Flucht nach Ägypten
englisch: Flight into Egypt; französisch: Fuite en Egypte; italienisch: Fuga in Egitto.
Wolfgang Augustyn (2001)
RDK IX, 1352–1432
F. = Flucht nach Ägypten; R.a.d.F. = Ruhe auf der Flucht.
I. Quellen
A. Antike
1. Neues Testament
Über die F. ist nur im Matthäus-Evangelium (Mt 2,13-23) berichtet: Im Traum erschien Joseph ein Engel und forderte ihn auf, mit seiner Familie nach Ägypten zu fliehen und solange dort zu bleiben, bis keine Gefahr mehr bestehe (v. 13). Joseph brach noch in derselben Nacht auf und zog mit Maria und Jesus nach Ägypten, um das neugeborene Kind vor Herodes in Sicherheit zu bringen (v. 14). Nach dessen Tod erschien Joseph der Engel wiederum im Traum und forderte ihn auf, aus Ägypten heimzuziehen. Joseph kehrte daraufhin mit Maria und Jesus zurück und ließ sich in Nazareth nieder (v. 20-23).
Den im Lukas-Evangelium am Ende des Berichts über die Beschneidung und Darstellung im Tempel angefügten Hinweis, die Hl. Familie sei danach nach Nazareth zurückgekehrt (Lc 2,39: „reversi sunt in Galilaeam in civitatem suam Nazareth“), interpretierten manche Kommentatoren nach dem Vorbild des Augustinus harmonisierend als Hinweis auf die F. (De consensu evangelistarum I, cap. 11: CSEL 43 [1904] S. 122; vgl. Bruno von Segni, Commentum in Lucam, cap. 12: Migne, P. L. 165, Sp. 362; vgl. Cornelius a Lapide [22] S. 81).
2. Apokryphen
Über die knappen Angaben im NT hinaus schilderte man in den sog. Kindheitsevangelien seit dem E. 2. Jh. ausführlich Flucht und Rückkehr der Hl. Familie und schmückte beides mit zahlreichen wunderbaren Vorkommnissen aus (s. Sp. 1414-1426; Hennecke-Schneemelcher, Bd. 1 S. 272-276; [68] S. 332f.; [2] S. 7-21; zur Rolle Josephs: Peter Nagel, Art. „Joseph II [Zimmermann]“, in: RAC 7 [1997] Sp. 751-753).
Die lit. Überlieferung setzte E. 2. Jh. mit dem griech. Protoevangelium des Jakobus ein, von dem seit 4. Jh. auch lat. Übersetzungen bekannt sind ([1] S. 1-50; vgl. [68] S. 333f.; [52] S. 21-24). Weiter verbreitet war die in verschiedenen Redaktionen belegte, vielleicht schon im 2. Jh. in Syrien verfaßte sog. Kindheitserzählung des Thomas, die wahrscheinlich um 500 aus dem Griechischen ins Lateinische übertragen wurde (griech.: [1] S. 140-163; lat.: ebd. S. 164-180; vgl. [68] S. 334-336; [52] S. 34-39 Nr. 57; [2] S. 34-47), aus der ein unbekannter Verfasser wohl im 8. oder frühen 9. Jh. zusammen mit einer Bearbeitung des Protoevangeliums des Jakobus eine ausführliche Erzählung über Geburt, Kindheit und Jugend Jesu sowie über das Leben Mariens zusammenstellte und dabei auf allzu spektakuläre Wunder verzichtete (sog. Ps.-Mt-Evangelium: „Liber de ortu beatae Mariae virginis et infantia Salvatoris“ [1] S. 51-112]; [2] S. 59-66). Daneben gab es weitere Kompilationen, die ebenfalls Kindheitsevangelien genannt werden, wie das arabische (aufgrund älterer Texte wohl im 6. Jh. zusammengestellt: [1] S. 181-209; [2] S. 173-195; vgl. [2] S. 47-55) oder das lat. Kindheitsevangelium (um 500 oder 9. Jh.?; s. Sp. 1355).
B. Mittelalter
Obwohl man im lat. Westen bis ins 15. Jh. immer wieder die mangelnde Authentizität jener anonym oder pseudepigraphisch überlieferten Schriften kritisierte, die spätestens seit dem 4. Jh. als apokryph galten, ihre Verbindlichkeit bestritt und ihren Gebrauch verwarf wie z. B. im sog. Decretum Gelasianum, A. 6. Jh. (Das Decretum Gelasianum de libris recipiendis et non recipiendis, ed. Ernst von Dobschütz, Lpz. 1912 [Texte und Unters. zur Gesch. der altchr. Lit., Bd. 38,4], S. 48-60), gingen außer Angaben zur F. in Bibelkommentaren patristischer Autoren (vgl. deren Zusammenfassung bei Zacharias Chrysopolitanus, 12. Jh. [10]) viele Motive jener in zahlreichen Varianten und verschiedenartigen Kompilationen kursierenden Texte in ma. Bibelparaphrasen, poetische Bearbeitungen des Bibeltextes und in Bibelkommentare ein, vor allem in häufig volkssprachliche Werke religiöser Literatur (Leben Jesu, Marienleben, Legendare u.a.). Dies betrifft vor allem den Gebrauch des im MA als Übersetzung des Hieronymus geltenden Ps.-Mt-Evangeliums ([1] S. 51-53; vgl. [2] S. 60-64; Jan Gijsel, Anal. Boll. 94, 1976, S. 295-302; Otto Mazal, Die Überlieferung des „Evangelium Pseudomatthei“ in der Admonter Riesenbibel, Novum Testamentum 9, 1967, S. 61-78). Wie die nur in anderen Quellen überlieferten Motive den Autoren lat. und volkssprachlicher Werke im MA vermittelt wurden, ist im einzelnen noch nicht hinreichend untersucht.
Möglicherweise in karol. Zeit wurde aus den kanonischen Evangelien sowie aus dem Protoevangelium des Jakobus und Ps.-Mt eine Kindheitsgeschichte Jesu kompiliert („Liber de infantia Salvatoris“: [2] S. 197-211; dazu ebd. S. 55-59), deren lat. Text und volkssprachliche Übersetzungen zwischen dem 13. und 15. Jh. unter dem Titel „Gesta infantiae Salvatoris“ oder „Liber de infantia“ u.ä. bekannt war (s. Sp. 1354).
Die Angaben im Ps.-Mt-Evangelium wurden häufig zitiert in den lat. und volkssprachlichen Dichtungen und Prosawerken zum Leben Jesu, Marienleben sowie in Legendaren, wenngleich nicht immer in der ursprünglichen Reihenfolge (vgl. [70] S. 264-268; s. auch Sp. 1414-1426).
Entsprechende Schilderungen gibt es u.a. in Konrads von Fußesbrunnen Dichtung „Die Kindheit Jesu“, 2. H. 12. Jh. ([13]; vgl. Hans Fromm, in: [92] Bd. 5 Sp. 172-175; vgl. auch die Prosaauflösung im anonymen sog. Klosterneuburger Evangelienwerk, 14. Jh.: Kurt Gärtner, in: ebd. Bd. 4 Sp. 1248-1258; Gisela Kornrumpf, Vestigia Bibliae 9/10, 1987/1988, S. 117f.), sowie in der vor 1250 in SO-Dtld. anonym verfaßten „Vita beatae virginis Mariae et salvatoris rhythmica“ ([15]; vgl. Kurt Gärtner, in: [92] Bd. 10 Sp. 436-443), aus der spätere Autoren kompilierten (Bruder Philipp, der Kartäuser, „Marienleben“, um 1300: [18]; ders., in: [92] Bd. 7 Sp. 588-597; Wernher der Schweizer, „Marienleben“, 1. H. 14.Jh.: [19]; vgl. K. Gärtner, in: [92] Bd. 10 Sp. 953-957; Walther von Rheinau, „Marienleben“, 1. H. 14. Jh.: [21]; [70] S. 59-69; vgl. K. Gärtner, in: [92] Bd. 10 Sp. 657-660). Bruder Philipps „Marienleben“ ging in eine Redaktion der sog. dt. Historienbibeln ein (Christoph Gerhardt, in: ebd. Bd. 4 Sp. 70) und wurde auch in die umfangreichen kompilatorischen Weltchroniken eingefügt, die seit Heinrich von München in der 1. H. 14. Jh. in vielen verschiedenen Redaktionen überliefert wurden (Norbert H. Ott, in: ebd. Bd. 3 Sp. 827-837), oder wurde kombiniert mit Texten wie der Weltchronik des Rudolf von Ems [94, Sp. 338-342].
Die Angaben zur F. aus den Apokryphen legte man auch den Passagen zugrunde, die man der Kindheit Jesu in verschiedenen erbaulichen Texten zum Leben Jesu widmete, z. B. in den wohl von Johannes de Caulibus um 1300 verfaßten „Meditationes vitae Christi“, die lange Zeit als Werk des Bonaventura galten und auch in volkssprachlichen Übersetzungen weit verbreitet waren ([17] S. 48-55; vgl. Kurt Ruh, in: [92] Bd. 5 Sp. 282-290), der „Vita Christi“ des Ludolf von Sachsen, um M. 14. Jh. ([20] S. 64-69; Walter Baier und K. Ruh, in: [92] Bd. 5 Sp. 970-972), einer mittelniederl. Kompilation beider Texte (Tleven ons Heren Ihesu Christi. Het Ps.-Bonaventura-Ludolfiaanse Leven van Jezus, ed. Cebus C. de Bruin, Leiden 1980 [Corpus Sacrae Scripturae Neerlandicae Medii Aevi. Miscellanea, 2], S. 51-57; vgl. W. Baier und K. Ruh, in: [92] Sp. 974-976). Diesen Texten steht eine kompilatorische „Vita Christi“ nahe, deren Zuschreibung an den Augustinereremiten Michael de Massa, 1. Dr. 14. Jh., umstritten ist (ebd. Sp. 975; Hans Fromm, in: ebd. Bd. 6 Sp. 505; Karl-Ernst Geith, Ludolf von Sachsen und Michael von Massa. Zur Chronologie von zwei Leben-Jesu-Texten, Ons Geestelijk Erf 61, 1987, S. 304-336). Gleiches gilt für ähnliche Werke aus dem 15. Jh. wie die lat. „Meditationes“ des Johannes de Turrecramata (ed. princ. Rom [Ulrich Han] 1467), den anonymen frz. Text „Vie de Nostre Seigneur Jhesucrist“, um 1480 (zu Text und Verbreitung: [72] S. XIV-XXIV), das Berthold von Freiburg zugeschr. „Zeitglöcklein“, wohl aus der 2. H. 15. Jh. (vgl. Helmut Weck, in: [92] Bd. 1 Sp. 802) oder die „Bereittung zu dem hl. Sacrament“ des Kartäusers Ludwig Moser, zw. 1486 und 1489 (Herbert Kraume, in: ebd. Bd. 6 Sp. 707). Ungefähr gleichzeitig entstand das anonyme lat. „Itinerarium Beatae Mariae Virginis“, zum ersten Mal belegt in: München, Bayer. St.bibl., cod. lat. germ. 4426, fol. 7r-60v, dat. 1488 (Hardo Hilg, in: [92] Bd. 4 Sp. 428f.).
Auf die Überlieferung des Ps.-Mt gehen zahlreiche Dramatisierungen des Weihnachtsgeschehens zurück, innerhalb derer man auch die F. szenisch gestaltete, wie z. B. im 13. Jh. in Padua oder gegen E. 13. Jh. in St. Gallen (Young Bd. 1 S. 109f.; Das St. Galler Weihnachtsspiel, hg. von Emilia Bätschmann, Bern 1977 [Altdt. Übungstexte, 21], S. 73f.; vgl. [86] S. 174f.).
Mit der im 15. Jh. einsetzenden besonderen Verehrung des hl. Joseph hob man in Texten zur Vita Christi die Rolle des Nährvaters während der F. stärker hervor (vgl. Paris, Bibl. Nat., ms. franç. 9587, “La vie nostre seigneur Jhesuscrist ... “, ed. Max Lieberman, Saint Joseph, Jean Gerson et Pierre d’Ailly dans un ms. de 1464, Cah. de Joséphologie 20, 1972, S. 43-50; zur Verehrung: [86] S. 185 und S. 211-214).
C. Neuzeit
Obwohl beim Tridentinischen Konzil der Kanon der atl. und ntl. Schriften bestätigt und der Gebrauch außerkanonischer Schriften zwar nicht ausdrücklich untersagt wurde, aber doch unter das Verbot von Druck, Besitz und Verbreitung von nicht durch die kirchliche Autorität genehmigten Schriften fiel (Concilium Tridentinum, Sessio quarta, Dekrete vom 8. April 1546: Heinrich Denzinger, Enchiridion symbolorum definitionum et declarationum de rebus fidei et morum ..., hg. Peter Hünermann, Freiburg usw. 371996, S. 496-498 Nr. 1501-1508), blieben die aus der ma. Lit. bekannten erzählerischen Erweiterungen des biblischen Textes für Deutung und Darstellung der F. bis ins 19. Jh. bedeutsam.
Man veranschaulichte mit dem Beispiel der Hl. Familie während der F. einzelne Themen der Katechese ([75] S. 380-382; [74]; [46] S. 38f.) und empfahl die Ereignisse der F. - vor allem Götzensturz (s. Sp. 1424-1426) und Kornfeldlegende (s. Sp. 1415f.) - als Gegenstand der Betrachtung in der Erbauungsliteratur. Darin wurde immer die besondere Rolle Mariens hervorgehoben, aufgrund der erneuerten Verehrung des hl. Joseph im 17. und 18. Jh. auch sein Anteil an der F. ausführlich beschrieben (s. Sp. 1405f.).
Zu den meistverbreiteten Werken gehörte das in vielen Auflagen bis ins 19. Jh. erschienene Erbauungsbuch des Kapuziners Martin von Cochem (Das große Leben Christi, oder ausführliche Beschreibung des Lebens und Leidens unsers Herrn Jesu Christi und seiner glorwürdigsten Mutter Maria, Bd. 1-2, ed. pr. Mainz 1675-1679), der die einzelnen Episoden mit Ausnahme der Kornfeldlegende aus dem Text des Ps.-Matthäus und den „Meditationes vitae Christi“ in seine Schilderung der F. aufnahm [46, S. 40]. Die F. mit großem Engelsgeleit beschrieb die span. Franziskanerin Maria Coronel de Jesús de Agreda in ihrem mit romanhaften Zügen ausgeschmückten Marienleben (Mística ciudad de Díos, Madrid 1670): Engel trösten das Jesuskind, bringen Nahrung herbei, musizieren für die Hl. Familie.
Obwohl das umfangreiche Werk 1713 auf den Index gesetzt wurde, war es im 17. und 18. Jh. auch in mehreren dt. Übersetzungen verbreitet (z. B.: Chr. Stadt Gottes ..., Augsb. 1715 u.ö.).
II. Deutungen
Schon im Mt-Evangelium wurde der Aufenthalt in Ägypten als Erfüllung atl. Prophetie interpretiert (Mt 2,15) und auf Os 11,1 hingewiesen, wonach Gott seinen Sohn aus Ägypten gerufen habe (in der kommentierenden Lit. auch auf Num 23,22, so Hieronymus [3] S. 14). Darin, daß Jesus den Verfolgungen des Herodes unversehrt entkommen war, sah man die Konsequenz des göttlichen Heilsplans erwiesen, demzufolge Christus nicht vor der Passion in die Hände seiner Verfolger fallen durfte (Joachim Gnilka, Das Mt-Evangelium, Bd. 1, Freiburg usw. Der Name des Attributs „[Person“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann. theol. Komm. zum NT, 1,1], S. 47f.).
Legten die patrist. und ma. Exegeten die F. im Literalsinn aus, stimmten sie ausnahmslos darin überein, daß Jesus die F. auf sich genommen habe, um auch hierin seine menschliche Natur vollkommen zu verwirklichen (vgl. u.a. Johannes de Caulibus: [17] S. 48f.).
So wie Christus geboren wurde, um die Menschen zu erlösen, sei er geflohen, um die Flüchtigen zurückzurufen. Er, der Mächtige, habe den Verfolger Herodes nicht gefürchtet, als er sich jenem, dem Schwächeren, unterwarf und freiwillig, nicht aus Zwang, Vertreibung und F. auf sich nahm. Er, der gekommen war, den Sieg zu erringen, fürchtete den Tod nicht (Petrus Chrysologus, Sermo 150: [4] Sp. 601; danach u.a. Paschasius Radbertus: [7] S. 168f.; Glossa ordinaria: [8] S. 9).
Die F., die Umstände der Flucht und ihr Ziel wurden häufig allegorisch ausgelegt.
Joseph, der mit Maria und Jesus aufbrach, versinnbildlicht den Prediger, der mit der Kirche (Maria) den christlichen Glauben - „fidem Christi“ - den Heiden bringt und den Unglauben der Juden, verkörpert durch Herodes, zurückläßt (ebd.; Ps.-Anselm von Laon [Gaufridus Babio?]: [9] Sp. 1258; vgl. Ludolf von Sachsen: [20] S. 68). Dies geschah bei Nacht, um mit den Ungläubigen auch die Nacht der Unwissenheit zurückzulassen (vgl. Paschasius Radbertus: [7] S. 170; Glossa ordinaria: [8] S. 9; Zacharias Chrysopolitanus: [10] Sp. 84). Ägypten sei Zufluchtsort gewesen, weil Jesus durch den Glauben der Heiden den Unglauben der Juden habe anklagen wollen (Petrus Chrysologus, Sermo 151: Migne, P. L. 52 Sp. 604; ähnlich Zacharias Chrysopolitanus: [10] Sp. 84). Christus lehre durch die F. die Gläubigen, das Exil - die Welt - zu verachten, in der sie nur Pilger und Heimatlose seien („peregrinos et exules in terra“: Cornelius a Lapide: [22] S. 84).
Das Etymon für Ägypten „tenebrae vel tribulatio“ (Hieronymus, Liber interpretationis hebraicorum nominum, Act A: CCSL 72 [1959] S. 143) legte eine tropologische Erklärung der F. nahe. Man verglich die F. mit dem geistlichen Leben des Christen: „Ägypten“ bedeute die Dunkelheit von Sünde und Unglauben (Ps.-Anselm von Laon [Gaufridus Babio?]: [9] Sp. 1258) oder die Dunkelheit und Enge freiwilliger Umkehr und Reue (Hugo von St-Cher: [12] Bl. a 3’r).
Herodes verkörpert den Hochmut. Wer dieser Sünde entgehen will, muß gleichsam nach Ägypten gehen, d.h. die eigene Dunkelheit des Stolzes erkennen; die Rückkehr aus Ägypten nach Judäa ist Bild für die auf Selbserkenntnis folgende Erkenntnis Gottes (Ps.-Hugo von St-Victor, Miscellanea, lib. 6,27: Migne, PL. 177 Sp. 828). Wie Herodes Jesus verfolgte, um ihn zu töten, sucht der Teufel den Jesus, der durch Gnade jedem Gläubigen innewohnt, d.h. die Reinheit des Gewissens und der Unschuld, zu töten. Deswegen bedarf es der Ermahnung des Engels, d.h. des guten Predigers oder Prälaten, um nach Ägypten - Dunkelheit und Enge - zu fliehen, nämlich in die Dunkelheit der Demut und Reue. So, wie dort Maria und das Kind in Ägypten sicher sind, bleiben Buße, Keuschheit und Beständigkeit bewahrt (Petrus Berchorius, Reductorium morale, lib. 29, cap. 1: Bersuire, Opera, Bd. 1 S. 208).
Zur Auslegung der F. in der Typologie s. Sp. 1384-1390.
III. Vorkommen des Bildthemas
Seit dem 5. Jh. sind einzelne gesicherte Darstellungen zur F. bekannt, seit dem frühen MA verbreitet (Abb. 1 und 3; vgl. Schlosser, Schriftquellen, S. 326 Nr. 931 und S. 336 Nr. 935). Aus der Zeit vom 10. Jh. bis ins 19. Jh. gibt es zahllose Beispiele in allen Kunstgattungen, entweder innerhalb von Bildzyklen oder als selbständige Wiedergaben.
Ungewöhnlich zahlreich sind die aus Frankreich und dem westl. Deutschland bekannten vollplastischen Bildwerke zur F. aus dem 15. und fr. 16. Jh., meist zwei Holzskulpturen mit Joseph sowie Maria und Kind auf dem Esel: Moissac, ehem. Abteikirche St-Pierre, E. 15. Jh.: Evelyne Ugaglia, L’abbaye St-Pierre, in: La ville de M. Tarn-et-Garonne, Toulouse 1986 (Inv. gén., V. Images du patrimoine, Nr. 17), S. 47 Abb. 86; Abb. 19.
Da man dieses Thema im sp. 15. und fr. 16. Jh. in Bildprogramme für Festeinzüge und Prozessionen einbezog, wie u.a. Albrecht Dürers Notiz zu einer Prozession im August 1520 in Antwerpen bezeugt („Denn do führet man viel wägen, spiel auff schiffen und andern pollwerck ... auch wie vnser Fraw jn Egÿpten fleucht ...“: Schriftlicher Nachlaß, hg. von Hans Rupprich, Bd. 1, Bln. 1956, S. 153), sind solche Bildwerke möglicherweise bei Prozessionen mitgeführt worden, um dann ebenso wie die sog. „tableaux vivants“ eine der Stationen des Lebens Jesu oder des Marienlebens zu vertreten (Belege aus dem 18. Jh. bei: Alois Mitterwieser, Gesch. der Fronleichnamsprozession in Bayern, Mchn. 1949, S. 110).
Man wählte die F. als Bildthema, um den biblischen Text zu illustrieren, in Werken der Buchkunst (Bibeln, Evangeliare, Evangelistare, Lektionare, Plenare und Postillen) sowie in theologischen oder erbaulichen Werken, in denen der Bibeltext kommentiert wurde, oder dort, wo man liturgische Texte für jene Feste des Kirchenjahres zu schmücken hatte, an denen auch der Bibeltext gelesen wurde. Darstellungen der F. kommen in typologischen und emblematischen Bildprogrammen vor. Seit dem 16. Jh. sind viele, oft genrehafte Einzeldarstellungen der F. - meistens Tafel- oder Leinwandgemälde - mit ausführlichen Landschaftsschilderungen bekannt. - Seit dem 16. Jh., vor allem im 17. und 18. Jh. gab man als Bild zur F. häufig die *R.a.d. F. wieder (s. Sp. 1417-1419).
A. Illustrationen des Bibeltextes und seiner Bearbeitungen
1. Bibel
In lat. Bibeln wurde die F. seit dem 11. Jh. vergegenwärtigt, so auf einer der dem Neuen Testament vorangestellten Bildseiten in der Bibel aus S. Maria de Ripoll, Katalonien, 1. H. 11. Jh. (Bibl. Vat., ms. Vat. lat. 5729, fol. 366v: Neuß, Bibelill., S. 113, Taf. 49 Abb. 142). In späteren Hss. plazierte man das Bild der F. (oft zusammen mit anderen Szenen der Kindheitsgeschichte Jesu) entweder am Beginn des Mt-Evangeliums oder vor dessen zweitem Kapitel oder in unmittelbarer Nähe des entsprechenden Abschnitts.
Am Beginn des Mt-Evangeliums bietet die F. eine Bildseite mit zwölf Szenen aus der Kindheitsgeschichte Jesu in einer um 1350/1360 in Neapel geschriebenen und illustrierten lat. Bibel (Berlin, StMPK, Kk., Hs. 78 E 3, fol. 367r: Beschr. Verz. Kk. Bln., S. 57; zur Hs. Helmut Boese, Die lat. Hss. der Slg. Hamilton zu Berlin, Wiesb. 1966, S. 45f.). Vor dem Beginn des zweiten Kapitels steht ein Bild der F. zusammen mit dem bethlehemitischem Kindermord in der dt. sog. Ottheinrichs-Bibel (München, Bayer. St.bibl., cod. germ. mon. 8010, Bd. 1, fol. 12r, Regensburg, um 1425/1430: [30], S. 104f. Nr. 91, Taf. 65). Marginal angebracht ist die Darstellung der F. in einer griech.-lat. Hs. aus Norditalien (Mailand?), M. 15.Jh. (Oxford, Bodl. Libr., Ms. Lyell 15, fol. 18r: Pächt-Alexander Bd. 2 S. 76 Nr. 726).
Ausnahme blieb die Wiedergabe der F. vor dem Buch Genesis in einer Folge von Darstellungen zur Heilsgeschichte wie in einer in Bologna (?) vor 1262 ausgestatteten Bibel (Jonathan J. G. Alexander und Albinia C. de la Mare, The Ital. Mss. in the Libr. of Major J. R. Abbey, Ld. 1969, S. 12-19 Nr. 4, Taf. A).
Vermehrt seit der 2. H. 16. Jh. gibt es Darstellungen der F. auch in bebilderten Bibeldrucken.
Die F. zeigt ein Holzschnitt nach Godefroid Bellain für die bei Plantin 1573 in Antwerpen erstmals gedruckte Bildfolge zur Bibel (Max Rooses [Hg.], Het oud en het nieuw testament. II ... Afdruk der oorspronkelijke platen ..., Antw. 1911 [Uitgaven van het Mus. Plantin-Moretus te A.], Taf. 5). In verschiedenen Ausgaben der Bibelübersetzung Martin Luthers faßte man öfter die F. mit anderen ntl. Szenen auf Bildseiten zusammen, die entweder dem NT vorangestellt sind (Biblia, Das ist: Die gantze H. Schrifft ..., Nbg. 1686, Kupferstich von Johann Friedrich Fleischberger nach Entw. von Johann Strauch) oder dem Mt-Evangelium (Biblia deutsch, Strbg. 1734, Taf. 50: Kupferstich von A. Dannegger).
Man bebilderte den Abschnitt über die F. auch in kommentierten Bibelparaphrasen (z. B. Isaac-Louis Le Maitre de Sacy, L’hist. du vieux et du nouveau testament ..., Paris 1752, S. 391). Für den Katechismusunterricht bestimmt war die Folge von ausgewählten Textabschnitten aus der Bibel mit zugehörigen Fragen und Illustrationen: Johann Hübner, Zweymahl zwey und funffzig Auserlesene Biblische Historien Aus dem Alten und Neuen Testamente, Der Jugend zum Besten abgefasset, Lpz. 1731, Taf. 11 zw. S. 264 und 265; Radierung von Johann Rudolf Schellenberg, in: 60 Biblische Geschichten des neüen Testaments,
Winterthur 1779, Nr. 6; vgl. Brigitte Thanner, Schweiz. Buchill. im Zeitalter der Aufklärung ..., Winterthur 1987 [Diss. München 1986], Bd. 1 S. 469, Bd. 2 Abb. 469).
Häufig gehört die F. zu den ntl. Szenen in den oft nur mit wenig Text versehenen Bilderbibeln und Bilderserien zur biblischen Geschichte, die seit der 2. H. 17. Jh. verbreitet waren.
Beispiele: Kupferstich von Pieter Hendricksz. Schut in: Toneel oste Vertooch der Bybelsche Historien ..., Amst. 1659, Nr. 13 (Ndr., hg. von Victorine Bakker, o. O. 1963 [Zwarte Beertjes, 720]); Kupferstich von Melchior Küsel in: Icones Biblicae Veteris et Novi Testamenti. Figuren biblischer Hist. ..., Augsb. 1679, T. 2 Taf. 10); Kupferstich von Jan oder Caspar Luykens, in: Historiae Celebriores Novi Testamenti Iconibus Repraesentatae ..., Nbg. 1708, Nr. 9; Kupferstich von Johann Ulrich Kraus in: Hist. Bilder = Bibel, Augsb. 1712, S. 113; Kupferstich von Catharina Sperling in: Historia Novi Testamenti ... Neu = Testamentische Geschichten ..., Augsburg o. J. (um 1730), Nr. 9. Nach einem Gem. des Jacob Jordaens (s. Sp. 1408) gab Philipp Andreas Kilian die F. wieder in: Picturae chalcographicae Historiam Veteris et Novi Testamenti, Augsb. 1758; das Bild bietet als Bildunterschrift ein Bibelzitat (Cant 8,14) und eine daraus abgeleitete, dem Betrachter zur Nachempfindung anempfohlene Moralisation („Mein Freund, das Jesus Kind, flieht wie ein junges Rehe / Gib, daß ich williglich mit dir ins Elend gehe“): Abb. 33.
Auch umfangreiche Bilderfolgen zur Bibel und ill. Bibelausgaben aus dem 19. Jh. enthalten oftmals Bilder der F.
Beispiele: Bilder-Bibel für die Jugend oder Gesch. des Alten und Neuen Testaments, hg. von Albert Knapp, Nbg. 1853, Taf. 14; Friedrich Overbeck, Darstellungen aus den Evangelien nach 40 Originalzeichnungen im Besitz des Frhr. Alfred von Lotzbeck auf Weihern, Ddf. 1855, Nr. 7; Julius Schnorr von Carolsfeld, Die Bibel in Bildern, Lpz. 1860, Taf. 170f.; La Sainte Bible selon la Vulgate, Paris 1866, Bd. 2 S. 300 (Abb. 38; Henri Leblanc, Cat. de l’œuvre complèt de G. D., Paris 1931, S. 52; Millicent Rose [Hg.], The Doré Bible Ill., New York 1974, S. 164).
2. Bücher für liturgischen Gebrauch
Bücher für liturgischen Gebrauch mit den im Gottesdienst gelesenen Teilen des Bibeltextes enthalten häufig dann, wenn umfangreichere Bebilderung vorgesehen war, Darstellungen der F.
In Evangeliaren wurden diese regelmäßig der Mt-Perikope zugeordnet.
In einer griech.-lat. Hs. in St. Gallen ist dies im 9. Jh. bezeugt (Florentine Mütherich, Das Verz. eines griech. Bilderzyklus in dem St. Galler Cod. 48, Dumbarton Oaks Papers 41, 1987, S. 417). In späteren griech. Beisp. sind solche Wiedergaben entweder als Einzelszenen oder in kontmuierender Wiedergabe mehrerer Ereignisse dem Mt-Text eingefügt (Florenz, Bibl. Laur., cod. Plut. VI. 23, fol. 6v, Konstantinopel, sp. 11. Jh.: Tania Velmans, Le tétraévangile de Laurentienne ..., Paris 1971 [Bibl. des Cahiers arch., 6], Taf. 7 Abb. 13); vgl. die 1356 dat., in Bulgarien entstandene Hs. London, Brit. Libr., Add. Ms. 39 627, fol. 10v(Ekaterina Dimitrova, The Gospels of Tsar Ivan Alexander, Ld. 1994, S. 47 Abb. 44).
Da im Geltungsbereich der lat. Liturgie der Text Mt 2, 19-23 entsprechend den unterschiedlichen liturgischen Ordnungen für verschiedene Tage vorgeschrieben sein konnte, ist auch das Vorkommen von Darstellungen der F. in solchen Codices uneinheitlich.
Man las den Mt-Text gewöhnlich als Evangelium der Messe zur Vigil von Epiphanias (bezeugt im 8. Jh. im sog. Comes von Würzburg, seit dem 9. Jh. in Mailand und im Geltungsbereich der reformierten röm. Liturgie: Stephan Beissel S.J., Entstehung der Perikopen des röm.
Meßbuches, Frbg. 1907 [Stimmen aus Maria Laach, Erg.h. 96], S. 97, 131 und 172). In der ambrosianischen Liturgie im 10./11. Jh. diente er als Evangelium am Fest der Unschuldigen Kinder (Mt 2, 13-23: Gaston Godu, Art. „Évangiles“, in: DACL 5,1 Sp. 873). Seit der für den röm. Ritus verbindlichen, im Missale Romanum (ed. princ. Rom 1570) festgelegten Ordnung war die Mt-Perikope Evangelium in der Messe am Fest der Unschuldigen Kinder (28. Dez.) und in der Messe zur Vigil von Epiphanias. - Im prot. Gottesdienst war die Mt-Perikope gewöhnlich für den zweiten Sonntag nach Weihnachten (Sonntag nach Neujahr) vorgesehen, weshalb Darstellungen der F. in vielen prot. Postillen vorkommen (s. Sp. 1387 und 1393).
In vielen lat. Evangeliaren stellte man Bilder der F. entweder mit anderen biblischen Darstellungen kombiniert oder allein an den Anfang eines Evangeliums oder plazierte sie nahe bei der Textstelle.
Auf einer der dem Mt-Evangelium vorangestellten Bildseiten zeigte man Erscheinung des Engels vor dem schlafenden Joseph und F. in dem um 1030 in Echternach entstandenen Evangeliar (Nürnberg, Germ. Nat.mus., Hs. 156142, fol. 19v: Rainer Kahsnitz u.a., Das Goldene Evangelienbuch von Echternach, Ffm. 1982, Taf. 12). Als eine von sechs Darstellungen sieht man die F. neben Geburt und mehreren Szenen aus dem öffentlichen Wirken Jesu im Binnengrund der Initiale „L(iber)“ am Beginn des Mt-Evangeliums in einem Evangeliar, Nieders., um 1240, auf fol. 11r, einer Initialseite gegenüber einer Bildseite, die die Anbetung der Könige und den Evangelisten Matthäus zeigt (Das Gos-
larer Evangeliar. Vollst. Faks.-Ausg. im Originalformat der Hs. B 4387 aus dem Besitz des Stadtarchivs Goslar, Graz 1990 [Codd. selecti, 92]).
Nahe beim Text der Perikope fügte man eine Darstellung der F. in dem Evangeliar der Hofbibl. in Aschaffenburg ein. Die zweite Kolumne von fol. 20r füllt ein Bildfeld, dessen vier Register R.a.d.F. und Götzensturz (RDK I Sp. 787 Abb. 3), bethlehemitischen Kindermord, Rückkehr aus Ägypten und Taufe Jesu im Jordan zeigen (Aschaffenburg, Hofbibl., ms. 13, Mainz, M. 13. Jh.: Swarzenski, Hss. 13. Jh., Bd. 2 Taf. 40 Abb. 228; Josef Hofmann und Hans Thurn, Die Hss. der Hofbibl. A., Aschaffenburg 1978 [Veröffn. des Gesch.- und K.ver. Aschaffenburg e.V., 15], S. 39).
In Evangelistaren gibt es Bilder der F. zum Fest der Unschuldigen Kinder.
Beispiele: New York, Morgan Libr., M. 780, fol. 9r, Salzburg, 11. Jh. [79] S. 215; Abb. 5.
Auch Werke, die zu den Perikopen in der Ordnung des Kirchenjahrs Auslegungen enthalten wie die *Homiliare, können mit Darstellungen der F. illustriert sein (Jerusalem, Griech. Patriarchat, cod. Taphou 14, fol. 96r, 11. Jh.: [49] S. 223; [57] S. 229 Abb. 206).
Während es in frühen Beispielen der seit 3. V. 15. Jh. verbreiteten volkssprachlichen *Plenare offenbar noch nicht üblich war, die F. wiederzugeben, versah man den Mt-Text in erweiterten Fassungen mit einem solchen Bild (Christoph Flurheym, Alle Kirchen gesang vnd gebeth des gantzen iars ..., Lpz. 1529, T. 1 Bl. 71: Faks. hg. von Theodor Bogler, Maria Laach 1964).
Die seit dem Spät-MA nach dem Vorbild der Plenare angelegten, in Hss. und Drucken kursierenden *Postillen mit Auslegungen und Predigten zu Evangelien und Episteln des Kirchenjahrs enthalten häufig Darstellungen der F.
Mit am bekanntesten dafür ist die in vielen lat. und einigen ital. Ausgaben gedruckte „Postilla“ des Wilhelm von Paris (vgl. Hans Rost, Die Bibel im MA, Augsb. 1939, S. 408-411), die seit der Ausg. von Michael Furter, Basel 1491, in reich ill. Ausgaben verbreitet war und deren Holzschnitte auch für andere Werke ähnlichen Inhalts verwendet wurden [29, S. 55f.].
Die in nachma. Zeit hergestellten Postillen, in denen manchmal auch die unterschiedlichen kath. und prot. Leseordnungen bei der Anordnung der Bebilderung berücksichtigt wurden, bieten ebenfalls regelmäßig Darstellungen der F. (z. B. [43] S. 12f., Taf. [8]).
3. Bibelharmonien
Man illustrierte die F. auch in den seit 2. H. 12. Jh. verbreiteten Bibelharmonien.
In Evangelienharmonien zeigte man die Ereignisse der F. in einem oder mehreren Bildern, abhängig von der Ausführlichkeit des Textes. So stattete man eine E. 14. Jh. in der Lombardei entstandene Handschrift mit einem umfangreichen Bildzyklus aus, da man im Text Auszüge aus den Evangelien mit den detaillierten Angaben zur F. aus dem Ps.-Mt-Evangelium kombiniert hatte. Die Bildfolge schloß auch weitere Ereignisse der Kindheitsgeschichte ein (bethlehemitischer Kindermord; Darbringung Jesu im Tempel), die man in scheinbar chronologischer Ordnung zwischen die verschiedenen Stationen der F. einschob (Mailand, Bibl. Ambr., cod. L. 58 sup., fol. 6v-11v: Abb. 9; [41]; s. Sp. 1416f.). -In einem einzigen Bild zeigte man F., Geburt Jesu, Anbetung der Könige, Darbringung im Tempel und Beschneidung als Ill. zu dem 1399 von Giacopo Gradenigo in Padua verfaßten Text „Li quattro Evangeli concordati in uno“ (Berlin, StMPK, Kk. 78 C 18, fol. 4r: Berta Segalla, Ein Paduaner Cod. von 1399 im Kk. zu B., Berliner Museen 49, 1928, S. 133 Abb. 2; die Bilder der Hs. folgen den Wandgem. des Giusto de’ Menabuoi im Baptisterium von Padua, zw. 1372 und 1375: Sergio Bettini, Le pitture de G. de’ M. nel Battistero del Duomo di Padova, Ven. 1960, Abb. 7). - In mehreren Bildern schilderte man die F. in der sog. Holkham-Bibel, England, um 1320/1330, deren Text und Bildprogramm die „Historia scholastica“ zugrundeliegt (London, Brit. Libr., Add. Ms. 47 682, fol. 14r-15r: Abb. 11; [55] S. 92-94; [24] Bd. 5,2, S. 105-107 Nr. 97; [61]; s. Sp. 1420-1422 und 1425). In der gereimten Bibelparaphrase des Pietro da Barsegapè um 1300 gibt es eine Darstellung zur F. (Mailand, Bibl. Braidense, ms. AD.XIII.48, fol. 17r: Miniature lombarde, Mail. 1970, Abb. 73). Mehrere Szenen der F. illustrieren den Text des sog. Klosterneuburger Evangelienwerks aus dem 14.Jh. (Schaffhausen, Stadtbibl., cod. Gen. 8, fol. 20r-23r, Österr., um 1340: Abb. 13 a-c; [50] S. 83; s. Sp. 1416-1418 und 1421-1423).
Die meist nur knapp textierten Bilderbibeln enthalten in der Regel nur ein einziges Bild, z. B. der wie eine Evangelienharmonie angelegte ntl. Teil einer im Auftrag von Kg. Sancho von Navarra (1194-1234) hergestellten Bilderbibel (Augsburg, Univ.bibl., Hs. Öttingen-Wallerstein I, 2, lat. 4°, fol. 190r: François Bucher, The Pamplona Bibles, New Haven - Ld. 1970, Bd. 2 Taf. 387) oder in dem nur knapp textierten Fragment in New York (Morgan Libr., M. 719-720, fol. IVr, Straßburg [?], um 1410-1420: Josef Hermann Beckmann und Ingeborg Schroth [Hgg.], Dt. Bilderbibel aus dem späten MA, Konstanz 1960).
4. Historienbibeln
Den im Spät-MA verbreiteten Historienbibeln gab man öfter Darstellungen der F. bei, z. B. einer in Utrecht um 1430 entstandenen Hs. (Den Haag, Koninkl. Bibl., ms. 78 D 38, Bd. 2 fol. 145r: Sandra Hindman, Text and Image in 15th-c. illustrated Dutch Bibles, Leiden 1977 [Verzameling van middelnederlandse bijbelteksten. Misc., T. 1], S. 55, Abb. 21; [36] S. 52) oder einer 1467 dat. dt. Hs. (Vorau, Bibl. des Augustinerchorherrenstifts, cod. 273, fol. 362v: Beschr. Verz. Österr. N.F., Bd. 4,1 S. 229). Mehrere Bilder illustrieren die F. in Hss. jener Textredaktion, in die Bruder Philipps „Marienleben“ eingegangen war (Lieselotte E. Stamm, Die Rüdiger-Schopf-Hss., Aarau usw. 1981, S. 201; [84], S. 260; vgl. Sp. 1356).
Frühdrucke der „Neuen Ee“ enthalten ebenfalls eine Darstellung der F. („Dy nye Ee vnd’ dat passional van Jhesus vnd marien levende“, Lübeck [Lucas Brandis] 1478 und 1482: [88] Bd. 10 Taf. 62 Abb. 124).
5. Apokryphen
Obwohl besonders der Text des Ps.-Mt-Evangeliums verbreitet war (s. Sp. 1354f.) und wegen der ausführlichen Schilderungen der Ereignisse während der F. und des Aufenthalts in Ägypten Grundlage vieler Darstellungen wurde (s. Sp. 1414-1427), sind offenbar nur wenige Hss. bebildert worden.
Ausführliche Bildfolgen enthalten zwei in Italien entstandene Beisp., eines mit dem lat. Text des Ps.-Mt und zwölf Szenen zur F., Mittelitalien (Rom?), 4. V. 13. Jh. (Paris, Bibl. Nat., ms. lat. 2688: [33] S. 133-135 Taf. 69f.), das andere, entst. in der Lombardei, 3. V. 13. Jh., mit einer ital. Evangelienharmonie, die bei der Kindheitsgeschichte dem Text des Ps-Mt folgt, und sieben Darstellungen zum Thema (Mailand, Bibl. Ambr., ms. L. 58 sup.: Abb. 9; [41]); vgl. ferner [82].
Eine Hs. mit einer anglo-frz. Textfassung der „Gesta infantiae Salvatoris“, zw. etwa 1315 und 1325, enthält acht Darstellungen zur F. (Oxford, Bodl. Libr., Ms. Seiden Supra 38: [24] Bd. 5,1 S. 62f. Nr. 54).
B. Illustrationen nichtbiblischer Texte
1. Leben-Jesu-Dichtung
In Werken der Leben-Jesu-Dichtung, in denen nahezu immer auch die F. mit Götzensturz oder mehreren Wundern behandelt war, wurde die F. häufig dargestellt.
Eine baierische Hs. mit dem „Leben Jesu“ der Frau Ava, 14. Jh., zeigt die F. (ehem. Görlitz, Bibl. der Oberlausitzischen Ges. der Wissenschaften, cod. 10, fol. 6v: Paul Piper, Die geistliche Dichtung des MA, 1. T., Bln. und Stg. 1888 [Die dt. Nat.-Lit., Bd. 3], S. 225 Abb. 3; vgl. Edgar Papp, in: [92] Bd. 1 Sp. 560-565).
2. Weltchroniken
Den ill. Weltchroniken, für deren Text auch Bruder Philipps „Marienleben“ herangezogen wurde (s. Sp. 1356f.), sind häufig mehrere Darstellungen zur F. beigegeben (zu Hss. des 14.-15. Jh.: [54] S. 75, 110, 203, 257, 305f., 354 und 365; [94] Sp. 33]).
3. Theologische Werke
Theol. Werke, die der Betrachtung gewidmet sind, enthalten oft Bilder zur F. als einer Station im Leben Jesu oder im Leben Mariens.
Eine ital. Hs. mit den „Meditationes vitae Christi“ des Ps.-Bonaventura, um 1300, enthält eine größere Zahl von Darstellungen zur F. ([82], S. 65-76; s. Sp. 1357), ebenso Hss. und Frühdrucke zur „Vita Christi“ des Ludolf von Sachsen (z. B. Ausg. Antw. Der Name des Attributs „[Person“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann. Leen] 1487, Bl. g2v; s. Sp. 1357). Mehrere Darstellungen zur F. kommen vor in den Hss. eines wohl auf Jean Gerson um 1380 und auf einen anonymen Karmeliten nach 1403 zurückgehenden Texts „La Vie de Nostre Benoit Sauveur Ihesuscrist ...“ ([72]; s. Sp. 1357 und 1416). Die F. zeigen auch Hss. aus dem 15. Jh. mit der „Vita Christi“ des Michael de Massa (Lüttich, Univ.bibl., ms. Wittert 71, fol. 49v; Chantilly, Mus. Condé, ms. 1455, fol. 42r; vgl. Hans-Walter Stork, Zwei illustrierte „Leben-Jesu“-Texte des 15. Jh. in Lüttich und Chantilly, in: Masters und Miniatures. Proceedings of the Congress on medieval ms. illum. in the Northern Netherlands Der Name des Attributs „[Ort“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann. ... 1989], hg. von Koert van der Horst una Johann-Christian Klamt, Doornspijk 1991 [Stud. and facsimiles of Netherlandish illuminated mss., 3], S. 287-294).
Die F. bietet ein Holzschnitt in der ed. princ. der „Meditationes“ des Johannes de Turrecremata, Rom (Ulrich Han) 1467, Bl. 9r(Abb. 16; vgl. Johannes Röll, Beobachtungen zu den Holzschnitten der „Meditationes“ des Kardinals Juan de Torquemada, Gutenberg-Jb. 69, 1994, S. 50-59; ferner: Sabine Poeschel, Die Schlüssel des Petrus ..., in: Ars naturam adiuvans. Fs. Matthias Winner, hg. von Victoria von Fleming und Sebastian Schütze, Mainz 1996, S. 62-74). Holzschnitte mit der F. schmücken auch die zahlreichen Ausgaben des Berthold von Freiburg (s. Sp. 1357) zugeschr. „Zeitglöcklein“ (Ausg. Nürnberg [Friedrich Creussner] 1489: Ausst.kat. „Fünf Jhh. Buchill., Meisterwerke der Buchgraphik aus der Bibl. Otto Schäfer“, Nürnberg-München 1987, S. 36f., mit Abb.; Ausg. Basel [Johann Amerbach] 1492: [88] Bd. 21 Taf. 109 Abb. 604; Ausg. Ulm [Konrad Dinckmut] 1493: ebd. Bd. 6 Taf. 95 Abb. 603), wohl aus der 2. H. 15. Jh. (vgl. Helmut Weck, in: [92] Bd. 1 Sp. 802). Die F. zeigt ein Holzschnitt in den Frühdrucken der „Bereittung zu dem hl. Sacrament“ des Kartäusers Ludwig Moser (z. B. Ausg. Basel [Michael Furter] um 1500: [88] Bd. 22 Taf. 65 Abb. 38; zum Text, verf. zw. 1486 und 1489: Herbert Kraume, in: [92] Bd. 6 Sp. 707). Ungefähr gleichzeitig entstand das anonyme „Itinerarium Beatae Mariae Virginis“, erstmals belegt in: München, Bayer. St.bibl., cod. lat. germ. 4426, fol. 7r-60v, dat. 1488 (Hardo Hilg, in: ebd. Bd. 4 Sp. 428f.), dessen Frühdruckausgaben ebenfalls eine Darstellung zur F. enthalten (z. B. Ausg. Basel [Lienhart Ysenhut] 1489[?]: [88] Bd. 22 Taf. 35 Abb. 216).
4. Liturgische Bücher für die Messe
Liturgische Bücher für die Messe enthalten oftmals Darstellungen der F. zu Texten für jene Feste des Kirchenjahres, an denen auch die ntl. Perikope gelesen vorgesehen war.
Gelegentlich bebilderte man in Sakramentaren die Texte zum Weihnachtsfest mit Darstellungen der F. zusammen mit anderen Szenen, z. B. im Sakramentar des Robert von Jumièges, Winchester, vor 1023 (Rouen, Bibl. mun., ms. Y. 6, fol. 33r: [24] Bd. 2, S. 89 Nr. 72; Louis Grodecki, Le MA retrouvé, Bd. 1, Paris 1986, Abb. 67). - Im zweigeteilten Binnenfeld der Initiale „E(cce)“ zum Introitus der Messe an Epiphanias in einem mrh. Missale, 3. V. 13. Jh., ist oben die Anbetung der Könige, unten die F. wiedergegeben (Berlin, St.bibl. PK, cod. theol. lat. 2° 487, fol. 29r: Paula Väth,
Die ill. lat. Hss. dt. Provenienz 1200-1350 der St.bibl. zu Berlin PK, Wiest». 2001 [St.bibl. zu Berlin PK, Kat. der Hs.-Abt. 3. R., Bd. 3], Textbd. 1 S. 173 Nr. 120; Swarzenski, Hss. 13. Jh., Bd. 2, S. 182 Abb. 995). - Bertold Furtmeyr zeigte die F. in der historisierten Initiale „T(e)“ zum Kanon der Messe von Ephiphanias im ersten Band des Missale für den Salzburger Erzbischof, zw. 1482 und 1489 (München, Bayer. St.bibl., cod. lat. mon. 15 708, fol. 75r: Alheidis von Rohr, Berthold Furtmeyr und die Regensburger Buchmal. des 15. Jh., Diss. Bonn 1967, S. 44; [30] S. 120f. Nr. 106).
5. Bücher für Stundengebet und privates Gebet
Auch in Büchern für das Stundengebet und in Gebetbüchern illustrierte man Texte des weihnachtlichen Festkreises mit der F.
Ein Antiphonale aus dem Zisterzienserkloster Altenberg zeigt am Beginn der Texte des Weihnachtsfestes in der Initiale „H(odie)“ die Geburt Christi, im Rahmen Medaillons mit dem Evangelisten Lukas sowie mit Hirtenverkündigung, R.a.d.F., F. und Lactatio des hl. Bernhard von Clairvaux (Univ.- und L.bibl. Düsseldorf, ms. D 34, pag. 88, dat. 1544: Elisabeth Hemford, Monastische Buchk. zwischen MA und Renss., Bergisch Gladbach 2001, S. 46-48, Taf. 5).
In einem Brevier für den Herzog von Bedford, zw. 1424 und 1435, ist die F. Bild zur Matutin des Freitags in der ersten Adventswoche, zur Matutin des Fests der Unschuldigen Kinder und zu mehreren Texten der Oktav von Epiphanie (Paris, Bibl. Nat., ms. lat. 17 294, fol. 28v, 77r und 115v: Leroquais, Brév., Bd. 3 S. 281, 287 und 292), in einem lat. Brevier, wahrscheinlich Brügge, zw. 1474 und 1489, ist die F. Bild zum Fest der Unschuldigen Kinder ([25] S. 217 Nr. 72).
Ein Vesperale und Matutinale, Böhmen, E. 14./A. 15. Jh., bietet die F. im Binnengrund der Initiale „I(storum)“ zum Beginn der Texte für Epiphanie (Zittau, Stadtbibl., ms. A. 1., fol. 85r: Bruck S. 248).
Ein Fragment eines Martyrologium aus dem Zisterzienserinnenkloster Welver, 1. H. 14. Jh., zeigte im Außengrund der Inititale „I(hesus)“ die F. mit dem Götzensturz, darunter Maria mit dem Jesusknaben an der Hand sowie die Geburt Christi (Ulrich Löer, Illuminierte Handschriftenfragmente aus dem Kloster Welver, in: Ders., Got. Buchmal. aus Westf. ..., Soest 1997 [Soester Beitr., Bd. 57], S. 66-68, mit Abb.).
Nachdem 1479 in Rom das Hochfest des hl. Joseph eingeführt worden war (s. Sp. 1357), wählte man im sp. 15. Jh. in Italien die F. auch als Bild zum Fest des hl. Joseph, wie in einem wohl in Rom entstandenen Antiphonale für ein Kartäuserkloster (Veroli, Bibl. Giovardiana, ms. 10, fol. 47r: Virginia Brown u.a., Cat. dei più antichi mss. della Bibl. Giovardiana di Veroli, Rom 1996, S. 45 Nr. 10, Taf. 10).
Darstellungen der F. sind häufig in Büchern, die für das private Gebet bestimmt waren, in Stundenbüchern (s. Sp. 1380-1383; zur Häufigkeit vgl. u.a. [36] S. 175) und in illustrierten Gebetbüchern (s. *Gebetbuch; Stundenbuch).
Die F. ist dargestellt im sog. Gebetbuch der Hildegard von Bingen (München, Bayer. St.bibl., cod. lat. mon. 935, fol. 17v, Trier um 1175-1180: Hildegard-Gebetbuch. Faks.-Ausg. ..., Wiesb. 1982; zur Hs. und weiteren Belegen für den darin bezeugten Bildzyklus: [60 a] Bd. 1 S. 207-210).
Die F. wurde regelmäßig wiedergegeben in den seit 1498 im dt., seit 1513 auch im niederl. Sprachgebiet erschienenen, meist kleinformatigen und reich bebilderten Ausgaben des „Hortulus animae“ mit lat., dt., tschechischem oder mittelniederl. Text (z. B. Hortulus animae tütsch, Basel 1518: [29] S. 71f.). Hans Holbein d. J. entwarf offenbar mehrmals Bildfolgen zu diesem Text; bekannt sind vierzehn Metallschnitte von Jakob Faber, um 1519, deren Verwendung erst in einem 1548 gedruckten Stundenbuch nachweisbar ist (Christian Müller, Hans Holbein d. J. Die Druckgraphik im Kk. Basel, Basel 1997, S. 268 Nr. 80 i). Ein Metallschnitt mit der F. gehört zu einer Serie, die zw. 1521 und 1523 für eine nicht zustandegekommene Baseler Ausgabe entworfen worden war und von den Brüdern Frellon u.a. für die erste Lyonnaiser Ausgabe von 1546 gebraucht wurde. Die F. zeigen auch die bei Stephan Arndes in Lübeck gedruckte Ausgabe von 1515 sowie der 1519 bei Pamphilus Gengenbach in Basel gedruckte dt. „Hortulus“ mit Holzschnitten von Ambrosius Holbein und seiner Werkstatt (Maria Consuelo Oldenbourg, Hortulus animae, Hamburg 1973, S. 103f., 105 und 112; zum Text: Peter Ochsenbein, in: [92] Bd. 4 Sp. 147-154).
6. Psalter
Im Psalter ordnete man häufig Darstellungen der F. einem Psalm oder einem Psalmvers aufgrund seiner christologischen Deutung zu.
Die griech. marginal illustrierten Psalterien vom 9. bis 12.Jh. zeigen die F. zu Ps 90, dann entweder zu Vers 7 (sog. Chludov-Psalter, Moskau, Histor. Mus., cod. 129 D, fol. 92r, Konstantinopel, 9. Jh.: Marfa Vjačeslavna Ščepkina, Miniatjury Chludovskoj psaltyri, Moskau 1977; sog. Theodor-Psalter, London, Brit. Libr., Add. Ms. 19 352, fol. 123r, Konstantinopel, 1066: Sirar-
pie Der Nersessian, L’ill. des psautiers grecs du MA, II, Paris 1970 [Bibl. des Cah. arch., 5], Taf. 72 Abb. 200) oder, wie spätere Hss., zu Vers 10: Suzy Dufrenne, Tableaux synoptiques de 15 psautiers médiévaux à illustrations intégrales issues du textes, Paris 1978, zu Ps. 90. In lat. Psaltern gibt es Bilder zur F. bei Ps 3 8,2 („Dixi custodiam vias meas ...“) vor, z. B. in Straßburg, Bibl. nat. et universitaire, ms. 168, fol. 26v, 2. H. 13. Jh.: [66] Bd. 2 S. 217; s. auch Sp. 1379.
Dort, wo man aufgrund der christologischen Deutung des ganzen Psalters Bildfolgen zum Leben Jesu dem Text zuordnete, kommen regelmäßig Bilder der F. vor. Dies trifft für Hss. aus England und Frankreich seit dem 11. Jh. zu, ist jedoch später auch in anderen Ländern belegt, wo man häufig Szenen aus dem AT und NT dem Text voranstellte. Je nachdem, wieviele Szenen ein solcher Zyklus umfassen sollte und auf wieviele Seiten er verteilt werden mußte, ergaben sich unterschiedliche Kombinationen.
Häufig folgt die F. auf die Darbringung im Tempel (London, Brit. Libr., Ms. Arundel 83 II, fol. 124r Engl., vor 1339: Lucy Freeman Sandler, The Psalter of Robert de Lisle, Ld. 21999, Taf. 11; umgekehrt: Abb. 8, vgl. [24] Bd. 4,1, S. 68-72 Nr. 23), steht vor dem bethlehemitischen Kindermord (Kopenhagen, Kgl. Bibl., Gl. Kgl. S. 1606-4°, fol. 14r, Paris, nach 1222: Robert Branner, Ms. Painting in Paris during the reign of Saint Louis, Berkeley usw. 1977 Der Name des Attributs „[Ort“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann. Stud. in the Hist. of Art, Bd. 18], S. 209, Abb. 119) oder danach (New York, Morgan Libr., Ms. M. 913, fol. Ir, Oxford, ca. 1230-1240: [24] Bd. 4,1, S. 118 Nr. 72 [b], Abb. 236).
In anderen Psalterien geht die F. dem Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu voraus. Ein Psalter aus Paris, um 1250/1260, zeigt auf einer Seite F., Taufe Christi, Gastmahl in Bethanien und erste Versuchung (Los Angeles, The John Paul Getty Mus., Ms. Ludwig VIII 4, fol. 24r: Anton von Euw und Joachim M. Plotzek, Die Hss. der Slg. Ludwig, Bd. 1, Köln 1979, S. 324; In Retrospect. A Cat. of 100 outstanding mss. sold ... by H. P. Kraus, N. Y. 1978, Abb. auf S. 88).
Ungewöhnlich ist die Gegenüberstellung von F. (Rückkehr aus Ägypten?) und Einzug in Jerusalem in den Binnenfeldern der Initiale „B(eatus)“ zu Ps 1 im Psalter des Guy de Dampierre, NW-Frankr., um 1270 (Brüssel, Bibl. roy. Albert Ier, ms. 10 607, fol. 12v: Frank O. Büttner, Ikon. Eigengut der Randzier in spätma. Hss. Inhalte und Programme, Scriptorium 39, 1985, S. 216 Anm. 28).
Die einzelnen Szenen solcher Bildfolgen konnten jeweils bei einzelnen Psalmen plaziert sein, um bestimmte Einteilungen des Psalters hervorzuheben, etwa die Achtteilung.
So steht die F. als Bild zu Ps 38, 1 (Darmstadt, Hess. L.- und Hochschulbibl., ms. 394, fol. 63r, Lüttich, zw. 1270 und 1280: Judith H. Oliver, Gothic Ms. Illum. in the diocese of Liège [c. 1250-c. 1330], Bd. 2, Löwen 1988 [Corpus van verluchte hss. uit de Nederlanden, Bd. 3], S. 378 Abb. 68) oder zu Ps 51 wie in einem nicht für liturgischen Gebrauch eingerichteten Psalter, SW-Dtld., A. 13. Jh. (Stuttgart, Württ. L.bibl., cod. brev. 125, fol. 59r: Die got. Hss. der Württ. L.bibl. Stuttgart, T. 1, bearb. von Christine Sauer ..., Stg. 1996 [Kat. der illum. Hss. der Württ. L.bibl. Stuttgart; Dkm. der Buchk., Bd. 12], S. 78 Nr. 16, S. 281 Abb. 56).
C. Bildzyklen
1. Leben Jesu
In den meisten Bildprogrammen zum Leben Jesu ist die F. eine der wenigen Szenen zwischen Geburt und öffentlichem Wirken. Welche Beweggründe zur Konzeption solcher Zyklen und zur Auswahl bestimmter Szenen führten, ist im einzelnen oft nicht bekannt. Das regelmäßige Vorkommen der F. in Zyklen ergab sich wohl auch mit der Auslegung des biblischen Ereignisses (s. Sp. 1359f.).
Die meisten solcher Zyklen gehören zur Ausstattung von Kirchen. Bilder der F. in Beispielen aus nahezu alle Kunstgattungen können deswegen an allen Stellen des Kirchenraums vorkommen (Leben Jesu). Dort, wo Bildfolgen zur Kindheitsgeschichte Jesu angebracht sind, ist die F. immer in einer Szene oder mehreren Szenen vergegenwärtigt (Kindheit Jesu).
2. Marienleben
Häufig begegnet die F. auch in Bildfolgen zum Marienleben.
Neben illustrierten Handschriften und Frühdrucken mit dem Text eines der vielen, in verschiedenen Bearbeitungen bekannten Marienleben und neben den selbständigen Bilderfolgen (*Leben Mariens; Freuden und Schmerzen Mariens) gab es Zyklen, deren einzelne Darstellungen man anderen Texten beigesellte. Dabei wurde oft auch die F. wiedergegeben oder mindestens auf sie angespielt, z. B. durch ein Bild des Kornfeldwunders statt der F. (Oxford, Bodl. Libr., Ms. Douce 219-220, nach 1469: Eberhard Frhr. Schenk von Schweinsberg, Das Gebetbuch für Gf. Eberhard II. von Naussau ..., Ann. Nassau 86, 1975, S. 139-157, Abb. 16).
Da es in den seit E. 13. Jh. aufkommenden lat. und volkssprachlichen Stundenbüchern üblich war, den Tagzeiten des Marien-Offiziums Szenen aus dem Leben Mariens zuzuordnen, wählte man dafür regelmäßig auch die F.
In den frühesten Beispielen dieser Gattung, in denen Psalter und Stundenbuch kombiniert sind, steht einige Male ein Bild der F. am Beginn des marianischen Offiziums (Arras, Bibl. mun, ms. 249, fol. 150v [66] Bd. 1 S. 42f.; vgl. ferner ebd. S. LX). Es scheint jedoch nicht überall gleichermaßen verbindlich geworden zu sein, zu welcher Hore eine solche Darstellung stehen sollte.
Am häufigsten sind Bilder zur Vesper. Es gab sie nachweislich seit 2. V. 14. Jh. nahezu immer in Hss. aus Paris (zahlreiche Beisp. in [65]; diesen Vorbildern folgten noch die im 2. Dr. 16. Jh. gedruckten Antwerpener Stundenbücher: Karen Lee Bowen, Christopher Plantin’s Books of Hours ..., Nieuwkoop 1997 [Bibl. Bibliographica Neerlandica, Bd. 32], S. 267 und 270), im nördl., westl. und östl. Frankreich häufiger seit M. 15. Jh. (Beisp. in [65]; Eberhard König, Franz. Buchmal. um 1450 ..., Bln. 1982, S. 236, 238 u.ö.), ebenso seit 3. V. 15. Jh. in holl. und fläm. Hss. (zahlreiche Beisp. aus Gent, Delft, Brügge und Utrecht: Hss. und Inkunabeln Wien, Bd. 3 und 6f.) sowie in wohl von franz. Buchmalern ausgestatteten Hss. mit dt. Text (z. B. in einem Stundenbuch, wohl Straßburg, um 1470: [25] S. 127-129 Nr. 29), seltener in italien. Hss. (Florenz, um 1480: ebd. S. 157 Nr. 45).
Zum Completorium gab man die F. zwischen A. 14. Jh. und M. 15. Jh. öfter in Hss. aus N- und NW-Frankr. wieder (z. B. Los Angeles, The John Paul Getty Mus., Ms. Ludwig IX 3, A. 14. Jh.: [81] S. 76, Abb. 36), in vielen Hss. aus Brügge um M. 15. Jh. und bis ins 16. Jh. (Baltimore, Walters Art Gall., Ms. W 211, fol. 155v, um 1455. Lilian M. C. Randall, Medieval and Renss. Mss. in the Walters Art Gall, Bd. 3,1, Baltimore und Ld. 1997, S. 152; Wien, Österr. Nat.bibl., cod. 1926, fol. 71v, Brügge oder Gent um 1520: Ausst.kat. „Bibl. Nat. d’Autriche.
Mss. et livres imprimés concernant l’hist. des Pays-Bas, 1475-1600“, Brüssel 1962, S. 44f., Abb. 34) und um M. 15. Jh. auch in den südl. Niederlanden (Pommersfelden, Gräfl. Schönborn’sche Schloßbibl., Hs. 342, fol. 91v, um 1459: [25] S. 183 Nr. 55).
Seltener sind Darstellungen zur Terz (Los Angeles, The John Paul Getty Mus., Ms. Ludwig IX 12, fol. 50v, Katalonien, um 1460: [81] S. 196 Abb. 268) und Non (Beisp. aus dem 15. Jh. aus Poitiers und Troyes: [65] Bd. 1 S. 36 und 421; vgl. ferner Paris, Bibl. Nat., ms. lat. 10 560, fol. 52v, A. 16. Jh.: (ebd. Bd. 2 S. 22).
Vereinzelt wählte man die F. als Bild zur Laudes (Cremona, 1495: Kat. Leuchtendes MA 2, Kat.nr. 25, Antiquariat Heribert Tenschert, Rotthalmünster 1990, S. 458 Nr. 42, Abb. auf S. 461), Prim (Florenz, Bibl. naz. centrale, ms. Landau-Finaly 22, fol. 25v, Teil eines Psalter-Stundenbuchs, zw. 1388 und 1391: Edith W. Kirsch, Five illuminated mss. of Giangaleazzo Visconti, Univ. Park und Ld. 1991 [Monographs on the Fine Arts, 46], S. 90; K.handel, Stundenbuch, Brügge, um 1460/1470: Kat. Leuchtendes MA, Kat.nr. 21, Antiquariat Heribert Tenschert, Rotthalmünster 1989, S. 223 Nr. 38) oder Sext (Aix-en-Provence, um 1425: [25] S. 110-112 Nr. 20).
Verschiedentlich erweiterte man die Bebilderung von Stundenbüchern und gab parallel zu den Stationen des Marienlebens andere Bildfolgen wieder.
Zunächst vereinzelt im 14. Jh. im nördl. Frankreich und in England, seit dem 15. Jh. immer öfter auch in den Niederlanden, verschränkte man die Texte der Marienhoren mit jenen der Passionshoren in sog. vermischten Offizien und gab parallel zur F. meist die Grablegung Jesu wieder ([65] Bd. 1 S. XLVf.; [81] S. 34-36; Frank O. Büttner, Komposite Programme der Stundenbuchikon. in den Südl. Niederl. bis gegen 1480, in: Miscellanea Neerlandica. Fs. Jan Deschamps, Löwen 1987, Bd. 1 S. 311-341; ders., Scriptorium 41, 1987, S. 317).
Ungewöhnlich scheint bei der Bebilderung von Stundenbüchern die Kombination von Marienleben und Fünfzehn Zeichen der Endzeit gewesen zu sein. Dabei stellte man, ohne daß dies vom Text her begründet war, zum Completorium F. und Weltgericht zusammen (Neuchâtel, Bibl. publique et universitaire, ms. A.F.A. 28, fol. 82v, Brügge um 1500: Ausst.kat. „Himmel, Hölle, Fegefeuer. Das Jenseits im MA“, Köln und Zürich 1994, S. 324f. Nr. 121, mit Abb.).
Die F. als einer der Schmerzen Mariens wurde auch in tafelartige Zusammenstellungen oder Bildfolgen aufgenommen, die man den marianischen Tagzeiten in Gebet- und Stundenbüchern beigab (Freuden und Schmerzen Mariens).
3. Leben Josephs
Bildfolgen zum Leben Josephs: Die nach der Aufnahme des Josephsfests in den römischen Festkalender 1621 und mit der Erhebung zum Landespatron in Böhmen (1654), Bayern (1663) und Österreich (1675) verstärkte Verehrung des Heiligen führte zu vielen einzelnen und zyklischen Darstellungen, bei denen man auch die F. berücksichtigte (Abb. 28; *Joseph [NT]; vgl. auch Heilige Familie; Rückkehr aus Ägypten; Ruhe auf der Flucht; *Wandel, heiliger).
Selten führte dies zu so ausführlichen Schilderungen wie in einer Lebensbeschreibung des hl. Joseph mit wohl von Georg Philipp Bucher entworfenen und von Johann Ulrich Kraus ausgeführten Kupferstichen, von denen sieben der F. gewidmet sind (Aufforderung zur F. durch den Engel, F. bei Nacht, R.a.d.F.; Götzensturz; Aufenthalt der Hl. Familie in Ägypten; Joseph tröstet den weinenden Jesusknaben; die Hl. Familie beim Mahl: Josephische Liebes = Flammen oder Lebens = Beschreibung Deß liebreichsten und liebenswerthesten Heiligen Josephi ..., Wien 1692, S. 98, 103, 108, 112, 118, 122 und 127). - Vgl. ferner Barbara Mikuda-Hüttel, Vom ‚Hausmann‘ zum Hausheiligen des Wiener Hofes. Zur Ikon. des hl. Joseph im 17. und 18. Jh., Marburg 1997 (Bau- und K.dkm. im ö. Mitteleuropa, 4).
D. Typologie
Durch das Zitat von Os 1,11 bei Mt 2,15 war das Verständnis der F. als Erfüllung einer atl. Wortprophetie vorgegeben und wurde regelmäßig in der kommentierenden Literatur so erläutert (Paschasius Radbertus: [7] S. 170f.; Anselm von Laon [Gaufridus Babio?]: [9] Sp. 1258; Petrus Comestor: [11] Sp. 1543; vgl. Quodvultdeus, Liber promissionum III, VIII, 9: CCSL 60 [1976] S. 161). Verschiedene atl. Geschehnisse wurden als Präfigurationen der F. gedeutet.
So verglich man häufig die F. Jesu vor Herodes mit der Flucht des Moses nach Midian (Exod 2,15; vgl. Lauretus S. 474). Die Wahl Ägyptens als Zuflucht begründete u.a. Honorius Augustodunensis: Jesus habe sich damit als wahrer Moses offenbart, denn so wie Moses das Volk Israel von Pharao befreit und aus Ägypten ins Land der Verheißung geführt habe, habe Jesus die Gläubigen von Teufel und Hölle befreit und zum Reich der Seligkeit („regnum beatitudine“) geführt (Elucidarium I, 20: Migne, P. L. 172 Sp. 1124).
In den vor dem 12. Jh. entstandenen oder konzipierten Bildprogrammen, in denen man Szenen aus dem AT und NT gegenüberstellte, berücksichtigte man die F. nur gelegentlich.
Belegt ist dies in den für geplante Wandgem. im Mainzer Dom zusammengestellten Tituli aus dem 11. Jh. („Virginis infantem Ioseph sacer omnipotentem, Ducit in Egyptum, de mortis acredine raptum“: Der Liber Benedictionum Ekkeharts IV. nebst den kleineren Dichtungen aus dem Codex Sangallensis 393, ed. Johannes Egli, St. Gallen 1909 [Mitt. zur Vaterländischen Gesch., hg. vom Histor. Ver. in St. Gallen, 31], S. 572).
Erst in den seit etwa 1200 entstandenen umfangreichen Handbüchern zur Typologie, in denen die aus unterschiedlichen Quellen stammenden Entsprechungen gesammelt wurden, galt die F. regelmäßig als ntl. Antitypus und kam seitdem häufiger in typologischen Bildprogrammen vor. Dort, wo man die F. als Folge mehrerer Ereignisse darstellte, ordnete man dann den einzelnen Stationen - Flucht, Götzensturz, bethlehemitischer *Kindermord und Rückkehr aus Ägypten - jeweils eigene Typen zu (Abb. 12; vgl. Molsdorf S. 33-36 Nr. 108-130).
Der unbekannte Verfasser des „Pictor in carmine“ benannte in cap. 18 („In Egyptum ducitur Christus puer transfuga“) fünf Präfigurationen zur F.: Abrahams Zug nach Ägypten (Gen 12,10), den des Jakob mit seinen Söhnen (Gen 46, 5f.), die Flucht des Moses nach Midian (Exod 2,15), die Flucht Davids vor Saul (I Sam [I Reg] 19,10f.) sowie die Flucht des Elias vor Achab und Iezabel (I [III] Reg 19,3): Pictor in carmine ... Nach MS 300 des Corpus Christi College in Cambridge, hg. von Karl-August Wirth (im Druck); vgl. auch RDK IV 1385. Zwei der im „Pictor in carmine“ genannten Typen - Davids Flucht vor Saul und die des Elias vor Achab und Iezabel - ordnete man in den zw. 1176 und 1180 entstandenen Glasmalereien der Chorfenster in der Kathedrale von Canterbury der F. zu (CVMA Great Britain 2 S. 98), ebenso in einem Bildzyklus, wohl zw. 1233 und 1245, ehem. in der Benediktinerabteikirche von Peterborough, der in Bildseiten einer zw. 1299 und 1318 entstandenen Psalterhandschrift bezeugt ist (Brüssel, Bibl. roy. Albert Ier, ms. 9961-62, fol. 12v-13r: Lucy Freeman Sandler, The Peterborough Psalter in Brussels and other Fenland Mss., Ld. 1974, S. 21 Abb. 22f. und 145). Dem Vorbild des „Pictor in carmine“ folgte man E. 13. Jh. in Österreich, als man den Text der sog. „Rota in medio rotae“ zusammenstellte und für die F. (cap. 8) die Typen aus dem „Pictor“ übernahm (Floridas Röhrig, Rota in medio rotae ..., Jb. des Stiftes Klosterneuburg N.F. 5, 1965, S. 87).
Im atl. Teil der sog. Bible moralisée, verfaßt im 2. V. 13. Jh., wählte man als Typus der F. die Flucht des Tobias mit seiner Frau und seinem Sohn vor der Verfolgung durch König Sennacherim (Tob 1,23): Die beiden einander entsprechenden Medaillons zeigen einmal König Sennacherim, dem ein Spitzel zuträgt, daß Tobias heimlich die auf Geheiß des Königs Getöteten begräbt, Tobias bei dieser Tätigkeit sowie diesen mit seiner Frau und seinem Sohn Tobias auf der Flucht, im anderen Medaillon Herodes mit einem Knecht und schließlich die Hl. Familie auf der Flucht (Oxford, Bodl. Libr., Ms. 270 b, fol. 189v, Paris, um 1230: [62, Bd. 2 Taf. 189]; den Befehl des Herodes veranschaulicht eine Handgebärde des Königs in der sonst übereinstimmenden Darstellung in der sog. Biblia de San Luis (Toledo, Archivo y Bibl. Capitulares, Bd. I, fol. 157v, Paris, um 1240: Foto MAS, Barcelona, Nr. C 79 234). Den Götzensturz beim Einzug in Ägypten verglich man mit dem Is 19,1 geweissagten Sturz der Götterbilder Ägyptens beim Einzug des Herrn (Bd. II, fol. 112r: Foto MAS, Barcelona, Nr. 679 571). - Im ntl. Teil ließ man die F. der Flucht entsprechen, welche die Prediger des chr. Glaubens ergreifen müssen, wenn sie, gemäß der Prophetie in Io 15,20, ebenso verfolgt werden wie Christus (Bd. III, fol. 10r: Foto MAS, Barcelona, Nr. C 79 279; ähnlich London, Brit. Libr., Ms. Harley 1527, fol. 12v Paris, um 1240: [62] Bd. 3 Taf. 483) und verglich die Führung Jesu bei der F. mit der Anleitung der in der Taufe Neugeborenen durch den guten Bischof (London, Brit. Libr., Ms. Harley 1527, fol. 9r: ebd. Taf. 480).
In den Hss. der sog. Biblia pauperum, deren Text wohl um M. 13. Jh. verfaßt wurde und deren älteste erhaltene Beisp. aus dem frühen 14. Jh. stammen (Karl-August Wirth, in: [92] Bd. 1 Sp. 843-852), sowie in den gedruckten Ausgaben zeigte man als Typen Jakob, der, durch Rebekka gewarnt, vor Esau flieht (Gen 27, 42-45), ferner die Flucht Davids vor Saul (I Sam 19, 11f.), zum Götzensturz die Zerstörung des Goldenen Kalbs (Exod 24, 15-18; 32, 15 und 19f.) und die Zertrümmerung des Götzen Dagon (I Sam 5,1-4): Abb. 12; RDK III 1102 Abb. 13; Cornell S. 258-260; Schmidt, Armenbibeln, S. 129 und 142f. Viele Bildprogramme des Spät-MA enthalten diesem Vorbild entsprechende Darstellungen, etwa eines der Glasfenster aus dem Zisterzienserkloster Steinfeld, dat. 1528 (Wilhelm Neuss, Die Glasmalereien aus dem Steinfelder Kreuzgang, Mönchengladbach 1955 [K.gabe des Ver. für chr. K. im Erzbistum Köln und Bistum Aachen für das Jahr 1955], S. 126f.).
Im linken Chorfenster von S. Francesco in Assisi, um 1255, steht dem Götzensturz der Fall Dagons gegenüber, der F. eine nicht eindeutig zu benennende atl. Fluchtszene - die Flucht des Moses vor Pharao (Exod 2,15) oder die Flucht des Urias vor Joachim (Ier 26,21) oder die Flucht des Ahab und Iezabel (III Reg 19,1): Frank Martin, Die Glasmalereien von S. Francesco zu Assisi, Rgbg. 1997, S. 251 Kat.nr. 15, Abb. 15).
In Hss. seit A. 14. Jh. und später in Drucken des Speculum humanae salvationis und dessen volkssprachlichen Übersetzungen ist im elften Kapitel das sonst zugrundegelegte System typologischer Entsprechungen nicht streng eingehalten. In Text und Bild sind F. und Götzensturz kombiniert ([67] Bd. 1 S. 24, 130 und 198f.; [37] S. 142f.; zum Götzensturz s. Sp. 1424-1426). Der F. wird ein Bildnis einer Jungfrau mit Kind zugeordnet, das die Ägypter angeblich in Erinnerung an eine Prophetie des Jeremias während seiner Gefangenschaft in Ägypten errichtet hatten. Er hatte den Sturz ihrer Götterbilder geweissagt, wenn eine Jungfrau ein Kind geboren hätte. Daraufhin hätten die Ägypter geglaubt, dieses Kind würde eine ihren Göttern überlegene Gottheit sein, hätten ein Standbild angefertigt und verehrt (Petrus Comestor: [11] Sp. 1440). Als weitere Präfigurationen sind erwähnt und in Darstellungen wiedergegeben Moses, der als Knabe Pharaos Krone zerbricht, aber vor dessen Nachstellungen bewahrt bleibt wie Jesus vor denen des Herodes (ebd. Sp. 1142-1144; vgl. Josephus Flavius, Antiquitates Judaicae, lib. 2, 9,7: The Latin Josephus, ed. Franz Blatt, Bd. 1, Kopenhagen 1958 [Acta Jutlandica ..., 30,1; Humanistisk ser., 44], S. 200f.), sowie das Götzenbild, das Nebukadnezar im Traum schaut; im Text heißt es gemäß Dan 2, 35, es werde durch einen Stein zerschmettert (so wie die ägyptischen Götzenbilder bei der Ankunft Jesu): [67] S. 125; vgl. [37] S. 144-146. In vielen Bildzyklen des Spät-MA folgte man dem Vorbild des „Speculum humanae salvationis“ getreu (z. B. Tapisserie in der ehem. Benediktinerabteikirche St-Robert in La-Chaise-Dieu, Dept. Haute-Loire, zw. 1501 und 1518: Michel Pomarat, Les tapisseries de l’Abbatiale Saint-Robert de La-Chaise-Dieu, Brioude 1975, S. 34f. mit Abb.) oder griff einzelne Typen auf, so in einer Gewölbemal. des Brixener Domkreuzgangs Moses als Knabe vor Pharao (Arkade 15, zw. 1450 und 1475: Karl Wolfsgruber, Dom und Kreuzgang von B., Bozen 1988, S. 27), in einem Glasgem., München, um 1480, den Traum Nebukadnezars (Sabine Rehm, Das „Speculum-Fenster“ in der Münchner Frauenkirche, Mchn. 1992 [Schr. aus dem Inst. für Kg. der Univ. München, 60], S. 49).
In den „Concordantiae Novi et Veteris Testamenti et naturae“, wohl 1. Dr. 14. Jh., übernahm der Zisterzienser Christanus von Lilienfeld aus der „Rota in medio rotae“ (s. Sp. 1385) zwei Typen zur F. -Flucht des Moses vor dem Pharao und Flucht Davids vor Saul, ordnete diesen zusätzlich als Beispiel aus der Natur die Krähe zu, die durch einen langen Flug die Höhe durchmißt (Christani Campililiensis Opera Poetica 2, CCCM 19 B [1992] S. 434). Diese Zusammenstellung nahm auch Ulrich von Lilienfeld in die zw. 1351 und 1358 von ihm verfaßten Concordantiae caritatis auf, wählte jedoch andere Vergleiche aus dem Tierreich: Die kleine Gemse („dammula“), ein schwaches Tier, kann sich nur durch die Flucht retten (vgl. Isidor, Etym. 12, 22; Bartholomäus Anglicus, De rerum proprietatibus, lib. 18, cap. 34; ben. Ausg. Ffm. 1601, S. 1052), so wie Christus vor Herodes flieht und wie sich der Mensch durch Geduld vor den Anfechtungen des Teufels bewahren muß. Wie der Löwe mit stinkendem Atem den wohlriechenden Wildesel verfolgt (vgl. Thomas von Cantimpré, Liber de natura rerum, lib. 4, cap. 54, ed. Helmut Boese, Bln. usw. 1973, S. 140) verfolgen hochmütige Menschen die einfachen wegen ihres guten Rufes. Dem Götzensturz entspricht die Zerschlagung des Goldenen Kalbs durch Moses sowie der Fall des Götzen Dagon. Als Beispiele aus der Natur sind die Fische genannt, die ein leichter Luftzug tötet (lib. 7, cap. 5: ebd. S. 254), und die Quelle Zufer im Orient; diese befreit den aus ihr Trinkenden von aller Wollust (lib. 13, cap. 12: ebd. S. 352) so wie die, die aus dem Brunnen der Menschheit Christl schöpfen und seine Wohltaten bedenken und erflehen, von der Sünde befreit werden (Conc. car., Temp. 14: Lilienfeld, Stiftsbibl., ms. 151, fol. 16v-18r; vgl. Hedwig Munscheck, Die Conc. car. des Ulrich von Lilienfeld, Ffm. usw. 2000 [Europ. Hochschulschr., R. 28, Bd. 352], S. 219f.).
In einer „Vita Christi“ mit typologischen Bildpaaren aus Brügge, um 1440, stellte man der F. als Typus den Auszug der Israeliten aus Ägypten gegenüber und ließ damit die Nachstellungen des Herodes durch die des Pharao präfiguriert sein, deutete aber gleichzeitig Ägypten als „tertium comparationis“ im atl. Typus „ex negativo“ (New York, Morgan Libr., Ms. M. 649, fol. 2r: Bert Cardon u.a., Typologische taferelen uit het leven van Jezus, Löwen 1985 [Corpus van verluchte hss. uit de Nederlanden, Bd. 1], Abb. auf S. 107).
Nach dem 15. Jh. griff man nur noch selten auf typologische Deutungen der F. zurück oder stellte neue Entsprechungen zusammen.
So ordnete man in ill. Gebetbüchern aus der 1. H. 16. Jh. der F. die Flucht Davids vor den Häschern Sauls zu, z. B. in dem von Simon Bening ausgeführten in Los Angeles, The John Paul Getty Mus., Ms. Ludwig IX 19, fol. 47v, Brügge, zw. 1525 und 1540 ([80] S. 287 und 295 mit Abb.) oder dem 1537 von Georg Glockendon d. J. (?) mit Miniaturen ausgestatteten Gebetbuch in Wien, Österr. Nat.bibl., cod. 1847, fol. 13v(Ulrich Steinmann, Das Andachts-Gebetbuch vom Leiden Christi des Kardinals Albrecht von Brandenburg, Aachener K.bll. 29, 1964, S. 153 Abb. 15).
In der typologischen Bilderfolge von Augustin Hirschvogel, veröff. 1550, stellte man der F. die Auffindung des Moses (Exod 2,5) gegenüber und verglich die Errettung des Mosesknaben mit der des nach Ägypten geflüchteten Jesus. Als zusätzliche Typen der F. sind in Versen noch genannt die Flucht Jakobs vor Esau und die Flucht Davids vor Saul (dat. 1548; Abb. 23; Karsten Falkenau, Die „Concordantz Alt vnd News Testaments“ von 1550 ..., Rgbg. 1999 [Stud. zur chr. K., 2), S. 38f. und 223 Taf. 10 b). Die Gegenüberstellung der Auffindung des Mosesknaben und der F. wählte man auch für die Innenseiten der Flügel an der dreiteiligen Tafel, die Johann Friedrich Gruber vor 1673 im Auftrag der Prinzessin Antonia von Württemberg für die Dreifaltigkeitskirche in Teinach bei Calw ausführte. Dargestellt ist das Schema der chr. Welt auf der Grundlage kabbalistischer und theosophischer Vorstellungen („systema totius mundi“); die beiden einander entsprechenden Szenen illustrieren die heilsgeschichthche Bedeutung Ägyptens (Ernst Harnischfeger, Mystik im Barock ..., Stg. 1980, Abb. 5f.).
Verschiedentlich verglich man die Verfolgung während der F. mit den Leiden der Passion und zeigte deswegen die F. als Hintergrundsszene von Passionsdarstellungen (sog. Meester van Hoogstraeten, Gem. mit der Kreuztragung Christi, um 1517, Antwerpen, Koninkl. Mus. voor Schoone Kunsten: Paul Vandenbroeck Catalogus Schilderijen 14e en 15e eeuw, Antw. 1985, S. 117f. Nr. 383, Abb. 50; ehem. Kirchheim/Teck, Martinskirche, Wandgem., vor 1609: Reinhard Lieske, Prot. Frömmigkeit im Spiegel der kirchlichen K. des Hgt. Württ., Mchn.-Bln. 1973 [Forschgn. und Ber. der Bau- und K.dpfl. in Baden-Württ., Bd. 2], S. 49).
Paul Vermehren stellte in seiner Postille zum Evangelium für den Sonntag nach Neujahr (Mt 2, 19-23) der Aufforderung des Engels an Joseph zur F. (Mt 2, 13) die Aufforderung Jonathans an David gegenüber, vor Saul zu fliehen (I Sam 20, 38), und wählte als Motto „Die heilsahme Flucht“ (Paul Vermehren, Jesus und seine Kirche, Dresden 1713, Bl. C‘).
E. Emblematik
In Emblembüchern kath. Autoren und in von diesen konzipierten Bildprogrammen interpretierte man gewöhnlich das Verhalten Marias bei der F.
Auf die F. bezog man ein Emblem mit dem Lemma „Nunc omnes terrent aurae“ in einer Sammlung von Emblemen, die Mitglieder des Brüsseler Jesuitenkollegs zwischen 1630 und 1685 zusammengestellt hatten. Als Icon zeigte man das Nest des *Eisvogels mit seinen Jungen und verglich diesen, der auf dem Meer seine Jungen aufziehe, mit Maria. So wie Aeolus einst für Alcyone die Winde bezähmt habe (vgl. RDK IV 1181-1183), solle auch Christus, verschont bleiben („Si potes Al-
cyoni parcere, parce Deo“): Karel Porteman, Emblematic Exhibitions (affixiones) at the Brussels Jesuit College ..., Turnhout 1996, S. 88f.
Das Lemma „Et mecum pulli“ ordnete Filippo Picinelli der Fledermaus zu, die ihre Jungen im Flug mit sich nehme, und verglich damit Maria, die mit ihrem Sohn floh ([77] S. 134 Nr. 397; [78] S. 332 Nr. 643; RDK IX 1022).
Anton Ginther erörterte die in Drangsal und Gefahren der F. erkennbare Ergebung Mariens in den Willen Gottes unter dem Lemma „Quae forma placebit“. Die Icon zeigt ein Zimmer mit einer leeren Leinwand auf einer Staffelei sowie Palette und Pinsel (Mater amoris et doloris ..., Augsb. 1711, S. 153-160).
Der F. ist eines der Embleme im zw. 1707 und 1710 ausgemalten Gewölbe der Wallf.k. Mariä Himmelfahrt in Kirchhaslach, Kr. Unterallgäu, gewidmet („Vitam fugiendo tuemur“). Die Icon zeigt die Hl. Familie auf der Flucht und einen Engel, der die Richtung weist (vgl. Abb. 31; Cornelia Kemp, Angewandte Emblematik in süddt. Barockkirchen, Mchn. und Bln. 1981 [Kw. Stud., Bd. 53], S. 221-224).
Zum Bildprogramm im Gewölbe der ehem. Kollegienkirche in Ehingen, Alb-Donau-Kr., vor oder um 1720, das der Verherrlichung des Herzens Jesu sowie der Herzen Mariens und Josephs gewidmet ist, gehört ein Stuckrelief mit der F. und zwei diesem zugeordnete Embleme, die die F. deuten. Das eine („Dulce refrigerium“; vgl. Sequenz des Pfingstfestes: Anal. hymn., Bd. 54 S. 234 Nr. 153) versinnbildlicht die Ruhe der auf dem rechten Weg Wandelnden und der Gerechten. Die Icon zeigt einen gepflegten Garten, in dem über einem Wasserbecken drei Herzen zu sehen sind: oben zwei Herzen, aus denen Flammen schlagen, das von einer Dornenkrone umwundene Herz Jesu mit der Sonne darüber sowie unter einem weinenden Mond das von einem Rosenkranz umgebene Herz Mariens, in dem ein Schwert steckt (da die F. ein Thema der Andacht zu den „Schmerzen Mariens“ ist), unter beiden, am Boden das Herz des hl. Joseph, aus dem eine Lilie entspringt. Das andere Emblem verdeutlicht unter dem Zitat eines aus dem AT gewonnenen Prädikats Mariens als Lemma („Lilium inter spinas“; vgl. Cant 2,2) die beispielhafte Liebe Marias zu ihrem Sohn durch das Bild zweier flammender Herzen. Neben dem Herzen Christi mit Kreuz und Dornenkranz ist das zum Herzen Christl geneigte Herz Mariens wiedergegeben, dem eine Lilie entspringt (Karl-August Wirth, Religiöse Herzemblematik, in: Das Herz, Bd. 2, Biberach 1968, S. 94f. mit Abb.; vgl. Dehio, Baden-Württemberg II, S. 161).
In der Reliquienkap. der ehem. Stiftsk. Polling, Kr. Weilheim-Schongau, malte Johann Baptist Bader 1764 zur F. als einer von vier Szenen aus dem Marienleben zwei Embleme. Das eine zeigt einen Hirsch, den zwei Löwen verfolgen („De cubilibus leonum“), das andere einen Adler, der über einer Henne kreist, die ihre Küken unter ihren Fittichen gesammelt hat („Recipit et tuetur“; vgl. [77] S. 119 Nr. 271; [78] Bd. 1 S. 297 Nr. 363): Corp. Deckenmal. Bd. 1, S. 455 mit Abb.).
Auslegungen prot. Autoren sind selten.
In der von G. Ph. Harsdörffer und J. M. Dilherr verfaßten Postille mit dreiständigen Emblemen ist die F. mit einer Pilgerschaft verglichen: Die drei Icones zeigen jeweils einen Pilger. Der erste („Ich wehl den Stab“) entscheidet sich nicht dafür, „mit den Weltleuten Reichtum“ zu haben, sondern wählt „exilium, und Elend“ und ergreift nicht den Geldsack, sondern den Pilgerstab. Der zweite („Laß alles Haab“) schreitet mit dem Pilgerstab unerschrocken voran in der Gewißheit göttlichen Schutzes gemäß Ps 22,4. Dem dritten („Mich nährt der Raab“) reicht ein Engel Speise wie einst dem Elias (I Sam 19, 5f.). Die drei Embleme sind von Palmzweigen eingefaßt, da Joseph „in seiner Flucht zwar sey etwas gedruckt, aber doch nicht erdruckt worden“, so wie die Palme sich auch unter Lasten wieder aufrichte [43, S. 12f., Taf. 8].
F. Exempel
Die F. galt als Exempel der Patientia ([71] Bd. 2 Taf. 194 Nr. 1454).
Zur Personifikation der „Fuga“ zeigte man die F. im 18. Jh. in einer Augsburger Ikonologie (Ripa-Hertel Nr. 171; zur Darstellung von „Fuga“ vgl. RDK IV 955 Abb. 1; Yassu Okayama, The Ripa Index, Doornspijk 1992, S. 100).
G. Verschiedenes
Einen liturgischen Kamm aus Walroßzahn, Engl., um 1120, schmückt eine Darstellung der F.: Ausst.kat. „Engl. roman. art“, London 1984, S. 220 Nr. 197.
Auf Siegeln sind Darstellungen der F. seit dem 13. Jh. bezeugt und oft mit der Wiedergabe der siegelführenden Person kombiniert.
Die Siegelbilder mehrerer preußischer Landmeister des Dt. Ordens zwischen 1233 und 1309 zeigen die F. anstelle anderer, auf die Ordenspatronin Maria bezogener Darstellungen. Nachdem das preußische Landmeisteramt erloschen war, führte die F. seit etwa 1357 der livländische Ordensmeister in seinem Sekretsiegel [40, Abb. 1]. Belegt ist die Verwendung auch bei Franziskanern, so im Siegel des Guardians der Nürnberger Franziskaner, 1287 (Kohlhaussen, Nürnberg S. 60 Kat.nr. 64, Abb. 59 auf S. 37), und im Konventssiegel der Minoriten in Hannover, A. 14. Jh. [40, Abb. 2], ebenso im Siegel des Priors eines Bußbrüderkonvents, 13./14. Jh. (ebd. Abb. 3). Mehrere Geistliche führten E. 13. und im 14. Jh. die F. in ihrem persönlichen Siegel (Beispiele: ebd. S. 67f.), ebenso zw. 1246 und 1283 die Gräfin Mechthild von Sayn (Ausst.kat. „Die Gründer von Laach und Sayn“, Nürnberg 1992 S. 14 Abb. 3).
Auch auf Modeln gab man die F. gelegentlich wieder (Abb. 15; vgl. ein in mehreren Abgüssen bezeugtes Beispiel vom E. 15. Jh.: Fritz Arens, Die ursprüngliche Verwendung got. Stein- und Tonmodel ..., Mainzer Zs. 66, 1971, S. 125 Nr. 60, Taf. 44).
Auf Münzen und Medaillen wurde die F. nur selten dargestellt, z. B. auf dem Revers einer im Auftrag Alfonso I. von Ferrara geschlagenen Münze, wohl 1. Jz. 16. Jh. (Aloïss Heiss, Les médailleurs de la renss., Bd. 5, Paris 1885, S. 48 Abb. 9 und S. 51).
Die F. als Bildmotiv nach graphischen Vorlagen kommt häufig auf Fliesen vor; zu holländischen Beispielen aus der Zeit zw. 17. und 20. Jh.: Jan Pluis, Bijbeltegels ..., Münster 1994 (Schrn.r. zur religiösen Kultur, Bd. 3), S. 825f. Nr. 1169-1179.
Zur F. in *Krippen seit dem 17. Jh.: Otfried Kastner, Die Krippe, Linz 1964 (Dkm. der Volkskultur aus O.Ö., Bd. 3), S. 167-169, Abb. 95); Erich Lidel, Die Schwäb. Krippe, Weißenhorn 1978 (Beitr. zur L.kde. von Schwaben, Bd. 3), Abb. 30f. und 36f.; Nina Gockerell u.a., Führer durch die Krippenausst., in: Mus. in der Krümperstallung Neumarkt in der Oberpfalz, Mchn. 1986 (Bayer. Nat.mus., Bildführer, 11), S. 109f.; s. auch Sp. 1413, 1409 und 1419.
Die Verwendung der F. als Bildthema der sog. kleinen Andachtsbilder ist seit 2. H. 17. Jh. bekannt (Beispiele aus Süddeutschland und der Schweiz von M. 17. Jh. bis ins sp. 18. Jh.: Spamer, Andachtsbild, Taf. 16, 2, Taf. 32,1 und 163; ein Spitzenbildchen des fr. 18. Jh. ebd. Taf. 140).
Nach solchen graphischen Vorlagen wurden viele Darstellungen der F. auf Hinterglasbildern aus dem 18. und 19. Jh. gestaltet (Beispiele bei Gislind M. Ritz, Hinterglasmal., Mchn. 1972, S. 106 Abb. 76; als Spiegelbild: ebd. S. 150 Abb. 157).
Die F. war auch Bildthema auf Thesenblättern aus dem 18. Jh. ([32] S. 72-75 Nr. 4).
Vereinzelt zeigte man die F. auch auf Paramenten (Abb. 30; vgl. Kdm. Bayern N.F. 1, S. 392f.) und Bildteppichen (Abb. 29).
Mit Wiedergaben der F. schmückte man Gebrauchsgegenstände wie u.a. den Deckel eines Blasebalgs, Niederrheingebiet, A. 16. Jh. (New York, Metrop. Mus., The Cloisters Coll., Inv.nr. 53.207: RDK II 834 Abb. 1) oder Trinkgefäße, z. B. einen angeblich für liturgischen Gebrauch bestimmten gläsernen Kelch, wohl aus Venedig, um 1460 (Giovanni Mariacher, Il vetro soffiato da Roma antica a Venezia, Mail. 1960, Taf. 22). Dieses Bildthema schmückte auch Trinkgefäße aus dem 18. Jh. (Beispiele bei Wolfgang Schwarze, Alte dt. Fayence-Krüge, Wuppertal 1980, S. 285f., mit Abb. 987 und 993).
IV. Ikonographie
A. Allgemeines
Die meisten Darstellungen zeigen Maria, die mit dem Jesuskind auf einem Esel sitzt. Joseph geht entweder voraus und führt den Esel am Zügel oder geht hinter ihm her. Varianten dieser Bildformel sind seit dem 6. Jh. belegt (Abb. 1; zu möglichen formalen Vorbildern in der römischen Kunst: Hildebert Hommel, Profectio Mariae, Theologia viatorum 9, 1963, S. 95-112) und bestimmten die meisten Wiedergaben bis ins 19. Jh., wobei die Erzählrichtung wechseln konnte (Abb. 15, 17, 20f., 27, 29, 33 und 35-37).
Oftmals gab man den wegweisenden Engel oder eine Gruppe von Engeln als Geleit der hl. Familie wieder (s. Sp. 1408f.), in vielen Fällen auch die in den apokryphen Quellen genannten Begleiter (s. Sp. 1406f.).
Selten zeigte man Gottvater über den Fliehenden am Himmel (Abb. 7; sog. Heures de Montfort, Wien, Österr. Nat.bibl., cod. ser. nov. 12 787, fol. 61v, Utrecht, um 1450: Ausst.kat. „La min. hollandaise“, Brüssel 1971, S. 43f. Nr. 29, Taf. 15).
Im Spät-MA bereicherte man die einfache Bildformel durch erzählerische Details, wobei eine realistische Schilderung der Reiseumstände immer wichtiger wurde. Seit dem späteren 16. Jh. ergänzte man den herkömmlichen Bildtypus nicht selten durch ausführliche Schilderungen der Landschaft und durch genrehafte Motive (s. Sp. 1409-1413).
In ma. Darstellungen kombinierte man häufig die Wiedergabe der Hl. Familie bei der Flucht und eines oder mehrere jener Geschehnisse, die mit der F. zusammenhingen, etwa den Traum Josephs (Nicola Pisano, Relief an der Kanzelbrüstung im Dom von Siena, zw. 1266 und 1268: [80] Bd. 2 Taf. 27) oder zeigte die Fliehenden zusammen mit einem der Wunder, die sich während der F. ereignet haben sollten, etwa Götzensturz (s. Sp. 1424-1426) oder Kornfeldlegende (s. Sp. 1415f.). Man stellte oft auch Ereignisse aus der Kindheitsgeschichte Jesu im Zusammenhang mit der F. dar, etwa als Szene im Hintergrund, so den Tötungsbefehl des Herodes oder seine Ausführung (*Kindermord, bethlehemitischer). - Dort, wo die F. Teil eines Zyklus von Szenen aus dem Leben Jesu ist, plazierte man diese gelegentlich so, daß F. und Einzug in Jerusalem einander zugeordnet sind (Pompierre, Dep. Vosges, Reliefs in Bogenfeld und Türsturz: [51] S. 322, Taf. 261).
In nachma. Wiedergaben kommen die meisten der im MA tradierten Wunder, deren Glaubwürdigkeit seit dem 16. Jh. immer wieder angezweifelt wurde (Christian Hecht, Kath. Bildertheologie im Zeitalter von Gegenreformation und Barock, Bln. 1997, S. 372f.), nicht mehr vor. Statt dessen beschränkte man sich auf wenige Ereignisse, meistens den Götzensturz, und - nach dem 16. Jh. immer seltener - das Palmwunder (s. Sp. 1417-1419). Die Bevorzugung des Götzensturzes entsprach der ausdrücklichen Empfehlung zeitgenössischer Theologen (Jan Molanus, De historia ss. imaginum et picturarum, Löwen 1570, ben. Ausg. Löwen 1771, S. 509).
J. Molanus gestand zwar zu, daß man, um die F. zu malen, im Sinne der Wahrscheinlichkeit ergänzen müsse („ex probabili conjectura supplere“), was der Evangelist verschwiegen habe, begründete aber ausführlich, warum er es für ratsam hielt, auf Überflüssiges zu verzichten und sich auf die wenigen Angaben der herkömmlichen Bildformel zu beschränken, wie es viele Maler getan hätten. Es sei wahrscheinlich, daß die zarte Jungfrau Maria, die das Kind trug, den langen Weg nicht zu Fuß hätte zurücklegen können, weshalb man sie auf einem Reittier für arme Leute gezeigt habe. Da die große Armut der Hl. Familie habe verdeutlicht werden sollen, sei es jenen Malern nicht zulässig erschienen, Joseph auf einem zweiten Reittier zu zeigen (s. aber Sp. 1405): ebd. S. 64.
Seit der 2. H. 16. Jh. kamen neue Bildmotive hinzu. Man schilderte die beschwerlichen Umstände der F., zeigte etwa Maria, die während einer kurzen Rast Wäsche waschen muß (Beispiele vom 16.-18. Jh.: Pigler Bd. 1 S. 260; [48] S. 215f., Abb. 44f.), oder veranschaulichte besondere Strapazen der Wegstrecke, die oft auch als vorausweisende Zeichen auf die Passion Jesu verstanden wurden, indem man den Übergang über einen gefährlichen Steg oder die Überquerung eines Flusses (des Nils?) zu Fuß oder in einem Boot ins Bild setzte.
Beim Übergang über einen schmalen Steg, der eine Klamm überbrückt, zeigte Lelio Orsi um 1575 in einer Federzchg. Maria und Joseph auf zwei Eseln (Elio Monducci und Massimo Pirondini, L.O., Mail. 1987, S. 99 Nr. 174, mit Abb.; weitere Beispiele aus der 2. H. 16. Jh.: Ausst.kat. „Christus und Maria ...“, Berlin 1980, S. 82f. Nr. 57f.). In Kupferstichen von Sébastien Bourdon und Pierre Brébiette, nach M. 17. Jh., sieht man, wie Joseph den vor der Gefahr zurückschreckenden Esel zieht ([91] S. 37f. Abb. 8 und 12).
Bei der Überquerung eines Flusses zu Fuß sieht man entweder Joseph durchs Wasser waten und den Esel, auf dem Maria mit dem Kind sitzt, am Zügel führen (Paolo Veronese zugeschr., Ölgem., 3. V. 16. Jh.:
Terisio Pignatti und Filippo Pedrocco, V, Mail. 1995, Bd. 2 S. 522 Nr. A 75, mit Abb.) oder Joseph und Maria zu Fuß über einen Steg oder über im Wasser liegende Steine gehen (Pierre Brébiette, Kupferstich, nach M. 17. Jh.: [91] S. 37 Abb. 9; Sebastiano Ricci, Ölgem., wohl zw. 1709 und 1716: Jeffery Daniels, S. R., Hove 1976, S. 114 Nr. 409, Abb. 11). Maria und Joseph mit Esel auf der Uferböschung nach der Durchquerung des Flusses zeigte Annibale Carracci (Ölgem., um 1604: Donald Posner, A. C., Ld. usw. 1971 [Stud. in the hist. of european art, 5], Bd. 2 S. 67 Nr. 145, Abb. 145 a).
Die Überquerung eines Flusses in einem Boot wurde häufig dargestellt (Abb. 32 e; [48] S. 212f., Abb. 35-38, 42 und 46). Die meisten Beispiele stimmen darin überein, daß Maria mit dem Kind im Boot sitzt und neben oder hinter ihr Joseph sitzend oder stehend wiedergegeben ist (z. B. Hieronymus Wierix, Kupferstich, 4. V. 16.Jh. [?]: [71 a] S. 116 Nr. 621, Taf. 84 Abb. 621; nur ausnahmsweise führt Joseph das Ruder: Abb. 37). Dort, wo man um Anschaulichkeit bemüht war, ließ man auch den Esel im Boot stehen, einige Male zusätzlich den Ochsen. Oft stakt ein jüngerer Mann das Boot durchs Wasser, manchmal führt ein zweiter Mann ein Heckruder (Kupferstich von Jan Sadeler nach Marten de Vos, 1582 [48, Abb. 34]). Die Mehrzahl der Beispiele zeigt die hl. Familie inmitten einer größeren Zahl von Reisenden im selben Boot (Jacob Jordaens, Ölgem., 1652: [28] S. 255-257 Nr. A 83, mit Abb.).
Im 16. und 17. Jh. verband man mit Darstellungen der F. im Boot auch die Vision des Kreuzes, das oberhalb des Bootes am Himmel schwebend (oder sogar im Boot sitzend) zwei Engel weisen. Dieses zunächst in Bildern der R.a.d.F. vorkommende Motiv wurde auf Darstellungen der F. übertragen, um diese als Vorzeichen der Passion verständlich werden zu lassen ([48] S. 212-214; vereinzelt gab man deshalb dem Jesuskind ein Kreuz in die Hand: Abb. 37).
Seltener sind Darstellungen, die Maria beim Einsteigen ins Boot zeigen (Luca Giordano, 1684/1685: Oreste Ferrari und Giuseppe Scavizzi, L. G., Neapel 1966, Bd. 2 S. 135, Bd. 3 Abb. 258; Sébastien Bourdon, Radierung, 2. Dr. 17.Jh. [?]: [27] S. 36 Nr. 17.4 und Abb. auf S. 13; Abb. 32 d).
Die F. zu Schiff, das die Personifikation von Glaube, Liebe und Hoffnung begleiten, zeigte Heinrich Maria Heß: Abb. 37).
Die *R.a.d.F., seit dem 14. Jh. nachweisbar, war seit dem 15. Jh. immer häufiger eigenständiges Bildthema, auch außerhalb von Bildfolgen zur F., und galt seit dem 16. Jh. oft als das Bild zur F. anstelle herkömmlicher Wiedergaben der Hl. Familie auf dem Weg.
Einzelne Ereignisse bei der F. (Götzensturz, Palmwunder, R.a.d.F. u.a.) griff man in Darstellungen der Rückkehr aus Ägypten wieder auf, da die literar. Quellen dazu in der Regel nur knappe Angaben enthielten.
1. Personen
Jesus ist in bis ins 13. Jh. meistens wie ein kleiner Erwachsener dargestellt, trägt ein langes, nicht gegürtetes Gewand und sitzt vor seiner Mutter auf dem Esel. Häufig hat er die rechte Hand im Segensgestus erhoben oder in einer Redegebärde und weist dem vorangehenden Joseph den Weg [Abb. 2f. und Abb. 8).
Oft ist er durch den Kreuznimbus ausgezeichnet (Abb. 3-5, 8-10, 12 und 16), einige Male trägt er, ebenso wie seine Mutter, eine Krone, z. B. in einem Relief an der Fassade von S. Maria Assunta di Calvenzano, Vizzolo Predabissi (Mi), 12. Jh.: Maria Luisa Gatti Perrer, Elementi per un’ipotesi il linguaggio dei cluniacensi ..., in: Cluny in Lombardia. Atti ... (1977), Cesena 1979 (Italia benedettina, Bd. 1,1), S. 487, Abb. 46). Selten hält Jesus einen Rotulus (Zillis, St. Martin, Graubünden, ca. 1130-1140: [45] S. 119 Abb. 105).
Häufig veranschaulichte man die enge Beziehung von Mutter und Sohn.
Man zeigte, wie Jesus seine Mutter seitlich umfaßt (Moissac, ehem. Abteikirche, Relief am rechten Portalgewände, um 1130 [44] S. 200 Abb. 108) oder ihr frontal zugewandt ist, so auf einem in Venedig im 13. Jh. entstandenen Marmorrelief (ehem. Berlin, Kaiser-Friedrich-Mus.: Kat. Volbach, 1930, S. 46f., mit Abb.). In späteren Wiedergaben ließ man ihn ihre Wange liebkosen (Abb. 14 und 36; zum Vorbild, dem Bildtypus der Eleusa: RDK IV 1297-1307). Zu Darstellungen mit Maria, die ihrem Kind die Brust gibt, s. unten.
Viele Darstellungen seit dem Spät-MA bieten Jesus entweder als schlafendes Wickelkind (z. B. Asnières-sur-Vègre Der Name des Attributs „[Ort“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann.], Wandgemälde, 2. H. 13. Jh.: Deschamps-Thibout, Got., S. 103f., Taf. 9 Abb. 3; Abb. 21, 33, 36f. und 39) oder zeigen ihn beim Pflücken einer Frucht (s. Sp. 1418f.).
Zu den seltenen Wiedergaben Jesu mit besonderen Gesten, etwa wenn man ihn den Finger an die Lippen legen ließ (als Hinweis auf das Vorwissen Jesu über Passion und Tod gedeutet): [76, S. 138].
Maria sitzt gewöhnlich auf dem Esel und trägt über ihrem Kleid einen meistens bis über die Stirn gezogenen Mantel. In den meisten Darstellungen ist sie nimbiert, Beispiele des 14. Jh. und 15. Jh. zeigen sie bisweilen mit einer Krone (Halberstadt, Martinikirche, Relief am Taufkessel, A. 14. Jh.: Courtauld Inst. Ill. Archives Bd. 3 Tl. 8, Abb. 114; Abb. 12), seit dem Spät-MA oft mit einem breitkrempigen Reisehut, der, von einer Schnur gehalten, auf dem Rücken liegen kann (Abb. 19).
Seit dem 13. Jh. sieht man in Bildern der F. gewöhnlich Maria mit dem Kind auf dem Arm (Abb. 6f., 11, 13 b, 14f., 17-21 und 23-39), oder im Bausch ihres Mantels geborgen, bisweilen auch in einem verknoteten Tuch, das um ihren Hals und Oberkörper liegt (Abb. 10).
Einige Male sieht man Maria das Kind säugen (Pétit-Querilly bei Rouen, Kap. St-Julien, Deckengem., um 1200: Meredith Parsons Lillich, Rainbow like an Emerald. Stained glass in Lorraine in the 13th and early 14th centuries, University Park und Ld. 1991, Taf. V, 5 b; Abb. 24).
In Darstellungen der F. in Bildzyklen zu den Schmerzen Mariens, als deren zweiter die F. galt, zeigte man Maria mit einem Schwert in der Brust (s. Freuden und Schmerzen Mariens).
In manchen spätma. Beispielen sieht man Maria, wie sie während der F. in einem Buch (dem Psalter) liest. Dieses Bildmotiv sollte ihre Vorbildlichkeit für die Frauen auch in dieser Hinsicht veranschaulichen (Brüssel, Bibl. roy. Albert Ier, ms. IV. 315, fol. 105v, Stundenbuch, Flandern, um 1475; Klaus Schreiner, Marienverehrung, Lesekultur, Schriftlichkeit, Frühma. Stud. 24, 1990, S. 368).
Als man seit dem 16. Jh. auf die Wiedergabe wunderbarer Geschehnisse während der F. immer öfter zugunsten einer scheinbar realistischen Schilderung der Fluchtumstände verzichtete (s. Sp. 1397), gab man als Hinweis auf die Göttlichkeit Jesu, vor allem in Darstellungen aus der Zeit der Gegenreformation, z. B. von Jacob Jordaens (Abb. 27), Peter Paul Rubens, jedoch auch noch im 19. Jh., Maria und Jesus oft im Glanz eines (übernatürlichen) Lichtes wieder (Abb. 39; [26] S. 194f. Nr. 43, mit Abb.; s. dazu Glorie).
Während Wiedergaben, die Maria zu Fuß zeigen, im MA eher selten sind, gibt es sie in nachma. Zeit häufiger.
Beispiele: Paris, Mus. du Louvre, Elfenbein, 9./10. Jh.: Goldschmidt, Elfenbeinskulpturen, Bd. 1, Taf. 41 Abb. 95 b; Southwell Minster, Notts., Kapitell, zw. 1109 und 1114: Lawrence Stone, Sculpture in Britain.
The MA, Ld. 1955 (Pelican Hist. of Art, Bd. 9), Taf. 30 B; Reims, Kath. N.-D., Relief an der inneren W-Wand, um 1240: Sauerländer, Skulptur, S. 161; Paris, Bibl. Nat., ms. ital. 115, fol. 37v: [82] S. 66 Abb. 57; Abb. 9, 12 und 20; Domenico Zampieri gen. Domenichino zugeschr., Öl auf Kupfer, um 1605-1607 (?): Ausst.kat. „Guercino e la pittura emiliana del‘600“, Rom 2000, S. 74f. Nr. 22; Giovanni Batt. Gaulli (1639-1709), Zchg., (Wien, Graph. Slg. Albertina, Inv.nr. 2875: Veronika Birke und Janine Kertész, Die ital. Zchgn. der Albertina ..., III, Wien usw. 1995 [Veröffn. der Albertina, Bd. 35] S. 1602); Abb. 30.
Joseph, oft ohne Nimbus oder im Unterschied zu Mutter und Kind nur mit einem Strahlenkranz, trägt meistens ein langes Gewand oder Hosen und darüber einen knielangen Rock. In vielen spätma. Darstellungen ließ man ihn Gugel oder Hut tragen, im 13. und 14. Jh. kennzeichnete man seine Herkunft oft durch einen Judenhut (Abb. 13 a-c). Häufig stützt er sich auf einen Stock, trägt mit einem geschulterten Stab Brote (Abb. 3), Flasche oder Fäßchen (Abb. 9 und 15), Wäsche, auch Hausrat (Abb. 6 und 26) und/oder Werkzeug, das ihn als Zimmermann ausweist (Abb. 14, 19, 29 und 33), selten die Wiege des Jesuskinds (Abb. 20). Manchmal trägt er die Flasche an einem Band auf dem Rücken (Abb. 16) oder am Gürtel (Abb. 14, 18 und 35).
Er geht vor oder nach dem Esel, einige Male treibt er ihn mit einer Peitsche an (Deckenmal. in Zillis, ca. 1130-1140: [45] S. 118 Abb. 104).
Beispiele aus karol. Zeit zeigen Joseph, der vor dem Esel hergeht und ihn am Zügel führt, z. B. in einem der Wandgem. in der Klosterkirche von Müstair, 9. Jh. (Abb. 2). Dieselbe Anordnung bietet auch ein Relief auf der S-Seite der Basis des steinernen Kreuzes in Moone, Gfsch. Kildare, 9. Jh. (Peter Harbison, The High Crosses of Ireland, Bonn 1992 [Röm.-Germ. Zentralmus. ..., Monographien, Bd. 17], Bd. 1 S. 155; Bd. 2 Abb. 813).
Spätere Beispiele für die Anwendung dieser Bildformel sind nicht immer eindeutig benennbar, z. B. bei dem Wandgem. im ehem. Chor der Klosterkirche in Lambach, O.Ö., um 1100. Obwohl viele Motive mit der gängigen Ikon. der F. übereinstimmen -Joseph geht vor dem Esel, auf dem Maria und das Jesuskind sitzen; ein Mann und eine Frau begleiten sie -, deutete man es als Darstellung der Rückkehr aus Ägypten oder Reise von Bethlehem nach Nazareth (Norbert Wibiral, Die roman. Klosterkirche in L. und ihre Wandmalereien, Zum Stand der Forschg., Wien 1998 [Österr. Akad. der Wiss., Veröff. der Komm. für Kg., Bd. 4], S. 47; ders., Adventus in Israel ..., Österr. Zs. Dpfl. 54, 2000, S. 222-243).
Viele Beispiele aus dem Früh-MA, zunächst aus Italien, zeigen ebenso wie viele Wiedergaben in der byz. Kunst Joseph nach dem Esel (Per Jonas Nordhagen, The frescoes of John VII [705-707] in S. M. Antiqua in Rome, Rom 1968 [Acta ad archaeologiam et artium historiam pertinentia, 3], S. 26f., Taf. 134; [73] S. 155-158). Dieser Bildtyp diente offenbar auch für Darstellungen der Reise nach Bethlehem, so daß einige Male nur das Fehlen des Jesuskinds eine präzise Benennung zuläßt, z. B. im Wandgem. in Castelseprio, 2. H. 8. Jh. (?): Kurt
Weitzmann, The Fresco Cycle of S. Maria di Castelseprio, Princeton, N.J. 1951 (Princeton Monographs in art and arch., 26), S. 76f., Abb. 4. Dort, wo entsprechende Details verloren sind, z. B. in einem fragmentarisch erhaltenen Wandgem. in S. Salvatore in Brescia, 10. Jh., ist das Bildthema nicht eindeutig zu bestimmen (Barbara Bernhard Anderson, The frescoes of San Salvatore at Brescia, Diss. Univ. of California, Berkeley 1976, S. 83f.; vgl. Hans Belting, Frühma. Stud. 1, 1967, S. 121f.). Seit dem Hoch-MA war diese Anordnung der Personen im Bild eine der gebräuchlichen Varianten: Abb. 6, 8f. 16, 22 und 25.
Nur aus nachma. Zeit sind bisher Verbildlichungen mit dem reitenden Joseph bekannt geworden (Battista Dossi zugeschr., Tafelgem., um 1520: [53] S. 236 Nr. 120, Abb. 131; zur lit. Tradition dieses Motivs: Ps.-Mt 17,2: [1] S. 84; ähnlich cap. 22: ebd. S. 89; danach Konrad von Fußesbrunnen, v. 1334-1341: [13] S. 120]).
Zunächst in Werken der byz. Kunst verbreitet, war es seit etwa M. 12. Jh. bis ins 13. Jh. auch im lat. Westen gebräuchlich, Joseph mit dem Jesuskind auf der Schulter wiederzugeben, das sich an Josephs Kopf festhält, einige Male selbst nach einer Frucht am Palmbaum (s. Sp. 1418f.) greift.
Beispiele: Florenz, Bibl. Laur., cod. Plut. 6.23, fol. 6v, Konstantinopel, 11. Jh.: Tania Velmans, La tétraévangile de la Laurentienne, Paris 1971 (Bibl. de Cah. arch., 6), Taf. 7 Abb. 13; Abb. 5; Palermo, Capp. Palatina, Mosaik, um 1180: [42] Abb. 18; ähnlich: Monreale, Dom, Mosaik: ebd., Abb. 65 A]); Hocheppan, Südtirol, Burgkapelle, um 1200: [89, S. 49, Abb. 55); Huy-sur-Meuse, Kath. N.-D., Emailtafel am Markusschrein, Frankr., zw. 1210 und 1230: [31, S. 176f., mit Abb.]; Alatri, Kampanien, S. Maria Magg., Relief an der Flügelinnenseite des Schreins der sog. Madonna di Costantinopoli, um 1230: ([80] Bd. 1 S. 169 Nr. 193, Taf. 193).
Sonderfall blieb die Darstellung Josephs, der Maria auf dem Esel das Jesuskind reicht, wie es (erstmals?) der Illustrator des sog. Ingeborg-Psalters zeigte (Chantilly, Mus. Condé, ms. 1695, fol. 18v, Paris [?], zw. 1193 und 1213: Florens Deuchler, Der Ingeborgpsalter, Bln. 1967, Abb. 22; ähnlich: Laon, Kath. N.-D., Glasgem., zw. 1210 und 1215: Louis Grodecki und Catherine Brisac, Le vitrail got. au XIIIe s., Paris 1984, S. 249 Abb. 21; St-Quentin, Kollegiatskirche, Glasgem., um 1220: F. Deuchler a. a. O., Taf. 56 Abb. 211). - Joseph reicht Maria das Kind in einer Ill. zum Text der „Meditationes“ des Ps.-Bonaventura (Paris, Bibl. Nat., ms. ital. 115, fol. 39r: [82] S. 69 Abb. 58). - Auf einem Battista Dossi zugeschr. Gem. hält Joseph, der ebenfalls auf einem Esel reitet, das Kind in der Wiege im Arm, während Maria mit ausgestreckter Hand Anweisungen gibt ([53] S. 236 Nr. 120, Abb. 131; s. Sp. 1405).
In spätma. Darstellungen zeigte man Joseph, wie er eine Frucht von der sich neigenden Dattelpalme pflückt (s. Sp. 1419). Gelegentlich stärkt er sich durch einen Schluck aus der mitgeführten Flasche (Melchior Broederlam, Retabel aus der Kartause von Champmol, Dijon, um 1400, Mus. des B.-A.: Primitifs Flamands I Bd. 14,1 S. 83, Bd. 14,2 Taf. 37), Die seit dem 17. Jh. stark geförderte Verehrung des hl. Joseph (s. Sp. 1383f.) begründete neue Bildmotive, die geeignet waren, seine Rolle auch in Darstellungen der F. stärker hervorzuheben.
So zeigte Jacques Stella (1596-1657) in einer Federzeichnung Joseph, der Maria an der Hand über einen Steg führt, während der Esel rechts im Fluß trinkt (The Metrop. Mus. of Art. Recent Acquisitions: A Selection 1987-1988, New York 1988, S. 37, mit Abb.). Manche Darstellungen aus dem 19. Jh. zeigen Josephs enge Verbindung mit dem Jesuskind; so ließ z. B. Hans Thoma in einem Gem. von 1876 Joseph bei der F. dem Jesusknaben im Arm Mariens eine rote Blume reichen (Abb. 39).
Häufig gab man Begleiter wieder, die in apokrypher Literatur oder in der Bibeldichtung erwähnt sind und deren Anzahl schwankt [76, S. 108-112].
Viele Darstellungen bieten neben Joseph einen männlichen Begleiter. Häufig wurde dieser mit Jakobus, dem Sohn Josephs aus erster Ehe, gleichgesetzt; vgl. dessen inschriftlich bezeichnete Wiedergabe in Kiliçlar (Göreme, Kapelle 29), sp. 9. Jh., und Cavusin, 965 (Marcell Restle, Die byz. Wandmal. in Kleinasien, Recklinghausen 1967, Bd. 2 Taf. 267 und 307).
Obwohl in den apokryphen Quellen anläßlich der F. Jakobus nicht genannt ist (dazu: Philipp Vielhauer, Gesch. der altchr. Lit. ..., Bln. und New York 41985, S. 669), folgerte man aus dem Hinweis, daß der Sohn Josephs mit seinem Vater und seiner Stiefmutter Maria nach Bethlehem gezogen sei und dabei den Esel geführt habe (Protoevangelium des Jakobus 17,2, ed. Emile de Strycker S.J., La forme la plus ancienne du Protévangile de Jacques, Brüssel 1961 [Subsidia hagiographica, Nr. 33] S. 142; vgl. ferner: Wilhelm Pratscher, Der Herrenbruder Jakobus und die Jakobustradition, Gott. 1987 [Forschgn. zur Religion und Lit. des AT und NT, H. 139], S. 202-204 und 223f.), dieser habe die Hl. Familie auch nach Ägypten begleitet (z. B. im Marienleben des Epiphanios, Konstantinopel, 9. Jh.: Migne, P. G. 120 Sp. 203). Vgl. Wladimir de Grüneisen, S. Marie-Antique, Rom 1911, Bd. 1 S. 100; [63] S. 227; Rainer Stichel, Die Geburt Christi in der russ. Ikonenmal., Stg. 1990, S. 61.
Er trägt häufig statt Joseph an einem geschulterten Stock ein Bündel oder Hausrat (Abb. 2, 5 und 8). In Darstellungen spätestens seit dem 9. Jh. ließ man ihn vorangehen.
Beispiele: Vatikanstadt, Mus. Sacro, Emailkreuz aus dem Schatz der Capp. Sancta Sanctorum, Rom, zw. 817 und 824: Ausst.kat. „Ornamenta ecclesiae“, Köln 1985, Bd. 3 S. 82-84 Nr. H 9, mit Abb.; Duccio di Buoninsegna, Retabel aus dem Dom von Siena, 1311: [35, Abb. auf S. 272]; Gentile da Fabriano, Predella des Retabels für Sta. Trinita in Florenz, 1423 [69, S. 158f. Abb. 53]; vgl. auch das ältere Überlieferungen zusammenfassende sog. Malerhandbuch des Dionysios von Phurna, 18. Jh. (Dionysios, ed. Mchn., S. 82).
In der byz. Kunst zeigte man den einen Begleiter spätestens seit dem 11. Jh. hinter dem Esel [73, S. 155-158], dann nach solchen Vorbildern auch in Italien und nördlich der Alpen.
Beispiele: Abb. 5; Palermo, Capp. Palatina, Mosaik, um 1180: [42, Abb. 18]; ähnlich: Monreale, Dom, Mosaik: ebd., Abb. 65 A]; Hocheppan, Südtirol, Burgkapelle, um 1200: [89, S. 49, Abb. 55].
Drei Knaben und eine junge Frau ziehen mit der hl. Familie gemäß Ps.-Mt 18,1 ([1], S. 85; danach u.a. Konrad von Fußesbrunnen, v. 1325-1333: [13] S. 120; mehrere Knechte und eine Magd sind genannt in der „Vita ... rhythmica“ (v. 2145-2151: [15] S. 77).
Möglicherweise sollten mit den drei Begleitern die Söhne Josephs aus dessen früherer Ehe dargestellt sein, deren Namen in verschiedenen Textzeugen für das Protoevangelium des Jakobus [2, S. 125] anläßlich der Reise nach Bethlehem genannt sind.
Beispiele: Jerusalem, Griech. Patriarchat, cod. Taphou 14, fol. 96r, 11. Jh. ([49] S. 223; [57] S. 229 Abb. 206); Abb. 9f.
Einen jungen Mann und eine Frau als Begleitung zeigte der Bildhauer der Skulpturengruppe in der Lünette über dem N-Portal des Baptisteriums in Parma, um 1250/1260 ([80] Bd. 1 Abb. 84 auf S. 131); Abb. 13 b). Ob mit der Frau eine bestimmte Person gemeint war, ist ungewiß. Dies gilt auch für jene Vergegenwärtigungen des Themas, in denen zwei Frauen (z. B. Gentile da Fabriano, Predella des Retabels für Sta. Trinita in Florenz, 1423: [69] S. 158f. Abb. 53) oder als einzige Begleitung eine junge Frau wiedergegeben ist (so noch Ludwig Richter, Holzschnitt, in: Ill. Jugendzeitung 3, Lpz. 1848; vgl. [23] Bd. 1 S. 746).
Den Quellen zufolge konnte das von der Lepra geheilte Mädchen gemeint sein (arab. Kindheitsevangelium: [1] S. 188ff.]) oder Salome (Historia Josephi 8: ebd. S. 125; [2] S. 280), wobei die apokryphen Quellen nicht erläutern, welche der beiden Frauen dieses Namens damit bezeichnet war, die Mutter des jüngeren Jakobus (Mc 15,40 und 16,1) oder die im Protoevangelium des Jakobus als zunächst zweifelnde, dann eines Besseren belehrte Zeugin der unversehrten Jungfräulichkeit Mariens bei der Geburt Christi ([1] S. 35-39; [2] S. 130-134).
2. Tiere
Oftmals führt die Hl. Familie neben dem Esel auch einen Ochsen mit, wohl in Anlehnung an Darstellungen der Geburt Jesu, dort wiedergegeben aufgrund allegorischer Auslegung von Is 1,3 und Hab 3,2 (Abb. 13 a-b und 27).
In apokryphen und ma. Quellen sind mehrere Tiere erwähnt, bei Ps.-Mt 19 Ochsen und Esel sowie Schafe und Widder ([1] S. 86f.), in der „Vita ... rhythmica“ zwei Rinder und zwei Esel, einer als Reittier für Maria mit dem Kind, der andere, um Proviant zu tragen (v. 2145-2151: [15] S. 77); übereinstimmend zwei Esel und ein Ochse sind genannt bei Bruder Philipp, v. 2766f.
[18] S. 83, dem Schweizer Wernher, v. 3597 [19] S. 59, und bei Walther von Rheinau, v. 4150-4155 [21], S. 82).
Während der Esel regelmäßig Reittier ist, trägt der Ochse häufig Lasten (Ravensburg, Pfarrk. U.L.F., Glasgem., um 1419: CVMA Dtld. I, 2, Abb. 234).
3. Engel als Begleiter
In vielen Darstellungen begleiten Engel die Hl. Familie (RDK V 543). Sie huldigen dem Jesuskind, indem sie ein Weihrauchfaß schwingen (London, Brit. Libr., Ms. Cotton Nero C. IV, fol. 14r, Psalter, um 1150: Francis Wormald, The Winchester Psalter, Ld. 1973, S. 19f., Abb. 17) oder weisen die Richtung. In neuzeitlichen Darstellungen nehmen sie in vielfältiger Weise am Leben der Hl. Familie teil, unterstützen die F., indem sie Gepäck tragen oder mit einem großen Tuch Schatten spenden. Am häufigsten sind Darstellungen mit einem Engel oder mehreren Engeln, die den Weg weisen (Abb. 2, 10, 27, 29 und 31).
Seit dem Spät-MA ließ man oft einen oder mehrere Engel den Fliehenden vorausgehen (zwei Engel: Antonio da Pandino, Glasgem. im Dom von Mailand, um 1510/1520: CVMA Italia 4,1, Abb. auf S. 173), seit dem 16. Jh. zeigte man die F. häufig mit dem Geleit zahlreicher Engel.
Gaudenzio Ferrari bot die F. mit einer Gruppe von Engeln, die verschiedene Dienste leisten: Einer geht neben dem Esel, dessen Zügel Maria hält, ein anderer Engel reicht dem Jesuskind eine Frucht, mehrere Engel begleiten den Zug der Fliehenden, vom Himmel streut ein Engel Blumen (Como, Dom, Retabel, um 1536/ 1537: Luigi Mallé, Incontri con Gaudenzio ..., Turin 1961, S. 254, Abb. 231). Auf einem in mehreren Fassungen erhaltenen Ölgem. von J. Jordaens, 1640-1641, gehen Putten und ein großer Engel voran, der den Ochsen am Zügel führt, während Joseph den Zügel des Esels hält (Abb. 27; ferner [28] S. 206f. Nr. A 65, mit Abb.). Anthonis van Dyck ließ einen Engel den Esel am Zügel führen, auf welchem Maria mit dem Kind sitzt, während Joseph mit dem Ochsen hinterhergeht (The Art Institute of Chicago, Annual Report 1963-1964, Chicago 1964, S. 20).
Häufig watet der vorausgehende Engel durch ein Gewässer oder steigt gerade ans Ufer (Ludovico Ciardi gen. il Cigoli, Ölgem. auf Kupfer, beg. vor 1613, voll. durch G. Bilivert: Michel Hilaire, Le Mus. Fabre, Montpellier, Paris 1995, S. 28 mit Abb.; Anna Matteoli, Art. „Cigoli“, in: Allg. Künstlerlexikon ..., Bd. 19, Mchn.-Lpz. 1998, S. 205)
Peter Paul Rubens erweiterte in seinem Tafelgem. von 1614 den Bildentwurf Adam Elsheimers (s. Sp. 1413f.): Bei Nacht führt ein Engel den Esel, auf dem Maria mit dem schlafenden Jesus im Arm sitzt, durch einen Bach. Ein zweiter Engel gibt vom Himmel aus mit einem Stab die Richtung an, während Joseph hinter dem Esel hergeht und sich umwendet, um nach dem Mond am nächtlichen Himmel zu sehen (Staatl. Mus. Kassel: Bernhard Schnackenburg, Gem.gal. Alte Meister, Mainz 1996, Textbd., S. 261, Abb. auf S. 274). Dieses Bild war durch Nachstiche bekannt (erstmals durch den des Marinus van der Goes: Ingeborg Pohlen, Unters. zur Reproduktionsgraphik der Rubenswerkstatt, Mchn. 1985 [Beitr. zur Kw., Bd. 6], S. 201-203 Nr. 11, Abb. 11-11b) und wurde häufig nachgeahmt.
Blumen streuende Engel zeigen Beispiele aus dem 17. und 18. Jh. (Altargem. von Johann Hess, 1689: Siegfried Hofmann, Notizen zur Ausstattung der Kirche Etting ..., Sammelbl. des Hist. Ver. Ingolstadt 92, 1983, Abb. auf S. 256).
Manchmal begleiten Engel die F., die besondere Gegenstände halten oder Gepäck tragen (Abb. 27).
In Stundenbüchern aus der 1. H. 15. Jh. ist mehrmals ein Engel wiedergegeben, der dem Jesuskind ein Szepter (?) und eine verschlossene Kassette trägt (Paris, Mus. Jacquemart-André, ms. 2, fol. 90v, Paris, 1. V. 15. Jh.: Meiss, French painting, T. 2 Abb. 35). Ein Bündel tragen Engel auf einem Kupferstich des Jakob Wangner nach Abraham de Moor, Augsburg, 1747: [32, S. 72-75 Nr. 4]. In einer Beschreibung der Krippe im Landshuter Ursulinenkloster aus der 2. H. 18. Jh. heißt es, die Engel begleiteten die Hl. Familie “und tragen den mandel, Körbl und Zögerl” (Ursula Pfistermeister, Barockkrippen in Bayern, Stg. 1984, S. 15f.).
4. Landschaft
Bis ins 12. Jh. verzichtete man in den Darstellungen der F. auf genauere Angaben, wie der Weg der F. beschaffen war, ausgenommen jene Details, die mit den Geschehnissen bei der F. zusammenhingen: Ein (sich neigender) Baum erinnert an das Wunder der Dattelpalme (s. Sp. 1417-1419), eine Stadtkulisse am Bildrand steht für das Ziel der F., Ägypten (Abb. 2f; Retabel des sog. Meisters der Maddalena, Paris, Mus. des Arts Décoratifs, Toskana, um 1275-1280: Edgar B. Garrison, Ital. Roman. Panel Painting. An Illustrated Index, Flor. 1949, S. 142 Nr. 368).
Den Weg, über den die hl. Familie zieht, schmücken oft Blumen.
Als frühe Belege dafür interpretierte man die Reliefs an Kapitellen in St-Lazare in Autun, um 1130 (Abb. 4), und in St-Andoche in Saulieu, um 1150. Beide Male gehen Joseph und der Esel über stilisierte Blüten (Johannes Tripps, Das handelnde Bildwerk in der Gotik, Bln. 1998, S. 107-110, gegen Erklärungsversuche, wonach es sich um die Wiedergabe von Rollen an fahrbaren Bildwerken zum Gebrauch in liturgischen Spielen handle, wie oft behauptet; vgl. Bernard Pigoreau, Réflexions sur troix chapiteaux bourguignons, Bull. de la soc. des antiquaires de Normandie 56, 1961-1962, S. 818-821; zu anderen Deutungen: [51] S. 299). Seit M. 14. Jh. ist eine Legende nachweisbar, wonach in der Wüste Rosen erblühten, als Maria vorüberzog (vgl. Heinrich Marzell, Art. „Jerichorose“, in: Hdwb. dt. Aberglaubens, Bd. 4, Sp. 655-659). Seit dem 16. Jh. sind Darstellungen Blumen streuender Engel bekannt (s. Sp. 1408).
Im 14. Jh. wurde es üblich, die Landschaft, durch welche die F. führt, ausführlich zu schildern. Sie konnte entweder mit vielen Felsen als besonders unwirtlich dargestellt sein, um die Strapazen der F. anzudeuten (so auf dem Retabel des Duccio di Buoninsegna aus dem Dom von Siena, 1311: [35] Abb. auf S. 272), oder anachronistisch eine Landschaftskulisse der Entstehungszeit des Bildes wiedergeben (Gentile da Fabriano, Predella des Retabels für Sta. Trinita in Florenz, 1423 [69] S. 158f. Abb. 53; Abb. 18; weitere Beispiele bei: [76] S. 117-133).
Sonderfall war die Wiedergabe des erst seit E. 15. Jh. in Europa bekannten Drachenbaums, den erstmals Martin Schongauer in seinem Kupferstich der F. zeigte (RDK II 72; Robert A. Koch, Martin Schongauer’s Dragon Tree, Print Review 5, 1976, S. 114-119).
Man interpretierte in der kh. Forschung die im Stich wiedergegebenen Bäume - Dattelpalme und Drachenbaum - als Hinweise auf die Bäume des Lebens und der Erkenntnis im Paradies, auch um Maria als neue Eva hervorzuheben (ebd.). Andere Pflanzen (Königskerze, Distel) deutete man als Hinweise auf die Überwindung des Bösen (ebd.), die Tiere (Hirsche und Papageien) als Verweise auf die Passion (ebd., S. 119; vgl. aber: Vita ... rhythmica, v. 2282-2291 [15] S. 82: Papageien grüßen den vorüberziehenden Jesus) oder letztere als Hinweis auf die Keuschheit Mariens [34, S. 19]. Wegen der Vieldeutigkeit solcher allegorischer Interpretationen bleiben diese Deutungsversuche jedoch in den meisten Fällen Vermutung. - Albrecht Dürer griff in seinem wohl vor 1505 entstandenen Holzschnitt für die 1511 als Buch erschienene Folge des Marienlebens einige Motive wie Drachenbaum und Dattelpalme auf, fügte jedoch statt des bei Schongauer ebenfalls dargestellten Feigenbaums einen Weinstock hinzu (Strauss, Dürer woodcuts, Nr. 92). – Zur Wiedergabe eines Apfelbaums s. Sp. 1419.
Seit dem späteren 16. Jh. versetzte man die F. in eine detailliert geschilderte Landschaft und bereicherte diese nicht selten durch genrehafte Motive (Abb. 22; weitere Beispiele bei: Heinrich Gerbard Franz, Niederl. Landschaftsmal. im Zeitalter des Manierismus, Graz 1969, S. 88 und 251; Reindert L. Falkenburg, Iconographical connections between Antwerp landscapes, market scenes and kitchen pieces 1500-1580, Oud Holland 102, 1988, S. 114-126). - Einige Male verlegte man die F. in eine verschneite Winterlandschaft (Gysbrecht Leytens, Ölgem., 1. H. 17. Jh.: Edith Greindl, Contribution à la connaissance du style de G. L., Pantheon 1973, Nr. 36, S. 269 Abb. 7).
Häufig bot man im Hintergrund das Weichbild einer Stadt. Diese konnte durch ungewöhnliche alte Bauwerke und durch auffällig gekleidete Bewohner charakterisiert sein, sollte dann wohl Jerusalem darstellen und an die Herkunft der Fliehenden erinnern (Abb. 18), oder entsprach einer zeitgenössischen Stadtansicht (Wien, Benediktinerstift U.L.F. zu den Schotten, Mus., Retabel des sog. Schottenmeisters, nach 1469: Mus. im Schottenstift ..., Wien 1994, S. 189 Taf. 9). Im 19. Jh. verlegte man die F. gelegentlich in italienisch anmutende Landschaften mit mittelalterlichen Türmen, Bauwerken und Brücken, wie (von Joseph Anton Koch hinzugefügt?) auf einem Gem. von Peter Cornelius, 1812 oder 1818 (Abb. 35; Eberhard Ruhmer u.a., Schack-Gal., Mchn. 1969 [Bayer. St.gem.slgn., Gem.-Kat., Bd. 2], Bd. 1 S. 87-89).
Durch antike Bauwerke, oft Ruinen, Ägypten als Ziel der F. ins Bild zu bringen, ist seit dem 17. Jh. häufig belegt (Abb. 28f.); man bemühte sich vor allem seit dem 18. Jh. um antiquarische Genauigkeit. Seitdem zeigte man regelmäßig Obelisken, Pyramide und/oder Sphinx (Abb. 36; vgl. RDK IV 761) in einer Stadt oder in einer Landschaft (s. Sp. 1413).
Die Ruinen einer antiken Stadt mit mehreren Obelisken und einer Pyramide im Hintergrund der F. zeigte Georg Mattheus in der 2. H. 16. Jh. (Abb. 25). Eine Flußlandschaft mit antiken Ruinen bot mehrmals Nicholas Poussin [90]. In späteren Verbildlichungen des Themas beschränkte man sich oft darauf, einzelne ägyptisierende Details zu zeigen, eine Pyramide (Carlo Antonio Tavella, Gem., um 1700: Ausst.kat. „Europa und der Orient 800-1900“, Berlin 1989, S. 418 Nr. 1/68) oder, auch als Erinnerung an den Götzensturz, am Boden einen Sphingenkopf und das Fragment eines Reliefs wie in Johann Karl Herrmanns Wandgem. nach Entw. von Philipp Veit im Mittelschiff des Mainzer Doms, 1864 (Norbert Suhr, Ph. V. [1793-1877], Weinheim 1991, S. 149 und 277; Ingobert Jungnitz, Die Nazarener-Fresken im Mainzer Dom, Mainz 1976, S. 28f., mit Abb.). - In einer süddt. Krippe aus der Zeit um 1800 zeigte man neben antiken Ruinen auch wilde Tiere (Löwen) und exotische Fabelwesen wie den sog. Succurath, ein Tier, das bei Gefahr seine Jungen auf dem Rücken trägt, um sie bei der Flucht unter seinem breiten Schwanz zu schützen (Nina Gockerell, Krippen im Bayer. Nat.mus., Mchn. 1993, S. 98).
Graphische Wiedergaben zur F. aus dem 17. und 18. Jh. bieten meistens ausführliche Schilderungen der Landschaft, bisweilen bereichert durch ungewöhnliche Szenen wie die Begegnung mit Hirten und einer Schafherde (Giovanni Battista Castiglione, Radierung, um 1647: [47] Nr. 36; s. auch Sp. 1419; vgl. Giovanni Domenico Tiepolo, Radierung, zw. 1750 und 1753: Abb. 32 c). Zu den gängigen Bildmotiven kamen seit dem 16. Jh. neue hinzu: der Übergang über einen Steg, der Durchgang durch ein Gewässer oder die Überquerung eines Flusses (des Nils?) in einem Boot (s. Sp. 1399).
Von Sébastien Bourdon ist eine Folge von sechs Radierungen, wohl 2. Dr. 17. Jh., bekannt. Er zeigte Josephs Traum, den Aufbruch, die Flucht durch eine Landschaft vor einer Stadt, das Betreten des Bootes (s. Sp. 1399), die R.a.d.F. sowie die Rückkehr aus Ägypten ([27] S. 12f., mit Abb. und S. 36 Kat.nr. 16). Der mit 27 Radierungen umfangreichste Zyklus stammt von Giovanni Domenico Tiepolo, zw. 1750 und 1753 (Abb. 32 a–f), wobei dieser ältere Vorbilder verwendete. Nachweislich bekannt waren ihm die graphischen Blätter von Dürer (s. Sp. 1411), Rembrandt (s. unten), Bourdon und Castiglione (s. oben). Allein fünf Blätter schildern die Hl. Familie beim Betreten des Boots, bei der Überfahrt und beim Verlassen des Boots (Abb. 32 d-e; [59] Taf. 14-18).
5. Zeitpunkt
Seit dem 13. Jh. präzisierte man den Zeitpunkt der F. und ließ sie bei Tageslicht geschehen sein.
Einige Male im 15. und fr. 16. Jh. (z. B. Paris, Bibl. Nat., ms. lat. 1158, fol. 91r, sog. Heures de Neville, Paris, 1. H. 15. Jh.: [65] Bd. 1 S. 74), vor allem aber seit dem fr. 17. Jh., sind Darstellungen der F. bei Nacht bekannt (Abb. 37); häufig trägt Joseph eine Laterne, um den Weg zu beleuchten (Rembrandt Harmensz. van Rijn, Radierung und Kaltnadel, 1651: [56] Bd. 18 Nr. 53, Bd. 19 S. 41-43).
Eines der bekanntesten Beispiele ist das 1609 entstandene Gem. von Adam Elsheimer (Kat. Alte Pinakothek München, Kat. I: Dt. und niederl. Mal. zwischen Renss. und Barock, Mchn. 1973, S. 32; Keith Andrews, Adam Elsheimer, Oxf. 1977, S. 37f.; ferner Anna Ottani Cavina, On the theme of landscape, II, Burl. Mag. 118, 1976, S. 139-144; Sabine Krifka, Zur Ikon. der Astronomie, in: Hans Holländer [Hg.], Erkenntnis, Erfindung, Konstruktion, Bln. 2000, S. 442f.). Der in mehreren Fassungen ausgeführte Bildentwurf wurde oft ganz oder in Teilen kopiert oder abgewandelt (K. Andrews a. a. O. S. 155; vgl. den Nachstich des Hendrick Goudt, 1613: [27] S. 4 Abb. 1; zum Gem. von P. P. Rubens s. Sp. 1408f.; Johann Wilhelm Baur, Gouache, 1630/1631: Regine Bonnefoit, J. W. B. [1607-1642], Tüb.-Bln. 1997, S. 171, M 54, Abb. 42; Christian Wilhelm Ernst Dietrich, gen. Dietricy, Ölgem. auf Holz, 2. V. 18. Jh.: Petra Michel, Christian Wilhelm Ernst Dietrich und die Problematik des Eklektizismus, Mchn. 1984, S. 99f. Nr. 23). - Eine Federzchg. von Giovanni Battista Casanova, 1780, zeigt Joseph mit brennender Kerze (Ausst.kat. „Von Venedig bis Neapel ...“, Schwerin 1999, S. 204 Nr. 88).
B. Ereignisse bei der F.
Ereignisse bei der F.
Nachdem der Bibeltext keine näheren Angaben zum Verlauf der F. enthielt, folgte man bei bildlichen Darstellungen oftmals den ausführlicheren apokryphen Texten, deren Inhalt vor allem durch Werke religiöser Dichtung bekannt war (s. Sp. 1354-1357 und 1413; vgl. [70] S. 78-87 und 250-268). Viele der dort seit dem 13. Jh. referierten wunderbaren Begebenheiten während der F. wurden Thema detaillierter Darstellungen (Mâle, XIIIe s., 131910, S. 256-260; [91]; [93]; [87]; [95]; [96]; Curt Schneider und Géza Jászai, Art. „F.“, in: LCI 2 [1970] Sp. 43-50; [61]).
Während einzelne Ereignisse wie Kornfeldwunder, Palmwunder oder Götzensturz allgemein gebräuchliche Bildmotive wurden, kommen andere (z. B. Huldigung der Tiere oder Räuberepisode) außerhalb der Textillustration seltener vor, einige sind nur dort nachweisbar, so die selten belegte Episode, daß Jesus ein Unwetter beruhigte (Augsburg, Univ.bibl., ms. Öttingen-Wallerstein I.3 2° II, fol. 172v mhd. Weltchronik, Bayern oder Österr., um 1400: [54] S. 75). Manchmal kombinierte man mehrere Ereignisse in einer Darstellung, in einigen mhd. Weltchroniken z. B. die Huldigung von Vögeln und wilden Tieren oder die Huldigung von Tieren und Bäumen und die Bedrohung durch die Räuber (ebd. S. 203, 257, 305f. und 365). - Bildfolgen mit mehr als den genannten drei Ereignissen sind bisher nur als Textillustrationen (s. Sp. 1413) oder in graphischen Folgen (s. Sp. 1368f. und 1371f.) bekannt geworden.
1. Aufforderung zur F.
Dem schlafenden Joseph erscheint ein Engel und rät ihm zur F.
Quellen: Mt 2,13; Ps.-Mt. 17,2 [1, S. 84]; arab. Kindheitsevangelium 9 (ebd. S. 184); lat. Thomas-Evangelium 1,1 (ebd. S. 164); Historia Josephi 8 (ebd. S. 125); vgl. Hrotsvith von Gandersheim, Historia nativitatis, v. 696-702: [6, S. 73f.]; Konrad von Fußesbrunnen, v. 1316-1324 [13, S. 119]; Vita ... rhythmica, v. 2126-2135 [15, S. 77]; Legenda Aurea [16, S. 98f.]; gelegentlich wurde der Engel mit Gabriel gleichgesetzt: Johannes Gerson, Monotesseron ..., in: ders., Œuvres complètes, ed. Palémon Glorieux, Bd. 9, Paris 1973, S. 256).
Im allgemeinen ist Joseph liegend oder sitzend wiedergegeben. Oft ist in Bildzyklen diese Darstellung nur aufgrund ihrer Position von der motivisch übereinstimmenden ersten Traumerscheinung vor dem Aufbruch nach Bethlehem (Mt 1,20f.; s. dazu *Joseph [NT]) zu unterscheiden.
Beispiele: Mosaik am Triumphbogen von S. Maria Magg. in Rom, zw. 432 und 440 [58, Taf. 17]; Rom, S. Urbano alla Caffarella, Wandgem., 1. H. 11. Jh. (?): Matthiae, Pitt., Bd. 2, Abb. 1; Relief an der Holztür von S. Maria im Kapitol in Köln, dat. 1049: s. Sp. 909f. Abb. 39; Brinay-sur-Cher, Dep. Cher, Wandgem., sp. 12. Jh.: Gaston Duchet-Suchaux und Arnaud Goumand, La bible des églises de France, Paris 1999, Abb. auf S. 63; Paris, Bibl. Nat., ms. lat. 2688, fol. 3v, Rom (?). 4. V. 13. Jh. [83, S. 7 Abb. 3]; ebendort, ms. ital. 115, fol. 37r [82, S. 65 Abb. 56].
Selten wählte man als Bildthema den auf die Erscheinung folgenden Moment, in dem Joseph Maria die Botschaft des Engels mitteilt und zur F. auffordert.
In einer mhd. Weltchronik zeigte man Joseph, der Befehl zur F. gibt (Augsburg, Univ.bibl., Hs. Öttingen-Wallerstein I.3 fol. 2°, fol. 169v: [54] S. 75). Giovanni Domenico Tiepolo zeigte in seiner Folge von Radierungen zur F. (s. Sp. 1413) Joseph, der das Schlafgemach betreten hat und zu Maria spricht [59, Taf. 14].
2. Aufbruch
Gesicherte Darstellungen sind bisher erst aus nachma. Zeit bekannt geworden.
Quellen: Mt 2,14; Ps.-Mt 17,2 [1, S. 84]; arab. Kindheitsevangelium 9 (ebd. S. 184); Historia Josephi 8 (ebd., S. 125); Konrad von Fußesbrunnen, v. 1325-1333 [13, S. 120]; Vita ... rhythmica, v. 2136-2153 [15, S. 77]; Walther von Rheinau, v. 4126-4133: [21] S. 81).
Keine der Bilderfindungen zu diesem Thema wurde offenbar als so vorbildhaft empfunden, daß es zu verbindlicheren Bildtraditionen gekommen wäre. Statt dessen illustrierte man verschiedene Momente des Aufbruchs.
Auf einem von Marten de Vos entworfenen und von Johannes Sadeler d. Ä. 1582 ausgeführten Kupferstich nimmt Maria das von drei Engeln verehrte Kind aus einem am Boden stehenden Korb. Joseph, mit Reisehut und Mantel, hält eine Kerze in der Linken, in der rechten Hand die Zügel des gesattelten Esels ([56] Bd. 21 S. 106 Nr. 167, Bd. 22 S. 117 Nr. 162; danach u.a. Bronzeplakette, um 1600: Kat. Bange 1930 S. 58 Nr. 5608). Johann Rottenhammer ließ Joseph den Esel satteln, während im Stall ein Engel mit einer Laterne leuchtet (Federzchg., um 1596, München, Staatl. Graph. Slg.: Kat. „Zehn Meisterzchgn.“, München 1996, S. 14f., mit Abb.; danach: Justus Sadeler, Kupferstich, 1596: Rudolf Arthur Peltzer, Jb. Kaiserh. 33, 1916, S. 329 Abb. 24).
3. Kornfeldwunder
Die Fliehenden begegnen einem säenden Bauern und bitten ihn, später auf Befragen als Zeitpunkt ihres Zusammentreffens die Aussaat des Getreides anzugeben. Wenig später erreichen die von Herodes ausgesandten Häscher dieselbe Stelle, sehen ein Feld mit dem in kurzer Zeit gereiften Getreide und erfahren, die Gesuchten hätten das Feld während der Aussaat passiert.
Bezeugt ist die Legende ungeklärter Herkunft im 13. Jh. in lat. Texten (Robert Reinsch, Die Ps.-Evangelien von Jesu und Maria’s Kindheit in der roman. und germ. Lit., Halle 1879, S. 60ff.), später in volkssprachlicher Dichtung (z. B. Paris, Bibl. Nat., ms. fr. 1533; im sog. Dreikönigsspiel der Bibl. Ste-Geneviève, 15. Jh.; zu den Quellen [87]; [95]; L. Schmidt, Die Volkserzählung, Bln. 1963, S. 259-264; [96]; seit E. 15. Jh. auch im Lied nachweisbar: [74] S. 263-269; [75] S. 380).
Viele Darstellungen seit der 2. H. 13. Jh. belegen die Verbreitung der Legende, zuerst als selbständige Szene in einem einzigen Bildfeld (Vorhalle der ehem. Abteikirche von Rougemont, Cote-d’Or, 13. Jh.: [85] S. 277), später oft auf mehrere Bildfelder verteilt. Dann zeigte man die Hl. Familie und den säenden Bauern sowie die Soldaten und den Bauern vor dem reifen Feld (Dädesjö, Småland, alte Pfarrk., Holzdecke, um 1260: Bengt G. Söderberg, Mäster Sighmunder i Dädesjö, Malmö 1957, mit Abb.; seltener in drei Bildfeldern: St. Julien-du-Sault, Yonne, Glasgem., 13. Jh.: [95] S. 187 Abb. 9).
Aus dem 14. Jh. sind selbständige Darstellungen vornehmlich aus England und Frankreich bekannt, seit dem 15. Jh. vermehrt auch aus den Niederlanden, nur in geringer Zahl aus dem dt. Sprachgebiet ([87]; [95]; [96]). Beispiele aus dem 14. Jh. bieten das Kornfeldwunder häufig als Nebenszene der F., Hss. oft im „Bas de page“ (Stundenbuch der Jeanne d’Évreux, Paris, um 1325, fol. 83r: The hours of Jeanne d’Évreux, queen of France ..., New York 1957). Seit dem 15. Jh. war das Wunder gewöhnlich nur noch Hintergrundsszene der F. und zeigte meistens die Verfolger vor dem reifen Getreidefeld, denen der mit Sichel oder Sense erntende Bauer Auskunft gibt [87, S. 24-28].
4. Ein Engel tröstet Joseph
Mehrere Hss. mit jener Textredaktion der dt. Historienbibeln, in die eine Prosaauflösung von Bruder Philipps „Marienleben“ eingegangen war, zeigen einen Engel, der zu dem verzagten Joseph spricht und diesem Hilfe zusichert ([64] Taf. 50 Abb. a und b; [84], S. 260).
5. Drachen werden zahm
Drachen werden zahm beim Anblick Jesu und huldigen ihm.
Quellen: Ps.-Mt 18 ([1] S. 85; [2] S. 234); danach: Hrotsvith von Gandersheim, v. 706-717 [6, S. 74]; Konrad von Fußesbrunnen, v. 1342-1372 [13, S. 120f.]; Vita ... rhythmica, v. 2172-2181 ([15] S. 81f.; vgl. [70] S. 73 und 253; Bruder Philipp, v. 2894-2908: [18] S. 87).
Dargestellt wurde dies z. B. in: Mailand, Bibl. Ambr., ms. L. 58 sup., fol. 8r(Abb. 9), in einem Relief an der Fassade des Doms von Orvieto, A. 14. Jh., wo ein aus einer Höhle kommender Drache sich beim Anblick des Kindes duckt (Enzo Carli, Il duomo di O., Rom 1965, Abb. 44), im sog. Klosterneuburger Evangelienwerk aus dem 14. Jh. (Schaffhausen, Stadtbibl., cod. Gen. 8, fol. 20r, Österr., um 1340: [50] S. 83), in dt. Historienbibeln aus dem 15. Jh. ([64] Taf. 49 Abb. a-c; [84] S. 260) sowie in Hss. der „Vie de Nostre Benoit Sauveur Ihesucrist ...“ (z. B. Paris, Bibl. Nat., ms. fr. 992, fol. 31v, Bourges, um 1475: [72] S. 28; s. Sp. 1357).
6. Wilde Tiere huldigen Jesus
Wilde Tiere - Löwen, Panther und Wölfe - huldigen Jesus und gehen den Fliehenden in der Wüste voran, um den Weg zu zeigen.
Quellen: Ps.-Mt 19 ([1] S. 86f.; [2] S. 234-236; Konrad von Fußesbrunnen, v. 1373-1410: [13] S. 1121-1123; Vita ... rhythmica, v. 2182-2191: [15] S. 78f.; Bruder Philipp, v. 2908-2929: [18] S. 87f.; ferner: Vinzenz von Beauvais, cap. 94: [14] S. 206; vgl. [70] S. 253f.).
Die Huldigung der Tiere kommt häufig als Textillustration vor z. B. in Hss. mit dem Text der „Gesta infantiae Salvatoris“ (Mailand, Bibl. Ambr., ms. L. 58 sup., fol. 8v-9r, Lombardei, 3. V. 13. Jh. [41]), im sog. Klosterneuburger Evangelienwerk (Schaffhausen, Stadtbibl., cod. Gen. 8, fol. 20r, Österr., um 1340: [50] S. 83) sowie in Hss. der „Vie de Nostre Benoit Sauveur Ihesucrist ...“ (z. B. Paris, Bibl. Nat., ms. fr. 992, fol. 32r, Bourges, um 1475: [72] S. 30; s. Sp. 1357).
7. Palmwunder
Am häufigsten dargestellt ist das Palmwunder: Eine Dattelpalme beugt auf Jesu Geheiß ihre Äste bis zur Erde nieder, damit Maria bei einer kurzen Rast sich an den Früchten des Baums erfrischen kann.
Quellen: Ps.-Mt 20: ([1] S. 87f.; [2] S. 236-238); Hrotsvith von Gandersheim, v. 753-764 und 768-781 [6, S. 75f.]; Vinzenz von Beauvais, cap. 94: [14] S. 206; Vita ... rhythmica, v. 2192-2217: [15] S. 79; Bruder Philipp, v. 2795-2807 und 2824-2849: [18] S. 84-86). Einige spätma. Autoren griffen Cassiodors Hinweis auf, der zum Einzug in Ägypten berichtet hatte, ein „Persidis“ genannter Baum habe sich geneigt und Jesus verehrt (Historia ecclesiastica tripertita VI, 42: CSEL 71 [1952], S. 364f.): Vinzenz von Beauvais, cap. 95: [14] S. 206); Legenda aurea, cap. 10 [16, S. 99]; Vita ... rhythmica, v. 2322-2343 [15] S. 83: der „Persicus“ genannte Baum, zunächst Dämonen geweiht, verneigt sich vor dem in Ägypten einziehenden Jesus; die einzelnen Teile des Baums sind fortan Heilmittel gegen alle Schmerzen (vgl. arab. Kindheitsevangelium, cap. 24: [1] S. 193; Bruder Philipp, v. 2865-2871: [18] S. 86).
Darstellungen bieten den geneigten Baum, wofür im Westen seit dem 12. Jh. Beispiele bekannt sind, während in der byz. Kunst dieses Bildthema nicht gebräuchlich gewesen zu sein scheint.
Beispiele: Abb. 6; Werkstatt des Giotto di Bondone, Wandgem. in Assisi, w. Qhs. der Unterkirche von S. Francesco, wohl um 1315: Joachim Poeschke, Die Kirche von S. Francesco in A. und ihre Wandmal., Mchn. 1985, S. 42f., Abb. 232; Mailand, Bibl. Ambr., ms. L. 58 sup., fol. 10r, Lombardei, 3. V. 13. Jh. [41]; Schaffhausen, Stadtbibl., cod. Gen. 8, fol. 20r, Österr., um 1340: [50, S. 83]; Teppich, Basel, 1. V. 15. Jh. (Kurth, Bildteppiche, Bd. 2,1 Taf. 35).
Öfter zeigte man einen tief nach unten gebogenen Ast, von dem entweder Maria oder das Jesuskind eine Frucht pflückt.
Beispiele: Abb. 5; Florenz, Mus. naz. del Bargello, Elfenbeinrelief, Bamberg, A. 13. Jh.: Ausst. Stg., Staufer, Bd. 1 S. 490f. Nr. 630, Bd. 2 Abb. 436; Abb. 16; [93, S. 28-39].
Seit etwa 1500 ließ man in Darstellungen oft die begleitenden Engel den Ast des Baums nach unten biegen oder ziehen.
Beispiele: New York, Metrop. Mus., Holzplastik wohl aus der Kath. von Calahorra, Span., um 1500:
Howard Hibbard, The Metrop. Mus. of Art New York, Ld. und Boston 1992, S. 201 Abb. 386; Hans Baldung Grien, Außenflügel des Altarretabels am Hochaltar des Münsters U.L.F. in Freiburg i. Br., 1516: Gert von der Osten, H. B. G., Bln. 1983, S. 102f., Taf. 69; Giovanni Battista Castiglione, Radierung, um 1647 ([47] Nr. 36; s. auch Sp. 1413).
In zahlreichen Darstellungen seit dem späteren 14. Jh. pflückt Joseph die Frucht vom Baum. Damit suchte man offenbar seine Rolle bei der F. (s. Sp. 1419) stärker hervorzuheben (Berlin, St.bibl. PK, Hs. 164, Stundenbuch, Dtld., um 1520-1530: Ausst.kat. „Das chr. Gebetbuch im MA“, Berlin 1980, S. 125-127 Nr. 92, mit Taf. 24.
Seit dem 14. Jh. zeigte man in Beispielen statt der geneigten Palme oftmals einen Feigenbaum (Relief vom Retabel in der ehem. Klosterkirche von Cismar, Grömitz Kr. Ostholstein, um 1310/1320: Hans Wentzel, Der Cismarer Altar, Hbg. 1941, Abb. 9; weitere Beispiele: RDK VII 1044f.; [34] S. 16-18). Ungeklärt ist, ob diese nur nördlich der Alpen nachweisbare Abwandlung des Bildtyps auf einer legendären Überlieferung gründet, die aus ma. Reiseberichten aus Palästina bekannt war. So beschrieb Bernhard von Breydenbach einen Feigenbaum, der seinen Stamm wie eine schattige Höhle geöffnet und seine Früchte als Erfrischung geboten habe, als sich die erschöpfte Maria mit ihrem Kind an ihn lehnte („Die Reise ins Heilige Land“, lat. Ausg. Mainz [Erhard Reuwich] 1486, Bl. 23; [34] S. 17; vgl. ferner: Wolfgang Menzel, Christl. Symbolik, Bd. 1, Rgbg. 21856, S. 277f.).
Die Darstellung eines Apfelbaums im Fragment einer Bilderbibel aus dem 1. V. 15. Jh. gründet wohl auf Beschreibungen des Baums als Obstbaum (so bei Konrad von Fußesbrunnen, v. 1426-1430: [13] S. 123-125): London, Brit. Libr., Add. Ms. 24 679, fol. 8v(Lieselotte Stamm, Die Freiburger Bilderbibel in neuer ikon. Sicht ..., ZAK 43, 1986, S. 119f.).
In etlichen mhd. Weltchroniken und dt. Historienbibeln wurde auch dargestellt, wie die Teufel aus der Laubkrone des Baums entweichen ([54] S. 203, 257, 305f. und 365; [64] Taf. 54 Abb. a; [84] S. 261).
Seitdem die R.a.d.F. eigenständiges Bildthema geworden war (s. Sp. 1399), gehörte das Palmbaumwunder zum festen Bestand der dabei verwendeten Motive.
8. Jesus segnet die Palme
Jesus segnet die Palme und ordnet an, daß ein Engel einen Zweig ins Paradies bringt, damit er dort eingepflanzt werden kann (z. B. in einer Hs. mit dem Text der „Gesta infantiae Salvatoris“, Paris, Bibl. Nat., ms. lat. 2688, fol. 14r, Rom [?], 4. V. 13. Jh.: [33] S. 133, Taf. 89).
Quellen: Ps.-Mt 21: [1, S. 88f.]; [2, S. 240]; Hrotsvith von Gandersheim, v. 782-812: [6, S. 76f.]; Konrad von Fußesbrunnen, v. 1474-1502: [13, S. 125f.]; Vinzenz von Beauvais, cap. 94: [14, S. 206].
9. Quellwunder
Nach dem Palmwunder läßt Jesus am Fuß der Palme eine Quelle entspringen.
Quellen: Ps.-Mt 20: [1, S. 87f.]; [2, S. 236-238]; Hrotsvith von Gandersheim, v. 765-767 [6, S. 76]; Konrad von Fußesbrunnen, v. 1411-1473 [13, S. 123-125]; Vita ... rhythmica, v. 2192-2217: [15, S. 79]; Bruder Philipp, v. 2808-2823: [18, S. 85].
Man erinnerte in Bildern an das Quellwunder durch eine natürliche Wasserstelle, aus der ein Rinnsal hervortritt (sog. Holkham-Bibel, London, Brit. Libr., Add. Ms. 47 682, fol. 15r: [55] S. 94f.) oder - eingedenk Bernhard von Breydenbachs Beschreibung dieser Quelle (s. Sp. 1419) -durch eine als Brunnen gefaßte Quelle: Abb. 17.
Ausnahme blieb die Darstellung in einer anglofranz. Hs. der „Gesta infantiae Salvatoris“, zw. 1315 und 1325, wo vier Ströme am Fuß des Baumes entspringen und Maria und Joseph von diesem Wasser trinken (Oxford, Bodl. Libr., Ms. Seiden Supra 38, fol. 6r-6v: [24] Bd. 5,1 S. 62f. Nr. 54).
10. Vögel grüßen Jesus
Die in ausführlichen Schilderungen der F. erwähnte Begebenheit (Vita ... rhythmica, v. 2282-2291: [15] S. 82; Bruder Philipp, v. 2930-2937: [18] S. 88) wurde einige Male allein oder gelegentlich in Kombination mit anderen Ereignissen illustriert, so in einer Hs. der anonymen „Vita glorisosissime virginis Mariae atque venerabilis matris fili dei vivi veri et unici“, Venedig (?), M. 14. Jh. (Oxford, Bodl. Libr., Ms. Canon. Misc. 476, fol. 37v II; zur Hs. Pächt-Alexander Bd. 2 S. 13), oder in mhd. Weltchroniken ([54] S. 75, 203 und 305f.).
11. Räuberepisode
Seit dem 12. Jh. - meistens in umfangreicheren Bildfolgen zur F. - sind gesicherte Darstellungen nachweisbar, in denen die Begegnung der Hl. Familie mit Räubern geschildert wurde (zur lit. Überlieferung: [39]; [70] S. 82-87).
Im sog. arab. Kindheitsevangelium ist an zwei Stellen von Räubern die Rede: Eine Räuberbande glaubt statt der näherkommenden hl. Familie einen mächtigen König mit seinem Heer heranrücken zu hören, flieht und läßt Beute und Gefangene zurück (cap. 13: [1] S. 186f.). An späterer Stelle heißt es, die hl. Familie sei in einer verlassenen Gegend zwei Räubern - Titus und Dummachus - und ihren Gefährten in die Hände gefallen, und Titus habe die hl. Familie um den Preis von 40 Drachmen von Dummachus losgekauft. Maria verheißt ihm die Vergebung seiner Sünden (cap. 23: ebd. S. 192f.). Hier und in verschiedenen anderen Quellen ist berichtet, dieser Räuber sei der später mit Jesus gekreuzigte gute Schächer gewesen (ebd.; Konrad von Fußesbrunnen, v. 2505-2530: [13] S. 162f.; s. Dismas und Gestas: RDK IV 84); anderen Texten zufolge war Dismas der Sohn des Räubers: Aelred von Rievaulx, De institutione inclusarum 30: CCCM 1 [1971] S. 664). Ausführlicher behandelte der Verfasser des lat. Kindheitsevangeliums die Episode, die er den Ps.-Mt entnommenen Angaben interpolierte (Montague Rhodes James, Latin Infancy Gospels ..., Cambr. 1927, S. 122-126; vgl. [70] S. 78f. und 84-87; [13] S. 5-9). In seiner Darstellung, die aus einer ähnlichen Quelle auch von Konrad von Fußesbrunnen übernommen wurde,
erbarmt sich der spätere gute Schächer der Hl. Familie und nimmt sie in seinem Haus gastlich auf, wo Jesus gebadet wird und der Hausherr die Hl. Familie festlich bewirtet. Am nächsten Morgen ziehen die Fliehenden weiter, vom Gastgeber eingeladen, bei ihrer Rückkehr wieder bei ihm einzukehren (v. 1503-1926: ebd. S. 126-141; vgl. ferner den Text des sog. Klosterneuburger Evangelienwerks: H. Fromm u.a. [Hgg.], Konrad von Fußesbrunnen. Die Kindheit Jesu. Ausgewählte Abb. zur ges. handschriftlichen Überlieferung, Göppingen 1977 Der Name des Attributs „[Sache“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann., 42], S. 111-113; Bruder Philipp, v. 2938-3061: [18] S. 89-91; zu weiteren volkssprachlichen Textzeugnissen: [39]).
Man wählte eine Szene oder mehrere Szenen aus, gab die Begegnung mit den Räubern wieder, manchmal auch Bedrohung und Handgemenge, zeigte den guten Schächer, der die Hl. Familie in sein Haus einlädt, und bisweilen Maria, die dort das Jesuskind badet.
Ausführlich schilderte der Illustrator der sog. Holkham-Bibel die Handgreiflichkeiten der Räuber beim Überfall (London, Brit. Libr., Ms. 47 682, fol. 14r: Abb. 11). Den Überfall zweier Räuber, bei dem Joseph angegriffen wird, zeigte man in einer der Historienbibeln aus der Werkstatt Diebold Laubers (St. Gallen, Kantonsbibl. Vadiana, ms. 343, fol. 45r: [64] Taf. 54 Abb. b). - In der Schaffhauser Hs. mit dem Text des sog. Klosterneuburger Evangelienwerks aus dem 14. Jh. sind drei Zeichnungen der Episode gewidmet: Der Räuber führt die Gefangenen weg; er geht ihnen voran und weist den Weg zu seinem Haus (fol. 20v: [50] S. 83); die Frau des Räubers badet das Jesuskind, die Fliehenden rasten (Abb. 13 a). Die Begegnung mit dem (guten) Räuber wurde im 14. und 15. Jh. öfter dargestellt: St. Theobald, Relief im Tympanon, 2. H. 14. Jh.: RDK I 789 Abb. 4; London, Brit. Libr., Add. Ms. 47 682, fol. 15r, sog. Holkham-Bibel: [55] S. 94; in mehreren dt. Historienbibeln gibt es Darstellungen der Bedrohung durch die Räuber und des Aufenthalts im Haus des guten Räubers ([84] S. 261; [54] S. 75 und 257).
Der Überfall der Räuber scheint in Darstellungen seit dem 16. Jh. nur noch selten als Bildthema gewählt worden zu sein (Abb. 21). Meistens zeigte man dann die Begegnung mit dem guten Räuber (Giuseppe Maria Crespi, Ölgem., 1710: [48] Abb. 43); die Begegnung als Szene im Hintergrund zeigt auch das Wandgem. eines unbekannten Malers mit dem hl. Dismas am Kreuz: Regensburg, Dominikanerinnenkirche Hl. Kreuz, 1757: Dehio Bayern V S. 506f.
Eine im Bildaufbau den Darstellungen der Räuberepisode ähnliche Begegnung mit Soldaten wurde von Bernardo Castello in Savona dargestellt (nach einer Marienlegende? so: [90] S. 45 Abb. 4).
12. Heilungswunder
Die in apokryphen und ma. Texten genannten Heilungswunder durch Maria und Jesus während der F. (vgl. arab. Kindheitsevangelium, cap. 14-22: [1] S. 187-192) wurden offenbar sehr selten dargestellt. Man ordnete jedoch einige Male in Texten und Bildern eine sonst bei der Rückkehr aus Ägypten anläßlich des zweiten Aufenthalts im Haus des Räubers oder unmittelbar davor berichtete Heilung durch Jesu Badewasser (vgl. Konrad von Fußesbrunnen, v. 2105-2222: [17] S. 147-152) den Ereignissen vor der Ankunft in Ägypten zu (Vita ... rhythmica, v. 2234-2267: [15] S. 80f.).
Beispiele: Thann, St. Theobald, Tympanum, 2. H. 14. Jh.: RDK I 789 Abb. 5; Augsburg, Univ.bibl., cod.
I.3.2° II, fol. 171v, Weltchronik, Bayern oder Österr., vor 1400: [54, S. 75].
13. Vergebliche Herbergssuche
Die vergebliche Herbergssuche ist zweifelsfrei nur als Illustration zum Text des sog. Klosterneuburger Evangelienwerks (s. Sp. 1356) belegt.
Dessen Verfasser ließ der Räuberepisode die Suche nach einem Nachtquartier folgen (wohl in Anlehnung an die legendären Erweiterungen zu Lc 2,7), woraufhin jene, die der hl. Familie Quartier verweigert hatten, von Gott bestraft wurden. In cod. Gen. 8 der Stadtbibl. Schaffhausen sieht man, wie der ungastliche Hausherr Joseph von der Tür wegstößt (Abb. 13b; zum Text: Kurt Gärtner, Zur neuen Ausg. und zu neuen Hss. der ‚Kindheit Jesu‘ Konrads von Fußesbrunnen, Zs. für dt. Alt. und dt. Lit. 105, 1976, S. 21-39).
14. Wegverkürzung
Einige Male erinnerte man an die wunderbare Wegverkürzung: Da Joseph die Hitze fürchtet, verkürzt Jesus auf wunderbare Weise den Rest des Wegs.
Quellen: Ps-Mt 22: [1, S. 89f.]; Vinzenz von Beauvais, cap. 94: [14] S. 206; nach Konrad von Fußesbrunnen, v. 1927-1956, fürchtet Joseph die Gefährdung durch Räuber: [13, S. 141f.].
Darstellungen zeigen einen Engel, der Joseph die Abkürzung des Weges verkündet (vgl. Vita ... rhythmica, v. 2292-2321: [15] S. 82f.), und das in Sichtweite liegende Reiseziel Ägypten als Stadtkulisse, z. B. in den „Gesta infantiae Salvatoris“, Mailand, Bibl. Ambr., ms. L. 58 sup., fol. 10v, Lombardei, 3. V. 13. Jh. [41].
15. Götzensturz
Zu den häufigsten Wundern während der F. gehört der Fall der Götzen in Ägypten. Die meisten Darstellungen zeigen ein Standbild oder mehrere Standbilder, die, oft schon in mehrere Stücke zerbrochen, von einer oder mehreren Säulen oder von einer Mauer herabstürzen (Abb. 3, 12, 21f. 24, 28f. und 34). Dies ereignet sich, bevor die hl. Familie den Standort des Götterbilds passiert oder dann, wenn sie bereits vorübergezogen ist. Die in nahezu allen Texten zur F. erwähnte Begebenheit war zunächst aus zwei apokryphen Quellen bekannt, deren voneinander abweichende Angaben zur Anzahl der Götterbilder (eines oder mehrere) und zu deren Standort (im Innern eines Tempels, in einer Stadt, Sotine oder Hermopolis in Ägypten) auch die unterschiedlichen Bildtraditionen kennzeichnen: Das eine Götterbild oder die Gruppe von mehreren plazierte man entweder innerhalb einer Stadt, im Innern eines Tempels oder in freier Landschaft am Wegrand.
Nach Ps.-Mt 22f. [1, S. 90f.] stürzten 365 Götterbilder im Tempel von Sotine zu Boden und zerbrachen, als Maria mit Jesus den Tempel betrat. Der Verfasser des Ps.-Mt-Evangeliums erinnerte ausdrücklich an die Prophetie Is 19,1 (s. Sp. 1385f.). Im arab. Kindheitsevangelium ist nur von einem Götterbildnis die Rede, aus dem der Teufel spricht, der die Ankunft des wahren Gottes offenbart (cap. 10: ebd. S. 185). Viele patristische Theologen erinnerten an den Götzensturz, u.a. Athanasius (De incarnatione verbi II,36: Migne, P. G. 25 Sp. 154-60) und Eusebius (Demonstratio evangelica VI, 20: GCS 23 [1913] S. 285-289). Die ma. Autoren zitierten die Angaben, veränderten jedoch gelegentlich die Anzahl der Götzen (vgl. Hugo von St-Cher: “non fuit templum in egipto, in quo non corrueret et confringeretur aliquod ydolum“ [12] Bl. a3’r), zitierten außer Is 19,1 oft auch Ier 43,13. Vgl. Hrotsvith von Gandersheim, v. 825-839: [6, S. 78]; Petrus Comestor: [11] Sp. 1543 (ähnlich: Sermo 5: ebd. Sp. 1735); Konrad von Fußesbrunnen, v. 1957-1987: [13, S. 142f.]; Vinzenz von Beauvais, cap. 95: [14] S. 206; Vita ... rhythmica, v. 2344-2385: [15, S. 84f.]; Iacopo da Vorazze, cap. 10: [16, S. 99]; Ludolf von Sachsen: [20, S. 68].
In Beispielen vor dem 13. Jh. kommt der Götzensturz nur vereinzelt vor (z. B. Moissac, ehem. Abteikirche St-Pierre, Relief an der O-Wand des südl. Bogens im Narthex, um 1125: [44] S. 200 Abb. 108). Seit der 1. H. 13. Jh. zeigte man dieses Ereignis immer häufiger, offenbar weil man den Untergang der Götterbilder nicht nur als Sieg des christlichen Glaubens über das Heidentum verstand, sondern darin auch vorgezeichnet sah, welches Ende der Idolatrie - Bild für Häresie schlechthin - bestimmt sei (Michael Camille, The Gothic Idol, Cambr. usw. 1989, S. 2-24, 135 und 354 Anm. 2).
Beispiele: Amiens, Kath. N.-D., W-Fassade, südl. Portal, Sockelrelief, zw. 1225 und 1235: Sauerländer,
Skulptur, Taf. 72; Paris, Bibl. Nat., ms. ital. 115, fol. 39v, um 1300: [82, S. 70 Abb. 59]; Aschaffenburg, Hofbibl., cod. 13, um 1360: RDK I 787 Abb. 3; London, Brit. Libr., Add. Ms. 47 682, fol. 15r, sog. Holkham-Bibel: [55, S. 95f.]; sowie in Hss. der „Vie de Nostre Benoit Sauveur Ihesucrist ...“ (z. B. Paris, Bibl. Nat., ms. fr. 992, fol. 33v, Bourges, um 1475: Ausst.kat. „Les mss. à peintures en France 1440-1520, Paris 1993, S. 332 Nr. 181; vgl. [72] S. 157).
Der Sturz der Götzen zählt zu den wenigen Bildmotiven, die auch in nachma. Zeit gebräuchlich blieben (s. Sp. 1409). Einige Male erneuerte man in diesen Darstellungen den Hinweis auf die theologische Deutung des Geschehens (s. Sp. 1384-1389), indem man z. B. dem Jesuskind einen Kreuzstab in die Hand gab Hugh Brigstocke, Some further thoughts on Pietro Testa, Münchner Jb. 3. F. 29, 1978, S. 141 Abb. 41f.).
Während man in den Beispielen aus dem 17. Jh. noch unterschiedlichen Bildüberlieferungen gefolgt war, zeigen die meisten Beispiele aus dem späteren 17. und 18. Jh. übereinstimmend eine Säule oder einen Sockel am Wegrand, von dem die heidnischen Götterbilder herabstürzen oder bereits am Boden liegen, während die hl. Familie vorüberzieht.
Ein Baum am Weg der hl. Familie trägt eine Art Heiligenhäuschen, aus dem die Bruchstücke des heidnischen Götterbildwerks herabstürzen: Abb. 24. In einer antiken Stadt mit einem Obelisken (s. Sp. 1412) stellte Bernardo Castello 1610 den Götzensturz dar (Savona, Fresko im Santuario Nostra Signora di Miserciordia: [90] S. 46 Abb. 6). Als Beispiele für den Götzensturz am Wegrand seien genannt: Abb. 28f.; ferner: Michael Willmann, Ölgem. für die Klosterkirche Leubus, um 1685, und Deckengem. in der Josephskirche in Grüssau, zw. 1693 und 1698: Ausst.kat. „M.W. (1630-1706). Stud. zu seinem Werk“, Salzburg und Breslau 1994, S. 124f. Nr. 23, mit Abb., und S. 40 Abb. 24); vgl. Abb. 34.
16. Ankunft in Ägypten
Auf die Nachricht von der Zerstörung der Götzen hin eilt Affrodisius (Eufrodisus), der Fürst der Stadt Sotine, herbei und erweist Jesus seine Reverenz. Daraufhin verehrt auch das Volk Jesus.
Quellen: Ps-Mt 24: [1, S. 91f.], [2, S. 244]; Konrad von Fußesbrunnen, v. 1988-2069: [13, S. 143-146]; Vita ... rhythmica, v. 2386-2469 und 2575-2581: [15, S. 85-87, 91].
Man stellte gewöhnlich die Hl. Familie vor einem Stadttor dar (Abb. 2f.). Aus dem Tor kommt in vielen Beispielen der Fürst, oftmals von seinen Gefolgsleuten begleitet (als früher Beleg dafür wurde das Mosaik am Triumphbogen von S. Maria Magg. in Rom, zw. 432 und 440, gedeutet: [38] S. 27-30; [58] Taf. 6 und 18-20). Zahlreiche Beispiele der byz. Kunst vergegenwärtigen die Unterwerfung des Landes durch die Huldigung der mit einer Mauerkrone ausgezeichneten Personifikation Ägyptens. Sie tritt mit geneigtem Haupt und mit vor der Brust gefalteten Händen aus einem Tor der Hl. Familie entgegen.
Beispiele: Menologium Kaiser Basilius II., Konstantinopel, zw. 976 und 1025: Rom, Bibl. Vat., cod. Vat. gr. 1613, Nr. 274: Fabrizio Lollini [Hg.], Menologio di Basilio II, Mail. 1994 (Bibl. di min. in facs.); vgl. [73, S. 156 Abb. 108, 112 sowie S. 158]; Ljubica D. Popovich, Personifications in Paleologan painting, Diss. Bryn Mawr College 1963, Ann Arbour 1963, S. 174-180; [38, S. 29 Anm. 83]. Im Westen wurde dieses Motiv in der Zeit um 1200 aufgegriffen, z. B. auf einem der Emails am Markusschrein in Huy-sur-Meuse (s. Sp. 1397).
Meistens zeigte man Joseph, der durch das Tor den Bürgern der Stadt entgegengeht, während Maria mit dem Kind auf dem Esel sitzend noch vor dem Stadttor verharrt.
Beispiele: Chronik aus St-Germain-des-Près, Paris, Bibl. Nat., ms. lat. 12 117, fol. 108r, 11.Jh.: May Vieillard-Troiekouroff, Art carol. et art roman parisiens, Cah. arch. 16, 1966, S. 105 Abb. 43; ähnlich auch in der „General Estoria“ von Kg. Alfons X. von Kastilien (Escorial, Bibl, cod. I I 2, fol. 178v, 13. Jh.: Federico Delclaux, Imagenes de la Virgen en los codd. Medievales de Espana [Arte de España, 5], Madrid 1973, Abb. auf S. 106); Weissenau Krs. Ravensburg, Figurentafel, 2. V. 18. Jh.: RDK VIII Sp. 965 Abb. 11 b.
Die Ankunft in Ägypten schilderte man einige Male durch Darstellungen Mariens, die sich anschickt, vom Esel abzusteigen, z. B. in einem Relief in der Vorhalle von St-Benoît-sur-Loire, um 1040-1050, wo sie zwar noch auf dem Esel sitzt, ihre Füße aber schon auf einen Schemel gestellt hat (Bernhard Rupprecht, Roman. Skulptur in Frankr., Mchn. 1984, Taf. 5). In dem steinernen Tympanon, M. 13. Jh., aus der alten Pfarrkirche von Deggendorf stützt ein Knecht die Füße Mariens (Dehio, Bayern 2: Ndb., S. 83; Kdm. Bayern, Ndb. 2, Taf. 5).
Darstellungen aus dem Spät-MA zeigen die Verehrung durch den vor Jesus knienden Pharao („Gesta infantiae Salvatoris“, Oxford, Bodl. Libr., Ms. Seiden Supra 38, fol. 8v, etwa zw. 1315 und 1325: [24] Bd. 5,1 S. 62 Nr. 54) oder den Fürsten von Sotine (Mailand, Bibl. Ambr., ms. L. 58 sup., fol. 11r, Lombardei, 3. V. 13. Jh.: [41]; Abb. 13c). In dt. Weltchroniken des 14. und 15. Jh. sowie Histonenbibeln des 15. Jh. sieht man häufig Affrodisius vor Jesus stehen ([54, S. 75, 203, 306, 354 und 365]; ([64] Taf. 49 Abb. c-e; [84] S. 261).
Manchmal begrüßen Bewohner der Stadt in tiefer Proskynese das Jesuskind und seine Mutter (Paris, Bibl. Nat., ms. lat. 2688, fol. 18v, Rom [?], 4. V. 13. Jh.: [33] S. 133, Taf. 89).
Zu den Abbildungen
1. Istanbul, Archäol. Mus., Goldenkolpion aus Adana (?) in Kilikien (Dm. 8 cm). 6. Jh. Nach David Talbot Rice, The Art of Byzantium, Ld. 1959, Abb. 66.
2. Müstair, Graubünden, Klosterkirche St. Johann, Wandgem. an der S-Wand des Chors. 1. Dr. 9. Jh. Nach Louise Gnädinger und Bernhard Moosbrugger, Müstair, Zh. 1994, Abb. S. 69.
3. London, Vict. Alb. Mus., Elfenbeinrelief (Ausschnitt; Gesamtabb.: Goldschmidt, Elfenbeinskulpturen, Bd. 2 Nr. 65 Taf. 22). Metz, 11. Jh. Foto Mus.
4. Autun (Saône-et-Loire), Kath. St-Lazare, Kapitell von einem Pfeiler aus dem Chorumgang. Um 1130. Foto Marburg, Nr. 31 776.
5. München, Bayer. St.bibl., cod. lat. mon. 15 903 (sog. Perikopenbuch von St. Erentrud in Salzburg). Salzburg, um oder nach 1150. Foto Marburg, Nr. 101 892.
6. Bonanus, Bronzerelief am linken Flügel der sog.
Porta di S. Ranieri des Doms in Pisa. Um 1180. Foto Alinari, Nr. 28 402.
7. Nikolaus von Verdun, Relief vom Marienschrein der Kath. N.-D. in Tournai. Silber, getrieben und vergoldet, Gruben-, Zellen- und Mischschmelz. Um 1205. Foto Marburg, Nr. 197 915.
8. München, Bayer. St.bibl., cod. lat. mon. 835 (Psalter), fol. 23v (Ausschnitt). Oxford, ca. 1200-1210. Foto Bibl.
9. Mailand, Bibl. Ambr., ms. L. 58 sup. (Evangelienharmonie), fol. 8r (Ausschnitt). Lombardei, 3. V. 14. Jh. Nach [41].
10. Giotto di Bondone, Wandgem. im Lhs. der Capp. degli Scovegni in Padua. Vor 1306. Foto Alinari, Nr. 19 331.
11. London, Brit. Libr., Add. Ms. 47 682 (sog. Holkham-Bibel), fol. 14r. England, ca. 1320-1330. Nach [55] S. 92.
12. Berlin, StMPK, Kk., Hs. 78 D 2 (Biblia pauperum), fol. 2v. S-Dtld., um M. 14. Jh. Foto Bibl.
13. a-c Schaffhausen, Stadtbibl., cod. Gen. 8 (sog. Klosterneuburger Evangelienwerk), fol. 21v (a; Ausschnitt), 22r (b; Ausschnitt) und 23r (c; Ausschnitt). Österr., um 1340. Foto ZM und Kh. Inst. der Univ. Wien (c).
14. Hannover, Nieders. L.gal., Innenseite des rechten Außenflügels der sog. Goldenen Tafel aus St. Michael in Lüneburg (Ausschnitt; Gesamtabb.:). Tempera und Goldgrund auf Eichenholz. Lüneburg, um 1418. Foto Mus.
15. Worms, Städt. Mus., Model, Inv.-nr. M 2206. Heller Ton, 7,2 × 7,6 cm; Dicke 1,2 cm. Rheingebiet, um M. 15. Jh. Foto Stadtarchiv Worms.
16. Holzschnitt-Ill. (12 × 17 cm) aus Johannes de Turrecremata, Meditationes, Rom (Ulrich Han) 1467, Bl. 9r (Ausschnitt). Nach Faks.ausg., hg. von Heinz Zirnbauer, Wiesb. 1968.
17. Holzschnitt-Ill. (9,4 × 10,4 cm) aus Hermann Nitschewitz, Psalterium Beatae Mariae Virginis, Zinna (Konrad Kachelofen?) zw. 1493 und 1496, Bl. C1r. Foto Bayer. St.bibl. Mchn.
18. Jörg Breu d. Ä., Tafelgem. vom Flügelretabel aus der Kartause Aggsbach N.Ö. Öl auf Fichtenholz, 92,2 × 129,7 cm. Nürnberg, Germ. Nat.mus. Inv.nr. Gm 1153. 1501. Foto Mus.
19. Trier, Bisch. Dom- und Diözesanmus., Inv.nr. P 500, Skulpturengruppe aus der Welschnonnenkirche in Trier. Linden- und Nadelholz. Joseph: H. 95 cm; Maria: H. 110 cm. Nrh. 1. V. 16. Jh. Foto Mus.
20. Hieronymus Hopfer, Radierung nach Iacopo da Barbari. Platte: 13,5 × 8,5 cm. München, Staatl. Graph. Slg., Inv.nr. 15 479. 1. Dr. 16. Jh. Foto Engelbert Seehuber, Mchn.
21. Henrik Douvermann, Relief im Schrein des Retabels am sog. Sieben-Schmerzen-Altar in Kalkar, Pfarrk. St. Nikolaus. Eichenholz, Gefach: 68 × 83 × ca. 52 cm. 1521. Foto Rhein. Bildarchiv, Nr. 31 473.
22. Herri met de Bles, Ölgem. auf Holz, 36 × 57 cm. Kopenhagen, Statens Mus. for K., Inv.nr. 62. Antwerpen. Wohl nach 1535. Foto Mus.
23. Augustin Hirschvogel, Ill. Nr. 10b, dat. 1548, in: Concordantz Alt vnd News Testament, Wien 1550. Radierung. Platte 11,4 × 14,4 cm. Nach K. Falkenau a. a. O. (Sp. 1389).
24. Johannes Sadeler d. Ä. nach Marten de Vos, Bl. 8 aus einer Folge zur Kindheit Jesu. Kupferstich, Blatt: 19,3 × 12,9 cm. Braunschweig, Hzg. Ant. Ulr. -Mus., Inv.nr. 3.10. Köln, 1582. Foto Mus. (Bernd-Peter Keiser).
25. Georg Mattheus, Holzschnitt, 17,8 × 19 cm. Wien, Graph. Slg. Albertina. 2. H. 16. Jh. Foto Slg.
26. Kalt, Kr. Mayen-Koblenz, Hl. Kreuz-Kap., Tuffsteinrelief. Niederrhein, 1. H. 17. Jh. Foto Rhein. Bildarchiv, Nr. 80 321.
27. Jacob Jordaens, Ölgem. auf Lwd., 103 × 191 cm. Ehem. London, K.handel. 1640 oder 1641. Nach: Aukt.kat. Christie, Manson & Woods Ltd., London, 6. Juli 1990, Ld. 1990, S. 98 Nr. 102, mit Abb.
28. Lilienfeld N.Ö., Zisterzienserstift, Ölgem. auf Lwd., 192 × 132 cm. 1661. Foto Bundesdenkmalamt Wien, Nr. RWA 707 Inv.nr. 2946.
29. München, Bayer. Nat.mus., Inv.nr. T 1809. Wirkteppich aus der Manufaktur des Hieronymus Le Clerck. 220 × 160 cm. Brüssel, 1694. Foto Mus.
30. Augsburg, Dom, Kasel des sog. Kaiserornats (Ausschnitt). Kreuzstichstickerei mit Woll- und Seidenfäden in Anlagetechnik. Vor 1712. Foto Archiv des Diözesanbauamts Augsb., Nr. 1514/2.
31. Emblem 46 aus Gnaden = Gebaeu der Ubergebenedeyten Mutter Gottes Und Allzeit Jungfrauen Maria wie Dermahlen zu Kirchhaßlach ... Vorgestellt wird ..., Mindelheim 1726, Bl. G1v. Kupferstich. Platte: 14,9 × 9,6 cm. Mindelheim 1726. Foto Bayer. St.bibl. Mchn.
32. a-f Giovanni Domenico Tiepolo, Radierungen aus Idee pittoresche sopra La Fugga in Egitto ... Platte: a: 18,8 × 24,6 cm; b und c: 18,7 × 24,9 cm; d: 18,9 × 25,1 cm; e: 15,7 × 23, 7 cm; f: 18,8 × 24,4 cm. Stuttgart, St.gal., Graph. Slg., Inv.nr. A 29 543, A 29 544, A 29 546, A 29 551, A 29 554 und 29 561. 1753. Foto Slg.
33. Philipp Andreas Kilian, Kupferstich Nr. 3 (Platte: 19,5 × 14,6 cm) aus Hist. Abb. der Geschichten Alten und Neuen Testaments, Tl. 3. Augsb. 1758. Foto RDK.
34. Johann Baptist Enderle, Wandgem. an der oberen Emporenbrüstung der Wallf.k. Allerheiligen bei Scheppach, Kr. Günzburg. 1771. Nach Karl Ludwig Dasser, Johann Baptist Enderle (1725-1798), Weißenhorn 1970, Taf. V.
35. Peter Cornelius (und Joseph Anton Koch?), Ölgem. auf Holz (53 × 70 cm). Ehem. München, Schack-Gal. 1812 oder 1818. Foto ZM.
36. Ludwig Schnorr von Carolsfeld, Ölgem. auf Lwd. (69 × 77 cm). Wien, Erzbisch. Dom- und Diöz.mus. (Leihgabe des Eb. Wien). Um 1830. Foto Mus.
37. Heinrich Maria Hess, Bl. 126 aus dem sog. Kg.-Ludwig-Album. München, Staatl. Graph. Slg., Inv.nr. K.L.A. 126. Aquarell auf Papier, 20,9 × 33,3 cm. 1850. Foto Slg.
38. Gustave Doré, Radierung, in: La Sainte Bible selon la Vulgate, Paris 1866, Bd. 2 S. 300 (24,6 × 20 cm). Foto RDK.
39. Hans Thoma, Ölgem. auf Lwd. (115,8 × 160,5 cm). Frankfurt a. M., Städt. Gal. im Städelschen K.inst., Inv.nr. SG 917. Bez. und dat. 1879. Foto Ursula Edelmann, Ffm.
Literatur
Quellen:
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Mehrfach zitiert wurden:
23. Das Ludwig Richter-Album ..., eingel. von Wolf Stubbe, Mchn. 1968. - 24. Alexander, Survey. -25. Ausst.kat. „Andachtsbücher des MA aus Priv.bes.“, Köln 1987. - 26. Ausst.kat. „Hans Thoma, Lebensbilder“, Freiburg 1989, Königstein i. T. 1989. - 27. Ausst.kat. „Giovanni Domenico Tiepolo: Die F.“, Stuttgart 1999-2000. - 28. Ausst.kat. „Jacob Jordaens ...“, Antwerpen 1993. - 29. Ausst.kat. „Orh. Buchill., 2. Basler Buchill. 1500-1545“, Basel 1984. - 30. Ausst.kat. „Regensburger Buchmal.“, Regensburg 1987. -31. Ausst.kat. „The Year 1200“, New York 1970, Bd. 1. -32. Ausst.kat. „Thesenbll. österr. Universitäten“, Salzburg 1996. - 33. François Avril u.a., Mss. enluminés d’origine ital., 2, Paris 1984. - 34. Lottlisa Behling, Zur Ikonologie des Stiches „Die Flucht der hl. Familie nach Ägypten“ von Martin Schongauer, in: Friedrich Piel und Jörg Traeger (Hgg.), Fs. Wolfgang Braunfels, Tüb. 1977, S. 13-23. - 35. Luciano Bellosi, Duccio, La Maestà, Mail. 1998. - 36. J. P. J. Brandhorst und Klara H. Broekhuijsen-Kruijer, De verluchte hss. en incunabelen van de Koninkl. Bibl., Den Haag 1985. - 37. Breitenbach, Spec. - 38. Beat Brenk, Die frühchr. Mosaiken in S. Maria Magg. zu Rom, Wiesb. 1975. - 39. Margaret Chaplin, The Episode of the Robbers in the „Libre dels tres reys d’orient“, Bull. of Hispanic Stud. 44, 1967, S. 88-95. - 40. Eberhard Crusius, Flucht und Heimkehr. Stud. zur Ikon. der ma. Siegel, Archivalische Zs. 49, 1954, S. 65-71. - 41. Bernhard Degenhart und Annegret Schmitt (Hgg.), Evangelica historica ..., Mail. 1978 (Fontes Ambrosiani, 58). - 42. Demus, Mos. Sicily. -43. Johann Michael Dilherr und Georg Philipp Harsdörffer, Drei=staendige Sonn= und Festtag=Emblemata, oder Sinne=bilder, Nbg. o. J. (um 1660). - 44. Thorsten Droste, Die Skulpturen von Moissac, Mchn. 1996. -45. Christoph und Dorothee Eggenberger, Mal. des MA, Disentis 1989 (Ars Helvetica, 5). - 46. Hildegard Erlemann, Die Hl. Familie ..., Münster 1993. - (Schr.-R. zur religiösen Kultur, 1). - 47. Stefano Ferrara u.a., Incisori liguri e lombardi dal XV al XVIII sec., Bol. 1977 (Cat. gen. della racc. di stampe antiche della Pin. naz. di Bologna, Gab. delle stampe, T. 6). - 48. Oreste Ferrari, Sul tema del presagio della Passione, e su altri connessi, principalmente nell’età della ‚riforma cattolica‘, Stor. dell’arte 61, 1987, S. 201-224. - 49. George Galavaris, The illustrations of the liturgical homilies of Gregroy Nazianzenus, Princeton 1969 (Stud. in ms. illumin., 6). -50. Rudolf Gamper und Susan Marti, Kat. der ma. Hss. der Stadtbibl. Schaffhausen, Dietikon und Zh. 1998. -51. Josef Gantner u.a., Gallia roman., Wien und Mchn. 1955. - 52. Mauritius Geerard, Clavis apocryphorum Novi Testamenti, Turnhout 1992 - 53. Feiton Gibbons, Dosso und Battista Dossi, Princeton N.J. 1968 [Princeton Monographs, 39]. - 54. Jörn-Uwe Günther, Die illustrierten mhd. Weltchronik-Hss. in Versen ..., Mchn. 1993 (tuduv-Stud., R. Kg., Bd. 48). - 55. William Owen Hassall [Hg.], The Holkham Picture Bible Book, Ld. 1954. - 56. Hollstein, Dutch Fl. engr. - 57. Paul Huber, Heilige Berge, Zh. usw. 1980. - 58. Heinrich Karpp (Hg.), Die frühchr. und ma. Mosaiken in S. Maria Magg. zu Rom, Baden-Baden 1966. - 59. Colta Feller Ivers (Hg.), Picturesque ideas on the Flight into Egypt etched by Giovanni Domenico Tiepolo, New York 1972. -60. Kat. illum. Hss. Mchn., Bd. 3, T. 1 [1980]; a. Dgl, T. 2 [1988]. - 61. Carl M. Kauffmann, Art and Popular Culture: New themes in the Holkham Bible picture book, in: David Buckton und Thomas A. Heslop (Hgg.), Stud. in ma. art and archit. presented to Peter Lasko, Ld. 1994, S. 46-69. - 62. Laborde, Bible moralisée. - 63. Jacqueline Lafontaine-Dosogne, Icon. of the Cycle of Infancy of Christ, in: Paul A. Underwood (Hg.), The Kariye Djami, Ld. 1975, Bd. 4 S. 195-241. - 64. Elisabeth Landolt-Wegener, Darstellungen der Kindheitslegenden Christi in Historienbibeln aus der Werkstatt Diebold Laubers, ZAK 23, 1963/1964, S. 212-225, Taf. 49-54. -65. Leroquais, Livres d’heures. - 66. Leroquais, Psautiers. - 67. Lutz-Perdrizet. - 68. Robert MacLachlan Wilson, Art. „Apokryphen II“, in: Theol. Realenz., Bd. 3, Bln.-New York 1978, S. 316-362. - 69. Andrea de Marchi, Gentile da Fabriano, Mail. 1992. - 70. Achim Masser, Bibel, Apokryphen und Legenden. Geburt und Kindheit Jesu in der religiösen Epik des dt. MA, Bln. 1969. - 71. Marie Mauquoy-Hendrickx, Les estampes des Wierix, Bd. 1, Brüssel 1978; a. Dgl., Bd. 2, Brüssel 1979. - 72. Millard Meiss und Elizabeth Beatson (Hgg.), La Vie de Nostre Benoit Sauveur Ihesuscrist & La Saincte Vie de Nostre Dame, New York 1977 (Monographs on Arch. and the Fine Arts, 23). - 73. Millet. -
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Verweise
- Christus
- Dismas und Gestas
- Heilige Familie
- Heilungswunder (NT)
- Joseph (NT)
- Kindheit Jesu
- Marienleben
- Ruhe auf der Flucht
- Rückkehr aus Ägypten
Empfohlene Zitierweise: Augustyn, Wolfgang , Flucht nach Ägypten, in: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. IX (2001), Sp. 1352–1432; in: RDK Labor, URL: <https://www.rdklabor.de/w/?oldid=89172> [05.04.2022]
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