Klibansky, Erwin Panofsky und Fritz Saxl, Saturn and Melancholy, Cambr. 1964, Abb. 141f.), und in Peter Isselburgs Kupferstichfolge „Die Temperamente im Trunke“, um 1612–1625, ist dem Phlegmatiker ein F. als Attribut gegeben (Wolfg. Brückner, Populäre Druckgraphik Europas. Dtld., Mchn. 1969, S. 73, Taf. 64).

Aus der arithmologischen Parallelisierung der vier Elemente und der vier Kardinaltugenden leitet sich diejenige von Wasser und Temperantia her: in der vorgegebenen bzw. standardisierten Abfolge der den Quaternius bildenden Begriffe nimmt Wasser und Temperantia jeweils den zweiten Platz ein (für viele Belege vgl. Rodulfus Glaber, Historiarum sui temporis lib. I, 1: Migne, P. L. 142 Sp. 614).

Dem der Temperantia öfters zuerkannten F.attribut ist es nicht anzusehen, ob es auf das Element Wasser oder auf den F. als Fastenspeise hinweisen soll– beides wäre möglich (vgl. Sp. 27 und 59f.). Seit wann man Temperantia einen F. als Attribut gab, müßte noch durch spezielle Untersuchungen ge klärt werden; denn gerade bei den als Erstlinge in Frage kommenden Darstellungen gibt es Unklarheiten und Ungereimtheiten.

In einigen Temperantia–Darstellungen, die dem im Spät–MA weit verbreiteten und sehr oft illustrierten Tugenden–und–Laster–Traktat mit dem Incipit „Misit autem rex Saul apparitores“ (Morton W. Bloomfield, A Preliminary List of Incipits of Latin Works on the Virtues and Vices, Mainly of the 13th, 14th, and 15th C., Traditio 11, 1955, S. 315 Nr. 504; Dietr. Schmidtke, Art. „Etymachietraktat“, in: Verf.lex. Bd. 2, 21980, Sp. 636–639, mit weiteren Lit.hinweisen) und ihm verwandten Texten beigegeben sind, ist ein F. – ein Hecht – regelmäßig das Attribut der von Temperantia bekämpften Gula (s. Sp. 109), nur ausnahmsweise ein „F.“ Temperantia–Attribut, so in London, Brit. Libr., Add. Ms. 15 693, fol. 34V, einer deutschen Handschrift v. J. 1438, hier wohl auf Grund des Schreibfehlers „lucerem“ (für „luterum“, fol. 35V) eine mißverstandene Darstellung des der Abbildung so oft Schwierigkeiten bereitenden „luterus“ (vgl. RDK V 745–748, s. v. „Enthaltsamkeit“, Abb. 4f.). – Die den „Fraß“ bekämpfende „kestigunge“ hat den F. als Fahnenbild (durch Beischrift als „blaw“ ausgegeben: Abb. 16), ebenso die Temperantia auf einem Regensburger Wandteppich des 15. Jh. (Leyen–Spamer Abb. S. 107; Leonie von Wilckens, Bildteppiche, Rgbg. 1980, S. 16–23, Abb. S. 20) und die Sobrietas auf Aldegrevers Stich v. J. 1522 (Hollstein, German engr., Bd. 1 S. 58 Nr. 121, Abb. S. 59).

In Johs. Goßners populärem „Herzbüchlein“ (Abb. 38) verbildlichen Brot und F. des standhaften Christen „Mäßigkeit, Enthaltsamkeit und Nüchternheit, indem er in allem das rechte Maß zu halten sucht, damit er nicht durch unordentlichen Genuß von Speise und Trank die Lust des Fleisches nähre, den Geist niederdrücke, und sich zur Übung der Gottseligkeit unfähig mache“ (Das Herz des Menschen, ein Tempel Gottes oder eine Werkstätte des Satans ..., Augsb. 1812, S. 42; wiederabgedr. in Joh. Scheible, Das Kloster, Bd. 1, Stg. 1845, S. 194; zu der vielleicht bis in das frühe 16. Jh. zurückreichenden, seit dem 18. Jh. gut belegten Bildtradition für Goßners Herzbild vgl. Spamer, Andachtsbild, S. 155f., und Rud. Berliner, Die Rechtfertigung des Menschen, Das Münster 20, 1967, S. 236f. Abb. 10f.).

Bei Niederländern des 16. Jh. hingegen ist der F. Sinnbild eines von der Enthaltsamkeit überwundenen Lasters: Frans Floris läßt die Personifikation der Sobrietas ihren Fuß auf einen F. – den Hecht der Gula? – setzen (Entwurf: RDK V Sp. 753f. Abb. 8; Stich des Cornelisz. Cort: Hollstein, Dutch Fl. engr., Bd. 5 S. 59 Nr. 238; vgl. Carl van de Velde, Fr. Fl. [1519/20–1570]. Leven en Werken, Brüssel 1975, S. 418 Nr. 82, Abb. 235 und 342). – In den Ripa–Ausgaben erscheint seit 1603 ([87a] S. 456; vgl. RDK V 754f.) der F. zu Füßen der „Sobrietà“, zunächst unerklärt, von Fil. Pistrucci als Zeichen dafür genommen, daß sie auf Speisen keinen Wert legt (Iconologia ..., Mail. 1821, Bd. 2 S. 173 Nr. 207).

III. F. als Sinnbild Christi

A. ΙΧΘΥΣ–Akrostichon

Darstellungen von F. und F.fang waren in der antiken Bilderwelt weit verbreitet. Für das frühe Christentum konnten sie als Symbol Christi zentrale Bedeutung gewinnen, ergab doch das aus Namen und Titeln Christi gebildete Akrostichon ΙΧΘΥΣ (= Ιησούς Der Name des Attributs „[Person“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann.] Χριστός [Christus] Θεού [Gottes] Υιός [Sohn] Σωτήρ [Erlöser]) das griechische Wort für F.

F.symbol und Akrostichon sind gegen E. 2. Jh. durch Tertullian belegt (De baptismo 1, „... nos pisciculi secundum ίχθύν nostrum Iesum Christum in aqua nascimur nec aliter quam in aqua permanendo salui sumus“: ed. J. G. Ph. Borleffs, CCSL 1, 1954, S. 277). Ob das auf Christus bezogene F.bild dem Akrostichon vorausging (so F. J. Dölger [93]) oder umgekehrt dem Akrostichon die Priorität zukommt (was J. Engemann für wahrscheinlich hält, vgl. [98] Sp. 1091), ist schwer bündig zu entscheiden.

Nicht jede der (spät–)antiken F.darstellungen darf als Zeugnis christlicher Vorstellungen in Anspruch genommen werden; ob man es mit einer paganen oder christlichen Darstellung zu tun hat, ist nur fallweise – nach dem Zusammenhang, in dem sie steht – und kaum immer eindeutig auszumachen ([98] Sp. 1047; zu den Problemen, die mit den zahlreichen, von F.J. Dölger [93] herangezogenen Denkmälern verbunden sind, vgl. J. Engemann [98]).

B. Christus

1. Allgemeines

Die Kenntnis solcher Erklärungen des F. als Symbol Christi gilt als Voraussetzung dafür, daß bestimmte Erwähnungen von F. in der Bibel auf Christus bezogen wurden (dazu [98] Sp. 1022).

So wurde der F., um den Christus in einer Gleichnisrede ein Kind bitten läßt (s. Sp. 22), gelegentlich als Bild Christi verstanden (Petrus Chrysologus, Sermo 55: Migne, P.L. 52 Sp. 354; vgl. [43] S. 801), sonst allgemeiner als eines des Glaubens (so Augustinus, Quaestiones in evangelium secundum Lucam, Nr. 22: Migne, P.L. 35 Sp. 1342 und Beda, In Lucae evangelium expositio XI,11: ed. Dan. Hurst O.S.B., CCSL 120, 1960, S. 229; [28] Sp. 1030; im übrigen s. Gleichnisse Christi).

Den F. mit dem Stater (s. Sp. 22), den ersten, den Petrus nach seiner Berufung zum Apostel fing, verglich man mit Christus, dem ersten von den Toten Erstandenen (Zeno von Verona, Tractatus II, 13, 2: Migne, P.L. 11 Sp. 430; s. auch [43] S. 801, wo der Akzent auf das Begleichen der Schuld Anderer gelegt ist, ferner [45 a] S. 526; zum Vergleich mit Adam, dem zuerst Geretteten, s. Hieronymus, Commentariorum in Matheum lib. III, 17: ed. D. Hurst, CCSL 77, 1969, S. 155, zu dem mit dem Protomartyrer Stephanus s. Ambrosius, Hexaemeron V, 6, 16: [13] S. 152; Frey [44] Bl. 36V; zur Vorstellung, der F. sei zu seinem Heil aus der Tiefe des Wassers an Land gezogen worden, s. unten Sp. 44 und Fischer, Fischfang).

Auch der von Tobias überwundene und gebratene F. konnte auf Christus bezogen werden („... cujus jecore per prunas passionis assato fugatus est diabolus; et per amaritudinem fellis afflatus est caecus, et illuminatus est mundus“: Ps.–Augustinus, Sermo in Natali apostolorum Petri et Pauli V, 1: Migne, P.L. 39 Sp. 2125; dem folgend [43] S. 801 und Charbonneau–Lassay S. 749f.; weitere Belege bei [98] Sp. 1035 und, zu Versuchen, den F. in spätantiken Darstellungen der Tobiasszene als Typus Christi zu erklären, ebd. Sp. 1069f.). Doch darf nicht übersehen werden, daß der Tobias in Todesgefahr bringende, doch mit göttlicher Hilfe besiegte F. meist als ein Bild des Satans erachtet wurde (Beda Venerabilis, In Tobiam 6, 4: ed. D. Hurst, CCSL 119 B, 1983, S. 9; [20] S. 361; [28] Sp. 1030: „diabolus“; ebenso Oxford, Bodl. Libr., Ms. Bodl. 270b Der Name des Attributs „[Sache“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann. moralisée], fol. 192r, 2. Dr. 13. Jh.: [112] Bd. 2 Taf. 192). Beide Deutungen bringt Cornelius a Lapide S.J. [45, Bd. 4 S. 291f.]. In den Conc. car., Temp. 105, ist der gebraten verspeiste F. des Tobias als Typus der gebratenen F. erklärt, die der Auferstandene mit den Jüngern am See Tiberias aß (RDK III 847f.; s. Tobias) und die ihrerseits ebenfalls als Bild Christi ausgegeben wurden (s. im Folgenden).

Den meisten Deutungen der gebratenen F., die Christus bei seiner Erscheinung am See Tiberias mit den Jüngern verspeiste (s. Sp. 22), liegt das Augustinuswort „piscis assus, Christus est passus“ zugrunde (In Iohannis evangelium tractatus 123: ed. Radbodus Willems O.S.B., CCSL 36, 1954, S. 676): vgl. Ps.–Melito von Sardes, Clavis Scripturae IV, 40: [15] S. 173; Hrabanus Maurus, Homiliae in evangelia et epistolas, 8: Migne, P.L. 110 Sp. 150; [28] Sp. 1030; [43] S. 801; [44] Bl. 19V; s. ferner [45a] S. 525f. und [101] S. 37 und 66–68, mit weiteren Belegen.

2. Passion Christi

An die Interpretation von Io 21, welche die gebratenen F. als Bild des den Kreuzestod erleidenden Christus erklärt, knüpft die spezielle Deutung der F. als Sinnbild der Passion Christi an. Diese wurde öfters bemüht, um F.darstellungen zu erklären, doch ist gegenüber solchen Auslegungen eine gewisse Zurückhaltung am Platze.

Problematisch bleibt z. B. der Versuch, den an einer (Angel?–)Schnur aufgehängten F. an der Lipsanothek von Brescia (Abb. 1) so verstehen zu wollen ([93] Bd. 5 S. 205–225; [101] S. 37f.). Daß die Darstellung auf die Mt 17,27 erwähnte Angel Bezug nehmen müsse, reicht als Erklärung nicht aus, zumal die aus dem Tempelsteuerbericht gewonnenen F.deutungen – s. Sp. 31 – keineswegs alle den Opfertod Christi meinen. Auf der Rückseite der Lipsanothek ist an entsprechender Stelle der erhängte Judas wiedergegeben (Volbach, Frühchr. K., Taf. 87); zwischen dieser Darstellung und der hier in Frage stehenden glaubte man einen inhaltlichen Zusammenhang sehen zu sollen. Wenn ein solcher überhaupt bestehen sollte, ist er kaum auf die antithetische Formel „Opfertod“ –„Sündentod“ zu bringen (so bei [101] S. 38 angenommen); eher wäre dann an eine Gegenüberstellung von geretteter und verlorener Seele zu denken (vgl. auch Sp. 44f.).

Umstritten ist auch, ob F.darstellungen in Verbindung mit Kreuzen als Hinweis auf die Passion Christi verstanden werden dürfen (s. etwa [93] Bd. 5 S. 223f. und 298–304 sowie [101] S. 37). Im Falle des Apsismosaiks von S. Apollinare in Classe in Ravenna (geweiht 549; Deichmann, Ravenna, Bd. 3 Taf. 387) bereitet die gesuchte Verknüpfung von F.symbol und Kreuz [101, S. 37] Schwierigkeiten, da die F.symbolik des ΙΧΘΥΣ–Akrostichon durch die Hinzunahme von „SALUS MUNDI“ (unter dem Kreuz) zugunsten der Kurzform der Namen und Titel Christi zurückgenommen scheint [98, Sp. 1043]. – An Kreuzen aufgehängte oder in die Zwickel der Kreuzarme eingepaßte F. werden von anderen, ebenfalls der zeitgenössischen Ornamentik geläufigen Tieren begleitet – was allein schon allzu konkrete christologische Bezüge unwahrscheinlich macht (Abb. 2; Berlin, StMPK, Kgw.mus., Bursenreliquiar aus Enger, 2. H. 8. Jh.: [117] Abb. 316). Gleiches gilt auch für die den Gekreuzigten umgebenden F. am Reliquienkasten in St. Ludger in Essen–Werden, 8. Jh. (Victor H. Elbern, Der fränkische Reliquienkasten und Tragaltar von Werden, in: Das erste Jt., Kultur und K. im werdenden Abendland an Rhein und Ruhr, Bd. 1, Ddf. 1962, S. 436–470, bes. S. 459 mit Abb. 10 und Taf. 270).

Sicher ohne „F.–Passions–Symbolik“ [101, S. 38] kommt man bei der Erklärung des nur in Nachzeichnung überlieferten Kreuzigungsfreskos der zerstörten S. Anastasia–Kirche in Aquileja aus (12. Jh.), wo ein F. an dem aus der Seitenwunde Christi quellenden Blutstrahl wie an einer Angel hängt (Sergio Tavano, Aquileia crist., Udine 1972, Taf. X). Viel eher dürfte hier an die Vorstellung vom durch Christi Leib als Köder wie mit einer Angel gefangenen Leviathan gedacht sein (hierzu auch RDK I 696).

C. Sinnbild der Eucharistie

Eng verbunden mit der Deutung des F. als Bild der Passion Christi ist die des F. als Sinnbild der Eucharistie. Sie ist seit frühchristlicher Zeit in Schriftquellen nachzuweisen, wenn auch einige der in diesem Zusammenhang besonders häufig zitierten Texte und „Beispiele“ dies nicht so eindeutig belegen wie es gern behauptet wurde (vgl. z. B. J. Engemann [98] Sp. 1029f. und 1032 zu den Grabinschriften des Aberkios und des Pektorios, die, um 200 zu datieren, als früheste Belege für jene Auslegung zu gelten hätten, wäre die traditionelle Interpretation erweisbar).

Sicher bezeugen die Erklärung des F. als Bild der Eucharistie u.a. Augustinus (Confessiones XIII, 21: ed. Lucas Verheijen O.S.A., CCSL 27, 1981, S. 258), Quodvultdeus (Liber promissionum II, XXXIX (90): ed. R. Braun, CCSL 60, 1976, S. 153), Gregor d. Gr. (Homiliae in evangelia II, 24: Migne, P.L. 76 Sp. 1186f.; vgl. ferner [98] Sp. 1032f.; weitere Belege unter den Quellen, die man zitiert findet bei [93] Bd. 2 S. 252–262 und 448–453 sowie bei [101] S. 30f. und 64–68). Diese Deutung gründet in erster Linie auf der des F., den Tobias bezwang (s. Sp. 21 und 31), und der des F. mit dem Stater (s. Sp. 22 und 31) sowie derjenigen der F., die der auferstandene Christus mit den Jüngern aß (s. Sp. 22 und 32).

Gegenüber entsprechender Deutung auch der F., die im Bericht über die Speisung der Fünf– bzw. Viertausend erwähnt sind (s. Sp. 22), durch L. Wehrhahn–Stauch [101, S. 29f.] ist man angesichts der wenigen wirklich beweiskräftigen Belege vor Verallgemeinerungen gewarnt (vgl. dazu auch [93] Bd. 5 S. 520–540 und [98] Sp. 1033).

Öfters ging man bei der Auslegung der Perikopen von der Anzahl der jeweils erwähnten F. aus: Die zwei F. bei der Speisung der Fünftausend nahm man für einen Hinweis auf die zwei Testamente (Hieronymus, Commentariorum in Matheum lib. II: ed. D. Hurst a. a. O. [Sp. 31] S. 121), auf die prophetischen Bücher und den Psalter [20, S. 487] oder auf das „regnum“ und das „sacerdotium“ (Augustinus, De diversis quaestionibus LXI, 2: ed. Almut Mutzenbecher, CCSL 44 A, 1975, S. 121; [28] Sp. 1030; s.a. [45a] S. 526f. und [93] Bd. 5 S. 521); die ‚wenigen‘ (pauci) F. bei der Speisung der Viertausend verweisen auf die Bücher des NT oder die „diversitas“ der Gaben des Hl. Geistes ([43] S. 801, vgl. auch [45 a] S. 527f.). Die Abbildung von fünf Broten und zwei F. auf zwei frühchristlichen Grabplatten [93, Bd. 3 Taf. 40,4 und 91,1] läßt eher an eine andere – eschatologische (?) – Erklärung denken (s. Sp. 40).

Dennoch hat man auch den Darstellungen von Mahlzeiten und Gastmählern, bei denen F. aufgetragen worden ist, bisweilen eine über die geschilderte Verwendung von F. als Speise hinausgehende Bedeutung zuerkennen wollen und den (die) F. z. B. als Hinweis auf das eucharistische Mahl ausgegeben. Auf die literarischen Zeugnisse gestützt, hatte F. J. Dölger zunächst auf die Möglichkeit solchen Verständnisses hingewiesen [93, Bd. 2 S. 449ff.], in den Darstellungen selbst sah er allerdings die Bildtradition antiker (F.–)Mahlszenen fortgeführt (ebd. Bd. 5 S. 492–610; dagegen [101] S. 32). „Wie die Nahrung der Christen sich nicht von derjenigen ihrer heidnischen Umwelt unterschied, entsprechen auch die in christlichen Mahldarstellungen dargestellten Speisen denen in paganen Vorbildern und Parallelen. Es ist nicht möglich, aus der Art der Speisen in Mahldarstellungen auf den heidnischen oder christlichen Charakter eines Denkmals zu schließen“ ([98] Sp. 1059f., vgl. [93] Bd. 5 S. 391–485). Zu den antiken Darstellungen von F. in Mahlszenen und deren Deutungen vgl. J. Engemann [98, Sp. 1060–1064].

Da F.speisen geschätzt waren – manche hielt Hieronymus sogar für eine Spielart des tadelswerten Tafelluxus (Epistula 45,5: ed. Isidorus Hilberg, CSEL 54, 1910, S. 326; s. auch [98] Sp. 987f.) –, nimmt es nicht wunder, wenn man auf vielen Darstellungen in der Bibel erwähnter Gastmähler F. aufgetischt sieht, ohne daß in der betreffenden Bibelstelle etwas über die Art der Speise(n) gesagt ist. So bewirtet z. B. Abraham die drei Männer mit F. (New York, Morgan Libr., M. 739, fol. 10v, Böhmen, 1. V. 13. Jh.: Meta Harrsen, Cursus Sanctae Mariae. A 13th–C. Ms. ..., New York 1937, Taf. 6), und beim Gastmahl der Esther sind den dazu Geladenen F. vorgesetzt (Hortus deliciarum, fol. 60r: RDK VI 57f. Abb. 7). Gleiches gilt für Schilderungen von Gastmählern, über die im NT berichtet wird, ob es sich dabei um die des Gleichnisses vom großen Abendmahl (Lc 14, 15–23) handelt (vgl. Herrad, Hortus, Bd. 2 Nr. 164 und 167) oder etwa um die des Gastmahls in Bethanien (z. B. Lilienfeld, Stiftsbibl., ms. 151, fol. 145v: Conc. car., Temp. 147).

Umgekehrt kommt es durchaus vor, daß bei Darstellungen, in denen die Wiedergabe von F. vom Thema gefordert ist, keine F. abgebildet sind (so z. B. bei der Speisung der Fünftausend in derselben Lilienfelder Handschrift, fol. 56v: Conc. car., Temp. 56) oder F. auf dem Tische stehen, wo das Thema die Wiedergabe anderer Speise geboten hätte, etwa bei Schilderungen des Abendmahles (s. hierzu Sp. 37ff.).

Der Konvertierbarkeit der Motive entspricht weithin die der Bildtypen. Eine Darstellung der Speisung der Viertausend wie diejenige im Psalter aus Gloucester nimmt sich wie eine erweiterte Schilderung des Abendmahles aus: Die Volksmenge sitzt zusammen mit Christus und den Aposteln um eine Tafel mit fünf Broten und zwei F. (Abb. 7, vgl. [119] S. 68–72 Nr. 23). Ob die ungewöhnliche Darstellung der Absicht verdankt wird, durch die Adaption eines an Abendmahlsbilder gemahnenden Bildtyps ein eucharistisches Verständnis der geschilderten Begebenheit nahezulegen?

Um die Eucharistie–Interpretation all dieser F.mähler begründen zu können, versuchte L. Wehrhahn–Stauch sie als „Typen“ des Abendmahles zu qualifizieren [101, S. 33]. Dazu besteht kein Anlaß, selbst dann nicht, wenn irgendwann im theologischen Schrifttum einmal eine solche typologische Vergleichung vorgenommen worden sein sollte.

Bei einer ganzen Reihe entsprechender Darstellungen verbietet sich solche Interpretation von vornherein, z. B. beim Gelage der Israeliten angesichts des Goldenen Kalbes (Lipsanothek von Brescia [s. Sp. 32]: Volbach, Frühchr. K., Taf. 88), bei der Strafpredigt Nathans vor dem mit Bathseba tafelnden David (St. Gallen, Kantonsbibl. [Vadiana], ms. 302 [Rudolf von Ems, Weltchronik], fol. 178v, Oberrhein, um 1300: Faks.ausg. Luzern 1982) oder dem Gleichnis vom reichen Prasser (Hortus deliciarum, fol. 123r: Herrad, Hortus, Bd. 2 Nr. 175, Taf. 79), wie denn bei allen Darstellungen von F.mählern in biblisch–historischem oder chronikalischem Kontext die eucharistische Deutung kaum zu erwarten ist und gänzlich unpassend wäre. So kann es nicht überraschen, wenn in bilderreichen Zyklen zwar F.mähler geschildert sind, beim Abendmahl jedoch keine F. verspeist werden (S. Angelo in Formis, s. Sp. 39); nicht einmal auf Bildern zur Einsetzung der Eucharistie, Schilderungen des Abendmahls, in denen Christus einen Kelch mit Hostien vor sich hat und eine Judas reicht, hat der F. auf der Schüssel etwas zu besagen (vgl. RDK VI 181 Abb. 17): daneben steht eine Schüssel mit einem gebratenen Huhn.

In den ma. Handbüchern der Typologie findet sich nichts, was die typologische Interpretation der F.mähler rechtfertigen könnte, wiewohl es hier an deren Darstellung nicht mangelt.

Nirgends wird man so oft Zeuge von F.mählern wie in der Lilienfelder Handschrift der Conc. car. (vgl. Temp. 72, 105, 130 [?], 131, 147, 151). Doch nur einmal – und dies nicht etwa bei der Gegenüberstellung vom Gastmahl des Ahasver mit dem Abendmahl, wo hier wie dort nur F. aufgetragen sind – wird der F. in die typologische Auslegung einbezogen (Temp. 105 [vgl. RDK III 847f.]: „... cum pisce asso [vgl. Sp. 32], id est humanitatis sue [scil. Christi] ex passionis memoria, celebrandum continue reconmittit, et ibi in pane confortacionem et in pisce delectacionem invenit quam requirit“).

Wenngleich die typologische Auslegung – auch sie – nicht dazu verhilft, die anstehenden Interpretationsprobleme generell zu lösen, so gebietet doch die Behutsamkeit im Umgang mit diesen, einzubekennen, es könnte auch dieser allezeit verfügbare Modus der Erklärung bisweilen seine Berechtigung haben. Vieles dürfte dabei Frage des Ermessens und der vorgefaßten Überzeugungen bleiben; denn überall dort, wo die Eindeutigkeit dem Bild und seiner Erklärung aus dem Kontext, in dem es steht, nicht erreichbar war (oder nicht erkannt wird), ist Mutmaßungen Tür und Tor geöffnet.

In der Wiener Handschrift der „Bible moralisée“ (Österr. Nat.bibl., cod. 2554, fol. 65r, 2. Dr. 13. Jh.: Haussherr Bd. 1 Taf. 80) wird Iudic 19,22f. mit der Schilderung eines in der Haustüre stehenden Mannes vergegenwärtigt, der den zu ihm gekommenen Sodomiten die Herausgabe des von ihm aufgenommenen Gastes verweigert und ihnen den Zutritt ins Innere des Hauses verwehrt; in dem sitzt der Gast, mit F. bewirtet. In Parallele hierzu ist die Darstellung des an der Kirchentür stehenden Christus gesetzt, der zwei, teils bewaffneten Juden den Zutritt verwehrt; im Kircheninneren sieht man zwei Tonsurierte hinter einem Altartisch, auf dem ein Kelch steht und eine Patene liegt; einer von ihnen trinkt aus einem Kelch, während der andere eine Hostie zu sich nimmt. Es ist unbestreitbar, daß hier auf das Sakrament der Eucharistie verwiesen wird, der Text bestätigt das. Aus der Parallelität des Dargestellten kann aber kaum gefolgert werden, der dem Gast im Hause des Gibeoniters vorgesetzte F. präfiguriere die am Tisch des Herrn in der Kirche gereichte eucharistische Speise.

Wie die früh schon vorkommenden und vielfach anzutreffenden Darstellungen des *Abendmahls zu interpretieren sind, bei denen man, dem Bibelbericht zuwider, statt des Passahlammes F. aufgetischt sieht, ist umstritten. Ob man dies als Hinweis auf die Einsetzung der Eucharistie und das eucharistische Mahl anzusehen hat (so [101] S. 32f.), ist sehr zweifelhaft; zumindest erscheint es nicht vertretbar, a priori alle Darstellungen, welche dieses Detail zeigen, so zu interpretieren.

Frühe Beispiele solcher Wiedergabe sind ein Elfenbein–Diptychon des 5. Jh. im Mailänder Domschatz (Volbach, Elfenbeinarbeiten, S. 84f. Nr. 119, Taf. 63) und das im 1. V. 6. Jh. entstandene Mosaikbild in S. Apollinare Nuovo in Ravenna (Deichmann, Ravenna, Bd. 3 Taf. 180f.). F. auf dem Tisch, an dem Christus mit seinen Jüngern das Abendmahl feiert, sind ein häufig wiederkehrendes Motiv der Abendmahlsikonographie geblieben, vgl. etwa RDK I 28f. Abb. 2f., 34 Abb. 8 und 41f. Abb. 13 sowie [101] Abb. 35–40.

Gegen eine Verquickung solcher Darstellungen mit Vorstellungen über die Eucharistie wurde wiederholt geltend gemacht, daß diese Wiedergaben in der Tradition antiker Mahlszenen stehen und unterschiedslos bei Abbildungen biblischer Gastmähler vorkommen, somit die F. als Träger spezifischer Bedeutung entfallen ([93] S. 607–610; [98] Sp. 1062). Diese Einwände gelten, entsprechend modifiziert, auch für die Epochen, in denen die Tradition der antiken Bildtypen erloschen war. Stets konnte das Abendmahl im Anschluß an die jeweils zeitgenössische Bildtradition von Mahlszenen geschildert werden. So erklärt es sich, daß statt des Passahlammes nicht nur F., sondern auch Hühnerbraten aufgetragen sein kann (S. Angelo in Formis, Wandgemälde, E. 11. Jh.: Ottavio Morisani, Gli affreschi di S. A. in F., Cava dei Tirreni und Neapel 1962, Taf. 35).

Ob – was immerhin denkbar wäre – die F. auf dem Abendmahlstisch auf das Fasten am Gründonnerstag anspielen, sind doch F. als Hinweis auf das Fasten oft Attribut von dessen Personifikation (s. Sp. 60), wurde bislang nicht untersucht.

Ungeachtet dieser Einwände gibt es hin und wieder Darstellungen, bei denen kaum bezweifelt werden kann, daß die F. hier auf die Eucharistie hinweisen. Aber das sind Einzelfälle, die jeweils speziell begründbar sind.

So kann die Darstellung des Abendmahls auf dem Türsturz des W–Portals von St–Julien–de–Joncy, 12. Jh., nicht mit dem Hinweis auf traditionelle Wiedergaben von F.mählern erklärt werden; denn hier ist beinahe jedem Apostel ein F. in die Hand gegeben (B. Rupprecht a. a. O. [Sp. 26] Abb. 197).

Eine Sonderstellung nehmen jene Abendmahlsdarstellungen ein, bei denen (nur) Judas einen F. in der Hand hält, den er zu verbergen sucht (hinter seinem Rücken: Nikolaus von Verdun, Klosterneuburger Altar, 1181: RDK I 33 Abb. 7; unter dem Tisch(–tuch): Konrad von Soest, Flügelaltar in Niederwildungen, 1404: ebd. Sp. 39 Abb. 11). „Die Herkunft dieses Motivs ist ungeklärt, seine Grundlage die Bezeichnung des Judas Ischariot als „Dieb“ bei Io 12, 6 (Bericht vom Gastmahl in Bethanien, Evangelium am Montag der Karwoche) Veranlassung, ihn beim Abendmahl des F.diebstahls zu zeihen (im 12. Jh. nennt auch Frau Ava in ihrem „Leben Jesu“ bei der Beschreibung des Abendmahls Judas einen Dieb: Paul Piper, Die Gedichte der Ava, Zs. für dt. Philol. 19, 1886, S. 182 V. 1269), ist seine Teilnahme am eucharistischen Mahl im Zustande der Unwürdigkeit, der Diebstahl am Heiligen, der noch viel verwerflicher ist als der gewöhnliche; denn Judas ist „fur et sacrilegus“ (Augustinus, In Iohannis evangelium tractatus 50, 10: ed. R. Willems a. a. O. [Sp. 32] S. 437 – zit. auch bei Cornelius a Lapide S.J., Commentaria in Ioannem, cap. 12, 6: [45] Bd. 16, S. 505; diesem Traktat sind die Lectiones der ersten Nokturn am Montag in der Karwoche entnommen, sowohl im Breviarium Monasticum wie im Breviarium Romanum). Während bei der Darstellung des Konrad von Soest (s. o.) der Interpretation keine Tituli zu Hilfe kommen, ist die eucharistische Erklärung bei der des Nikolaus von Verdun mehrfach abgesichert: durch die Inschrift „Bina Christus sub specie fert ecce suis se“ und das Motiv der Kelchdarreichung an Petrus, auch die zugeordneten Wortprophetien Ps 77, 25 und Prov 9, 5“ (Mitt. Karl–August Wirth, Mchn.).

Als Erweis für die Deutung des F. als Hinweis auf die Eucharistie hat man auch das Vorkommen von F.darstellungen auf Geräten, die beim Vollzug des Altardienstes benutzt wurden, sehen wollen.

Von den mit dieser Begründung genannten Werken ist allenfalls die Wiedergabe eines in einer flachen Schale liegenden F. in den Laibungsmosaiken der Panhagia Acheiropoietos in Saloniki, 5. Jh., so interpretierbar (Guglielmo Matthiae, La cultura figurativa nei sec. V e VI, Riv. di arch. crist. 38, 1962, S. 167–171, Abb. 4f.): sie ist zwischen Christusmonogramm, Buch und Kelch mit Traube plaziert ([98] Sp. 1063; zur Interpretation der zahlreichen F.– [und Brot–]Darstellungen, die in der Tradition des Totengedächtnismahles im Bereich der Sepulkralkunst stehen und ungerechtfertigt als auf die Eucharistie verweisende Bilder beansprucht wurden, vgl. ebd. Sp. 1063f., auch [93] Bd. 2 S. 565–569 und Bd. 5 S. 715–720 sowie RDK VI 161).

Kaum zutreffend sind entsprechende Erklärungen für Geräte mit F.dekor. Dessen Vorkommen auf spätantiken und frühma. Silberlöffeln (Vladimir Milojčić, Zu den spätkaiserzeitlichen und merowingischen Silberlöffeln, 49. Ber. der RGK 1968, Bln. 1970, S. 111–148, Abb. 9.8–11) ist kein Beweis für ihre Verwendung als Hostienlöffel, schon gar nicht die daraus gefolgerte Interpretation der F.wiedergabe bei ebd. S. 122 und 131f. (vgl. Hayo Vierck, Cortina Tripodis. Zu Aufhängung und Gebrauch subrömischer Hängebecken aus Britannien und Irland, Frühma. Stud. 4, 1970, S. 42f., ferner Sp. 44). – Gleichermaßen hat man auch die Patene Karls des Kahlen aus dem Schatz von St–Denis (Paris, Mus. du Louvre: Schramm, Dkm., Bd. 1, 21981, S. 133 und 480 Nr. 49) in diesen Fragenbereich einbezogen, weil die Serpentinschale, in die goldene F. eingelegt sind – diese ein Werk der Antike –, seit ihrer Fassung und Wiederverwendung im 9. Jh. Altargerät war. Hier ist der materiellen Wertschätzung – wie öfters – im Nachhinein inhaltliches Gewicht zugeschrieben (vgl. H. Vierck, Werke des Eligius, in: Gg. Kossack und Günter Ulbert [Hgg.], Stud. zur vor– und frühgesch. Arch., Fs. für Joachim Werner zum 65. Geburtstag, Mchn. 1974 [Münchner Beitr. zur Vor– und Frühgesch., Erg.bd. 1/II], T. 2 S. 353f., wonach die acht F. vielleicht als Bilder Christi zwischen Gläubigen zu erachten wären).

IV. F. als Bild des Menschen

Häufig begegnet man der Vorstellung, der F. sei ein Bild des Menschen. Sie gründet im wesentlichen auf Auslegungen des Gleichnisses vom Himmelreich als einem F.netz und solchen der Apostelberufung zu Menschenfischern (Sp. 22; z. B. Ambrosius, Hexaemeron V, 6: [13] S. 150f.; [28] Sp. 1030; [43] S. 801; vgl. [98] Sp. 1022, mit weiterer Lit., und 1084f.; s. auch Fischer, Fischfang).

Wie für die F. das Wasser, so ist für die ihnen verglichenen Menschen das Wasser der Taufe Lebenselement. Die Deutung der F. als Bild der Getauften geht auf Tertullian zurück (s. Sp. 30 und „De resurrectione mortuorum“, cap. 52,12, „... alia [caro] piscium, id est quibus aqua baptismatis sufficit“: ed. J. G. Ph. Borleffs, CCSL 2, 1954, S. 997, hier den nach oben strebenden Vögeln [Märtyrern] gegenübergestellt; weitere Quellen bei [101] S. 19f., 61ff.; vgl. ferner [98] Sp. 1035f.).

Es gibt eine relativ große Zahl von Taufszenen, bei denen die Taufe in einem von F. belebten Gewässer gespendet wird, und öfters auch schmücken F. Taufbecken, *Taufschalen und Weihwasserbecken. Ob die hier dargestellten F. tatsächlich „Symbol des Täuflings“ sind (so [101] S. 27) oder doch nur zur Belebung des Wassers oder der Wasserlandschaft dienen (s. Sp. 22f.), ist zwar schwer generell zu entscheiden, aber es gibt andererseits nur wenige Werke, bei denen an der allegorischen Deutung der F.abbildungen nicht erhebliche Zweifel anzumelden sind (hierzu [98] Sp. 1056 und 1058). Erwägenswert immerhin scheint diese für die F.darstellungen an der Piscina des Baptisteriums von Kelibia, A. 6. Jh. (ebd. Sp. 1058; RDK VIII 425f. Abb. 2; s. auch [105] S. 545).

Kaum eine Anspielung auf die Taufe sind die – goldenen – F. des Oceanus im sog. Kostbaren Evangeliar Bernwards von Hildesheim (fol. 174r, Miniatur zum Beginn des Johannesevangeliums; anders wiederum [101] S. 26f.; s. Sp. 24) oder die F. auf einem Kapitell aus Cluny (s. Sp. 26); auch die F. und das andere Seegetier am Boden eines Weihwasserbeckens im Dommus. zu Orvieto, das im späten Quattrocento geschaffen wurde (Annarosa Garzelli, Mus. di O., Mus. dell’Opera del Duomo, Bol. 1972, S. 64, Abb. 162), allegorisch zu deuten, besteht keinerlei Veranlassung.

Eine der vielen – und ausnahmslos umstrittenen –Deutungen der Reliefs an dem Taufbecken in Grottaferrata (12. Jh.) möchte den nackt ins Wasser springenden Mann und das Gegenbild, einen an der Angelleine hängenden F., auf die Wiedergeburt in der Taufe beziehen (Gunnar Danbolt, Das Taufbecken im Kloster S. Nilo in G. ..., Acta ad archaeologiam et artium historiam pertinentia 8, 1978, S. 143–174, bes. S. 170, dort auch die ältere Lit.).

Es ist generell auch nicht möglich, vom F.dekor spätantiker und frühma. Gegenstände (z. B. einer bronzenen Hängeschale aus dem Schiffsgrab von Sutton Hoo oder merowingischer Silberlöffel) auf deren Verwendung in der Taufliturgie oder als Taufgeschenke zu schließen (vgl. H. Vierck 1970 a. a. O. [Sp. 41] S. 42f.).

Der Auftrag Christi an die Apostel, Menschen zu fischen, begründete die Möglichkeit zur Deutung von F.darstellungen als Bild der Seele des Gläubigen.

Philippe de Thaon greift in seinem „Bestiaire“ um 1125 ein aus der Antike stammendes Motiv auf, das des Adlers mit einem F. in den Fängen [19, S. 76]; er gibt dem in der profanen Ikonographie beheimateten, gelegentlich in der Buchmalerei des frühen MA adaptierten Motiv (Florentine Mütherich, Der Adler mit dem F., in: Frühma. Bildinhalte. Akten der 1. Internat. Konferenz zur Deutung frühgesch. Bildinhalte Der Name des Attributs „[Ort“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann. 1983], Marburg 1986, S. 317–340) eine christliche Deutung: Der Adler (Christus) ergreift den F. und trägt ihn zu seinem Seelenheil aus irdischer Tiefe empor. Diese Erklärung steht zwar in der Tradition patristischer Texte, doch darf diese so wenig wie jene zur Interpretation jeder Darstellung eines Adlers mit F. herbeigezwungen werden. Schon die Verwendung des Motivs als Symbol des Evangelisten Johannes (Dublin, Trinity College Libr., Ms. 52 Der Name des Attributs „[Sache“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann. of Armagh], fol. 32v und 90r: Zimmermann Taf. 206f. und Alexander, Survey, Bd. 1, Abb. 230) verlangt nicht zwingend diese (hier eigentlich sinnlose) allegorische Erklärung, erst recht nicht das Vorkommen in der Initialornamentik und im Schmuck von Kanontafeln.

Als F. konnte auch die Seele vorgestellt werden, die Gefahr läuft, vom Teufel (in Gestalt der *Serra oder des Cetus [s. *Wal]) verschlungen zu werden; vgl. Philippe de Thaon [19] S. CVIIIf. und 71f. In Illustrationen zweier deutscher Schwesterhandschriften aus dem 2. V. 15. Jh. streiten ein guter und ein schlechter Prediger um die als F. vorgestellte menschliche Seele, die der Teufel vermittels einer Schlange für sich gewinnen will. Während der mit dem Schwert des Gotteswortes ausgerüstete „predicator veritatis et amator“ siegt, richtet der „predicator negliens et adulator“ mit seinem abgebrochenen Schwert nichts aus (Abb. 15 und Rom, Bibl. Casanatense, ms. 1404, fol. 7v).

Weitere Beispiele s. Fischer, Fischfang.

V. Deutungen

A. Physis

Anlaß zu Deutungen boten vor allem der F. Flossen und Schuppen; gelegentlich vorgebrachte Deutungen auch der Gräten – bei Bersuire gleich Dornen im Fleisch ein Bild der Gewissensbisse [38, S. 547] – scheinen keine Beachtung gefunden zu haben.

1. Flossen und Schuppen

Das wichtigste Kriterium für die Deutung von Flossen und Schuppen lieferte die Unterscheidung guter und schlechter F. gemäß Lev 11: F. mit Flossen und Schuppen sind rein, F. ohne solche unrein. Auf dieser Unterscheidung beruhen die jüdischen Speisegesetze (s. Sp. 21). Sowohl das Unterscheiden als solches wie auch die Unterscheidungsmerkmale fanden allegorische Ausdeutungen.

Die Unterscheidung reiner und unreiner F. brachte bereits Origenes mit der Gerichtsankündigung im Gleichnis vom Himmelreich als einem F.netz in Verbindung (In Leviticum homilia VIII, 5 und 7: Migne, P.G. 12 Sp. 486 und 491).

Die reinen F. vermögen Dank ihrer Flossen in die Tiefe zu tauchen, zur Gotteserkenntnis zu gelangen (Physiologus, cap. 40: ed. Franc. Sbordone, Mail. usw. 1936, S. 123). Sie sind dem Himmel Zustrebenden, Gläubigen (Beda, In Pentateuchum commentarii, in Lev 11: [16] Sp. 345; Frey [44] Bl. 8vf.) und Kirchenlehrern zu vergleichen ([43] S. 801: „boni doctores“): die Flossen werden, wie anders Flügel, als Streben nach oben gedeutet, die Schuppen, den F. Schutz und Waffe, als Zeichen von Sittenstrenge und Stärke (Beda a. a. O.; Frey a. a. O.). Dem Verfasser der „Bible moralisée“ sind die reinen F., die Moses den Israeliten zu essen gebot, zum einen Bild der ehelichen Liebe (Hs. in Oxford [s. Sp. 31], fol. 60r: [112] Bd. 1 Taf. 60), zum andern – der Rauheit ihrer Schuppen wegen – bezeichnen sie die Gewissensbisse reuiger Sünder (ebd.), Buße und Martyrium, die den Gläubigen empfohlene Kost sind (Wien, cod. 2554 [Sp. 37], fol. 28*v: Haussherr Bd. 1 Taf. 55) und durch einen Büßer sowie den hl. Dionysius exemplifiziert werden (ebd.). An dieser Stelle sind in der Toledaner Bibel und in der Oxforder Handschrift ein bußfertiger Gläubiger sowie ein von Christus gesegnetes Paar dargestellt (wenngleich in Toledo die Beischrift um die auf die Ehe bezogene Erklärung verkürzt ist: Abb. 10a).

F. mit Schuppen, aber ohne Flossen, stehen für „Werckler ohn Glauben und Wort“ [44, Bl. 9r], solche mit Flossen, doch ohne Schuppen für jene, die Gottes Wort haben, aber keine Frucht und keine guten Werke bringen (ebd.).

Die unreinen F., die im Schlamm gründein, bezeichnen sittenlose, verweichlichte, dem Fleisch und dem Laster ergebene Menschen (Beda a. a. O.; [43] S. 801). Diese flossenlosen F. können nicht an die Wasseroberfläche gelangen, sind daher der Tiefe des Wassers zugeordnet [98, Sp. 1028 und 1037].

2. Samenreichtum

Samenreichtum ließ die F. zum Sinnbild der Fruchtbarkeit werden (zahlreiche Belege bei [98] Sp. 1006f.; zur phallischen Bedeutung des F. vgl. ebd. Sp. 981). Auf die mit diesen Deutungen zusammenhängenden Vorstellungen dürfte ein Großteil der in Hieronymus Boschs „Garten der Lüste“ dargestellten F. zu beziehen sein (Madrid, Prado, A. 16. Jh.: Charles de Tolnay, H. B., Baden–Baden 1965, [Bd. 1] Abb. S. 218, vgl. S. 31 und [Bd. 2] S. 360–364 Nr. 20).

B. Eigenschaften

Die in der ma. und neuzeitlichen Lit. vorgetragenen Deutungen von Eigenschaften und Verhaltensweisen der F. – tatsächlichen (1 .–3.) oder zugeschriebenen (4.–6.) – sind überaus zahlreich. Einige dieser Deutungen, deren bei einflußreichen, immer und immer wieder zitierten Autoren gedacht ist, sind zum Allgemeingut ma. Wissens geworden und waren daher auch bei der Konzeption bildlicher Darstellungen gegenwärtig, ohne daß dieser Zusammenhang immer eindeutig konstatierbar ist. Im Folgenden wird nur auf die wichtigsten von ihnen hingewiesen.

Bersuire z. B. vergleicht das schnelle Wachstum der F. mit dem vom Reichtum genährten Bösen [38, S. 549]. Albertus Magnus u. a. beschreiben der F. schlechtes Sehen besonders in der Dunkelheit ([33] S. 1516; s. auch [38] S. 549), wohl Ursache dafür, daß einige nachts das Licht suchen (s. Sp. 104 und 111). Isidor von Sevilla benutzt ihr Vorkommen in Schwärmen zur Ableitung ihres lateinischen Namens: F.schwärme glichen weidenden Viehherden, „pisces“ komme von „pecus“ und „a pascendo“ (Etym. XII, 6, 1). Weitere Deutungen von Eigenschaften der F., für die bildliche Darstellungen nicht bekannt geworden sind, bei [38] S. 546–549 und [39] S. 861f.

1. Stummheit

F. sind stumm, da sie weder Lunge noch Luftröhre oder Kehlkopf besitzen (Aristoteles [1] IV, 9, 103; so – wie viele Andere – Harsdoerffer [60] S. 492). Der bereits in der Antike sprichwörtlichen Stummheit der F. (vgl. [98] Sp. 1007; als deutsche Redensart seit dem 16. Jh. belegt: vgl. Grimm 10, 4 Sp. 384; Karl Friedr. Wilh. Wander, Dt. Sprichwörterlexikon, Bd. 5, Lpz. 1880, Sp. 1265 Nr. 295), die auch Enthaltung von Wortsünden lehrt (Clemens von Alexandria, Stromata II, 68,3: ed. Otto Stählin, Bln. 31960, S. 149), entspricht die Darstellung von F. als Sinnbild der Stummheit sowie der Taubstummheit (und Taubheit: Breysig S. 250b). Als Inbegriff des Schweigens und der Verschwiegenheit wurden F. zum Attribut der Personifikationen dieser Begriffe und des *Harpokrates.

An das heldenhafte Schweigen des hl. Johannes Nepomuk erinnert die personifizierte Verschwiegenheit mit ihrem F.attribut, die 1729 in der Fassadendekoration des Prager Veitsdomes zu sehen war (vgl. Jitka Klingenberg–Helfert, Festgerüste zur Seligsprechung und zur Heiligsprechung des Johannes von Nepomuk in Prag, in: Ausst.kat. „J.V.N.“, Passau 1971, S. 85f.; s. auch Sp. 69).

Harpokrates, den Gott des Schweigens, stellte Luca Giordano mit einem Stein in der Rechten dar, auf den ein F. aufgezeichnet ist (Abb. 27).

Bisweilen stößt man auf die Ansicht, es seien nicht alle F. stumm (vgl. [48] lib. XIII cap. 55 S. 414: „Non omnes pisces muti“). Antike Märchen von stimmbegabten F. [98, Sp. 1007] wurden in der Emblematik aufgegriffen. Unter Berufung auf Athenaeus (vgl. [10] VIII, 331 d–e und 332f) stellte Silvester à Pietrasanta die angeblich singenden F. des Flusses Kleitor dar (Symbola Heroica IX, 3, Amst. 1682, S. 426f., „Mutum alibi genus“; zur Erklärung des Emblems vgl. [6] § 70 S. 56f. und RE Bd. 11 Sp. 664f.).

2. Schlaf

Die Vorstellung, die meisten F. schliefen nur selten und wenn, dann nur leicht und unruhig, geht auf Aristoteles zurück [1, IV, 10]. Sie hatte zur Folge, daß F. auch als Bild der Wachsamkeit gelten konnten (vgl. [39] S. 861, mit weiteren, stärker differenzierenden Deutungen; ferner Joh. Siebmacher, Wappen–Buch, Nbg. 1701–1705 [Ndr. Mchn. 1975], Bd. 3 Bl. A4r, und Breysig S. 250b).

3. Große F. fressen kleine

Große F. fressen kleine.

F. leben ohne Ordnung, führer– und gesetzlos; sie haben keinen Herrn (Abacuc 1, 14). Das sah man als Voraussetzung dafür an, daß sich die den F. zugeschriebene unermeßliche Freßgier ungezügelt und gewalttätig entfalten konnte. Kleine und schwache F. können sich der größeren, diese wiederum der großen nicht erwehren, die F. verschlingen sich gegenseitig: Die Schwachen werden Beute der Starken, diese die der noch stärkeren (vgl. Aristoteles [1] VIII, 2, 591b).

Warnung vor solchem von Gewalt und Gier geprägtem Verhalten zieht sich durch die ganze Bibelexegese hin, vgl. etwa Ambrosius, Hexaemeron V, 5, 13f.: [13] S. 149; Augustinus, Enarrationes in Psalmos, Ps 64: ed. Eligius Dekkers O.S.B. und Iohs. Fraipont, CCSL 38, 1956, S. 832; Bersuire [38] S. 547; Frey [44] Bl. 26rf. – Vgl. Wilfrid Parsons, ,Lest men like fishes...‘, Traditio 3, 1945, S. 380–388, und, ergänzend, William Elton, ebendort 18, 1962, S. 421f.; [98] Sp. 1038 (zu den Voraussetzungen in der antiken Lit. s. ebd. Sp. 1004f.).

In der Gewalttätigkeit der F. sah man Haß sich austoben und nahm sie für dessen Bild. Diese Deutung wurde gemäß Horapollo, Hieroglyphica I, 44 [66, S. 96f.] auf die Ägypter zurückgeführt (vgl. Valeriano [67] Bl. 219r und, in der von diesem Werk ausgehenden Tradition stehend, noch Breysig S. 250b).

Das Sprichwort „Große F. fressen kleine“ war und ist allgemein geläufig (Belege u. a. bei K. Fr. W. Wander a. a. O. [Sp. 47] Bd. 1 Sp. 1030 Nr. 46, Sp. 1033 Nr. 117, Sp. 1035 Nr. 170; Pieter Jakob Harrebomée, Spreekwordenboek der Nederlandsche Taal, Utrecht 1858–1870, Bd. 2 S. 384, Bd. 3 S. 351f.); es lieferte den Bildvorwurf für zahlreiche Darstellungen zumeist moralisierenden, manchmal satirischen Inhalts.

Im Bild wird es anscheinend erstmals in einem um 1200 in England geschaffenen Bestiar faßbar, wo es allerdings nicht allegorisch ausgelegt ist (Cambridge, Univ. Libr., Ms. Ii. 4. 26, fol. 54r: [24]; [119] S. 66f. Nr. 21). In der Toledaner „Bible moralisée“ (s. Sp. 86, Bd. I fol. 3r) gelten die großen F. als Wucherer (feneratores), welche die Kleinen und Armen verschlingen. Habgier des Menschen scheint auch Pieter Brueghel d. Ä. in den verschiedentlich wiederholten und variierten Fassungen des Themas zu brandmarken (vgl. G. Unverfehrt [108 a], bes. S. 407; zu den mehrfach vorgeschlagenen Deutungen als Anspielung auf politische Verhältnisse s. ebd. S. 404f.).

Die früheste Version Brueghels liegt in einer Zeichnung v. J. 1556 in der Wiener Albertina vor (Ludwig Münz, P.B., The Drawings, Ld. 1961, Abb. 125); hier griff er Motive auf, die schon E. 15. Jh. in Hieronymus Boschs „Versuchung des hl. Antonius“ anzutreffen sind (Lissabon, Mus. Nac. de Arte Antiga: Ch. de Tolnay a. a. O. [Sp. 46; Bd. 1] Abb. S. 134, [Bd. 2] S. 356–359 Nr. 18; vgl. [108 a] S. 403 und [109] S. 229f.), so daß auf dem Stich von 1557 zwar fälschlich, doch nicht ganz ohne Grund Bosch als dessen Inventor angegeben ist (Abb. 17; vgl. [108] S. 268 Nr. 194 und S. 403). In der Wiederholung des Stiches, um 1640 von Joan Galle angefertigt, verdeutlichen die Inschriften „OPPRESSIO PAUPERUM“ und ein Jac 2,6 entnommenes Bibelzitat die Intention der Darstellung (ebd. S. 408f. Abb. 15); in der seitenverkehrten des Hendrick Hondius ist diese auf ein historisches Ereignis bezogen, ein Spottbild auf den 1619 enthaupteten Ratspensionär Johann Oldenbarnevelt: ihm, dem großen F., öffnet der siegreiche Fischer Moritz von Oranien den Bauch (Dt. ill. Flugbll., Bd. 2, Mchn. 1980, S. 240f. Nr. 136; vgl. – auch für weitere Versionen –[108] S. 409f. Abb. 16, S. 269 Nr. 195 und S. 407f. sowie [109] S. 23ff. Abb. 26; zu Brueghels Gemälde v. J. 1559 in Berlin, StMPK, vgl. Fritz Grossmann, B., The Paintings, Ld. 1966, Taf. 13 und Jan Grauls, Volkstaal en volksleven in het werk van P.B., Antw. und Amst. 1957, S. 106 Nr. 54).

Das Thema fand auch in die Emblematik Eingang. Unter dem Lemma „minor esca maioris“ oder ähnlichen Lemmata geißelt es die Unterdrückung der Armen durch die Reichen (Kupferstich des Peter Isselburg nach einer Darstellung v. J. 1613 im alten Nürnberger Rathaus: [72a] Nr. 12) sowie die der Schwachen durch die Mächtigen (Seb. de Covarrubias Orozco [70 a] Nr. 88; s. auch Henkel–Schöne Sp. 678f.) und ist letztlich ein „Bild der schlechten Regentschaft“ ([108 a] S. 404; zur Übernahme des Emblems im Ludwigsburger Schloß s. Mich. Schilling, Die lit. Vorbilder der Ludwigsburger und Gaarzer Embleme, in: Wolfg. Harms und Hartmut Freytag [Hgg.], Außerlit. Wirkungen barocker Emblembücher, Mchn. 1975, S. 45f. Nr. L 73, S. 178, Abb. 38).

Mit Darstellungen großer F., die kleinere fressen, könnten leicht solche zu verwechseln sein, die einen F. mit einem kleineren im Maul zeigen und daran erinnern, daß manche Fischarten bei drohender Gefahr ihre Jungen im Maul bergen; deshalb werden sie als Beispiel übergroßer Liebe gepriesen (Ambrosius, Hexaemeron V, 3: [13] S. 145f.; vgl. [25] S. 203f. und [44] Bl. 27r–v).

4. Gesundheit

Die sprichwörtliche Gesundheit der F. (vgl. etwa Franz von Lipperheide [Hg.], Spruchwörterbuch..., Lpz. 31935, S. 185) prädestinierte sie zum Attribut der gleichnamigen Personifikation (Sanitas; vgl. Breysig S. 250b).

So sind der um 1220–1230 entstandenen Archivoltenfigur der „Sanitas“ in der N–Vorhalle der Chartreser Kathedrale drei F. als Wappenbild zuerkannt (Abb. 8; s. auch Ann. arch. 6, 1847, Taf. vor S. 51, Nr. 12). – Bei Otto van Veen verweist ein F. auf die in der Freiheit wachsende und erstarkende Gesundheit (Emblemata sive symbola, Brüssel 1624, Nr. 92).

5. Ausgelassenheit und Trägheit

Im lebhaften Spiel der F. sah man in der Antike ein Zeichen für Ausgelassenheit (Lascivia; [98] Sp. 1004); in der Emblematik der Neuzeit trat hierfür das Bild des *Delphins ein, der an der sturmgepeitschten See seine besondere Freude hat und sich mit ausgelassenen Sprüngen in den hohen Wellen tummelt.

In ihrer Untätigkeit – so begriff man das „Stehen“ der F. – sind sie ein Exempel der „Accedia“ (s. Trägheit) und des phlegmatischen Temperamentes, dem diese Eigenschaft zugeschrieben wurde und das in der Zuordnung von Temperamenten und Elementen dem Wasser koordiniert ist (s. Sp. 28; vgl. im übrigen Temperamente). – Am Grund liegende oder (langsam) dahinschwimmende F. nahm Woytt für ein Bild der Faulheit [85, T. 3 Nr. 181].

6. Dummheit

F. gelten als dumm; daher können sie Ignorantia charakterisieren.

In der Antike nannte man törichte Menschen „F.“ (Plutarch, De sollertia animalium 975B: [7] S. 412f.). Unter Berufung auf Hesychios erklärt Valeriano F.schuppen als Bild der Ignorantia [67, Bl. 222v]; ihm folgend schlägt Ripa vor, der personifizierten „Ignoranza“ ein Schuppenkleid zu geben ([87a] S. 222; [87b] S. 248; [87c] S. 327). Zum Motto „Dom is driest“ gesellt Roemer Visscher die Abbildung eines F., der für einen ungebildeten, groben, keinen Unterschied von Orten, Leuten und Zeit kennenden Menschen steht, kurz gesagt einen alten Holländer [72, II, 2, S. 63].

C. Artenvielfalt

Früh schon fiel die Artenvielfalt der F. auf; die „plurimae species“ insbesondere der Meeres–F. sind ein biblischer Topos (vgl. z. B. Ez 47, 10). Für die „innumera genera piscium“ (Ambrosius, Hexaemeron V, 3: [13] S. 145) findet man die Begründung, das Meer sei viel weiter und größer als die Erde und bringe daher auch viel mehr Lebewesen hervor als das Land [44, Bl. 5vf.]. Die Zahl der Arten wurde, angeregt durch Io 21,11 (s. Sp. 22), wiederholt mit 153 angegeben (was auch ebd. referiert ist).

Die Artenvielfalt der F. hat ihre Entsprechung in der Verschiedenheit der Menschen, auch im Netz der Kirche sind große und kleine, gute und schlechte vereint (ebd. Bl. 22v).

In der Red. A der „Bible moralisée“ ist auf diese Interpretation Bezug genommen: der Abbildung des Schöpfers bei der Erschaffung der F. folgt ein Medaillon mit vier Szenen, die, als Hinweis auf die „diversa genera hominum“, Leute bei verschiedenen Tätigkeiten schildern (Abb. 9 und Wien, Österr. Nat.bibl., cod. 2554, fol. 1*v: Haussherr Bd. 1 Taf. 3, vgl. Ders., Sensus litteralis und sensus spiritualis in der Bible moralisée, Frühma. Stud. 6, 1972, S. 358 und Abb. 58f.). – Zu einem –humorigen – Versuch in einer mittelrheinischen Handschrift des 15. Jh., einzelne F.arten zu bestimmten Ständen und menschlichen Tätigkeiten in Beziehung zu setzen, s. Joh. Schultze, Ein ma. F.kenner, Archiv für Fischereigesch. 2, 1914, S. 133–135.

D. Aufenthaltsorte

Im Gegensatz zu den Vögeln in der Höhe des Himmels leben die F. in der Tiefe des Wassers, die vielfach als Ort der Gottferne verstanden wird (manchmal auch als Ort der Gotteserkenntnis [Sp. 45] oder der Gottesfurcht [Sp. 57]).

Bei der Gegenüberstellung von F. und Vögeln sind diese Vertreter der vita contemplativa, jene solche der vita activa, vgl. die Genesisillustrationen der „Bible moralisée“ (Hs. in Oxford [Sp. 31], fol. 4r: [112] Bd. 1 Taf. 4); s. auch [35] IV, 6. – An anderer Stelle verkörpern die in der Tiefe lebenden F. die Sorge um weltliche Dinge, so bei Durandus von Mende, der demgegenüber die sich über das Wasser erhebenden Vögel als die Getauften anspricht (Rationale divinorum officiorum, lib. VI cap. LXXXI, 2: Ausg. Lyon 1568, Bl. 352v; zu entsprechender Deutung speziell der von den Tyrern am Sabbat verkauften F. [Sp. 21] vgl. Beda, In Ezram et Neemiam lib. III: ed. D. Hurst O.S.B., CCSL 119A, 1969, S. 390; Frey [44] Bl. 30r–v).

Als Bild des „lucrum temporale“ oder der „deliciae temporales“ begegnen F. mehrfach in der „Bible moralisée“, meist um jene, denen sie dargebracht werden, als schlechte Vertreter der Kirche („falsi praelati“) zu bezeichnen (so Toledo, Archiv der Kath., sog. Biblia de San Luis, Bd. III, fol. 86r [Act 5,1f.] und 94r: Abb. 10b; Hs. in Oxford [Sp. 31], fol. 82r: [112] Bd. 1 Taf. 82; Wien, cod. 2554 [Sp. 37], fol. 8*v und 19*v: Haussherr Bd. 1 Taf. 17 und 37).

In der Emblematik kann der an das Wasser gebundene F. unter einem zum Himmel aufsteigenden Paradiesvogel – und umgeben von Fischereigerät (unten) und Vögeln (oben) – als Mahnung verstanden sein, nicht träge dahinzuschwimmen, sondern den Blick nach oben zu richten (Antonio Vanossi S.J., Idea sapientis theo–politici, ..., Wien 1727 [benutzt: Tyrnau 1746], S. 4). – Woytt sind die am Grund liegenden F. ein Bild verstockter Heiden ([85 a] S. 29, als Explikation zu [85] T. 3 Nr. 181).

Die Gegenüberstellung von F. und Vögeln konnte auch dahin gedeutet werden, daß Vögel, hier der Adler, Bild des Lebens seien und F. eines des Todes oder der Sterblichkeit [98, Sp. 1034f.].

Auf antike Vorstellungen geht die Darstellung eines mit fünf Hieroglyphen versehenen Obelisken zurück, den Valeriano beschreibt. Die Hieroglyphen bezeichnen das Leben des Menschen: (von oben) ein Kindes– und ein Greisenkopf für „Nascimur“ und „Senescimus“, ein Adler für „Vivimus“ und ein F. für „Morimur“, ganz unten das zu Wasser wie zu Land lebende *Flußpferd für „Naturae dissidio“ ([67] Bl. 219r, [67a] S. 368). – Eine andere Begründung für die Verwendung des F. als Todessymbol geht von der Deutung der Jonasgeschichte aus (Sp. 22; vgl. etwa [28] Sp. 1030).

F. werden nach ihren Aufenthaltsorten charakterisiert und verglichen. Dabei wird unterschieden zwischen Fluß– und Meeres–F. sowie zwischen F. in stehenden und in fließenden Gewässern ([35] IV, 5; [38] cap. 1 S. 547f.; [43] S. 801). Der bei einem Festmahl der F. zwischen einem Fluß–F. und einem in dem schönen Gardasee aufgewachsenen ausgebrochene Streit, wer von ihnen schmackhafter sei, wird vom Delphin, dem „judex marinus“, damit beendet, daß er beide Kontrahenten verschluckt (Dialogus creaturarum, dial. 46: Hans Walther, Das Streitgedicht in der lat. Lit. des MA, Mchn. 1920 [Quellen und Unters. zur lat. Philol. des MA, Bd. 5, H. 2; Ndr. Hdhm., Zh. und New York 1984], S. 15). Allegorische Deutung fand die vergleichende Gegenüberstellung von Fluß–F. und solchen in stehenden Gewässern bei Bernhard von Clairvaux: jene bezeichnen Prediger, die – wie ein Fluß – mit ihrem Wort verschiedene Länder ‚bewässern‘, diese in der Stille des Klosters lebende Mönche (In festo s. Andreae apostoli sermo 1: Migne, P.L. 183 Sp. 506).

Fluß–F., die heftig zappelnd gegen die Strömung anschwimmen, verbindet Woytt mit dem Lemma „Zur Arbeit geboren“; sie sind ihm Bild für die Mühsal des Lebens und für den Studierwilligen, der früh schon Bequemlichkeit mit Unrast vertauschen muß ([85] T. 3 Nr. 497 und [85 a] S. 72).

Viel häufiger als die Fluß–F. deutete man die des Meeres. Dabei spielen oftmals Interpretationen des Salzwassers und der Meerestiefe mit hinein, erstere meist die Auslegung „in bonum“ fördernd, letztere beinahe immer diejenige „in malum“ unterstreichend. Ganz allgemein bedeuten Meeres–F. den dem Treiben der Welt ausgesetzten Menschen [43, S. 801].

Die im Salzwasser lebenden Meeres–F. gleichen Bitternis ertragenden Menschen, die dadurch stark und heiligmäßig gemacht werden können: „Die größte F. werden in denen gesalzenen Wässern gefunden; also auch die größte Heiligen in denen gesalzenen Kreutz–Wässern“ (Compendium ritualis Constantiensis ..., Konstanz o. J. [2. H. 18. Jh.], als Trostbetrachtung für Kranke). In der Emblematik sind Meeres–F. Bild des Büßers (so bei Aresi, Impr. 118, „Per Santi Penitenti“ mit dem Lemma „Quasi lac sugunt“, Dt 33, 19: [77] lib. 4, 2, S. 1557; zur Erklärung s. ebd. S. 1565f., vgl. Pianelli [80] cap. 1 Nr. 5, S. 207), des Märtyrers und des Geduldigen (ebd.) sowie der Patientia (Boschius cl. III Taf. 43 Nr. DCCCXLIII). Da Meeres–F. den salzigen Geschmack des Wassers, in dem sie leben, nicht annehmen (vgl. [33] § 5 S. 1517), stehen sie für jene, die in der Welt, „aber nicht von der Welt“ sind (nach Io 15, 19; Masen [79] S. 890 und Cats [76] S. 412 Nr. 41). Die negative Auslegung Clemens’ von Alexandrien – obwohl die Meeres–F. im Salzwasser leben, müssen sie doch gesalzen werden (Stromata I, 41, 4: ed. O. Stählin a. a. O. [Sp. 47] S. 27) – wurde anscheinend in der Emblematik nicht aufgegriffen. – Durch die konservierende Kraft des Meersalzes kann die Perseverantia bezeichnet werden (Valeriane [67] Bl. 220vf.). Diese allegorische Deutung fortschreibend, gab Frans Floris der Personifikation dieser Tugend einen F. als Attribut (Abb. 18). – Bersuire fand eine andere Erklärung für seinen Vergleich der Meeres–F. mit Gott wohlgefälligen Menschen: Wie im offenen Meer Sturm und Wellen ausgesetzte F. im Geschmack denen aus stillen Wassern überlegen sind, so ist der durch Mühsal und Leiden gegangene Mensch anderen vor Gott überlegen ([38] S. 548, vgl. [39] S. 861). Doch können die sich im Meerwasser tummelnden F. auch als Bild der Gewohnheit verstanden sein ([85] T. 3 Nr. 135).

Ausgehend von Ps 8, 9 (qui perambulant semitas maris) wird der die Tiefen des Meeres durchdringende F. als Bild des Neugierigen und des weltlichen Philosophen verstanden: „Philosophos ... qui huius mundi naturam erratica curiositate pertractant“ nennt Cassiodor die „pisces maris“ (Expositio in Ps 8: ed. M. Adriaen, CCSL 97, 1958, S. 94; vgl. auch [43] S. 801); bereits Augustinus sah in ihnen „curiosos qui ... inquirunt in profundo huius saeculi temporalia“, und diese „curiositas“ hält er für eines der drei Hauptlaster (Enarrationes in Psalmos, Ps 8: ed. E. Dekkers und I. Fraipont a. a. O. [Sp. 49] S. 56). Ps.–Beda sieht in den (mit Fluß–F. verglichenen) Meeres–F. mit ihren Interessen an weltlichen Dingen Kaufleute bezeichnet („curiosi in terrenis: sicut mercatores“; De Psalmorum libro exegesis, Ps 8: Migne, P.L. 93 Sp. 528); s. auch die Glossa ordinaria (ebd. Bd. 113 Sp. 857), [28] Sp. 1030, [44] Bl. 39vf. und für weitere Deutungen [43] S. 801.

Aus der Beobachtung sich an der Wasseroberfläche sonnender F. gewann man unterschiedliche Deutungen: Diese F. können ein Bild des Wohlstands sein [82, cap. 1 Nr. 14 S. 711], aber, da sie leicht Beute von Vögeln werden, auch eines der Gefahr ([75a] S. 20 Abb. 10: Henkel–Schöne Sp. 679). F., die in der Hitze des Sommers das oben erwärmte Wasser verlassen und sich in tiefere Gewässer begeben, mahnen den Menschen, vor der Hitze der Wollust in die kühle Tiefe der Gottesfurcht zu fliehen ([35] IV, 5; [38] S. 548).

Tote F. schwimmen oben, Bild des im Tode aus der Tiefe irdischer Mühsal zu himmlischem Lohn aufsteigenden Menschen (J. M. von der Ketten [82] cap. 1 Nr. 1 S. 709).

Außerhalb ihres Lebenselements verenden F. in kurzer Zeit, denn sie bedürfen zum Leben des Wassers. So bedarf die Seele Gottes und verlangt nach ihm (J. Bunyan, Divine Emblems or Temporal Things Spiritualized, Ld. 91724; Wolfg. Helmhard von Hohberg, Lust– und Arzeney–Garten des Kgl. Propheten Davids, Rgbg. 1675 [Ndr. Graz 1969; Instrumentaria artium, 8], Nr. 63, nach S. 230; Voraussetzungen in der patrist. Lit. s. bei [98] Sp. 1040). – Umgekehrt kann der am Ufer vertrocknende F. den Tod des Gottlosen bedeuten (J. M. von der Ketten [82] cap. 1 Nr. 17 S. 711; zu anderslautenden Ausdeutungen dieses Motivs s. Picinelli [80] cap. 1 Nr. 8 S. 207 und Woytt [85] T. 1 Nr. 452 und [85a] S. 65).

E. Gefangene F.

Viele, meist moralisierende Deutungen fanden Darstellungen geangelter oder mit der Reuse gefangener F. Der Tenor der Auslegungen besagt, sie glichen Menschen, die durch eigene Schuld zu Schaden kamen.

Die geangelten F. erliegen der Verlockung des Köders an der Angel. Der mit dem Köder den tödlichen Angelhaken verschlingende F. wird mit Adam verglichen, der durch einen Bissen von der verbotenen Frucht den Tod auf sich lud (Picinelli [80] cap. 1 Nr. 11 S. 207; [80 a] cap. 1 Nr. 12 S. 433). Der schon an der Angel hängende, sich aber noch am Köder ergötzende F. ähnelt dem Menschen, der sich selig der Wollust hingibt und doch die Angel des Todes schon im Leib hat [44, Bl. 28r–v]; ähnlich interpretiert J. M. von der Ketten das Bild, das er dem Lemma „Escam quaerendo“ beigab: Es bezeichnet durch Schlemmerei und fleischliche Begierden selbst verschuldeten Tod ([82] cap. 1 Nr. 15 S. 711; vgl. Picinelli [80] cap. 1 Nr. 11 S. 207, [80 a] cap. 1 Nr. 1 S. 432 und Nr. 12 S. 433). Der an der Angel zappelnde F. ist ein Beispiel bestraften Ehrgeizes (Picinelli [80] cap. 1 Nr. 1 S. 206, „Ultro de volvere capi“; [80a] S. 432) und ein Bild des Bestochenen (Picinelli [80] cap. 1 Nr. 3 S. 207, „Dum capio capior“; [80a] S. 432; so auch Boschius [83] cl. IV Nr. CXXXVI: Abb. 28), Leichtgläubigkeit und verspätete Vorsicht sieht J. M. von der Ketten in diesem Bild vergegenwärtigt [82, cap. 1 Nr. 8 und 5, S. 710]. Das ängstliche Zappeln an der Angel nützt diesem so wenig wie dem sündigen Menschen, der soll Gottes Züchtigung ertragen (Woytt [85] T. 3 Nr. 197 und [85 a] S. 31, Abb. 29).

In der Reuse gefangene oder sich ihr nähernde F. werden als Exempel unbedachten Handelns verstanden [75 a, S. 4 Nr. 2], von Weigel mit dem Lemma „Non amore sed errore“ verbunden und auf die Wahl des Ehepartners gemünzt [84, S. 54f. Kupfer XXVI, 21].

Im Schlaf (im Netz) gefangene F. zeugen von verderblicher Sorglosigkeit [71, Nr. 31].

Nicht immer freilich zielt bei Darstellungen wie auch immer gefangener F. die allegorische Erklärung auf die Deutung des (der) F. ab; oft gilt sie dem Fanggerät des Fischers (vgl. z. B. Falschheit, RDK VI 1393 Abb. 12b und Sp. 1399 Abb. 16a; s. Fischer, Fischfang).

VI. Fastenspeise

Als Speise für Fasttage und Fastenzeit wurden F. schon früh empfohlen (J. Engemann [98] Sp. 1024, wo auch auf verschiedene Formen der F.enthaltung hingewiesen ist).

Dabei spielte die Vorstellung eine Rolle, F. seien aus dem Wasser geboren (gemäß Gen 1, 20; vgl. [44] Bl. 6r–7v) und hätten geringeren Nährwert als die auf der Erde und in der Luft lebenden und atmenden Tiere (hierzu z. B. Thomas von Aquin, Summa theol. II, II, quaest. 147, art. 8; vgl. F. Mugnier, Art. „Abstinence“, in: Dict. de Spiritualité, Bd. 1, 1937, Sp. 112–133, bes. Sp. 132); eine andere Erklärung begründet den F.genuß in der Fastenzeit mit der in der Taufe bewährten reinigenden Kraft des von Gott nicht verfluchten Wassers (Durandus von Mende, Rationale divinorum officiorum, lib. VI cap. 7: Ausg. Lyon 1568, Bl. 265; ferner [44] Bl. 8rf.).

Dementsprechend ist durch F.darstellungen seit dem hohen MA immer wieder auf das Fasten und auf Fastentage hingewiesen worden.

Zu Beginn des Hieronymus entlehnten Textes über das Fasten (inc. „Quomodo miles semper exercetur ad proelium ...“; Hieronymus, Epistula 26: ed. Germanus Morin, CCSL 78, 1958, S. 533–535) ist im Homiliar des Alanus von Farfa, einer französischen Handschrift des 10./11. Jh., die Cauda der Q–Initiale als F. gebildet (Abb. 3). – In den Kalendern des 16. Jh. sind (älterer Gewohnheit folgend?) die Quatember–Fasttage durch F. bezeichnet (so Zürich Der Name des Attributs „[Person“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann. Frieß] 1546: Alfred Pfaff, Aus alten Kalendern, Augsb. o. J., Taf. B 3; weitere Beispiele ebd. Taf. B 4f.). – Arcimboldos Allegorie des Fastens ist eine aus Gemüse, F. und anderen Wassertieren zusammengesetzte Büste (überliefert im Stich des Ambrogio Brambilla, betitelt „Quaresima“: Benno Geiger, I dipinti ghiribizzosi di G. A., Flor. 1954, Taf. 121). In Arcimboldos aus F. und gerupften Hühnern gebildetem „Porträt“ Calvins sollen die F. ironische Anspielung auf die aszetische Lebensweise des Reformators sein (Gripsholm, Schloß, Gem. von 1566: F. C. Legrand und Felix Sluys, A. et les arcimboldesques, Aalter 1955, S. 57f., Taf. 12). Hinweis auf das Fasten sind die F. in Tobias Stimmers polemischem Papstporträt, bei dem u. a. ein Heringskopf die Nase bildet (zu den verschiedenen Fassungen vgl. Dt. ill. Flugbll., Bd. 2 S. 136 Nr. 74; in Fischarts Versen sind V. 67f. F. und Fasten erwähnt: Camillus Wendeler, Zu Fischarts Bildergedichten, Archiv für Lit.gesch. 12, 1884, S. 524; niederländische Verse zu einem Nachstich nennen auch den Hering: ebd. S. 529; zum Hering als Fastenspeise der Armen s. Sp. 104).

Bei Pieter Brueghel d. Ä. führt das personifizierte Fasten im Kampfe mit dem Karneval (dem Fleisch usw.) F. mit sich (Wien, Kh. Mus., 1559: Fr. Grossmann a. a. O. [Sp. 51] Taf. 6–9). Den Streit zwischen Fasten und seinen Widersachern vergegenwärtigen wohl auch Kampfszenen zwischen sich bekriegenden Heeren von F. und anderen Tieren (so z. B. ein Holzschnitt des 16. Jh. bei W. Brückner, Populäre Druckgraphik Europas. Niederl., Mchn. 1970, Taf. 93).

In den Ausgaben der „Iconologia“ des Ces. Ripa wird seit 1630 ein F. als Attribut des Fastens (Digiuno) erwähnt: im Anschluß an Valeriano [67, Bl. 214r] ist es zunächst der besonders genügsame „Cephalus“ (s. Sp. 111f.), später ein nicht benannter F. als „Merckmal der Mässigkeit“ (so [90] S. 82).

Hinweis auf die Fastenspeise F. sind auch die beim Aufzug zu einem in Dresden zu Fastnacht veranstalteten Ringrennen von Reitern getragenen F. (1607: Friedr. Sieber, Volk und volkstümliche Motivik im Festwerk des Barocks. Dargestellt an Dresdner Bildquellen, Bln. 1960, S. 187 und Taf. 47).

Die Darstellung der Fastenzeit erscheint seit dem 17. Jh. üblicherweise als von verschiedenen F. und Gemüsen umgebene oder diese Speisen tragende Frau (Stich von Gius. M. Mitelli [1634–1718]: Franca Varignara, Le coll. d’arte della Cassa di Risparmio in Bologna. Le incisioni I, Bol. 1978, Nr. 423, Taf. 190; Barcelona, Inst. Municipal de Hist., Holzschnitt, 19. Jh.: Augusti Duran i Sanpere, Populäre Druckgraphik Europas. Spanien, Mchn. 1971, Taf. 152). Weil die Fastenzeit üblicherweise im Februar beginnt, charakterisiert Harsdoerffer diesen Monat u. a. durch ein Bündel aufgehängter F. mit der Beischrift „gulam jeiunia pensant“: [88] S. 110 (Ndr. S. 151).

Weil Fasten zur Reue gehört, ist der F. bisweilen Attribut der Penitentia (Ripa [87a] Abb. S. 388, ebenso Harsdoerffer [89] S. 159 und eine Reihe von Darstellungen der „Berouw“ an belgischen Beichtstühlen des 17. und 18. Jh.: Abb. 30 und S. Zajadacz–Hastenrath, Das Beichtgestühl der Antwerpener St. Pauluskirche und der Barockbeichtstuhl in den Südlichen Niederl., Brüssel 1971 [Monographien des Nat. Centrum voor de Plast. K. van de 16de en 17de eeuw, 3], Abb. 141, 147, 224, 240, 244).

VII. Attribute

A. Heiligenattribut

F. begegnen mehrfach als Attribut von Heiligen, in deren Lebensbeschreibung F., F.fang oder –wunder – seltener allein das Wasser (Sp. 68) – eine Rolle spielen oder eine den F. verglichene Eigenschaft des Heiligen zu solcher Zuordnung Anlaß gab (Sp. 69). Unter den teilweise wiederkehrenden Motiven, die bei Illustration der Viten auch in szenischem Zusammenhang dargestellt werden, ist der Topos des – bei der Zubereitung für die Tafel –in einem F. wiedergefundenen kostbaren Gegenstandes am häufigsten anzutreffen (zum Motiv vgl. Reinhold Köhler, Kleinere Schriften, hg. von Johs. Bolte, Bd. 2, Bln. 1900, S. 180 und 209; Frederic C. Tubach, Index exemplorum, Helsinki 1969 [FF Communications, Bd. 86], Nr. 3835, 4102; s. auch Ring des *Polycrates).

Amalberga von Gent wird auf einem F. stehend (Hieronymus Wierix, Kupferstich, um 1600: Marie Mauquoy–Hendrickx, Les estampes des Wierix..., Brüssel 1979, S. 193f. Nr. 1054, Taf. 143) oder von zwei F. flankiert dargestellt (Stich des 17. Jh.: Acta SS. Juli Bd. 3 Abb. S. 77), weil F. das Schiff mit ihren Reliquien zogen (vgl. Detzel Bd. 2 S. 58 und LCI Bd. 5 Sp. 108).

Der Apostel Andreas erhält gelegentlich, bevorzugt in Italien und Spanien, das F.attribut als Hinweis auf seinen Fischerberuf. Ein Altarretabel des Pier Francesco Fiorentino von 1494 zeigt ihn mit einem F. in der Hand (S. Gimignano, S. Agostino: Kaftal Bd. 1 Sp. 37f. Nr. 15 Abb. 36), ein Gemälde des Jusepe de Ribera von ca. 1637 mit einem vor dem Heiligen auf einer Brüstung liegenden F. (Brüssel, Mus. Roy. des B.–A.: Nicola Spinosa, L’opera completa del R., Mail. 1981 [Classici dell’Arte, 97], S. 110f. Nr. 112); meist aber sind ein oder mehrere F. von einer Schnur gehalten und hängen so von der Hand des Heiligen (Jacques Callot, Stich von 1631/32: Jules Lieure, J.C., Bd. 4, Paris 1924, Abb. 1302; Jusepe de Ribera, Gem. von ca. 1640, Madrid, Prado: N. Spinosa a. a. O. S. 101 Nr. 60) oder von einem Balken des Kreuzes herab (Perugia, Gall. Naz. dell’Umbria, Triptychon des Fiorenzo di Lorenzo, E. 15. Jh.: Kaftal Bd. 2 Sp. 59f. Nr. 23 und Abb. 54; Stich des Antonio Tempesta [1555–1630]: Taf. Id).

Antonius von Padua soll F. gepredigt haben (Acta SS. Juni Bd. 3 S. 216; vgl. LCI Bd. 5 Sp. 222). Ältestes bildliches Zeugnis hierfür ist ein Glasfenster in der Capp. di Sant’Antonio in der Unterkirche von S. Francesco in Assisi (Abb. 13); vgl. ferner das Fresko des Lorentino d’Angelo in Arezzo, S. Francesco (1482: Kaftal Bd. 1 Sp. 81f. Nr. 25 Abb. 82), ein Stuckrelief des 18. Jh. in Düsseldorf, St. Max (Beda Kleinschmidt O.F.M., A.v.P., Ddf. 1931, Abb. 204), und einen Stich der Brüder Klauber (Klebeband Klauber–Götz: Augsburg, St.– und Stadtbibl, 2° Kst 224, Bl. 161 Nr. 178; weitere Beisp.: LCI Bd. 5 Sp. 224). Die Szene wurde offenbar in Analogie zur Vogelpredigt des hl. Franziskus gebildet (umgekehrt wird eine quellenmäßig nicht belegte, aber sehr vereinzelt und spät geschilderte F.predigt des Franziskus als Anregung aus der Antonius–Ikonographie gewertet: vgl. LCI Bd. 6 Sp. 288f.).

In einem zweiten, nur selten dargestellten F.wunder werden die Knochen eines am Freitag unfreiwillig verzehrten Kapauns auf ein Kreuzzeichen des Heiligen hin zu F.gräten (Bergamo, S. Alessandro della Croce, 15 Jh.: Kaftal Bd. 4 Sp. 89f. Nr. 26 Abb. 117). Gleichwohl haben Einzeldarstellungen des Heiligen nur ausnahmsweise einen F. als Attribut, so ein Antependium von 1502, das die Madonna zwischen Franziskanerheiligen zeigt (Wien, Kh.Mus.: Kurth, Bildteppiche, Bd. 3 Taf. 236f.). Zu Antonius v. P. gehört auch der F., der im Franziskanerstammbaum eines Nürnberger Einblattdruckes von 1484 (Schreiber, Hdb., Bd. 3 Nr. 1777) versehentlich auf der falschen Seite abgebildet und so einem unbekannten „Ulricus martyr“ zugeteilt wurde (Franz Martin Haberditzl, Die Einblattdrucke des 15. Jh. in der Kupferstichslg. der Hofbibl. zu Wien, Bd. 1, Wien 1920, Nr. 161, Taf. C).

Arnulf von Metz fand einen Ring, den er in die Mosel geworfen hatte, zum Zeichen der Vergebung seiner Sünden im Bauch eines F. wieder (Acta SS. Juli Bd. 4 S. 435f., 446) und wurde daher bald mit dem Ring, bald mit einem F. dargestellt (Leonhard Beckh, Holzschnitt von 1516/ 1517: Simon Laschitzer, Die Hll. aus der „Sipp–, Mag– und Schwägerschaft“ des Kaisers Maximilian I., Jb. Kaiserh. 4, 1886, Taf. 10; auch [115] Sp. 105f. Abb. 45).

Benno von Meißen warf bei seiner Absetzung durch Heinrich IV. (1085) die Schlüssel seiner Kathedrale in die Elbe – sie wurden nach seiner Rückkehr im Maul eines F. wiedergefunden (Acta SS. Juni Bd. 4 S. 138). Infolge der Translation der Benno–Reliquien nach München kam es in Bayern seit 1580 relativ häufig zu Darstellungen des Heiligen, die ihn als Bischof mit Buch und F. zeigen; im Unterschied zu solchen des hl. Ulrich (s. Sp. 71) sind bei Bennobildern in der Regel außer dem manchmal aufgeschnittenen F. die Schlüssel wiedergegeben, vgl. die Reliquienbüste und die bemalte Türe des Behältnisses für das Benno–Reliquiar in der Münchner Frauenkirche (um 1600: Taf. Ie und Peter Pfister und Hans Ramisch, Die Frauenkirche in M., Gesch., Baugesch. und Ausstattung, Mchn. 1983, Abb. 97), eine Augsburger Silberfigur von Jerem. Sibenbürger (1625: ebd. Abb. 152), einen Kupferstich des 17. Jh. (Acta SS. Juni Bd. 4 Abb. S. 124), ein Gemälde Joh. Mich. Rottmayrs von 1702 (München, Bayer. Staatsgem.slgn.: Erich Hubala, J.M.R., Wien und Mchn. 1981, S. 196f. Nr. G 81, Farbtaf. 13) und ein Thesenblatt Joh. Bapt. Untersteiners von 1710 (Peter Steiner, Altmünchner Gnadenstätten, Bd. 1, Mchn. 1977, Umschlagrückseite).

Berthold von Garsten, der zum einen bei Tisch gereichte F. vermehrte, zum anderen die zur Bewirtung eines ehrwürdigen Gastes benötigten F. beschaffte – sie sprangen ihm vor den Augen der erfolglosen Fischer vor die Füße – (Acta SS. Juli Bd. 6 S. 478 und 481, Stich nach S. 474; vgl. Matthaeus Rader, Bavaria Sancta, Bd. 4, Mchn. 1628, Stich S. 65), wird vielfach mit zwei F. dargestellt, vgl. einen – aus Garsten stammenden (?) –Altarflügel in Steyr (Heimathaus, 1. V. 16. Jh.: Jos. Perndl, Abt B.v.G. († 1142) in der K., Chr. K.bll. 83, 1942, H. 3, S. 15 Abb. 5) sowie Altarskulpturen des Garstener Hochaltares (Taf. IIa) und in Göttweig (Stiftsk., 1773: Kdm. Österreich 1 Taf. 23; [115] Sp. 137 Abb. 60) oder einen Stich im „Calendarium Benedictinum“ des Aegidius Ranbeck (Augsb. 1675, nach S. 272; weitere Beisp. bei J. Perndl a. a. O. S. 9–23).

Von Botvid von Schweden berichtet die Legende einen wunderbaren F.fang (Acta SS. Juli Bd. 6 S. 63), weshalb er außer der Axt auch F. als Attribut erhielt (Skulptur in Ytterselö/Södermanland, Kirche, E. 15. Jh.: Bengt Thordeman [Hg.], Erik den helige, Stockholm 1954, Taf. 14 Abb. 32; weitere Beisp. im Nat.mus. Stockholm: Medieval Wooden Sculpture in Sweden, Bd.4, Stockholm 1975, S. 192 und 222f.; Bd. 5, Stockholm usw. 1964, Abb. S. 235 und 216; vgl. auch LCI Bd. 5 Sp. 441).

Brendan von Clonfert und seine Begleiter sollen auf einer abenteuerlichen Meerfahrt u. a. auf dem Rücken eines großen, für eine Insel gehaltenen F. angelegt und dort auch das Meßopfer gefeiert haben (Navigatio Sancti Brendani abbatis, cap. 10: ed. Carl Selmer, Notre Dame/ Indiana 1959 [Publ. in Med. Stud., 16], S. 20f.). Ein andermal sollen „diversa genera bestiarum“ in großer Zahl friedlich das Schiff begleitet haben, als Brendan die Messe las (ebd. cap. 21 S. 57f.; vgl. ferner Fr. C. Tubach a. a. O. [Sp. 61] S. 166 Nr. „3068“ [sic!, für 2068]). Eine Darstellung der Fahrt auf dem F. enthält der Krumauer Bilder–Codex (um 1358: Wien, Österr. Nat.bibl., cod. 370, Faks.ausg., hg. von Gerhard Schmidt und Franz Unterkircher, Graz 1967 [Codd. Sel., Bd. 13], fol. 163v), die Meßfeier auf dem F. zeigt ein Stich von 1621 (LCI Bd. 5 Abb. Sp. 443). Réau erwähnt auch Darstellungen des Heiligen als Patron der Seeleute mit einem F. als Attribut (Bd. 3,1 S. 242, ohne Nachweis).

Wird der hl. Christophorus mit F. dargestellt, dann bevölkern diese zumeist das Wasser, das er mit dem Christuskinde durchquert (vgl. Gertrud Benker, Christophorus, Mchn. 1975, Abb. 69, 93, 111, 155; so auch bei einer Skulptur des 2. V . 14. Jh. am Regensburger Dom, wo aus den hinter den Füßen des Heiligen angedeuteten Wellen ein F. auftaucht: Braun [115] Sp. 171 Abb. 75). In anderen Fällen ist ein F. an seinen Stab gebunden (Rotterdam, Mus. Boymans–van Beuningen, Gem. von Hieronymus Bosch, A. 16. Jh.: Ch. de Tolnay a. a. O. [Sp. 46; Bd. 1] Abb. S. 281, [Bd. 2] S. 368f.) oder dem Heiligen in die Hand gegeben (München, Alte Pin., Gem. von Jan Mandyn, 2. Dr. 16. Jh.: Kat. 1, Dt. und niederl. Mal. zwischen Renss. und Barock, Mchn. 1963, S. 41f., Abb. S. 68; auch G. Benker a. a. O. Abb. 138–140). Der F. soll wohl als Wegzehrung dienen (so auch LCI Bd. 5 Sp. 503), vielleicht auch als Anspielung auf das der Bekehrung folgende Fasten des Heiligen – im Gegensatz zur Völlerei der falschen Eremiten im Hintergrund (s. Ch. de Tolnay a. a. O. [Bd. 1] S. 38).

Cuthbert und ein Gefährte wurden auf der Reise –der Prophezeiung des Heiligen gemäß – mit einem F. genährt, den ein Adler für sie erjagte (Beda, Vita S. Cuthberti, cap. 12: ed. Bertram Colgrave, Two Lifes of Saint Cuthbert, Cambr. 1940, S. 194–196; vgl. auch Fr. C. Tubach a. a. O. [Sp. 61] S. 166 Nr. 2062). Drei Episoden dieser Begebenheit, die Prophezeiung Cuthberts, der Adler mit dem F. und das Teilen des F. mit dem Adler wurden seit dem 1. V. 12. Jh. in illustrierten Fassungen der Legende dargestellt (vgl. Malcolm Baker, Medieval Ill. of Bede’s Life of St. C., Warburg Journ. 41, 1978, S. 16–49).

Bei Eanswitha von Folkestone ist offenbar ein Wasserwunder (Acta SS. August Bd. 6 S. 686) Anlaß, die Äbtissin auf einem F. stehend abzubilden, so auf dem Flügel eines Elfenbeindiptychons in London, Brit.Mus., 2. V. 14. Jh. (Koechlin Bd. 2 S. 224 Nr. 586bis, Bd. 3 Taf. CI), und angeblich auch auf einem Siegel des Hafens von Folkestone (Réau Bd. 3,1 S. 409).

Bei Elisabeth von Thüringen können unter den Attributen, die auf ihre Mildtätigkeit verweisen, auch F. sein (Friedr. Schmoll, Die hl. E. in der bild. K. des 13.–16. Jh., Marburg 1918 [Beitr. zur K.gesch. Hessens und des Rhein–Main–Gebietes, Bd. 3], S. 72f., 86f.); die Heilige hält dann meist einen Teller mit zwei F. (z. B. Taf. Ia und ehem. Wismar, Georgenkirche, Wangen des Chorgestühls, 2. H. 15. Jh.: Kdm. Mecklenburg–Schwerin Bd. 2 Abb. S. 89 und 91). Auch die übrigen Belege finden sich bezeichnenderweise gerade in deutschen Küstengebieten, wo F. Hauptnahrungsmittel sind (s. die bei Fr. Schmoll a. a. O. S. 73f. aufgezählten Beisp.; vgl. dazu Sp. 72); ein Zusammenhang mit dem selten dargestellten F.wunder, bei dem die Heilige einen Kranken mit F. aus einem fischleeren Brunnen speist (so eine in der Toskana entstandene Vita, 13. Jh.: Leonh. Lemmens O.F.M., Zur Biographie der hl. E. ..., Min. des Hist. Ver. der Diöz. Fulda 4, 1901, S. 16f. und 23; Neapel, S. M. Donna Regina, Fresko, um 1320: Kaftal Bd. 2 Sp. 391f. Nr. 122, Abb. 440), ist daher kaum zu erwarten.

Der Einsiedler Gonzalez (Gundisalvus) von Amarante hält in der Dominikaner–Stichfolge Klaubers einen F., während er Wasser aus einem Felsen schlägt (J. S. Klauber, Hae sunt ergo feriae Domini sanctae ..., Augsb. [um 1755], vgl. LCI Bd. 6 Sp. 417f.)

Bei Johannes Nepomuk ist der F. Symbol seines heldenhaften Schweigens (s. Sp. 48). Eine Skulptur Wenzel Jorhans in Rotthalmünster zeigt das F.attribut in der Hand eines zugehörigen Putto (Taf. IIb).

Bischof Korbinian von Freising wurde auf einer Reise an zwei aufeinanderfolgenden Freitagen, an denen keine Fastenspeise bereit war, auf wunderbare Weise mit F. versorgt, die so groß waren, daß die ganze Reisegesellschaft genug zu essen bekam (Arbeo, Vita Corbiniani, cap. 17 und 18f.: Franz Brunhölzl, Bischof Arbeo von Freising, Das Leben des hl. Korbinian, in: Hubert Glaser, Fr. Brunhölzl und Sigmund Benker, Vita Corbiniani..., Mchn. und Zh. 1983 [30. Sammelbl. des Hist. Ver. Freising], S. 114–120). Ein Fresko Cosmas Damian Asams an einer Emporenbrüstung des Freisinger Domchores zeigt beide Begebenheiten, den Adler, der auf die Bitte des Heiligen einen F. erjagte, und die Übergabe des acht Tage später von Anserich, einem Diener, erbeuteten und den räuberischen Fischern wieder abgenommenen F. an den Koch (Abb. 31).

Der Apostel Petrus wird seinem Fischerberuf gemäß bisweilen mit einem F. dargestellt – so seit M. 13. Jh. auf Regensburger Münzen, Gemeinschaftsprägungen der bayerischen Herzöge und des Regensburger Bischofs (vgl. I. P. Beierlein, Die bayer. Münzen des Hauses Wittelsbach, Mchn. 1868, Taf. 1 Nr. 12f.; Ausst.kat. „Wittelsbach und Bayern I,2. Die Zeit der frühen Herzöge“, Landshut 1980, S. 159–162 Nr. 212, mit Lit.); ab 1277 begegnet auf Münzen Hzg. Heinrichs XIII., 1255–1290 (I. P. Beierlein a. a. O. Taf. II Nr. 22f.) und Bischof Heinrichs II., 1277–1296 (Ausst.kat. „Wittelsbach und Bayern“ a. a. O. S. 164 Nr. 229), der lange tradierte Typus des mit Schlüssel und F. frontal im Boot sitzenden Petrus (vgl. noch eine Medaille von 1763: Ausst.kat. „900 J. Stift Göttweig“, Göttweig 1983, S. 219 Nr. 429 Abb. S. 186). Demgemäß sind auch aus anderen Gattungen vornehmlich Regensburger Denkmäler anzuführen, so, für das 14. Jh., zwei Glasfenster im Dom (Alois Elsen, Der Dom zu R., Bd. 1, Die Bildfenster, Bln. 1940 [Denkm. dt. K.], Taf. 26 a und 96; weitere Beisp. bei Braun [115] Sp. 600). Andernorts waren Darstellungen des Heiligen mit F.attribut offenbar selten (Fulda, Slg. Bernh. Fahr: Jul. Baum, Unbekannte Bildwerke alter dt. Meister, Stg. 1954, S. 25: „Fulda, um 1500“, Taf. Ib; der in diesem Zusammenhang auch genannte – stark verwitterte – „Peterstein“ auf dem Zobtenberg, Schlesien, 12. oder 13. Jh., ist von Braun mit guten Gründen als Darstellung des Heiligen ausgeschieden worden: [115] Sp. 600). – Das F.attribut konnte auch mit Mt 17,23–26 begründet sein: Der F. hat den Stater im Maul, Petrus holt ihn heraus (Auch, Kath., Chorgestühl, N–Seite, beg. 1510: Elia Cabannes, Basilique Ste–Marie d’Auch. Hauts dossiers des Stalles du choeur, o. O. [Auch] 1979, Abb. Nr. 24; Kremsmünster O.Ö., F.behälter am Eichentor, um 1718 von Joh. Bapt. Spaz: s. Sp. 152). – Zum F.attribut des Petrus in heraldischer Verwendung s. Sp. 73f., zu Darstellungen des Heiligen als Patron der Fischerzunft Sp. 76.

Bischof Ulrich von Augsburg, auch er Patron der Fischer, wird regelmäßig mit einem F. dargestellt, zuerst faßbar in Augsburg selbst (Dom, Skulptur vom Nordportal, 1343: Das Südportal des Augsb. Domes. Gesch. und Konservierung, Mchn. 1984 [Bayer.LA. für Dpfl., Arbeitsh. 23], Abb. 26 und 134). Dort hält der Heilige –wie auch im sog. Schrenck–Altar in München (St. Peter, A. 15. Jh.: Kdm. Bayern, Obb. 2 Taf. 170) und in Rott am Inn (Taf. IId) – allein den F. in der Hand; sonst liegt der F. vielfach auf dem Buch Ulrichs (z. B. Augsburger Einblattdruck, 1. V. 16. Jh.: Heitz, Einblattdrucke, Bd. 65 Nr. 34; für weitere Beisp. s. etwa: [115] Sp. 703 Abb. 388; Bischof U. v. A. und seine Verehrung, Augsb. 1973 [Jb. des Ver. für Augsb. Bistumsgesch. e.V. 7], Abb. 2–4). –F.darstellungen schmücken auch etliche der sog. Ulrichskreuze (Jos. M. Friesenegger, Die Ulrichskreuze, Augsb. 1937, S. 12 und 26), zu heraldischer Verwendung vgl. Sp. 74. Das F.attribut des hl. Ulrich wird gewöhnlich auf eine Legende zurückgeführt, derzufolge ein Stück Fleisch, das Ulrich einem Boten in der Nacht von Donnerstag auf Freitag zum Lohn gab, in einen F. verwandelt wurde, als dieser den Bischof des Verstoßes gegen das Fastengebot zeihen wollte (Acta SS. Juli Bd. 2 S. 87; Darstellungen z. B. bei Karl Haupt, Die Ulrichsvita in der ma. Mal., Zs. des Hist.Ver. für Schwaben 61, 1955, Abb. 43, 45f. und 50); zu einer anderen Erklärung, wonach der Ursprung des F.attributs nicht in der erst seit dem 13./14. Jh. literarisch faßbaren Begebenheit, sondern in einem älteren Wasserpatronat des Heiligen zu suchen sei und dieses seinerseits die späte Interpolation der Vita angeregt habe, vgl. Friedr. Zoepfl, Das F.attribut des hl. U., Chr. K.bll. 81, 1950, S. 24–31 und K. Haupt a. a. O. S. 46f., 106f.

Verena von Zurzach, der ein ihr anvertrauter Ring entwendet wurde, fand diesen in einem F. wieder, der das von einem Knecht aus Furcht vor Entdeckung in den Rhein geworfene Diebesgut verschluckt hatte (Acta SS.

September Bd. 1 S. 167; vgl. Adolf Reinle, Die hl. V. v. Z. Legende, Kult, Dkm., Basel 1948 [Ars. docta, Bd. 6], S. 45f.). Sie wird daher gelegentlich mit einem F. dargestellt (Oberstadion Kr. Ulm, Pfarrk., Retabel von 1458: Braun [115] Sp. 75f. Abb. 30; vgl. auch A. Reinle a. a. O. S. 130–138). Da zu den Attributen der im Typus ähnlich dargestellten hl. Elisabeth von Thüringen gleichfalls F. und Brot oder Kanne gehören (s. Sp. 69), konnte es zur Verwechslung der beiden Heiligen kommen: ein von Fr. Schmoll (a. a. O. [Sp. 69] Taf. 22) als Elisabeth bezeichnetes Bildwerk in Berlin (Kat. Demmler 1930, S. 230 Nr. 5937: Taf. Ic) ist angesichts des ohne Teller (!) gehaltenen F. und des Blumenkränzchens an Stelle der Krone mit A. Reinle als Verena anzusprechen (a. a. O. S. 136; bei der ebd. S. 135 in gleicher Weise umbenannten Skulptur aus Rottweil [Fr. Schmoll a. a. O. Taf. 22] sind allerdings Hände und Attribute ergänzt).

Bischof Zeno von Verona pflegte seinen Unterhalt durch F.fang zu bestreiten (Acta SS. April Bd. 2 S. 71) und wird bisweilen an der Etsch fischend dargestellt, so zusammen mit den Boten des Kaisers Galienus, deren F.diebstahl er entdeckte (Verona, S. Zeno, Bronzetür, um 1100: Ursula Mende, Die Bronzetüren des MA, Mchn. 1983, Abb. 92). Darauf, in diesem Falle wohl weniger auf seine Verehrung als Wasserpatron – seine Reliquien hinderten ein Hochwasser am Eindringen in die Kirche (Gregor d. Gr., Dialogorum lib. III, 19: ed. Adalbert de Vogüé, Sources Chr., Bd. 260, Paris 1979, S. 346–348) –, gründet sich seine häufige Darstellung mit F., da ihn diese nicht nur mit F. – und Buch – in der Hand (Verona, S. Zeno, Skulptur, 12. Jh.: Aless. da Lisca, La Basilica di S. Z. in V, Verona 1956, Fig. 58) oder zu seinen Füßen darstellen (Parma, Baptisterium, Fresko, 1398: Kaftal Bd. 4 Sp. 667f. Nr. 246, Abb. 941), sondern auch mit einem F. an der Angel (Verona, Mus. di Castelvecchio, Polyptychon, 1360: ebd. Bd. 3 Sp. 1098 Nr. 324, Abb. 1412; Model für Glockenreliefs, 18. Jh.: Taf. IIc). Zu Darstellungen des Heiligen in St. Zeno in Reichenhall, wo sich das F.attribut des Kirchenpatrons auch im Stiftswappen findet (s. Sp. 74), vgl. Kdm. Bayern, Obb. 3 S. 2901, 2913.

B. Philisophenattribut

Auf biographische Ereignisse anspielend, konnte der F. zum Philosophenattribut werden.

Diogenes Laertius berichtet von den besonderen Umständen, unter denen Stilpon einen F. kaufte (II,119: ed. R. D. Hicks, Ld. und New York 1925 [The Loeb Class. Libr., 184], Bd. 1 S. 246f.); wohl mit Bezug darauf wurde der Philosoph mit F. dargestellt (Holzschnitt in Franc. Marcolino da Forlì, Le sorti ..., intitolate Giardino di Pensieri ..., Ven. 1540, S. 132). – S. auch Sp. 56.

VIII. Verwendung als Zeichen

A. Heraldik

F. kommen überaus häufig in redenden Wappen vor.

Dies gilt etwa für das Wappen der Familie von Fischenich (mit F. in Schild und Helmzier: Otto Gruber, Wappen des mrh.–moselländ. Adels, Trier 1962 [Landeskdl. Vjbll. der Trierer Ges. für nützl. Forschgn. 8, Beilage], S. 40f.) ebenso wie für Siegel (M. 13. Jh.) und Wappensteine des Klosters Fischingen (1577, 1635/36, 1751: Kdm. Schweiz 34, Kt. Thurgau 2 S. 78 Abb. 70, S. 182 Abb. 164f., S. 66 Abb. 62). In gleicher Weise finden bestimmte F. Verwendung als Wappenbilder, z. B. der Stadt Aalen/Württ. [111, Bd. I,4 S. 9 zu Taf. 17] oder der Grafen von Salm (mit F. auch in der Helmzier: O. Gruber a. a. O. S. 118f.; so auch auf dem Epitaph des Grafen Niclas zu Salm d. Ä. [Wien, Votivkirche, 1532–1535, Thomas Hering zugeschrieben]: Peter Reindl, Loy Hering. Zur Rezeption der Renss. in S–Dtld., Basel 1977, S. 437–441 Nr. C10; ebd. S. 11, 15 und 490 [Abb.] zu den Siegelbildern der Bildhauerfamilie Hering). – Zwei Meister der Churer Rebleutenzunft namens Fischer führen einen F. im Wappen, dessen Darstellung auf Zunftscheiben jeweils ein Motto beigefügt ist: „Ein Guoter nammen ist daß beste Erbguot“ bzw. „Gleich wie die Fysch im wilden Mehr/ Erhalt mich Gott zu seiner Ehr“ (Paris, Mus. de Cluny: Wilh. Wartmann, Zwei in Paris befindl. Churer Zunftscheiben aus der Werkstätte der Spengler, Schweiz. Archiv für Heraldik 20, 1906, Taf. 8f.).

Nicht immer ist das Wappen so leicht als redendes zu erkennen: eine in Jena–Burgau („Bergowe“) ansässige Linie der Grafen von Lobdaburg führte im Wappen einen „fliegenden F.“, tschech. „berka“ (zuerst belegt 1227: Abb. 11 und Otto Posse, Die Siegel des Adels der Wettiner Lande bis zum J. 1500, Bd. 4, Dresden 1911, S. 88 und Taf. 46f.).

In anderen Fällen hat wohl die wirtschaftliche Bedeutung von F. für den Inhaber eines Wappens zu ihrer Aufnahme in das Wappenbild geführt.

Das Wappenbild der Danziger Hökerzunft (Abb. 22) zeigt ausgenommene Heringe und gezogene Kerzen, vermutlich die Haupteinnahmequelle der dortigen Kleinkaufleute, jenes der Stadt Enkhuizen/Holland drei gekrönte Stockfische [111, Bd. I,4 S. 11 zu Taf. 21]. F.fang als Hauptbeschäftigung der Bewohner wird auch für den F. im Wappen von Fischhausen/Westpreußen (ehem. „Bischofshusen“) angegeben (1305: [111] Bd. I,4 S. 202 zu Taf. 224).

Klöster übernahmen gelegentlich den F. aus dem Wappen des Stifters, so das Klarissenkloster Orbe, Kt. Waadt (Wappen der Montfaucon: [111] Bd. I,5 S. 10 zu Taf. 18), oder greifen das F.attribut des Patrons auf, z. B. die Benediktinerabtei Petershausen (F. und Schlüssel: [111] Bd. I,5 S. 68 zu Taf. 87; vgl. Sp. 70 und Ausst.kat. „1000 J. Petershausen“, Konstanz 1983, S. 29 Farbtaf. II, S. 31 und 117 Abb. 51) und die Augustinerprobstei St. Zeno in Reichenhall (zwei F.: Eduard Zimmermann, Bayer. Klosterheraldik. Die Wappen der Äbte und Pröbste, Mchn. 1930, S. 19 und 183; Mich. Hartig, Die obb. Stifte, Bd. 1, Mchn. 1935, Abb. S. 238; vgl. Sp. 72). – Das F.attribut des hl. Ulrich (s. Sp. 71) führt das Rittergeschlecht der Utschmer im Utschtal im Wappen, da der Name auf ein Ulrichskirchlein zurückgeht (Leop. Grill in: Bischof U. von Augsb. a. a. O. [Sp. 71] S. 176).

Das Bild des Wappenschildes bestimmt vielfach auch die Helmzier, gelegentlich zudem die Fahne.

Wachsmut von Künzingen wird mit mehreren F. auf Schild und Fahne und zwei F. als Helmzier wiedergegeben (Abb. 12). Einen F., die Helmzier eines gewappneten Ritters, trägt auf dem Kriegszug einer seiner Begleiter an einem geschulterten Stock: Krumauer Bilder–Codex (Sp. 68) fol. 144v. – Selten begegnet der F. in der Helmzier, wenn das Wappenbild kein F. ist (München, Bayer. Nat.mus., Bildteppich mit Wappen der Hohenberg und Toggenburg, oberrhein., 1360–1393: Kurth, Bildteppiche, Bd. 1 S. 211f., Bd. 2 Taf. 26).

Die F. werden in der Regel von der Seite wiedergegeben (nur Kaulkopf und flache F. erscheinen gelegentlich in Rückenansicht), Barben (s. Sp. 96) gern Rücken an Rücken, gekrümmt und voneinander abgewendet (Galbreath, Lehrbuch, S. 143); am häufigsten finden Hecht (s. Sp. 108), Salm (s. Sp.

121), Barsch und Forelle in der Heraldik Verwendung (ebd.). Doch auch F.skelette und Teile von F. dienen als Wappenbild.

Ein F.skelett schmückt etwa die Wappenscheibe der de Praroman (Zürich, Schweiz. L.mus., 2. H. 15. Jh.: Jenny Schneider, Glasgem. Kat. der Slg. des Schweiz. L.mus. Z., Bd. 1, Zh. 1970, S. 32 Nr. 16 Abb. 134; s. auch Galbreath a. a. O. Abb. 320; ferner [114] Bd. 1 Taf. 266); auch halbe F. und Köpfe von F. allein kommen vor (ebd. Taf. 13 und 135, Bd. 4 Taf. 107, Bd. 6 Taf. 42), ebenso F.kopf und –schwanz (ebd. Bd. 6 Taf. 27).

Zu Zunftwappen und –siegeln s. unten, Abschnitt B; im übrigen vgl. Thomas Moule, Heraldry of Fish. Notices on the Principal Families Bearing Fish in Their Arms, Ld. 1842; Théodore de Renesse, Dict. des figures héraldiques, Bd. 1, Brüssel 1894, S. 195–229; Max Servais, Armonial des Provinces et des Communes de Belgique, Lüttich 1955, S. 906–912; Ottfried Neubecker und Wilh. Rentzmann, Wappen–Bilder–Lex., Mchn. 1974, S. 267–270; Walter Leonhard, Das große Buch der Wappenk., Mchn. 1976, S. 235–237.

B. Zünfte

F. sind Zeichen der Fischer– (und Schiffer–)zünfte. Einzeln oder zu einem Signet zusammengefügt (drei sich überschneidende F.: Würzburg) sind sie Bestandteil des Zunftwappens (z. B. Köln 1396, Pöchlarn 1614: [111] Bd. I,7 S. 58f. zu Taf. 73–75; ferner Alfr. Grenser, Zunftwappen und Handwerksinsignien, Ffm. 1889 [Ndr. Wiesb. 1971] S. 34f., Taf. VII und XX) wie des Zunftsiegels (Würzburg, 1373 und 17. Jh.: [94] Abb. S. 42, [107] S. 37 Nr. 3), bezeichnen das Zunfthaus (Mecheln, Haus „In de grote Zalm“, 1530 umgebaut: Ignace Vandevivere und Catheline Perier–d’Ieteren, Belgique Renaissante, Brüssel 1973, S. 80 Abb. 39; Würzburg, 1852: [107] S. 74 Nr. 122) und schmücken das Zunftschild (Mainz, um 1760: [107] S. 83 Nr. 157) und die Zunftfahne (Würzburg, 1755: [94] S. 30, [107] S. 38f. Nr. 5) sowie jede Art von *Zunftgerät.

F. bzw. das aus F. gebildete Zunftwappen zieren die Zunftlade (Würzburg, 1771: [94] Zchg. S. 26, [107] S. 39 Nr. 6), die Meisterkrone (Basel, 1743: Emil Major, Hist. Mus. Basel, Profane Goldschmiedearbeiten, Basel 1930 [Die hist. Mus. der Schweiz H. 3, Silbergeräte III], Taf. 24) und den Meisterstab (Würzburg, 18. Jh.: [94] S. 29, [107] S. 68 Nr. 92), Schleifkannen, die dem Heraufbringen („Schleifen“) des Weines aus dem Keller dienten (Österreich, A. 18. Jh.: [104] Nr. 3 Abb. 1; Bamberg, 1729: [94] S. 38 Abb. 19, [107] S. 41f. Nr. 10), oder Schenkkannen (Kitzingen, 1674: Walter M. Brod, Die Rätze der Fischerzunft K., Mainfränk. Jb. für Gesch. und K. 26, 1974, S. 104–106 mit Abb. 2), ferner dem Transport lebender F. dienende F.kessel (Würzburg, A. 18. Jh.: [94] S. 38 Abb. 19; Österreich, A. 18. Jh.: [104] Nr. 4 Abb. 2) oder auch Umgeldbretter zum Einsammeln von Gebühren und Bußgeldern (Bremen, 1750: Karl Gröber, Alte dt. Zunftherrlichkeit, Mchn. 1936, S. 65 Abb. 62).

Willkommpokale der Zunft zeigten F.dekor (Lüneburg, um 1700 [Deckelgravur: Stör und Lachs]: Gerhard Körner, Zwei Lüneburger Willkommen, Lüneburger Bll. 14, 1963, Taf. 15 Abb. 1 S. 35) oder hatten F.gestalt, so der sog. Silberne Karpfen der Würzburger Fischer, ein aus Silber getriebener, im Laufe der Zeit über und über mit Münzen behängter F., dessen abnehmbarer Kopf als Willkomm diente (vor 1646: Abb. 25, vgl. [94] S. 22f., [107] S. 35f. Nr. 1). Eine Zunftscheibe der Zürcher „Schiffleuten“–Zunft, eine Stiftung von 1605 für das Gasthaus „Zur Linde“, zeigt – neben Anker und gekreuzten Rudern – zwei F. im zentralen Zunftwappen sowie einzelne F. in den rahmenden Schilden der Zunftmitglieder (Zürich, Schweiz. L.mus.: O. Neubecker, Heraldik, Ffm. 1977, Abb. S. 264).

Unsicher bleibt, ob ein geschnitzter Schlittenkopf in Gestalt zweier gekreuzter F. aus Salzburg mit dem gleichfalls aus überkreuzten F. gestalteten Siegel der Fischer von Liefering in Verbindung zu bringen ist (M. 18. Jh.: [104] S. 24 und Nr. 45).

Auch von der Zunft bei feierlichen Anlässen gebrauchte Geräte sowie zünftige Stiftungen sakraler Bildwerke waren mit dem Zunftzeichen oder anderen F.darstellungen versehen.

Bei Prozessionen gebrauchte *Zunftstangen mit den F. des Zunftwappens sind z. B. aus Würzburg bekannt (belegt 1750, erhalten – den Fischerpatron Petrus wiedergebend – von 1785: [94] S. 36f. Abb. 17, [107] S. 40 Nr. 7), desgleichen Standleuchter, die bei der Aufbahrung von Zunftangehörigen Verwendung fanden (um 1700: [94] S. 21, [107] S. 37f. Nr. 4). Aus Regensburg stammt ein gesticktes Bahrschild, das u. a. einen silbernen und einen goldenen F. zeigt, Zunftzeichen der Regensburger Fischer (um 1630: K. Gröber a. a. O. [s. oben] S. 115 Abb. 151; vgl. RDK I 1386).

Die Würzburger Fischer stifteten 1520 nach St. Burkard ein Kreuz, dem bei der Restaurierung von 1666 zu Füßen des Gekreuzigten das Zunftwappen – drei F. (s. Sp. 75) – zugefügt wurde (Würzburg, St. Burkard, Chorbogen: [94] S. 31f. Abb. 14). Ein Votivbild der Fischer von Maassluis zeigt zu seiten der zentralen Schrifttafel Bündel toter F. (Groote Kerk, 1649: Ingvar Bergström, Dutch Still–Life Painting, Ld. 1956, Abb. 191).

C. Sonstiger Gebrauch

Als *Haus– oder Herbergszeichen sowie als Aushängeschild (RDK I 1282–1287) begegnet der F. bevorzugt an den Häusern von Fischern (Colmar, 1536: Jean–Jacques Waltz, L’art héraldique en Alsace, Nancy 1938 [Ndr. 1975], S. 108 Fig. 162; Frankreich, 18. Jh.: Abb. 32) oder Fischhändlern (N–Dtld. [?], 18./19. Jh.: [107] S. 82 Nr. 156), doch auch an Wirtshäusern und anderen Gebäuden, deren Name dazu Anlaß bot (zu den Hausschildern von Zunfthäusern s. oben, Sp. 75).

In Oberehnheim, Elsaß, ziert die alte Herberge „Zum Hecht“ das Relief eines Hechtes, der einen kleineren F. verschlingt (dat. 1571: Jean Braun und Xavier Ohresser (†), Obernai, Dambach–la–Ville, Barr und Obernai 1977, S. 181); das in einer Gartenmauer an der Hauptstraße von Zabern vermauerte Relief eines von Hopfen, Gerste und Wein umgebenen Karpfens diente vormals wohl dem benachbarten Gasthaus „Goldener Karpfen“ als Hauszeichen (Hinw. Renate Kroos, Mchn.). Ein F.relief krönt das Portal des Hauses „Zum Stockfisch“ in Erfurt (Abb. 23). F.gestalt haben z. B. die geschnitzten Aushängeschilder einer Apotheke „Zum F.“ (Zabern, Elsaß, Mus., 18. Jh. [1767?]: Kdm. Frankreich, Bas–Rhin, Cant. Saverne, 1978, S. 376 und 511 Abb. 645) und eines Appenzeller Wirtshauses „Zum Hecht“ (St. Gallen, Hist. Mus., 1784: Daniel Baud–Bovy, Schweizer Bauernk., Zh. 1926, Abb. 165).

In Anlehnung an Stadtwappen finden sich F. auch auf Beschauzeichen (RDK II 307–316) –Beispiele des 18. Jh. aus Saalfeld, Thür., und Wernigerode (Marc Rosenberg, Der Goldschmiede Merkzeichen, Ffm. und Bln. 31922–1928, Bd. 3 Nr. 4492 und 4591; vgl. [111] Bd. I,4 Taf. 238 und 148); Meisterzeichen zeigen F., wenn der Name des Meisters dies nahelegt – wie bei jenen der Nürnberger Goldschmiedemeister Franz Vischer und Wilh. Hering (1600 bzw. 1615/16: M. Rosenberg a. a. O. Nr. 4101 und 4167) –, desgleichen Manufakturmarken (etwa der Farn. Pescio oder Pescetto in Savona: Constantino Barile, Antiche ceramiche liguri, Savona 1975, Abb. S. 195). Beispiele für das Vorkommen von F. auch auf Buchdruckermarken (RDK II 1357–1361) bei Louis Catherine Silvestre, Marques typographiques, Paris 1853–1867 (Ndr. Amst. 1971), Nr. 173, 197 und 621; zu F. in Wasserzeichen s. Charles M. Briquet, Les filigranes ..., Lpz. 21923, Bd. 4 S. 622f. Nr. 12409–12434; Walter Herdeg, Art in the Watermark, Zh. 1952, S. 96f.

Der Kennzeichnung der regional unterschiedenen Gesellschaften durch Tiere gemäß führen Turniergesellschaften wie die „Im F. und Falken“ bzw. „Im Falken und F. unter St. Jörgens Schild“ einen F. in ihrem Abzeichen (Oberschwaben, 1451 bzw. 1484: Paul Ganz, Die Abzeichen der Ritterorden, Schweiz. Archiv für Heraldik 20, 1906, S. 19 Fig. 7 und S. 22 Fig. 14).

Wappenscheiben des Martin von Randegg, 1501, und des Hans von Rümlang, 1502, zeigen das Abzeichen zusätzlich zum Wappen (Zürich, Schweiz. L.mus.: J. Schneider a. a. O. [Sp. 75] S. 43 Nr. 65, Abb. S. 150, und S. 45 Nr. 71, Abb. S. 152). Das Abzeichen der Gesellschaft „Im F., genannt Sewer“ (erneuert 1479: P. Ganz a. a. O. S. 22) führt Hugo von Montfort in der Heidelberger Hs. seiner Gedichte neben seinem Wappen (Abb. 14).

Zeichenhafter Verwendung des F. bedient sich auch die ars memorativa.

„Ad rem“: Ein aufrecht gestellter F. erinnert in seiner Gestalt an den Buchstaben I (Joh. Romberch, Congestorium artificiosae memoriae, Köln 1531 [?], Bl. 49v; Cosmas Rossellius, Thesaurus artificiosae memoriae, Ven. 1579, Bl. 94v [Erklärung] und 95v). – „Ad vocem“: Im ABC–Spiel von Basedow und Chodowiecki steht der F. für „F“ (Abb. 33). – „Ad significationem“: Petrus von Rosenheim verwendet im ersten Bild zum Johannesevangelium den F. als Zeichen für „Probatica piscina“ (Io 5,2: Memorabiles Evangelistarum Figurae vel Rationarium Evangelistarum, Pforzheim 1502, Bl. 2v–3r). Weitere Beispiele bieten Thomas Murners didaktische Kartenspiele, vgl. „Logica memorativa“ (Krakau 1507, Traktat 3, „praedicamentum“: Ludwig Volkmann, Ars memorativa, Jb. Kh. Slgn. N.F. 3, 1929, S. 135f. Abb. 130; vgl. Ausst.kat. „Spielkarten“, Wien 1974, Kat.nr. 98, Abb. S. 160) und „Chartiludium institute summarie“ (Strbg. 1515 [Kartenspiel] und 1518 [Buchausg.]: ebd. Nr. 99, Abb. S. 163).

Zu Buchstaben geformt oder Teile des Buchstabenkörpers ersetzend, sind F. bevorzugter Bestandteil spätantiker und frühma. Initialornamentik, ohne daß ihnen deshalb eine besondere Bedeutung unterlegt sein müsse (s. *E– und Vogel–Buchstaben; vgl. jedoch auch Sp. 60 zu Abb. 3, wo die Auszeichnung der Q–Initiale durch eine als F. gestaltete Cauda vom Inhalt des Textes angeregt scheint).

IX. Gegenstände mit Fischdekor oder in Fischform

Gegenstände mit F.dekor oder in F.form.

Daß der Schmuck vieler Gebrauchsgegenstände mit F. oder die F.form solcher Gegenstände mit deren Verwendung bei F.mahlzeiten oder mit der Zubereitung von F. zu tun habe, liegt zwar nahe, läßt sich aber nur ausnahmsweise belegen. So lautet die Inschrift einer aus Steyr, O.Ö., stammenden, 1795 dat. Schüssel „Am Fast(t)ag auf dem Tisch / soll sein alzeit ein Fisch“ ([104] S. 31 Nr. 53; Abb. 36). Zur F.platte des „Flora Danica–Service“ Katharinas II. von Rußland gehört ein durchbrochen gearbeiteter Einsatz mit einer plastisch ausgeformten Forelle (E. 18. Jh.: Arthur Hayden, Kopenhagener Porzellan. Lpz. 21924, Taf. 49). Der Zubereitung von F. diente eine eiserne F.röste, deren Platte von drei gekreuzten F. gebildet ist (Franken, A. 19. Jh. [?]: Jos. [Maria] Ritz, Franken, Weimar o. J. [1926; Dt. Volksk., Bd. 6], Abb. 99; der „Fischwirbel“ aus drei oder vier F. war ein mit Vorliebe gebrauchtes Motiv, vgl. [104] S. 24–32).

Große Platten mit F.dekor, auf denen F. aufgetischt worden sein dürften, gehörten in der Spätantike offenbar zu einem vollständigen Tafelgeschirr; vgl. Rud. Laur–

Belart, Der spätröm. Silberschatz von Kaiseraugst (Aargau), Augst 1963, S. 28 Kat.nr. 13, Abb. 17, und [98] Sp. 989, mit weiteren Beispielen, jetzt auch Ian McPhee und A. D. Trendall, Greek Red–figured Fish–plates, Basel 1987 (Antike K., Beih. 14). – Teller und Schüsseln mit F.dekor sind sowohl aus dem MA wie aus der Neuzeit erhalten, z. B. aus Spanien (?, 13./14. Jh.: Kat. Colección céramica del Mus. Hist. Mun. de Valencia, Valencia 1962, Nr. 735, Taf. 5), aus dem Elsaß (E. 16./A. 17. Jh.: [106] S. 26 Nr. 36, Abb. S. 24), aus Österreich (E. 18. und A. 19. Jh.: [104] S. 69f. Nr. 50–52, Farbtaf. IV), aus Mähren (1775 dat. Teller: ebd. S. 67 Nr. 44, Farbtaf. II), aus S–Frankreich (Marseille, 3. V 18. Jh.: Keramos 21, 1963, S. 47 Abb. 71).

Terrinen können die Gestalt eines bestimmten F. haben, etwa eines Salms (Italien, um 1750: Bernard Rackham, Cat. of Ital. Maiolica, Ld. 1940, Bd. 1 S. 411f. Nr. 1249, Bd. 2 Taf. 199), eines Karpfens oder eines Hechts (Niederweiler i.E., um 1760: Abb. 34; [106] S. 38 Nr. 66f.). Als F. geformte Henkel an Terrinen gibt es im 18. Jh. (Böttcherporzellan, Meißen, um 1725: Keramos 41–42, 1968, S. 39 Abb. 23), in derselben Zeit hatten auch Deckel von Saucieren gelegentlich F.form (Delft, 2. Dr. 18. Jh.: Caroline Henriette de Jonge, Delfter Keramik, Tüb. 1969, Abb. 125).

Bei als F. gebildeten oder mit dem Relief von F. versehenen Backformen mag ihre Verwendung bei der Herstellung von Fastenspeisen für solchen Dekor ausschlaggebend gewesen sein (vgl. Sp. 59f.; angesichts gelegentlich behaupteter Verwendung fischförmiger Backwaren bei der Hochzeitstafel ist demgegenüber auch ein Zusammenhang mit der Fruchtbarkeitssymbolik der F. [s. Sp. 46] erwogen worden: Hdwb. dt. Aberglaubens Bd. 2 Sp. 1541).

Bekannt sind solche Backformen aus Ton oder aus Kupfer zur Herstellung von Mehlspeisen (Österreich, 18. [?] und 19. Jh.: [104] S. 59–62 Nr. 15–28, Farbtaf. I, Abb. 5–7) und entsprechende Model für Gebäck– oder Puddingformen (Limburg, 18. oder 1. H. 19. Jh.: J. de Klein, Over Limburgse vormen bij het verwaardigen van aardewerk in de 18e en 19e eeuw, ... 1958 [Med.bl. van de Vrienden van de Nederlandse Ceramiek, 11], Abb. 12 nach S. 4).

Fraglich ist, ob eine solche Erklärung auch für Marzipanmodeln (Württemberg, 18. Jh.: Ausst.kat. „Volkskultur in Württ.“, Stuttgart 1974, S. 45, Abb. 90) und Buttermodeln in F.form zutrifft (Pommern, 19. Jh.: Fritz Adler, Pommern, Weimar o. J. [1930; Dt. Volksk., Bd. 11], Abb. 143). F.dekor ist auch sonst an Geräten geläufig, ohne daß ein Bezug zur Funktion erkennbar ist, so bei einer als Kohlkopf geformten Butterdose, deren Deckel ein gewundener Hecht bildet (Delft, 3. V. 18. Jh.: C. H. de Jonge, Oud–Nederlandsche majolica en Delftsch aardewerk, Amst. 1947, S. 325 Abb. 291; vgl. auch Ausst.kat. „Coll. M. G. van Heel oud Delfts aardewerk“, Enschede 1969 [Med.bl. van de Vrienden van de Nederlandse Ceramiek 60, 1970, H. 3], S. 64 Abb. 221).

Unwahrscheinlich ist auch der vorgeschlagene Zusammenhang mit dem Fastengericht F. bei einem 1531 dat. Waffeleisen, das in zwei Medaillonpaaren drei sich überschneidende F., einen steigenden Löwen, einen Adler und einen Pelikan zeigt ([104] S. 27; Ernst Thiele, Waffeleisen und Waffelgebäcke in Mitteleuropa, Köln 1959, Abb. 26f.).

F.dekor und F.gestalt findet sich vielfach an Gefäßen, die der Aufnahme von Wasser oder anderen Flüssigkeiten dienen.

F. zieren *Waschbecken (Vorarlberg, um 1800: [104] S. 56 Nr. 5, Abb. 3) oder bilden den Hahn eines Lavabo (Franken, 18. Jh.: [107] S. 74f. Kat.nr. 123), ja das ganze Gefäß kann als F. gebildet sein (Schweiz, 19. Jh.: ebd. S. 75 Kat.nr. 124). Faßsparren (–sprießen) und Faßriegel weisen mit ihrem F.ornament „oft auf das Meer von Flüssigkeit hin, das in dem Faße ruhte“ (Friedr. von Bassermann–]ordan, Das Wein–Mus. im Hist. Mus. der Pfalz zu Speyer a. Rh., Speyer 31947, S. 20; elsässische Beisp. vom E. 17. und 18. Jh.: [106] S. 12f. Nr. 7–9, S. 18 Nr. 12 und 14f., fränkische bei [107] S. 60 Kat.nr. 63–65; vgl. RDK VII 511). Die Meißner Teekanne um 1725 freilich, mit Meereswellen und F., ist Nachahmung eines chinesischen Vorbilds (Otto Walcha, Meißner Porzellan, Dresden 1973, Taf. 36, S. 450). Die Vermutung, daß mehrfach mit F. (oder Delphinen) verzierte insulare Hängebecken des FrühMA für einen mit Wasser verbundenen Ritus gedient hätten (H. Vierck 1970 a. a. O. [Sp. 41] S. 38 und 51 mit Fig. 10.4, 11.1 und 4 sowie 12.2) entbehrt der Belege.

In manchen Fällen mag die Zweckform von Gebrauchsgegenständen zu ihrer Ausgestaltung als F. angeregt oder ihre Verzierung durch F.dekor begünstigt haben, so vermutlich im Falle von Garnspulen aus Knochen (Beisp. des 18. Jh.: Sylvia Groves, The Hist. of Needlework Tooles and Accessories, Newton Abbot 31973, Abb. 180) und von *Nadelbüchsen (Bronze, 16. Jh.: ebd. Abb. 1). Beliebt waren silberne F. mit beweglichen Schuppen; am Kopf aufklappbar, konnten sie zur Aufnahme von Nadeln dienen (Schwäbisch Gmünd, 18. Jh., sog. „Gmünder F.“: Walter Klein, Gesch. des Gmünder Goldschmiedegewerbes, Stg. 1920 Der Name des Attributs „[Ort“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann. K., Bd. 1], Abb. 43). Mit Kräutern gefüllt, wurden solche „Glieder–F.“ als *Bessomimbüchsen verwendet (Wien, 1821: [107] S. 51 Kat.nr. 33; O–Europa, 19. Jh.: Ausst.–kat. „Synagoga“, Recklinghausen 1960, Nr. C 171, mit Abb.). In Dänemark und Schleswig–Holstein waren sie als Riechdosen sehr verbreitet; man fügte dem Kopf des F. ein mit Parfum getränktes Schwämmchen ein.

Zahlreiche Beisp. aus der 2. H. 18. und aus dem 19. Jh. befinden sich im Altonaer Mus. Hamburg, im Städt.

Mus. Flensburg und der Slg. Nørgaard Kopenhagen (Abb. 35; Flemming Nergaard, De fiskeformede hovedvansaeg, Kop. 1973 [vgl. dazu Herm. Jedding, Dänische Riechbüchsen in F.form, Weltk. 44,2, 1974, S. 1062]; Ausst.kat. „Volkstümlicher Schmuck aus N–Dtld.“, Hamburg 1979, S. 138f.; Altonaer Mus. in Hamburg, Jb. 18–19, 1980–1981, S. 92–99 Nr. 41–70; [107] S. 501.).

Besteckgriffe haben gelegentlich F.form (österreichische Beisp. des 17. und 19. Jh.: Abb. 37; [104] S. 71f. Nr. 58–62, Abb. 11–13); ein Einschlagmesser mit einem Hecht als Heft war zugleich Griff für eine Gabel oder einen Streicher (ebd. Nr. 57, Abb. 10, Oberösterreich, vielleicht noch 17. Jh.).

Offen bleibt, ob die Erklärung des F.dekors aus der Gestalt des Gegenstands heraus auch für die Hakenplatte einer Bügelfibel des 6. Jh. aus Jouy–le–Comte mit einem aufgelegten F. gilt (St–Germain–en–Laye, Mus. des Antiquités Nat.: [117] Abb. 236; zu den sog. F.fibeln der Merowingerzeit s. unten). Unsicher ist auch, ob Geräte wie ein fischförmiger Feuerstahl (18. Jh.: Sigrid Wechssler–Kümmel, Schöne Lampen, Leuchter und Laternen, Hdbg. und Mchn. 1962, S. 399 Fig. 113) oder ein Türklopfer in Gestalt zweier F. (Abb. 21) auf diese Weise zu erklären sind.

Baudekor mit F. kann durch Namen und Funktion (s. Sp. 77 und 75) oder Lage eines Gebäudes bestimmt sein: Am Zürcher Rathaus sind die Girlanden unter den Fenstern des Obergeschosses auf der dem alten F.markt zugekehrten Seite von F. begleitet (1694–1698: Abb. 26; Kdm. Schweiz 10, Kt. Zürich 4 S. 339f.).

Möglicherweise reine Schmuckform sind die als F. gebildeten seltenen alemannischen *Fibeln der 1. H. 6. Jh. (Zürich, Schweiz. L.mus., aus Bülach: [117] Abb. 235; vgl. Joachim Werner, Das alamannische Gräberfeld von B., Basel 1953, S. 8f. und Taf. 1 Nr. 3f.).

Zu rein dekorativen F.darstellungen im Bereich der Groteske s. RDK IV 753f. Abb. 2.

Für die in neuerer Zeit beliebten naturgetreuen Wiedergaben von F. boten wohl die mit Stichen ausgestatteten naturkundlichen Werke die erforderlichen Informationen.

Naturgetreue Darstellungen verschiedener F. begegnen etwa auf niederländischen *Fliesen (Leeuwarden, Princessehof, 2. H. 17. Jh.: Ausst.kat. „Dieren of tegels“, Otterlo 1974 [Med.bl. van de Vrienden van de Nederlandse Ceramiek 75/76, 1974, H. 3–4], S. 34f. Abb. 56–59; weitere Beisp. ebd. S. 96–99 und 116). – Ein mit verschiedenen F. bedrucktes Taschentuch aus dem 18. Jh. befindet sich in Mühlhausen i. E. (Mus. de l’Impression sur Etoffes: Marg. Braun–Ronsdorf, The Hist. of the Handkerchief, Leigh on Sea 1967, S. 33, Abb. 68).

X. Darstellungen nach der Natur

Für Darstellungen von F. nach der Natur gab es verschiedene Gründe. Häufig waren sie zur Illustration naturkundlicher Werke bestimmt (s. Sp. 20f.). Im Bilde festgehalten wurden aber auch einzelne F., die fremd oder ungewöhnlich waren. Der Florentiner Goldschmied Marco di Bartolommeo Rustichi zeichnete auf seiner Reise ins Hl. Land (1447/48) u. a. exotische Pflanzen und Tiere, darunter F. (Degenhart–Schmitt I,2 S. 376f. Nr. 291, Abb. 505 d). Auch wurden vielfach solche F. wiedergegeben, deren Größe (z. B. ein 1565 bei Gibraltar gefangener, 47 Fuß langer Thunfisch: Strauss, Single–leaf woodcut, Bd. 1 S. 197), Gestalt (z. B. ein 1584 bei Finnland gefangener Schwertfisch: ebd. Bd. 3 S. 934) oder ungewöhnliche Zeichnung – etwa in Form geheimnisvoller Buchstaben – für so besonders erachtet wurde, daß ihr Fang auf Flugblättern verbreitet wurde (z. B. ein 1587 bei Norwegen gefangener Hering: ebd. Bd. 2 S. 482 und 500; irrtümliche Wiedergabe desselben Fangs als drei F.: ebd. Bd. 1 S. 426; drei 1588 gefangene „wunderbare Horn–F.“: ebd. Bd. 3 S. 1350; ein 1609 in der Oder gefangener F.: Alexander–Strauss, Bd. 2 S. 587f.; ein 1633 bei Rotterdam gefangener F.: ebd. Bd. 2 S. 734 und 778). – Zu einem aufgrund seines legendären Alters berühmt gewordenen sog. Heilbronner Hecht s. Sp. 108.

XI. Stilleben

Bei der seit dem 16. Jh. beliebten Wiedergabe von F. auf Stilleben verschiedener Art lassen sich nach Ambiente und Bedeutung einzelne Gruppen unterscheiden. In einem Zyklus der Elemente können F. das Wasser repräsentieren (s. Sp. 27f.), in einem der Jahreszeiten gelegentlich auch den Winter (Sp. 28); antithetisch stellen sie z. B. eine magere Mahlzeit einer fetten gegenüber (Paris, Mus. du Louvre, Gem. von Jean–Bapt.–Sim. Chardin, 1731: Michel und Fabrice Faré, La vie silencieuse en France. La nature morte au 18e s., Fribourg 1976, S. 156 Abb. 238f.) oder den F.fang einer Allegorie der Jagd (s. Fischer, Fischfang); andere F.stilleben geben eine F.mahlzeit oder ein Küchenstück wieder (I. Bergström a. a. O. [Sp. 76] Taf. 20, 98, 106f., 109, 192–197 und Taf. VII; vgl. [118] S. 374 Kat.nr. 201–204), Körbe mit F. (Abb. 24) oder auch die Bank eines F.Verkäufers (z. B. Catania, Priv.slg., Gem. von Gius. Recco, 1634–1695: Gius. de Logu, Natura morta Italiana, Bergamo 1962, S. 138 Taf. 86); diese kann freilich auch Teil einer F.marktszene sein, wie sie etwa in einer Chronik (um 1450: RDK III 745f. Abb. 1), als Bild des Winters (s. Sp. 28) oder auch als Genreszene begegnet (z. B. Lorenzo Quaglio, F.markt in München, dat. 1828: Ausst.kat. „Biedermeiers Glück und Ende...“, München 1987, S. 286 Nr. 2.3.2, Abb. S. 285). – Im übrigen s. Stilleben.

Zu den Tafeln

I (Sp. 63f.): a. Hl. Elisabeth vom Grabower Altar des Meister Bertram. Lindenholz, H. ca. 50/60 cm. Hamburg, K.halle. Um 1380. Foto Marburg, Nr. 1.118.536.

b. Fulda, Slg. Bernh. Fahr, hl. Petrus. Lindenholz, H. 43 cm. Fulda (?), gegen 1500. Foto K.–A. Wirth, Mchn.

c. Ehem. Berlin, Dt. Mus., hl. Verena. Lindenholz, H. 62,5 cm. Schwaben, um 1520/1530. Foto Schwarz, Bln.

d. Antonio Tempesta (1555–1630), hl. Andreas. Radierung (52 × 37,1 cm). Nach B. ill. Bd. 35 S. 125 Nr. 347.

e. München, Frauenkirche. Reliquiar und Büste des hl. Benno. Ebenholz und Silber, H. 85 cm. München, um 1600; Wolken 1773 hinzugefügt. Foto Erzb. Ordinariat Mchn., Bildarchiv (Wolf–Chrn. von der Mülbe).

II (Sp. 65f.): a. Marian Rittinger, Sel. Berthold von Garsten. Holz, lebensgroß. Garsten, Pfarrk., Hochaltar. 1685. Nach Heinr. Heidegger und Hugo Ott (Hgg.), St. Blasien. Fs. aus Anlaß des 200jähr. Bestehens der Kloster– und Pfarrk., Mchn. und Zh. 1983, Abb. 11.

b. Wenzel Jorhan, hl. Johannes Nepomuk und zwei Putten. Holz, H. 185 cm. Rotthalmünster/Ndb., Pfarrk. Um 1730/1740. Nach Ausst.kat. „J. v. N.“, Passau 1971, Abb. 38.

c. Verona, Fonderia L. Cavadini, Relief mit Darstellung des hl. Zeno. Messing. Verona, 18. Jh. Nach Ausst.kat. „9 Secoli di Campane“, Cervarese S. Croce 1986, Abb. S. 122.

d. Ignaz Günther, hl. Ulrich. Lindenholz, überlebensgroß. Rott am Inn Kr. Rosenheim, Pfarrk. (ehem. Benediktinerklosterk.), Hochaltar. 1762. Foto Max Hirmer, Mchn. (I.G. Nr. 424/4).

Zu den Abbildungen

1. Brescia, Mus. civ. crist., Elfenbeinkästchen, Vorderseite (Mitte: Heilung der Blutflüssigen, Christus zwischen den Schriftgelehrten und als guter Hirte; unten: Susanna– und Danielszenen; oben: Jonasszenen; Randleisten: F. und Hahn; Deckel: Medaillons mit Büsten Christi und der Apostel). H. 22 cm, L. 32,7 cm. Oberitalien (?), 3. V. 4. Jh. Nach Volbach, Frühchr. K., Taf. 86.

2. Rom, Bibl. Vat., cod. Reg. lat. 316 (Sacramentarium Gelasianum), fol. 4r. Chelles, M. 8. Jh. Foto Bibl.

3. Ehem. Cheltenham, Phillipps Coll., Ms. 21 737 (Homiliarium Alani Farfensis), fol. 104r (Ausschnitt). Frankreich (Clermont?), 10./11. Jh. Nach Aukt.kat. Sotheby „Cat. of Mss. on Vellum, Paper and Papyrus of the 4th to the 17th C. (Bibl. Philippica, Med. Mss., N.S. 8)“, New York 1973, Taf. 4, Kat.nr. 576.

4. Paris, Bibl. Nat., ms. nouv. acq. lat. 1366 (Beatus von Liébana, Kommentar zur Apoc), fol. 24v–25r. Navarra, E. 12. Jh. Foto Bibl.

5. Engelberg, Kt. Unterwalden, Reliquienkreuz Abt Heinrichs I. (1197–1223), Relief der Rückseite. Silber, getrieben und vergoldet, ca. 13 × 13 cm. Oberrhein (?), um 1200. Nach Ellen J. Beer, Die Rose der Kath. von Lausanne und der kosmologische Bilderkreis des MA, Bern 1952, Abb. 34.

6. Mailand, Dom, Siebenarmiger Leuchter, sog. Trivulzio–Kandelaber, Detail mit Personifikation eines Paradiesflusses. Bronze. Mailand (?), um 1200. Nach Otto Homburger, Der Trivulzio–Kandelaber, Zh. 1949, Abb. 15.

7. München, Bayer. St.bibl., cod. lat. 835 (Psalter), fol.66v. England (Gloucester), vor 1222. Foto Bibl.

8. Chartres, Eure–et–Loir, Kath., N–Qhs., Vorhalle, mittlerer Zugang, linke Archivolte. Personifikation der Sanitas. Um 1220/30. Foto James Austin, Ld.

9. Wien, Österr. Nat.bibl., cod. 1179 (Bible moralisée), fol. 3v, Ausschnitt mit Darstellung von Gen 1, 20–22 und Moralisation. Paris, 1. H. 13. Jh. Foto Bibl.

10a und b. Toledo, Archiv der Kath., Bible moralisée (sog. Biblia de San Luis), Bd. I fol. 54r, Ausschnitt mit Darstellung von Lev 11, 9–12 und Moralisation (a); Bd. III fol. 94r, Ausschnitt mit Darstellung von Act 9, 1f. und Moralisation (b). Paris, 2. V. 13. Jh. Foto MAS, Barcelona, Nr. C 79132 und C 79363.

11. München, Bayer. Hauptstaatsarchiv, Erbsiegel Ottos VII. von Lobdaburg. Wachs, Dm. ca. 6 cm. Verwendet 1287 (Urkunde vom 30. April; erster Nachweis 1257, Siegel Ottos VI.). Foto Archiv.

12. Heidelberg, Univ.bibl., cod. Pal. germ. 848 (Liederhs., „Manesse–Cod.“), fol. 160v, Wachsmut von Künzingen. Zürich (?), um 1310. Nach Kurt Martin, Minnesänger ... Bd. 2, Baden–Baden 1964, Taf. 12.

13. Assisi, S. Francesco, Unterkirche, Antoniuskapelle. Glasfenster, Ausschnitt mit F.predigt des hl. Antonius. Um 1330/1350. Nach CVMA Italien 1, 1973, Taf. LXXXVI.

14. Heinr. Aurhayn, Wappen Hugos von Montfort. Heidelberg, Univ.bibl., cod. Pal. germ. 329, fol. 54r. Österreich, nach 1414. Foto Bibl.

15. London, Wellcome Inst., Libr., Ms. 49 (Sammelhs.), fol. 61v (Ausschnitt). Deutsch, 2. V. 15. Jh. Foto Bibl.

16. Rom, Bibl. Casanatense, ms. 1404 (Virtutum et vitiorum omnium delineatio), fol. 27r (Ausschnitt), Personifikationen von „kestigunge“, „vorzwifelung“, „gedult“ und „geitikeit“. Oberdeutsch, 2. V. 15. Jh. Foto M. Vivarelli und V. Gulla, Rom.

17. Pieter Brueghel d. Ä. (Entw.) und Pieter van der Heyden (Ausf.), Große F. fressen kleine („Grandibus exigui sunt pisces piscibus esca“). Kupferstich, 23 × 29,5 cm. Dat. 1557. Nach René van Bastelaer, Les Estampes de P. B. l’Ancien, Brüssel 1908, Nr. 139.

18. Frans Floris (Entw.) und Cornelisz. Cort (Ausf.), Perseverantia. Kupferstich, 28,2 × 18,4 cm. 1560. Nach C. van de Velde a. a. O. (Sp. 30) Abb. 238.

19. Jacob II de Gheyn, Phlegma. Lavierte Federzchg., 20,2 × 16,3 cm. Frankfurt a. M., Staedelsches K.inst., Inv.nr. 13 756. Um 1596. Foto Mus.

20. Hubert Gerhard, Personifikation des Bronnenbachs am Augsburger Augustusbrunnen, Detail (Ges.abb.: RDK II 1299f. Abb. 19). Augsburg. Rathausplatz. 1589–1594. Foto Carl Lamb, Mchn.

21. Hamburg, Mus. für K. und Gewerbe, Inv.nr. 1878, 128 a, Türklopfer. Bronze. Pesaro, 16. Jh. Foto Mus.

22. Danzig, St. Johann, Lhs., Glasfenster, Ausschnitt: Wappen der Hökerzunft. Um 1600. Foto Joh.–Gottfr.–Herder–Inst., Marburg, Bildarchiv.

23. Erfurt, Leninstr. 169, Haus „Zum Stockfisch“, Bekrönung des Portals (Inschrift: „Das Haus stehet in Gottes Hand zum Stockfisch ist genand“). 1607. Foto Inst. für Dpfl., Arbeitsstelle Erfurt.

24. Abraham von Beyeren, F.stilleben. Gem. auf Lwd., 75 × 105 cm. Ehem. München, K.handel (1931). Um 1650–1660. Foto M. Riedmann, Mchn.

25. Würzburg, Mus. im Zunfthaus der Fischerzunft (Saalgasse 6), Willkommpokal („Silberner Karpfen“). Silber (L. 35 cm), angehängt Münzen und Medaillen. Würzburg, vor 1646. Foto Mus. (Eberhard Zwicker, Würzburg).

26. Zürich, Rathaus, O–Fassade, 1. Obergeschoß, Relief unter dem 1. Fenster von S. Sandstein. 1694–1698. Foto Chrn. Nötzli, Zh.

27. Luca Giordano, Deckengem., Detail der südl. Langseite mit Harpokrates und Momos (Ges.abb.: Frank Büttner, Die Gall. Riccardiana in Florenz, Bern und Ffm. 1972, Abb. 13). Florenz, Pal. Medici–Riccardi, Gall. Nach 1685. Foto Alinari, Flor. (Nr. 4373).

28. J. C. Schalckh (Entw.) und J. G. Wolffgang (Ausf.), Emblem cl. IV Nr. CXXXVI, Kupferstich in Boschius [83] cl. IV Taf. VIII, Ausschnitt. 1701. Nach dem Original.

29. Sinn–Bild 197, Kupferstich in L. W. Wyott [85] T. 3 S. 37 Taf. 17 (Ausschnitt). 1728. Nach dem Original.

30. Guill. Ignace Kerricx und Mich. van der Voort, Beichtstuhl im Lhs. der Liebfrauenkirche Antwerpen, Detail: Personifikationen der Bußfertigkeit und der Fides. Eichenholz. 1713. Foto A.C.L. Brüssel.

31. Cosmas Damian Asam, F.wunder des hl. Korbinian. Wandgem. Freising, Dom, Chor, nördl. Emporenbrüstung. 1723/24. Foto Corp. Deckenmal., Mchn.

32. Rouen, Mus. Le Secq des Tournelles, Aushängeschild. Frankreich, 18. Jh. Foto RDK.

33. Joh. Bernh. Basedow (Entw.) und Dan. Nik. Chodowiecki (Ausf.), Karte aus einem ABC–Spiel. Kupferstich, mit der Schablone koloriert, 6,3 × 10,7 cm. Leinfelden–Echterdingen, Dt. Spielkarten–Mus., Inv.nr. B 183. Dat. 1780. Nach Detlef Hoffmann, Die Welt der Spielkarte, Mchn. 1972, Abb. 71 b, oben.

34. Straßburg, Mus. des Arts Décoratifs, Terrinen in Form eines Karpfens und eines Hechts. Fayence. Niederweiler i.E., um 1760. Fot. Mus.

35. Hamburg, Altonaer Mus., Inv.nr. 1650, Riechdose in F.form. Silber, getrieben, Augen aus roten Glassteinen, L. 7,2 cm. Vermutlich Dänemark, um 1800. Foto Mus.

36. Wien, Österr. Mus. für Volkskunde, Inv.nr. 22.891, Teller. Hafnerkeramik, Dm. 23,5 cm. Steyr, O.Ö., dat. 1795. Foto Mus.

37. Wien, Österr. Mus. für Volkskunde, Inv.nr. 41. 484 a–b. Messer, Löffel und Gabel. Linden– bzw. Buchenholz (Löffel), L. 25,5 (Messer), 21,5 (Löffel) und 22,5 cm. Österreich, 19 Jh. Foto Mus.

38. „Das Innere eines Christen, der im Kampfe gegen die Sünde und in der Uebung der Gottseligkeit bis ans Ende beharret“, Stich (11,2 × 7,8 cm) zu J. Goßner in J. Scheible a. a. O. (Sp. 29), Taf. zu S. 191 (9. Figur). 1845, nach Vorlage von 1812. Nach dem Original.

Literatur

s. Sp. 137–143.

Für den Artikel stellte Dirk Kocks (†), Köln, Material zur Verfügung.