Flußgott
englisch: River-god; französisch: Divinité fluviale; italienisch: Dio (divinità) fluviale.
Sibylle Appuhn-Radtke (2003)
RDK X, 53–117
Fgn. = Flußgöttin.
I. Definition und Abgrenzung
F. sind deifizierte Personifikationen von Flüssen, Bächen oder Quellen; Fgn. entsprechen Quellnymphen oder Najaden ([39] S. 74; DNP 8, Sp. 1071f.). Das Geschlecht von F. hängt in der Regel vom Genus des personifizierten Flusses ab, ihr Alter von dessen Größe. Einen Sonderfall bilden die *Paradiesesflüsse.
F. sind abzugrenzen vom Gefolge des Meeresgottes Neptun sowie von Wassermännern und Nixen, die keine Personifikationen von Gewässern sind. Das personifizierte Element Wasser (Elemente: RDK IV, Sp. 1256-1288) und die Sternbilder Eridanus und Aquarius können ebenso wie F. gestaltet sein.
II. Antike
A. Quellen
F. sind nach Homer Nachkommen des Zeus (Ilias 14, v. 434: [1] S. 488), nach Hesiod Kinder des Okeanos und der Thethys (Theogonie 337 bis 345, 367 passim: [2] S. 30, 32 passim). Als Personifikationen der Wachstum und Fruchtbarkeit fördernden Flüsse und Eponymoi der an diesen liegenden Städte, häufig auch als legendäre Urkönige ihrer Landschaft und/oder Stammeltern berühmter Geschlechter, nehmen F. die heranwachsende Jugend in ihre Obhut. Sie besitzen die Gabe der Weissagung und schützen menschliche Eide, da die Reinheit ihres Wassers Lauterkeit nahelegt. Überregionale Verehrung genossen Achelous und Alpheus; in Rom war der Kult des Pater Tiberinus von Bedeutung (Otto Waser in: RE VI, Sp. 2774-2815; [10]).
Sowohl in naturgeschichtlichen Texten als auch in der Dichtung sind F. beschrieben.
Achelous ist in den Metamorphosen Ovids als Gastgeber des Theseus und Liebhaber der Perimele genannt; er wohnt in einem Haus aus Bimsstein und Tuff; der Boden der Halle ist mit Moos bedeckt, die Decke mit Purpurschnecken und Muscheln geschmückt (Metamorphoseon VIII, v. 560-564: [5] S. 554). Im Kampf mit Herkules um Deianira wird der F., obwohl er nacheinander Schlangen- und Stiergestalt annimmt, von dem Helden besiegt; als dieser Achelous mit dem Kopf in den Sand rammt, bricht das Horn an der Stirn des F. ab (ebd. IX, v. 1-92: [5] S. 586-594). Es dient den Najaden später als Füllhorn. - Acis wird nach der Rache seines Nebenbuhlers Polyphem in einen gehörnten und schilfbekränzten F. von bläulicher Gesichtsfarbe verwandelt (ebd. XIII, v. 887-897: [5] S. 944-946). - In einem Epigramm des Ausonius sagt Danubius von sich, er habe einst ein verhülltes Haupt („caput occultatum“) gehabt, aber nun ströme er in voller Länge unter den Augen des Valentinian dahin, der selbst die Nilquellen entdecken werde (Ausonius, Epigrammata, XXXI, hg. und übers. von Hugh Evelyn White, Ld. 1921, S. 172-174). Der Dichter zitierte aus Ovids Schilderung der Folgen von Phaethons Sturz aus dem Sonnenwagen: In dem hierdurch ausgelösten Weltbrand verdampfen die Flüsse; Nilus verhüllt sein Haupt und flieht ans Ende der Welt (Metamorphoseon II, v. 241-256: [5] S. 92. Vgl. auch Horaz, Carminum lib. I V, Ode 14: übers. und hg. von Hans Färber, Mchn. 111993, S. 206). Plinius beschrieb Nilus anhand einer Skulptur aus eisenfarbigem „basanites“ in dem Augustus geweihten Friedenstempel von Alexandria: Der F. werde von sechzehn Kindern umspielt; diese bezeichneten die Anzahl der Ellen, um die der Wasserstand steigen müsse, um das Land fruchtbar zu machen (Naturalis hist. XXXVI, cap. XI, § 58: [6] S. 48; vgl. auch Philostrat, Eikones I, cap. 5: [7] S. 96-98). - Den doppelt gehörnten Rhenus (Rhenus bicornis) nennt u. a. Vergil in der Aeneis (VIII, v. 727: [3] S. 358); im spätantiken Kommentar des Grammatikers Servius ist das Epitheton dadurch erklärt, daß der Rhein zwei Flußbetten habe, die die „insula Batavorum“ zwischen sich einschlössen; gemeint sind die Mündungsarme (Servius Grammaticus, Commentarius in lib. VIII, v. 727: Aeneidos librorum VI-XII commentarii, edd. Georg Thilo, Hermann Hagen, Bd. 2, Lpz. 1883-1884 [Ndr. Hdhm. 1961], S. 305; weitere Quellen bei [12] Bd. VII,1, S. 632). - Der F. Skamander verfolgt Achilles „brüllend wie ein Stier“ (Homer, Ilias XXI, 237: [1] S. 720). Philostrat beschrieb die Bestrafung des F. durch Hephaistos im ersten seiner „Gemälde“ (Philostratos, Eikones I, cap. 1: [7] S. 88).
Die Flüsse der Unterwelt, Acheron, Cocytus (Kokytos), Styx und Phlegeton (Pyriphlegeton) sind schon bei Homer (Odyssee X, v. 513f., hg. und übers. von Anton Weiher, Mchn. und Zh. 71982, S. 282) genannt. Vergil nahm sie, z.T. personifiziert, in seine Dichtungen auf (Aeneis VI, v. 132, 265, 551 u. ö.: [3] S. 228, 236, 252 u. ö., sowie Georgica IV, v. 479f.: Landleben, hg. und übers. von Johannes und Maria Götte, Würzb. 1970, S. 182).
B. Darstellungen
1. Gestalt
F. können als Menschen sowie als Mischwesen aus Mensch und Stier oder Mensch und Fisch personifiziert sein, jedoch auch in Gestalt von Tieren, u. a. als Stier, auftreten. Eine charakteristische Eigenschaft der F. ist ihre Verwandlungsfähigkeit (Roscher, Bd. I,2, Sp. 1488).
a. Stiergestalt und Mischwesen
Seit dem 2. V. 6. Jh. v. Chr. gab es Darstellungen von F. mit Stierkopf oder Stierhörnern auf Vasen, ab dem 5. Jh. auch auf Münzen. F. in Stiergestalt sind nicht immer eindeutig von anderen Stierdarstellungen und Gottheiten in Stiergestalt zu unterscheiden ([8] S. 16, 50-100).
b. Menschliche Gestalt
Seit dem 5. Jh. v. Chr. können F. anthropomorph dargestellt sein (ebd. S. 15). Der häufigste Typus ist eine Liegefigur, die sich meist auf einen ihrer Arme oder auf ein Attribut stützt (Beisp. bei [11]). Daneben können F. am Ufer eines Flusses oder (dann in Halbfigur, z. B. Danubius an der Trajanssäule, Rom: [9] Bd. III,1, S. 343, Nr. 2; Bd. III,2, S. 255) im Fluß stehen.
Auch im MA bekannt waren folgende röm. Skulpturen liegender F.: Der sog. „Marforio“, 1. Jh. n. Chr., ein auf den linken Arm gestützt liegender F., der ursprünglich ein Ruder hielt, befand sich bis 1588 in einem Granitbecken („MARE IN FORO“) auf dem Forum Romanum (zur umstrittenen Benennung s. ebd. S. 135 bis 137). Das trajanische F.-Paar Nil und Tiber/Tigris, wohl aus dem Nymphäum am Esquilin, stand im MA auf dem Monte Cavallo, bevor es 1517 zum Kapitol transportiert wurde (ebd. S. 16f., 138-141, Taf. 2-6; zur Interpretation und Ergänzung im 15. und 16. Jh. s. Sp. 65). - Aus Grabungen zw. 1512 und 1513 stammen das bei S. Maria sopra Minerva gefundene F.-Paar Tiber (seit 1797 in Paris, Mus. du Louvre: ebd. S. 55, Taf. 12f.) und Nil (Rom, Vat., Mus. Pio Clementino, Braccio Nuovo: ebd. S. 24-26, Taf. 11-13), wohl vom Iseum auf dem Marsfeld, nach 80 n. Chr., und der Oceanus vom gleichen Fundort (Neapel, Mus. Arch. Naz.: ebd. S. 75-77, Taf. 26, Abb. 51), außerdem der zw. 1532 und 1534 im Cortile del Belvedere aufgestellte und als Brunnenfigur adaptierte sog. Tigris aus späthadrianischer Zeit (ebd. S. 141f., Taf. 34). - F.-Reliefs als Zwickelfiguren finden sich z. B. an der Nordost- und Nordwestseite des Konstantinsbogens, voll. 315 (ebd. S. 183f., Taf. 40).
2. Attribute
Das häufigste Attribut war ein Wassergefäß. Weitere Motive können aus der Topographie, Flora und Fauna von Flüssen entlehnt sein: Wasserpflanzen, Wasservögel, Fische und Schlangen. Auf die Fruchtbarkeit bewässerten Landes spielte seit dem 5. Jh. ein überquellendes Füllhorn an, auf die Schiffbarkeit des Flusses ein Ruder [10].
Wenn bestimmte Flüsse charakterisiert werden sollten, wurden den F. Attribute verliehen, die ihre geographische Lage oder mit ihnen verbundene historische Ereignisse kennzeichneten.
Dem gelegentlich aus dunklem Material gestalteten Nil wurden seit hadrianischer Zeit z. B. Nilpferd, Krokodil, Lotos und/oder Sphinx beigegeben; als Kinder personifizierte Ellen bezeichneten die Höhe seines Wasserstandes zur Überschwemmungszeit ([11] S. 9-51; Marie-Odile Jentel, Art. „Neilos“, in: LIMC VI,1, S. 720-726; ebd. Bd. VI,2, S. 424-429). Dem Tiber kam die Wölfin mit Romulus und Remus zu ([11] S. 52-71; Raffaele Mambella, Art. „Tiberis, Tiberinus“, in: LIMC VIII,1, S. 25-27). - Unspezifisch waren die Attribute vieler anderer Flüsse, so des Arno ([11] S. 127), des Danuvius oder Ister ([9] Bd. III,1, S. 343f.), der Mosella ([11] S. 133f.) und des Rhenus (ebd. S. 132f.; [12] Bd. VII,1, S. 632-635; Bd. VII,2, S. 495).
3. Allegorie
Allegorisch verwendete F. konnten für den Wohlstand von Provinzen stehen.
Eine unter Kaiser Postumus geprägte Münzserie, um 260 bis 261, zeigt den F. Rhenus als menschengestaltigen, gehörnten F. mit der Umschrift SALVS PROVINCIARVM ([13] 84f., Abb. 2).
III. Spätantike und Mittelalter
A. Quellen
In spätantiker und mittellateinischer Literatur wurden zwar Flüsse beschrieben, aber nur dann als F. personifiziert, wenn auf antike Mythen Bezug genommen wurde. Diese boten den Ausgangspunkt für allegorische Erzählungen, in denen F. (vor allem der F. Achelous) moralisch gedeutet wurden.
Fulgentius gab um 500 mehrere antike Historien zu Flüssen wieder und deutete sie allegorisch, jedoch nur eine von ihnen enthält personifizierte F.: Alpheus (etymologisch erklärt als „lumen veritatis“) liebt die Nymphe Arethusa („aequalitas excellentiae“) und verfolgt diese, woraufhin sie in eine Quelle verwandelt wird, deren Wasser ins Meer mündet. Süß- und Salzwasser mischen sich nicht, weil die Wahrheit nicht durch das Salz des Bösen beschmutzt werden kann (Mythologiarum lib. III, n. 12: edd. Rudolf Helm, Jean Préaux, Fabii Planciadis Fulgentii V. C. opera, Lpz. 21970, S. 80). - Isidor von Sevilla widmete ein Kapitel seiner im 7. Jh. kompilierten „Etymologiae“ den Flüssen; von F. ist jedoch nicht die Rede (Isidor, Etym. XIII, 21). - Hrabanus Maurus († 856) beschrieb die Eigenschaften von Quellen, Flüssen und reißenden Strömen (De universo XI, 9-11: P. L . 111, Sp. 317-323). Die hier zitierten Bibelstellen, in denen manche Wasserläufe personifiziert sind, gaben Anlaß zur Darst. von F. - Den doppelt gehörnten Rhenus Vergils (s. Sp. 55) kannte im 9. Jh. Sedulius Scottus (Carmina II, VI, 9; II, XII, 20; II, XXVIII, 40; II, XXX, 40: MGH Poetae III [1886], S. 170, 180, 194, 196). - Charakteristika der Höllenflüsse, u. a. das schweflige Wasser des Cocytus, nennt das im 10. Jh. kompilierte „Glossarium Salomonis“ (vgl. München, Bayer. St.bibl., cod. mon. lat. 22 201, fol. 60v ; Prüfening, zw. 1158 und 1168; Hans Ulrich Schmid in: VL2 8, 1991, Sp. 542-544). - Im 13. Jh. definierte Bartholomaeus Anglicus „fluvius“ im Anschluß an Isidor von Sevilla und Hrabanus Maurus, ging jedoch genauer auf einzelne Flüsse ein, deren geschilderte Eigenschaften zu neuen Attributen von F. führen konnten (De genuinis rerum coelestium, terrestrium et inferarum proprietatibus XIII, 2-9: ed. Georg Barthold Pontanus von Braitenberg, FfM. 1601, S. 557- 563).
Die Höllenflüsse verstand Macrobius in seiner Interpretation von Buch VI der Aeneis, um 400, bereits allegorisch: Lethe sei der Irrtum der Seele, die ihre eigene „maiestas“ nach der Verkörperung vergessen habe und glaube, daß sie nur im Körper existiere; Phlegeton sei das Feuer der Erregungen und Leidenschaften; Acheron lasse (sündhafte) Worte und Taten bis zur Traurigkeit büßen; Cocytus sei alles, was zu Klagen oder Tränen bewege; Styx sei das, was menschliche Seelen in den Abgrund des Hasses stürze (Ambrosius Aurelius Theodosius Macrobius, Commentariorum in Somnium Scipionis libri duo, lib. I, cap. 10, 11: ed. Luigi Scarpa, Padua 1981, S. 146). - Im Vergil-Kommentar des Fulgentius, um 500, wurde der Höllenfluß Acheron mit den Emotionen jugendlicher Taten verglichen; er sei schlammig, weil Jugendliche weder klar sähen noch ein reifes Urteil besäßen. In dem Bernardus Silvestris zugeschriebenen Kommentar, 12. Jh., sind die Höllenflüsse ähnlich wie bei Macrobius beschrieben: Acheron ist die Sorge, Cocytus die Klage, Lethe das Vergessen (des Geistes um seine eigene Göttlichkeit), Phlegeton das Feuer des Zorns, und Styx der Haß (Commentum ... super sex libros Eineidos Virgilii: hg. von Julian Ward Jones und Elizabeth Frances Jones, Lincoln und Ld. 1977, S. 76).
Der Mythographus I (ed. Péter Kulcsár, in: CCSL 91c, 1987, S. 26, n. 58) kennt den Zweikampf von Achelous und Herkules um Deianira, die hier bewiesene Wandelbarkeit des F. zu einem Stier und die Verwendung von dessen (rechtem) Horn als von Fortuna gefüllter Cornucopia. - Auch im „Fulgentius metaforalis“ des John Ridevall, 14. Jh., ist Achelous in seiner Stiergestalt beschrieben: Nachdem Herkules ihm das Horn abgebrochen hatte und Achelous dieses im Fluß schwimmen sah, ertränkte er sich aus Schmerz. Diese Begebenheit wird auf die „industria“ (vgl. Fleiß: RDK IX, Sp. 1092f.) des Herkules bezogen, durch die der Fluß über die Ufer tritt und das Umland fruchtbar macht (Rom, B AV, cod. Reg. lat. 1290, fol. 6v: Liebeschütz, S. 125f.). F. und Fluß sind hier nicht konsequent identifiziert. Die gleiche Historie liegt der entsprechenden Passage im 1328 erstmals erwähnten „Ovide moralisé“ zugrunde (livre IX, v. 1-232: Boer, Bd. 3, S. 221 bis 226; vgl. Sp. 65).
Petrus Berchorius faßte um 1362 die biblische Verwendung von „flumen, fluvius“ zusammen (Bersuire, Opera, Bd. 3, T. 2, S. 248-251). Ein eigenes Kapitel ist den allegorischen Bedeutungen von Flüssen „in bono“ und „in malo“ (ebd. Bd. 2, T. 1, S. 522-531) sowie Jordan und Nil gewidmet: In bono kann der Fluß ein Bild der Kirche sein, weil er wie diese aus kleinen Quellen zu einem Strom anschwillt, und weil die Kirche so viele Völker aufnimmt wie der Fluß Nebenflüsse; er ist auch ein Bild des Prälaten oder Predigers, weil er die Gerechten in den sicheren Hafen des Heils trägt. Er kann auch mit Christus verglichen werden, weil er beständig fließt, ebenso wie Christus beständige Emanation Gottes ist, ferner, weil Christus die Heiligen mit göttlicher Gnade befruchtet, so wie der Fluß das ihn umgebende Land fruchtbar macht. Der „fluvius carnalis“ ist ein Sturzbach mit labilem Ursprung; er steht für „mundi prosperitas“, treibt Mühlräder (divites mundi) an und mündet in das Meer, d. h. in die Bitternis der Hölle. Der Jordan, u. a. als Bild der Buße zu deuten, vertritt mit seinen Quellflüssen Jor, der als „persona divina“ im Paradies entspringt, und Dan, der für „iudicium“ steht, sowohl Reue als auch Mitleid (ebd. S. 531f.). Der das Land befruchtende Nil kann als Fluß der Versuchungen verstanden werden, denn das durch sie hervorgerufene Elend des Menschen ermöglicht die Frucht der Tugenden. Weiterhin steht der Nil für den Gerechten (vir iustus), Weisheit und die Gnade Gottes, aber auch - in malo - für den Sünder (ebd. Bd. 2, T. 1, S. 532f.). - Die Höllenflüsse interpretierte Berchorius als Befindlichkeiten der Seele: Lethe steht für das Vergessen, Cocytus für die Trauer (luctus), Styx für die Traurigkeit (tristitia), Acheron sei ohne Freude oder Heil (sine gaudio vel salute). Die Lage der Flüsse zueinander entspricht ihrer Bedeutung: Styx und Acheron fließen aus demselben See, weil zugleich traurig wird, wer keine Freude hat. Cocytus entspringt aus Styx, weil Trauer auf die Traurigkeit folgt (Metamorphosis Ovidiana moraliter explanata, Paris 1509 [Ndr. New York und Ld. 1979], Bl. 14r). In dem Albricus zugeschriebenen, aber ebenfalls von Berchorius kompilierten „Libellus“ steht Deianira für die menschliche Seele, um die Christus (Hercules) siegreich mit dem wandlungsfähigen, gehörnten Teufel (Achelous) ringt (Albricus [ P. Berchorius], Libellus, Basel 1543 [Ndr. New York und Ld. 1979], Bl. 67r).
Giovanni Boccaccio führte in seinen um 1371 bis 1375 entstandenen „Genealogie deorum“ antike Flüsse auf, die personifiziert in die Götterwelt einzuordnen waren: Achelous, Acheron und die übrigen Höllenflüsse sowie Peneus und Nilus (ed. Vincenzo Romano, Bari 1951 [Scritti d’Italia 200, 201; Opere 10, 11], Bd. 1, S. 124-136, 353f., 362, 365; Bd. 2, S. 460f.).
Christophorus Landinus verglich die Höllenflüsse in den ab 1472 verfaßten „Disputationes Camaldulenses“ (ed. princ. Flor. um 1480) mit Entstehung und Folgen der Sünde im Menschen: Die Begierde (concupiscentia) sei der Brunnen, aus dem das Wasser des stygischen Sumpfes entspringe wie der sündige Gedanke (cogitatio), auf den die sündige Handlung folge. Der rasch fließende Acheron entspreche dem Impuls zur Schandtat (motus ad flagitia), das bemannte Boot in seinen Fluten dem Entschluß zur Sünde (deliberatio peccandi). Nach der Überquerung des Acheron, der Entscheidung zur Sünde, folge die Styx, die Sorgen bringe, und danach Cocytus, die Trauer (Disputationes Camaldulenses, ed. Peter Lohe, Flor. 1980 [Ist. Naz. di Studi sul Rin., Studi e testi, 6], S. 236f.).
B. Darstellungen
Darstellungen mit F. gibt es in der Buchmalerei und auf kleinformatigen Reliefs, meist Buchdeckeln, sowie in Mosaiken.
1. Bibelillustration
Grundsätzlich konnten alle Illustrationen zu Abschnitten des AT und NT, in denen Flüsse erwähnt sind, F. zeigen. Besonders häufig wurden die unbenannten Flüsse der Psalmen sowie Nil und Jordan dargestellt.
a. Unbenannte F.
Sowohl in byzantinischen als auch in westlichen Hss. kommen neben anderen Naturpersonifikationen auch F. vor, besonders in Psaltern.
In der „Wiener Genesis“, Konstantinopel oder Antiochia, 6. Jh., ist der Brunnen, aus dem Rebekka schöpft (Gen 24,15-31), als Quelle vorgestellt, die aus der Urne einer liegenden Fgn. strömt (Abb. 2). - Der „Utrecht Psalter“, Hautvillers bei Reims, um 820-835 (Utrecht, Univ.bibl., cod. 32: Faks., Graz 1982 [Codd. sel., 75]), zeigt die größte Zahl von Typenvarianten des F.: Auf fol. 1v und 32v sind innerhalb der Ill. zu Ps 1 und 57 bärtige F. mit nacktem Oberkörper, die sich nach antikem Schema liegend auf ihre Urnen stützen, dargestellt; aus diesen entspringen Wasserläufe verschiedener Größe, die auf die unterschiedliche Verwendung von „Aquae“ in Ps 1,3 und 57,8 zurückgehen. Auf fol. 54v ist zwei gleichartigen F. , die beiderseits des Meeres lagern, zusätzlich ein Horn beigegeben, auf dem sie blasen (Abb. 3). Hier sind die „Stimmen der Flüsse“ aus Ps 92,3f. durch das Attribut anschaulich gemacht. Auf fol. 56v erscheinen zwei Gruppen stehender weiblicher (?) F., die ihre Urnen ins Meer entleeren und dem Herrn zujubeln (Ps 97,8: „flumina plaudent manu“). - Einen bärtigen, liegend auf seine Wasserurne gestützten F. zeigt ein Psalter aus Canterbury, Anf. 11. Jh., als Ill. zu Ps 1 (London, BL, ms. Harley 603, fol. 1v: Rainer Kahsnitz, Der Werdener Psalter in Berlin, Ms. theol. lat. fol. 358, Ddf. 1979 [Beitr. zu den Bau- und Kdm. im Rheinland, 24], S. 153, Abb. 82).
b. Jordan
Darstellungen der Durchquerung des Jordan (Ios 3,11-17), des in Ps 41 genannten Flusses und - besonders häufig - Darstellungen der Taufe Jesu im Jordan (Io 1,32-34) konnten zwischen dem 5. und 14. Jh. sowohl im Osten als auch im Westen in Mosaiken, Hss. und auf Reliefs durch Figuren des F. bereichert werden ([14] S. 143-148, Abb. 352ff.). Der Jordan ist gelegentlich durch seine beiden ebenfalls als F. vorgestellten Quellflüsse, Jor und Dan, repräsentiert.
Zu den frühen erhaltenen Beisp. der Taufe Jesu gehören die ravennatischen Kuppelmosaiken in den Baptisterien des Doms und der Arianer, 5. Jh. und um 500 (Deichmann, Ravenna, Bd. 1, S. 141-145, 210, Bd. 3, Taf. 41, 254); im letztgenannten nimmt der thronende, mit Krebsscheren gekrönte F., ein Schilfrohr als Zepter haltend und auf die Urne gestützt, in gleicher Größe wie Johannes an der Taufszene teil (Abb. 1). Einen anderen Typus vertritt das Elfenbeinrelief an der Maximians-Kathedra in Ravenna, 546-556; hinter dem als unbekleideter Knabe dargestellten Jesus, der von einem riesigen Johannes getauft wird, ist der Rücken des Jordan in den Wellen sichtbar, der sich auf seine Urne stützt. Mit akklamierendem Gestus blickt er zur Taufszene auf ([14] S.
144, Abb. 361: Gestus des Jordan als Fluchtgebärde verstanden). - Wenn der Täufling ganz in das Wasser des Jordan eintaucht, ist der F. mit seiner Urne meist als kleine Figur innerhalb des Wassers sichtbar (z. B. Mosaik in Hosios Lukas, A. 11. Jh.: ebd. S. 145, Abb. 362; Mosaik in Monreale, Capp. Palatina, Vierung, N-Wand, um 1180-1190: Ernst Kitzinger, The Mosaics of Monreale, Palermo 1960, Taf. 47; Miniatur im „Hortus Deliciarum“ der Herrad von Landsberg, um 1170: Abb. 6). - Bei niedrigem Wasserstand kann der F. neben den Wellen sitzen, die er aus seiner Urne speist (z. B. Elfenbeinrelief vom Einband des Drogo-Sakramentars, Metz, um 850, Paris, BNF, ms. lat. 9428: Goldschmidt, Elfenbeinskulpturen, Bd. 1, S. 41, Nr. 74a, Taf. 30, und ein weiteres aus der sog. Liuthargruppe, 9. Jh., Antwerpen, Mus. Mayer van den Bergh: [14] S. 147, Abb. 366; Relief am Schaft der Bernwardssäule, vor 1022, Hildesheim, Dom: Bernhard Bruns, Die Bernwardssäule..., Hdhm. 1995, S. 37, 164, Abb. 1; Sakramentar aus Limoges, um 1100, Paris, BNF, ms. lat. 9438, fol. 24r: [14] S. 148, Abb. 372).
Die Quellflüsse Jor und Dan (s. Sp. 63) sind auf einer Ill. zu Ps 41,7-8 im Stuttgarter Psalter, um 830, dargestellt (Abb. 4). Dan zur Rechten von „Terra“ ist bekleidet und trägt ein Schilfrohr, während Jor nackt ist und ein Füllhorn mit Lilien hält. - Jor und Dan sind auch mit zwei F.-Masken auf einer Miniatur des Bernward-Evangeliars, um 1011-1014, gemeint, die in den unteren Bildecken Jordanwasser speien (Abb. 5; dazu Rainer Kahsnitz, Die Bilder, in: Das Kostbare Evangeliar des hl. Bernward, hg. von Michael Brandt, Mchn. 1995, S. 45f.). - Die wunderbare Durchquerung des Jordan zeigt das Titelbild zum Buch Josua in der Bibel Karls des Kahlen in Rom, S. Paolo fuori le mura, Reims, um 870, fol. 59v ([15]; [15a] S. 241f.): Zwei sitzende F. mit Amphoren, wohl wiederum Jor und Dan, beobachten, wie die Bundeslade in das Flußbett getragen wird.
c. Nil
In Illustrationen von Ex 2,3-10 (Aussetzung und Auffindung des Mosesknaben im Nil) wurde der Fluß seit dem 9. Jh. gelegentlich personifiziert.
Das erste Bild zum Buch Exodus in der Bibel Karls des Kahlen (fol. 21v: [15]; [15a] S. 237f.) zeigt beide Szenen. Als Quellgott des Flusses sitzt links oben ein bekleideter, bärtiger F. mit Harpune und einem Wassergefäß, aus dem das Nilwasser strömt.
2. Illustration zum „Ovide moralisé“
Um 1480 wurde der Sieg des Herkules über den F. Achelous dargestellt (Kopenhagen, Kgl. Bibl., ms. Thott 399 2°, fol. 248v; zur Hs.: Erik Petersen [Hg.], Medieval book culture in Denmark, Kop. 1999, S. 93, Nr. 131): Der F., kenntlich nur an einem Schilfkolben, steckt bis zum Oberkörper im Sand; auf ihm steht triumphierend der gekrönte Herkules (Abb. 9).
IV. Neuzeit
A. Antikenrezeption
Die Zahl der auch im MA bekannten römischen Skulpturen von F. (s. Sp. 57) nahm in der Renss. durch Neufunde zu, ebenso der Bestand an Münzen und Gemmen. Die Monumente wurden von zeitgenössischen Künstlern nachgezeichnet und nachgestochen; ihre ikonographische Bedeutung scheint jedoch erst im späteren 15. Jh. erkannt worden zu sein.
15.-16. Jh.: Zwar war einer der kapitolinischen F. vom Monte Cavallo (Abb. 7) bereits um 1430-1432 von Pisanello gezeichnet worden (Kat. „Die ital. Zchgn. des 14. und 15. Jh. im Berliner Kk.“, bearb. von Hein-Th. Schulze Altcappenberg, Bln. 1995, S. 49-52), doch wurde das Figurenpaar erst um 1485 von Pomponio Leto nachweislich als F. bezeichnet („fluminum dei“). Wie die durch die römischen Antiken angeregten, um 1455-1458 geschaffenen F. am Triumphbogen Alfonsos I. in Neapel (Abb. 8) benannt wurden, ist unbekannt. Die Frage, um welche F. es sich bei den römischen Skulpturen handele, wurde auch A. 16. Jh. noch unterschiedlich beantwortet: 1513 bezeichnete Andrea Fulvio das Paar als Ister/Danubius und Achelous, 1527 als Nil und Tigris. Wohl unter dem Eindruck der 1512 ergrabenen Figur des Tiber und deren Gegenstück, des Nil (s. Sp. 57), wurde das halb zerstörte Attribut des Tigris (ein von Maarten van Heemskerck zw. 1533 und 1536 sowie von Hermannus Posthumus 1536 abgebildeter Löwe; zu diesem Antonio Giuliano, Antiqua statua Tygridis fluvii marmorea, Xenia 11, 1986, S. 85-88) um 1568 durch die Wölfin mit Romulus und Remus ersetzt und damit für den Brunnen vor Michelangelos Konservatorenpalast ein Tiber gegenüber dem F. Nil rekonstruiert [29]. - Das vatikanische F.-Paar Tiber und Nil wurde seit seiner Aufstellung im „Cortile delle statue“ mehrfach beschrieben und nachgezeichnet (zur Rezeption s. Phyllis Pray Bober und Ruth Rubinstein, Renss. Artists and Antique Sculpture ..., Oxf. 1986, S. 102-104, Nr. 66, 67); der vatikanische Tigris fand erst 1536 Erwähnung (Hans Henrik Brummer, The Statue Court in the Vatican Belvedere, Stockholm 1970, S. 186-204). Tiber, Nil und Oceanus wurden nach 1532 in Kupferstichen von Nicolas Béatrizet publiziert, die ihrerseits vom 16. bis 19. Jh. mehrfach kopiert wurden (Abb. 12; [28] Abb. 95-97). „Marforio“ bildete Giulio Bonasone auf einem 1547 dat. Kupferstich ab (ebd. S. 141). - Giovanni Battista de Cavalieri widmete allen bekannten römischen F.-Skulpturen eine Kupfertafel (J. B. de Cavalleriis, Antiquarum statuarum urbis Romae lib. I-II, Ven. 1570, lib. II, Taf. 43, 44, 51); die Beischrift des kapitolinischen Tiber, ehem. Tigris (ebd. Taf. 43), erinnert an seine neuzeitliche Umarbeitung. - Sebastiano Erizzo bildete in seinem „Discorso sopra le medaglie de gli antichi“, o. O. u. J., mehrere F. auf antiken Münzen ab, u. a. Rhenus (S. 290), Nilus (S. 363, 366) und Pater Tiberinus (S. 458, 494).
Die 1511 in den Vatikan gelangte antike Figur der schlafenden Ariadne, bis zum 18. Jh. als Kleopatra gedeutet, wurde aufgrund ihrer Neuverwendung als Brunnenfigur zum Prototyp von Fgn. bzw. Quellnymphen (Walther Amelung, Die Sculpturen des Vaticanischen Mus., Bd. 2, Bln. 1908, S. 636-643, Nr. 413; zur Rezeption: Elisabeth MacDougall, The Sleeping Nymph ..., The Art Bulletin 57, 1975, S. 357-365).
Dichter des 16. Jh. verarbeiteten antike F.-Beschreibungen: Auf Ovids Höhle des Achelous (s. Sp. 54) bezog sich z. B. Jacopo Sannazaro in einem 1526 publizierten Epos, in dem der gehörnte Jordan in seiner Quellhöhle ruht, gestützt auf einen kristallenen Krug mit einer Darst. der Taufe Christi (J. Sannazaro, De partu Virginis, lib. V, 283f., hg. von Charles Fantazzi und Alessandro Perosa, Flor. 1988 [Ist. Naz. di Studi sul Rin., Studi e testi, 17]). Der schwäb. Autor Joachim Münsinger entwarf nach diesem Vorbild 1533 und 1538-1539 Panegyriken mit den Quellhöhlen von Neckar und Donau (Walther Ludwig, Vom Jordan zur Donau ..., Humanistica Lovanensia 42, 1993, S. 252-258).
17.-18. Jh.: Die dt. Ausg. von Jean-Jacques Boissard, Topographia Urbis Romae, FfM. 1603 (ed. princ. lat. T. 1-3, FfM. 1597), gibt auf Taf. 25 eine schlafende Quellnymphe aus den „Horti Colotiani“ wieder, ein als antik betrachtetes Relief an der Mündung der „Aqua Vergine“, zusammen mit dessen Inschrift, die den Benutzer des Brunnens zur Stille mahnte, außerdem den „Marforio“ (ebd. Taf. L 3); die vatikanischen F. sind nur genannt (ebd. S. 9). - „Deus Rhenus“, eine verschollene Kleinbronze aus der Sammlung des Kölner Juristen Johann Helman († 1579), fand 1642 unter Abbildungen röm. Altertümer in einer Randleiste von Arnold Mercators Vogelschauansicht von Köln Verwendung (Colonia Agrippina Anno Domini MDCXLII exactissime descripta, Amsterdam 1642; vgl. [12] Bd. VII,1, S. 634, Nr. 16 und hier Sp. 90). - Leonardo Agostini bildete eine ägyptische Steinschneidearbeit aus Lapislazuli ab, die „Alessandria“ am Nil zeigt: Die Personifikation der Stadt ruht am Ufer des Flusses und stützt sich auf einen bärtigen, mit Krebsscheren bekrönten Männerkopf, den F. Nil (Gemmae antiquae depictae, Franeker 1694, Bd. 2, S. 47-49, Taf. 30). - Bernard de Montfaucon widmete mehrere Tafeln F.-Skulpturen sowie deren Darst. auf Münzen (L’Antiquité expliquée, Paris 1719, Bd. 1, T. 2, S. 385f., Taf. 220 [Naiades, Nymphae fluviales]; Bd. 3, T. 1, S. 185f., Taf. 108 [Nil und Tiber nach Béatrizet], S. 188f., Taf. 113 [Münzbilder von Rhein und Donau]). Anhand von Relieftondi am Konstantinsbogen, Rom, beschrieb er die Verwendung der F. Euphrat oder Tigris und Donau als Trabanten von Orient und Okzident (ebd. Bd. 3, T. 2, S. 183f., Taf. 105). - Perrier und Desseine [18] bildeten 1737 die berühmtesten antiken F. ab; das Tafelwerk diente der Kgl. Porzellanmanufaktur Berlin noch im 19. Jh. als Vorlagenslg. (s. Sp. 94f.).
B. Mythographische und ikonographische Quellen
Beschreibungen der antiken Götterwelt und ikonographische Nachschlagewerke gaben seit dem 16. Jh. Muster für die Darstellung von F. vor.
Giglio Gregorio Giraldi referierte 1548 nach Suida die Beschreibung eines alexandrinischen Standbildes, das vielleicht den Nil dargestellt habe, weil es ein Modium, Bild des Wasserstandes, auf dem Haupt getragen habe (Giraldi, S. 272). Unter den Gottheiten der Unterwelt sind auch die bekannten F. (ebd. S. 297). Ein größeres Kapitel galt den vielen Arten von Nymphen, unter denen „Naiades quae et fontium nymphae“ und „Potamides nymphae ... id est fluviales“ genannt sind (ebd. S. 267). Zumindest die letzteren sind mit Fgn. identisch, denn sie herrschen über ihre Flüsse („quas et fluminibus praeesse tantummodo putavit antiquitas“). - Vincenzo Cartari beschrieb F. u. a. nach Philostrat als liegende, auf einen Arm gestützte, bärtige und langhaarige Männer (Cartari 1571, S. 264). Gehörnt seien Inachus, Tiber und Achelous, der Po habe einen Stierkopf mit vergoldeten Hörnern, weil der Fluß brülle wie ein Stier und seine Ufer wie Hörner gebogen seien; Beschreibungen antiker F.-Statuen in Gestalt von Stieren sind angeschlossen (ebd. S. 264-267). Zur Bekrönung von F. mit Schilfrohr sind Ovids Historie von der Verwandlung des Acis (s. Sp. 55) und die Figur des Tiber im Vatikan (s. Sp. 57) angeführt; Blätter und Früchte bei letzterem verwiesen auf die Fruchtbarkeit, die der F. dem Lande bringe (ebd. S. 266). Die Verwendung von schwarzem Stein für Figuren des Nil habe seinen Grund in der Herkunft des Flusses aus Äthiopien, wo die Menschen dunkelhäutig seien; der Nil könne auf einem Krokodil oder auf einem Flußpferd sitzen. Wie bei Plinius beschrieben (s. Sp. 55), könnten ihn spielende Kinder umgeben (ebd. S. 267 bis 269, mit Abb.). Die S. 265 beigegebene Tafel zeigt einen Jüngling (Peleus?), der einem F. (Inachus?) sein Haupthaar weiht, darunter einen stierköpfigen F., wohl den Po (krit. Apparat bei Caterina Volpi, Le immagini degli dèi di Vincenzo Cartari, Rom 1996, S. 288-295). - Franciscus Pomey nannte nur Oceanus („fluviorum omnium pater“) sowie Quellnymphen, insbesondere Arethusa und Echo (Pantheum mythicum seu fabulosa deorum historia, Utrecht 1697, S. 185-187, 196). - Eine an die allegorische Tradition des MA anknüpfende Interpretation des Acheron als „Gewissen“ lieferte Abraham Fraunce, Third Part of the Countesse of Pembrokes Yvychurch, Ld. 1592 (Ndr. New York 1976), Bl. 28r (Herbert David Brumble, Classical Myths and Legends in the MA and Renss., Ld. und Chicago 1998, S. 296).
In der ersten illustrierten Aufl. der „Iconologia“ von Cesare Ripa ist die größte Bandbreite von F. - sowohl geographisch identifizierbarer als auch der antiken Mythologie und Dichtung entnommener F. - versammelt (Rom 1603, S. 156 bis 162); ein namenloser, gehörnter oder stierköpfiger „Fiume“ wurde erst ab Ausg. 1624 eingefügt (Ripa-Index, S. 94). Im ersten F.-Artikel der Ausg. 1603 ist die häufigste Körperhaltung der F. , das Ruhen am Boden, durch die Tatsache erklärt, daß die Flüsse über den Erdboden fließen. In seinen Beschreibungen der einzelnen F. bezog sich Ripa z.T. auf antike Darstellungen.
Der Tiber wird nach dem kapitolinischen F. als bärtiger, langhaariger Mann mit einem Kranz aus Blüten und Früchten beschrieben, der Wasserurne, Ruder und ein Füllhorn voller Früchte hält, neben sich die säugende Wölfin mit Kindern. Die Erklärung bringt den Zusatz, daß der Kranz des Tiber in Anbetracht der römischen Siege aus Lorbeer bestehen soll; das Füllhorn steht für die Fruchtbarkeit des Landes, durch das der Tiber fließt; das Ruder besagt, daß der Fluß schiffbar und für den Handel geeignet ist. Der Arno ist ebenfalls ein alter Mann mit Urne, trägt jedoch einen Kranz aus Buchenlaub; ein Löwe mit einer roten Lilie soll ihn begleiten. Das Buchenlaub bezieht sich auf die Quelle des Arno im Appenin, wo Buchenwälder wachsen; Löwe und Lilie bezeichnen das Florentiner Stadtwappen. Der Po kann den Kopf eines mit Schilf bekränzten Stiers tragen, weil das Geräusch des Flusses Stiergebrüll ähnelt und weil Schilf darin wächst. Die alternative menschengestaltige Darst. des Po entspricht der üblichen eines F.: Er soll mit Pappellaub bekränzt sein und neben dem Füllhorn einen Zweig halten, aus dem eine gelbe Flüssigkeit tropft. Das Pappellaub erinnert nicht nur an die Bäume am Po, sondern auch an die Schwestern des Phaethon, die, über dessen Tod trauernd, in Pappeln verwandelt wurden. Die gelbe Flüssigkeit sei ein Harz, das bestimmte Bäume am Flußufer ausschwitzten und das wie Bernstein zu verarbeiten sei. In den sieben Wasserläufen aus der Urne des Po, entsprechend seinen Mündungsarmen, soll ein Schwan stehen (der verwandelte Cycnus), Sinnbild Liguriens und Teil der Fauna des Flusses. Den Personifikationen von Lombardia und Toscana sind die entsprechend charakterisierten F. Po und Arno beigegeben. Die Donau ist ein alter Mann, der sein Haupt verhüllt, denn man kennt seine Quelle nicht. Den Nil beschrieb Ripa nach der Skulptur im Vatikan (s. Sp. 57): einen Kranz aus Blumen und Früchten auf dem Haupt und ein Füllhorn tragend, gestützt auf eine junge Sphinx, unter sich ein Krokodil; sechzehn spielende Kinder umgeben ihn (s. Sp. 55). Der Tigris soll einen Tiger neben sich haben, Sinnbild seiner starken Strömung und Hinweis auf die an seinen Ufern lebenden Tiere. Aus entsprechenden Gründen stützt sich der Indus auf ein Kamel, der Ganges auf ein Rhinozeros und der dunkelhäutige, von Strahlen umgebene Niger auf einen Löwen.
Die Höllenflüsse Acheron, Cocytus, Styx und Phlegeton sind durch die verschiedenfarbigen Ströme, die aus ihren Urnen fließen, charakterisiert: blasses, schwarzes, düsteres und rotes Wasser.
Die Literatur des 17. und 18. Jh. läßt das Bestreben erkennen, ältere Beschreibungen von F. zu systematisieren und diese mit neugewonnenen Kenntnissen über die Antike zu verbinden.
Durch die illustrierte und annotierte Übersetzung von Philostrats „Eikones“ [7] ins Französische legte Blaise de Vigenaire 1614 genaue Beschreibungen von Nil und Skamander vor (Les images ou tableaux de platte peinture des deux Philostrates Sophistes grecs ..., Paris 1614, S. 1-8, 31-40). - Natale Conti referierte ausführlich Quellen und Auslegungen der Höllenflüsse sowie der F. Oceanus, Alpheus und Inachus; diese F. und Achelous sind auch in den moralisierenden Resumés von lib. 10 genannt. Die beigegebene Holzschnitt-Ill. zu Oceanus ist die Kopie eines Kupferstichs von Nicolas Béatrizet, 1560 (Natalis Comes, Mythologiae sive explicationis fabularum libri decem, Patavia 1616, S. 97-101, 426-428, 476-481, 537f., 546, 549 und 552). - Bei Michel de Marolles sind F. nach Homer und Ovid beschrieben (Tableaux du temple des muses ..., Paris 1655); die beigegebenen Bildtafeln betonen die Wandlungsfähigkeit mancher F. (z. B. bei S. 67: Padanus als Mannstier, bei S. 171: Achelous in Stiergestalt). - Joachim von Sandrart bildete auf drei Kupfertafeln seiner „Teutschen Academie“ die röm. Skulpturen des „Nil“ und den „Marphorius sive Rhenus“ ab; weder in der Anzahl noch in ihrer Numerierung stimmen die Beschreibungen der F. mit den Tafeln überein (Sandrart, Bd. 2, T. 2, S. 12f., Taf. ii, ll, mm). In der „Iconologia Deorum“ berichtete Sandrart über die Verehrung und die tierische Gestalt mancher F. sowie die auf F. bezogenen Metamorphosen Ovids (Nbg. 1680, S. 93f.). - Antike und frühneuzeitliche Literatur zum Aussehen von F. faßte Johann G. Neumann 1691 in einem Kompendium zusammen (Dissertatio de imaginibus fluviorum, Witt. 1691).
Noch 1760 beschrieb Johann Christoph Gottsched F. als bärtige, mit Schilf bekrönte Greise, die auf eine Wasserurne gestützt in ihrem Herrschaftsbereich lägen; ihr Alter interpretierte er als Eigenschaft des Wassers, das so alt sei wie die Welt, fügte jedoch hinzu, daß nur große, schiffbare Flüsse als alte F. dargestellt würden, Bäche hingegen als junge, bartlose F. oder Kinder sowie Seitenflüsse, die durch ihr Münden in einen größeren Fluß ihren Namen verlören, als Nymphen (J. C. Gottsched, Handlex. oder Kurzgefaßtes Wb. der schönen Wiss. und freyen Künste ..., Lpz. 1760, Sp. 697f.). - Jean Baptiste Boudard zeigte abweichend von den bei Ripa genannten Attributen zu den Höllenflüssen zwei bittende Schatten (zu Acheron), die eisernen Mauern des Tartarus (zu Cocytus), ein eisernes Zepter (bei Styx), eine Urne mit brennender Lava (bei Phlegeton) und aus Lethe trinkende Schatten (J. B. Boudard, Iconologie ..., Wien 1766, Bd. 2, S. 16-23).
In den mythographischen Nachschlagewerken des 19. Jh. wurden Angaben aus der älteren Literatur fortgeschrieben (z. B. Wilhelm Vollmer, Vollständiges Wb. der Mythologie aller Nationen, Stg. 1836, Taf. LXXX, CIV).
C. Einzeldarstellungen
1. Unbenannte F.
Ebenso wie in der Antike ist der vorherrschende Typus von F. eine weitgehend unbekleidete männliche oder weibliche Figur, die meistens seitlich aufgestützt am Boden liegt oder kauert. Den Kopfschmuck bildet oft ein Kranz aus Wasserpflanzen, meist Schilf; als Attribute sind überwiegend Wasserurnen, häufig Ruder beigegeben. Der F. als alleiniges Thema bildlicher Darstellungen ist selten.
Als einflußreich für die Ikonographie von Fgn. erwies sich die Holzschnitt-Ill. einer liegenden Quellnymphe bei Francesco Colonna, Hypnerotomachia Polifili, Ven. 1499 (hg. von Marco Ariani und Mino Gabriele, Mail. 1998, Bd. 1, S. 73). Das Gleiche gilt für den Kupferstich eines aufgestützt ruhenden F. mit Ruder und Schilfblättern, den Marcantonio Raimondi aus dem „Parisurteil“ nach Raffael (s. Sp. 80) kopiert und auf eine eigene Druckplatte übertragen hatte, so daß die Figur seitenverkehrt erschien ([24] S. 214).
Zu den frühesten Fgn. der dt. Renss. gehören die Quellnymphe von Albrecht Dürer, Zchg., um 1514 (Karl Schütz, A. Dürer im K.hist. Mus., Wien 1994, S. 94f., Abb. 9d), und die „Fontis nymphae“ aus der Werkstatt Lucas Cranachs d. Ä., die entstanden sind zw. 1518 und um 1540 (z. B. Friedländer-Rosenberg, S. 93, Nr. 119; S. 150, Nr. 403, Abb. 259; zur Abhängigkeit von der Ill. bei F. Colonna: Michael Liebmann, On the Icon. of the Nymph of the Fountain, JWCI 31, 1968, S. 434-437). Die Alabasterfigur einer Fgn., niederl., um oder nach 1540, beruht offenbar auf derselben Vorlage wie Cranachs frühe Nymphen (Hamburg, Mus. für K. und Gew.: Ausst.kat. „Lukas Cranach“, Basel 1976, S. 639f., Nr. 550). -
Die sign. und 1629 dat. Federzeichnung Johann Heinrich Schönfelds, vielleicht ein Stammbuchblatt, zeigt die Rückenfigur eines F. mit Ruder vor Landschaftshintergrund (Konstanze Läufer, Zum Forschungsstand der Zchgn. J. H. Schönfelds, Barockber. 20/21, 1998, S. 204, 207, Abb. 2).
Domenico Tiepolo fertigte nach einer Zeichnung seines Vaters Giambattista eine Radierung mit einem alten F. in arkadischer Landschaft an, dessen Wasserurne von einem geflügelten kindlichen Genius gehalten wird; möglicherweise diente ein Leinwandbild gleichen Themas aus der Zeit der „Scherzi“, um 1740-1750, als Vorlage (Ausst.kat. „Le acqueforti dei Tiepolo“, Udine 1970, Nr. 120, mit Abb.). - Jean Auguste Dominique Ingres gab 1856 eine Fgn. als stehende weibliche Aktfigur mit dem Gestus der vatikanischen Ariadne (s. Sp. 66) wieder, die eine auf ihrer Schulter ruhende Hydria ausgießt (Abb. 33).
Seit M. 16. Jh. gab es keramische Statuetten von F. mit unterschiedlicher, nicht immer klar bestimmbarer Funktion: Bozzetti und Modelli für großformatige Figuren, Kunstkammerstücke und Tafelaufsätze.
Ein ehem. Jacopo Sansovino, jüngst einem Nachfolger Michelangelos zugeschriebener, aufgestützt ruhender F. aus Ton, M. 16. Jh., der ein Wassergefäß auf der linken Schulter trägt, ist vermutlich als Bozzetto zu verstehen (Karlsruhe, Bad. L.mus.: [35] S. 374, Nr. 125, Abb. 401), ebenso die Terrakottastatuette eines bärtigen F., Italien, E. 16. Jh. in Schwerin (Ausst.kat. „Von Venedig bis Neapel“, Schwerin 2000, S. 220f., Nr. 96, mit Abb.) und Giambolognas Tonplastik eines sitzenden F., um 1580-85 ([32] S. 220f., Abb. 249, S. 275, Nr. 183, Taf. IX). - Der Vorbereitung von Großplastiken dienten zweifelsfrei Michelangelos Torso eines aufgestützt liegenden Mannes, Modell für einen der ursprünglich geplanten F. am Grabmal für Giuliano de’ Medici (Florenz, Acc. delle Belle Arti: Robert J. Clements u. a., Michelangelo scultore, o. O. 1964, Taf. 77f.), und das Tonfigürchen einer liegenden, auf ihre Wasserurne gestützten Fgn. von Edme Bouchardon, 1741, für die Liegefigur der Marne an dessen Brunnen in Paris, Rue de Grenelle (Paris, Mus. du Louvre: Ausst.kat. „La statue équestre de Louis XV ...“, Paris 1973, S. 15, Nr. 12, Abb. 10; zum Brunnen: Alphonse Roserot, E. Bouchardon, Paris 1910, Taf. 12). Ob die auf ihr Wassergefäß gestützte Fgn. aus gebranntem Ton in Mainz, Johann Peter Melchior zugeschr., um 1770, als Bozzetto gedient hat, bleibt dagegen unklar, da keine Ausführung bekannt ist (Catharina Graepler, Die Bozzetti-Slg. des L.mus. Mainz, Mainz 1998, S. 154f., Nr. 57, mit Abb.).
Im 18. Jh. wurden u. a. in folgenden Porzellanmanufakturen Figuren liegender, sitzender und stehender F. hergestellt: Meißen (z. B. für den Brühlschen Tafelaufsatz, 1744, von Johann Joachim Kaendler: Otto Walcha, Meißner Porzellan, bearb. von Helmut Reibig, Dresden 1973, Abb. 101f., Ludwigsburg (Beisp. um 1765-1770 bei Hans Christ, Ludwigsburger Porzellanfiguren, Stg. und Bln. 1921, S. 62-65, 100) und Höchst (Paar von Johann Peter Melchior, 1770-1775: Ausst.kat. „Höchster Porzellan 1746-1796“, bearb. von Patricia Stahl, Frankfurt a. M. 1994, S. 224, Nr. 6.6.12, mit Abb.); Vincennes (F. aus Pâte tendre, 1747: Tamara Préaud und Antoine d’Albis, La Porcelaine de V., Paris 1991, S. 143, Nr. 92) und Mennecy ([19] S. 25, Abb. 3); Longton Hall (1759-1760: Arthur Lane, English Porcelain Figures of the 18th c., Ld. 1961, Abb. 85). Zum Reiterdenkmal Augusts III. von Sachsen s. Sp. 93f.; zu einem Tafelaufsatz mit F. aus Biskuitporzellan s. Sp. 94f.
Seit dem 1. Dr. 16. Jh., zunächst in Italien, gehörten F. zum Vorrat antikisierender Motive, die grundsätzlich jede Fläche füllen konnten, ohne eindeutig allegorische Funktion zu besitzen, auch wenn Assoziationen von Reichtum und Fruchtbarkeit (s. Sp. 96-98) sicher oft eine Rolle bei der Wahl des Motivs gespielt haben.
Architektur: Rücken an Rücken lagern zwei antikisierende Gottheiten mit Cornucopien, wohl F., im bekrönenden Tympanonrelief des Triumphbogens Alfonsos I. von Aragon am Castel Nuovo in Neapel, 1455- 1458 (Abb. 8). - Die Zwickel oberhalb der rundbogigen Fensteröffnungen im Piano nobile des Pal. Bevilacqua, Verona, errichtet von Michele Sanmicheli, um 1530 bis 1535, sind mit plastischen F. und Fortuna-Figuren ausgesetzt (Eric Langenskiöld, M. Sanmicheli, Uppsala 1938, S. 61-68, Taf. 20f.). - Reliefs aus der Werkstatt des Jacopo Sansovino in den Bogenlaibungen der Loggia an der Libr. Marciana, Venedig, nach 1537, zeigen zwischen anderen antikisierenden Gottheiten und Grotesken auch F. ([35] Abb. 419). - Die Vorliebe klassizistischer Architekten für Dreieckgiebel legte die Verwendung liegender F. in den äußeren Tympanonzwickeln nahe, z. B. Fgn. im ehemals ausgemalten, seit 1894 mosaizierten Giebelfeld des Nat.theaters, München, nach 1823 (Federzchg., 1851: Ulrike Hessler, „Una elegante robustezza“..., in: Hans Zehetmair und Jürgen Schläder [Hgg.], Nat.theater, Mchn. 1992, S. 207-222, Abb. S. 213).
Möbel: Eine Banktruhe, Florenz, 2. H. 16. Jh. (St. Petersburg, Ermitage), ist an der Rückwand mit dem Relief einer auf ihre Wasserurne gestützten Fgn. dekoriert (Ljubov Ionovna Faenson, Italian Cassoni from the Art Coll. of Soviet Mus., Leningrad 1983, Abb. 75-80).
Goldschmiedekunst: Ein Fingerring aus Goldemail mit Rubinen, Frankr., um 1550-1560, zeigt einen auf dem Reif ruhenden, plastischen F., wohl nach Vorlage eines Kupferstichs mit dem Parisurteil von Marcantonio Raimondi (s. Sp. 80; Yvonne Hackenbroch, Renss. Jewellery, Ld. usw. 1979, S. 86, Abb. 218). - Nikolaus Schmidt dekorierte in Nürnberg um 1600 die Fahne perlmutterbesetzter, silbervergoldeter Prunkbecken mit Figuren von F. in Hochrelief (Nürnberg, Germ. Nat.mus.: Ulrike Rosenbauer, Stud. zum Werk des Nürnberger Goldschmieds N. S., Magisterarbeit [masch.] Erlangen 1999, Taf. 22). - Eine Prunkplatte von Elias I Drentwett, Augsburg, 2. V. 17. Jh., Silber vergoldet, zeigt im Spiegel eine Flußlandschaft mit verschiedenen F.; die Fahne schmücken Fruchtbuketts (Krakau, Wawel, Kronschatz: Jerzy Szablowski, Die Slgn. des Königsschlosses auf dem Wawel, Warschau 1975, Abb. 172).
Keramik: Das Zifferblatt einer Tischuhr mit plastischer Einfassung aus Vincennes-Porzellan, dat. 1754, sitzt in der Krone eines blühenden Spalierbaums, dessen Stamm ein Paar von F. flankiert (Paris, Mus. du Louvre: [19] S. 24, Abb. 2).
2. Benennbare F.
Die Spezifika des dargestellten Flusses (Genus des Namens, Größe und Fließgeschwindigkeit, Fischbestand, das Vorkommen von Perlmuscheln oder Goldsand) und die Beschaffenheit der angrenzenden Landschaft mit ihrer Flora und Fauna bestimmten in der Regel die Ikonographie benennbarer F. Für einige Flüsse wurden in der Neuzeit antike Beschreibungen und Darstellungen aufgegriffen; dazu kamen neuzeitliche Attribute. Zur Typenbildung trugen Dichtung (vgl. z. B. Lothar Kempter, „Vater Rhein“ ..., in: Fs. für Friedrich Beißner, hg. von Ulrich Gaier und Werner Volke, Bebenhausen 1974, S. 197-225) und druckgraphische Serien bei.
Zu den F. von Béatrizet s. Sp. 65f. - Philips Galle gab 1586 und 1587 zwei jeweils 17-teilige Serien von Kupferstichen heraus, in denen neben Meeresgottheiten F. dargestellt sind: u. a. Nilus auf dem Krokodil, von Kindern umgeben, Danubius mit Schilfhaar und Ruder (Abb. 15) und der mit Weinlaub bekränzte Rhenus mit einer Traube in der Hand (Hollstein, Dutch Fl. engr., Bd. 7, S. 78, Nr. 299-332; B. ill., Bd. 56, S. 345-362). - Joannes Stradanus entwarf zwei Serien mit Historien der „Donne famose“, die 1573 von Hieronymus Cock und nach 1595 von Theodor Galle publiziert wurden; anhand ihrer Attribute benennbare F. bezeichnen den Ort der Handlung ([44] S. 357f., Nr. 687; S. 410, Nr. 707, Abb. S. 412f.) - Ob der reitende schilfhaarige F. auf einem Jost Amman zugeschriebenen Holzschnitt ursprünglich Teil eines Druckes von mehreren Platten oder Teil einer Serie war, ist unbekannt (Strauss, Singleleaf woodcut, Bd. 1, S. 71, Nr. 41). - Auf antiken F.beschreibungen beruht die Charakterisierung der „Vier Ströme“, Gem. von Peter Paul Rubens, um 1615-1616: Nil, Tigris, Ganges und Euphrat mit ihren Nymphen sowie ihrem Vater Oceanus (Wien, K.hist. Mus.: [39]; [42] S. 465-467). Zu weiteren Darst. großer Flüsse s. z. B.: Arno, Sp. 92; Moldau, Sp. 103f.; Nil, Sp. 111; Po, Sp. 86; Tiber, Sp. 92.
D. Szenische Darstellungen
1. Genreszenen
Seit 2. H. 16. Jh. tauchen F. vereinzelt in Darstellungen der Flußfischerei auf.
Philips Galle nahm in die zw. 1580 und 1596 von Joannes Stradanus entworfenen Kupferstiche der „Venationes“ fünf Szenen auf, die den Fischfang mit unterschiedlichen Netztypen darstellen. Auf vier Tafeln lagern F. im Vordergrund, denen außer Wasserurnen auch Cornucopiae beigeordnet sind; die Beigabe eines Löwen verweist zugleich mit toskanischen Stadtveduten im Hintergrund auf den F. Arno ([44] S. 373-375, Nr. 693, mit Abb.).
Vor allem auf französischen Genrebildern des 18. Jh., auf deutschen erst im letzten Drittel des 18. Jh., kann eine Landschaft durch die Darstellung von Monumenten oder Brunnen mit F. als Park ausgewiesen sein.
Antoine Watteau schilderte eine Gesellschaft im Park; ein Kavalier betrachtet die Rückenfigur einer Fgn. mit Ruder (Dresden, Gem.gal.: [35] S. 409, Nr. 781, Taf. 28). - In einem Gem. von Isaak de Moucheron, dat. 1725 (Schwerin, Staatl. Mus.: Lisa Jürß, Holl. und fläm. Mal. des 17. Jh., Schwerin 1982, S. 20, Nr. 262), steht im Vordergrund ein F.-Monument (vgl. dazu Augustin Charles d’Avilers Vorschläge für F.-Sockel, s. Sp. 107), in einer Grottennische rechts hinten dient eine Fgn. als Brunnenfigur. - Die Unterhaltung zweier Wasserträgerinnen mit einem Hirten am Brunnen, über dem die Skulptur einer Fgn. ruht, malte 1781 Salomon Gessner (Zürich, K.haus: Martin Bircher und Bruno Weber, S. Gessner, Zh. 1982, S. 116, 179, Nr. 136, mit Abb.); motivisch ähnlich schon das Titelblatt seiner ersten Folge radierter Ideallandschaften von 1764 (Ausst.kat. „Maler und Dichter der Idylle. S. G.“, Zürich und Wolfenbüttel 1980, S. 109, Nr. 90, mit Abb.).
2. Biblische Darstellungen
Auf neuzeitlichen Darstellungen biblischer Historien und Illustrationen zu Bibeltexten sind F. selten. Ausnahmen sind Gemälde von Nicolas Poussin und einigen anderen Malern des 17. Jh. sowie Augsburger Graphiken des 18. Jh.
Susanna im Bade (Dan 13,15-23) nahm Joachim Wtewael zw. 1611 und 1614 zum Anlaß, zwei kindliche F. mit Wasserurnen auf dem Sockel des Brunnenstocks darzustellen (Gouda, Mus. Het Catharijne-Gasthuis: [31] S. 132f., Nr. A-61, Taf. 87). - Die Aussetzung und die Auffindung des Moses-Knaben im Nil (Ex 2, 3-10) gestaltete Nicolas Poussin zwischen 1627 und 1654 mehrmals unter Einbeziehung des F. Nilus ([40] S. 213f., Nr. 35; S. 274f., Nr. 66; S. 298f., Nr. 77); der F. ist durch Sphinx und Füllhorn charakterisiert. - In einer Radierung aus dem Verlag der Brüder Joseph Sebastian und Johann Baptist Klauber, Augsburg nach 1740, zu Io 4,6 und Dan 3,77 („Benedicite fontes Domino“) steht Jesus mit der Samariterin am Brunnen vor einer dreistöckigen Fontäne mit F. (Abb. 28). - Zu einem der im Psalter genannten F. in einer Allegorie auf die Legende der hl. Afra s. Sp. 104.
3. Szenen aus Mythus und Literatur
In der Neuzeit wurden Historien aus der antiken Mythologie und Literatur, die Flüsse oder Quellen nennen, vielfach in Malerei und Graphik, seltener in Plastiken und Reliefs dargestellt. Es wurden auch solche Flüsse als F. gezeigt, die in der Literatur nicht personifiziert worden waren. Anlaß konnte die Genealogie der handelnden Personen, die Topographie des jeweiligen Handlungsraums oder eine der F. zugeschriebenen Fähigkeiten sein, etwa die Förderung von Wachstum und Fruchtbarkeit.
a. F. unter den Olympischen Göttern
In Deckengemälden und Staffeleibildern des 16.-18. Jh. mit Darstellungen der Olympischen Götter sind gelegentlich F. vertreten.
Melchior Steidl zeigte auf dem Mittelbild an der Decke des Großen Saals, 1712-1713, im Schloß von Fulda Jupiter und Juno, von den übrigen Göttern umringt; unter diesen auch einen schilfhaarigen F. mit Urne und Ruder (Viktoria Meinecke, Die Fresken des M. Steidl, Diss. München 1971, S. 150f.). - Beim Festmahl zur Hochzeit von Neptun und Amphitrite sowie von Peleus und Thetis können F. anwesend sein; sie sitzen jedoch nicht an der Tafel: Beisp. bei Eva-Marina Froitzheim-Hegger, Sie lebten dahin sorglos in behaglicher Ruhe. Stud. zum niederl. und fläm. Göttermahl, Hdhm. usw. 1993 (Stud. zur Kg., 80), Abb. 8, 11, 13, 16, 18f.
b. F. im Mythus einzelner Gottheiten und Heroen
Bei Triumphzügen und einzelnen Episoden aus dem Mythus von Göttern, vor allem von Apollo, Bacchus und Flora, seltener von Venus, sind gelegentlich F. anwesend. Beispiele gibt es zwischen 1. Dr. 16. Jh. und 18. Jh.; am häufigsten sind sie zwischen E. 16. und M. 17. Jh. bei den niederl. und dt. Manieristen. In der hochbarocken Malerei schuf vor allem Nicolas Poussin diverse Historienbilder mit F.
Da Apollo als Musenführer seinen Sitz auf dem Helikon bei der durch Pegasus entstandenen Quelle Hippokrene oder auf dem Parnaß bei der Quelle Kastalia hatte (RE VIII, Sp. 1853-1857; ebd. Bd. X, Sp. 2336-2338), lag es nahe, ihn zusammen mit einer Fgn. darzustellen. Im Ballsaal von Fontainebleau zeigt ein Fresko von Primaticcio und Niccolo dell’Abbate, zw. 1551 und 1556, Apollo im Kreis der Musen unmittelbar über einer Quellurne thronend; die seitlich davon sichtbare Fgn. dürfte Hippokrene am Helikon meinen, denn hinter Apollo erscheint Pegasus (dagegen als Parnaß interpretiert bei Louis Dimier, Le Primatice, Paris 1900, S. 284-286). - Bei dem Festzug zur Hochzeit von Ferdinando I. de’ Medici und Christina von Lothringen wurde 1589 ein Parnaß-Wagen nach Entwurf von Bernardo Buontalenti mitgeführt, an dessen Fuß ein bärtiger F. als Brunnenfigur in einer Höhle ruhte (James M. Saslow, The Medici Wedding of 1589 ..., New Haven und Ld. 1996, S. 211, Nr. 28, Taf. 5). - Joachim Wtewael ordnete seinem Musenberg 1594 einen F. zu, der nur als Repoussoir dient (ehem. Dresden, Gem.gal.: [31] S. 79-81, Nr. A-3, Taf. 4). - Bei Nicolas Poussin ist Kastalia (um 1630-1632) die Hauptperson des Parnaß: Sie ist als unbekleidete, lorbeerbekränzte Fgn. vor Apollo und den Musen lagernd dargestellt; unter dem blauen Manteltuch der leuchtend hellhäutigen Fgn., die eine silberne Hydria hält, strömt das Quellwasser hervor, von dem Genien schöpfen (Madrid, Prado: [40] S. 183f., Nr. 22, Abb. 22). - Der Entwurf für ein Fächerblatt von Raymond Lafage, 1683, zeigt den hier männlichen kastalischen Quell als F. im Vordergrund des Musenberges (Karlsruhe, Staatl. K.halle: Monika Kopplin, Kompositionen im Halbrund. Fächerblätter aus vier Jhh., Stg. 1984, S. 50f., Nr. 16, mit Abb.). - Einen „Französischen Parnaß“ stellte das Bronzemonument des Titon du Tillet von Louis Garnier, 1721 (Versailles), dar; unterhalb des Gipfels des von berühmten franz. Dichtern und Musikern bevölkerten Berges kauert eine Fgn., die nach Aussage der „Déscription“ (1727) statt Kastalia die Seine verkörpert (Judith Colton, The Parnasse François, New Haven und Ld. 1979, S. 21f., bes. Abb. 7, 15). - Karl Friedrich Schinkel entwarf 1831 für das Mus. am Lustgarten, Berlin, einen Bildfries in Gouache (verschollen), der die „Entwicklung des Lebens auf der Erde vom Morgen bis zum Abend“ vorstellen sollte und im Zentrum den Kastalischen Quell als Bergsee zeigte, in den mehrere Fgn. ihre Urnen leeren, während die Musen Wasser schöpfen, baden und den Pegasus schmücken (Helmut Börsch-Supan, Zur Entstehungsgeschichte von Schinkels Entwürfen für die Museumsfresken, ZDVK 35, 1981, S. 41-43, Abb. 5). Auch der Auffahrt Apollos mit dem Sonnenwagen ordnete er einen F. zu: Wandbild im Treppenhaus des Mus., ausgeführt von Peter Cornelius und Gehilfen, 1842-1847 (K. F. Schinkel, Slg. architektonischer Entwürfe ..., H. 6, Bln. 1825, Taf. 41; dazu Paul Ortwin Rave, Berlin, T. 1, Bln. 1941 [Schinkelwerk, 4] S. 61-64). - Zu Apoll und Daphne s. Sp. 84f.
Die verbreitete Verwendung unbenannter F. bei der Darstellung mythologischer Szenen in arkadischer Landschaft muß nicht immer auf ein literarisch definiertes Wirken von F. zurückgehen; sie können auf einen „locus amoenus“ hinweisen.
Bei einem Triumphzug des Bacchus von Nicolas Poussin (Kansas City, Nelson Gall. of Art and Mary Atkins Mus. of Fine Arts: Ausst.kat. „N. Poussin“, Paris 1994, S. 229, Abb. 55b) lagert ein mit Efeu bekränzter F. im Vordergrund.
Der Bezug des Wassers zur blühenden Natur kann ein Grund für die Einbeziehung von F. in Darst. der Göttin Flora (RDK IX, Sp. 1306-1348) sein: Den „Triumph der Flora“ von Johann Heiss, 1683, heißt ein F. willkommen ([46] S. 299f., Kat.nr. B 41, Abb. 64). Auch François Lemoines „Bekränzung der Flora“ wohnen F. bei (Aukt.kat. F. Müller, Amsterdam 4.-5. 12. 1912).
Die Geburt der Venus Anadyomene umgab Hendrik de Clerck um 1600 mit marinen Liebespaaren und zwei Familien von F.; der F. links im Vordergrund, wohl Nilus, hält eine dunkelhäutige Fgn. auf den Knien (Priv.bes.: De Maere-Wabbes‚ Bd. 2, S. 249). - Bei Poussin bewacht ein F. mit Füllhorn, Schilfrohr und Urne das Liebeslager von Venus und Adonis (Providence, Rhode Island, Mus. of Art: [20] S. 131f., Nr. 185, mit Abb.); bei der Auffindung des toten Adonis scheint der F. zu schlafen (Caen, Mus. des B.-A.: ebd. S. 132, Nr. 186, mit Abb.).
Nicolas Guibal stellte 1763 den Venus verlassenden Adonis dar, den ein F.-Paar auf Erden erwartet (Monrepos bei Ludwigsburg, Deckenbild im Hauptsaal: Richard Schmidt, Monrepos, Bln. 1965, S. 6, Abb. S. 11).
Die Entführung des Cephalus durch Aurora (DNP 3, Sp. 1060) auf einem Bild von Daniel Seiter, um 1680-1688 (Pommersfelden, Slg. Schönborn-Wiesentheid: [43] S. 44, Nr. 119/119; Matthias Kunze, D. S., Mchn. 2000, S. 106f., Nr. G 63, Abb. 58), wird durch einen schlafenden F. illustriert, aus dessen versiegter Urne Pflanzen sprießen.
Das Urteil des Paris auf dem Berg Ida konnte durch die Beigabe von F. lokalisiert werden: Auf einem Kupferstich von Marcantonio Raimondi nach Raffael, um 1515-1516 (?), rahmen zwei Gruppen von F. die Szene (Abb. 11). Dieser Stich wurde vielfach als Vorlage verwendet, u. a. von dem Münchner Hofbildhauer Hans Ässlinger für ein Relief aus Solnhofener Stein, dat. 1550 (München, Bayer. Nat.mus., Hdb. der k.- und kulturgesch. Slgn., hg. von Renate Eikelmann, Mchn. 2000, S. 110) sowie für Majolika-Gefäße (z. B. Wien, Mus. für Angewandte K.: Schale aus Urbino, 16. Jh.). - Bei Hendrik van Balen (Pommersfelden, Slg. Schönborn-Wiesentheid: [43] S. 108, Nr. 369/66, mit Abb.) und Gérard de Lairesse (Ellis K. Waterhouse, Seventeenth-C. Art in Europe at Burlington House, Burl. Mag. 72, 1938, S. 4, Taf. 3b) diente eine Fgn. als Staffagefigur.
Noch Peter Cornelius gab der Szene 1823 in seinem Entwurf für ein Gewölbefresko des Heroensaals in der Glyptothek, München, einen auf Urne und Ruder gestützten F. bei (Abb. 32), der den rechten Zwickel des Bildfeldes füllt.
c. Hesiod
Den von Hesiod [2] abgeleiteten Schilderungen des Goldenen Zeitalters (s. Weltzeitalter) sind häufig Fruchtbarkeit garantierende F. beigegeben.
Auf Hans Rottenhammers Fassung dieses Themas, um 1620, schmückt ein F. als antikisierende Skulptur ein Nymphäum (Pommersfelden, Slg. Schönborn-Wiesentheid: [43] S. 266f., Nr. G I 77).
d. Ovid
Am häufigsten wurden F. in Historiengemälden nach Texten Ovids, insbesondere nach dessen Metamorphosen, einbezogen. Die überwiegende Anzahl stammt aus der 1. H. 17. Jh.
Zu den frühesten neuzeitlichen Darst. des Kampfes von Achelous und Herkules um Deianira (vgl. Sp. 54f.) gehört ein Holzschnitt in der ersten ill. Ausg. der Metamorphosen, Ven. 1497 (Erich Krause, Die Mythen-Darst. in der venezianischen Ovidausgabe von 1497, Würzb. 1926, S. 48f.); die Ausg. Mainz 1545 zeigt in einer Ill. von Georg Wickram alle drei Erscheinungsformen des F. als Mensch, Schlange und Stier (Abb. 13). Unter den ersten gemalten Fassungen sind Pordenones Gem. um 1510 (ehem. Paris, Pal. Royal: Caterina Furlan, Il Pordenone, Mail. 1988, S. 324, mit Abb.) und das Fresko der Brüder Federico und Taddeo Zuccari in der „Camera della Primavera“ im Pal. Farnese, Caprarola, zw. 1561 und 1566 (Cristina Acidini Luchinat, T. e F. Zuccari, fratelli pittori del Cinquecento, Mail. und Rom 1998, S. 166-168, Abb. 15). Im 17. Jh. gestaltete das Thema u. a. Guido Reni (Pigler, Bd. 3, Taf. 203). - Die Bestrafung der von Achelous verführten Nymphe Perimele und deren Verwandlung in eine Insel (Metamorphoseon VIII, v. 590-610; Zweitfassung v. 597-620: [5] S. 556-558) wurde seit dem 16. Jh. in Graphiken dargestellt: z. B. von Antonio Tempesta (Der F. Achelous sitzt am Ufer und deutet auf die Nymphe: B. ill., Bd. 36, S. 48, Nr. 715) und Johann Wilhelm Baur (Der schilfhaarige Achelous streckt eine Hand nach der sich verwandelnden Perimele aus, die von ihrem Vater ins Meer gestoßen wird. Erschienen in: Metamorphoseon, Wien 1641: Régine Bonnefoit, J. W. Baur ..., Tüb. und Bln. 1997, S. 162, Nr. R 202).
Die Vergöttlichung des Aeneas (RDK I, Sp. 687-694), dessen Leiche auf Weisung der Venus vom F. Numicius gewaschen wird, um alles Irdische abzustreifen (Metamorphoseon XIV, v. 600-608: [5] S. 1008 bis 1010), wurde u. a. von Jacob Jordaens um 1617 dargestellt (Kopenhagen, Statens Mus. for K.: Ausst.kat. „J. Jordaens“, Antwerpen 1993, S. 82f., Nr. A 15, mit Abb.), von Luca Giordano (München, Bayer. St.-gem.slgn.: Oreste Ferrari und Giuseppe Scavizzi, L. Giordano, Neapel 1966, Bd. 2, S. 117f., Bd. 3, Abb. 222) sowie in mindestens zwei Gem. von Johann Heiss, 2. H. 17. Jh.; der langbärtige Numicius ist in beiden Fassungen von weiteren F. und Fgn. begleitet (ehem. Dessau, Schloß: [46] S. 280, Kat.nr. A 14, Abb. 10; München, Bayer. St.gem.slgn.: ebd. S. 283, Kat.nr. A 29, Abb. 21).
Die Quelle im Tal Gargaphië mit dem Bad der Diana wurde Anlaß zur Darst. eines F. bei der Bestrafung des Aktäon (Metamorphoseon III, v. 155-205: [5] S. 164-168; RDK I, Sp. 288-293): Vgl. z. B. das Friedrich Christoph Steinhammer zugeschriebene Gem., 1615 (Prag, Nat.gal.: Ausst.kat. „Dialog mit Alten Meistern. Prager Kabinettmal., 1690-1750“, Braunschweig 1997, S. 92f., Nr. 8a, mit Abb.).
Die Befreiung der Andromeda (Metamorphoseon IV, v. 665-740: [5] S. 278-286) malte Balthasar Augustin Albrecht um 1732 (München, Bayer. St.gem.slgn.: [27] S. 32f., Abb. 27f.). Wohl aufgrund seiner Kenntnis eines Kupferstichs von François Chauvau, um 1670, stellte er Andromedas Eltern Cassiope und Cepheus als F. mit Wasserurnen dar.
Die Verfolgung der Nymphe Arethusa durch den F. Alpheus (s. Sp. 54) gab Johann König um 1625 wieder (Gode Krämer, Dt. Barockgalerie, Kat. der Gem. [Städt. Kst.slgn. Augsburg, Bayer. St.gem.slgn., Bd. 2], S. 160f., Abb. 11). Ihre Verwandlung in eine Quelle (Metamorphoseon V, v. 572-638: [5] S. 346-352) stellte z. B. Jean II Restout 1720 dar (Olga Popovitch, Cat. des peintures du Mus. des B.-A. de Rouen, Rouen 1978, S. 126). Die verwandelte Arethusa mit Schilfzepter und Schilfkranz auf dem Haupt zeigt u. a. ein Deckengem. Antonio Trivas im ersten Vorzimmer des Südflügels von Schloß Nymphenburg, München, 1673 (Abb. 23); die Nymphe eröffnet eine Raumflucht, deren Bildprogramm Naturgottheiten gewidmet ist (Lucia Longo, A. Triva pittore ..., Trient 1990, S. 204f., Nr. 79). - Daß das Relief am Orion-Brunnen in Messina (s. Sp. 109) mit einem Liebespaar im Wasser Alpheus und Arethusa darstellt, wie Vasari meinte, ist unwahrscheinlich (Birgit Laschke, Fra Giovan Angelo da Montorsoli ..., Berlin 1993, S. 95f. und S. 262, Abb. 113).
Der den Nymphen anvertraute Bacchus (Metamorphoseon III, v. 313-315: [5] S. 178) konnte zusammen mit F. dargestellt werden: Merkurs Übergabe des aus dem Schenkel des Jupiter geborenen Bacchusknaben an die Nymphen zeigte z. B. François Boucher 1769; einige von ihnen sind als Fgn. dargestellt (Fort Worth, Kimbell Art Mus.: Ausst.kat. „F. Boucher“, New York usw. 1986-1987, S. 321-327, Nr. 85, mit Abb.).
Bei der Verfolgung der Daphne durch Apollo ruft sie (in der Zweitfassung der Metamorphosen) ihren Vater, den F. Peneus, zu Hilfe (Metamorphoseon I, v. 544f., 568-582: [5] S. 48, 50-52; RDK III, Sp. 1052 bis 1057). Auf dem 1518 voll. Fries der Sala delle Prospettive in Rom, Villa Farnesina, ist nicht nur Peneus zu sehen, sondern eine ganze Runde von F. (Ute Ewering, Der mythologische Fries der Sala delle Prospettive in der Villa Farnesina in Rom, Münster 1993 [Hochschulschrn., 40], S. 32-36, Abb. 12). Der „Meister mit dem Würfel“, Rom, 2. Dr. 16. Jh., verteilte diese Bildbestandteile auf zwei Kupferstiche einer vierteiligen Serie: Bl. 2 zeigt den gelagerten F. Peneus, der ein Füllhorn und ein Schilfzepter trägt und drei Nymphen mit Quellgefäßen entgegenblickt; Daphne umarmt ihn schutzsuchend. Bl. 4 zeigt den trauernden Peneus zu Füßen eines Lorbeerhains, umgeben von mitleidigen F. ([28] S. 177, 179). Abraham Bloemaert verwendete 1592 eine Gruppe von F. als Repoussoirfiguren, die auf Daphnes Verwandlung hinweisen (ehem. Breslau: [38] Bd. 1, S. 71-73, Kat.nr. 21, Bd. 2, Abb. 50). In einem Gem. Poussins, das die mißglückten Liebesgeschichten Apollos vereint, ist die Nymphe in die Arme ihres am Boden ruhenden Vaters geflohen (Paris, Mus. du Louvre: Ausst.kat. „N. Poussin ...“, bearb. von Pierre Rosenberg u. a., Paris 1994, S. 520f., Nr. 242). Auf einer Kopie nach Poussin hat Daphne unmittelbar neben Peneus Wurzeln geschlagen, der sein Haupt trauernd in die Hand stützt (München, Bayer. St.gem.slgn.: [20] Taf. 65). Bei Carlo Maratta versucht ein F., wohl nicht Peneus, Apollo aufzuhalten (Brüssel, Mus. Roy. des B.-A. de Belgique: Cat. Inv. de la peinture ancienne, Brüssel 1984, S. 183, Abb. 269). Auf einem Gem. von Giambattista Tiepolo, 1743-1744, ist der weißhaarige F. mit einem langen Ruder als Rückenfigur in den Vordergrund gesetzt (Paris, Mus. du Louvre: Cat. sommaire illustré des peintures du mus. du Louvre Bd. 2, Paris 1981, S. 242, R. F. 2107, mit Abb.).
Die Kindheit *Jupiters bei den Nymphen von Nysa (Ovid, Fasti V, v. 111-124, hg., übers. und kommentiert von Franz Bömer, Hdbg. 1957, Bd. 1, S. 228) gab Anlaß zur Darst. von F.: Nicolas Poussin bereicherte die Szene des am Euter der Ziege trinkenden Jupiterknaben, um 1636-1637, durch eine mit Olivenlaub gekrönte Fgn. und einen kindlichen F., der sich, ein Schilfrohr über der Schulter, bäuchlings auf seine Wasserurne stützt (London, Dulwich Picture Gal.: [40] S. 207f., Nr. 31, Taf. 31). Joachim von Sandrart gesellte einer vergleichbaren Szenerie 1671-1678 einen alten F. bei ([41] S. 217-220, Nr. 106, Abb. 159).
In manchen Darst. vom Sühnebad des Midas im Quellbereich des Flusses Pactolus (Metamorphoseon XI, v. 137-145: [5] S. 744) wurde der Fluß personifiziert: Ein Gem. von Nicolas Poussin, zw. 1627 und 1629, zeigt den mit Weinlaub bekränzten F. (der im Auftrag des Bacchus handelt) als Rückenfigur, während zwei kleine F., wohl Quellflüsse, ihre Urnen in den Hauptstrom ausgießen (New York, Metrop. Mus.: [40] S. 168f., Nr. 12); in der um 1629-1630 entstandenen Fassung trägt der F. Pactolus die Zackenkrone des Midas, wohl um anzudeuten, daß dieser das unheilvolle Gold dem Fluß anvertraute (Ajaccio, Mus. Fesch: ebd. S. 29, Abb. 10). In dem 1630-1631 entstandenen Gem. „Midas und Bacchus“ lagert Pactolus nach dem Vorbild von Tizians „Bacchanal der Andrier“ im Hintergrund (Rüdiger an der Heiden, Die Alte Pin., Mchn. 1998, S. 414-417). - Das Urteil des Midas im Wettstreit zwischen Apollo und Pan (Metamorphoseon XI, v. 146-179: [5] S. 744-746) schilderte um 1587 Bartholomäus Spranger; Musen und Naturgottheiten, u. a. F., bilden die Zuhörerschaft (Michael Henning, Die Tafelbilder B. Sprangers, Essen 1987 [K. - Gesch. und Theorie, 8], S. 63-66, 182, A 26; [41] S. 236f., Nr. 115).
Orpheus in der Unterwelt (Metamorphoseon X, v. 1-63: [5] S. 662-666) gab im 19. Jh. Anlaß zur Darst. der Höllenflüsse. In einem 1821 voll. Lünettenfresko von Peter Cornelius im Göttersaal der Glyptothek, München (zerst.), kauert der F. Phlegeton mit seiner Urne ([26] S. 158, Abb. 140f.). - Karl Rahl vollendete 1869 den Hauptvorhang der Wiener Staatsoper, der im mittleren Bildfeld Orpheus vor Plutos Thron und im Vordergrund zwei der Höllenflüsse als F. und Fgn. zeigt ([22] S. 112, Abb. 37).
In Darst. des Phaethon-Sturzes sind F. häufig, da der Sonnenwagen die Flüsse austrocknete (s. Sp. 55). Ein Kupferst. von Marcantonio Raimondi nach Raffael zeigt einen F. mit Füllhorn und eine Fgn. mit Ruder am Ufer eines Flusses unterhalb der schlingernden Quadriga ([24] S. 293, Nr. 298); Kupferstiche Nicolas Béatrizets nach Michelangelo enthalten sterbende, von Nymphen beklagte F. mit versiegten Urnen (ebd. S. 293-295; zu Gemälden danach: Rüdiger Klessmann, Johann Liss, Doornspijk 1999, S. 67, Abb. 58). Eine literarische Tradition lokalisierte den Sturz in die Po-Ebene, so daß der F. gelegentlich als Padus identifizierbar ist, wenn auch seine Ausstattung mit einem Stierkopf selten bleibt (z. B. in: Tempel der Zanggodinnen, Amst. 1733, ungez. Taf.). Padus kann auch in Gegenwart der trauernden, in Pappeln verwandelten Schwestern Phaethons und des Cycnus (zu diesen: Vergil, Aeneis X, v. 189-193: [3] S. 414) gezeigt sein: z. B. Gem. von Hans Rottenhammer d. Ä., 1604 (Den Haag, Mauritshuis: [33] S. 247f., Nr. G I 52), und Gem. mit verdurstenden F. von Johann Heiss, 1678 (Prag, Nat.gal.: Ausst.kat. „Artis pictoriae amatores“, Prag 1993, S. 224-226, Nr. V/2-41; [46] S. 285, Kat.nr. A 41, Abb. 27; vgl. auch S. 288, Kat.nr. A 57, Abb. 35); Fresko von Johann Michael Franz für das Stiegenhaus der Residenz in Eichstätt, 1768, mit klagenden Fgn. (Georg Schörner in: Die Erneuerung der ehem. Fürstbisch. Residenz in Eichstätt 1976/1977, Eichstätt 1977, S. 76, 78, Farbtaf. nach S. 100).
Ob die Darst. des Phaethon-Sturzes im ehem. „Refektorium“ des Pal. Ducale in Mantua, das ab 1775 von Giorgio Anselmi zu einer illusionistischen Gartenlaube umgestaltet wurde, die ungewöhnlich prominente Wiedergabe von fünf lokalen Flüssen, darunter Padus, als F.-Statuen in Treillagearkaden angeregt hat, bleibt fraglich (vgl. Paola De Landerset Marchiori in: AKL 4, Mchn. und Lpz. 1992, S. 201).
Die Flucht der von Pan verfolgten Dryade Syrinx zum F. Ladon und ihre Verwandlung in Schilfrohr, mit der die Erfindung des gleichnamigen Musikinstruments begründet wurde (Metamorphoseon I, v. 701-712: [5] S. 62), zeigte Karel van Mander in einer Zeichnung, E. 16. Jh. (Elisabeth Valentiner, K. van Mander als Maler, Strbg. 1930 [Zur Kg. des Auslandes, 132], Taf. V), ebenso ein Kupferstich nach Hendrik Goltzius (B. ill., Bd. 3, T. 1, S. 321, Nr. 48). Auf Paulus van Vianens sign. und 1603 dat. Silberplakette beherrscht der F. mit seiner Urne die Komposition (Amsterdam, Rijksmus.: Ausst.kat. „Zeldzaam Zilver uit de Gouden Eeuw...“, Utrecht 1984, S. 38, Nr. 10, mit Abb.). Ein Gem. von Jacob Jordaens, um 1620, gibt Ladon im Vordergrund kauernd, hinter ihm die Verfolgung der Syrinx in das Schilf und zwei Kinder, wohl F., wieder (Brüssel, Mus. Royaux des B.-A. de Belgique: Ausst.kat. „J. Jordaens ...“, bearb. von R.-A. D’Hulst u. a., Antwerpen 1993, S. 88f., Nr. A 18, mit Abb.).
e. Vergil
F. sind in Szenen nach Vergils Aeneis deutlich seltener als in Darstellungen nach Ovid: Nur zwei Textstellen (Aeneis VIII, v. 28-65: [3] S. 320, die Begegnung des träumenden Aeneas mit dem Pater Tiberinus, und Aeneis VIII, v. 608-616: [3] S. 350-352, Venus übergibt Aeneas die Waffen) wurden häufiger auch mit F. illustriert.
Den Traum des Aeneas malte u. a. Salvator Rosa, um 1663, der außerdem eine Variante des Bildes radierte (New York, Metrop. Mus.: Jonathan Scott, Salvator Rosa ..., New Haven und Ld. 1995, S. 165f., 178f., Abb. 176, 190; zur Vorbildwirkung der Radierung für die F.Skulptur in Stourhead [s. Sp. 108] S. 228f., Abb. 238).
Bei der Übergabe der Waffen sind entsprechend dem im Text genannten „flumen“ meist nicht näher charakterisierte F. anwesend, z. B. bei Nicolas Poussin, um 1635 (Rouen, Mus. des B.-A. und Toronto, The Art Gall.: [20] S. 540f.; Anthony Blunt, N. Poussin, Ld. 1995, S. 132, Taf. 101, 126) oder Christian Wilhelm Ernst Dietrich, 1766 (Dresden, Gem.gal.: [36] S. 174, Nr. 2127, mit Abb.). Pompeo Girolamo Batoni gab der Szene auf seinem Gem. von 1748 hingegen einen Tiber bei - Hinweis auf die Rolle des Aeneas als Staatsgründer; das F.-Motiv ist auf einem Relief des von Venus überreichten Prunkschildes wiederholt (Uwe Wieczorek, Fünf Jhh. ital. K. aus den Slgn. des Fürsten von Liechtenstein, Bern 1994, S. 100f., mit Abb.).
f. Sonstige Dichtung und Historiographie
Gelegentlich wurden F. auch in bildlichen Wiedergaben von Szenen aus anderen Werken der antiken Literatur gezeigt.
Der bei Homer genannte F. Skamander (s. Sp. 56) wurde erst im 18. Jh. in Frankreich Bildthema (Beisp. bei Helge Siefert, Themen aus Homers Ilias in der franz. K. [1750-1831], Mchn. 1988, u. a. S. 375-377, 379, 410-412, Abb. 75-78). - Der F. Tiber findet sich in Historienbildern nach Livius, z. B. bei der Auffindung von Romulus und Remus (Ab urbe condita I, cap. I V, 6-9: [4] S. 18), dargestellt u. a. in Gemälden von Peter Paul Rubens (Rom, Pin. Capitolina: [45] Bd. 1, Abb. 117; Bd. 2, S. 164-173, Nr. 34) und Carlo Maratta, 1692 voll. (Gerd Bartoschek, Die Kgl. Gal. in Sanssouci, Lpz. 1994, S. 70f., mit Abb.). Charles Le Brun zeigte den F. Tiber 1642 als Zeugen für den siegreichen Kampf des Horatius Cocles an der Sublicischen Brücke (Livius, Ab urbe condita II, cap. X, 2-11: [4] S. 180; Richard Beresford, Dulwich Picture Gal., Ld. 1998, S. 148, Nr. 244, mit Abb.). - Gleiches gilt für Historienbilder nach Valerius Maximus, etwa die Probe der Vestalin Tuccia (Facta et dicta memorabilia VIII, cap. 1, 5, hg. und übers. von Ursula Blank-Sangmeister, Stg. 1991, S. 21), dargestellt in einem Entw. von Rubens und einem Kupferstich von Theodor Galle (Paris, Mus. du Louvre: [45] Bd. 1, Abb. 185f., Bd. 2, S. 269-276, Nr. 51; s. Sp. 76).
Im 19. Jh. wurden vereinzelt Szenen aus den germanischen Heldensagen dargestellt, in denen der Rhein eine Rolle spielt.
Einen Zyklus von Darst. aus den Rheinsagen entwarf Moritz von Schwind um 1842-1843 für die Trinkhalle von Baden-Baden, als Hauptbild einen personifizierten Rhein mit seinen Nebenflüssen. Das 1847-1848 auf Lwd. ausgeführte Gem. zeigt den mit Weinlaub bekränzten F., die Fiedel Volkers spielend. Ihn umgeben teils kindliche Trabanten mit dem Nibelungenhort und einer Hs. des Nibelungenliedes sowie weitere F. und Fgn. mit sie kennzeichnenden Modellen berühmter Bauwerke am Rhein und seinen Nebenflüssen (benannt in einem Brief Schwinds: Ausst.kat. „Mythos Rhein ...“, Ludwigshafen 1992, S. 231; Gem. in Poznań/Posen, Muzeum Narodowe: ebd. S. 234f. und Fassung von 1865: Abb. 34). - Ein Gem. von Peter Cornelius, „Hagen versenkt den Nibelungenschatz im Rhein“, zeigt den mit Wein bekränzten F., neben sich die Loreley (Berlin, Nat.gal.: Christian Eckert, P. Cornelius, Bielefeld und Lpz. 1906, S. 103, Abb. 99).
4. Allegorische Verwendung
a. Ortsangabe
In Illustrationen topographischer oder in anderer Weise auf ein bestimmtes Land bezogener Bücher dienten zwischen dem 16. und 18. Jh. häufig F. zur Veranschaulichung des beschriebenen Landes. Gelegentlich wurden sie inschriftlich benannt, um ihre Identifizierung zu erleichtern.
Afrika wurde bei Jean Temporal, Hist. Description de l’Afrique, Lyon 1556, mit Hilfe des F. Nil bezeichnet: Der F. stützt sich auf ein Krokodil und hält ein Füllhorn voller Früchte, davor ein Flußpferd (Joan Barclay Lloyd, African Animals in Renss. Lit. and Art, Oxf. 1971, S. 108, Abb. 82). Das Titelblatt zu Nicolas Caussin, De symbolica Aegyptiorum sapientia, Köln 1623 (kleinformatige Kopie nach dem Titelblatt zu: ders., Electorum symbolorum et parabolarum historicarum syntagmata, Paris 1618), zeigt eine Allegorie der Weisheit Ägyptens: Wasser aus dem „Fons sapientiae“, dargestellt als Agnus Dei, fließt in gedrehte Hörner und ergießt sich aus diesen in eine Brunnenschale; davor ruht Nilus als Mohr auf einem Krokodil, über dessen Rücken das Wasser aus seiner Urne in den Fluß strömt (Abb. 18; zur Tradition des Brunnenmotivs vgl. Fons vitae). Noch Giambattista Tiepolo charakterisierte Afrika auf seinem Deckengem. im Treppenhaus der Würzburger Residenz, 1750-1753, durch den F. Nil, dem hier ein Pelikan beigegeben ist (Abb. 26). - Die Titelblätter zu Matthäus Merian, Topographia Westphaliae, FfM.
o. J. (1647), und Topographia Saxoniae, FfM. 1653, zeigen F. und Fgn.: Westfalen ist durch fünf Fgn. (seine fünf Hauptflüsse) bezeichnet, von denen zwei Mauerkronen tragen; auf dem Titelblatt zur Topographie Niedersachsens lagert zu Füßen Wittekinds ein F. mit Wasserurne und Ruder, dem (zu Füßen Karls d. Gr.) Neptun beigesellt ist, offenbar die Elbe und ihre Mündung in die Nordsee. - Als Lech und Wertach benannt sind die in den unteren Bildecken lagernden F. auf dem Titelblatt Simon Grimms d. J. zu einer Beschreibung der Sehenswürdigkeiten Augsburgs (Augusta Vindelicorum. Illiusque praecipua Templa, Portae, Aedificia ..., Augsb. 1682). Das Frontispiz zu Johann H. Diethelm, Denkwürdiger und nützlicher Antiquarius des Neckar= Mayn=Lohn=und Mosel=Stroms, FfM. 1740, zeigt vier F., deren aus Urnen strömendes Wasser mit den Namen der personifizierten Flüsse (Mosel, Lahn, Main, Neckar) beschriftet ist. - Ein Wallfahrtsbildchen aus dem Verlag der Brüder J. S. und J. B. Klauber in Augsburg, M. 18. Jh., nimmt auf eine lokale Bildfrevellegende Bezug: Der F. Schutter präsentiert das Gnadenbild der „Schuttermutter“ aus Ingolstadt; es wurde aus der Schutter geborgen, nachdem es angeblich von Juden geraubt und in die Donau geworfen worden war (Marianne Stößl, Maria Schutter - „Schuttermutter“. Zur Genese eines Ingolstädter Kults, München 1995, S. 181f., Abb. 31).
Auch Veduten, Landkarten und Stadtpläne wurden seit der 2. H. 16. Jh., vor allem aber im 18. Jh., mit Hilfe von F. allegorisch bereichert. F. dienten entweder als Repräsentanten des kartographierten Gebiets oder sie wurden anderen Figuren assistierend beigegeben: Personfikationen des Landes, Abundantia oder Merkur als Patron des Handels.
F. als allegorische Stellvertreter: Georg Braun bildete 1574 auf seiner Karte von Köln den auf seine Urne gestützten „Deus Rhenus“ aus der Sammlung des Johann Helman (s. Sp. 67) auf einem Sockel mit kurzer Stadtbeschreibung liegend ab (Heinrich von Ach, Beschr. und Contrafactur der vornembster Stät der Welt, Bd. 1, Köln 1574, Taf. 39). - Beisp. des 18. Jh.: Johann Daniel Herz und Michael Kauffer nach Wenzel Lorenz Reiner, Karte von Böhmen, Augsburg 1720 (inschriftlich bezeichnete F. und Fgn. umringen das böhmische Wappen; Pavel Preiss, Václav Vavrinec Reiner, Prag 1970, Abb. 21); Matthäus Seutter, Karte des Bistums Bamberg, Augsb. nach 1745 (Pegnitz und Rednitz als Fgn., Main als F. dargestellt; [25] S. 130f., Nr. 164, mit Abb.). F. mit Geometria: z. B. Hubert Gravelot, Titelblatt zur „Carte géometrique du Haut Dauphiné et de la frontière ulterieure...“, o. O. 1758 (München, Bayer. St.bibl., Mapp. I V, 95b). F. mit Merkur: z. B. Johann Leopold Mayr, Karte von Italien, in: [17] (drei F., darunter Padus mit dem Stierkopf, zu Füßen eines von Mars und Merkur flankierten Monuments); Johann Baptist Homann, „Handelsstadt Franckfurt am Mayn“, Nbg., um 1730 (Merkur reicht dem Main die Hand; [25] S. 128f., Nr. 160).
Seit E. 15. Jh. konnte die Darstellung von F. dazu dienen, Porträts, Veduten, Historienbilder oder Allegorien zuzuordnen: Zunächst auf italienischen Medaillen, dann auf Bildteppichen und in der Monumentalmalerei, seit dem 17. Jh. auch in Staffeleibildern, an Denkmälern, im Kunstgewerbe und in der Szenographie standen F. stellvertretend für Flüsse, in oder an denen die Gesamtdarstellung anzusiedeln ist.
Medaillen: Seit dem späten 15. Jh. dienten F. auf Medaillen als Kennzeichnung von Herrschaftsgebieten, so der F. Etsch mit Schiffsruder auf einer zw. 1494 und 1498 von Adriano Fiorentino geschaffenen Erinnerungsmedaille für Nikolaus von Firmian, Statthalter von Südtirol (Abb. 10). Im 16. Jh. noch selten (z. B. Krönungsmedaille für Kaiser Karl V., 1530, mit dem F. Tiber: Max Bernhart, Die Bildnismedaillen Karls V., Mchn. 1919, S. 73, Nr. 157, Taf. XII), wurden F. im 17. und 18. Jh. in ganz Europa häufig verwendet: Diverse Beisp. franz. Medaillenprägungen mit F. bei Jean-Paul Divo, Cat. des médailles de Louis XIV d’après les publ. de l’Acad. Roy. des Médailles et des Inscriptions (1702 et 1723) ..., Zh. 1982. Dt. und österr. Medaillen erinnerten an erfolgreiche Feldzüge, auch an Rückeroberungen türkisch besetzter Gebiete (z. B. Buda und Ofen, 1686, jeweils mit Darst. des Danubius; Staatl. Münzslg. München) oder erfolgreich verteidigte Grenzfestungen (z. B. Burg Rheinfels bei St. Goar, 1693, mit Paraphrase auf die Devise Kaiser Karls V. : „NON ULTRA“; Abb. 24). Medaillen mit F. wurden z. B. auch auf Feldzüge Johann Georgs IV. von Sachsen (F. Rhenus zu Füßen von Mars, 1692) oder Ludwig Wilhelms von Baden geprägt (Rhenus zu Füßen von Victoria, 1693: mit weiteren Beisp. bei [13] S. 90-92). 1777 schuf Kaspar Joseph Schwendimann eine Medaille zur Vereinigung der Pfalz mit Bayern, auf der Palatina und Bavaria sich im Beisein der F. Neckar, Rhein, Donau und Isar umarmen (Bildführer durch die Slgn. des Kurpfälzischen Mus. der Stadt Heidelberg, Hdbg. 1991, S. 68, Nr. 172).
Bildteppiche und Monumentalmalerei: In den Bordüren der von Raffael für die Sixtinische Kapelle entworfenen Serie von Bildteppichen, die im 17. Jh. von Pietro Santi Bartoli nachgestochen wurde, bezeichnen F. und Fgn. Stationen im Leben Papst Leos X.; Arno und Tiber sind noch nicht durchgängig mit ihren charakteristischen Attributen Marzocco und Wölfin versehen ([30] S. 135f., Abb. S. 579-583, Nr. 2a, 3a, 7a, 8a, 12a, 14a, 15a; zur Interpretation Tristan Weddigen, Tapisseriekunst unter Leo X. ..., in: Ausst.kat. „Hochrenss. im Vatikan 1503-1534“, Bonn 1998, S. 278f.). - Besonders häufig bezog Giorgio Vasari F. in seine Gemälde ein. In der „Sala di Giovanni delle Bande Nere“ des Pal. Vecchio, Florenz, um 1555-1562, betonte er die Rolle der Flüsse Adda und Arno in zwei Historienszenen, der Überschreitung der Adda durch Giovannis Heer und der Verteidigung des Ponte Rosso, durch die Darst. von F. ([34] S. 71, mit Abb.). In den Deckengem. des „Salone dei Cinquecento“, 1563-1572, sind die Landschaft und die Städte des Chianti, u.a. Arezzo, Volterra und S. Gimignano, durch Fahnen und Wappenschilde benannt und größtenteils durch F. mit Füllhörnern und Urnen charakterisiert (Abb. 14; [34] S. 77-129). Die auf einem Fresko in der „Sala Regia“ im Vatikan, 1573, dargestellte Rückkehr Papst Gregors XI. aus Avignon ist dadurch nach Rom lokalisiert, daß der F. Tiber, hinter sich die Wölfin mit Romulus und Remus und umgeben von Kindern, dem im Triumph herangetragenen Papst entgegensieht (Loren Partridge und Randolph Starn, Triumphalism and the Sala Regia in the Vatican, in: „All the world’s a stage ...“. Art and Pageantry in the Renss. and Baroque, hrsg. von Barbara Wisch und Susan Scott Munshower, University Park, Penns., 1990, Bd. 6,1, S. 23-60, 76, Abb. 23). - Carpoforo Tencalla schmückte die Decke des Festsaals von Schloß Trautenfels, Stm., 1670, mit Szenen aus dem Hesperidenmythus; nach Vorlage einer Ill. in Giovanni Battista Ferrari, Hesperides sive maleorum aureorum cultura et usus, Rom 1646, lokalisierte er die Rettung der Hesperidenbäume nach Italien durch die Darst. eines F., der jedoch nicht - wie auf der Stichvorlage - attributiv als Tiber gekennzeichnet ist (Abb. 22; Ingeborg Schemper-Sparholz in: Wiener Jb. 40, 1987, S. 306-308). - Ab 1826 brachte Wilhelm von Kaulbach die F.-Paare Rhein und Donau sowie Main und Isar als Zwickelfiguren im Westflügel der Münchner Hofgartenarkaden an; sie lokalisieren die unter ihnen dargestellten Historienbilder aus der bayer. Geschichte (Hans Reidelbach, König Ludwig I. von Bayern und seine K.schöpfungen ..., Mchn. 1888, S. 202f., mit Abb.).
Staffeleibilder: Peter Paul Rubens bezeichnete auf einem Gem. für die „Joyeuse entrée“ des neuen Regenten der Niederlande, Kardinal-Infant Ferdinand, Brüssel 1634, den Treffpunkt König Ferdinands von Ungarn mit dem designierten Regenten vor der Schlacht von Nördlingen durch die Darst. von Danubius und Germania im Vordergrund ins Ries; das Wasser in der Urne des blütenbekränzten F. ist mit dem Blut der Gefallenen vermischt (Karl Schütz in: Fläm. Mal. im Kh. Mus. Wien, Zh. 1989, 168, mit Abb.). Rubens’ Allegorie auf die Geburt der Maria de’ Medici, zweite Szene des Medici-Zyklus (Paris, Mus. du Louvre), bezeichnete den Ort des Ereignisses durch den F. Arno mit dem Marzocco im Vordergrund; auch die Verbindung der Herrscherhäuser Frankreichs und Spaniens durch wechselseitige Heiraten ist mit Hilfe eines F., wohl des Grenzflusses Bidasoa, ins Bild gesetzt (Rüdiger an der Heiden, Die Skizzen zum Medici-Zyklus von P. P. Rubens in der Alten Pin., Mchn. 1984, S. 36; Ronald Forsyth Millen und Robert Erich Wolf, Heroic Deeds and Mystic Figures ..., Princeton, N. J., 1989, S. 30-37, 160 bis 163, Abb. 6, 47).
Grabmonumente und Denkmäler: Ein Bronzerelief am Grabmal für Gerolamo und Marc-Antonio della Torre in Verona, S. Fermo Magg., 1516-1521 von Andrea Riccio geschaffen, zeigt eine Personifikation von Padua als Wirkungsort der Gelehrten mit der Brenta als F. zu Füßen (Ausst.kat. „Natur und Antike in der Renss.“, Frankfurt a. M. 1986, S. 112-129, Abb. 72). - Von dem lebensgroßen Reiterdenkmal für August III. von Sachsen aus Porzellan, das Johann Joachim Kaendler ab 1734 plante, ist nur das Modell von 1753 erhalten; es zeigt den F. Elbe mit Zepter und Füllhorn am Fuß des Sockels (Dresden, Porzellanslg.: Ingelore Menzhau-
sen, In Porzellan verzaubert. Die Figuren J. J. Kändlers in Meißen aus der Slg. Pauls-Eisenbeiss Basel, Basel 1993, S. 67-70). - Franz Zauner schuf für das Denkmal Kaiser Josephs II. in Wien, 1806, eine Bronzeplakette mit der Figur der Stadtgöttin Roma und des neben ihr ruhenden F. Tiber sowie der Inschrift „Roma exultans / ob fratrum Augg. adventum MDCCLXIX“, die an Josephs gemeinsamen Einzug mit seinem Bruder, dem Großherzog von Toskana, 1769 in Rom erinnerte (Joseph Ellmaurer, Denkmahl Josephs des Zweyten auf Befehl seiner Majestät Franz des Ersten errichtet durch F. Zauner, Wien 1807, S. 29f.). - Noch 1908 stellte Arno Zauche am denkmalartigen Brunnenhaus im großen Hof des von Theodor Fischer entworfenen Hauptgebäudes der Universität Jena die Thüringer Flüsse Saale, Werra und Ilm als liegende F. und Fgn. dar (Dehio Thüringen, Mchn. usw. 1998, S. 655).
Kunstgewerbe: Nach Vorlage einer Medaille mit F. auf die Siege Kf. Friedrichs III. von Brandenburg am Rhein, Berlin 1689, schnitt Elias Rosbach um 1740-1750 den F. Zechlin mit der Beischrift „Salus Patriae“ in einen Deckelpokal aus Glas (Rainer Rückert, Die Glasslg. des Bayer. Nat.mus. München, Mchn. 1982, Bd. 2, S. 281, Nr. 822, Taf. 27). - Nach der Eroberung von Avignon, 1768, schenkte die Stadt dem franz. Feldherrn Marquis de Rochechouart eine silbervergoldete Tischuhr von Louis-Simon Boizot, auf der eine Personifikation von Avignon einen Lorbeerkranz über das Wappen Rochechouards hält; ein F. mit Ruder und eine Fgn. repräsentieren Rhône und Durance (The Wallace Coll. Guide, Ld. 1992, S. 88f.). - Auf den Rhein als Anbaugebiet von Wein verweist der „Vater Rhein“ auf einem Faßriegel von I. I. Nortz aus Speyer, 1814 (RDK VII, Sp. 532, Abb. 24). - Wie ein Denkmal gestaltet ist der Tafelaufsatz zu dem 1817-1819 angefertigten Porzellangeschirr für Arthur Colley Wellesley Duke of Wellington, Geschenk Kg. Friedrich Wilhelms III. von Preussen. Der nach Entw. von Johann Gottfried Schadow in der Kgl. Porzellanmanufaktur Berlin hergestellte Tafelschmuck zeigt einen von acht gelagerten F. aus Biskuitporzellan umgebenen Obelisken mit der Widmungsinschrift an den Herzog. Die an dessen Feldzüge erinnernden antikisierenden F. sind unterschiedlich charakterisiert: Kaitna (Indien) mit Elefantenschädel auf dem Kopf und Bambusrohr in der Rechten, Tajo gehörnt (Abb. 31), Douro mit Feldherrnstab in der Linken, Ebro bekränzt, Garonne mit Weintrauben und Hund, Seine, ein Füllhorn mit Früchten und Weintrauben haltend, die Themse (nach Vorbild des vatikanischen Nil in der Abb. bei [18]) mit einem Füllhorn voller Münzen und Sambre mit einem Füllhorn voller Blumen (Ausst.-kat. „Das Tafelservice der KPM für den Herzog von Wellington, 1817-1819“, bearb. von Winfried und Ilse Baer, Berlin 1988, S. 16-20, 53-55).
Szenographie: In der 1723 zu Ehren Kaiser Karls VI. in Prag aufgeführten Oper „Costanza e fortezza“, die von Giuseppe Galli Bibiena ausgestattet wurde, trat der F. Tiber mit einem „coro di fiumi“ in seinem Reich auf, um den Ort der Handlung, Rom, zu bestimmen (Reinhard Strohm, Costanza e fortezza ..., in: I Bibiena. Una famiglia in scena ..., hg. von Daniela Gallingani, Flor. 2002, S. 78f.).
b. Staatsallegorie und Fürstenlob
Da Flüsse das Land bewässern, durch das sie fließen, und damit zu dessen Fruchtbarkeit beitragen, gehören F. zum Apparat von Attributen, die den Reichtum und die Wohlfahrt eines Landes im Frieden sowie die hierdurch belegte gute Regentschaft seiner Obrigkeit zeigen. Sie können einer Personifikation des Landes, weiteren Allegorien des Reichtums oder einem Porträt des Regenten zugeordnet sein. Schon vereinzelt im 16.
Jh. gebraucht und noch im 19. Jh. üblich, wurden F.-Figuren vor allem an und in repräsentativen Gebäuden, im Rahmen von Festdekorationen, an Denkmälern, auf Medaillen und Gelegenheitsgraphiken des 17. und 18. Jh. verwendet. Vielfach ist schwer abgrenzbar, ob die F. nur das Land/den Staat benennen (s. Sp. 89-95) oder ob sie zugleich den Aspekt von dessen Reichtum und Wohlergehen meinen.
F. an und in Repräsentationsbauten: Ein Entwurf von Johann Melchior Bocksberger für Wandmalerei an der Südseite des Marktturms in Regensburg, 1573, enthält ein Bildfeld mit Donau und Regen in Form eines schilfhaarigen F. mit Ruder und eines F. mit Wasserurne; der Entwurf zur Ostseite sah im obersten Geschoß einen F. zwischen *Greifen vor (Mus. der Stadt Regensburg: Ursula Schädler-Saub, Die Regensburger Entwürfe der Bocksberger ..., in: Ausst.kat. „Farbige Architektur“, Regensburg 1984 [Arbeitshh. des Bayer. LA für Dpfl., 21], S. 56-58, Abb. 1, 72, 76). - Auf der 1620 dat. Supraporte von Hans Rottenhammer über dem Hauptportal des „Goldenen Saals“ im Augsburger Rathaus, rekonstruiert nach 1980, lagern die F. Lech und Wertach sowie die Fgn. Singold und Brunnenbach zusammen mit einer Personifikation von Abundantia zu Füßen von „Augusta“ (Hermann Kießling, Der Goldene Saal und die Fürstenzimmer im Augsburger Rathaus, Bln. 1997, S. 274-276, mit Abb.).
Häufig gehören F. zur Ausstattung von Bauten der Landstände: Am Nordportal des Landhauses von Linz an der Donau, um 1570, füllen Relieffiguren bärtiger, unbekleideter F. die Zwickel zwischen Portalbogen und Architrav; sie stehen auf Goldkugeln, stützen sich auf Wasserurnen und tragen mit Muscheln gefüllte Füllhörner (Eduard Straßmayr, Das Landhaus in Linz, Linz 1950, Abb. 2). Auch das Deckengem. in der ab 1717 freskierten Ratsstube enthielt ehemals, wie der Concetto belegt, eine Allegorie der Regierung mit den F. Donau, Enns, Steyr und Traun (Justus Schmidt, Linzer Kunstchronik, Bd. 3, Linz 1952, S. 184f.). - Das Tympanon am Portal zur ehem. Verordnetenstube des Niederösterr. Landhauses in Wien von Hans Saphoy, 1571, zeigt die thronende Austria mit dem ihr zu Füßen ruhenden F. Danubius (Rupert Feuchtmüller, Das Niederösterr. Landhaus, Wien 1949, S. 14, Abb. 8). Am Spiegelgewölbe des 1710 von Antonio Beduzzi neu freskierten Großen Sitzungssaals lagern acht inschriftlich bezeichnete F. zwischen den Stichkappen, die laut Programm von Giovanni Comazzi für Flüsse in den österr. Ländern und deren Reichtum stehen (ebd. S. 24f., Abb. 26-31, Taf. VI). Noch im 19. Jh. gaben Figuren des F. Ister (Danubius) geeignete Motive für die Attikagruppe auf dem Erweiterungsbau von Ludwig Pichl, 1843 bis 1848, und einen neuen Brunnen von Josef Klieber im Innenhof, um 1845, ab (ebd. S. 31-33, Abb. 37, 50). - Entsprechend gestaltet ist die Figurengruppe von Vater Rhein mit seinen Töchtern am Ständehaus in Düsseldorf von Carl Jenssen, 1888 (Peter Bloch, Skulpturen des 19. Jh. im Rheinl., Ddf. 1975, Abb. 128). - Auf dem Deckenfresko von Cosmas Damian Asam im Festsaal des Tiroler Landhauses, Innsbruck, 1734, sorgt die Göttliche Vorsehung für den Reichtum des Landes, der u. a. durch ein Paar von F., Inn und Etsch, ausgedrückt ist (Karl Möseneder in: Barock, hg. von Hellmut Lorenz, Mchn. usw. 1999 [Gesch. der bild. K. in Österr., 4], S. 353f., Nr. 108, mit Abb.). - Ein Alternativentwurf Johann Georg Bergmüllers für die Fassade des Stuttgarter Landschaftshauses, dat. 1745 (München, Staatl. Graph. Slg.: Ausst.kat. „Barock in Baden-Württ.“, Bruchsal 1981, Bd. 1, S. 72f., Nr. A 12, mit Abb.), sah seitlich des Landeswappens eine Kartusche mit einem F. vor.
Melchior Steidls Teilentwurf für ein Deckengem., um 1713, ordnete zwei liegende F. einer Reichtum und Glück verstreuenden Fortuna zu (Ausst.kat. „M. Steidl. Die Zchgn.“, Salzburg 1999, S. 118f., Nr. 51, mit Abb.). Entsprechend stellte Franz Georg Hermann in einer Allegorie auf Geschichte und Reichtum des Hochstifts Kempten auf dem Deckengem. im Thronsaal der Residenz, 1742-1744, unter einer Fischereikarte Iller und Leubas als bärtigen alten F. mit Ruder und als kindlichen F. dar (Cordula Böhm, F. G. Hermann, der Deckenmaler des Allgäus im 18. Jh., Mchn. 1968, S. 203; Hermann Bauer, F. G. Hermann 1692-1768, Kempten 1992, Taf. X).
Sehr häufig sind F. auf barocken Theatervorhängen, wenn deren allegorische Dekoration die Beziehung der Obrigkeit zu den Künsten feierte (Beisp. aus Ulm 1780, Frankfurt 1782, Leipzig 1799: [22] S. 38f., Abb. 10; S. 52, Abb. 16; S. 42f., Abb. 13 u. ö.). Daß eine solche Thematik schon im 16. Jh. möglich war, belegt ein Entwurf von Federico Zuccari, um 1575-1580 (Berlin, K.bibl.: Hans Ost, Rubens und Monteverdi in Mantua ..., in: Ulrich Heinen und Andreas Thielemann [Hgg.], Rubens Passioni ..., Gött. 2001, S. 130, Abb. 45). Ein Fragment des frühesten erhaltenen Theatervorhangs ist möglicherweise Peter Paul Rubens’ „Götterversammlung“, 1602, in der ein F. mit Schwan auf den Po und damit auf das Herzogtum Mantua verweist (Prag, Nat.gal.: ebd. S. 124, Taf. 28).
Porträts und Denkmäler: Ein unterworfenes Gebiet verkörpern die beiden gefesselten F. vor dem Sockel des von Lucas Vorstermann gestochenen Porträts des Feldherrn Charles de Longueval Comte de Bucquoy von Peter Paul Rubens, 1621 (St. Petersburg, Ermitage: Hans Vlieghe, Rubens Portraits of Identified Sitters Painted in Antwerp, Ld. 1987 [Corp. Rub., 19], S. 67-70, Abb. 55f.). Im 18. Jh. gehörten F. in der Regel zur allegorischen Staffage panegyrischer Herrscherdarst., z. B. Johann Conrad Seekatz, Verherrlichung des Landgrafen Ludwig VIII. von Hessen, Öl auf Lwd., um 1760 (Heidrun Ludwig, Die Gem. des 18. Jh. im Hess. L.mus. Darmstadt, Eurasburg 1997, S. 193-196); Philipp Friedrich von Hetsch, Wirtembergia huldigt den von Minerva präsentierten Porträts des württ. Herzogspaares, 1782 (ehem. Stuttgart, Neues Schloß, Marmorsaal: Werner Fleischhauer, P. F. Hetsch, Stg. 1929, S. 77, Nr. 121). Den Sockel des Denkmals von Kf. Karl Theodor, des Bauherrn der Alten Brücke in Heidelberg, umgeben die Figuren von Rhein, Isar und Donau von Conrad Linck, 1788; ihnen entsprechen die Sockelfiguren Justitia, Pietas und Merkur am Standbild der Minerva gegenüber (Helmut Prückner, Die Alte Brücke, in: Heidelberg, Gesch. und Gestalt, hg. von Elmar Mittler, Hdbg. 1996, S. 166f., Abb. 6f.). Noch 1814 umgab Friedrich Heinrich Füger eine Büste des „Liberator patriae ac ecclesiae“, Kaiser Franz I., mit Personifikationen von Abundantia-Liberalitas, Pax, Victoria, Religio und einem F. (Elisabeth Hülmbauer, K. des 19. Jh., Wien 1993 [Bestandskat. der Österr. Gal. des 19. Jh.], Bd. 2, S. 55, mit Abb.). Zu vergleichbar ausgestatteten Brunnen s. Sp. 110.
Medaillen und Münzen: Neben militärischen Erfolgen (s. Sp. 91) wurden auch die Landeswohlfahrt fördernde Ereignisse durch Medaillen mit F. gefeiert, etwa Fürstenhochzeiten (z. B. die Hochzeit Maria Amalias von Pfalz-Zweibrücken mit Friedrich August von Sachsen 1769; Medaille von Anton Schäffer mit der Umschrift „APPLAUSUS RHENI ET ALBIS“ und Darst. der entsprechenden F.: [13] S. 94. Weitere Beisp. in: Schau- und Denkmünzen, welche unter der glorwürdigen Regierung der Kaiserinn Königinn Maria Theresia gepräget worden sind, Wien 1782, eingeleitet von Günther Probszt-Ohstorff, Graz 1970, S. 295, 335).
Andere Anlässe bildeten die Vereinigung von Ländern (z. B. Pfalz und Bayern 1777; Medaille von Josef Schwendimann mit der Umschrift „NOVVM SAECVLVM“ und Darst. der F. Rhein, Neckar, Donau, Isar: [13] S. 94, Abb. 12) und repräsentative Baumaßnahmen (z. B. die Einweihung der Eisenbahnstrecke von Vervier nach Aachen, 1843; Medaille mit der Umschrift „LA GUERRE LES A DIVISEES. LA PAIX LES REUNIRA“ und Darst. von Personifikationen beider Staaten, denen Pax die Hände reicht, davor die F. Escaut und Rhein [Foto RDK]). Eine solche Verwendung von F. gibt es bis ins 20. Jh.
Greifbare Belege für den Reichtum eines Landes waren die sog. Ausbeutemünzen, die ca. 1750-1850 aus einheimischem Flußgold hergestellt wurden; sie konnten das Bild der jeweiligen F. tragen (Beisp. für Golddukaten aus Donau, Isar und Inn bei [13] S. 86).
Gelegenheitsgraphik: Eine Huldigungsadresse des durch einen F. vertretenen Rheinlandes an Kf. Maximilian Heinrich von Köln, 1662, enthält ein Thesenblatt aus Ingolstadt, Kupferstich von Bartholomäus Kilian nach Burkhard Schramman: Ein zu Füßen des Bischofsthrons im Flußbett stehender, mit Wein bekränzter F. hält den Dedikationsbrief des Defendenten und adressiert seinen Landesherrn: „Te Rhenus et Ister adorat“ (Sibylle Appuhn-Radtke, Das Thesenblatt im Hochbarock..., Weißenhorn 1988, S. 146-148, Nr. 24, Abb. 77). Auf einem Kfn. Henriette Adelaide von Bayern gewidmeten Thesenblatt der Univ. Dillingen, 1665, ist die Fruchtbarkeit des Landes mit derjenigen der Wittelsbacher-Dynastie gleichgesetzt: Die bayer. F. Donau, Lech, Isar und Inn bewässern die „Pomus bavarica“, einen als Apfelbaum vorgestellten Stammbaum des bayer. Fürstenhauses (Abb. 21). - Auf dem Frontispiz zu Michael Wening, Topographia Bavariae ..., Mchn. 1701, thront Bavaria auf Belegstücken bayer. Reichtums: Auf einem Salzfaß sitzend, die Füße auf einem Marmorblock und erlegtem Wild ruhend, stützt sie den rechten perlengeschmückten Arm auf einen über zwei Urnen kauernden F. Eine jugendliche Fgn. mit Schulterflossen weist, im Fluß stehend, eine Muschel voller Perlen vor; ein mit Schilf bekränzter, älterer F. hat einen Fisch gefangen.
Festdekorationen: F. wurden spätestens seit dem 16. Jh. in Festdekorationen verwendet. Kaiser Karl V. wurde bei seiner Entrata 1536 in Siena mit einem ephemeren Reiterdenkmal empfangen, zu dessen Füßen F. lagen; in Florenz installierte Giovan Angelo (da) Montorsoli zum gleichen Anlaß F.-Figuren auf dem Ponte S. Trinita (Karl Möseneder, Montorsoli. Die Brunnen, Mittenwald 1979, S. 62f.). - Zwei Ehrenpforten zum feierlichen Einzug König Karls IX. von Frankreich und seiner Gemahlin Elisabeth von Österreich in Paris sowie zu deren Krönung zeigten in den Bogenzwickeln je ein F.-Paar mit Rudern und Urnen (Simon Bouquet, C’est l’ordre et forme qui a este tenu au sacre et couronnement de tres-haute ... princesse Madame Elizabet d’Autriche ..., Paris 1571, Bl. 12r; ders., Bref et sommaire recueil de ce qui a esté faict ... a la ioyeuse & triumphante Entrée ... en Paris ..., Paris 1572, Bl. 35v). Zur Darst. des Kastalischen Quells bei der Medici-Hochzeit von 1589 s. Sp. 78. - Rubens bezog den mit Stierhörnern und Schlange versehenen F.-Vater Oceanus und andere F. in die „Pompa introitus Ferdinandi“ ein ([39] S. 74, Abb. 5; [42] S. 468-471, Abb. 5, 5a). - 1716 wurden Wiener Fassaden zur Geburt von Erzhzg. Leopold, Sohn Kaiser Karls VI., mit allegorischen Dekorationen versehen, die Hofkanzlei mit Statuen von großen F. (Carl Gustav Heräus, Bedeutungen und Innschriften ..., Wien 1716, ungez. S. 27).
In dt. und franz. Beisp. des 18. Jh. für Feuerwerk bei fürstlichen Hochzeiten waren F. häufig: Anläßlich der Vermählung des bayer. Kurprinzen Carl Albrecht mit Erzhzgn. Maria Amalia fand 1722 ein Feuerwerk auf dem Starnberger See statt; der durch einen Kupferstich von Franz Xaver Joseph Spaett überlieferte Höhepunkt zeigt in Muschelbooten sitzende F., die ihre Urnen in den See leeren. Legte hier der Aufführungsort die Anwesenheit von F. nahe, so gab es bei einem von Jacques François Blondel entworfenen Feuerwerk zur Hochzeit des Dauphin (Ludwig XV.) mit Maria Josepha von Sachsen, 1747, auf der Place de Grève, Paris, keinen topographischen Anlaß: Vor einer Bühne fuhren Neptun und Amphitrite über das Meer, das aus den Urnen von F. auf flankierenden Felsen gespeist wurde (Ausst.kat. „Europäisches Rokoko“, München 1958, Nr. 364). - Zu einem Emblem auf den wachsenden Reichtum des F. Tagus s. Sp. 105f.
c. Vergänglichkeit
Das Fließen des Wassers wurde schon in der Antike als Metapher für das Verfließen der Zeit verstanden. Daher konnten F. in Darstellungen, die an den Tod erinnern, für das Verstreichen menschlicher Lebenszeit und das Verblassen irdischen Ruhms stehen.
Auf der ersten Fassung von Nicolas Poussins „Et in Arcadia Ego“, um 1628-1629, in der Schäfer die Inschrift auf dem Sarkophag des Daphnis entziffern, ruht im Vordergrund ein mit Ölzweigen bekränzter F., der als „memento mori“ dient (vgl. RDK VI, Sp. 117-131; [40] S. 170f., Nr. 13). - Francesco Furini stellte nach 1636 in einer Allegorie auf den unsterblichen Ruhm des Lorenzo il Magnifico, einem Wandbild im „Salone di Giovanni da San Giovanni“ im Pal. Pitti, Florenz, einen schlafenden F. mit einem Kranz aus Mohnkapseln auf dem Haupt dar; im Wasser, das aus seiner Urne strömt, schwimmen goldene Medaillen; ein Schwan ergreift ein Exemplar mit dem Bild des Verstorbenen und rettet es damit aus der Strömung. Wie die beigegebenen Verse verraten, handelt es sich um den Unterweltfluß Lethe, in dessen Strom („onda Letea“) auch Tugendhelden in Vergessenheit gerieten, wenn der Gesang des Dichters (des Schwans) ihnen nicht Unsterblichkeit verschaffte (Julian Kliemann, Gesta dipinte, o. O. 1993, S. 196, 199, Abb. 234). - Zur entsprechenden Verwendung von F. in der Emblematik bei D. Lebey de Batilly s. Sp. 105.
d. Jahreszeiten
In Verbindung mit Chronos, Darstellungen des Zodiakus oder der Monate können F. seit 2. Dr. 17. Jh., am häufigsten im 18. Jh., zur Charakterisierung verschiedener Jahreszeiten beitragen.
Beisp.: Das Deckengem. von Emanuel Wohlhaupter, im „Spielpavillon“ von Schloß Ludwigsburg, 1716, enthält ein illusionistisches Gerüst aus vier ringförmig verbundenen Nischenpfeilern, vor denen Personifikationen der Jahreszeiten sitzen: Frühling und Herbst als bärtige F. mit Wasserurnen, der letztere mit Weinreben. Sie wechseln mit Monatspersonifikationen ab, die jeweils drei Zeichen des Zodiakus vorweisen (Dehio BadenWürttemberg I, S. 478). - Jean-Jacques Lagrenée d. J. malte 1769-1775 für den Jahreszeitenzyklus der Galerie d’Apollon im Louvre, Paris, eine Allegorie des Winters: Aeolus vor dem schlafenden Chronos, daneben einen F. mit Nymphe (Louis Hautecoeur, Le Louvre et les Tuileries de Louis XIV, Paris und Brüssel 1927, S. 115).
e. Bildhauerkunst
Im Bildhauerporträt, in Allegorien der Bildhauerei und auf Atelierbildern bildeten F. zwischen dem 16. und 18. Jh. - wohl aufgrund der Hochschätzung römischer F.-Skulpturen (s. Sp. 57) - Musterbeispiele der Bildhauerkunst.
Cornelis Cort stach 1578 nach Entwurf des Joannes Stradanus eine große Allegorie der Künste. Auf einem mit „STATUARIA“ beschrifteten Sockel stehend, arbeitet ein Bildhauer an einer Sitzstatue Minervas; ihm zu Füßen kauert ein bärtiger F. mit Wasserurne, durch die Wölfin mit Romulus und Remus als Tiber gekennzeichnet (B. ill., Bd. 52, S. 249). Eine Clairobscurzeichnung von Augustin Braun, dat. 1616 (London, Brit. Mus., Inv.nr. XX 4.100), gibt „STATVARIA“ wieder, hier eine Frauenfigur mit Bildhauerwerkzeug, die ihre Rechte auf den Kopf des F. Tiber (mit der Wölfin, Romulus und Remus) stützt. Auf einem Kupferstich von Charles Nicolas I Cochin nach einem Wandbild von Jacques de La Jouë, Paris, 2. V. 18. Jh. (Paris, BNF:
Marcel Roux, Inv. du Fonds Franç., Graveurs du XIIIe s., T. 4, Paris 1940, S. 635, Nr. 251), betätigt sich „SCULPTURE“ selbst als Bildhauerin, indem sie einen F. meißelt. Zu den plastischen Sammlungsstücken eines Kunstkammerbildes von Hans III Jordaens gehört auch ein liegender F. mit Urne, um 1630 (Sylvia Ferino-Pagden, Wolfgang Prohaska und Karl Schütz, Die Gem.gal. des K.hist. Mus. in Wien, Wien 1991, S. 72, Taf. 476). Entsprechend zeigt ein Kunstkammerbild von Adriaen van Stalbemt, Antwerpen, 1. Dr. 17. Jh., eine F.-Skulptur als Supraporte (Ausst.kat. „Wettstreit der Künste ...“, München 2002, S. 383, Kat.nr. 166). Ein Tondo Andrea Pozzos im Saal des Gartenpalais Liechtenstein, Wien, zw. 1704 und 1707, zeigt eine Allegorie der Sculptura in Gestalt eines Bildhauers, der gerade den F. Danubius vollendet (Vincenzio Fanti, Descrizzione completa di tutto ciò che ritrovasi nella Galleria ... della casa di Liechtenstein ..., Wien 1767, S. 17). Unter den Objekten einer Bildhauerwerkstatt, Umkreis von Franz Christoph Janneck, 18. Jh. (Graz, Steiermärkisches L.mus. Joanneum, Alte Gal., Inv.nr. 272) ist ein seitlich sitzender F., an dem gearbeitet wird, während Besucher die Skulptur betrachten. Das Porträt des Bildhauers Johann Baptist Straub von Balthasar Augustin Albrecht, 1763, zeigt im Hintergrund den vom F. Moldau getragenen hl. Johann Nepomuk (München, Bayer. St.gem.slgn.: [27] S. 74f., Abb. 46), ein Modell für J. B. Straubs Münchner Brunnenstock mit dem gleichen Thema (s. Sp. 104). Albrecht schuf das Porträt vielleicht als Pendant zu seinem 1761 entstandenen Selbstbildnis mit Pallas und Parnaß (ebd. Abb. 47); er verstand beide Gem. möglicherweise als Allegorien von Bildhauerei und Malerei (ebd. S. 74). - Auf einem Entwurf für einen Theatervorhang des kurfürstlichen Opernhauses in Mannheim, 1772, zeigte Franz Anton Leitensdorffer Apollo und Minerva; diese präsentiert ein Ovalporträt Karl Theodors, während ihr zu Füßen eine Muse an zwei Skulpturen Rücken an Rücken ruhender F., wohl Rhein und Neckar, meißelt (Abb. 30; München, Bayer. St.gem.slgn.: [22] S. 49-51). - Studienobjekt eines Malers ist die männliche Liegefigur, wohl ein F., in dem erst 1740 publizierten „Zeichenbuch“ des Abraham Bloemaert: Der Kupferstich mit oder ohne ockerfarbener Tonplatte von Frederick Bloemaert, vor 1669, zeigt einen Künstler skizzierend vor der Skulptur ([38] Bd. 1, S. 395; Bd. 2, Abb. T 1, T 1a).
5. Heiligenikonographie
Darstellungen von Heiligen, in deren Vita Flüsse genannt sind, wurden gelegentlich F. zugeordnet.
Da das Martyrium des hl. Johannes Nepomuk mit seinem Sturz in die Moldau endete, wurden dt. und böhmischen Darst. seines Todes seit E. 17. Jh., vermehrt seit der Heiligsprechung 1729, häufig F. beigegeben (zur Umsetzung der von Bohuslav Balbín um 1670 zusammengefaßten Vita in ikonographische Typen: [21] S. 58). Während auf Altarbildern offenbar die Wiedergabe einer Fgn. bevorzugt wurde, sind Flußpersonifikationen in plastischen Gruppen meist männlich: Sie erheben den Heiligen aus dem Fluß; ein formales Vorbild boten offenbar Raptus-Gruppen.
Früheste bekannte Wiedergabe des Heiligen mit F. ist ein Thesenblatt von 1699: Der auf Wolken über der Stadt Prag schwebende Johannes von Nepomuk deutet mit der Märtyrerpalme auf die Moldau, auf deren Flußbett ein mit Schilf bekränzter F. herabsieht (Jan Royt in: [37] S. 108, Nr. 18, mit Abb.). Darst. von F. auf Andachtsbildchen mit Brustbildern Johann Nepomuks, 18. Jh., sind davon abhängig ([21] Abb. nach S. 52). Ein Kupferstich bildet das Prunkgrabmal im Prager Veitsdom (Zustand von 1721) ab. Im Vordergrund lagert ein F. und betrachtet die fünf Sterne in der Moldau, die den Leichnam des Heiligen im Fluß kennzeichneten (Franz Matsche in: [37] S. 168, 170f., Nr. 95, mit Abb.). Auch das durch Kupferstiche von Anton Birckhart überlieferte „Wassertor“ am Festgerüst vor dem Prager Veitsdom, das 1729 anläßlich der Heiligsprechung errichtet wurde, flankierten gelagerte F. (Lubomír Srsen in: ebd. S. 161-165, Nr. 89, mit Abb.). - Ein Bozzetto von Franz Anton Zeiller, um 1755, zeigt Johann Nepomuk, von fünf Sternen umgeben, in Kontemplation des Kruzifixes; eine Fgn. im Vordergrund, die auf ihn deutet, verweist auf sein Martyrium (Monika Meine-Schawe und Martin Schawe, Die Slg. Reuschel. Ölskizzen des Spätbarock, Mchn. 1995, S. 207, Nr. 56, Abb. S. 234). - Der Brunnen vor dem Münchner Jesuitenkolleg war mit einer Holzskulptur von Johann Baptist Straub, um 1751, bekrönt (Freising, Diöz.mus.: Ausst.kat. „Chr. K. aus Salzburg, Bayern und Tirol, 12.-18. Jh.“, Freising 1984, S. 229f.; zu Bozzetti: Peter Volk in: [37] S. 210, 212f., Nr. 135-137). - Plastischen Darst. des Heiligen gegenüber von Kanzeln konnten F. beigegeben sein, so der als Atlant der Heiligenfigur fungierende F. in Landsberg am Lech, Ursulinenkirche, Johann Chrysostomus Leuther zugeschr., um 1765 (Abb. 29; Kdm. Bayern N. F. 3, Mchn. und Bln. 1997, S. 598f.) und der auf einer Konsole hockende F., 18. Jh., in Troppau/Opava, ehem. Jesuitenkirche (Foto K. Brzezina, Krakau).
Daß der in Südtirol missionierende hl. Vigilius ein Götzenbild in die Etsch warf, gab Anlaß zu seinem Martyrium (Acta SS, Juni, Bd. 7, S. 146); die Fgn. auf einem Kupferstich aus dem Verlag der Brüder J. S. und J. B. Klauber, um 1750-1760, erinnert daran (Franco Cappelletti, Imago Tridenti. Incisioni e libri illustrati dal XV al XVIII sec., Trient 1996, Abb. S. 245).
Bekehrung und Feuertod der hl. Afra kommentieren zwei Bibelzitate auf einem Andachtsbildchen desselben Verlages, die Feuer und Wasser antithetisch behandeln (Eccl 12,5: „In igne probatur aurum“ und Ps 65,12: „Per ignem et aquam eduxisti nos in refrigerum“). Im Vordergrund lagern die F. Lech und Wertach; im Hintergrund sieht man Taufe und Martyrium der Heiligen (Foto RDK).
Maarten van Heemskercks Gem. „Landschaft mit hl. Hieronymus“, 1547, enthält inmitten eines Ruinencapriccio einen monumentalen F. Tiber als Brunnenfigur; dieser charakterisiert jedoch eher die antike Szenerie als die Legende des Heiligen (Ausst.kat. „Barocke Sammellust. Die Slg. Schönborn-Buchheim“, München 2003, S. 128f., mit Abb.).
6. Emblematik
In der barocken Emblematik dienten F. seit M. 16. Jh. vereinzelt als Icones von Emblemen und Impresen. Diese konnten u.a. die Stärke der Gemeinschaft, das Verfließen der Zeit, Keuschheit von Frauen, Reichtum und politische Klugheit zum Inhalt haben.
Eine Versammlung von F. mit dem Lemma „SOCIETAS“ diente Barthélemy Aneau (Bartholomaeus Anulus) als Bild für die Stärke der Gemeinschaft: Nur aus der Vereinigung vieler Flüsse entstehe ein Strom, der das Meer sicher erreiche; ein einzelner Fluß sei vom Austrocknen bedroht. So sollen sich Kaufleute zusammenschließen, um sicher zu reisen (Picta poesis, Lyon 1552, S. 112). Den gleichen Gedanken griff Sebastián de Covarrubias Orozco auf, der unter dem Lemma „OPES ADQVIRIT EVNDO“ zwei lagernde F. zeigte; Flüsse beginnen zwar klein, werden aber durch die Vereinigung mit anderen Flüssen groß. So finde auch der Aufstieg des Erfolgreichen statt (Emblemas morales, Madrid 1610, Bd. 2, Nr. 80). - Das Titelblatt zum Sammelwerk von Ludovico Antonio Muratori [17], in dem Quellenschriften aus der Bibl. Ambrosiana in Mailand und der Bibl. Estense in Modena ediert sind, enthält ein Emblem von Hieronymus Rossi nach Antonio Gregolini: Unter dem Lemma „INCALUERE ANIMI“ ist eine weite Landschaft mit zwei in einander mündenden Flüssen gezeigt, an denen ein größerer und ein kleinerer F. ruhen (Po und Secchia); Padanus ist durch den Stierkopf gekennzeichnet. Aus der Mündung kriecht eine Schlange an Land, die ihren Kopf der Sonne entgegenstreckt. Die beiden F. vertreten die beiden Städte mit ihren Bibliotheken; die sich zur Sonne wendende Schlange der Klugheit entspricht einem Emblem bei Joachim Camerarius, das die Erhöhung von Kunst und Wissenschaft zum Inhalt hat (Henkel-Schöne, Sp. 632). - Das Verfließen der menschlichen Lebenszeit umschrieb Denis Lebey de Batilly (Dionysius Lebeus Batillus) mit einem Emblem nach Entwurf von Jean Jacques Boissard, auf dessen Icon ein auf seine Urne gestützter F. am Ufer eines Flusses ruht: „EVNT ANNI MORE FLVENTIS AQVAE“ (Emblemata, FfM. 1596, Nr. 2). - Als Imprese für Kaiser Karl V. diente eine Darst. des Tiber mit dem Lemma „IN SPEM PRISCI HONORIS“, ein Danubius mit dem gleichen Lemma für Ferdinand I. (Typotius, Bd. 1, S. 44-47). König Ladislav von Ungarn und Böhmen wurde ein gekrönter F. mit dem Lemma „LATET ALTIUS“ zugeschrieben (ebd. Bd. 1, S. 119). - Jacob Cats legte einem Emblem mit dem Lemma „TANGOR, NON FRANGOR AB VNDIS“ die Vorstellung zugrunde, daß Süß- und Salzwasser sich nicht vermischen (vgl. Sp. 58): Ein F. leert seine Urne ins Meer, in das auch ein heller Bach mündet, der im Gebirge entspringt. Dieses Emblem ist in den lat., franz. und niederl. Epigrammen unterschiedlich ausgelegt: auf Damen, die in Liebesverhältnissen kühl bleiben, auf die Gütertrennung von Eheleuten und auf die Unvereinbarkeit von christlichem Geist und Weltlichkeit (Proteus ofte minnebeelden verandert in sinnebeelden, Rott. 1627, S. 134-139). Das gleiche Motiv kehrt bei Picinelli-Erath, lib. 2, cap. 24, nr. 417, und bei [16] classis 1, nr. 505 wieder (hier als Bild der Immaculata Conceptio). - In dem 1631 anläßlich der Hochzeit des späteren Kaisers Ferdinand III. mit der Infantin Maria in Graz erschienenen „Epithalamium symbolicum“ ist der die Heimat der Braut repräsentierende F. Tagus (Tajo) unter dem Lemma „OPVLENTIOR VNDAT“ dargestellt. Der mit Schilf bekrönte F. leert seine Urne aus, in deren Wasser eine Krone und ein Ring schwimmen. Das Epigramm erklärt, daß die glückverheißende Verbindung den Goldgehalt des Flusses vermehre, der mit dem goldführenden Pactolus (s. Sp. 85) verglichen wird (Abb. 19; Liselotte Caithaml, Drei dem habsburgischen Herrscherhaus gewidmete Emblembücher der Grazer Societas Jesu aus den Jahren 1609, 1618 und 1631, Diplomarbeit Univ. Graz 1990 [masch.], S. 168, Abb. 144). - Jacob Boschius interpretierte den Nil mit verhülltem Haupt („Parte sui meliore latet“ oder „Absconditque caput“) als vorausschauenden Kirchenfürsten, der seine Ratschläge nicht unverhüllt erteilt ([16] classis 2, nr. 300). Er führte außerdem eine Imprese Kaiser Ottos IV., angeblich nach Typotius, auf: Rhein und Donau charakterisierten dessen Herrschaftsbereich mit dem Lemma „Uterque serviet uni“ (ebd. classis 2, nr. 332).
7. Brunnen- und Gartenplastik
Seit dem 16. Jh. fanden F. in der italienischen Brunnen- und Gartenplastik Verwendung, seit dem 17. Jh. auch in Frankreich und Deutschland. Architekturtraktate und Tafelwerke boten nördlich der Alpen seit 2. H. 16. Jh. entsprechende Vorlagen.
Jan Vredeman de Vries publizierte 1562 den Entwurf einer Vierflügelanlage mit einem rechteckigen Wasserbecken, das offenbar aus der Urne eines auf einer Insel lagernden, mit Schilf bekrönten F. gespeist werden sollte (K.bibl. Berlin, Nr. 2213, Bl. 10). - Die reich ill. Publ. des Gartenarchitekten Salomon de Caus zeigt ein Wasserbecken mit dem als Springbrunnenfigur fungierenden Rhenus im Garten des Heidelberger Schlosses (S. de Caus, Hortus Palatinus, FfM. 1620 [Ndr. Worms 1980], Taf. 24) sowie eine Reihe mosaizierter und mit Muscheln besetzter Hochreliefs mit F.-Szenen, die in der Grotte an der sog. Galerie als Wandbrunnen dienten (Abb. 17). - Joseph Furttenbach entwarf einen mehrgeschossigen Brunnen, dessen Brunnenstock von dicht gedrängten F. mit Füllhörnern umgeben sein sollte; sowohl unter den F. hervor als auch aus ihren Urnen strömt Wasser in die innere Brunnenschale (Furttenbach, Archit. recr., Taf. 28). - Georg Andreas Böckler reproduzierte sowohl die Illustrationen des Tafelwerks von S. de Caus als auch eine Reihe anderer berühmter Brunnen mit F. (G. A. Böckler, Architectura curiosa nova, Nbg. 1664, Taf. 41f., 49f. und 106). - Paul Decker publizierte z. B. als „Vierten königlichen Lustbrunnen“ einen mehrgeschossigen Musenberg, auf dem Fgn. lagern und an dessen Fuß zwei F. ihre Urnen in das Becken entleeren (Decker, T. 1, Taf. 9). - Jeweils sieben Vorlagen für Figurenbrunnen mit F. und anderen Gottheiten des Wassers boten die beiden „Livres de fontaines“ nach Vorlagen von François Boucher, gestochen von Gabriel Huquier d. Ä., 1736, und Pierre Aveline, o. J. (Pierrette Jean-Richard, L’Œuvre gravé de F. Boucher dans la Coll. Edmond de Rothschild, Paris 1978 [Mus. du Louvre, Inv. gén. des gravures, École franç.], S. 82f., Nr. 216-222; S. 273f., Nr. 1090-1097). - Mehrere von Georg Sigmund Roesch radierte Tafeln in den dt. Lieferungen von François de Cuvilliés, Morceaux de caprices à divers usages, Mchn. 1742-1754, zeigen Gartenbrunnen mit F. (Abb. 27; Jean Laran, F. de Cuvilliés, Paris 1930, Taf.10-12 u.ö.; weitere Beisp. bei Jessen, Bd. 3, z. B. S. 2, 54, 59, 121). - Über die empfehlenswerte Form von Sockeln für Gartenfiguren, u. a. „l’Ocean, le Tigre, le Nil & le Tibre“, informierte Augustin Charles d’Aviler (Cours d’archit., Paris 1691, S. 313f., Taf. 94). F. können den Brunnenstock bilden, auf dem Rand von Brunnenschale oder Wasserbecken liegen oder eine Kaskadenstirn bekrönen. Als Einzelskulpturen sind sie meist in ein Bassin gesetzt oder Teil von Wasserspielen. Häufig sind die F. attributiv beigegebenen Gefäße zugleich reale Wasserspender. Sind die F. benennbar, beziehen sie sich auf berühmte Ströme, regionale Flüsse oder sind Teil eines allegorischen Programms.
Das Interesse an F.-Figuren in deutschen Gartenanlagen nahm parallel zur Ablösung von Anlagen französischer Prägung durch Landschaftsgärten ab, obwohl manche älteren Figuren bei der Modernisierung von Parks in der 2. H. 18. Jh. erhalten blieben (z.B. München, Park von Schloß Nymphenburg, Donau und Isar als F. und Fgn. an der Großen Kaskade, Giuseppe Volpini, 1715-1717: Gerhard Hojer und Elmar D. Schmid, Nymphenburg ..., Mchn. 141981, S. 50). Weniger häufig war die Einrichtung eigener Grotten für F. und Nymphen: Verloren sind die seit E. 15. Jh. bezeugten Nymphengrotten in römischen Antikengärten (Otto Kurz, Huius nympha loci ..., JWCI 16, 1953, S. 172f.). Von ihren Nachfolgern in englischen Landschaftsgärten ist die wohl auf Anregung Alexander Popes geschaffene Grotte von Stourhead, Wiltshire, nach 1741, mit Kopie der vatikanischen Ariadne und F. erhalten (Osvald Sirén, China and gardens of Europe of the 18th c., Washington, D. C. 1996, Taf. 52f.; zur graph. Vorlage zu John Cheeres Figur des F. von Salvator Rosa s. Sp. 88), außerdem die Grotte der Quellnymphe Egeria im Wörlitzer Gartenreich (Der Englische Garten zu Wörlitz, Mchn. 1994, Abb. S. 322). Für einige historistische Gartenanlagen des 19. und frühen 20. Jh. wurden neue F.Skulpturen angefertigt.
16. Jh.: Am Beginn der neuzeitlichen Gewohnheit, Brunnen mit F. auszustatten, stehen römische Anlagen: Nur durch Nachstiche bezeugt ist ein Brunnen in den „Horti Colotiani“, den nach 1513 angelegten Gärten des Angelo Colocci in der Nähe der späteren Fontana di Trevi: Colocci hatte zur Restaurierung der hier endenden „Aqua Vergine“ beigetragen und ließ aus deren Wasser einen Brunnen speisen, der das Relief einer im Schilf schlafenden Quellnymphe zeigte ([23] S. 127f., Abb. 108). - Nur auf den Brunnen bezogen sind die beiden gegenständig aufgestellten antiken F. Tiber und Nil (s. Sp. 65f.) vor der Freitreppe an der Fassade des Senatorenpalastes in ihrer um 1548-1549 von Michelangelo geplanten Anordnung (Serena Ensoli, La decorazione scultorea della scalinata del Pal. Senatorio, in: La facciata del Pal. Senatorio in Campidoglio ..., hg. von Maria Elisa Tittoni, Pisa 1994, S. 101-132, bes. S. 104-118; dies., Le statue di divinità fluviali sulla facciata del pal., in: La facciata ... Momenti di un grande restauro a Roma, hg. von M. E. Tittoni, Ospedaletto 1995, S. 133-146). - 1574 zeichnete Giacomo della Porta einen nicht ausgeführten Brunnenentwurf für die Piazza Colonna, Rom, der den antiken „Marforio“ (s. Sp. 57) mit der Säule Marc Aurels verbinden sollte ([23] S. 176, Abb. 171). - Zwei der „Quattro fontane“ genannten grottenartigen Brunnennischen an der Kreuzung zwischen der ehem. Via Pia und Via Felice in Rom wurden 1588-1593 im Auftrag Muzio Matteis von Domenico Fontana mit den antikisierend gestalteten F. Tiber und Arno ausgestattet (ebd. S. 234-241, Abb. 284, 288).
Sizilianische, kampanische und umbrische Brunnen mit F. folgten den röm. Vorbildern: G. A. Montorsoli stattete den Orionbrunnen in Messina 1552-1553 mit antikisierenden F.-Figuren aus, die auf der Brunnenschale liegen und das Brunnenwasser durch ihre Urnen in sarkophagähnliche Becken leiten. Dieser Konzeption lag offenbar die Adaption des antiken „Tigris“ als Wandbrunnenfigur im Belvederehof des Vatikan (s. Sp. 57) zugrunde (Sheila Ffolliott, Civic Sculpture in the Renss., Ann Arbor, Mich., 21984 [Stud. in Renss. Art Hist., 1], S. 76-112). Wohl von Michelangelos Konzeption der antiken F. am Senatorenpalast abhängig, aber funktional mit dem Brunnenbecken verbunden ist das F.-Paar mit geschulterten Füllhörnern in Caprarola, Palazzina Farnese: als Wasserspender dienende F. an der Treppe zum „Piazzale delle Cariatidi“, vielleicht schon von Vignola um 1561 geplant, unter Gerolamo Rainaldi ab 1590 ausgeführt (Italo Faldi, Il Pal. Farnese di Caprarola, Turin 1981, S. 305-307, Abb. S. 312f.). - F.-Paar in ähnlicher Anordnung: Tivoli, Villa d’Este: F. Erculaneo und Aniene zu Füßen der Sibilla Tiburtina (Albunea) an der Fontana dell’Ovato, 1565-69 nach Entwurf von Pirro Ligorio (Maria Luisa Madonna, P. Ligorio e Villa d’Este: la scena di Roma e il mistero della Sibilla, in: Il giardino storico italiano. Problemi di indagine, fonti letterarie e storiche, hg. von Giovanna Ragionieri, Flor. 1981, S. 173-196; F. Erculaneo bei David R. Coffin, The Villa d’Este at Tivoli, Princeton, N. J., 1960, Abb. 33).
Um M. 16. Jh. kamen F. auch an toskanischen Brunnenanlagen in Gebrauch; sie sind formal aber weitgehend unabhängig von den röm. Antiken. Beisp.: Castello, Villa Corsini: Wandbrunnen mit einem rittlings auf seiner Urne sitzenden F. von Niccolò Tribolo, vor 1550 (Cristina Acidini Luchinat, Cristofano Rinieri e il Dio Fluviale del Tribolo, in: I giardini della chimera 1, hg. von Alessandro Vezzosi, Flor. 1989, S. 58f., mit Abb.); Florenz, Mus. Naz. del Bargello: Figur des F. Arno auf dem Marzocco und der Fgn. Kastalia auf dem Pegasus ruhend, Bartolommeo Ammanati, nach 1555, geplant zur Aufstellung an einem Wandbrunnen mit Juno und Ceres im Pal. Vecchio, Salone dei Cinquecento ([34] S. 42-45, mit Abb.); Pratolino, Park der Villa Demidoff: Mugnone, sitzende Brunnenfigur in Grottennische, Entw. wohl von Bernardo Buontalenti, nach 1568 (Carlo Cresti, Le fontane di Firenze, Flor. 1982, S.
220-223, Abb. 252f.); Florenz, Boboli-Gärten: seit 1618 im Zentrum des Isolotto (ursprünglich auf dem Schalenbrunnen zwischen dem Hof des Pal. Pitti und dem „Amphitheater“) stehender Oceanus, ihm zu Füßen sitzend und ihre Wasserurnen ins Becken leerend die drei F. Nil, Euphrat und Ganges, Skulpturen von Giambologna, 1571-1576 ([32] S. 212, 214-218, mit Abb.).
Im dt. Raum scheinen die Brunnenanlagen Hubert Gerhards die ersten Beispiele für die Verwendung von F. zu bieten: München, Residenz, Wittelsbacherbrunnen, um 1586-88 (Dorothea Diemer, Bronzeplastik um 1600 in München ..., T. II, Jb. des ZI 3, 1987, S. 122-133); Augsburg, Augustusbrunnen, 1589-1594 (Nachstich von Lucas Kilian, 1598): Zu Füßen des Kaisers auf dem Rand des Brunnenbeckens balancieren der F. Lech, gekennzeichnet durch einen Kranz aus Fichtenzapfen, Wolfsexuvie und Ruder, der mit Eichenlaub bekränzte F. Brunnenbach mit einem Fischernetz (RDK IX, Sp. 25, 51, Abb. 20), die Fgn. Singold mit einem Füllhorn voller Früchte und die mit Kornähren bekränzte, auf ein Mühlradsegment gestützte Fgn. Wertach (Abb. 16). Sie bezeichnen die Quellen Augsburger Wohlstandes (Helmut Friedel, Bronze-Bildmonumente in A. 1589-1606, Augsb. 1974 [Abhn. zur Gesch. der Stadt Augsburg, Schrn. des Stadtarchivs A., 22], S. 28-58, Abb. 1-12; zur weiteren Interpretation Bruno Bushart, Die Augsburger Brunnen und Denkmale um 1600, in: Ausst.kat. „Welt im Umbruch“, Augsburg 1980, Bd. 3, S. 82-85).
17. Jh.: Etwa zeitgleich mit den F. des Hortus Palatinus, Heidelberg, wurde um 1615 ein F. im Garten von Schloß Hellbrunn, Salzburg, am Bassin vor dem sog. „Römischen Theatrum“ aufgestellt (Robert R. Bigler, Schloß Hellbrunn, Wien 1996, S. 67, Taf. 14); der im antiken Typus auf seine Urne gelagerte F. hält - wie eine Gottheit des Meeres - einen Delphin.
Zu den bekanntesten barocken Brunnen mit F. zählt Gianlorenzo Berninis „Vierströmebrunnen“ in Rom, errichtet 1648-1651 im Auftrag Papst Innozenz’ X. anläßlich der Feier des hl. Jahres 1650 (Norbert Huse, G.
Berninis Vierströmebrunnen, Diss. München 1967, S. 44-54 und 85-92; Rudolf Preimesberger, Obeliscus Pamphilius. Beitr. zu Vorgesch. und Ikon. des Vierströmebrunnens auf Piazza Navona, Münchner Jb. der bild. K. III. F. 25, 1974, S. 77-162): Den Obelisken umringen die größten Ströme der vier Erdteile, die für den universalen Geltungsanspruch der kirchlichen Lehre und deren Verkündigung stehen: Nil, Ganges (Abb. 20), Rio de la Plata und Donau, alle als F. wiedergegeben, jedoch unterschiedlich charakterisiert: Dem zu dem Obelisken emporblickenden Danubius, durch Tiara und Schlüssel, Pferd und Zeder Vertreter Europas, ist der von Füllhörnern gerahmte Wappenschild der Familie Pamphili beigegeben - Zeichen für die „Abundantia“ Europas bzw. die „Liberalitas“ des Pamphili-Papstes (in Bezug auf die päpstliche Förderung der Gegenreformation in Europa interpretiert von Mary Christian, Bernini’s „Danube“ and Pamphili politics, Burl. Mag. 128, 1986, S. 354f.); der Afrika vertretende Nil mit einem Löwen und einer Palme, der im Begriff ist, sein Haupt zu enthüllen (vgl. Sp. 55), hält eine Muschel mit demselben Wappen, während sein rechter Fuß auf einem kleinen Katarakt, den „Nilschwellen“, steht; der ruhende Ganges, Vertreter Asiens, hält ein Ruder, um das sich ein Drache windet; dem akklamierend dem Obelisken zugewandten Rio de la Plata, Vertreter Amerikas, sind ein Schuppentier (Tatù) und landestypische Pflanzen zugeordnet.
Im Rahmen einer Parkanlage fanden die F. von Versailles größtes Interesse: Auf den Bassinrändern des Parterre d’eau vor der Gartenfassade des Schlosses lagern 1691 fertiggestellte F. und Fgn. u. a. von Antoine Coysevox, Étienne Le Hongre, Thomas Regnaudin und Jean-Baptiste Tuby, die Flüsse des Königreichs Frankreich repräsentieren und durch ihre Attribute charakterisiert sind: z. B. Seine und Marne durch Füllhörner, Garonne durch ein Ruder, die (aus zwei Wasserläufen gespeiste) Dordogne durch zwei Urnen, Saône durch Weinlaub und Trauben, Loire durch ein Füllhorn mit Rosen und Früchten (Gerold Weber, Brunnen und Wasserkünste in Frankr. im Zeitalter von Louis XIV ..., Worms 1985 [Grüne R., 8], S. 13-16, Taf. 4f., Abb. 7-11).
18. Jh.: In dt. und österr. Parkanlagen nach franz. Vorbild wurden F. häufig verwendet, z. B. in Ludwigslust, Meckl.-Vorpommern, Stör und Röcknitz an der Kaskade von Rudolf Kaplunger, nach 1771 (Kdm. Mecklenburg-Schwerin, Bd. 3, Lpz. 1900, S. 256-257, mit Abb.); Schwetzingen, Bad.-Württ., Schloßpark: F. Rhenus und Danubius im Großen Bassin, 1776-1777 (Claus Reisinger, Der Schloßgarten zu Schwetzingen, Worms 1987, Taf. 43); Wien, Park von Schloß Schönbrunn: Obeliskbrunnen mit vier F. als Personifikationen der Erdteile nach Entw. von Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg, um 1780 (Beatrix Hajós, Die Schönbrunner Schloßgärten, Wien usw. 1995, S. 163 bis 166, Abb. 73, Taf. V), offenbar eine Paraphrase auf G. Berninis Vierströmebrunnen sowie die Sibyllengrotte der Villa d’Este, Tivoli. Der „Schöne Brunnen“ wurde 1780 mit der Quellnymphe Egeria, einer sitzenden Fgn. mit Wasserurne und Füllhorn, Skulptur von Wilhelm Beyer, bekrönt (ebd. S. 188f., Abb. 71).
Seltener waren große Brunnenanlagen mit F. im Stadtzentrum: Die F. am Mehlmarktbrunnen in Wien aus Blei-Zinn-Guß von Georg Raphael Donner stammen aus der zweiten Auftragsphase für den Brunnen von 1739; am Brunnenrand zu Füßen der „Providentia“ verkörpern sie vier Nebenflüsse der Donau, Traun, Enns, Ybbs und March; die attributive Ausstattung ist bescheiden: Bis auf den F. Traun, der einen Fisch spießt, ein Salzfaß (für das Salzkammergut) neben sich, ruhen die F. passiv auf ihren Wasserurnen oder Gestein; der mit Wasserpflanzen bekränzte F. Enns hat ein Ruder geschultert, die Fgn. March lehnt sich an ein römisches Relief (Abb. 25; Wien, Österr. Gal., Unteres Belvedere; 1873 am Brunnen durch Bronzekopien ersetzt. Ausst.kat. „G. R. Donner 1693-1741“, Wien 1993, S. 366-391, Nr. 67-75). In Anspielung auf G. Berninis Vierströmebrunnen (s. Sp. 110f.) schuf Francesco Robba 1743-1751 für Laibach/Ljubljana einen Brunnen mit den Krainer Hauptflüssen (Matej Klemenčičund Stanko Kokole in: Ausst.kat. „F. Robba and the Highlights of Venetian Baroque Sculpture in Ljubljana“, Ljubljana 1999, S. 38f., Abb. 31-33).
19.-20. Jh.: Die Schmalseiten der Wasserparterres im Park von Herrenchiemsee wurden 1883-1885 nach Vorbild der entsprechenden Becken in Versailles mit jeweils einem Paar ruhender F.-Figuren aus Hartblei von Rudolph Maison besetzt (Abb. 35; Angela Weyer, Zur monumentalen Bleiskulptur des 19. Jh. anhand bayer. Beisp., in: Konservierung von Dkm. aus Blei, Zink und Zinn, Jahresber. 1996 des Bayer. LA für Dpfl. und der Stift. Preuß. Schlösser und Gärten Bln.-Brandenburg, Potsdam [masch.], Mchn. und Potsdam 1997, S. 168-188). - Als Brunnenfigur diente ursprünglich die kauernde Fgn. mit Hydria von Theodor Bausch nach Entw. von Johann Heinrich Dannecker, 1888 (Stuttgart, Städt. Lapidarium: Juliane Weigele und Anja Stangl, Das Städt. Lapidarium in Stuttgart, Dpfl. in Bad.-Württ. 28, 1999, S. 146, Abb. 4); wahrscheinlich enthielt die Hydria das Auslaufrohr des Brunnenwassers. - Für die gefaßte Donauquelle in Donaueschingen schuf Adolf Heer 1896 die Figurengruppe „Mutter Baar weist der jungen Donau den Weg nach Osten“; die Donau ist eine nackte jugendliche Fgn. mit einem kindlichen Triton zu Füßen, der die Matrone „Baar“ mit weit ausholendem Gestus die Richtung vorgibt (Dehio Bad.-Württ. II, S. 145).
Mit der zentralen F.-Figur seines (zerstörten) Otto-Andreae-Brunnens in Köln, 1911-22, griff Adolf von Hildebrand erneut auf den antiken Typus eines auf seine Urne gelagerten F. zurück: der bärtige „Vater Rhein“, dessen Modello verschollen ist (Abb. 36), war mit Weintrauben bekränzt und hielt ein Ruder in der Rechten; zwei Gruppen von Rheintöchtern flankierten ihn (Tamara Felicitas Hufschmidt, A. von Hildebrand. Archit. und Plastik seiner Brunnen, Mchn. 1995 [Misc. Bavarica Monacensia, 164], S. 153-183, Abb. 105-112).
Zu den Abbildungen
1. Ravenna, Baptisterium der Arianer, Kuppelmosaik mit Taufe Christi. Um 500. Foto ZI.
2. Wien, Österr. Nat.bibl., cod. theol. gr. 31 (Genesis), fol. 7r (Detail: Rebekka am Brunnen). Konstantinopel oder Antiochia, 6. Jh. Nach: Die Wiener Genesis, hg. von Wilhelm Ritter von Hartel und Franz Wickhoff, Prag, Wien und Lpz. 1895, Taf. 13f.
3. Utrecht, Univ.bibl., ms. 32 (Psalter), fol. 54v (Detail: F. als „Stimme des Flusses“). Hautvillers bei Reims, um 820-835. Foto ZI.
4. Stuttgart, Württ. L.bibl., Cod. bibl. fol. 23 (Psalter), fol. 24r (Detail: Terra Jordanis). St-Germain-des-Prés, um 830. Nach: Faks. Der Stuttgarter Bilderpsalter ..., Stg. 1965.
5. Hildesheim, Dom- und Diözesanmus., DS 18 (Evangeliar des hl. Bernward), fol. 174v (Detail: Taufe Christi). Hildesheim, um 1011-1014. Foto ZI.
6. Kopie nach: Herrad von Landsberg, Hortus deliciarum, fol. 100r (Detail: Taufe Christi). Hohenburg, Elsaß, E. 12. Jh. (ehem. Straßburg, Stadtbibl.). Nach: Herrad, Hortus, Bd. 1, S. 142.
7. Pisanello, Nachzeichnung eines F. vom Monte Cavallo. Rom, um 1430-1431. Metallstift und Feder auf Pergament, 13,7 × 20,5 cm. Berlin, StMPK, Kk. Foto Jörg P. Anders.
8. Neapel, Castel Nuovo, Giebelrelief am Triumphbogen des Alfonso I. d’Aragon (Detail). Neapel, um 1455 bis 1458. Marmor. Nach: L’Arco di trionfo di Alfonso d’Aragona e il suo restauro, Rom 1987, Abb. S. 61.
9. Kopenhagen, Kgl. Bibl., Ms. Thott 399 2° (Ovide moralisé), fol. 248v (Detail: Herkules besiegt Achelous). Frankr., um 1480. Foto Bibl.
10. Adriano Fiorentino, Medaille für Nikolaus von Firmian. Florenz, 1494-1498. Bronze, Dm. 8,2 cm. Villach, Städt. Mus. Nach: Hill, Bd. 2, Taf. 57.
11. Marcantonio Raimondi nach Raffael, Urteil des Paris. Rom, um 1515-1516 (?). Kupferstich, 28,8 × 43,2 cm. Nach: [24] S. 242.
12. Nicolas Béatrizet, F. Nil. Rom, nach 1532. Kupferstich, 32,8 × 54,8 cm. New York, Metropolitan Mus., Harris Brisbane Dick Fund, 1941. Foto Mus.
13. Georg Wickram, Kampf von Herkules und Achelous. Ill. in: P. Ovidij Nasonis deß aller sinnreichsten Poeten Metamorphosis, Mainz 1545, Bl. 89v. Holzschnitt, 8,2 × 14,7 cm. Foto Bayer. St.bibl. München.
14. Giorgio Vasari, Allegorie der Romagna mit F. Savio. Florenz, 1563-1572. Öl auf Lwd. Florenz, Pal. Vecchio, Salone dei Cinquecento. Nach: [34] S. 101.
15. Philips Galle, F. Danubius. Antwerpen, 1587. Kupferstich, 16,5 × 9,5 cm (beschnitten). Foto Staatl. Graph. Slg. München.
16. Hubert Gerhard, Fgn. Wertach am Augustusbrunnen. Augsburg, 1589-1594. Bronzeguß. Foto Bildarchiv der dt. K.
17. Salomon de Caus, Hortus Palatinus, Heidelberg 1620 (Ndr. Worms 1980), Taf. 24 (Detail: Wandbrunnenrelief). Foto Verf.
18. Nicolas Caussin, De symbolica Aegyptiorum sapientia, Köln 1623, Titelblatt. Kupferstich, 13,8 × 7,3 cm. Foto Verf.
19. Epithalamium symbolicum conjugibus pyrogenitis, ... Ferdinando III, Hungarorum Boemorumque Rex, serenissimae Mariae ..., Graz 1631, unpaginiertes Bl. (Detail: Emblem mit F. Tajo). Foto Verf.
20. Gianlorenzo Bernini, F. Ganges. Rom, 1648-1651. Marmor. Rom, Piazza Navona. Foto Carl Lamb.
21. Bartholomäus Kilian nach Jonas Umbach, Thesenblatt der Universität Dillingen (Detail: Bayer. F.). Augsburg, 1665. Kupferstich, 60,9 × 42,7 cm. Nach: Appuhn-Radtke (s. Sp. 99), Abb. 73.
22. Carpoforo Tencalla, Rettung der Hesperidenbäume nach Italien. 1670. Deckengem. im Festsaal von Schloß Trautenfels, Stm. Foto L.mus. Joanneum, Landschaftsmus. im Schloß Trautenfels.
23. Antonio Triva, Arethusa. 1673. Deckengem. im Vorzimmer zum Appartement der Kurfürstin in Schloß Nymphenburg, München. Öl auf Lwd. Foto Bildarchiv der dt. K.
24. Revers einer Medaille auf die erfolgreiche Verteidigung der Burg Rheinfels gegen die Franzosen (1692). 1693. Silber, Dm. 43 mm. Staatl. Münzslg. München, Lade 14/61. Foto Slg.
25. Georg Raphael Donner, Fgn. March vom Mehlmarktbrunnen. Wien, 1739. Plastik in Blei-Zinn-Legierung. Wien, Österr. Gal., Unteres Belvedere. Foto Frankenstein, Wien.
26. Giambattista Tiepolo, Deckengem. mit F. Nil im Treppenhaus der Fürstbisch. Residenz Würzburg, 1750-1753. Foto Bildarchiv der dt. K. (Carl Lamb).
27. Georg Sigmund Roesch nach François de Cuvilliés, Morceaux de caprices à divers usages, Mchn. 1742-1754, Taf. B. Kupferstich mit Radierung. Nach: Ndr. Mchn. 1981.
28. Johann Baptist und Joseph Sebastian Klauber, „Benedicite fontes Domino“. Augsburg, M. 18. Jh. Radierung. Foto RDK.
29. Johann Chrysostomus Leuther zugeschr., Atlantenfigur des F. Moldau. Landsberg am Lech, um 1765. Landsberg, Ursulinenk. Foto Bildarchiv der dt. K.
30. Franz Anton Leitensdorffer, Bozzetto für einen Theatervorhang des Opernhauses Mannheim. Mannheim, 1772 (Detail: Muse als Bildhauerin). Öl auf Lwd., 79 × 63 cm. München, Bayer. St.gem.slgn. Foto Mus.
31. Johann Gottfried Schadow (Entw.), F. Tajo. Figur vom Tafelaufsatz aus dem Service für den Herzog von Wellington. 1817-1819, Kgl. Porzellanmanufaktur Berlin. Biskuitporzellan, H. 15,2, L. 20, B. 8,9 cm. London, Wellington Mus., Foto Vict. Alb. Mus., Picture Libr.
32. Peter Cornelius, Urteil des Paris. München, 1823. Ehem. Deckengem. im Heroensaal der Glyptothek, München. Nach: [26] S. 181, Abb. 153.
33. Jean Auguste Dominique Ingres, Fgn. als Quelle. Paris, 1856. Öl auf Lwd., 166,4 × 82 cm. Paris, Mus. du Louvre. Nach: Georges Wildenstein, Ingres, Ld. 1954, Taf. 107.
34. Moritz von Schwind, F. Rhein. Entwurf für Wandgem. in der Trinkhalle Baden-Baden. 1865. Öl auf Lwd., 33,6 × 63,7 cm. München, Bayer. St.gem.slgn. Foto Mus.
35. Rudolph Maison, Fgn. im Parterre d’eau im Park von Schloß Herrenchiemsee. München, 1883-1885. Plastik in Hartbleiguß. Foto Verf.
36. Adolf von Hildebrand, „Vater Rhein“. Modell für F. am Otto-Andreae-Brunnen, Köln. München, 1911 bis 1922 (verschollen). Foto ZI.
Literatur
Antike: 1. Homer, Ilias, hg. und übers. von Hans Rupé, Zh. 101994. - 2. Hesiod, Theogonie, hg. und übers. von Albert von Schirnding, Mchn. und Zh. 1991. - 3. Vergil (Publius Vergilius Maro), Aeneis, hg. und übers. von Johannes Götte, Mchn. und Zh. 71988. - 4. Livius (Titus Livius), Ab urbe condita: Römische Geschichte, Buch I-III, hg. und übers. von Hans Jürgen Hillen, Mchn. und Zh. 1987. - 5. Ovid (Publius Ovidius Naso), Metamorphoseon libri XV, hg. und übers. von Hermann Breitenbach, Zh. 1964. - 6. Plinius d. Ä. (Gaius Plinius Secundus), Naturalis historia, lib. XXXVI, ed. König. - 7. Philostrat (Philostratos Lemnios), Eikones: Die Bilder, hg. und übers. von Otto
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Bei der Bearbeitung des Artikels wurde von Hans Feldbusch und Reinhold Baumstark gesammeltes Material verwendet. Hinweise gaben: Katarzyna Brzezina, Krakau, Elisabeth Klecker, Wien, Elizabeth McGrath, London, und Pavel Preiss, Prag.
Verweise
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