Fliege

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englisch: Fly; französisch: Mouche; italienisch: Mosca.


Cornelia Kemp (1997)

RDK IX, 1196–1221


RDK V, 973, Abb. 20. Joh. Michael Söckler, 1772.
RDK V, 1137, Abb. 21. Jan van Kessel, 1660, München.
RDK V, 1525, Abb. 33. München, um 1848.
RDK IX, 1197, Abb. 1. Montecassino, 1203.
RDK IX, 1199, Abb. 2. London, um 1260.
RDK IX, 1199, Abb. 3. 1457.
RDK IX, 1201, Abb. 4. Berlin, um 1460.
RDK IX, 1203, Abb. 5. Straßburg, 1469.
RDK IX, 1205, Abb. 6. Barthel Bruyn d. Ä., 1524, Otterlo.
RDK IX, 1207, Abb. 7. Rom 1565.
RDK IX, 1209, Abb. 8. Amsterdam 1608.
RDK IX, 1209, Abb. 9. Venedig 1619.
RDK IX, 1211, Abb. 10. Jacques de Gheyn II (1565-1629), Frankfurt a. M.
RDK IX, 1211, Abb. 11. Madrid 1653.
RDK IX, 1213, Abb. 12. David Teniers II (1610-1690), Paris.
RDK IX, 1215, Abb. 13. Martinus Nellius, 4. V. 17. Jh., Brüssel.
RDK IX, 1217, Abb. 14. Hermann Benkert, um 1680, München.
RDK IX, 1217, Abb. 15. Baden-Baden, um oder nach 1765.
RDK IX, 1219, Abb. 16. Moritzburg Kr. Meißen-Radebeul, um 1769/1782.

I. Definition

F., Mücken und Bremsen gehören unter den Insekten zur Ordnung der Zweiflügler (Diptera). Der Kopf mit den Fühlern und großen Facettenaugen ist deutlich vom Körper abgesetzt und frei beweglich (dazu Adolf Remane, Volker Storch und Ulrich Welsch, Systematische Zoologie, Stg. und New York 21980, S. 354-358; zur Herkunft der Tiernamen vgl. Kluge-Mitzka, Neuausg. bearb. von Elmar Seebold, Bln. 221989, S. 104, 220 und 490). Entgegen einer solchen Beschreibung wurden im MA F. u.a. vogelartig abgebildet (Abb. 1f).

II. Quellen

A. Allgemeines

Bemerkungen griech. und röm. Autoren über Physis und Eigenschaften der F. [32, S. 447-454]

faßte Lukian in seiner „Lobrede auf die Fliege“ zusammen (Μυίας έγκώμιον: ed. und übers. von A. M. Harmon, Bd. 1, Ld. und New York 1921, S. 82-95; weitere Quellen in [29] Sp. 2744f.): Die F. galt ihm als beharrlich, mutig (Homer, Ilias XVII, 570) und stark, als sexuell freizügig und ortsungebunden. Andererseits wurde sie auch als dumm und unbelehrbar (Plinius, Naturalis hist., lib. XXIX, cap. 34: ed. König S. 82), als aufdringlich (Phaedrus, Fabulae Aesopiae V, 3: [4] S. 354-357) und naschhaft (u.a. Homer, Ilias, XVI, 641f.) geschildert.

F. summen im Flug (Plinius a. a. O. lib. XI, cap. 112: ed. König S. 168-170). Sie können nicht auf glatten Spiegeln laufen (Plutarch, De tranquillitate animi, cap. 15, in: ders., Moralia VI: ed. und übers. von W. C. Helmbold, Bd. 6, Ld. und Cambr./Ma., S. 218f.). Die F. „pyrallis“ lebt nur im Feuer (Plinius a. a. O. cap. 42: ed. König S. 84). Ertrunkene F. werden durch Begraben in Asche wieder lebendig (ebd. cap. 43).

B. Antiker Mythus

Zürnende Götter strafen mit Hilfe der F.: Juno läßt die in eine Kuh verwandelte Io durch eine Bremse über die Erde treiben (Max Wellmann in: RE Bd. 3 Sp. 828); Selene (oder Mene) macht den Stier, auf dem der sich überhebende Ampelos reitet, durch eine Bremse so wild, daß Ampelos zu Tode stürzt (ebd.; Ferdinand Dümmler in: RE Bd. 1 Sp. 1882f.); Luna verwandelt ihre Nebenbuhlerin „Myia“, die Endymion mit ihrem Gesang im Schlaf stört, in eine F. (Lukian a. a. O. [s. oben] S. 90f.).

Zwei F. vertreibende Götter wurden in Griechenland verehrt: Myiodes wurde in Olympia zur Zeit der Festspiele ein Ochse geopfert, um von F. verschont zu bleiben (Samson Eitrem in: RE Bd.

16,1 Sp. 1003); aus demselben Grund brachte man am Athenafest in Aliphera, Arkadien, dem Myiagros ein Voropfer dar (Wilhelm Kroll in: ebd.; [29] Sp. 2746).

C. Tierfabel

In drei Fabeln der älteren Äsoptradition [1; 2], drei verbreiteten Fabeln des Phaedrus [3], die sich in der Sammlung des Romulus wiederfinden, und einer Fabel des Babrius [4] wird die Fliege vorwiegend als dumm, frech und faul charakterisiert; häufig wird sie Opfer ihrer Naschsucht.

Die F. im Honigtopf kann sich nicht mehr aus der klebrigen Masse befreien und erleidet so für einen Augenblick der Lust den Tod ([1] Nr. 293; [2] Nr. 82; [4] S. 435 Nr. 80; eine Variante: Raben fressen die F. im Honig, vgl. Giov. Maria Verdizotti, Cento Favole, Ven. 1570, S. 155f.).

Die F. im Fleischtopf tröstet sich, als sie zu ertrinken droht, mit ihrem Schicksal, doch wenigstens gesättigt zu sterben ([1] Nr. 292; [2] Nr. 177; [4] S. 452 Nr. 167; vgl. auch Gabriele Faerno, Centum fabulae, Brixen 1591, S. 31).

Die F. und der Löwe. Die F. hat mit ihren Stichen einen Löwen so sehr gereizt, daß er sich vor Wut zerreißt; dann kommt sie jedoch selbst in einem Spinnennetz um ([1] Nr. 234; [2] Nr. 267; [4] S. 473 Nr. 255).

Die F. und das Maultier. Das Maultier fürchtet nur den Treiber, nicht aber die Drohung, von der F. gestochen zu werden, die „insolens et vana“ sei [3, Bd. 2 Nr. 210].

Die F. und die Ameise streiten sich, wer die verdienstvollere sei. Die F. brüstet sich, sie sei überall zugegen und brauche nie zu arbeiten. Die Ameise widerlegt sie: Ihr gebühre wegen ihres Fleißes und ihrer Voraussicht das wahre Lob ([3] Bd. 2 Nr. 131; [4] S. 340-342 Nr. 25).

Die F. und der Kahlkopf. Ein Kahlkopf ohrfeigt sich selbst, um die F., die ihn gestochen hat, zu töten ([3] Bd. 2 Nr. 49; [4] S. 354-356 Nr. 3). Damit sieht Phaedrus diejenigen bezeichnet, die absichtlich Schaden zufügen und daher zu Recht verfolgt werden. In der Romulus-Tradition ist die F. Bild des Ungerechten, der sich Feinde schafft.

Zur Phaedrus-Nachfolge gehören die Fabeln vom Wettstreit zwischen F. und dem Stier ([3] Bd. 2 Nr. 288; [4] S. 526 Nr. 564) und von der F. und dem Kamel [3, Bd. 2 Nr. 209], die Babrius ebenso wie die zuvor genannte Fabel auslegte ([4] S. 103 Nr. 84; vgl. Georg Thiele, Der ill. lat. Aesop in der Hs. des Ademar, Cod. Voss. lat. oct. 15, Leiden 1905 [Codd. graeci et lat. photographice depicti duce Scatone de Vries, Suppl. III], Taf. 11). Hier wird noch deutlicher als zuvor die Geringschätzung und Nutzlosigkeit der F. hervorgehoben.

In England kam, in Anlehnung an die Fabel von der F. und der Ameise, die von der F. und der Biene hinzu [3, Bd. 2 Nr. 1]. In Fabeln Odos von Cheriton dient die F. als Werkzeug Gottes und als Beweis für dessen Schöpferkraft (F. und Häretiker) sowie als Bild des Armen, der vom Bischof (der Spinne) für seine Sünden zur Verantwortung gezogen wird, während sich dieser vor dem Reichen (der Wespe) versteckt (F., Wespe und Spinne; [3] Bd. 4 S. 186 und 220).

In Odos „Parabolae“ lockt ein Salamander (der böse Geist) die F. (den Sünder) in das Feuer der Begierden, in dem sie verbrennt; die Spinne (Teufel) umgarnt und vernichtet die F. [3, Bd. 4 S. 302 und 293]; Odo hält die F. für „Stimulans per curam et sollicitudinem, maculans per gulam et luxuriam, tumultans per vanitatem et superbiam“ (ebd. S. 326).

D. Bibel und Bibelauslegung

Vielen Deutungen der F. liegen Erwähnungen in der Bibel zugrunde, vor allem der Bericht über die dritte (Ex 8, 16ff.: „scinifes“) und vierte (Ex 8, 20ff.: „muscae“) ägyptische Plage (Ps 77, 45 und 104, 31; Sap 16, 9 und 19, 10). Bei der Ankunft des Emanuel erwartete man fremdartige Naturereignisse, u. a. das Kommen ägyptischer F. (Is 7, 18), die als Symbol der götzendienerischen und feigen Ägypter interpretiert wurden (Hieronymus, Comm. in Isaiam, lib. III, cap. 7: CCSL 73 S. 107; Rupert v. Deutz, De sancta trinitate et operibus eius lib. XXVII, in Isaiam lib. I: CCCM 23 S. 1499). Sterbende F., die Salben verderben (Eccl 10,1), bezeichnen das ansteckende Böse, die Schläue, die Weisheit und Klugheit beschmutzt [6], oder den Sünder, der die Süße des Glaubens verdirbt [7].

Der im AT genannte Beelzebub von Ekron (IV Reg 1, 2ff.) wird im NT als Herr der Dämonen bezeichnet (Mt 10, 25; Lc 11, 15). Weder das Verhältnis dieser Gottheit zu den F. noch sein Verständnis als Dämon im Spätjudentum ist geklärt (Theodor Klauser, Art. „Beelzebub“, in: RAC Bd. 1 Sp. 1080f.). Jedoch steht die F. durch ihre Zugehörigkeit zum „Herrn der F.“ für die Schmach des Götzendienstes (Ps.-Eucherius, Formulae spiritualis intelligentiae, cap. IV: CSEL 31 [1894] S. 21).

E. Patristische und enzyklopädische Lit. des MA

In der patristischen und enzyklopädischen Lit. des MA sind Auslegungen zu verschiedenen Arten der F. zu finden.

Isidor von Sevilla listet die F. (musca), die Hunds-F. (cynomya), die Stech-F. (culex), die Stechmücken (muscae sciniphes) der dritten ägyptischen Plage, die Bremse (oestrus, tabanus) und die aus Wein entstehenden Frucht-F. (bibiones, mustiones) auf [5, lib. XII, cap. VIII, 11-16]. Er berichtet, daß in Wasser ertränkte F. und Bienen nach einer Stunde wieder lebendig würden (ebd. 11f.; vgl. dazu [9] lib. IX, cap. 28: F. werden im Wasser lebendig). - Bei Hrabanus Maurus vertritt die Hunds-F. die „hündischen Sitten“, die einerseits durch „libido carnis“, andererseits durch die forensische Beredsamkeit bestimmt sind, durch die sich Menschen wie Hunde zerfleischen. Die Stechmücke gleicht den Subtilitäten der Häretiker, die die Menschen listig zu täuschen wissen [6]. – Honorius Augustodunensis gilt die unruhige, aus Staub geborene F. (cyniphes) als Bild irdischer Lüste; die Hunds-F. (cynomyia) bezeichnet die Häretiker, die laut wie Hunde und aufdringlich wie Mücken die Katholiken angreifen [8]. - Nach Thomas Cantimpratensis liebt die F. Licht und Wärme (vgl. [12] lib. IV, cap. 21: Die F. wird vom Licht angezogen); die zyprische F. (musca cypri, pyrallis) besitzt nur vier Beine und ist größer als die gewöhnliche [9, lib. IX, cap. XXVIIIf., S. 305f.]. - Wie Albertus Magnus berichtet, setzen schwarze F. sich gern auf weißen Grund, den sie verschmutzen, weiße dagegen auf schwarzen (Animalium libri XXVI, in: ders., Opera omnia, lib. XXVI, ed. Augustus Borgnet, Paris 1891, S. 574). - Für Joannes a S. Geminiano stehen die F. für den Menschen, der dem

Zugriff teuflischer Versuchungen ausgesetzt ist wie die F. dem Spinnengift; die tote F. gilt dagegen als Bild des durch Buße abgetöteten Fleisches [12, lib. V, cap. 28, Bl. 121], an anderer Stelle steht sie für die Menschen, die durch Genuß zur Sünde verlockt werden, so wie F. durch einen Topf mit Milch (ebd. lib. X, cap. 21, Bl. 253v).

Im „Speculum“ des Christan von Lilienfeld [10] und in den Concordantiae caritatis des Ulrich von Lilienfeld ([11]; s. RDK III 833-852) kommen folgende Auslegungen vor: Die Stech-F., die aus Aas entsteht und sich im Licht verbrennt, bezeichnet in den Conc. car. die hl. Afra, die, aus einem sündigen Geschlecht hervorgegangen, den Feuertod erlitt [11, fol. 202]. Bei Christan bedeutet die Hunds-F. die List des Teufels, die den Trägen schadet (ebd. V. 686f.). Die zyprische F. gleicht den Dämonen und verdammten Seelen im ewigen Höllenfeuer ([11] fol. 234; vgl. dagegen Petrus Berchorius [s. unten]). Die Bremse schadet dem Vieh so wie der gemeine Mensch dem Schwächeren [10, V. 718]. -Im „Reductonum morale“ des Petrus Berchorius (1362) wird die blutsaugende und fast flugunfähige Hunds-F. mit habgierigen, genußsüchtigen, aber trägen Frauen verglichen, die Reichtümer von ihren Opfern erpressen. Die Stechmücke ähnelt Verleumdern, korrupten Religiosen und Heuchlern. Die zyprische F. bedeutet den vollendeten Menschen, der, abgeschieden von der Welt, im Feuer der Liebe lebt und stirbt, wenn er von dieser abläßt; jedoch ist das Feuer auch als Bild der Versuchung zu deuten [13, S. 479 und 483].

F. Abwehrzauber

Weite Verbreitung fand die im „Policraticus“ des Johannes von Salisbury nachweisbare Legende vom Zauberer Virgil, der Neapel durch eine große Bronze-F. über dem Stadttor von der F.-Plage befreit haben soll (lib. I, cap. 4: CCCM 118 S. 34; John Webster Spargo, Virgil the necromancer. Stud. in Virgilian legends, Cambr./Ma. 1934 Der Name des Attributs „[Ort“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann. stud. in comparative lit. 10], S. 60, 70ff.). F.zauber beschrieben u.a. Leon Battista Alberti (De re aedificatoria, ed. princ. Flor. 1485, hg. von Hans-Karl Lücke, Alberti-Index, Bd. 4, Mchn. 1975 [Veröffn. des ZM], Bl. 198 Z. 18-20; Bl. 199v Z. 33 - Bl. 200 Z. 2) und Antonius Mizaldus (Memorabilium sive arcanorum omnis generis ... centuriae IX, Köln 1574, Bl. 64v: [33] S. 57f.). - Den F. an Obelisken und Sphingen maß auch Athanasius Kircher magische Bedeutung bei (Oedipus aegyptiacus, Rom 1652, Bd. 1 S. 276f.).

III. Darstellungen

A. Allegorie

Anlaß zur Wiedergabe von F. boten ihr zugeschriebene Eigenschaften. In der Hieroglyphik und Emblematik des 16. und 17. Jh. überwogen negative Deutungen, wenngleich ein und dasselbe Phänomen auch ambivalent ausgelegt werden konnte.

1. Unbelehrsamkeit

Unbelehrsamkeit (indocilitas) kann in der Hieroglyphik durch eine F. auf einem geschlossenen Buch dargestellt sein ([24] S. 320 mit Abb.; vgl. auch [19] S. 505; [27] Bd. 1 S. 258: „domheit“).

Die lästige F. auf einem geöffneten Buch ist für Sambucus Sinnbild der unbesonnenen Dummheit (Emblemata, Antw. 1564, S. 66f.). Öfters sind F. der Darstellung von Narren zugeordnet, so bei Hans Sebald Beham (Diederichs Bd. 1 Abb. 668: „Narr und Närrin“) und auf einem reformatorischen Flugblatt von 1617 (William S. Coupe, The German ill. broadsheet in the 17th c., Bd. 2, Baden-Baden 1967 [Bibl. Bibliographica Aureliana, XX], Abb. 35). Narrheit bezeichnen F. auf einem antiklerikalen Flugblatt (Strauss, Single-leaf woodcut, Bd. 3 S. 1361) und auf einem satirischen Flugblatt über den Neid, um 1600 (Georg Lang, Nürnberg: Diederichs Bd. 1 Abb. 644).

Der Hans Brosamer zugeschriebene Titelholzschnitt zu Joh. Cochlaeus, Septiceps Lutherus, Lpz. 1529, zeigt das mit „Schwirmer“ betitelte fünfte Haupt des Reformators von F. umgeben (Hollstein, German engr., Bd. 4 S. 248 Nr. 402).

2. Unverschämtheit

Ripa S. 128 personifizierte die Unverschämtheit (impudentia) durch eine Frau im Narrenkostüm, die ein Gefäß voller F. hält.

Auf dem als politische Allegorie gedeuteten Gemälde „Abraham und Melchisedech“ von Antoine Caron, um 1590, sieht man im Hintergrund eine lebensgroße F. über einer Festung; Roger Trinquet deutete „la mouche de Lorrain“ als polemisch gemeintes Sinnbild der katholischen Liga, das diese der Unverschämtheit bezichtige und Geringschätzung verrate (L’allégorie politique dans la peinture franç. au temps de la Ligue. L’Abraham et Melchisédech d’A. Caron, Bibl. d’humanisme et renss. 28, 1966, S. 636-667, Taf. 1).

Eine Stech-F. (mosca), die einen alten Mann belästigt, wählte Capaccio als Ikon für ein Emblem über die Lästigkeit der Ehefrauen (Abb. 9).

Mit einer spanischen F., die durch ihre Stiche einen Esel wild macht, wurden um 1848 in München die Auswirkungen der Lola-Montez-Affäre König Ludwigs I. von Bayern karikiert (RDK V Sp. 1526 Abb. 33).

3. Beharrlichkeit und Mut

Zur Darstellung der F. (nach Entwurf von Albrecht Dürer) tritt in den „Hieroglyphica“ des Horapollon eine von Willibald Pirckheimer übersetzte Subscriptio, die die Beharrlichkeit (pertinacia) der F., auf Homer zurückgreifend (s. Sp. 1197), umschreibt: „Pertinaciam vero ostendentes, muscam pingunt, quoniam sepius repulsa iterum tamen recurrit.“ (Wien, Österr. Nat.bibl., cod. 3255, fol. 60vf.; Giehlow S. 2102 Nr. 49 mit Abb.).

Die Ansicht, daß F. auf glatten Spiegeln keinen Halt fänden, jedoch auf rauhen Flächen, griff Camerarius auf: Es bedeute größere Tugend, in widrigen Umständen (auf rauhem Grund) standhaft und starkmütig zu sein als im Wohlstand ([15] Nr. 98; zu einer anderen Deutung der gleichen Ikon vgl. Sp. 1207).

Ausgehend von Plutarchs Beschreibung eines Spartaners, auf dessen Schild eine F. gemalt war, ist die F. Ikon von Emblemen, die den Mut des Soldaten preisen; das Lemma COMINUS, QUO MINUS verdeutlicht, daß der Soldat so nah an den Feind herangehen soll, daß dieser das kleine Insekt auf dem Schild erkennen kann ([24] S. 320, lib. XXVI cap. XXXVI; Paradin, Ausg. Lyon 1657, S. 83 mit Abb.; [16] S. 315 mit Abb.; [19] S. 504; [20] S. 409 Nr. 34; [22] Nr. 13 mit Abb.).

4. Parasitentum

Das parasitäre Verhalten der F. (vgl. Fabel von F. und der Ameise, s. Sp. 1198) ließ sie zum Exempel des Ausbeuters werden.

In den „Gesta Romanorum“ wird von einem Aussätzigen berichtet, der lieber mit den von seinem Blut gesättigten Fliegen lebe als von diesen befreit – aus Furcht vor neuen hungrigen F.; aus dem gleichen Grund habe Kaiser Tiberius seine Provinzstatthalter so lange im Amt gelassen (G. R., ed. Hermann Oesterley, Bln. 1872 [Ndr. Hdhm. 1963], S. 348f.).

Der schmarotzenden F. gleichen Ehrabschneider [16, S. 315], Parasiten [26, Bd. 1 S. 808 Nr. 298 und S. 809 Nr. 306] und „Brotfreunde“, die, solange es Essen gibt, nicht von der Seite des Freundes weichen, ihn aber in der Not verlassen (Daniel Meisner, Sciographia cosmica, Nbg. 1637, Bd. 1 Taf. A 49; Adriaen Poiters, Het masker van de wereldt, Amst. 1646, S. 188ff. mit Abb.; ähnlich: Jacob Hoefnagel, Archetypa studiaque patris Georgii Hoefnagelii, Ffm. 1592, T. 1 Bl. 7: Thea Vignau-Wilberg, Archetypa ..., Mchn. 1994, S. 62, 111: „Amicitiis non utendum ut flosculis“). Gegen die blutsaugende Bremse als Bild der Faulheit (otium) läßt Juan de Solorzano Pereyra Herkules mit der Keule antreten [21, S. 639 Nr. LXXVII mit Abb.].

5. Laster und Leidenschaft

Die Aufdringlichkeit der F. ließ sie zum Sinnbild des lasterhaften Menschen werden, der den Tugendhaften jedoch vergebens bedrängt: Dieser ist durch seine Lauterkeit vor dessen Nachstellungen geschützt wie die Schildkröte durch ihren Panzer vor F. ([14] Nr. 28 mit Abb.; [24] S. 336 lib. XXVIII cap. 34).

Die unbesonnene Naschhaftigkeit, um deretwillen manche F. ihr Leben einbüßt (s. Sp. 1198), gleicht der zügellosen Begierde (volupté) des Menschen:

Milch naschende F. werden mit der F.klatsche erschlagen, ebenso ist Schmerz die Folge der Lust ([14] Nr. 4; Giulio Cesare Capaccio, Delle imprese ..., Ven. 1620, lib. III Nr. 25); auch im Fett der Butter (Philotheus, Symbola chr., Ffm. 1677, Nr. LXXXIX; [25] Nr. 245) und in süßen Salben kommen die F. um (vgl. Sp. 1198 und [25] Nr. 242f.).

Die F., die um die Kerzenflamme kreist und darin verbrennt, gleicht dem Menschen, der sich anstatt von der Vernunft von Leidenschaften leiten läßt (Juan de Boria, Moralische Sinnbilder, Bln. 1698, Nr. 33; Henricus Engelgrave, Lux Evangelica, Antw. 1648, S. 364; [23] S. 140; Ortensio Pallavicino, Devises et Emblemes d’amour anciens et modernes, Amst. 1692, Taf. 14 Nr. 3; [16] S. 316; Gottfried Rogg, Enc. oder Schau-Bühne, T. I, Augsb. 1726, 3. Abt. Kupfer Nr. 7: „Vorwitz“).

Besonders gilt dies für den Menschen, der sinnlichen Leidenschaften nachgegeben hat und deshalb Qual und Leid der Liebe erleidet (Paolo Giovio, Le sentenziose imprese, Lyon 1561, S. 25; Hadrianus Junius, Emblemata, Antw. 1565, Nr. XLIX mit Abb.; Geoffrey Whitney, A choice of emblems, Leiden 1586 [Ndr. Ld. 1866], hg. von Henry Green, S. 219; [15] S. 194f. Nr. XCVII mit Abb.; Typotius Bd. 3 Taf. 159; Gabriel Rollenhagen, Nucleus emblematum, Cent. I, Utrecht 1611, Nr. 40 und 64; Daniel Heinsius, Emblemata amatoria, Amst. 1608, Nr. 8: Abb. 8).

In einer komplexen Allegorie der Buße, einer Ill. zur „De Quincy-Apokalypse“, um 1260 (Abb. 2), ist ein Engel damit beschäftigt, vogelförmige F. zu erschlagen; laut Beischriften handelt es sich bei den F. um die eitlen Gedanken, die den reuigen Betenden heimsuchen, bei dem F.jäger um dessen Schutzengel (Michael Evans, An ill. fragment of Peraldus’s Summa of Vice: Harleian Ms. 3244, Warburg Journ. 45, 1982, S. 27 Anm. 83).

Wie die F. unbedacht der Spinne ins Netz geht und deren Beute wird, so eilt der leichtsinnige Mensch in seinen Untergang:

Cyrillus, Speculum sapientiae, ed. Joh. Georg Theodor Graesse, Die beiden ältesten lat. Fabelbücher des MA, Tüb. 1880 (Ndr. Hdhm. 1965), S. 11f., cap. 6: „De aranea et musca“; Mchn. Bayer. Staatsbibl., cod. germ. 254, fol. 5v; Augsb. (Anton Sorg) 1490: s. [41] Bd. 4 Taf. 348 Abb. 2792; Philotheus a. a. O. (s. Sp. 1205), Nr. XCVI; [26] S. 808 Nr. CCC; [25] Nr. 244.

Die F. in einer Phiole diente Henricus Oraeus Assenheim als Ikon eines Emblems mit dem Lemma ILLU-SIO SPIRITUUM IN VITRIS; es verbildlicht den Götzendienst und das Streben des Menschen nach den göttlichen Geheimnissen, das diesen in die Hände des Teufels führt (Viridarium hieroglyphico-morale, Ffm. 1619, S. 28f. mit Abb.).

Die lästige F. ist bei Georgette de Montenay Bild der dem Menschen anhaftenden Sünde: Der unbußfertige Mensch wird seiner Sünden ebensowenig ledig wie ein vor F. fliehendes Pferd (Emblemes, ou devises chrestiennes, Lyon 1571, S. 24 mit Abb.; Zacharias Heyns, Emblemata, Rott. 1624, Bl. 34vff. mit Abb.). Ein Bild halbherziger Buße ist der Versuch, F. mit einem F.wedel zu vertreiben: Sie werden nur zerstreut ([20] S. 402 mit Abb.: DISSIPATAE NON COMPUNCTAE; [19] S. 504; [25] Nr. 238). Auch ein mit Honig bestochenes Schwert (eine mit Falschheit besudelte Seele) taugt nicht als Waffe gegen F. (Sünden; [14] Nr. 21 mit Abb.). So wie selbst der starke Löwe durch Mücken geblendet werden kann, werden kleine Sünden dem Menschen im Gericht zum Verhängnis ([23] S. 88 mit Abb.; vgl. auch [17] Nr. 15). Wie F. von der glatten Spiegelfläche abgleiten, kann die Sünde dem reinen Menschen nichts anhaben ([20] S. 409 Nr. 33; [21] Nr. 28: Abb. 11; [25] Nr. 241; Boschius, Cent. III, Nr. CCLXXVII; auf einem unreinen Spiegel können F. sich dagegen niederlassen: ebd. Nr. CCLXXVIII).

Die Wiederbelebung von ertrunkenen F. durch Asche (s. Sp. 1197) wurde in der Emblemliteratur zum Bild des reuigen Sünders, der durch die Asche der Buße zu neuem Leben erwacht [18, S. 513 Nr. XLI].

6. Bedeutungslosigkeit und Nichtigkeit

Wegen ihrer Kleinheit sah man in der F. häufig ein Sinnbild von Bedeutungslosigkeit und Nichtigkeit.

Der Adler kämpft nicht gegen Fliegen, so wie hochherzige Menschen („les hommes magnanimes“) nur gegen ihresgleichen antreten ([14] Nr. 32 mit Abb.; vgl. auch Charbonneau-Lassay, S. 871, und die Moral der Fabel von F. und dem Maultier, s. Sp. 1198). Verleumder soll man nicht beachten; sie vertreiben zu wollen ist so sinnlos wie F. mit dem F.wedel zu verjagen (Alciati, Ausg. Lyon 1550, S. 177).

Die Nichtigkeit von F. und Mücken sowie der Jagd nach ihnen wird an der Pointe einer Erzählung von Kaiser Domitian deutlich: Der Kaiser habe sich häufig in sein Zimmer zurückgezogen, um F. mit dem Griffel aufzuspießen; gefragt, wer bei ihm sei, habe Vibius Crispus geantwortet: „Ne muscam quidem“ (Sueton, De vita Caesarum, lib. VIII, Domitianus, cap. 3: ed. und übers. von J. C. Rolfe, Ld. und New York 1920, Bd. 2 S. 344f.). Diese Episode ging in die Emblem- und Erbauungslit. ein ([20] S. 408, Nr. 22; Joh. Mich. Söckler, Das Geschäft des Menschen, Mchn. 1772; s. RDK V 974 Abb. 20).

Die Fehleinschätzung des scheinbar Unbedeutenden demonstrierte von der Ketten am Bild einer mikroskopierten F.: Sie erscheint hier so groß wie ein Kamel ([26] S. 808 Nr. CCCIII; vgl. auch Nr. CCCIV).

Während die kleine F. im Netz der Spinne hängenbleibt, zerreißt die starke Wespe dessen Fäden; durch dieses Bild wird auf die Hilflosigkeit des armen Mannes (F. oder Mücke) vor dem korrupten Richter verwiesen, dem der Reiche (Wespe) sich durch Bestechung zu entziehen weiß (vgl. Sp. 1199; [14] Nr. XLIX mit Abb.; Petrus Costalius, Pegma, Lyon 1555, S. 43; [17] S. 201 mit Abb.; [15] Nr. CXIX mit Abb.).

Eine Karikatur von Thomas Rowlandson, 1808, zeigt eine Allegorie auf die Eroberungen Napoleons: Kleine F. (lt. Beischriften eroberte Länder) verfangen sich im Netz einer Spinne, die den Kopf Napoleons trägt, die größte F. („British Fly“) fühlt sich dagegen sicher (Otto Baur, Bestiarium Humanum, Mchn. 1974, Abb. 88).

7. Vergänglichkeit

Die Kürze des Lebens wird durch die Eintags-F. (Ephemeron) versinnbildlicht.

Valeriano wählte sie als Hieroglyphe für ein Kind, das am Tag seiner Geburt stirbt (S. 321 cap. XXXIX; vgl. auch [28] S. 255); sie ist auch Sinnbild von „vitae brevitas“ ([18] S. 513 Nr. XL; Karl Phil. Moritz, Die symbolische Weisheit der Aegypter, Bln. 1793, S. 93f.): Ripas „Vita breve“ trägt eine F. („Hemerobio“) auf der Brust (Ausg. Padua 1618, Bd. 2 S. 569ff., Abb. S. 570) oder ein mit Fliegen bedecktes Kleid (ders., Ausg. Padua 1630, Bd. 3 S. 181; Vorkommen in weiteren Ausgaben: Yassu Okayama, The Ripa Index, Doornspijk 1992, S. 289). Der Klage über das schnell verfliegende Leben ist das Bild einer F. mit dem Lemma „Plus se hante moins s’apprivoyse“ beigefügt (Maurice Scève, Delie, Lyon 1544: hg. und übers. von Friedhelm Kemp, Ffm. 1962, S. 55 Nr. XLIX).

Auf einem Diptychon von Georg Hoefnagel, 1591, das eine Allegorie auf die Kürze des Lebens vorstellt, befinden sich auch F. unter den zahlreichen Insekten und Blumen, die zu beiden Seiten einer Sanduhr angeordnet sind (Ingvar Bergström, Georg Hoefnagel, L’Oeil 101, 1963, S. 6). Das Motto „O FLOS sic vernans iuvenili aetate pudorem“ auf der Darstellung einer Blumenvase, vor der eine tote F. liegt, einem Kupferstich von Theodor de Bry nach Jakob Kempener, 1604, drückt die Vergänglichkeit jugendlicher Unschuld aus (Wolfgang J. Müller, Der Maler Georg Flegel und die Anfänge des Stillebens, Ffm. 1956, Taf. 11).

Seit dem 15. Jh. entstanden zahlreiche Werke, in denen die F., oft neben anderen Motiven gleicher Bedeutung (z. B. verlöschende Kerze, Totenkopf, Tierleichen) oder in Zusammenhang mit Darstellungen von alten Menschen und Toten, als Sinnbild der Vergänglichkeit wiedergegeben ist. Bisweilen sind diese Bilder (oder Bildmotive) antithetisch zu solchen von Jugend, Liebe u. a. angelegt. Auf dem Tafelbild eines Ulmer Meisters von 1469, wohl Pendant zur Darstellung eines Liebespaares, sieht man ein in hohem Alter verstorbenes Paar, dessen Leichname mit Tüchern notdürftig verhüllt sind; auf den bloßen Beinen sitzen zahlreiche F. (Abb. 5). Drei F. sitzen auf Stirn, rechter Brust und linkem Oberschenkel der Alten in der Gregor Erhart zugeschr. Vanitasgruppe (Wien, Kh. Mus.; Julius v. Schlosser, Vanitas. Ein dt. Bildwerk des 15. Jh.; in: ders., Präludien. Vorträge und Aufsätze, Bln. 1927, S. 373-380, Abb. 15). - Der von F. umgebene tote Frosch des Ambrosius Bosschaert, 2. V. 17. Jh. (Paris, Slg. Fritz Lugt; Laurens J. Bol, The Bosschaert dynasty, Leigh-on-Sea 1960, Taf. 58 a Nr. 32), vertritt ebenfalls den Vanitas-Gedanken.

Die F. auf dem Totenkopf ist eines der geläufigsten Memento-mori-Motive. Es findet sich z. B. auf einem kleinen Holzschnitt des flämischen Monogrammisten AK, A. 16. Jh., hier über einer Totenbahre und Knochen (Hollstein, Dutch Fl. engr., Bd. 13 S. 11 mit Abb.), in einer Darstellung des büßenden Hieronymus des Joos van Cleve, 16. Jh. (Salzburg, Mus. Carolino Augusteum; [44] Abb. S. 78f.), und auf der Rückseite eines Frauenporträts von Barthel Bruyn d. Ä., 1524 ([40] Abb. 13; vgl. auch Guercinos „Et in Arcadia ego“: RDK VI 117f. Abb. 1).

In vergleichbarer Weise ist die F. auf niederländischen und deutschen Stilleben des 17. Jh. eingesetzt: z. B. Barthel Bruyn d. Ä., Vanitas-Stilleben, 1524 (Abb. 6); Vanitas-Stilleben, nordwestdt., um 1610 (Dortmund, Mus. für K. und Kulturgesch.: [41] S. 209 Abb. 121; weitere Beisp. bei Bol, Holländ. Maler, Abb. 267, 290, sowie bei [44] S. 104-113).

B. Trompe l'oeil

Da die Darstellung der winzigen F. besonderes Geschick erforderte, wird eine solche im Künstlerlob der Antike bei verschiedenen Bildhauern und Steinschneidern erwähnt.

Phidias soll winzige F.-Skulpturen angefertigt haben [32, S. 451]; die Gemmenschneider Myrmekides und Theodoros d. J. hielten nach Plinius auf ihrem Selbstbildnis eine Quadriga aus Marmor in der Hand, die so klein war, daß sie von den Flügeln einer goldenen Fliege bedeckt wurde ([30] Sp. 1120; [32] S. 451).

In der Künstleranekdote der Renss. wird die naturgetreue, optisch täuschende Darstellung einer F. auf einem Gemälde des Lehrmeisters durch dessen Schüler als Zeugnis früher Meisterschaft erachtet.

Dieser Topos findet sich in verschiedenen Künstlerviten: Das Kunststück vollbrachten Giotto im Atelier Cimabues (Vasari, ed. Milanesi Bd. 1 S. 408), Andrea Mantegna (Giovanni Paolo Lomazzo, Trattato dell’arte de la pittura, Mail. 1584 [Ndr. Hdhm. 1968], S. 188) und Domenico Beccafumi (Hanns Floerke, Die fünfundsiebzig ital. Künstlernovellen der Renss., Mchn. und Lpz. 1913, S. 312-314; Ernst Kris und Otto Kurz, Die Legende vom Künstler..., Wien 1934, S. 71).

In der Malerei des 15.-19. Jh. kommen Darstellungen der F., in denen Augentäuschung angestrebt zu sein scheint, häufig vor; fallweise ist eine übertragene Bedeutung nicht auszuschließen.

Im sog. Fliegenzimmer des 1769-1782 erbauten Fasanerieschlößchens von Moritzburg Kr. Dresden wimmeln auf den gemalten Leinwandtapeten mit bäuerlichen Szenen schwarze F. um Personen, Gerätschaften und Nahrung (Abb. 16).

1. Porträts

Nicht selten sind F. auf Bildnissen dargestellt [33]. Die F. sitzt auf der Rahmenleiste (Petrus Christus, Bildnis eines Kartäusers, 1446: Joel M. Upton, Petrus Christus..., Univ. Park und Ld. 1990, S. 25f., Abb. 15), am Fenster (Bildnis eines jungen Mannes, Tirol um 1480: [33] Abb. 43), vor allem aber auf der Kleidung, oft auf hellem Stoff (vgl. Sp. 1201; z. B. Frauenporträt aus der Familie Hofer, Schwaben um 1480: ebd. Abb. 42; Meister von Frankfurt, Doppelporträt, 1496: ebd. Abb. 47; Lorenzo Lotto, Doppelporträt von Agostino und Niccolò della Torre, 1515: ebd. Abb. 49; so noch bei Frans van der Myn, Frauenporträt, 1742: André Chastel, De la „burla“ au „lazzo della mosca“, in: Scritti in onore di Giuliano Briganti, Mail. 1990, S. 235-240, Abb. 1, sowie bei John Mare [1739-1768], John Keteltas: [43] Abb. 298).

2. Marienbilder

Carlo Crivelli und Maler aus seinem Umkreis gaben Darstellungen Mariens mit dem Kinde wiederholt eine F. bei (Crivelli, 1472: [33] Abb. 37; Schiavone, um 1460: ebd. Abb. 35). Eine F. findet sich auch auf einem Marienbild des Adriaen Isenbrandt [43, Abb. 68]. Kopien von Dürers „Rosenkranzfest“ zeigen ebenfalls eine F., während die im Original ursprünglich vorhandene F. verloren ist: vgl. z. B. Lyon, Mus. des B.-A. (Madeleine Vincent, Une copie de la fête du rosaire d’A. Dürer au Mus. des B.-A., Bull. des mus. et mon. lyonnais 4, 1969, S. 165-170, Abb. 1f.), und Wien, Kh. Mus. (Karl Schütz, Albrecht Dürer im Kh. Mus., Wien 1994, S. 130f. Nr. 39 mit Abb.).

Georg Sibutus bewertete im „Carmen de tribus horis editum de musca chilianea“ 1507 die F. in Dürers Rosenkranzbild als Zeugnis für dessen Wettstreit mit venezianischen Malern (A. Chastel, Addendum muscarium, Rev. de l’art 72, 1986, S. 24f.).

3. Buchmalerei

In der Buchmalerei des 15. bis 17. Jh. sollte der Anschein erweckt werden, daß eine F. auf dem Blatt sitze.

Beispiele mit F. in der Rahmenleiste: Gebetbuch der Maria von Burgund, Brügge, um 1480 (Berlin, StMPK, Kk., Hs. 78 B 12: Ausst.kat. „Zimelien ...“, Berlin 1975-1976, S. 277f. Nr. 154); Stundenbuch für Engelbert von Nassau, um 1485/1490 (Oxford, Bodl. Libr., Ms. Douce 220: Otto Pächt, The master of Mary of Burgundy, Ld. und Glasgow 1948, Abb. 43 a); Stundenbuch, 15. Jh. (Krakau, Czartoryski Mus., Ms. Czart. 3025: ebd. Abb. 47); im Hortulus animae, vor 1524 (Wien, Österr. Nat.bibl., Cod. 2706: Photomech. Nachbildung, hg. von Friedrich Dörnhöffer, Ffm. 1907-1911, Bd. 2 S. 441); Breviarium Grimani, um 1510-1520 (Venedig, Bibl. Marciana, cod. 110, fol. 348v, 538v, 621v, 623v, 781v, 812: Faks., hg. von Andreas Grote, Bln. 1973, Taf. 51, 67, 75f., 100, 104); Evangeliar von Benedetto Bordon, Padua 1523-1525 (ehem. Dublin, Chester Beatty Libr., Ms. 107, fol. 65 a: Giordana Mariani Canova, La min. veneta del Rinascimento 1450-1500, Ven. 1969, Nr. 82, Abb. 117).

Ist der Schriftspiegel nicht gerahmt, scheint die F. auf dem Pergament zu sitzen: Brevier des Meisters des Dresdener Gebetbuchs, Brügge, um 1470/1500 (Berlin, StMPK, Kk., Hs. 78 B 14, fol. 56: Friedrich Winkler, Die fläm. Buchmal. des XV. und XVI. Jh., Amst. 21978, Taf. 56; Ausst.kat. „Das chr. Gebetbuch im MA“, Berlin 1980, S. 95-98 Nr. 56 mit Abb.); Gebetbuch Kf. Maximilians I. von Bayern, Prag, A. 17. Jh. (München, Bayer. St.bibl., cod. lat. 23640, fol. 3 u. ö.: Faks., Lachen 1986).

4. Stilleben

In niederländ. Stilleben sind F. seit A. 17. Jh. auf Blumen- und Fruchtstücken sowie Darstellungen von Jagdbeute und Federvieh sehr häufig abgebildet und möglicherweise allegorisch zu deuten.

Beispiele: Georg Flegel, Frühstück mit Ei, 1630/1640 (Prag, Nat.gal; Ausst.kat. „Georg Flegel 1566-1638, Stilleben“, Frankfurt 1993, S. 138 Nr. 48 mit Abb.); Gottfried von Wedig, Mahlzeitenbild (Köln, Wallr.-Rich.-Mus.; ebd. S. 266f. Nr. 146 mit Abb.); Martinus Nellius, Früchtestilleben, 4. Viertel 17. Jh. (Abb. 13); Joh. Rud. Bys, Stilleben mit Kinderbüste, auf dieser eine F., 1695 (Kat. Augsburg, Städt. K.slg. Bayer. Staatsgem.slgn., Bd. 2, Augsb. 1970, Abb. 30); zahlreiche niederl. Beispiele bei L. J. Bol a. a. O. (s. Sp. 1209).

5. Quodlibets

  • Quodlibets des 17. und 18. Jh. zeigen häufig F. auf druckgraphischen Blättern, die vom Künstler selbst stammen, z. B. von David Teniers II (Abb. 12) und Gabriel Gresley (um 1750: [42] Abb. 222; Martin Battersby, Trompe l’oeil..., Ld. 1974, Abb. 148).

6. Dekor von Gefäßen

Seit dem 16. Jh. wurde die F. gern auf Bergkristallgefäßen und geschnittenen Gläser dargestellt, um die natürlichen Verunreinigungen des Gesteins oder Materialfehler zu kaschieren (z. B. auf der Wandung des Deckelpokals von Dionysio Miseroni, um 1650, im Kh. Mus. Wien: Ernst Kris, Meister und Meisterwerke der Steinschneidek. in der ital. Renss., Bd. 2, Wien 1929, Abb. 636; Kelch mit Hasenjagd von Georg Schwanhardt d. Ä. [1601-1668], Nürnberg, Nassauer Haus: Erich Meyer-Heisig, Der Nürnberger Glasschnitt des 17. Jh., Nbg. 1963, WT 16).

Auf Gefäßen des 17. und 18. Jh. aus Glas, Fayence und Porzellan mit Schwarzlotdekor ist die Wiedergabe von F. keine Seltenheit.

Beisp.: Johann Schaper, Birnkrüge, Nürnberg, um 1665 (London, Vict. Alb. Mus., Inv.nr. C 337-1936 und C 338-1936); Wolfgang Spengler, Glaspokal, Konstanz, um 1683 (Warschau, Mus. Narodowe, Inv.nr. 187617 MN); Hermann Benkert, Glaspokal, Nürnberg, um 1680 (Abb. 14); weitere Beisp.: Helmut Bosch, Die Nürnberger Hausmaler, Mchn. 1984, Nr. 277 und 338).

In der Porzellan- und Fayencemalerei des 18. Jh. sind F. ebenfalls häufig (Siegfried Ducret, Keramik und Graphik des 18. Jh., Braunschweig 1973, S. 118, Abb. 147).

Beispiele: Services aus Meißen (München, Residenz: Ausst.kat. „Meissener Porzellan 1710-1810“, München 1966, S. 138, Abb. Nr. 659-663) und Durlach (Abb. 15).

Bei dekorierten Gläsern des frühen 19. Jh. gewann die F. als Trompe-l’oeil-Effekt noch einmal Bedeutung, vor allem in den Arbeiten von Samuel Mohn aus Dresden (Becher von 1807 und 1808: Ausst.kat „Edles altes Glas. Die Slg. Heinrich Heine“, Karlsruhe 1971, S. 144f. Nr. 245f. mit Abb.; Deckelbecher, 1808, Düsseldorf, K.mus., Inv.nr. 1940-172: Kat. Glas, Ddf. 1966, Nr. 435 mit Abb.; Becher, 1808, Köln, Mus. für Angewandte K.: Kat. Glas, Köln 21973, Abb. 457; Kelch, 1815, Düsseldorf, K.mus.: Johannes Jantzen, Dt. Glas aus 5 Jhh., Ddf. 1960, S. 45 Nr. 132, Abb. 65).

Anton Kothgasser (1769-1851) aus Wien kommentierte das Bild der F. auf dem Boden eines Ranftbechers: „Seht Freunde, seht die arme Fliege hier, Sie sah den Wein in meinem Glase blinken, Sie sank herab und fand ihr Grab und trank den Tod, wo wir das Leben trinken“ (Gustav E. Pazaurek, Gläser der Empire- und Biedermeierzeit, Lpz. 1923, S. 208; Ausst.kat. „Edles altes Glas ...“ a. a. O. S. 89 Nr. 141 m. Abb.).

C. Mythologie

Da F. im antiken Mythus kaum vorkommen (s. Sp. 1197f.), gibt es nur wenige Darstellungen.

Die große F. auf der 1445 voll. Bronzetür des Filarete in St. Peter, Rom, ist im Zusammenhang mit der verwandelten Io, Argus und Merkur dargestellt und daher u. a. als Rachewerkzeug der Juno zu deuten (frdl. Hinweis von Ursula Nilgen, Mchn.).

D. Fabelillustration

Frühe Ill. von F.fabeln finden sich im lat. Aesop des Ademar, 11. Jh.; hier sind die Fabeln von F. und Ameise sowie F. und Kahlkopf (s. Sp. 1198f.) dargestellt (G. Thiele, a. a. O. [s. Sp. 1199] Taf. VIII, XVIII).

Mehrfach illustriert wurden Hss. und Frühdrucke der Fabelsammlung von Ulrich Boner, „Der Edelstein“; darin z. B. die Fabel von F. und Maultier: Basel, Univ.bibl., Ms. A.N. III. 17, fol. 7v(Konrad Escher, Die Min. in den Basler Bibl., Mus. und Archiven, Basel 1917, S. 117, Taf. 36); Holzschnittill. in der Ausg. Bamberg (Albrecht Pfister) 1461 [41, Bd. 1 Taf. 9 Abb. 48], ferner die Fabel von der F. und dem Kahlkopf (ebd. Abb. 45) sowie von der F. und der Ameise (ebd. Bd. 5 Taf. 29 Abb. 175; Bd. 8 Taf. 32 Abb. 167; Bd. 20 Taf. 12 Abb. 75). Gabriele Faerno bildete 1565 eine F. im Fleischtopf ab (Abb. 7), Marcus Gheeraerts 1567 die F. und die Ameise (Warachtighe fabulen der dieren, Brügge 1567; die Ill. wurde von Joost van den Vondel, Vorstelijke warande der dieren, Amst. 1617, wiederverwendet). Weitere Beisp. bei John J. McKendry, Aesop. Five c. of illustrated fables, New York 1964, und [38].

E. Illustrationen zu Bibel und typologischer Literatur

Mehrere naturgetreue F. erscheinen im Stundenbuch für Giangaleazzo Visconti in einer Ill. zur Genesis, Mailand vor 1395 (Werkstatt des Giovannino dei Grassi; Florenz, Bibl. Naz. Centrale, Banco Rari 397/ Landau-Finaly 22, fol. LF 19: Millard Mass und Edith W. Kirsch, The Visconti Hours, Ld. 1972). In derselben Hs. findet die Verkündigung an Joachim auf einer Weide statt, auf der von F. gequältes Vieh steht (fol. BR 2v).

Eine Darstellung der vierten ägyptischen Plage bietet eine Kölner Historienbibel, um 1460 (Abb. 4); Moses deutet auf einen Schwarm riesiger F., der sich auf eine Viehherde stürzt.

Die Conc. car., Lilienfeld, um M. H. Jh., bilden zyprische F. (s. Sp. 1202) in den Flammen ab; sie stehen hier für Dämonen und Seelen im Höllenfeuer.

Nachdem Christus beim Abendmahl Judas den Bissen gereicht hatte, „fuhr der Satan in ihn“ (Io 13, 27). Dieses Einfahren des Teufels in F.gestalt durch den Mund zeigen einige Darstellungen des 15. und 16. Jh., so ein Holzschnitt von 1457 (Abb. 3) und Jörg Ratgebs Abendmahlsdarstellung vom Herrenberger Altar (Stuttgart, Staatsgal.: Kat. Alte Meister, bearb. von Edeltraud Rettich u.a., Stg. 1992, S. 321-345).

F. Herr der Fliegen

Beelzebub wurde in illum. Hss. von Hrabanus Maurus, De naturis rerum, als mit F. besetzte Gottheit dargestellt.

Beispiele: Montecassino, Bibl., cod. 132, S. 385, Montecassino, 1023 (Abb. 1); Rom, Bibl. Vat., cod. Pal. lat. 291, fol. 189v, süddt., 1425.

G. Naturkundliche Illustration

F.darstellungen in naturkundlichen Werken sind seit dem 9. Jh. nachweisbar.

Ein frühes Beisp. ist die Ill. im Ms. 296 der Bibl. Governativa in Lucca (Riccardo Simonini, Herbolarium et Materia Medica ..., in: Atti e mem. della Reale Accad. di Science, Lettere ed Arti di Modena, ser. V, 1, Modena 1936, S. 183-228; zu möglichen spätantiken Vorbildern: Heide Albers, Tierill. in einer medizin. Hs. des 13. Jh., Wiener Jb. 26, 1973, S. 32-45). Die wie ein vierbeiniger Vogel dargestellte F. (vgl. ebd. Abb. 58 [cantaris], auch Abb. 90) findet sich in einer 1023 ill. Hs. von Hrabanus Maurus, De naturis rerum VIII, 7 (de minutis avibus) wieder (Montecassino, Bibl., cod. 132, S. 228).

Seit E. 14. Jh. gibt es vermehrt Beispiele: z. B. London, Brit. Libr., Add. Ms. 28 842 (sog. Cocharelli-Hs.), fol. 4, N-Ital., E. 14. Jh.: Otto Pächt, Early Ital. nature stud. and the early calendar landscape, Warburg Journ. 13, 1950, S. 13-47, Taf. 5 a; Rom, Bibl. Vat., cod. Pal. lat. 291 (Hrabanus Maurus a. a. O.), fol. 107f., süddt., 1425 (Ausst.kat. „Bibliotheca Palatina“, Heidelberg 1986, S. 132f. Nr. C 8.1).

Außerordentlich detailgetreu sind die im 16. Jh. nachträglich in eine Hs. von 1460 eingefügten F.- und Mückendarstellungen (Rom, Bibl. Vat., cod. Urb. lat. 276, fol. 193 und 198-198v: Sebastian Killermann, Das Tierbuch des Petrus Candidus, Zoologische Ann. 6, 1914, S. 113-221, bes. S. 200); die im Feuer lebende „pyrallis“ (vgl. Sp. 1197) ist als Stuben-F. in einer Flamme wiedergegeben [37, Bd. 1 Taf. 6].

Die Holzschnittill. in Frühdrucken bleiben hinsichtlich der Naturtreue weit hinter den zeitgenössischen Miniaturen zurück (vgl. Konrad von Megenberg, Buch der Natur, Augsb. [Joh. Baemler] 1475: [41] Bd. 3 Taf. 63 Abb. 461; Hortus sanitatis, Mainz [Jacob Meydenbach] 1491: [41] Bd. 15 Taf. 84 Abb. 689, Taf. 90 Abb. 740 U.Ö.; vgl. auch „Ortus sanitatis“, Bd. 2, Ven. 1511 [Ndr. Bergamo 1977, Mon. Langobardica, 10], Tract. de avibus, cap. XVIII, XXX, XLI, LXXXI, CI, CVII mit Abb.).

Ulisse Aldrovandi ließ seine umfangreichen naturkundlichen Sammlungen in Aquarellen abbilden und von Vater und Sohn Christoph Coriolan für sein Werk „De animalibus insectis libri septem“, Bol. 1602, in Holz schneiden (zur F.: lib. III, cap. 1-3, S. 342-373; [37] Bd. 1 Taf. XII); Thomas Moffets vor 1604 aus dem Nachlaß Conrad Gessners kompiliertes, postum erschienenes Werk „Insectorum sive minimorum animalium theatrum“, Ld. 1634, ist ebenfalls mit Holzschnitten illustriert; zur F.: cap. X-XII, S. 54-80. Aus der Fülle späterer Insektenabbildungen mit F. seien nur die Aquarelle und Kupferstiche von Maria Sibylla Merian erwähnt (Ausst.kat. „Maria Sibylla Merian 1647-1717“, Nürnberg 1967, Abb. S. 45, Taf. 5, 8, 10; [42] Abb. 37).

Georg Hoefnagel, der seine Blätter oftmals mit der Devise „Natura sola magistra“ signierte, verband naturwissenschaftliches Interesse mit humanistischem Bildungsanspruch. Im Schriftmusterbuch des Georg Bocskay findet sich auf Bl. 40 ein Bilderrätsel u.a. mit der Darstellung einer fliegenden F. (Thea A. G. Wilberg Vignau Schuurman, Die emblematischen Elemente im Werke Joris Hoefnagels, Leiden 1969, Bd. 1 S. 157f., Bd. 2 Abb. 33).

In der Tradition Hoefnagels, der für Kaiser Rudolf II. vier Quartbände mit den Klassen des Tierreichs anfertigte (zu den Kupferstichen seines Sohnes Jacob vgl. [37] Bd. 2 Fig. 93f.; [42] Abb. 19, 96), stehen verschiedene Werke Wenzel Hollars zur Insektenkunde [37, Bd. 2 Fig. 95-97] und Jacques de Gheyns, der auf Anregung von Carolus Clusius und wohl unter Benutzung eines Mikroskops F. zeichnete (Abb. 10).

Die Insekten- und Reptilienbilder des Jan van Kessel I (1626-1679), die auch auf seinen Darstellungen der Erdteile wiederkehren, sind ebenfalls von Hoefnagel beeinflußt, doch fehlen hier, wie bei de Gheyn, die allegorischen Anspielungen (Agnes Czobor, Bemerkungen zu einigen niederl. Gem. des Rhein. L.mus. in Bonn, Bonner Jbb. 174, 1974, S. 337-376, Abb. 17f.; Ausst.kat. „Jan van Kessel d. Ä. ...“, München 1973, Taf. 2 und 5; RDK V 1137f. Abb. 21).

H. Heiligenviten

Obwohl F. im Leben einiger Heiliger eine wichtige Rolle spielten, sind sie nur in wenigen Darstellungen anzutreffen.

Am bekanntesten ist das F.wunder des hl. Bernhard von Clairvaux (Migne, P. L. 185 Sp. 256): Als ihn bei der Meßfeier in Foigny ein Mückenschwarm belästigte, exkommunizierte er die Insekten, woraufhin sie starben. Diese Begebenheit schildert ein Glasgemälde aus Kloster Altenberg, A. 16. Jh. (Shrewsbury, St. Mary’s: Karl Eckert, S. B. von C., Wuppertal 1953, S. 72f., Taf. 13); dem Relief Carolo Garavaglias im Chorgestühl der Abtei Chiaravalle (Mailand), 1645, liegt die themengleiche Darstellung aus Antonio Tempestas „Vita et miracula Domini Bernardi“, 1587, zugrunde (Tiburtius Hümpfner, Ikonographie des hl. B. von C., Augsb. usw. 1927, Abb. S. 71; vgl. dazu Anselme Dimier, Le miracle des mouches de Foigny, Cîteaux in de Nederlanden 8, 1957, S. 57-62).

Nachdem der hl. Makarius von Alexandrien eine F. erschlagen hatte, setzte er sich in der Wüste nackt den Mücken aus (Acta SS, Januar Bd. 1 S. 86; [35] S. 120). Dies ist in Holzschnittill. zur Legenda aurea des Jacobus de Voragine häufig geschildert. Die Ill. der Ausg. Augsb. (Günther Zainer) 1471 [41, Bd. 2 Taf. 7 Abb. 69] diente späteren als Vorbild (Nbg. [Johann Sensenschmidt] 1475: ebd. Bd. 18 Taf. 21 Abb. 181). Drei F. bedrängen den Heiligen, der einen Rosenkranz hält (ebd. Bd. 9 Taf. 23 Abb. 223; daran anknüpfend die Ausg. Reutlingen [Joh. Otmar] 1482: ebd. Taf. 116 Abb. 752).

Grabschänder des hl. Narcissus von Gerona wurden von Stechmücken getötet (Acta SS, März Bd. 2 S. 623). Dieses Geschehen schilderten Rodrigo de Osona um 1490 auf dem Altarbild der Cap. de la Purísima Concepción in der Kath. von Valencia (G. Hartwagner, Art. „Narzissus und Felix von Gerona“, in: LCI Bd. 8 S. 30 mit Abb.), im 16. Jh. Thomas de Leu in einem Kupferstich (A. P. F. Robert-Dumesnil, Le peintre-graveur franç. Bd. 10, Paris 1868, S. 70 Nr. 278) und im 17. Jh., emblemartig verkürzt, Johann Christoph Storer auf einem Dillinger Thesenblatt, 1664 (Sibylle Appuhn-Radtke, Das Thesenblatt im Hochbarock ..., Weißenhorn 1988, S. 248-250 Nr. 60 mit Abb.).

Zu den Abbildungen

1. Beelzebub. Montecassino, Bibl., cod. 132 (Hrabanus Maurus, De naturis rerum, lib. 15, cap. 6), S. 385. Montecassino, 1023. Foto Bibl.

2. Allegorie der Buße. London, Lambeth Palace Libr., Ms. 209 („De Quincy-Apokalypse“), fol. 53. Um 1260. Foto Bibl.

3. Abendmahl. Holzschnitt (ca. 9 × 6,7 cm). London, Brit. Mus., Dep. of prints and drawings, Inv.nr. 1856-10-11-1-28. Schweiz, 1457. Nach Dodgson, Woodcuts, Bd. 1, Ld. 1934, Taf. X.

4. Moses bewirkt die F.plage. Berlin, St.bibl. PK, ms. germ. fol. 516 (Historienbibel), fol. 44. Köln, um 1460. Foto Marburg (Nr. 251 222).

5. Totenpaar. Gem. auf Holz (64,5 × 39 cm). Straßburg, Mus. des B.-A. Schwaben, 1469. Foto Oscar Poss, Rgbg. (K 2886).

6. Barthel Bruyn d. Ä., Vanitas-Stilleben. Öl auf Lwd. (61 × 51 cm). Otterlo, Rijksmus. Kröller-Müller, Inv.nr. 49-17. 1524. Foto Mus. (Tom Haartsen, Ouderkerk).

7. Kupferstich-Ill. zur Fabel von der F. im Fleischtopf aus G. Faerno, Fabulae centum, Rom 1565, Nr. 14. Nach J. J. McKendry a. a. O. (Sp. 1214) S. 35.

8. Kupferstich (Dm. 18 cm) aus Heinsius a. a. O. (Sp. 1206) Emblem Nr. 8. Amst. 1608. Nach dem Original.

9. Holzschnitt (4,3 × 6,4 cm) aus G. C. Capaccio, Gli Apologi, Ven. 1619, S. 130. Nach dem Original.

10. Jacques de Gheyn II (1565-1629), Studienblatt mit drei Fliegen. Federzchg., braun und schwarz laviert (43 × 46 mm). Frankfurt a. M., Städelsches K.inst., Inv.nr. N 3613. Foto Mus.

11. Kupferstich (11 × 8 cm) aus [21] Emblem Nr. 28. Madrid 1653. Nach dem Original.

12. David Teniers II (1610-1690), Quodlibet mit Darstellung eines Rauchers. Gem. auf Lwd. (Maße unbekannt). Paris, Priv.slg. Nach [43] Abb. 182.

13. Martinus Nellius, Früchtestilleben (Ausschnitt). Gem. auf Lwd. (53 × 44,5 cm). Brüssel, Mus. Royaux des B.-A., Inv.nr. 3406. 4. V. 17. Jh. Foto Mus.

14. Hermann Benkert, Glaspokal (Ausschnitt). München, Bayer. Nat.mus., Inv.nr. 11/160. Nürnberg, um 1680. Foto Mus.

15. Kännchen aus einem Kaffee- und Teeservice mit Ansichten von Karlsruhe und Insekten. Fayence (H. 10,3 cm). Baden-Baden, Zähringer Mus., Inv.nr. 599b. Durlach, um oder nach 1765. Foto Bad. L.mus. Karlsruhe.

16. Moritzburg Kr. Meißen-Radebeul, Fasanerieschlößchen (erbaut 1769-1782), sog. Fliegenzimmer, Tapete mit ländlicher Szene (Detail). Malerei auf Leinwand. Foto Gunter Herrmann, Radebeul.

Literatur

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Frdl. Hinweise werden verdankt: Helmut Bosch, Mchn., Albert Dietl, Rgbg.; Nina Gockerell, Mchn.; Helmut Ricke, Ddf.; Rainer Rückert, Mchn.; Sunhild Salaschek, Hann.