Fischbehälter
englisch: Fish-pond; französisch: Vivier; italienisch: Peschiera, vivaio.
Ingeborg Hoefelmayr (1988)
RDK IX, 143–177
I.
A. Definition
F. sind Einrichtungen, um zum Verzehr oder zum Verkauf bestimmte Fische lebend aufzubewahren. Zu diesem Zweck sind in natürlichen Gewässern Vorrichtungen geschaffen oder Wasserbauten künstlich erstellt worden.
Von den F. zu unterscheiden sind die der Aufzucht dienenden Fischteiche und Zuchtkästen, auch wenn sie in Schriftquellen als F. bezeichnet sind. Manchmal werden im Gerbergewerbe zum Lederweichen dienende Behälter F. genannt (vgl. die Beschreibung des Weißgerberhauses in Straubing: Kgl.-privil. Baier. National-Ztg. 3, 1809, S. 1158; s. auch den Art. „Fischkorb“ in [16] S. 721f.). Beides ist nicht Gegenstand des Artikels.
B. Benennungen
Lat. antike wie nachantike Benennungen sind „piscina“ und „vivarium“ (Georges Sp. 1717 und 3529), doch sind damit nicht nur F., sondern alle Arten von Becken und Gehegen gemeint.
Weitere lat. Benennungen sind: „piscina loculata“ (Varro, Rerum rusticarum lib. III, 17,4: ed. Gg. Goetz, Lpz. 1929, S. 154), „castrum vivarium dictum“ (Tennenbacher Güterbuch, 1317-1341: ed. Max Weber, Stg. 1969 [Veröffn. der Komm. für gesch. L.kde. in Baden-Württ., R. A: Quellen, Bd. 19], S. 255.596), „piscina conclusa“
(Lilienfeld, N.Ö.: P. Chrysostomus Hanthaler, Fasti Campililienses, Bd. 1, Linz 1747, S. 8), „reservatoria piscium“ (Kartause Mainz, 1708: [26] Abb. 6), „reservatorium pro piscibus“ (Garsten, O.Ö., 1600: Konrad Schiffmann, Die Annalen [1590-1622] des Wolfg. Lindner, Archiv für die Gesch. der Diöz. Linz 6-7, 1910, bes. S. 66), „piscium custodiae“ (Oberaltaich, Plan von 1630: J.ber. des Hist. Ver. für Straubing und Umgebung 85, 1983, Abb. S. 440), im franz. Sprachgebiet auch das neulat. „seclusorium piscium“ (z. B. [24] Taf. 46).
Im Dt. werden die F. nach ihrer äußeren Gestalt oft unterschiedlich benannt (s. dazu auch II. und III.). Allgemein gebraucht sind Hälter, Helderlyn [2, Buch 9 Kap. 81], Bhalter, Ghalter (Theodor von Liebenau, Gesch. der Fischerei in der Schweiz, Bern 1897, S. 41; Johs. Duft, Der Bodensee in Sanktgaller Hss., Zh. 21960, S. 21), Kalter (Grimm Bd. 5 Sp. 89f.), Kälter, im Niederdt. Holder, Fischkahr, Fiskaar [16, S. 708]. In Österreich werden die F. auch als Einsetz oder Wasserstätt bezeichnet, weil die Fische bis zum Transport oder Verkauf in sie eingesetzt und gewässert werden ([19] S. 142; [21] S. 66 und 92; [22] S. 424 und 435). In Böhmen trugen die ausschließlich dem Eigenbedarf dienenden F. den Namen „kuchynky“, d.h. „Küchlein“ (frdl. Mitt. Vratislav Smelhaus, Prag), und ganz ähnlich hieß der F. des Zisterzienserklosters Himmerod „Küchenweiher“ (vgl. Kopiarbuch 1542/58 im St.hauptarchiv Koblenz, Abt. 96 Nr. 2214, fol. 17r).
C. Erhaltener Bestand und Quellenlage
Der erhaltene Bestand an F. ist sehr klein, die Berücksichtigung in der vorliegenden Lit. und deren Quelleneditionen gering. Insbesondere über die F. bei Schlössern - „zum Lust als ... zur Notwendigkeit“: [5] S. 25 - ist kaum nachgeforscht, ebensowenig über F. im Bereich bürgerlicher und ländlicher Baukunst. Wenige Architekturtraktate enthalten Hinweise, ökonomische Abhandlungen und enzyklopädische Literatur gehen selten auf die Anlage von F. ein.
So beschreibt Koler [7, S. 537f.] einen F. im Zusammenhang einer reusenartigen Anlage zum Fischfang (vgl. auch [15] S. 68 und [16] S. 713f.). Leonh. Chr. Sturm [11, S. 63] schildert F. bei Lusthäusern, die zum Angeln und Fischeschießen eingerichtet sind (was Franz Philipp Florinus, Oeconomus ... continuatus, Nbg. 1719, 2. Buch S. 976ff., wiederholt). Den allgemeinen Hinweis auf F. in fürstlichen Lustgärten gibt schon Petrus de Crescentiis ([1] Buch 8 Kap. 3; [2] Buch 8 Kap. 3), auf F. speziell in Tiergärten Sturm ([11] S. 61ff.; vgl. auch Lorenz Joh. Daniel Suckow, Erste Gründe der bürgerl. Bauk., Jena 1751, S. 182), in Meiereien ebenfalls Sturm (Ein sehr nöthiges Haupt-Stuck der vollst. Anweisung zu der Civil-Bau-K. ... von Land-Wohnungen und Meyereyen ..., Augsb. 1721, Bl. C 2 Nr. 38). Unter den neueren Abhandlungen sei verwiesen auf Louis [Guillaume] Figuier, Les Merveilles de la science ou Description populaire des inv. modernes, Bd. 3, Paris o. J. (um 1870), S. 647-744. Zu Hinweisen auf Konstruktion und architektonische Gestalt s. unten, Sp. 145ff. und 150ff.
Auch im Bereich der Klosterbauten führte die oft mindere architektonische Gestaltung und Ausstattung zu ausgesprochener Vernachlässigung der F. seitens der Kunstgeschichte. Dabei wird übersehen, daß eine Klosteranlage aus Kirche, Klausur, Wirtschaftshof, aus Klosterhöfen, Vorwerken (Grangien) und Stadt- (Pfleg-)höfen besteht und diese unentbehrliche Teile der Gesamtorganisation sind (Otto Linck, Vom ma. Mönchtum und seinen Bauten in Württ., Augsb. 1931, S. 53f.).
Im Folgenden werden in erheblichem Umfang topographische Ansichten (mit ihren Erläuterungen) als Quellen herangezogen; sie sind oft der einzige zeitliche Terminus für das Vorhandensein eines F. Vereinzelt gibt es Entwürfe zu F. oder ältere Bauaufnahmen (Abb. 15; [23] S. 174 Abb. 160).
II. Material und Konstruktion
Konstruktion und Material sind von der Lage und Anlage abhängig, auch von den Möglichkeiten der Wasserführung.
1. Becken
Becken nahe dem Haus oder der Wohnung des Fischers, auch bei Lusthäusern und in Menagerien, sollen fest und dauerhaft, am besten aus Bruchstein oder hart gebranntem Backstein gemauert sein. Runde Behälter sind dauerhafter als viereckige. Billiger als steinerne F. sind mit (Kiefern-)Holz ausgefütterte. Der Boden soll mit starken Brettern belegt oder mit Feldsteinen gepflastert sein, damit die Fische kein Versteck haben. Jeder F. braucht einen Ablauf. Die Unterteilung eines größeren Beckens oder die Anlage mehrerer Becken ermöglicht die Trennung der Fische nach Arten oder Größe.
Allgemein zu Fischbecken: [1] Buch 9 Kap. (81); [2] Buch 9 Kap. 81; Giov. Vittorio Soderini, I due trattati dell’ agricultura, ed. Alb. Bacchi della Lega, Bol. 1902-1903 (Coll. di opere inedite e rare, 51), Bd. 1 S. 259f.; [7] S. 527; [8] T. 2 S. 481f.; Compendieuses und Nutzbares Haußhaltungs-Lex. ..., Chemnitz 1728, S. 287; [14]; Louis Liger, La nouvelle maison rustique ..., Paris 71755, Bd. 2 S. 596f.; [13] Sp. 1022ff.; Joh. Beckmann, Grundsätze der dt. Landwirtschaft, Gött. 21775, S. 484f.; [16] S. 711f.; [17] S. 210f.; [18] S. 104f.
Zur Mauerung verwendete man ortsübliches Steinmaterial, z. B. Tuff in Kremsmünster [23, S. 178f.], Granit in Neustift bei Brixen [32]. - Mit Fliesen belegt war der päpstliche F. in Avignon 1332 [20, S. 46], auch der „Fischweiher“ der Münchner Residenz (1611 beschrieben, s. Sp. 152; Abb. 3). - Von Baumstämmen eingefaßt und durch Holzröhren gespeist wurden die zwei Becken des F. nahe dem heutigen Eichentor in Kremsmünster, 1586 errichtet [19, S. 142]; der 1602 im Landhaus zu Linz, O.Ö., erwähnte F. war aus Eichenholz [21, S. 66f.]. - Bei den Größenmaßen sind ganzzahlige Verhältniszahlen von Länge zu Breite recht häufig anzutreffen (z. B. maß der F., „von Quaterstucken“ 1569 im Kreuzgarten von St. Emmeram in Regensburg errichtet, 28 × 14 Schuh: [27] S. 112).
Eine genaue Konstruktionsbeschreibung liegt vor für den F. von 1690-1692 und 1717-1718 in Kremsmünster [23, S. 178f.]: Dichter brauner Lehm (vgl. [7] S. 527) dient zur Abdichtung. Die Beckenwände sind 20 cm unter der Bodenkante durch Flacheisenschließen mit den Umfassungsmauern der Säulengänge verbunden, in den Mittelgängen mit der nächsten Beckenwand. Im Verbund gemauert ist nur das mittlere Becken. Die Böden bestehen aus brauner (im Mittelbecken grauer) Lehmunterlage, einem 5,5 cm starken Backsteinpflaster aus recht- oder sechseckigen Steinen (nicht so im zweiten und dritten Becken), darüber im ersten, auch im zweiten Becken ein Betonestrich von 4-5 cm Stärke, im mittleren Becken, das mehr als doppelt so tief ist wie die anderen, grauer Lehm unter Schotter.
2. Fischgruben
Fischgruben, d.h. künstliche Teiche in Rechteckform, sollen 2 Ellen oder mehr tief und 18 Ellen breit sein ([3] S. 109-111; vgl. [16] S. 710f.: 2½ Ellen tief). Jedes Becken ist von einem Damm umschlossen. Von den Teichen (deren tiefster Ort - „Winterhalt der Fische“ - oft auch als Grube bezeichnet wird: [16] S. 740f.; [17] S. 223) unterscheiden sich diese F. außerdem durch den eben gegrabenen Boden. Dem notwendigen ständigen Wasserdurchlauf dienen Rinnen oder Röhren und Schleusen (Schützen) nach Art der Fischteiche. Eine Einfriedung verwehrt Dieben den Zugang.
Fischgruben, die speziell zum Ausfischen von schlammigen und daher nicht abfischbaren Teichen angelegt sind („Fischfang“, franz. „tombereau“), bringt [15] S. 108f., Taf. XIV, 2: über Schützen mit dem Teich verbunden, sind sie verbrettert (auch am Boden), gemauert oder mit Rasensoden belegt.
3. Fischhäuser
Fischhäuser („Fischgewölbe“) gibt es zweierlei. Die bessere Art steht in fließendem Wasser; durch Löcher strömt frisches Wasser ein und durch ([14]; [13] Sp. 1024f.): Das Fischhaus in Waal Kr. Ostallgäu hat keinen Boden, ein Rechen hält die Fische (Foto Heinr. Götzger, Lindau, Nr. 2680); im Klosterweiher in Thierhaupten Kr. Neuburg/Donau-Schrobenhausen kam als Rest des Fischhauses eine Hälterung von 3 × 2 m aus Eichenpfählen und in Schlitze geführten Bohlen zutage (frdl. Mitt. Ludw. Strasser, Th.). - Die zweite Art Fischhäuser sind Gebäude mit einem oder mehreren Bassins. Letztere sind entweder - nach [13] Sp. 1024f. -mit Kiefernholzpfosten ausgesetzt und sollen wenigstens viereinhalb bis vier Ellen tief sein (vgl. [14]), oder sie sind gemauert (Fischhaus in Stift Geras, N.Ö., 1664, aus Backstein [33]; „Pêcherie“ im Zisterzienserkloster Orval, Belgien, wohl 17. Jh.: Ed. Fucker in: Paul Clemen und Cornelius Gurlitt [Hgg.], Klosterbauten der Zisterzienser in Belgien, Bln. 1916, S. 20).
Über die Einrichtung dieser Fischhäuser, die meist neben Fischgruben, Weihern, Becken liegen, erfährt man selten Genaueres. In der Regel weiß man bestenfalls, wo die Bassins lagen: ebenerdig im Prämonstratenserkloster Windberg Kr. Deggendorf (Mon. Boica, Bd. 14, Mchn. 1784 [Ndr. Mchn. 1964], Taf. nach S. 16), im Benediktinerkloster Neumarkt-St. Veit [31] und im Benediktinerkloster Ebersberg, Obb.; im Kellergewölbe als gemauertes, großes Reservoir in Orval (s. oben; darüber ein von außen begehbarer Gartenpavillon, die sog. Orangerie), im Kellergewölbe des Zisterzienserklosters Kaisheim Kr. Donauwörth, getragen von zwei Pfeilern (das Bassin von 10 × 4 m war 2 m tief; Abb. 12). Das am Mühlbach gelegene Fischhaus im Benediktinerkloster Niederaltaich, 1609, enthält links vom Eingang die 20 m2 große, tonnengewölbte Fischstube, deren Bodenniveau, 1 m unter Erdbodenhöhe, den ehemaligen F. noch erahnen läßt. Das Fischhaus von Kloster Geras (Abb. 4 a und b) enthält vier fast quadratische Bassins und eine Holzdecke; Spreu im Dach diente zur Wärmedämmung (Verträge mit dem Maurer Chr. Stainer vom 29. 3. und 14. 6. 1664, mit dem Zimmermeister Jakob Schwarzwald vom 20. 4. 1664: [33]). Auch das Fischhaus von 1853-1854 im Kloster St. Lambrecht, Stm., enthält vier gemauerte Bassins. - Oft wohnte im Obergeschoß des Fischhauses der Fischmeister [13, Sp. 1023].
Die Fischhäuser dienten nicht nur der Fischbewahrung: in dem des Franziskanerinnenklosters Unlingen Kr. Biberach waren auch die Schweine untergebracht (Zchg. von 1782 im Staatsarchiv Ludwigsburg: Alemannia Franciscana antiqua, Bd. 8, Ulm 1962, S. 87), in dem des Zisterzienserklosters Salem das Fleischhaus (Abb. 10). Im Zisterzienserinnenkloster Landshut-Seligenthal lagen Waschhaus und F. in einem Gebäude am Bach [25 c, Stich L 11].
4. Kasten
Der Fischkasten (franz. „huche“, „cage“) ist ein meist aus Eichenholz gezimmerter Kasten mit durchlöcherten Seiten und verschließbarem Deckel. In einem Fluß oder Teich an Pfählen befestigt, kann der Kasten mehr oder weniger weit vom Ufer entfernt sein und über ein Brett erreicht oder mit einem Kahn angefahren werden. Manchmal ist der Kasten mit Seilen oder Ketten an Pfähle gehängt und kann mittels einer doppelten Winde gehoben oder eingetaucht werden. Eine besondere Form von F. sind Kästen mit beweglichem Boden, der zur Entnahme der Fische angehoben werden kann ([15] S. 68, Taf. XII,1; [16] S. 713, Abb. 746).
Die Konstruktion beschreiben z. B. [14]; L. Liger a. a. O. (Sp. 146) S. 759; [15] S. 67; [16] S. 712f.; [17] S. 211f., Abb. 82; [19]. Eine Wiedergabe im Bild bietet z. B. Mich. Wenings Ansicht von Frauenchiemsee [25 b, Taf. B 11]; vgl. auch Karl Tuchschmid, Die Fischinger Fischtrucke ..., Thurgauer Jb. 50, 1975, S. 54-58). - Fischkästen gab es auch in Privathäusern – im 18. Jh. eine Vergünstigung für vornehme Familien; die Zuleitung des Wassers in „Deucheln“ (hölzernen Rohren) hatte der Magistrat peinlichst zu überwachen (Otto Borst, Über Alt-Eßlingen, Eßlingen 1969, S. 316 mit Anm. 46).
Zu Erbrechtfragen s. [16] S. 718f.
5. Kähne
Auch unten durchlöcherte Kähne (franz. „bascule“ oder „bascale“) wurden als F. benutzt, vorwiegend zum Transport, doch auch zum Verkauf („Fischbude“, franz. „boutique“); vgl. [15] S. 59-61; [16] S. 498-500, Abb. 673f.; [17] S. 210; s. auch [20] S. 46; L. Figuier a. a. O. (Sp. 144) S. 689 Fig. 557.
6. Körbe, Fässer
Zum Transport der Fische mit Pferd oder Karren dienten je nach der vorgegebenen Entfernung Körbe unterschiedlicher Form und Größe oder Fässer (Lägel), die statt des Spundlochs eine größere Öffnung haben und die zu etwa drei Viertel mit Wasser gefüllt wurden ([12] S. 396f.; [15] S. 55-59; [16] S. 494f.).
III. Künstlerische Ausgestaltung
Nur wenige der genannten Typen von F. haben eine künstlerische Ausgestaltung erfahren.
A. Becken
1. Becken sind von regelmäßiger, im Umriß geometrischer Gestalt, meist längsgestreckt, quadratisch oder kreisrund.
a. In Konventgebäuden gelegene Becken waren klein und schmucklos (z. B. in Ottobeuren mehrere längsrechteckige Becken nebeneinander: [30], Neubau des Klosters 1711-1731; in Neustift bei Brixen ist das Becken nahezu quadratisch, 2,5 × 3 m, 1 m tief [32], in Kremsmünster der sog. Kuchleinsetz-F. von 1590 quadratisch mit abgerundeten Ecken und einem Durchmesser von ca. 3,5 m [35]).
b. Im Freien, insbesondere auf Plätzen gelegene Becken sind oft reich gestaltet worden. Form und Größe variieren.
Längsrechteckig ist der F. im Zisterzienserkloster Lilienfeld, N.Ö. (11 × 5 m; vgl. den Stich von Joh. Daniel Hertz: Norbert Mussbacher, Das Stift L., Wien 1976, Abb. 2), in der Benediktinerabtei St-Robert in Cornillon, Isère (mit Schützen; [24] Taf. 169) und im Benediktinerkloster Austremone d’Issoire, Puy-de-Dôme (ebd. Taf. 29). Ein quadratisches Becken hatte der F. am Rheintor der Kartause in Mainz (s. Sp. 144), zudem Einstiegstreppen der im Zisterzienserkloster Orval (E. Fucker a. a. O. [Sp. 148] S. 19-21). Einstiegstreppen hatte auch der längsrechteckige F. in St-Bernard de l’Escaut, Brabant [29, Abb. 254].
Oval ist der F. im Garten des Hauses Crivelli in Uri, das vor 1693 errichtet wurde (Bürgerhaus Schweiz, Bd. 1 S. XXXI, Abb. 51), und in der Kartause Gaming, N.Ö. (Stich von 1725: Rich. Kurt Donin, Die Kartause G., Wien 1924 [Österr. K.bücher, 45-46], Abb. S. 3). Eingezogene halbkreisförmige Ausbuchtungen an den Schmalseiten bereicherten den F. in der Münchner Residenz (Abb. 3), Ausbuchtungen rund um den Rand des Beckens den F. in Canterbury (Abb. 1). Der ummauerte F. im Kloster St-Paul in Comery, Indre-et-Loire, zwischen Klostergarten und Fluß gelegen, war an der Längsseite im Viertelkreis geführt [24, Taf. 161].
In Ziergärten glich die Form der Becken im Umriß manchmal dem von Beeten und war auf diese bezogen (vgl. [5] Kupferbll. 1-4, 8; Abteien Moutier St-Jean, Côte-d’Or, und La Trinité in Vendôme, Loir-et-Cher: [24] Taf. 41 und 52). Bei Sturm [11, S. 63 Taf. 23] haben die an das Lusthaus anschließenden zwei F. die Gestalt von Kreisquadranten, die im Rondell um das Lusthaus liegenden F. parallel zum Umriß des Rondells geführte Längsseiten (letztere waren zugleich Tränke für Wild!).
Bediente man sich mehrerer Becken, so wählte man, um das Halten jeweils einer anderen Fischart ablesbar zu machen, verschiedenen Umriß (Abb. 10, mit acht-, sieben-, sechs- und fünfeckigem Becken; vgl. [8] T. 2 S. 482, [9] und Ansicht des Stifts Kempten, um 1760/1782: Alfr. Weitnauer, Allgäuer Chronik. Bildbd., Kempten 21982, Abb. S. 324).
Eine Besonderheit stellen rechteckige Becken von etwa 2 × 1 m dar, denen über einen Kanal runde Becken vorgeschaltet sind, die eine Quelle fassen. Möglicherweise diente der Kanal dem Erwärmen des Quellwassers (Grammontenserklöster Aubevoye, Eure, und Fons-Adam, Deux-Sèvres, Anlagen von wann?; frdl. Hinweis Jean René Gaborit, Paris). Eine gleichartige Anlage gibt es im Stift Lambach, O.Ö., auch hier sicherlich, um das Quellwasser zu erwärmen (Kdm. Österr. 34 S. 79 Abb. 53: Fischerei im ehem. „Traungarten“; zu dieser s. Sp. 163).
2. Im oder am Becken standen manchmal Brunnen: in Canterbury mit Tierköpfen als Wasserspeiern (Abb. 1).
Furttenbach [6, S. 61ff., Taf. 11-14] beschreibt einen im Fischbecken stehenden Brunnen, dessen Schale der Haltung kleiner Fische dient; die Anlage ist durch eine Grotte überbaut. - Als Brunnenfiguren standen im F. der Münchner Residenz auf Felsen die Bronzefigur der Bavaria von Hubert Gerhard und eine Triton-Nereiden-Gruppe; ein von vier Bronzefiguren getragenes Geländer säumte das Becken, in den vier Ecken standen Löwen, die Mitte überbrückte ein blau und weiß gepflasterter „Creutzgang“ (Abb. 3; Beschreibung Philipp Hainhofers von 1611: Chrn. Häutle [Hg.], Die Reisen des Augsburger Patriziers Ph. H. ..., Zs. des Hist. Ver. für Schwaben und Neuburg 8, 1881, S. 74-76; Hainhofers Angabe, der Teich sei „mit bley gefüttert“ gewesen, kehrt in späterer Literatur vielleicht richtiger als „mit blau gefüttert“ wieder, was für blaue Fliesen spräche: Martin Zeiller, Itinerarium Germaniae ..., Strbg. 1632, Bl. 279f.; Matth. Merian, Topographia Bavariae ..., Ffm. 1644, S. 49). - In Kremsmünster standen an der Beckenwand des F. am Gunterteich, 1606-1608 von Franz Silva errichtet, wasserspeiende Figuren eines Wildschweins und eines Hundes, von Joh. Spaz gefertigt [19, S. 143]; bei der - noch bestehenden-Neuanlage des F. am Eichentor 1690-1692 durch Carlantonio Carlone wurden zunächst der Wasserversorgung dienende Holzfiguren von Frz. Jos. Feichtmayr aus Schongau (Theophilus Dorn, Heimatgaue 10, 1929, S. 218) in der Mitte der Becken aufgestellt [19, S. 145], 1692 ersetzt durch Marmorfiguren des Salzburger Bildhauers Andreas Götzinger (Herkules und der Löwe, David und der Bär, Neptun, Triton, Geschenke des Salzburger Erzbischofs; Abb. 8) und - um 1718 [34] - von Joh. Baptist Spaz durch zwei weitere Figuren ergänzt: Petrus mit dem Staterfisch, Tobias mit dem Fisch; dazu kamen an der N-Seite einfache Laufbrunnen [19, S. 147]. - W. H. von Hohberg [8] T. 1 S. 748f. schildert eine Grottenanlage (oder Felsen) im Fischbecken, die der Wasserzufuhr dient, mit einer Wasserorgel, künstlichen Vögeln, einem mechanischen Bergwerk, mythologischen Personen in Szenen, deren Realitätsgrad durch die Einbeziehung des Wassers gesteigert war: Merkur enthauptet Argus, Diana und Aktäon, Pegasus u. dgl. - In Buxheim standen in mehreren der F. Fontänen (Stich von J. G. Bodenehr nach Joh. Friedr. Sichelbein, vor 1726: Fr. Arens und Friedr. Stöhlker, Die Kartause B. bei Memmingen, Buxheim 1962, Abb. S. 27; Stich nach Gabriel Weiß, 1755: Kdm. Bayern, Kurzinv. 4 Abb. S. 81; vgl. auch [5] S. 74 und Taf. 24). Im Hofgarten des Stiftes Kempten wurde in den Jahren 1658/1659 aus einer Grotte mit dem Hildegardsbrunnen ein F. aus Hausteinen errichtet (O. Geiger a. a. O. [Sp. 168] S. 38).
Wahrscheinlich war auch der in einer 1615 abgeschlossenen Beschreibung der Stadt Regensburg geschilderte „Teych“ in St. Emmeram mit „an den ecken so viel aus Stain gehauene Löwen, welche das Wasser zum Rachen in den Teych ausgiessen“, ein F. ([27] S. 125; vgl. ebd. S. 198 Abb. 2 und Abb. 7).
3. Die einfachste Form architektonischer Ausgestaltung ist die Umfassung der Becken durch eine Brüstung oder eine Balustrade ([4] S. 31ff., Taf. 13: Der F. „ist mit zierlichem Geländer wie ein Galleria, mit Postamentlin und Palaustrelli umbgeben“; [5] S. 54); Beispiele sind der päpstliche F. von N.-D. du Miracle in Avignon, 2. V. 14. Jh. [20, S. 46], die F. im Kloster N.-D.-de-Bernay, Eure [24, Taf. 109], das Fischbecken vor der W-Front des Klosters Lilienfeld, N.Ö., 18. Jh. (N. Mussbacher a. a. O. [Sp. 150]). Bei anderen Fischbecken gab es schlichte Überdachungen (Regensburg, St. Emmeram, Ansicht um 1750: [27] Taf. 27 Nr. 15; Buxheim, Kartause, Ansicht von 1755: Kdm. Bayern, Kurzinv. 4 S. 81). Brücken zu einer Insel dienten der Fütterung der Fische ([4] S. 32; [5] S. 27 und 32, Taf. 11f., auch S. 45 und 74, Taf. 14 und 24; Prämonstratenserkloster Averbode, Brabant: Ant. Sanderus, Chorographia sacra Brabantiae ..., Bd. 1, Brüssel 1659 [2. Aufl. Den Haag 1726], Abb. S. 286).
Doch gibt es auch aufwendige Anlagen. „Leute, denen das Geld nicht (so) sehr an das Hertz(e) gewachsen“, wußten ihrem F. mit „Gängen, Gallerien und andere(n) Zierlichkeiten ein feines Ansehen“ zu geben (so Florinus [9]; s. auch [12] S. 396; [13] Sp. 1023f.; schon die prunkvollen römisch-antiken F. waren mit Säulenhallen umgeben: Gustave Loisel, Hist. de ménagerie, Paris 1912, S. 86).
Bei der baulichen Erneuerung des Klosters Wessobrunn „hat sein gnaden (Abt Kaspar) lassen machen ain lustig summerhaus in den vrsprung Wessonis (d. h. bei den drei Quellen), darinnen er förchenn (Forellen) hielt vnd speyset ze waxen“ (Bericht zum Jahr 1518: Gg. Hager, Oberbayer. Archiv 48, 1893-1894, S. 280). - Die bekanntesten F. mit Gängen sind die in Kremsmünster. Der erste war 1601-1602 von Fr. Silva nahe dem heutigen Eichentor errichtet worden: zwei quadratische Becken, um die und zwischen denen ein gedeckter Bogengang geführt war, von einer Mauer aus Nagelfluh und Tuff umschlossen. Das Wasser floß durch 32 Löwenköpfe zu. Von Joh. Paul Flichtinger geschaffene Wandbilder mußten „auf höheren Befehl“ übertüncht werden [19, S. 142].– Die Anlage am Gunterteich in Kremsmünster, 1606-1608 wiederum von Fr. Silva erbaut, wiederholt das System: Bogengänge mit toskanischen Säulen um das Becken (Abb. 6 a und b; Kdm. Österr. 43,1 S. 480); eine statuengeschmückte Tuffsteingrotte mit Perlmuttermuscheln im Westen enthält eine Wasserkunst und Brunnen, auf der Gegenseite kragt ein „Lusthaus“ polygonal in den Teich aus [19, S. 143f.]. – Den heutigen F. am neuen Eichentor von Kremsmünster erstellte C. Carlone 1690-1692 als Folge von vier Becken, deren drei durch gedeckte Bogengänge umschlossen und getrennt waren; das vierte, das im Freien lag, baute 1717-1718 Jakob Prandtauer in Angleichung an die übrigen in zwei Becken mit Bogengängen um. Fresken von Joh. Mich. Feichtmayr (Wasservögel, Fische usw.) und Melchior Steidl schmückten die Gewölbekappen; an der die Anlage umschließenden Mauer (im N ursprünglich durchfenstert: [23] S. 178, Abb. 161) sind gangseitig Jagdtrophäen angebracht [19, S. 144-147]. So erweckt die Anlage den Eindruck einer Säulenhalle, wozu auch die durchbrochenen Brüstungsgitter aus Schmiedeeisen beitragen (Abb. 8). - Der F. des Augustinerchorherrnstifts St. Florian, O.Ö., hatte zwei Becken mit Mittelgang und gedecktem Umgang (?): Ansicht von Carl Anselm Heiß, 1753 (verzeichnet bei Thomas Korth, Stift St. Fl. ..., Nbg. 1975 Der Name des Attributs „[Ort“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann. Beitr. zur Sprach- und K.wiss., 49], S. 317 Nr. 46; vgl. ebd. S. 310f. Nr. 22 und Nr. 40: Ansicht von 1743). - Vielleicht sollte auch der F., über dessen Errichtung Abt Plazidus Hieber von Lambach und der Steinmetz Abraham Hartmader am 28. Februar 1655 den Vertrag schlossen, Säulenumgänge erhalten; bei einem Lichtmaß von 21 × 12 Schuh waren „acht Seilen ... mit den gebreuchigen Postamenten und Capitelln ... samt auf dem brustmäurl umb und umb notwendige Stein“ und das „stainerne brustgesimbs auf das brustmäurl“ vorgesehen (Stiftsarchiv Lambach, Schuberbd. 529, Signatur 0 III/2 d). - Ob es sich bei der zweiteiligen Anlage mit gedecktem Umgang neben dem Garten des Schlosses Eibiswald, Stm., um 1550 erbaut, um einen F. handelt, ist unklar (Stich in der 1673 bis 1696 zustandegekommenen „Topographia Stiriae“ von Gg. Matth. Wischer: Ndr. Graz 21976, Taf. 52).
Ein Stich bei W. H. von Hohberg [8, T. 2 S. 428] zeigt ein achteckiges Becken, eingefaßt von einer Balustrade, auf deren Eckpostamenten Hermen stehen; sie tragen ein flachkuppeliges Dach mit offenem Tambour, unter dem im Becken ein Brunnen mit Figur steht.
B. Fischbrunnen
Fischbrunnen dienten zur (kurzfristigen) Bewahrung der Fische und sind vor allem für die städtischen Fischmärkte charakteristisch. Bevorzugung bestimmter Brunnentypen (s. Brunnen, RDK II 1278-1310) läßt sich nicht feststellen; der in Ulm von 1482 ist ein Stockbrunnen (ebd. Sp. 1285 Abb. 4), der in Schwäbisch Hall, 1509 von Konrad Schaller, ein Kastenbrunnen vor einer Schauwand mit an Hans Beyscher 1511 bezahlten Reliefs (der heutige Kasten 1787 dat.; Lucrezia Hartmann, Schwäbisch Hall, Mchn. und Bln. 1970, S. 27f., Abb. 18 und 21f.; ZDVK N.F. 17, 1963, S. 213 Abb. 24), der in Schloß Kefikon ein Wandbrunnen aus der 2. H. 18. Jh. (Abb. 13; Kdm. Schweiz 23, Thurgau 1 S. 305, ursprünglich in einem Schloß bei Müllheim). Goldmann-Sturm S. 317 schlägt einen Springbrunnen vor, „und herum solten die Fisch-Tröge gleichsam in Gassen eingetheilet seyn“. Die Ansicht eines Fischbrunnens in Betrieb bringt z. B. Mich. Wening für den Schrannenplatz in München [25 a, Stich M 3].
Enea Silvio Piccolomini erzählt 1444 vom Aufenthalt auf Schloß Ebelsberg und daß dort die Fische in einem Brunnen aufbewahrt wurden [21, S. 66 und Anm. 31]: „Der Brunnenrand ist marmorn, und von Säulen getragen erhebt sich über ihm ein ehernes Zeltdach, eine wunderschöne Arbeit, die man dem Elkaner oder Polyklet zuschreiben möchte“ (Ostbair. Grenzmarken 18, 1976, S. 137). „Auch diess jahr sein die vischbhalter umb den prun in der Yhnstatt das erste mahl gemacht“ lautet eine Passauer Nachricht v. J. 1551 [22, S. 430 Anm. 90]. Speziell zum Aufbewahren der Fische ist der Fischbrunnen in Stift Schlägl, O.Ö., eingerichtet, erstellt 1626 von dem Steinmetz Hans Götzinger als sechseckiges Becken mit Löwenköpfen auf Schilden, mit Wappen und Inschriften, Brunnenstock und drei niedrigen Außenbecken für die Fische (Abb. 5 a und b); ähnlich der Fischbrunnen um 1620 in Salzburg (Kdm. Österr. 13 S. 225f., Abb. 293; Lor. Hübner, Beschreibung der Haupt- und Residenzstadt S., 1. Bd., Salzburg 1792, S. 140; vgl. auch ebd. S. 28f.). Der Petersbrunnen im Stiftshof von St. Peter in Salzburg, 1670-1673 von Bartholomä Obstall, hatte der Fische wegen für das untere der beiden Becken verschließbare Abdeckungen, das obere Becken ist geschmückt mit Rosetten, Stifterwappen und -inschrift, den Brunnenstock mit Maskerons und Gehängen krönt die Steinfigur des Klosterpatrons (Kdm. Österr. 12 S. 116, Abb. 249; Wolfg. Steinnitz, Salzburg, Salzburg 1971, S. 53f.). St. Emmeram in Regensburg besaß im Klosterareal mehrere Fischbrunnen (1680 gedruckter Grundriß des Klosters: Abb. 7).
C. Fischhäuser
Fischhäuser sind in der Regel einfache, schlichte Zweckbauten, vor allem bei eingeschossiger Anlage: Stift Geras (Abb. 4 a und b, mit flacher Holzdecke); Wiblingen, neben dem Meierhof am Weiher gelegenes Fischhaus (vgl. die Ansicht von 1813: [28] Taf. 37); Kartause Prüll in Regensburg [25d, Stich S 31]; Kartause Königsfeld bei Brünn, Mähren [29 b, Taf. nach S. 160]; Kloster Prüfening bei Regensburg [25 d, Stich S 40]; Kloster Frauenthal (Kdm. Schweiz 5, Zug 1 Abb. 98, Ausschnitt aus einem „Plan“ nach 1777). Das 1586 am Eichentor des Stiftes Kremsmünster errichtete Fischhaus war gar nur ein „hüttenähnlicher Verschlag“ aus Holz über einem Steinsockel [19, S. 142]. - Aufwendiger baute man erst im Historismus (Abb. 15).
Zwei- und mehrgeschossige Bauten (als Beispiel Wiblingen, Ansicht von 1630: Kdm. Kgr. Württ., Donaukr. 2, OA Laupheim S. 181, Abb. 208) gleichen im allgemeinen Bürgerhäusern („Réservoire du poisson“ der Kartause Val-St-Pierre, Aisne: [29 a] Taf. nach S. 142; vgl. auch das Fischhaus in Salem: Abb. 10). Das über Quadrat angelegte Fischhaus des Klosters St. Veit in Neumarkt-St. Veit Kr. Mühldorf, Obb., mit 2 × 2 Achsen, besteht aus einem aus Stein erbauten Untergeschoß mit dem Fischbassin und einem Obergeschoß aus Holz, das ursprünglich ein geschindeltes Zeltdach trug ([25c] Stich L 118; [31]). In Kaisheim ist das Fischhaus von 16 × 12 m im Keller und im Zwischengeschoß zweischiffig kreuzgewölbt (Abb. 12). Kloster Speinshart sollte - nach dem Idealplan von um 1750 - ein Fischhaus in Gestalt eines kleinen Pavillons von zwei Achsen, zweigeschoßig, mit Walmdach, erhalten; er sollte der Mauer eingefügt werden, die den Kirchenvorplatz zwischen Abtei und „Praxatorium“ gegen den Wassergraben abgrenzt (Stich von Joh. Mich. Seligmann nach Zchg. von P. Hugo Strauß: Kdm. Bayern, Opf. 11 Abb. 102). Fischhäuser mit loggienartigem Aufbau gab es in Orval (E. Fucker a. a. O. [Sp. 148] S. 20) und in Burgwindheim, Ofr. (Wilh. Sölner, Brevis notitia monasterii B. V. M. Ebracensis ..., Rom 1738 [Neuausg., mit Einl. von Max Frhr. von Freeden, Würzburg 1980], S. 55f., Taf. 56).
IV. Lage klösterlicher F.
Im Klosterareal wurden F., wenn sie nicht in den Gebäuden des Klosters selbst untergebracht wurden, nicht selten dazu benutzt, Akzente zu setzen; die Plazierung des F. läßt sich typenmäßig fassen.
A. im Konventgebäude
Im Konventgebäude untergebrachte F. lagen möglichst nahe der Küche, entweder unter dieser im Keller (Ottobeuren, 1711-1714 errichteter Trakt: [30]; Wessobrunn, 1. H. 16. Jh. [?], frdl. Hinweis H. Mayer, Wessobrunn) oder in einem benachbarten Trakt oder Hof (im Keller unter dem Kaisersaal und über einen kleinen Hof erreichbar in Kremsmünster - die Küche war nicht unterkellert -der 1590 errichtete, 1926 abgerissene „Kuchleinsetz“: [35]). Im „Küchenhof“ stand der Fischbrunnen in Schlägl (heute im Stiftshof, s. Sp. 156 und Abb. 5 a und b). Beim Neubau des Klosters Oberaltaich, ab 1614, wurde der F. im Winkel zwischen dem Küchengebäude und dem Winterrefektorium angelegt (Plan von 1630, s. Sp. 144).
Im Konvent- oder Kreuzgang-Garten lag ein F. in St. Emmeram in Regensburg (nachgewiesen um M. 14. Jh., [Neu-?]Bau 1569: [27] S. 78, 112, 173, 192, Abb. 2f., Taf. 2; Abb. 7). Im Binnenhof der 1476 auf einer Insel gegründeten Kartause Marienburg in (Dülmen-)Weddern waren zwei Fischteiche um Kapitelsaal und Bibliothek angelegt (Kdm. Westfalen 36, Kr. Coesfeld S. 91-93, Taf. 51). Der F. des Zisterzienserklosters La Cambre, Brabant, wurde in der Nähe von Refektorium und Kapitelsaal gefunden (im Kreuzgarten?; nähere Angaben fehlen: Alb. d’Haenens u. a., Abbayes de Belgique, Brüssel 1973 [Groupe Clio, 70], S. 396 und 416). In der Kartause Tournai war der F. im „petit cloître“ gelegen, unweit von Refektorium, Kapitelsaal und Küche [29 a, Taf. nach S. 230], im Benediktinerkloster Evroul, Orne, war er direkt an das Refektorium angebaut [24, Taf. 111].
B. im Klosterbering
Im Klosterbering bevorzugte man für den F. Küchennähe oder legte ihn in den Gärten an. Gräben an der Klostermauer nutzte man durch Einbau von Fachen als F. (z. B. in Kremsmünster: [19] S. 142; Th. Dorn a. a. O. [Sp. 152] S. 30). Bei den Ökonomiegebäuden brachte man den F. häufiger dann unter, wenn diese einen eigenen Komplex im (äußeren) Bering bildeten.
In einem Küchenhof südlich des Konventgebäudes liegt das Fischhaus in St. Lambrecht, Stm., 1853-1854 (Abb. 15; Kdm. Österr. 31 S. 91, 301, 62); Wiblingen hatte den F. in den „horti alii“ südlich des Klosterflügels mit der Küche und dem Refektorium (Ansicht 1630: Kdm. Kgr. Württ., Donaukr. 2, OA Laupheim S. 181, Abb. 208; zur Neuanlage von Fischteichen 1730ff. ebd. S. 179); in Fontenay grenzte der F. an die „grande salle“ (Lucien Bégule, L’abbaye de F. ..., Lyon 1912, Taf. vor S. 1; [29] S. 35 Abb. 6). Im Zisterzienserinnenkloster Hl. Kreuz bei Meißen lag das Haus mit dem F. neben dem Backhaus (Kloster des 13. Jh., im 16. Jh. aufgegeben, Plan des 18. Jh.: Fritz Rauda, Die Bauk. der Benediktiner und Zisterzienser im Kgr. Sachsen und das Nonnenkloster zum Hl. Kreuz bei M., Meißen 1917, S. 17 Abb. 1, unter Nr. 7; Kdm. Kgr. Sachsen 41 S. 246 Abb. 333). Im Zisterzienserinnenkloster Seligenthal in Landshut war der F. im Waschhaus untergebracht, das zwischen der Kleiderkammer und der Schwesternwohnung lag und mit diesen zusammen zwei Seiten des Klosterhofes bildete, der an den Konventhof anschloß [25 c, Stich L 11]. In der Kartause Prüll in Regensburg lag westlich des um einen rechteckigen Hof angelegten „Mayrhoffs“ mit den Ökonomiegebäuden der „Neue Garten“, anschließend, mit ihm durch eine Mauer verbunden, das „Closterwasherhauß“ und, am Rande des Veitsweihers, der „Vishbehalter“ [25 d, Stich S. 31].
Wie wesentlich für die Gestaltung des klösterlichen Ökonomiebereichs F. sein können, bezeugt die Anlage in Monte Oliveto Maggiore (s. Sp. 164): der 1533 von Giov. Batt. Pelori errichtete F., mit 32 × 16 m überraschend groß, liegt vor den übrigen Ökonomiegebäuden; mit seinen hohen, starken Beckenwänden, der Pflasterung, in der die Reinigungsöffnungen liegen, dazu dem tiefer gelegenen Innenbecken, durch das zwei Beckenzonen geschaffen sind, bildet er eine architektonische Anlage von erheblichem Ausmaß und hohem Rang (Grégoire M. Thomas, L’abbaye de Mont-Olivet-Majeur, Siena 21898, S. 108f.).
Bei mehreren Beispielen liegt der F. im Areal zwischen dem Chor der Klosterkirche und der Umfassungsmauer, nahe dem Gästehaus, z. B. im Domkloster in Canterbury (Abb. 1), in der Kartause Gaming (Sp. 151), im Kloster Weissenau (hier zugleich nahe den Wirtschaftsgebäuden; Stich des Joh. Mathias Steudlin, 1734: [28] Taf. 45). In der Nähe des Empfangsgebäudes ist das Fischbassin des Klosters Orval untergebracht (Sp. 148; nach Abbé Tillière, L’hist. de l’abbaye d’O., Namur 1907, S. 92 auch nahe der Küche), im Kloster Schussenried hinter dem Chor der Klosterkirche (Alfons Kaspar, Bau- und K.gesch. des Prämonstratenserstiftes Sch., Schussenried 1960, 2. T. S. 52, Abb. 9).
In der Nähe des Hospitals der Konversen lagen die F. im ehem. Zisterzienserkloster Fountains Abbey, Yorkshire (David Luckhurst, Monastic watermills ..., Ld. o. J. [ca. 1964], Fig. 3).
Am Tor gelegen, bot der F. günstige Möglichkeiten für An- und Verkauf: Kartause Mainz, F. am Rheintor (s. Sp. 144).
War man genötigt, einen vor dem Bering liegenden Wasserlauf zu nutzen, so baute man den F. außen an den Mauerring an: der F. des Benediktinerklosters St-Savin sur Gartempe, Vienne, steht mit drei Seiten im Fluß, vorspringende Stützmauern halten die Strömung fern, das Wasser tritt durch zwei große vergitterte (?) runde Öffnungen ein und aus, der stabil gemauerte F. selbst ist oben offen, so daß man vom Ziergarten aus über die Mauer hinweg in ihn schauen konnte (für das „Monasticon Gallicanum“, 1687, bestimmter Stich, publ. Paris 1793; Abb. bei Elisa Maillard, L’église de St-S. sur G., Paris 1926, S. 17 Fig. 3).
Lagen die F. in Gärten, konnten sie in deren Untergliederung einbezogen (und entsprechend gestaltet, s. Sp. 151) sein.
In Notre-Dame-de-Bernay und in Le Bec-Hellouin, Eure, wurden sie unterteilt durch Brücken hinter Toren in der (den) Achse(n) der Gartenanlage [24, Taf. 114 und 109]. In St-Saveur-d’Amiane, Hérault, lagen F. und Blumengarten symmetrisch zu seiten des Brunnenhauses am Garten (ebd. Taf. 46). Der F. von St-Pierre-de-Molôme, Yonne, liegt vor dem Abthaus zwischen dem „hortus monachorum“ und dem „hortus abbatis“ (ebd. Taf. 40). Zwischen dem „hortus monasterii“, dem Ziergarten, und dem „parvum pratum“ lag das „piscium seclusorium“ eingebettet (mit Schleuse [?] für den Fischfang) im Kloster N.-D. de Lonlay, Orne (ebd. Taf. 155). Am Ende des Ziergartens lag hinter einer Balustrade der F. in St-Paul-de-Cormery, Indre-et-Loire (s. Sp. 151), vor der Klostermauer als Point de vue der F. in Austremone d’Issoire (Sp. 150). Bezogen auf die Längs- und Querachsen sind die fünf F. im Stift Kempten, wobei die beiden runden Becken dekorativ zwischen den drei sechseckigen angeordnet sind (A. Weitnauer a. a. O. [Sp. 151]). - Manchmal war ein kleines Areal mit dem F. eigens eingefriedet: in Muri (Ansichten des 17. Jh.: Kdm. Schweiz 55, Aargau 5 S. 225 Abb. 166, S. 331 Abb. 240f.), in Wettenhausen ([28] S. 29; Max Schefold, Die Bodenseelandschaft, Sigmaringen 21970, Abb. 112), in Jandeures bei Lisle-en-Rigault, Meuse (Stich in den Annales ordinis Praemonstratensis, Nancy 1734, Bd. 1, wiedergegeben in: Michel Arnod, L’abbaye N.-D. de J., Bar-le-Duc 1977, S. 72f.), in Thierhaupten (Karl Stengel, Monasteriologia ..., Augsb. 1619, Abb. 9). - In der Benediktinerabtei Lambach, O.Ö., lagen unterhalb der Terrassen zur Traun Ziergärten, Springbrunnen, Wasserbecken und die „Fischerei“ mit dem Bildhauer Joh. Felix Trentini zugeschriebenen Skulpturen der vier Elemente (heute in den Nischen der 1887 neu errichteten Fischerei: Kdm. Österr. 34 S. 210, Abb. 57-59, 211-213; der Bildhauer hatte 1729 in Wels Bürgerrecht erhalten); um das Fischereigebäude standen ursprünglich Statuen der vier Jahreszeiten (A. 18. Jh.; ebd. S. 210, Abb. 215).
Am häufigsten wurden F. in oder neben Baumgärten angelegt: Fécamp, Plan von 1711 (Abb. 11); vielleicht war auch der gedrungene, eingeschossige Anbau des zweigeschossigen Hauses im Baumgarten des Klosters Metten ein Fischhaus: er stand im Wasser [25d, Stich S 66]. Für Baumgärten kennzeichnend ist die Mehrzahl von Fischbecken: Die Kartause Mainz hatte im „spatiamentum“ vier große Behälter (Ansicht von 1708: [26] Taf. 1 und 3, Abb. 5f., S. 74), ebensoviele liegen im Salemer Baumgarten (Abb. 10; zu ihrer Gestaltung s. Sp. 173f.), ferner in dem der Kartause La Chapelle, Diöz. Doornijk [29 a, S. 192], in denen der Prämonstratenserklöster Tongerloo und Averbode (A. Sanderus a. a. O. [Sp. 153] S. 304 und 286) sowie Roth (Kdm. Kgr. Württ., Donaukr. 2 OA Leutkirch S. 137f., Abb. 100). Im Benediktinerkloster Cortenberg, Belgien, waren sechs Behälter im Baumgarten untergebracht (A. Sanderus a. a. O. S. 75), ebenso in den Benediktinerklöstern N.-D. de Lyre, Eure [24, Taf. 108], St-Pierre-de-Couches, Eure (ebd. Taf. 105), und Admont, Stm. (Rud. List, Stift Adm. 1074-1974, Fs. zur Neunhundertjahrfeier, Ried 1974, Abb. 14: Stich von Gg. Matth. Vischer, 1674).
Im Areal der Ökonomiegebäude standen oft Fischhäuser.
So hatte das Kloster Prüfening zwei Fischhäuser an einem Fischteich, dazu außerhalb deren Umzäunung einen zweiten Fischteich (Ansicht von 1726: [25 d] Stich S 60; um 1803 nur ein Fischhaus und ein Fischteich: Kdm. Bayern, Opf. 20 S. 231 Abb. 159). - In Kremsmünster liegt der F. von 1690-1692 zwischen Eichentor und Meierei (Sp. 154); der F. des Benediktinerklosters Monte Oliveto Magg., 1533 von Giov. Batt. Pelori, 32 × 16 m, liegt vor den Ökonomiegebäuden (G. M. Thomas a. a. O. [Sp. 161]). Zwischen Ökonomie und Klostermauer liegen, durch ein eigenes Tor erreichbar, in Kloster Weissenau vier Fischbecken (Stich von J. M. Steudlin, s. Sp. 161; vgl. Kdm. Kgr. Württ., OA Ravensburg Abb. 51); in Sint Bernaerds opt Schelt bei Hediksen wird der Wirtschaftshof zum größeren der zwei Fischbecken hin (die zwischen ihm und der Klostermauer liegen) abgegrenzt durch eine Mauer mit Öffnungen und mit Treppenanlage (im Becken eine Insel; Stich in: A. Sanderus a. a. O. [Sp. 153] Bd. 1 S. 464, abgebildet bei [29] S. 254). In der slowenischen Kartause Seitz (Žiče) lagen die drei F. im Tal zwischen „oberem“ und „unterem“ Kloster, ähnlich situiert war das „vivarium“ im Zisterzienserkloster Villers, Belgien (W. Zschaler in: P. Clemen und C. Gurlitt a. a. O. [Sp. 148] S. 66f., Taf. 12). Der F. der Prämonstratenserabtei Grimbergen liegt am großen Teich, der vor den Ökonomiegebäuden in der ganzen Breite des Klostergeländes sich erstreckt (A. d’Haenens u.a. a. a. O. [Sp. 159] Abb. S. 154, Nr. 25).
C. Außenhöfe
Auf den klösterlichen Außenhöfen (Grangien, „curiae“) legte man aus Furcht vor Diebstahl nur ungern F. an. Immerhin gibt es Nachrichten über Fischgruben bei den Außenhöfen und ihren zahlreichen Teichen.
Solche Nachrichten liegen vor vom Zisterzienserinnenkloster Wald bei Sigmaringen, vom Zisterzienserkloster Waldsassen, vom Augustinerchorherrnstift Wettenhausen, vom Benediktinerkloster Thierhaupten (Maren Kuhn-Rehfus, Das Zisterzienserinnenkloster W., Sigmaringen 1971 [Arbeiten zur L.kde. Hohenzollerns, 9], S. 239; Hans Muggenthaler, Kolonisatorische und wirtschaftliche Tätigkeit eines dt. Zisterzienserklosters im 12. und 13. Jh., Kloster Waldsassen, Mchn. 1924, S. 129; Franz Mayer, Gesch.bilder aus dem ehem. Reichsgotteshaus Wettenhausen, Illertissen 1928, S. 133; Nik. Dehler, Gesch. des Benediktinerklosters Thierhaupten, Donauwörth 1908-1912, S. 301f. und 333 Anm. 404). Im Ebracher Hof in Burgwindheim war das hölzerne Fischhaus an die Ökonomiegebäude angebaut und stand mit seinem Unterbau am Teichrand im Wasser (W. Sölner a. a. O. [Sp. 158]). Das Benediktinerkloster St. Mang in Füssen besaß F. unterhalb Roßmoos und in der Herrschaft Falkensberg und Fischhäuser in Rückholz, am Kessacher Weiher sowie in Faulenbach und am Weissensee (letzterem - 1766 zum Pfarrhaus umgebaut - wurde 1745 im Keller ein plattenbelegter Fischhalter eingebaut: Gg. Guggemos, Die Herrschaft Falkensberg bei Rückholz, Allgäuer Gesch.freund N.F. 51, 1955, S. 29-35; Kdm. Bayern, Kurzinv. 8 S. 179).
Vereinzelt ist bei aus Außenhöfen hervorgegangenen Einödhöfen der Name „Fischbehalter“ noch Zeugnis für den ursprünglichen Verwendungszweck der Bauten, so bei den ehem. Außenhöfen des Prämonstratenserklosters Windberg und des Benediktinerklosters Frauenzell, Opf. (frdl. Hinweis Max Piendl, Rgbg.).
Auch die in der Stadt gelegenen Pfleghöfe, die u. a. als Umschlagplatz für den Überschuß der landwirtschaftlichen Erträge des Klosters dienten, hatten F.: Pfleghof des Chorherrnstifts Spital am Pyhrn in Linz [21, S. 107]. - Beim im gleichnamigen Ort gelegenen ehem. Benediktinerkloster Ebersberg, Obb., gab es seit 1630 ein Haus „Zum Fischhalter“, in dessen Erdgeschoß in einem Raum noch zu Beginn des 20. Jh. zwei F. standen (Hinweise 1976 des Heimatpflegers, Markus Krammer, und des Hausbesitzers).
V. Geschichte
A. Altertum
Fischzucht wurde von alters her in Ägypten, Griechenland und Italien betrieben; römische Schriftsteller berichten über Fischhaltung und F. (vorzugsweise an der Meeresküste: Lucius Moderatus Columella, Rei rustici lib. VIII, 16f.).
In römischen Villen fanden sich Reste von F.: Charles-Victor Daremherg und Edmond Saglio, Dict. des antiquités grecques et romaines ..., Bd. 5, Paris 1912-1917, S. 959-962; G. Loisel a. a. O. (Sp. 153) S. 85ff.; L. Figuier a. a. O. (Sp. 144) Fig. 528f.; Enc. ital., Bd. 27, Rom 1935, S. 414f.; Ernest Nash, Bildlex. zur Topographie des antiken Rom, Bd. 1, Tüb. 1961, Abb. 449.
Cassiodor berichtet, die (für Salzwasserfische bestimmten) F. beim danach benannten Kloster Vivarium seien „Freude der Reisenden und Fremden“, doch über ihren Nutzwert sagt er nichts (DACL Bd. 15,2 Sp. 3134f.; Pierre Courcelle, Nouvelles recherches sur le monastère de Cassiodore, in: Actes du V congr. internat. d’arch. chr., Vat. 1957, S. 511-528, Abb. 1 und 6). - Bei den Anachoreten waren Fischspeisen verpönt (Gerd Zimmermann, Ordensleben und Lebensstandard. Die Cura corporis in den Ordensvorschriften des abendländ. Hoch-MA, Münster i.W. 1973 [Beiträge zur Gesch. des alten Mönchtums und des Benediktinerordens, 32], S. 293 Nr. I/131). Die Regel Benedikts (der doch die Askese lockerte) verlangt Kap. 66, alles Lebensnotwendige - Wasser, Mühle, Garten, Werkstätten, - solle innerhalb der Klosteranlage eingerichtet sein (CSEL Bd. 75 S. 171), Fische oder Fischzucht erwähnt sie nicht (weshalb es auch den Zisterziensern in den ersten Jzz. nach der Ordensgründung ausdrücklich untersagt war, Fisch zu essen: G. Zimmermann a. a. O. S. 61).
B. MA und Neuzeit
1. Allgemeines
In kulturgeschichtlicher Hinsicht sind die Nachrichten über Fischhaltung zahlreich und von unterschiedlicher Art. Im klösterlichen Bereich erbrachten Pflanzgärten, Kleintier- und Fischhaltung (für die zunächst die Mühlteiche dienten) die tägliche Nahrung (H. Muggenthaler a. a. O. [Sp. 165] S. 104). Fische galten als bessere Speise und waren im Gegensatz zu Eiern und Käse auch in der Fastenzeit erlaubte Nahrung (G. Zimmermann a. a. O. S. 60f., 238 und 291ff.). Zur Haltung der Zisterzienser gegenüber Fisch s. oben; bei den Kartäusern bildete er die Krankennahrung (ebd. S. 169, 214 und 292.). -Bestimmungen über die Lage von F. im Kloster-(areal) gab es nicht; über Ausstattung, die über die zweckbedingten Einrichtungen hinausging, ist so gut wie nichts bekannt. In den „Consuetudines“ der Ordensgemeinschaften sind nur Vorschriften über Haltung, Transport und Verkauf von Fischen enthalten und Aufgaben des „Brunnenmannes“, „aquarius“, „magister piscium“, „magister piscinae“ beschrieben (vgl. Theod. Pyl, Gesch. des Cistercienserklosters Eldena bei Stralsund, 1. T., Greifswald 1880, S. 62; Johs. Jäger, Klosterbauten im MA, Würzburg 1903, S. 63; H. Muggenthaler a. a. O. S. 125; Otto Geiger, Allgäuer Gesch.freund N.F. 25, 1926, S. 38). - Im feudalen Bereich sind F. in Quellen erst vom späten MA an nachzuweisen; Lage und Beschaffenheit der Fischgruben dürfte sich von den klösterlichen Anlagen nicht unterschieden haben (so lag die „vischgruob“ in Aulendorf Kr. Ravensburg 1532 in der „wis bei dem Oelbrunnen“: Herm. Fischer, Schwäb. Wb., Bd. 2, Tüb. 1908, Sp. 1520). - Zu städtischen F. s. unten (Sp. 171f.). - Bauern war eigene Fischhaltung und Teichwirtschaft untersagt (Fischordnung von Mondsee, 1544: [21] S. 65; vgl. Pankraz Fried und Heinz Haushofer, Die Oekonomie des Klosters Diessen. Das Compendium oeconomicum von 1642, Stg. 1974 [Quellen und Forschgn. zur Agrargesch., Bd. 27], S. 16, und Hdwb. zur dt. Rechtsgesch., Bd. 2, Bln. 1978, Sp. 286-288).
Versuche, das Vogel- und Fischhaus Varros in Casinum (De re rustica, s. Sp. 143) zu rekonstruieren, sind in der Neuzeit nicht selten.
Anlagen wie die in Rom in den Gärten der Farnesina am Tiberufer errichtete Loggia, die 1518 einem Hochwasser zum Opfer fiel, dürften in Einzelheiten auf Varros Beschreibung zurückzuführen sein: eine Grotte mit Bänken zum Beobachten der Fische und zugleich Treffpunkt für Gelage (überliefert nur in einer Beschreibung in Gedichtform, Text bei: Chr. Luitpold Frommel, Die Farnesina, Bln. 1961 [Neue Münchner Beitr. zur Kg., 1], S. 42f.). Auch die Anlage am Gunterteich in Kremsmünster (s. Sp. 154) scheint unter dem Eindruck der Varronischen Beschreibung angelegt worden zu sein.
E. 18. Jh. gibt es Kontroversliteratur zur exakten Rekonstruktion des Vogel- und Fischhauses: Joh. Andreas de Segner in: Joh. Gottlob Schneider (Hg.), Rei rusticae veterum lat. tomus 2, Lpz. 1794, S. 593-609; Aloys Hirt in: Slg. der Dt. Abhn., welche in der Kgl. Akad. der Wiss. zu Berlin vorgelesen worden sind in den Jahren 1792-1797, Bln. 1799, Abt. Schöne Wiss. S. 72-89; Aug. Rode, Sendschreiben, betr. die Abh. des Herrn Hofraths Hirt..., Sammlung von Aufsätzen und Nachrichten, die Bauk. betreffend, [4. Jg.,] Bd. 1, Bln. 1800, S. 3-9; vgl. auch Abb. 14.
2. Vom frühen MA bis Anfang 17. Jh.
Während im dt. Sprachgebiet Bestimmungen über F. erst aus der Zeit Karls d. Gr. stammen und für die königlichen Güter das Vorhandensein solcher Einrichtungen bezeugen (vgl. das wohl im letzten Jz. 8. Jh. verfaßte „capitulare de villis“, 21 und 65: Alfred Boretius [Hg.], Capitularia regum Francorum, Bd. 1, Hann. 1883 [MG, Legum sectio II, Bd. 1], S. 82-91, bes. S. 85 und 89; vgl. ebd. S. 87), besaßen französische Klöster bereits A. 7. Jh. F. und Fischteiche (Raymond Delatouche, Le poisson d’eau douce dans l’alimentation médiévale, Bull. philol. et hist. ..., Jg. 1967, S. 171-182, bes. S. 175: Gründung eines Klosters um 610 durch den hl. Bertrand „sur son domaine de Vivier“). Im 12. Jh. blühte in Frankreich klösterlicher Fischhandel; neben der Flußfischerei wurde Teichwirtschaft betrieben (ebd. S. 177 und 179), wie sie seit dem 13. Jh. auch in deutschen Zisterzienserklöstern mit ihrer hochentwickelten Wasserbautechnik zu belegen ist.
Waldsassen: H. Muggenthaler a. a. O. (Sp. 165) S. 131; Langheim, Ofr.: Ferd. Geldner, Jb. für fränk. L.forsch. 5, 1939, S. 55 und 62; ders., Das älteste Urbar des Zisterzienserklosters L. um 1390, Würzburg 1952, S. 146 Anm. 5f., S. 147 Anm. 5, S. 148; Altenberg, Rheinl.: Ludw. Arntz, Zs. für chr. K. 21, 1908, Sp. 295f., Abb. Sp. 303f.; Goldenkron: [22] S. 421; Rheinfeld, Holst.: Johs. Wolters, Aus R. Vergangenheit, Eckernförde 1920, S. 31; Heilsbronn: Gg. Muck, Gesch. des Klosters H., I, Nördlingen 1879, S. 628; Himmerod: Nic. Heesius, Manipulus rerum memorabilium claustri Hemmerodensis ..., Köln 1641, S. 86; P. Ambr. Schneider S. O. Cist., Die Cistercienserabtei H. im Spät-MA, Himmerod 1954 (Quellen und Abhn. zur mrh. Kirchengesch., 1), S. 124f.; Altzelle: Ed. Beyer, Das Cistercienser-Stift und Kloster Alt-Zelle in dem Bisthum Meißen, Dresden 1855, S. 418f. - Zur Kartause Grünau im Spessart vgl. Ant. Memminger, Hist.-polit. Bll. für das kath. Dtld. 98, 1886, S. 78.
Allein die auf dem Wasserführungsplan von Canterbury, um 1160/1165, eingetragene „piscina“ ermöglicht wenigstens vage Vorstellungen vom Aussehen eines reicher ausgestalteten klösterlichen F. aus dem Hoch-MA (Abb. 1).
Etwas genauere Nachrichten liegen seit dem 14. Jh. vor. Aus den Angaben der päpstlichen Kammer in Avignon geht hervor, daß sich die Lage und Ausstattung des „vivier du Pape“, für den die Fische in Transportbooten (s. Sp. 150) aus Burgund, dem Languedoc, dem Beaujolais und aus der Gegend südlich St-Gilles gebracht wurden [20, S. 46], zwischen 1332 und 1369 dreimal änderte:
Der gemauerte und geflieste F. lag 1332 an der Einfriedungsmauer „extra portale Brianssoni“. Der zweite F. lag nahe von N.-D. du Miracle; seine 1 m hohe Brüstung war 170 m lang, das Becken mit Trennwänden unterteilt (es dürfte ähnlich demjenigen gebaut gewesen sein, das in dem Wandgemälde in der Chambre du Cerf im Papstpalast dargestellt ist, um 1343: Les Mon. Hist. de la France N.S. 17, 1971, H. 2f. S. 84 Abb. 102f.; [20] S. 46). Diesen F. umgab ein Zaun; innerhalb der Einfriedung lag ein einstöckiges Haus, das zwei Türen, sechs Fenster und einen Kamin hatte, und ein Gemüsegarten (ebd. S. 44). Der dritte F., von 1369, der nahe dem Befestigungsgraben „hors les murs“ in einem sehr großen, mit Reisigbündeln eingefriedeten Garten lag, hatte Bretter als Schützen und war mit eichenen Rechen unterteilt. Im Jahr 1412 existierte dieser F. noch: Zum Empfang der Königin Jolande von Sizilien war er mit Fackeln illuminiert worden (ebd. S. 45 und 43).
Die Nachrichten aus dem dt. Sprachgebiet sind dürftig und erlauben oft nur indirekte Schlüsse.
Nach dem Tennenbacher Güterbuch (1317-1341) gab es dort „vivarium unum in pratis situm“, ferner ein „castrum vivarium dictum“ (M. Weber a. a. O. [Sp. 143f.] S. 196.251 und 255.596), 1363 in Langheim „vischgruben“ und F. (F. Geldner 1952 a. a. O. [Sp. 169] S. 20). Das Kloster St. Gallen erwarb 1468 u.a. „Runsen, Wyer, Eyerstetten, Vischenzen, Ghalter, Vuren und Gräben“ (Th. von Liebenau a. a. O. [Sp. 144] S. 41); 1483 plante Abt Ulrich drei bis vier F. „an und in dem neuen Gotteshaus“ (über Rorschach) anzulegen (J. Duft a. a. O. [Sp. 144]). In Kloster Einsiedeln wurde Wasser vom Frauenbrunnen in den „Fisch-G’halter“ geleitet (Nachricht von 1622: Schweizer Idiotikon, Bd. 2, Frauenfeld 1885, Sp. 1221).
Das Kloster St. Maria am Berg in Altenburg, Thüringen, hatte seit dem späten MA (genaueres Datum unbekannt) eine F.anlage aus mehreren Becken (1,5 m tief; 38 m2, 49 m2 und 235 m2 groß, das große durch Balkenlagen unterteilt, sowie einen Quellhalter von 6 m2; frdl. Hinweis W. Fuchs, A.): es ist das erste in diesen vom Zweck bestimmten Einzelheiten genauer bekannte Beispiel einer Mehrbeckenanlage in Deutschland, wie sie in nachma. Zeit bei Klöstern zahlreich waren und sind (s. Sp. 173f.).
Im städtischen und im feudalen Bereich sind die Nachrichten über F. der Zahl nach sehr gering, inhaltlich meist vage. Kein ausreichender Ersatz dafür sind die im 14. Jh. wieder einsetzenden Traktate, denen Angaben über die Konstruktion von F. entnommen werden können (Petrus de Crescentiis, verfaßt 1304-1306 [1; 2]; Dubravius [3].
In Altenburg, Thür., gab es 1205 (?) einen kaiserlichen „oberen Fischteich“, an dem die Bürger Rechte besaßen (und den sich das Kloster St. Maria am Berg nach 1290 einzuverleiben wußte: Altenberger Urkundenbuch, bearb. von Hans Patze, Jena 1955 [Veröff. der Thür. hist. Komm., Bd. 5], S. 135*-141*, 64 und 134). Von oftmals aufwendigen städtischen Fischbrunnen weiß man seit dem 15. Jh. (s. Sp. 155); städtische Befestigungsanlagen wurden zur Fischzucht genutzt (vgl. [22] S. 419f.). Im Gesuch der Bürgerschaft des Marktes Uttendorf im Innviertel, zw. 1514 und 1534, um Bestätigung ihrer Rechte heißt es u. a.: „Item wir haben auch ainen grabn umb den markt, den mugn wir prauchn zu vischen nach unserer notturft“ (ebd. S. 419). Auch die 1602 erwähnten F. am Oberösterr. Landhaus in Linz (erbaut ab 1564) lagen im Zwinger an der Stadtmauer (vgl. Plan von 1786: Kdm. Österr. 42 Abb. 373). Aus Stadthäusern kennt man nur Fischbecken (vgl. Linzer Beispiele bei [21] S. 66; in der Stöckeischen Verkaufsurkunde von 1563 im L.archiv Innsbruck sind „Brunnen und Fischkalter im Haus und in beiden Gärten“ aufgeführt: Norb. Lieb, Die Fugger und die K. im Zeitalter der Spätgotik und frühen Renss., Mchn. 1952 [Die Fugger und die K., T. 1], S. 349.9).
Im Bereich des Landhaus- und Schloßbaues, scheint es, war wohl die Verbindung eines Brunnens mit einem F. eine bevorzugte Kombination (vgl. für Wien Harry Kühnel, Forschg.ergebnisse zur Gesch. der Wiener Hofburg im 16. Jh., Anz. der Österr. Akad. der Wiss., phil.-hist. Kl. 1956, Nr. 20, S. 257 und 269), wobei der (die) Brunnen sehr reich gestaltet sein konnte(n). Besonders aufwendig waren Anlagen wie der F. im südlichen Garten der Münchner Residenz (s. Sp. 152 und Abb. 3). Beliebt war die Verbindung mit Grotte oder Grottenwerk, vgl. den mit Forellen besetzten F. am Grottenhof der Münchner Residenz, beschrieben 1611 (Chr. Häutle a. a. O. [Sp. 152] S. 64); im Park von Schloß Haimhausen, Obb., um 1620/1630, war eine Folge von vier „weyhren“ durch Kanäle verbunden, die an einer Schauwand mit Grottenwerk begannen [25 a, Stiche M 77-79]. Auf Schloß Rosenburg, N.Ö., wurde zwischen 1593 und 1597 eine in den Fels gehauene Zisterne zur Aufbewahrung von Fischen genutzt (Kdm. Österr. 5 S. 504). - In anderen Fällen waren die F. an architektonisch markanter Stelle plaziert, z. B. in Caprarola die F. von 1568, die als zwei aus je zwei Maskenmäulern gespeiste Peperinbecken der Schauwand zwischen den im Oval geführten unteren Treppenläufen eingefügt sind (Abb. 2). In der von Vignola für Kardinal Gambarra 1564 erbauten Villa Lante in Bagnaia verschwindet der Wasserlauf über künstliche Kaskaden und Wasserfälle in einem tiefen Brunnen, taucht als fließender Kanal in der Mitte einer steinernen Speisetafel wieder auf und endet in einem Fischteich (Georgina Masson, Ital. Villen und Paläste, Mchn. 1959, S. 190, Abb. 179). In der Villa d’Este in Tivoli wurden die Fischteiche des MA als schimmernde Wasserfläche in die Gestaltung der Renss.gärten einbezogen (ebd. Abb. 171f.).
3. Vom Beginn des 17. Jh. an.
Vom Beginn des 17. Jh. an tritt die topographische Ansicht als Bildquelle für F. in beträchtlichem Ausmaß zu den archivalischen Nachweisen und den wenigen erhaltenen oder rekonstruierbaren Beispielen hinzu. Sie gibt in erster Linie Auskunft über die Lage der F., Hinweise auf das Aussehen der F. und ihre Ausgestaltung im Detail bleiben jedoch auch noch in den Wiedergaben aus dem 18. Jh. undeutlich, so sie nicht völlig fehlen. Die jetzt zahlreicheren Veröffentlichungen technischen, kameralwissenschaftlichen oder baulichen Inhalts gehen häufiger auf F. ein (vgl. [7]–[18]). Eine Geschichte des F. zu schreiben, die hinlänglich Auskünfte über Verbreitung und Tradition einzelner F.typen böte, ist aber nach wie vor nicht möglich. Soviel aber kann festgestellt werden: Die Notwendigkeit, eine praktische Einrichtung zu schaffen, schloß weit über die reine Zweckmäßigkeit hinausgehende Anlagen und die künstlerische Eingliederung in einen Baukomplex oder in eine Gartenanlage nicht aus.
Die Ansichten der Klöster und damit auch deren F. erscheinen in den zahlreichen Sammelbänden und in den illustrierten Klostergeschichten. Aus den Wiedergaben läßt sich ablesen, welche Rolle F., besonders die Akzente setzenden, oft in reicher Steinmetzarbeit errichteten Fischbrunnen in den nicht selten unregelmäßig angelegten Höfen spielten; und wenn auch die meisten Fischbecken und Fischhäuser bei den Ökonomiegebäuden schlicht belassen wurden, finden sich doch mancherorts auch reicher gestaltete Beispiele (s. Sp. 150ff. und 157f.).
Auf dem Idealplan des P. Hugo Strauß für Kloster Speinshart (s. Sp. 158) ist das Fischhaus gegenüber der Kirchenfassade der Mauer als Pavillon eingefügt (Kdm. Bayern, Opf. 11 Abb. 102; unweit der alten Stelle: ebd. Taf. 8, Ansicht des Klosters von 1670).
Wenn Teiche als F. dienten (z. B. beim Kloster Schöntal: ebd. Opf. 3 S. 36, Abb. 27), errichtete man, lagen sie noch in Sichtweite des Klosters, an ihrem Ufer F. (Kloster St. Veit, s. Sp. 157; Geras, s. Sp. 149). An einem See oder auf einer Insel gelegene Klöster benutzten schwimmende Kästen (Frauenchiemsee, s. Sp. 149; Fischingen, s. Sp. 149) oder Unterwasser-F. (von einem solchen des Klosters Seeon sind noch Reste vorhanden; frdl. Mitt. des kath. Pfarramts Seeon 1976; zu Thierhaupten s. Sp. 148) oder aber sie legten einfache Gruben unweit des Ufers an (Kloster Herrenchiemsee: [25 b] Stich B 12; Kloster Reichenau-Mittelzell: Anton Strigel, Schr. des Ver. für Gesch. des Bodensees und seiner Umgebung 39, 1910, S. 117).
Das im äußeren Bering der Klöster gelegene, als Garten genutzte Areal ist in topographischen Aufnahmen wie Idealansichten bis in die Zeit um 1800 in jener charakteristischen Verbindung von Nutz- und Ziergarten wiedergegeben, mit Gemüsegärten, Baumgärten, Weinbergen und Wiesen, in die auch Fischgruben und Fischbecken einbezogen sind. Dabei fällt die Mehrzahl, ja Vielzahl von F. auf, die nicht allein aus der im Rahmen der Fischzucht notwendigen Trennung der Fische nach Art und Alter erklärt werden kann.
Manchmal war die unterschiedliche Nutzung der Anlaß für mehrere F. In der Benediktinerabtei St-Pierre in Orbais, Marne, gab es zwei „piscaria vivaria abbatis“ und ein „piscarium vivarium religiosorum“ [24, Taf. 98]; zwei „vivaria religiorum“ gab es in der Abtei St-Taurin in Evreux (ebd. Taf. 106). In Salem bestand die eine Gruppe der F. aus acht kleinen Becken und einer langgestreckten Fischgrube mit Entenhäusern und lag am Fischhaus; eine zweite Gruppe von F., Becken, lag im Baumgarten (Abb. 10). Im Garten des Fürststifts Kempten war eine obere, mittlere und untere „Grueb“ für Forellen und waren drei Weiher für Karpfen angelegt (O. Geiger a. a. O. [Sp. 168] S. 30-33). Kloster Schussenried hatte im Baumgarten eine große und eine kleine Fischgrube (A. Kaspar a. a. O. [Sp. 161] S. 52, Abb. 1 und 9). - Zur Form der Becken s. Sp. 150ff.
In den Parkanlagen und Ziergärten dienten nicht nur die Wasserbecken und Springbrunnen, sondern auch die F. dazu, den Pflanzen die nötige Frische zuzuführen und die Spaziergänger zu laben; vgl. die zahlreichen Erwähnungen solcher Gartenanlagen durch Edmond Martène und Ursin Durand in ihrer Reisebeschreibung von 1707-1714 (Voyage litt. de deux Bénédictins, Paris 1717; s. auch Alex. Lenoir, Archit. monastique, 3eme sér., T. 2-3, Paris 1852, S. 425).
Aus dem dt. Sprachgebiet kennt man F. in Gartenanlagen z. B. in Lambach, O.Ö. (s. Sp. 163). Im als Landschaftsgarten angelegten Gartenareal des Zisterzienserklosters Oliva bei Danzig, mit Wasserfällen, hohen Hecken und Alleen, hatten die Fischbecken die Form unregelmäßiger Teiche (J. C. Kretzschmer, Gesch. und Beschreibung der Klöster in Pommerellen, 1. H., Die Zisterzienser-Abtei O., Danzig 1847, S. 52-54 und Lageplan; Alb. Carsten, Das Schloß in O. und seine Gartenanlage, Ostdt. Monatshh. 5, 1924, S. 192ff.). Im Gastgarten des Prämonstratenserklosters Allerheiligen im Schwarzwald sind die F. von unterschiedlicher Größe (zwei kleinere querrechteckig, der dritte längsrechteckig) hintereinander auf Terrassen angeordnet, die durch Treppen miteinander verbunden sind, mit Steinpfeilern und Brüstungen (Docken bei der obersten Terrasse, Steinmauern bei den beiden unteren) gesichert, Teil einer geometrisch gegliederten Gartenanlage (L. Arntz, Zs. für chr. K. 30, 1917, S. 17f., Taf. II).
Durch die E. 18. Jh. einsetzenden Klosteraufhebungen, insbesondere durch die Säkularisation 1803-1806, kam die klösterliche Fischwirtschaft weithin zum Stillstand, ja zum Erliegen. Die Anlagen wurden durch die neuen Eigentümer oft nicht weiter unterhalten und verfielen.
Im feudalen Bereich waren die in Schloßgärten angelegten Fischbecken in der Regel wohl für Zierfische bestimmt; die zum Verzehr bestimmten Fische hielt man an einem anderen, möglichst gegen Diebstahl gesicherten Ort.
So war im Garten des Schlosses Gaibach 1685 die „piscina“, deren Oval 1690 durch eine Grotte hinterfangen wurde und die einen Felsen als Basis einer Fontäne enthielt, von rotflossigen Fischen besetzt, also Zierfischen. Die Nutzfische, die 1704 verkauft wurden, aber kamen „aus dem allhiesigen Schloßgraben“ (Werner Wenzel, Die Gärten des Lothar Franz von Schönborn 1655-1729, Bln. 1970 [Frankfurter Forschgn. zur Archit.gesch., 3], S. 203 [Quelle Nr. 551] und S. 40, dazu Abb. 18; ebd. S. 46 und 68f.: Felsen durch Brunnenfiguren auf Sockeln ersetzt). Der E. 17. Jh. angelegte F. im Schloßpark von Marly war bestimmt für Ludwigs XIV. Sammlung besonders ausgefallener Karpfen; das ovale Becken war von einem vergoldeten Eisengitter umgeben, auf einer Insel mit künstlichen Blumen standen Bleifiguren von Kindern und Wasservögeln um die Marmorskulptur der Amphitrite (hierzu und zu späteren Veränderungen: Jeanne und Alfred Marie, Marly, Paris 1947, S. 21f., Abb. 91, 104 und 107f.). - Die Notwendigkeit, die zum Verzehr bestimmten Fische in ihrem F. vor Diebstahl zu schützen, belegt der Entwurf zum F. für die Burg Friedberg, um 1702 [Abb. 9; Fr. Arem, Bauplanungen für die Burg Fr., Wetterauer Gesch.bll. 26, 1977, S. 167-177).
Zu den Abbildungen
1. Cambridge, Trinity College, Ms. R. 17.1., fol. 285r, Wasserführung, F. und Brunnenanlagen im Domkloster von Canterbury. Um 1160/1165. Foto Libr.
2. Caprarola, Pal. Farnese, Fischbecken in den Treppenanlagen vor der Hauptfassade. 1568. Foto Carl Lamb, Mchn.
3. Joh. Matthias Kager, Ansicht des F. im südlichen Residenzgarten München. Federzchg. auf Papier, laviert, 58,5 × 182 cm, in: Phil. Hainhofer, Relationen ... (Wolfenbüttel, Hzg. August-Bibl., Cod. 23.3. Aug. 2°, fol. 137). 1611. Foto Bayer. Verwaltung der staatl. Schlösser, Gärten und Seen, Mchn.
4 a und b. Stift Geras, N.Ö., Fischhaus, Ansicht (a) und Grundriß. 1664 (erweitert 1973). Foto A. F. Pfiffig [33] und Umzchg. einer Grundrißskizze von A. F. Pfiffig.
5 a und b. Hans Götzinger, Fischbrunnen in Stift Schlägl, O.Ö. 1626. Foto Daniel Kobler, Schlägl.
6 a und b. Franz Silva, F. am Gunterteich in Kremsmünster. 1606-1608. Fotos Bundesdenkmalamt, Wien, Neg.nr. N 35162 (a) und 35166.
7. Planaufnahme des Klosters St. Emmeram in Regensburg aus dem Jahr 1680. Kupferstich in: P. Coelestin Vogl, Mausoleum ..., Rgbg. 31680. Nach [27] Abb. 3.
8. Carlantonio Carlone, F. in Kremsmünster, O.Ö., Innenansicht. 1690-1692, erweitert 1717-1718. Foto Bundesdenkmalamt, Wien, Neg.nr. N 36961.
9. Nicolaus Person, F. der Burg Friedberg, Hessen. Kupferstich in: N. Person, Novum architecturae speculum, o. O. und J. Dat. 1702. Nach dem Ndr., hg. von Fr. Arens, Mainz 1977 (Beiträge zur Gesch. der Stadt Mainz, 23), Taf. 21.
10. Christoph Lienhart (Entw.) und Jakob Andreas Friedrich (Stich), Ansicht des Klosters Salem, Frontispiz zu: Augustinus Sartorius, Apiarium Salemitanum oder Salmansweylischer Bienenstock, Prag 1708. Kupferstich, Ausschnitt (Gesamtmaße 33,1 × 41,8 cm). Nach einem Neudruck des Frontispiz.
11. Rouen, Archives Départementales de la Seine-Maritime, Inv. des plans 117, „Quartier de l’abbaye de Fécamp“. 1711. Nach L’abbaye bénédictine de Fécamp. Ouvrage scientifique du XIIIe centenaire 658-1958, Fécamp 1961, Bd. 3, Taf. III vor S. 125.
12. Kaisheim Kr. Donauwörth, ehem. Zisterzienserkloster, Fischhaus, Bestandsaufnahme 1931, Schnitt. Wohl 1. H. 18. Jh. Bauaufnahme des Landbauamts Donauwörth.
13. Kefikon, Kt. Thurgau, Schloß, Fischbrunnen, 2. H. 18. Jh. Foto Dpfl. und Inventarisation der Kdm. des Kt. Thurgau, Frauenfeld, Archiv.
14. Friedr. Weinbrenner, „Entwurf des Vogelhauses von M. J. Varro“. Papier, Feder über Vorzchg., farbig angelegt, 33,3 × 45,7 cm. Staatl. K.halle Karlsruhe, Inv.nr. IX 1944-59. Um 1792-1797. Foto Mus.
15. P. Cölestin Kodermann, Entwurf zum F. im Küchenhof des Benediktinerstifts St. Lambrecht, Stm., erbaut 1853-1854. St. Lambrecht, Stm., Stiftsarchiv. Nach Fotokopie.
Literatur
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10. Louis Liger, Dict. practique du bon menager de Campagne et de Ville, Paris 1715, S. 298f. und 392. - 11. Sturm, Paläste. - 12. Hanns Friedr. von Fleming, Der vollkommene Teutsche Jäger ..., 2. T., Lpz. 1724. - 13. Zedler Bd. 9 Sp. 1022-1025. - 14. Allg. Haushaltungs-Lex., Bd. 1, Lpz. 1749, S. 482. - 15. Henry Louis Duhamel de Monceau und De la Marre, Abh. von den Fischereyen ..., Königsberg und Lpz. 1775, 3. Abschnitt (Schauplatz, Bd. 13 S. 1-328). - 16. Krünitz T. 13 (21786). – 17. Stieglitz 2. T. – 18. David Gilly, Abriss der Cameral Bauwiss. zu Vorlesungen entworfen, Bln. 1799, S. 104.
19. Bernh. Pösinger, Die Fischbehälter des Stiftes Kremsmünster, Heimatgaue 2, 1921, S. 142-148. - 20. Jos. Girard, Le vivier du Pape, Annuaire de la Soc. des amis du Palais des Papes et des mon. d’Avignon 1954, S. 41-50. - 21. Gg. Wacha, Fische und Fischhandel im alten Linz, Naturkundl. Jb. der Stadt Linz 2, 1956, S. 61-117. - 22. Ders., Zur Gesch. des Fischhandels in O.Ö., Mitt. des o.ö. L.archivs 8, 1964, S. 416-442. - 23. Gerh. Sedlak, Der Fischbehälter des Stiftes Kremsmünster ..., Österr. Zs. Dpfl. 26, 1972, S. 172-179.
Mehrfach zitiert sind: 24. Michel Germain, Le Monasticon Gallicanum ..., ed. Achille Peigné-Delacourt, Paris 1882 (Ndr. Brüssel 1967). - 25. Mich. Wening, Historico-topographica descriptio, das ist Beschreibung dess Churfürsten- und Herzogthumbs Ober- und Nider-Bayrn ...: a. Das Renntambt München, Mchn. 1701 (Ndr. Mchn. 1974), b. Das Renntambt Burgkhausen, Mchn. 1721 (Ndr. Mchn. 1975), c. Das Rennt-Ambt Landshuet, Mchn. 1723 (Ndr. Mchn. 1976), d. Renntambt Straubing, Mchn. 1726 (Ndr. Mchn. 1977). - 26. Fritz Viktor Arens, Bau- und Ausstattung der Mainzer Kartause, Mainz 1959 (Beitr. zur Gesch. der Stadt Mainz, 17). - 27. Max Piendl (Hg.), Quellen und Forschgn. zur Gesch. des ehem. Reichsstiftes St. Emmeram in Regensburg, Kallmünz 1961 (Thurn und Taxis-Stud., 1). - 28. Gebhard Spahr (Hg.), Joh. Nep. Hauntinger - Eine Reise durch Bayern und Schwaben im J. 1784, Weißenhorn 1964. - 29. Frédéric van der Meer, Atlas de l’ordre cistercien, Amst. 1965. – 29 a. Maisons de l’Ordre des Chartreux, Bd. 2, Parkminster 1915. - 29 b. Dgl. Bd. 4, Parkminster 1919.
Hinweise werden verdankt: Vitalis Altthaler, Ottobeuren [30]; Benno Hubensteiner, Mchn. [31]; Martin Peintner, Neustift bei Brixen [32]; A. F. Pfiffig, Geras [33]; Theodor Pichler, Kremsmünster [34]; Leonore Pühringer, Wien [35].
Empfohlene Zitierweise: Hoefelmayr, Ingeborg , Fischbehälter, in: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. IX (1988), Sp. 143–177; in: RDK Labor, URL: <https://www.rdklabor.de/w/?oldid=89211> [04.04.2022]
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